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Zwölftes Kapitel

Während die Hochzeit Lamprecht Lampes und Nikolinens auf das glänzendste gefeiert wird, läßt sich Baron von Capreoli bei einem Duell erwischen, das, wie aus dem 13. Kapitel – ja, ja, die ominöse Zahl 13! – zu ersehen ist, sehr üble Folgen für ihn hat.

 

Nach einem nächtlichen Gewitter, das die verschmachtete Natur erfrischt und neu belebt hatte, war ein strahlendschöner Hochsommertag heraufgezogen. Schon seit dem ersten schwachen Morgendämmer war in der Wohnung der Familie Laputz alt und jung auf den Läufen, denn heute sollte Nikolinens Hochzeit mit Lamprecht Lampe in der großartigsten Weise gefeiert werden. Sogar der Urgroßvater hatte sein Altersstübchen in der Mansarde verlassen und saß nun, die letzten Anordnungen Herrn Lapinus' und seiner umsichtigen Gattin mit allerlei Gegenbefehlen durchkreuzend, seiner geschäftig hin und her flitzenden Nachkommenschaft im Wege, brachte mit seinen Nörgeleien das Küchenpersonal zur hellen Verzweiflung, vertauschte unermüdlich die Tafelkarten und konnte, naschhaft wie hochbetagte Leute nun einmal sind, nur durch List davon abgehalten werden, den schönen Hochzeitskuchen vorzeitig anzuknabbern.

Von auswärtigen Gästen waren der ehemalige Vormund des Bräutigams, Ökonomierat Lampe aus Hasenfelde, und ein paar Vettern aus der Magdeburger Gegend bereits zum Polterabend eingetroffen; sie hatten zu sehr vorgerückter Stunde Sassen in der Nähe des Karnickelbaus bezogen, waren bei dem Regenguß bis auf die Knochen naß geworden und schalten nun auf die ihnen ungewohnten Bäume, von denen es noch lange nach Abzug des Gewitters getropft habe. Sie hoppelten mit übernächtigen Gesichtern umher, bedurften zu ihrer inneren Erwärmung ansehnlicher Mengen starker Getränke und setzten sich schließlich in die Sonne, um sich den Balg trocknen zu lassen.

Nikoline, die liebliche Braut, blieb vorerst noch unsichtbar. Sie weilte in der Kammer des vorjährigen Junisatzes und ließ sich von Schwestern und Freundinnen zu ihrem Ehrentage schmücken. Und während Ihr die Mädchen unter tausend Scherzen den Kranz aus Heidelbeergrün zwischen die Löffel drückten und den Schleier aus feinem Spinnengewebe in Falten ordneten, weinte sie in rührender Verwirrung Träne um Träne in ihr Spitzentüchlein. Ach, ihr war so feierlich zumute, viel, viel feierlicher als ihrem Lamprecht, der sich ziemlich spät am Morgen mit etwas verdrossener Miene einfand, einen Korn nach dem andern kippte und nicht übel Lust zeigte, mit den Vettern eine Partie »Meine Tante, deine Tante« zu spielen. Als ihn die Schwägerinnen fragten, ob er kein Verlangen spüre, seine Frau – denn so konnte man Linchen nun wirklich nennen, da die standesamtliche Trauung schon am Tage vorher stattgefunden hatte! – in ihrem Hochzeitsschmucke zu sehen, meinte er lieblos, er werde sie noch zeitig genug eräugen, und außerdem verfüge er über eine so lebhafte Phantasie, daß er sich ein Karnickel im Brautschleier ganz gut vorstellen könne.

Daß Kantor Waldkauz mit Frau und Töchtern absagen würden, war zu erwarten gewesen: seit ihrem traurigen Erlebnis mit dem angeblichen Herrn Jako empfanden sie eine begreifliche Scheu davor, Gesellschaften zu besuchen. Eine große Enttäuschung bereitete es jedoch Laputzens, daß auch Baron Capreoli, den man als einen Gönner Lampes eingeladen hatte, noch im letzten Augenblick abschrieb. Er entschuldigte sich damit, daß die Vorbereitungen zum Empfange des Regenten seine Zeit vollständig in Anspruch nähmen, in Wirklichkeit aber war er in einer Liebesangelegenheit mit einem aus der Elbniederung herübergewechselten jüngeren Verwandten aneinandergeraten und hatte ihm eine Forderung gesandt, die an diesem Tage zum Austrag gebracht werden sollte.

