Franz Gräffer
Franciscéische Curiosa
Franz Gräffer

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Die Heimkehr und ihre Feyer. 1814.

In jenem ewig denkwürdigen Jahre schienen der Völker und Fürsten höchste und süßeste Wünsche erfüllt. Die Fürsten waren ihrer Geißel quitt; aufrichtig hatten sie beschlossen, ihrer Länder Glück von nun an in freyern, zeitgemässern Formen zu gründen; und die Völker ihrerseits, endlich wieder im Besitz des Friedens, überließen sich dem beseligendsten und festesten Vertrauen. Begreiflich also die hohe schwunghafte Begeisterung, mit der sie die Rückkehr ihrer Landesväter begrüßten. Mit dem wahrhaft gränzenlosesten ungeheucheltsten Jubel aber wurde Vater Franz von den Millionen seiner zärtlichen Kinder wieder empfangen. Wo und wie all' Dieses geschehen, welche reichen und glänzenden Festlichkeiten bey seiner Rückkehr in all' seinen Landen Statt gefunden, findet sich in Schrift und Bild in des Wiener-Magistratsbeamten Jos. Rossi überaus emsig bearbeiteten »Denkbuch für Fürst und Vaterland« (2 Bände mit vielen Kupfern, Wien 1814 und 15, Quart) aufbewahrt, in welchen Werkes zweytem Bande, sehr verdienstlich, auch die Literatur der betreffenden Gelegenheitsschriften verzeichnet ist.

Bevor Kaiser Franz (den 2. Juny) Paris verließ, um seine Heimreise anzutreten, erfuhr er in jener Weltstadt noch eine eigene Huldigung. Die Stadt hatte nähmlich eine Gedächtnißmünze auf ihn geprägt von verschiedener Größe in Gold und Silber. Die Vorderseite zeigt eine Kugel mit drey Lilien, und die Aufschrift: Gallia reddita Europae. Aprili 1814; die Rückseite den Genius des Friedens mit der Umschrift: François I. Emp. d'Autriche; im Abschnitte Paris-Tiolier. – Als der Kaiser das Münzhaus besuchte, ward auf des Directors Denon Veranstaltung noch während des Monarchen Anwesenheit in diesem Hause eine Goldmedaille geprägt. Auf der Vorderseite befindet sich Franzens Bildniß mit der Umschrift: François premier, Empereur d'Autriche; auf der Rückseite: Sa Majesté l'Empereur d'Autriche visite la monnaïe des medailles. 1814.

Unter den unzähligen in Rossis Denkbuch beschriebenen Festlichkeiten dürfte die nachstehende, als von einer poetischen Idee ausgegangen, eine der ansprechendsten seyn:

»Am 18. Juny empfingen Se. Majestät im großen Ceremonien-Saale die Glückwünsche des Hofes, und Abends wurde im Theater nächst dem Kärnthnerthor, zur Feyer der allerhöchsten Zurückkunft, eine allegorisch-dramatische Vorstellung gegeben, unter dem Titel: Irene, oder die Weihe der Zukunft, verfaßt von dem Hoftheater-Secretär Sonnleithner, in Musik gesetzt von Joseph Weigl.

Das Theater war nebst den gewöhnlichen Lampen, und dem großen Luster, mit 382 Wachskerzen erleuchtet; sieben Chöre mit Trompeten und Pauken waren zum Empfange des Kaisers aufgestellt.

Als Se. Majestät der Kaiser, die Kaiserinn und die k. k. Familie, unter Aufwartung des k. k. Hofstaates erschienen, ertönte dem Allgeliebten ein allgemeines Lebe hoch! mit Händeklatschen, entgegen, welches die innigste Freude des Wiedersehens ausdrückte, und öfters wiederhohlt wurde. Die Begeisterung aller Anwesenden wurde durch die herablassende Freundlichkeit erhöht, mir welcher sich der Monarch mehrmahl gegen das Publicum verneigte.

Als der Vorhang aufgezogen war, sah man ein gegen den Hintergrund aufsteigendes Orchester von 184 Personen, wovon die Männer in hochrothen Uniformen, reich mit Silber verbrämt, und der weibliche Chor ganz weiß gekleidet waren, welche den beliebten Chor aus Händels Timotheus mit neucomponirtem Texte anstimmten.

Der Chor begann mit folgenden Worten:

Jubelt laut, denn unsers Lebens
Schönste Stunde stieg hernieder.
    Freude! Freude!
An dem Ziel des hohen Strebens
Haben wir den Vater wieder.

