Anastasius Grün
Robin Hood
Anastasius Grün

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

Robin Hood und der Bischof.

        Es war ein Tag voll Sonnenschein
Wohl um die Morgenzeit,
Und Robin Hood, der Schütze gut,
Gestimmt zur Fröhlichkeit.

Doch als er Kurzweil zu ersehn
Dahinschritt durch das Holz,
Ward er gewahr des Bischofs Schar
Und auch den Bischof stolz.

»Was ist zu tun,« sprach Robin Hood,
»Wenn mich der Bischof fängt?
Erbarmungslos fällt dann mein Los,
Ich weiß, daß er mich hängt.«»Wenn mich der Bischof fängt, / Erbarmungslos fällt dann mein Los, / Ich weiß, daß er mich hängt.« Wohl eine Hindeutung auf die jurisdiktionellen Befugnisse. welche die Bischöfe als ständige Mitglieder der Grafschaftsgerichte in älterer Zeit ausübten.

Flink wendet sich Robin und sieht
Ein Häuschen auf dem Plan,
Ein altes Weib für seinen Leib
Um Rettung ruft er an.

»Wer bist du?« frug das Mütterlein,
»Gib mir's in Lieb' bekannt.«
»Ich bin ein Mann in Acht und Bann,
Bin Robin Hood genannt.

Dort ist der Bischof und sein Volk;
Und wenn man jetzt mich fängt,
Hält Tag und Nacht er mich bewacht,
Bis man zum Schluß mich hängt.«

»Bist du Robin,« sprach drauf das Weib,
»Wie mir's erscheint als wahr,
So schütz' ich dich, so berg' ich dich
Vor ihm und seiner Schar.

Noch denk' ich an Sonnabends Nacht,
Du gabst mir Strümpf' und Schuh';
Drum schütz' ich dich und berge dich,
Schaff' dir vor Feinden Ruh'.«

»So gib mir schnell dein grau Gewand,
Nimm meinen Mantel grün;
Gib Spindel, Garn mir in den Arm,
Nimm meine Pfeile kühn.«

So angetan kehrt Robin Hood
Zu seiner Schar zurück,
Mit Spindel, Garn; den Bischofsschwarm
Behält er doch im Blick.

Da rief Klein John: »Was wandelt dort?
Was kommt dort im Gefild?
Ich send' im Nu den Pfeil ihm zu,
Ein wahres Hexenbild!«

»Halt ein, halt ein,« rief Robin Hood,
»Die kühnen Pfeile spar.
Bin Robin Hood, dein Meister gut,
Du wirst es bald gewahr.«

Der Bischof vor des Weibes Haus
Jetzt kam und rief in Wut:
»Heraus den Wicht ans Tageslicht!
Heraus den Robin Hood!«

Das Weib mußt' auf ein milchweiß Pferd,
Ein scheckig Roß trug ihn,
Im freud'gen Wahn, Robin zu ha'n,
Ritt lachend er dahin.

Doch als sie ritten im Gehölz,
Der Bischof konnt' ersehn
Im Waldesgrün die Schützen grün,
An Zahl wohl hundert, stehn.

Der Bischof frug: »Wer ist's, der dort
Steht an des Dickichts Rand?«
Die Alte meint: »Ein Mann, wie's scheint,
Der Robin Hood genannt.«

»Wer bist denn du,« der Bischof rief,
»Den ich hier mit mir zieh'?«
»Ein Weiblein alt, du Bischofsschalk,
Mein Bein heb auf und sieh!«

Der Bischof sprach: »Dann wehe mir,
Daß ich den Tag gesehn!«
Er kehrt sich ab, doch Robin gab
Den Wink ihm, still zu stehn.

Sein Pferd hielt Robin an und band's
An eines Baumes Schaft,
Mit Lachen blickt Klein John und nickt
Froh der Genossenschaft.

Robin zieht seinen Mantel ab,
Ihn breitend auf den Grund,
Leert, was im Sack des Bischofs stak,
Und zählt fünfhundert Pfund.

»Nun laßt ihn ziehn!« rief Robin Hood,
»Nicht doch!« versetzt Klein John,
»Er sing' zuvor die Mess' – ich's schwor!
Eh' er uns zieht davon.«

Den Bischof nahm Robin und band
Ihn an des Baumes Schaft,
Der sang, Gott weiß! die Mess' mit Fleiß
Ihm und der Schützenschaft.

Dann führt die Schar ihn aus dem Wald,
Setzt auf den Schecken ihn,
Den Roßschweif spannt als Zaum die Hand:
»Bet' eifrig für Robin!«


 << zurück weiter >>