Mit um so größerer Freude begrüßte man das Erscheinen des Bockertschen Ehepaares, das seinen kleinen Kastor, einen etwas altklugen und verzogenen Nachkömmling, mitgebracht hatte, damit er die Vettern und Basen aus dem Hause Laputz kennenlerne, und natürlich auch das des Majors Swinegel und seiner Gemahlin. Immer und immer wieder schüttelte der Brautvater dem alten Soldaten mit bedeutsamem Lichterzwinkern die Pfote; war er es doch, dessen entschlossenem Eingreifen man letzten Endes diesen festlichen Tag zu verdanken hatte. Auch Aktuar Eichhorn und Förster Grünspecht stellten sich mit ihren Gattinnen ein, desgleichen Ingenieur Maulwurf, der als einsiedlerischer Sonderling noch nie eine Hochzeit mitgemacht hatte und sehr enttäuscht war, als er erfuhr, daß das Mahl erst nach der Trauung stattfinde. Frau Hamster kam, wie immer, allein und meinte, auf ein pünktliches Erscheinen ihres Kornelius dürfe man heute kaum rechnen, da jetzt während der Ernte seine Hauptgeschäftssaison sei; er habe sogar geäußert, wenn es ihm nicht leid täte, das Diner schwimmen zu lassen, würde er am liebsten seinen jüngsten Lehrling als Vertreter schicken. Sie war aufgedonnert wie noch nie und hatte sich einen mächtigen Kamillenstrauß an den Busen gesteckt. Als Eichhorn, der kein großer Botaniker war, sie fragte, ob es echte Kamillen seien, rümpfte sie die Nase und sagte ein wenig ungehalten: »Aber selbstverständlich! Sehe ich etwa so aus, als ob ich unechte Sachen trüge?«

Natürlich waren auch Laputzens Mieter, Herr und Frau Hohltaube, da, kümmerten sich jedoch wenig um die übrigen Festgenossen, sondern hockten abseits nebeneinander und frischten Erinnerungen an ihre eigene Hochzeit auf, und dabei machte der Tauber seiner kleinen Frau noch genau so tiefe Verbeugungen wie an jenem Aprilmorgen, wo er aus dem Wipfel einer alten Eiche zum erstenmal mit ihr zusammengetroffen war und ihr durch anhaltendes Rucksen seine Gefühle zu erkennen gegeben hatte.

Die Ankunft Pfarrer Birkhahns und seiner Gattin machte der Unterhaltung der Gäste ein Ende. Der Geistliche sah in seinem schwarzen, allerdings schon ein wenig ausgeblichenen und an den Säumen verschlissenen Talar und mit den leuchtendroten Rosen über den Lichtern sehr würdig aus. Einen desto bescheideneren Eindruck machte dagegen seine Gattin, eine etwas einsilbige und offenbar auch verschüchterte Dame in höchst anspruchslosem rostbraun und schwarz gemustertem Kleide. Wer die Pfarrersfrau auf der Hochzeit bei Waldkauzens gesehen hatte, fand ihre sanften, aber herzlich unbedeutenden Züge auffallend verändert, und Aktuar Eichhorn, der bei seiner betrüblichen radikalen Gesinnung ein grundsätzlicher Feind der Geistlichkeit war, flüsterte dem Förster Grünspecht ins Ohr, er wolle jede Wette eingehen, daß Birkhahn diesmal ein ganz anderes Weib mitgebracht habe.

Nachdem der Pfarrer einen kleinen Imbiß eingenommen hatte, sollte die Trauung auf dem flachen Dache der Laputzschen Wohnung vor sich gehen. Linchen, die für alles Ungewöhnliche schwärmte, hatte diesen Ort selbst gewählt; sie meinte, es müsse doch ungemein weihevoll stimmen, bei einem solchen feierlichen Akt das blaue Himmelsgewölbe über sich zu haben und die liebe Sonne unter den Festteilnehmern zu wissen.

Gerade als sich das junge Paar unter Vorantritt von sechs blumenstreuenden Laputztöchterchen zu dem aus einem Baumstubben hergerichteten Altar begab, kam in großer Eile Inspektor Rebhahn angetrippelt, entschuldigte sein verspätetes Erscheinen damit, daß er noch das letzte Fuder Weizen habe hereinbringen wollen, und übermittelte Grüße von seiner Frau, die sich zu ihrem größten Bedauern versagen müsse, der Feier beizuwohnen, da ihre vierzehn Kinderchen – ein Ei sei leider faulgebrütet gewesen! – doch noch zu unselbständig seien, als daß sie es wagen dürfe, das kleine Volk einen halben Tag lang allein zu lassen.

Dann nahm die Trauung ihren Anfang. Die schlichten Worte des Geistlichen gingen allen Hörern zu Herzen und wurden durch seine Angewohnheit, bei den Kernstellen, die ein stärkeres Erheben der Stimme notwendig machten, von einem Ständer auf den andern zu hüpfen, nicht im geringsten in ihrer Wirkung beeinträchtigt. Die Damen waren zu Tränen gerührt, und die junge Frau Lampe erbat sich das Schnupftuch ihres Mannes, da ihr eigenes Spitzentüchlein schon nach den ersten zehn Minuten nicht mehr aufnahmefähig war. Allgemein fiel auf, daß Lampe selbst die Zeremonie ohne ein Zeichen innerer Bewegung über sich ergehen ließ.

