Andreas Gryphius
Carolus Stuardus
Andreas Gryphius

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

Hugo Peter allein.

Nunmehr hab ich genung das Elend hir gebauet;
Nach dem mein Augen / HErr! den schönen Tag geschauet.
Vergönne wenn du wilst daß ich im Frid hinfahr!
Man führt den Wütericht zu seiner Todten-Baar.
Der Barrabas verfält! und muß die Schuld zu büssen/
Durch den verfluchten Tod sein grausam Leben schlissen.
Dein Allmacht spür ich / HErr! würckt itzt zu unserm Heil /
Vnd waffnet Straff und Rach mit dem gerechten Beil.
Du gibst der Heilgen Schar Macht Könige zu binden;
Vnd Ed'len in die Kett' und Fessel einzuwinden.
Wer hat es je vermeint? das Licht zilt auff den Tag /
Ja bildet deutlich ab / wie nach dem letzten Schlag
Der dise Welt in Grauß in einem Nun wird legen;
Wir werden über Reich und König Vrtheil hegen /
Vnd richten was sich / GOtt / je wider dich verschwor /
Vnd irrd'scher Götter Stul vor deinen Thron erkohr.
Man eilt! ich muß voran! eh wolt ich tausend Leben
Auffsetzen / als mich itzt des Wunderblicks begeben /
Des Wunderblicks / nach dem ich nichts zu schaun begehr.
Was hat die Welt / daß sie nach dem zu schaun gewehr?

 

Fairfaxen Gemahlin. Ein Edelknabe.

Der Feldherr (was ich auch gesucht) ist nicht zu finden.

Gem. Gerechter Gott! Ach! soll mein Hoffen so verschwinden?
Wie stehts umb Jacobs Hoff?

Edelk.         Man rennt zu Fuß und Roß.
Man führt den König gleich fort nach dem weissen Schloß.

Gem. Ach! sag an / wessen Heer zu dem Geleit erkohren;

Edelk. Huncks / Axels / Hackers / Phrays.

Gem.         Ach! alles ist verlohren!
Stracks nim den besten Hengst / renn' und komm nicht zu mir;
Du bringst mein Ehgemahl dann auff mein Wort mit dir.

 

Fairfaxen Gemahlin. I. Obriste.

Ist diß gegebne Treu! ist diß sein hoch Versprechen?
Scheut Fairfax sich nicht Wort und hohen Schwur zu brechen?
Wo ist die erste Glutt / der hart verknüpfte Bund?
Bin ichs / die stets vorhin in seinem Hertzen stund?
Ehrloser pflegst du so mit Hand und Eyd zu schertzen?
Verstehst du nicht was Ruhm? vergist du meiner Schmertzen?
Wie? oder windet Furcht das Glück aus deiner Faust?
Vnd bebst du nicht vor dem ob dem der Erden graust?
Hast du die Helden nicht die sich mit mir verbunden;
Wol zu der That gesinnt und nicht bereit gefunden?
Warumb verbirgst du mir Vntreuer dein Gesicht?
So ists! wer Arges denckt / wer schuldig; scheut das Licht.
O Himmel! was beklemmt mir die gepresten Sinnen!
Ich fühle daß mir Krafft und Seele wil zerrinnen.
Die Brust klopfft. Schau ich den / der neulichst mir verhiß
Was er / O Schand / O Schmach! heut' unterwegen liß?

I. Obr. Man schreib es mir nicht zu das Fairfax nicht erbeten.

Gem. Der Muts und Eyvers voll schwur mit euch umbzutreten.

I. Obr. Hat sie ihn / wie ich hör / auff ihre Meinung bracht?

Gem. Vollkommen / gestern spät' und eh der Tag erwacht.

I. Ob. Hilff Gott! wie daß er sich denn nicht heut' uns erklähret.

Gem. Wie / daß ihr nicht vollführt was er an euch begehret?

I. Obr. Wir stunden beyde ja zu seinem Dinst bereit.

Gem. Wie das so ruchloß dann verschertzt die schönste Zeit?

I. Obr. Ach leider! ach ich spür' es / was von uns versehen!

Gem. Es ist umb ihn und euch und Carols Haubt geschehen.

I. Obr. O kaum erhörter Fall! O Irrthum sonder gleich.

Gem. Welch Irrthum? fördert diß den ungeheuren Streich?

I. Obr. Er hat uns seinen Schluß zu dunckel vorgetragen.

Gem. Warumb erkühnt ihr euch nicht ihn umb Licht zu fragen?

I. Obr. Sein Sorgenvoll Gesicht schloß (dünckt mich) unsern Mund.

Gem. Er sorgte; weil ihr ihm verhölt des Hertzens Grund.