Überraschung gewährte der nach Beendigung dieses Chors statt des vorigen herabgelassene neue Vorhang, welche unsere Kaiserstadt vom Glanze der ansteigenden Morgensonne beschienen, vorstellte.

Vor Anfang des Spiels, während der Umstaltung der Bühne, wurde die Zeit mit Intraden von Trompeten und Pauken, dann mit einer Symphonie ausgefüllt, in welcher die Virtuosen Mayseder, Kraft, Romberg &c. Solo's vortrugen.

Die Bühne stellte eine mit Bäumen besetzte Gegend vor einem prächtigen Porticus vor, durch welchen man den geschlossenen Tempel des Janus sah. In der Mitte der Bühne stand auf einem Fußgestelle Irene, die Göttinn des Friedens, ihr zur Linken Victoria, die Siegesgöttinn, zur Rechten die Gerechtigkeit. Auf den Stufen des Gestelles saßen zur Linken die Freundschaft und Treue, die sich umschlungen hielten, zur Rechten die Geschichte, welche einem Knaben, der die Nachwelt vorstellte, auf ihre Tafeln zeigte; einige Schritte vorwärts stand zur Rechten der Muth, zur Linken der Ruhm. Rückwärts auf den höchsten Stufen am Porticus standen zu beyden Seiten geharnischte Ritter mit Fahnen, auf welchen sich die Wappen der verbündeten Mächte zeigten. Etwas tiefer sah man die Provinzen des österreichischen Kaiserstaates als weibliche Gestalten, welche die Kronen der verschiedenen Länder trugen, und Mäntel mit den Farben, und Schilder mit den Wappen derselben führten: Austria, Hungaria, Bohemia, Galizia, Croatia, Transsylvania, Moravia, Styria und Carinthia. An Austria's Seite stand die Wahrheit, einige Schritte entfernt der Stolz, der Krieg, der Haß und die Zwietracht. Im Vordergrunde zur Rechten des Zusehers die Grazien, zur Linken die Horen, beyde von Scherzen umgeben.

Ein allgemeiner Chor ruft der Göttinn des Friedens Heil! und begrüßt sie mit Tanz. Hierauf nimmt die Gerechtigkeit das Wort, und verbannt die vor Irenens Fuß gefesselten Dämonen des Stolzes, Hasses, Krieges und Zwistes auf ewig von der Erde, und sie versinken vor den Augen der Zuseher in ewige Nacht.

Irene gelobt feyerlich in Austria zu wohnen, Austria von der Geschichte aufgefordert, die Wahrheit zur Seite, führt in dramatischer Erzählung ihres Strebens, Duldens und Thuns das Bild der Vergangenheit in das Gemüth des Zuschauers zurück. Auf Irenens Wunsch ruft nun Austria die Sittlichkeit, Wissenschaft und die 9 Musen, den Ackerbau und Handel herbey, welche die Grazien, Horen und Scherze tanzend zu Irenen führen. Irene froh, ihre Gespielen in Austria's Schutze zu finden, gelobt der letzteren das höchste Glück zu gewähren, das sie sich wünschen mag, worauf Austria dankbar hervortritt, und ruft:

                                          O wohl wir, wohl!
Entschieden ist die Wahl! Wie könnt' ich wanken?
In meiner Schwestern Blicken les' ich sie.
Europa's Töchter stimmen ein.
O so beglücke den, von dessen Glück
Untrennbar ist das Glück von Austria.

Hierauf nimmt die Gerechtigkeit das Wort und ruft

Es ist – ich nenn' ihn dir – ja, es ist Franz.

Der allgemeine Chor erwiedert:

        Er ist's! Er ist's!
Ja, glücklich sind wir nur,
Wenn Ihn der Kranz des Lohnes schmückt,
Durch Sein Glück nur sind wir beglückt.

Irene gebiethet nun der Austria ihre Söhne und Töchter um sich zu versammeln, damit sie selbe zu dem Glück der Zukunft weihe.

Nun entwickelt sich der Zug der österreichischen Völker, welche durch 50 Paar Männer und Weiber in den verschiedenen Nationaltrachten der österreichischen Monarchie vorgestellt werden, und sich nach der Breite der Bühne in einen halben Mond stellen. Voraus tanzen die Grazien, die Horen, die Scherze, dann kömmt Austria mit der Victoria, dann die Provinzen und die allegorischen Personen. Irene, Victoria und die Gerechtigkeit nehmen links eine erhabene Stelle ein. Mit Freuden sah man in diesem Zuge im Kranze österreichischer Nationen wieder den Tyroler, Krainer, Vorarlberger, Dalmatiner, Venetianer, Florentiner, Salzburger und Mayländer.