Nach der Trauung ging man zu Tisch – zur größten Genugtuung des Ingenieurs Maulwurf, der vor Hunger einer Ohnmacht nahe gewesen war. Jeder Herr bot seiner Dame den Vorderlauf oder Flügel, und so zog man in langer Polonäse auf die »Terrasse« hinunter, wo unter grünem Gezweig die geschmackvoll gedeckte und mit Blumen geschmückte Tafel der Gäste harrte. Gerade als man sich niedersetzte, stellte sich Herr Hamster ein, machte aus seiner Befriedigung, die Traurede versäumt zu haben, gar kein Hehl und erklärte mit zynischer Offenheit, ihn interessiere bei einer Hochzeit nur das Diner. Und als er nun vor den Plätzen des jungen Paares die von ihm als Hochzeitsgeschenk gestiftete jetzt mit Klatschmohn gefüllte Vase, eine slawische Graburne aus schwarzem Ton, entdeckte, meinte er, die Herrschaften sollten sich das Ding recht genau ansehen, denn es habe bare dreißig Mark gekostet und sei unter Brüdern mehr als tausend Jahre alt. Das letztere mochte wohl richtig sein, das erstere aber war eine dreiste Lüge, denn Herr Hamster hatte den Topf bei der Anlage seines Brunnens selbst in der Erde gefunden und eine ganze Weile zu recht prosaischen Zwecken benutzt, bis ihn die verwitwete Regierungsrat Nebelkrähe, die den Winter gewöhnlich in Leipzig verbrachte und dort auf dem Dache des Grassimuseums zu wohnen pflegte, über Alter und Wert seines Fundes aufgeklärt hatte.

»Aber Kornelius, wie kannst du nur mit dem Preise remontieren!« bemerkte die Gattin des Getreidespekulanten mißbilligend.

»Ach was, Alte!« erwiderte er, sich die Serviette vorbindend, »wenn man den Tieren nicht unter die Nase reibt, was so ein Ding gekostet hat, merkt kein Iltis, wie wertvoll es ist, denn aussehen tut's eigentlich nach nischt.«

Sie blieb ihm die Antwort nicht schuldig und sagte mit mühsam unterdrücktem Pfauchen: »Wenn auch! Aber wenn man jemand ein Präsident macht, nennt man den Preis nicht! Die Herrschaften müssen ja denken, du fändest das Geld auf der Straße, und dann wunderst du dich nachher, wenn du immer mehr Steuern bezahlen sollst. Ich habe dir ja gleich geraten, den Topf bronzieren zu lassen, dann hätte doch jeder von selbst gesehen, daß es eine hochnoble Antiquarität ist.«

Als die Suppe aufgetragen wurde, setzte die Tafelmusik ein, die von Stieglitz, Grünfink, Hänfling, Gartengrasmücke, Weidenlaubsänger und Teichrohrsänger ausgeführt wurde. Es waren ja freilich keine hervorragenden musikalischen Kräfte, aber die Virtuosen ersten Ranges waren in dieser Jahreszeit nicht mehr zu haben, ganz abgesehen davon, daß sie auch ganz andere Honorare gefordert haben würden.

Nachdem Pfarrer Birkhahn mit einer launigen Ansprache an das Neuvermählte Paar den Anfang gemacht hatte, löste ein Tischredner den andern ab, und die Familie Laputz mußte es sich gefallen lassen, vom Urgroßvater bis herunter zum allerjüngsten Satz in mehr oder minder witzigen Wendungen gefeiert zu werden. Dazwischen gab es auch hübsche Überraschungen; so erschienen Linchens gleichalterige Schwestern als die vier Jahreszeiten, um dem jungen Landwirtspaar in sinnigen Versen zu huldigen und als symbolische Gaben Blumen, Ähren, Holzäpfel und Baumrinde zu überreichen.

Dann deuteten Bockerts ihrem Kastor, der zwischen zwei seiner jungen Laputzbasen am unteren Ende der Tafel saß und sich während der langen Reden der Erwachsenen die Zeit damit vertrieb, einen halbkreisförmigen Ausschnitt in die Tischplatte zu nagen, durch Zeichen an, daß auch er jetzt sein Gedicht vom Stapel lassen solle. Anfangs tat der Schlingel, als bemerke er die Mahnungen nicht, als dann aber die Eltern deutlicher wurden, erklärte er, zum Deklamieren sei er gar nicht in der rechten Stimmung, denn wenn ihm der Balg trocken geworden sei, fühle er sich nicht wohl. Man mußte ihn also wohl oder übel in die Küche bringen und mit einem Eimer Wasser übergießen, bevor er sich dazu entschloß, das ihm unter unsäglichen Mühen eingetrichterte Hochzeitskarmen, bei dem ihm die zärtliche Mutter noch zu soufflieren genötigt war, herunterzuleiern. Ehe er jedoch zur letzten Strophe gelangte, begann er zu stottern, schob die Klauen zwischen die orangegelben Zähne und rannte schließlich heulend davon. Die Eltern eilten ihm nach, befreiten ihn aus der engen Röhre, in die er in seiner Herzensangst den breiten Schädel gezwängt hatte, und erkundigten sich unter tausend Zärtlichkeitsbeweisen besorgt nach dem Grunde seines sonderbaren Benehmens. Da gestand der liebe Junge denn, daß er den Kalmusstengel, den er als ein Sinnbild der Süßigkeit des Eheglücks beim letzten Verse den Neuvermählten hatte überreichen sollen, längst selber verspeist habe.