I. Obr. Ach daß sie nicht vorhin das minst uns liß entdecken!

Gem. Mein Vorsatz war / durchauß nicht Argwohn zu erwecken.

I. Obr. O Vnfall der uns auch mit seinem Blutt bespritzt!

Gem. O Stral! der meine Seel' auffs schärffst' unheilsam ritzt!

I. Obr. Carl felt durch jener Spruch; und stirbt durch unser Schweigen.

Gem. Solt ich / mein Fürst! vor dich / auffs Mordgerüste steigen!
O König! Ach wo bleibt mein Ehgemahl?

I. Ob.         Nur Mutt!
Er sucht die Stunde noch zu retten Carols Blutt.

Gem. Wo ist er?

I. Ob.         Er ist gleich / auff der Gesandten bitten;
Vmb etwas Auffschub / nach West-Münster fort geritten.

Gem. Auff! folgt! wo Rettung ist; eilt! steht ihm an der Hand!
Entfernt von mir und euch die unerhörte Schand!
Behertzt das schwere Stück!

I. Ob.         Ich eil.

Gem.                 Ohn Zeit verliren.
HErr! aller Götter GOtt: Laß deinen Beystand spüren!
Bewege Rath und Volck. Beschirme mein Gemahl /
Wo nicht; so reiß mich bald / weg vor des Königs Qual.

 

Chor der Religion und der Ketzer.

Relig. HErr dem ein reines Hertz / und das sich dir ergeben /
    Vnd das dich einig ehrt und einig libt / gefält;
Der du durch Seelen sihst / dem auch was todt muß leben!
    Warumb verbannst du mich auff die verdammte Welt?
Warumb doch wohn' ich hir in Mittel grimmer Drachen?
    Vnd schlage mein Gezelt bey Mesechs Hütten auff?
Wie lange sol ich noch bey Kedar Läger machen?
    Wie lange schwitz ich Blut bey toller Leuen Hauff?
Ach Richter! der durchsiht auch die verdeckten Niren?
    Wie lange soll ich noch der Schalckheit Deckel seyn?
Wie lange läst durch mich der Pövel sich verführen?
    Vnd geht was Boßheit schleuse in meinem Namen ein?
Wer itzt die Wehr ergreifft: ergreifft sie mich zu schützen:
    So spricht er / und steckt Land und Kirchen selber an.
Wenn Zwang / wenn eigen Sinn / wenn Auffruhr nicht wil nützen;
    Deckt sie mein Nam / und Kleid auff den man pochen kan.
Wer seinen tollen Traum nicht darff zu marckte bringen:
    Schminckt ihn mit meiner Tracht und seet Haß und Streit.
Wenn das entdeckte Schwerdt nicht kan die Völcker zwingen
    Bricht durch mein Ebenbild die Rachgier Bund und Eyd.
Wer frey ohn alle Scham / ohn alle Furcht wil leben
    Vnd was die Kirch einsetzt mit trotzem Fuß zutrit:
Entschuldigt sich mit mir / wer Printzen aus wil heben
    Vnd Cronen niderdruckt / bringt meine Larve mit.
Sol ich der Britten Mord auch disen Tag beschönen?
    Vnd mit der Fackeln Licht benebeln Carles Tod?
Mein Bräutgam / laß so fern nicht deine Braut verhönen.
    Weil ich unschuldig bin ans Königs herber Noth.
Ihr Wolcken brecht entzwey! ich muß den Ort gesegnen
    Der mich vor ein Gespenst und Buben-Larven hält.
Denckt Menschen! was euch wird in meinem Schein begegnen:
    Ist Rauch und Dunst und Trug! wir scheiden aus der Welt.

Die Ketzer. I. Halt Schönste! halt! warumb fleuchst du von mir?

II. Ich halte dich O meine gröste Zir!

III. Sie selbst ist hin! du hast ein leres Kleidt!

II. Doch bleibt es mein!

IV.         Vmbsonst ist diser Streit
Mir kompt es zu.

I.         Ich wil es selber gantz.

V. Es reist entzwey.

VI.         Gib acht auff deine Schantz.
Das Kleid ist mein.

VII.         Vnd mein.

VIII.                 Vnd mein.

IX.                         Vnd mein.

VI. Es muß nicht dein und auch nicht dessen seyn!

 

Die Religion aus den Wolcken.

Geht! geht! und schmückt euch aus mit meines Mantels stücken!
Ein reines Hertz läst sich durch dise nicht erquicken!
Es sucht und findet mich in GOtt der Warheit ist.
Vnd der ein reines Hertz zum Wohnhauß ihm erkist.

 << zurück weiter >>