Unbekannte Autoren
Tausend und eine Nacht. Band II
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Geschichte des Eunuchen Bucheit.

»Wisset, meine Brüder, als ich noch ganz jung war und erst fünf Jahre zählte, holten mich die Sklavenhändler aus 158 meinem Land und verkauften mich an einen Dschāwisch,Ein Offizier niedern Ranges. der eine Tochter von drei Jahren hatte. Mit dieser wurde ich erzogen, und sie hatten ihren Spaß an mir, wenn ich mit ihr spielte und tanzte und sang. Dies blieb so, bis ich zwölf Jahre und sie zehn Jahre alt geworden war. Aber auch dann trennten sie uns nicht, so daß ich sie eines Tages besuchte, als sie in einem abgelegenen Zimmer saß und es mir schien, als ob sie soeben erst das Bad, das sich im Hause befand, verlassen hätte, da sie sich parfümiert und beräuchert hatte, und ihr Gesicht wie der Mond in seiner vierzehnten Nacht glänzte. Hier spielten wir miteinander, umarmten und küßten uns, bis uns plötzlich die Liebe überwältigte. Wie ich nun sah, was geschehen war, lief ich zu einem meiner Freunde fort. Als ihre Mutter ihren Zustand merkte, verlor sie fast den Verstand, doch verheimlichte sie die Sache vor ihrem Vater und wartete zwei Monate lang, wobei sie nicht abließen mich zu bitten und mir zu schmeicheln, bis sie mich an dem Orte, wo ich mich aufhielt, einfingen. Auch jetzt sagten sie ihrem Vater nichts davon, da sie mich sehr liebten. Bald darauf verlobte sie dann ihre Mutter mit dem jungen Barbier, welcher ihren Vater bediente, verschrieb der Braut die Morgengabe aus ihrem eigenen Vermögen und stattete sie aufs eiligste aus, ohne daß ihr Vater von ihrem Zustand irgend etwas merkte. Dann ergriffen sie mich unversehens, verschnitten mich und machten mich, nachdem sie die Braut dem Bräutigam zugeführt hatten, zu ihrem Eunuchen, der sie überall hin begleiten mußte, sei es, daß sie zum Bade oder in das Haus ihres Vaters ging. Lange Zeit blieb ich so bei ihr und genoß ihre Schönheit und Anmut, so weit ich es mit Küssen und Umarmen konnte, bis sie und ihr Gatte, ihr Vater und ihre Mutter starben, und mich das SchatzhausDer Fiskus. einzog. Darauf kam ich hierher und ward euer Genosse. Frieden mit euch!« Hierauf erzählte der zweite Sklave: 159

 


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