Alles lachte, der Vater jedoch sagte stolz: »Der Bengel wird's im Leben zu etwas bringen. Er hat den gesunden Egoismus, der mir leider immer gefehlt hat, und ohne den auch das begabteste Tier als armer Iltis eingeht.«

Da die Hochzeit auf der ziemlich frei gelegenen, jedenfalls von drei Seiten bequem übersehbaren »Terrasse«, also gleichsam in der breitesten Öffentlichkeit, gefeiert wurde, hatten sich auch mancherlei Zaungäste eingefunden, jene Sorte Publikum, die sogleich Wind davon bekommt, wenn irgendwo etwas los ist, und die jederzeit bereit ist, der Befriedigung ihrer Neugier ein paar kostbare Stunden zu opfern. Es waren allerlei kleine Leute, die da rings um den Karnickelbau im dürftigen Grase, unter dem niedrigen Beeren- und Heidekrautgestrüpp oder im Gezweig der Faulbaum-, Haselnuß- und Schlehenbüsche saßen, mit halb neidischen, halb bewundernden Blicken das lustige Treiben der Hochzeitsgesellschaft verfolgten und es natürlich an kritischen Bemerkungen über die einzelnen Festteilnehmer nicht fehlen ließen.

»Haben Sie schon einmal einen so trübetimpligen Bräutigam gesehen wie diesen Lampe, Frau Nachbarin?« fragte die alte Waldmaus, die nur noch die Hälfte des Schwanzes hatte, eine schmucke junge Haselmaus. »Er macht ja ein Gesicht, als wenn er Giftweizen gefressen hätte. Und dabei bekommt er doch das netteste Frauchen, das er sich wünschen kann.«

»Das stimmt schon, aber er wird wohl wissen, daß mit der Schönheit allein nicht viel anzufangen ist. Was Laputzens ihren Töchtern mitgeben, wird nicht gerade viel sein. Ich glaube, unsereins steht sich da besser. Ich habe wenigstens, als ich heiratete, meinem Manne zweiundsechzig Nüsse mitgebracht, und davon war auch nicht eine madig.«

»Ja ja, bei den Reichen stinkt's manchmal auch. Es ist nicht alles Buchecker, was braun aussieht. Da feiern sie nun eine pompöse Hochzeit mit Eicheln, Brombeeren und Pfifferlingen und wissen womöglich noch nicht einmal, wovon sie alle die feinen Sachen bezahlen sollen. Als meine Älteste Hochzeit machte, gab's nur einen ordentlichen Topf Hafergrütze und hinterher ein paar Kirschkerne, aber vergnügt waren wir deshalb doch, und gesungen haben wir bis an den frühen Morgen.«

»Ist die kleine Frau Lampe nicht einfach süß?« flüsterte das Rotkehlchen, das keinen Blick seiner dunkeln Äuglein von dem jungen Wesen in Kranz und Schleier abgewandt hatte, der Wasserspitzmaus ins Ohr.

»Na ja, ganz hübsch sieht sie schon aus«, meinte die Alte, deren mit langen Spürhaaren besetzter Rüssel immer leise zitterte, wenn der kaum merkliche Wind die Wohlgerüche der Tafel herübertrug, »aber ich glaube, sie ist herzlich unbegabt. Ich bin überzeugt, sie ist nicht einmal imstande, auf dem Grunde eines Teiches herumzulaufen.«

»Muß man das können?« fragte das Rotkehlchen erschrocken.

»Unser großer Vetter, der Wasserschmätzer, kann's auch«, riefen zwei Zaunkönige wie aus einem Schnabel.

»Ich kann's nicht, ich habe auch gar nicht den Mut, es zu versuchen«, gestand das Rotkehlchen bekümmert.

