Anastasius Grün
Robin Hood
Anastasius Grün

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Robin Hoods goldner Lohn.

        Einst zog Robin die Straß' entlang,
Als Mönch gekleidet ganz,
Er trug Kapuz' und Mönchshabit,
Trug Kreuz und Rosenkranz.

Er ging zwei Meilen oder drei,
Da ward sein Blick gewahr
In schwarzem Kleid zu Rosse hoch
Ein stattlich Priesterpaar.

»Benedicite!« rief Robin Hood,
»Die milde Hand mir leiht,
Grüßt mit dem Gröschlein mir die Hand»Grüßt mit dem Gröschlein mir die Hand,« oder wie Dönniges übersetzt: »Mit einem Kreuzer kreuzt meine Hand,« ein Versuch, die Alliteration des Originals: »cross with a groat« im Deutschen nachzubilden. »Cross my hand with silver« ist übrigens ein sehr gewöhnlicher Zuruf bettelnden Zigeunervolkes.
Zur Ehr' der heil'gen Maid.

Ich wandre schon den ganzen Tag,
Doch blieb ich bar und blank,
Bekam nicht einen Bissen Brot,
Nicht einen Schluck zum Trank.«

Sie riefen: »Bei der heil'gen Maid,
Uns mangelt's selbst an Geld:
Man hat heut morgen uns beraubt,
Aus uns kein Pfennig fällt!«

»Ich fürchte sehr,« sprach Robin Hood,
»Daß ihr 'ne Lüge sagt;
Und eh' ihr mögt von hinnen ziehn,
Sei ein Versuch gewagt.«

Die Priester, als sie dies gehört,
Schnell ritten sie davon,
Doch Robin, auf den Sohlen flink,
Hat eingeholt sie schon.

Er hielt in ihrer Flucht sie auf
Und riß vom Pferd das Paar.
»Verschon uns, Bruder,« riefen sie,
»Dein Mitleid uns bewahr!«

»Da ihr kein Geld habt,« sprach Robin,
»So laßt allhier im Feld
Aufs Knie uns fallen alle drei
Und flehn zu Gott um Geld!«

Die Priester widerstrebten nicht
Und senkten sich aufs Knie.
»O send' uns Geld in unsrer Not!
O send' es!« flehten sie.

Die Priester blickten sauer drein,
Die Hände ringend bang,
Bald weinten sie, bald schrien sie laut,
Robin doch lustig sang.

Als so das Jammern und Gebet
Ein Stündchen wohl gewährt,
Rief Robin: »Laßt uns sehn, wieviel
Der Himmel uns beschert?

Wir teilen jetzt zu gleichem Teil,
Was unser ward an Geld,
Und unter uns soll keiner sein,
Der den Genossen prellt.«

Die Priester griffen in den Sack
Und sagten, daß nichts drin.
»Der eine such' den andern durch,
Der Reih' nach!« sprach Robin.

Robin durchsuchte selbst die zwei
Und machte goldnen Fund,
Fünfhundert Stücke zählt er bar
Wohl auf den Rasengrund.

»Ein holder Anblick,« rief Robin,
»Solch Haufen Golds, o seht!
Ihr sollt auch haben euren Teil
Für euer fromm Gebet.«

Drauf gab er jedem fünfzig Pfund,
Den Rest nahm er für sich,
Die Priester wagten nicht ein Wort
Und seufzten wunderlich.

Dann sprangen beide von den Knien,
Im Wahn, sie könnten fort.
»Nicht doch!« sprach Robin, »eh' ihr zieht,
Vernehmt nur noch ein Wort:

Ihr sollt auf diesem heil'gen Gras
Mir schwören einen Eid,
Daß keine Lüg' ihr wieder sagt,
Wo ihr auch immer seid.

Dann schwört ihr mir den zweiten Eid,
Daß bei lebend'gem Leib
Nie eine Jungfrau ihr verführt,
Nie liegt bei fremdem Weib.

Zuletzt beschwört, stets milde Hand
Zu leihn dem armen Mann,
Sagt, daß euch's lehrt' ein heil'ger Mönch,
Nichts weiter wünsch' ich dann.«

Drauf half den Priestern er zu Pferd,
Sie ritten fort alsbald,
Er aber kehrte froh und stolz
Zum lust'gen, grünen Wald.


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