»Nun, unbedingt nötig ist's ja gerade nicht«, erwiderte die Wasserspitzmaus, die trotz ihrem etwas hexenhaften Äußern ein gutes Herz hatte, wenigstens, solange sich's nicht ums liebe Fressen handelte. »Dafür verstehen Sie ja zu fliegen, und das können wiederum nur die Vögel.«

»Bitte sehr, meine Liebe, vergessen Sie gefälligst mich nicht!« mischte sich jetzt ein sehr stattlicher Hirschkäfer in die Unterhaltung. »Ich bin kein Vogel, sondern ein Cervide wie unser durchlauchtigster Fürst und der Herr Kreisdirektor, aber ich bin der einzige in unserer Familie, der sich die Mühe gegeben hat, das Fliegen zu lernen. Und das war sehr gut, denn wenn man ein so kapitales Geweih geschoben hat wie ich, ist man keinen Augenblick davor sicher, eine Kugel aufs Blatt zu bekommen.« Und dann nahm er ein Heidekrautreislein zwischen die Stangen und fegte daran, daß die zartrosa Blütenknöspchen nach allen Seiten stoben.

»Werden Sie im Herbst auch nach dem Süden übersiedeln, Herr Hirschkäfer?« erkundigte sich Frau Starmatz, die sich mit Mann und Kindern ganz in der Nähe im Grase niedergelassen hatte und in der Absicht, ein Gespräch mit dem »Geweihten« anzuknüpfen, schon ein paarmal unter lebhaftem Kopfnicken um ihn herumgetrippelt war.

»Ich denke gar nicht daran, meine Beste«, erwiderte er. »Solange man hierzulande noch ein anständiges Glas gegorenen Eichensaft bekommt, habe ich keine Veranlassung, ins Ausland zu gehen.«

»Schade! Wir hatten uns schon darauf gefreut, die Reise in Ihrer Gesellschaft machen zu können. Wir wollen nämlich den Winter an der Riviera verbringen. Meinem Manne bekommt die rauhe Luft hier so schlecht, und den Kindern, die erst kürzlich alle vier die Masern gehabt haben und sich immer noch ein bißchen matt fühlen, wird ein milderes Klima ja auch guttun. Ich selbst verspreche mir von dem regen geselligen Leben da unten mancherlei Anregung, um so mehr als das Publikum doch ganz international ist und man infolgedessen wieder einmal Gelegenheit findet, seine Sprachkenntnisse ein wenig aufzufrischen«, plapperte Frau Starmatz lustig drauflos, wobei sie sich fortwährend nach allen Seiten umblickte, um die Wirkung zu beobachten, die ihre Worte auf die anderen Tiere ausübten.

»Sehen Sie nur einmal den jungen Bockert an, Fräulein!« bemerkte einer der Zaunkönige zum Rotkehlchen. »Ein so ungezogener Balg ist mir in meinem ganzen Leben noch nicht vorgekommen. Da hat er sich eben zum viertenmal eine Riesenportion Pudding auf den Teller geladen, und jetzt, wo er merkt, daß er sie nicht mehr bezwingen kann, dreht er sich auf seinem Stuhl um und bedeckt sie mit der Kelle, weil er Angst hat, es könnte sich jemand anders darüber hermachen. Und dabei besucht der Junge das Gymnasium! Wenn das die vielgerühmte humanistische Bildung ist, dann pfeife ich darauf. Ich bin nur in die Volksschule gegangen, aber daß man seinen Schwanz nicht auf einen Teller legt, das sagt mir doch mein angeborenes Anstandsgefühl.«

»Ich finde den kleinen Bockert aber doch sehr originell. Man merkt ihm an, daß er der Sohn eines genialen Mannes ist«, gab das Rotkehlchen zurück. »Übrigens dürfte es Ihnen auch schwer fallen, Ihren Schwanz als Deckel zu benutzen«, setzte es schnippisch hinzu.

»Aha, jetzt soll getanzt werden«, sagte die junge Frau Haselmaus, als man auf der »Terrasse« Tisch und Stühle beiseiterückte. »Diese Leute wollen mit vollem Magen tanzen. Das kann doch der Gesundheit unmöglich zuträglich sein! Wenn wir gespeist haben, rollen wir uns immer zusammen und schlafen ein Stündchen, bevor wir etwas anderes unternehmen. Sehen Sie, Frau Nachbarin, jetzt engagiert der neugebackene Ehemann seine Gattin!«

»Sie kommen nicht in den Takt. Wenn das nur kein böses Vorzeichen ist!« bemerkte die alte Waldmaus mit dem Stummelschwanz, die sehr abergläubisch war. »Können Sie sich noch auf die Hochzeit bei Wühlmausens besinnen, die in der alten Jagdhütte am Schmerlenbach so üppig gefeiert wurde, und wo ein Vetter des Bräutigams so unpassende Lieder vortrug, daß sich die Damen die Ohren zuhielten? Ach nein, das war wohl vor Ihrer Zeit. Damals konnten die Neuvermählten beim Brauttanz auch nicht in den rechten Tritt kommen, und als sie dann im Morgendämmer ihr eigenes Heim aufsuchten, wurden sie beide von einem Steinkauz ermordet. Ich denke noch immer mit Schrecken daran.«

»Der Major ist nicht mehr ganz sicher auf den Beinen. Sehen Sie nur, wie er an seiner Tänzerin Halt sucht! Die arme Eichhornen kann einem leid tun; bei jeder Schwenkung kommt sie mit seinen Stacheln in Berührung«, meinte die Wasserspitzmaus, während sie sich mit den Borstenkämmen, die sie an den Außenseiten ihrer Pfoten trug, behutsam über ihr dünnes Toupet strich.

Jetzt gab es für die Zuschauer ein neues ergötzliches Schauspiel. Pfarrer Birkhahn, der sich schon eine ganze Weile nicht mehr an der Unterhaltung beteiligt, vielmehr nur noch den Schnabel ins Glas gesteckt und dabei die Melodie eines Walzers mit halblautem Schleifen und Kollern begleitet hatte, erhob sich plötzlich von seinem Sitz, packte zur allgemeinen Verblüffung seine Gattin beim Nackengefieder und zog sie von ihrem Ehrenplatz neben dem längst in tiefen Schlummer versunkenen Karnickelsenior in die Mitte der Tanzenden, um mit ihr zum Schuhplattler anzutreten. Aber da konnte man wahrnehmen, daß die Frau Pfarrer keineswegs das verschüchterte und geduldige Huhn war, für das sie alle Welt gehalten hatte: sie erinnerte ihren Eheherrn vielmehr sehr energisch an seine geistliche Würde und setzte ihm den Kopf so wacker zurecht, daß er ganz kleinlaut auf seinen Platz zurückschlich und den ganzen Abend den Schnabel nicht mehr auftat.

Sei es nun, daß sich die älteren Herrschaften jetzt auch auf ihre Würde besannen, sei es, daß die Wirkung der reichlich genossenen Tafelfreuden in Verbindung mit Hochsommerglut und Festestrubel sie ermüdet hatte: sie überließen einer nach dem andern den Tanzplatz dem jungen Volk und setzten sich – Herren und Damen gesondert – zusammen, um in aller Ruhe ein gemütliches Schwätzchen zu machen. In der Gruppe der Herren kam das Gespräch bald auf die Politik. Bockert, dem der Wein die Zunge gelöst hatte, äußerte sich sehr freimütig über Graf Basse und spielte mit allerlei vielsagenden Wendungen auf einen bevorstehenden Wechsel in der Regierung an, wobei er nicht verfehlte, auf Baron Capreoli als auf den kommenden Mann hinzuweisen, Major von Swinegel ergriff sehr temperamentvoll die Partei des Staatsministers, dessen festes Auftreten er nicht genug zu rühmen wußte, und Aktuar Eichhorn verfocht mit einer für die augenblickliche Geistesverfassung seiner Gegner fast zu gewandten Dialektik seine radikalen Überzeugungen.

Auch der Kriegsgerüchte wurde gedacht, die seit einiger Zeit regelmäßig in den Blättern auftauchten und ängstliche Gemüter mit banger Sorge erfüllten. Herr Hamster maß ihnen keine Bedeutung bei und behauptete, alles, was man über die drohende Haltung der Zweibeine lese, sei aus der Luft gegriffen und bloß Mache der Regierung, die bei der Volksvertretung für die Aufstellung dreier neuer Hornissenregimenter Stimmung machen wolle.

Aller Augen hingen an der Schnauze des Majors, der zwar mit überlegenem Lächeln dasaß, aber seine Stacheln wirr durcheinandergestellt hatte, was bei ihm immer ein Zeichen starker innerer Erregung war. »Meine Herren, Sie dürfen versichert fein, wenn die Regierung für eine Erhöhung des Militäretats Stimmung zu machen sucht, so hat sie dafür ihre triftigen Gründe. Ich will niemand beunruhigen, aber ich kann Ihnen verraten, daß die Lage zur Zeit weit ernster ist, als sie auf den ersten Blick erscheint«, erklärte er. »Vielleicht ist es dem einen oder andern von Ihnen schon aufgefallen, daß die Zweibeine den alten, morschen Lattenzaun des Oberförstereigartens beseitigt und durch ein dichtmaschiges Gitter – wir Fachleute nennen so etwas einen Drahtverhau! – ersetzt haben. Das heißt nichts anderes, als daß sie ihr an unsere Landesgrenze vorgeschobenes Außenwerk neu befestigen und in Verteidigungszustand setzen. Und weshalb tun die Zweibeine das, meine Herren? Weil sie von unserer Seite einen Angriff erwarten. Das mag lächerlich erscheinen, denn jeder von uns weiß, daß Durchlaucht der Regent genau so friedliebend gesinnt ist wie der letzte seiner Untertanen, aber es beweist doch, daß die Nervosität unserer Erbfeinde wieder einmal ihren Höhepunkt erreicht hat, und daß es nur eines einzigen Funkens bedarf, um den angesammelten Zündstoff zur Explosion zu bringen. Unter diesen Umständen, meine ich, wäre es die verhängnisvollste Unterlassungssünde, wenn unsere Regierung nicht die alte goldene Lehre si vis pacem, para bellum beherzigen wollte. Und ich glaube, die Sorge um unser aller Sicherheit liegt bei Durchlaucht wie bei Exzellenz Basse in guten Schalen. Hüten wir uns also davor, nervös zu werden, halten wir die Lichter auf und die Nasen trocken und äugen wir mit Vertrauen, aber auch mit Wachsamkeit in die Zukunft! Und nun, meine Herren, lassen Sie uns nachholen, was wir an diesem festlichen Tage leider bisher versäumt haben: Seine Majestät unser allergnädigster König Petz XXXVII. und Seine Durchlaucht der Regent, Fürst Hubertus XII. von Sechzehnenden, der uns in den nächsten Tagen mit Höchstseinem Besuche beehren wird, hurra! hurra! hurra!«

Die markigen Worte des alten Soldaten hatten ihres Eindrucks auf die Hörer nicht verfehlt, und die ganze Hochzeitsgesellschaft stimmte begeistert in den Huldigungsruf ein, der sich sogar durch die lange Reihe der Zaungäste fortpflanzte und am jenseitigen Waldrande ein rollendes Echo weckte.

Da lüftete der Hirschkäfer seine Flügeldecken, entfaltete die glashellen Schwingen, schnurrte in schöner Kurve empor und ließ sich auf dem höchsten Punkte der näheren Umgebung nieder. Daß es zufälligerweise der breite Kopf des Wasserbaudirektors war, störte ihn nicht im geringsten. Dann spreizte er sein Geweih, so weit er konnte, und sagte: »Meine verehrten Herrschaften, erlauben Sie mir als dem einzigen hier anwesenden Vertreter des Cervidischen Hauses, Ihnen für die erhebende spontane Ovation zu danken, die Sie Seiner Durchlaucht, meinem fürstlichen Herrn Vetter, bereitet haben! Der Ausdruck treuer Anhänglichkeit, dessen Zeuge ich soeben gewesen bin, hat meinem Herzen überaus wohlgetan.«

*

Gerade in dem Augenblick, wo die mit allgemeiner Heiterkeit aufgenommene Ansprache des Hirschkäfers den Festjubel auf Laputzens »Terrasse« noch einmal anschwellen ließ, beobachtete der Forstwart Markolf, der im Auftrage des Regierungsassessors von Malepart den Kreisdirektor auf Schritt und Tritt überwachte, wie dieser mit seinem Rivalen, einem ungeraden Sechserbock aus der Elbniederung, auf Lampes Klee zusammentraf. Aus dem Benehmen der beiden Herren ging deutlich hervor, daß sie im Begriffe waren, einen Zweikampf unter schweren Bedingungen – also ohne Sekundanten und andere Nebenpersonen – auszufechten. Markolf, der von seinem Auftraggeber mit genauen Anweisungen versehen worden war, verließ in aller Heimlichkeit den Fichtenwipfel, der ihm als Beobachtungswarte gedient hatte, und holte von einem mitten in der Feldflur gelegenen Komposthaufen den Feldmesser Rabenkrähe mit Gattin und zwei erwachsenen Söhnen herbei, damit sie den Dingen, die sich auf dem Klee vorbereiteten, als Zeugen beiwohnten. Die vier schwarzen Vögel ließen sich nicht lange bitten und saßen nun wohlgedeckt im dichten Gezweig, von wo sie die Vorgänge unten auf dem Felde mit lebhafter Anteilnahme verfolgten.

»Ich sehe ein solches Duell für mein Leben gern«, sagte Vater Rabenkrähe zu seinen aufhorchenden Söhnen. »So etwas wirkt auf mich in unserer nüchternen Gegenwart immer wie ein Gruß aus der schönen alten Feudalzeit, wo die Leute noch auf Ehre hielten, und wo man keine Viertelstunde zu fliegen brauchte, um wieder auf einen neuen Galgen zu stoßen. Weißt du noch, Mutter, wie wir vor sechs Jahren hinter der Sandgrube die beiden verkämpften Herren fanden?«

»Und ob ich's noch weiß! Es war ein so wundervoller Anblick, daß mir das Herz im Leibe lachte. Sie konnten noch nicht lange verendet sein, denn bei dem einen wenigstens war der Aufbruch noch brutwarm, wenn auch die Lichter bei beiden natürlich längst verglast waren. Das war eine Delikatesse, Jungens! Sonst, wenn Vater und ich ein Aas fanden, hackten wir uns jeder ein Licht heraus, aber damals kamen auf jeden zwei. Köstlich, sag ich euch, fast so delikat wie Kibitzeier.«

»Unser Kreisdirektor ist wohl der stärkere von den beiden?« fragte der eine der Krähensöhne.

»Gewiß, womit aber noch nicht gesagt ist, daß er seinen Gegner unterkriegt«, belehrte ihn der Vater. »Bei einem solchen Duell kommt es auf Gewandtheit oft ebensosehr an wie auf Kraft.«

»Es wäre aber fein, wenn der Baron den fremden Bock um die Ecke brächte. Was hat der Ungerade hier auf dem Revier zu suchen!« meinte der andere Sohn, der sich bei seinen Betrachtungen über den Ausgang des Kampfes lediglich von lokalpatriotischen Erwägungen leiten ließ.

»Sag das nicht, Jakob. Für uns wäre es vorteilhafter, wenn der Kreisdirektor auf dem Platze bliebe, denn da er im Wildbret stärker ist als der fremde Herr, wird er wohl auch eine größere Leber haben. Und wir sind doch heute zu vieren«, erklärte Mutter Rabenkrähe, die als tüchtige Hausfrau immer zuerst an die Küche dachte.

»Ich fürchte, aus der Sache wird nicht viel«, bemerkte der Vater, der schon manchem Zweikampf beigewohnt hatte, ernst. »Es sind alles Finten und Luftstöße. Sie bleiben mit den Waffen nicht aneinander. Gebt einmal acht: zu einer ordentlichen Forkelei wird's gar nicht kommen. Au – verflucht! Der Fremde kneift! So ein trauriger Lump! Wenn der Baron nur schneller hinterher wäre! Aber der Faulpelz ist zu bequem, er scheint sich, weiß der Iltis, damit zu begnügen, den Gegner auf den Trab gebracht zu haben. Jetzt hätte er doch die schönste Gelegenheit, den Drückeberger von der Flanke anzunehmen und ihm ein bißchen im Gescheide herumzustochern, aber er denkt gar nicht daran. So eine Gemeinheit! Pfui Habicht!«

»Ich finde das Duell überhaupt im höchsten Grade unmoralisch. Es verstößt gegen Religion, Gesetz und gute Sitten. Und wie gewissenlos ist es, Hoffnungen zu erwecken, die nicht in Erfüllung gehen!« schimpfte die Krähenmutter, die sich über die ihr entgangene Leber gar nicht zu trösten vermochte.

»Es ist unerhört, daß man als anständiger Vogel so etwas mit ansehen muß!« pflichtete ihr der Gatte in ehrlicher Entrüstung bei. »Ein solcher Skandal schreit nach dem Staatsanwalt. Aber natürlich, wenn so ein nobler Herr wie der Kreisdirektor eine Menscherei begeht, läßt sich kein Gendarm und kein Schutzmann eräugen.«

Der Forstwart Markolf, der einen Zweig tiefer saß, bemerkte mit Genugtuung, daß die schwarze Gesellschaft jetzt für eine kleine Anregung von seiner Seite reif war. »Wenn Exzellenz Basse davon erführe, wäre der Baron die längste Zeit Kreisdirektor gewesen«, sagte er, den Blick seiner listigen perlgrauen Lichter von einem zum andern schweifen lassend. »Ich als kleiner Beamter werde mich natürlich schön hüten, ihn zu denunzieren. Ich habe Frau und Kinder zu versorgen und mag mich nicht um Amt und Brot bringen. Da müßten sich schon angesehene Leute, die unabhängig sind, ins Mittel legen. Denen würde der Herr Minister wahrscheinlich für eine Anzeige sehr dankbar sein, denn er verabscheut das Duell aus ganzer Seele, besonders seit sich der Fürst so scharf dagegen ausgesprochen hat. Allerdings ist es nicht leicht, bei ihm vorgelassen zu werden; man muß da schon gute Beziehungen haben.«

»Das lassen Sie unsere Sorge sein, guter Mann! Wenn jemand Beziehungen zu ihm hat, so sind wir's. Sie müssen nämlich wissen, daß auch wir zum Schwarzwild gehören«, erwiderte der Krähenvater. Und sich an die Seinen wendend, fuhr er fort: »Ich halte es für unsere Pflicht, bei Exzellenz sofort eine Anzeige zu erstatten. So etwas soll man nicht auf den langen Ast schieben. Man muß das Gescheide kröpfen, solange es warm ist. Also los! Wir fliegen zum Minister!« Dann räusperte er sich, würgte ein wenig Gewölle aus, lüftete die Schwingen und strich seinen Angehörigen voran über das Vorholz der Fichtendickung zu, in der der borstige Staatsmann als einsiedlerischer Sonderling die schöne Jahreszeit verlebte.

Der pfiffige Forstwart äugte ihnen nach, bis sie hinter den dunkeln Wipfeln verschwunden waren, und ratschte vor Freude ein paarmal laut auf. Herr Regierungsassessor von Malepart hatte nämlich versprochen, ihm, sobald er selbst Kreisdirektor geworden sei, trotz seiner mangelnden Vorbildung eine Anstellung als Förster zu verschaffen, und dem Assessor durfte man schon zutrauen, daß er das Unmögliche möglich machen werde.


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