Irene ermahnt diese Völker zur Eintracht, und verheißt ihnen ihren Segen. Der Ungar, Böhme, Tyroler, Nieder- und Oberösterreicher huldigen hierauf im Nahmen der übrigen. Der niederösterreichische Bauer ruft hierbey:

O könnt' ich doch dem hochbeglückten Mann
Tief in die Seele seh'n,
Der zu sich selber sagen kann:
Durch mich ist alles das gescheh'n!

Dann tritt ein niederösterreichischer Greis in der Mitte seiner Kinder auf, und spricht:

Oft, wenn ich unter euch ihr lieben Kinder saß,
»Großvater,« sagtet ihr, »dir ist das Auge naß!«
Um euch hab' ich geweint im tiefen Herzenleide,
Jetzt wein' ich auch: doch jetzt aus Freude.
Gerettet seyd ihr vom Verderben,
Jetzt, Vater Franz! Jetzt will ich gerne sterben!

Hierauf wendet er sich zu den übrigen Nationen mit den Worten:

Erfüllet sind, ihr Brüder und ihr Schwestern,
Die höchsten, kühnsten Wünsche unsrer Herzen,
Das Lied, das wir vor unsers Vaters Bild,
Anstimmten, als uns Leiden niederdrückten,
Das uns Erquickung war, und süßer Trost,
Das stimmt auch jetzt aus frohem Herzen an,
Nicht vor dem Bild, vor unserm Vater selbst,
Ertönt es jetzt, und steigt zum Himmel auf.

Die österreichischen Völker sangen hierauf das Nationallied: Gott erhalte Franz den Kaiser.

Es gibt kein höheres Entzücken, als jeder Anwesende an diesem Abend fühlte. Jede Strophe dieses Liedes ward vom Publicum durch lauten Jubel und Händeklatschen unterbrochen, und zuletzt allgemein mitgesungen. Das Schauspielhaus ward ein Tempel der Wonne, und voll des Gefühles der Liebe, Bewunderung und innigsten Dankbarkeit verließ jeder dasselbe.«

Den 16. Juny des Morgens war der Kaiser von Schönbrunn nach Wien gefahren, um vom Theresianum aus den solennen Einzug zu beginnen.

»In dem Pallaste dieser Ritter-Academie« (erzählt das Denkbuch), »woselbst sich bereits der ganze Hofstaat versammelt hatte, setzte sich Se. Majestät zu Pferde, und der feyerliche Triumph-Einzug begann unter dem Geläute aller Glocken der Stadt und Vorstädte, unter dem Donner der Kanonen, dem Wirbeln der Trommeln, dem Schalle der Trompeten und Pauken, und dem unausgesetzten einstimmigen Jubel von hundert Tausenden der Zuseher folgender Maßen:

Eine Abtheilung bürgerlicher Reiterey, unter Anführung ihres Corps-Commandanten, Rittmeisters Franz Reich, machte den Anfang.

Dann ritt das Kürassier-Regiment Prinz Constantin (Hohenzollern), seit Ferdinands des II. Zeiten, wegen seiner erprobten Dienste, mit dem hohen Vorzuge des feyerlichen Zuges durch die k. k. Burg ausgeschmückt, den Fürsten Aloys von Liechtenstein, diesen verehrten und bewunderten Repräsentanten des österreichischen Heldenmuthes, an der Seite.

Zwey k. k. Hofeinspänner, zwey Hof-Fouriers, vier Hoftrompeter, alle zu Pferde, in Galla, die Hofdienerschaft, dann die Edelknaben zu Fuße in Galla, eben so die Herren Truchsesse zu Fuße in Galla, ferner die k. k. Kämmerer und geheimen Räthe zu Pferde in Galla, von ihrer Dienerschaft zu Fuße begleitet, eben so die hier anwesenden hohen Deputirten aus mehrern Provinzen zu Pferde in Galla. Alles, was der österreichische Staat Großes und Glänzendes besitzt, war hier auf einem Puncte versammelt.

Sodann folgten des Herzogs Albrecht von Sachsen-Teschen königliche, dann der Herren Erzherzoge kaiserliche königliche Hoheiten, von ihren Obersthofmeistern in Galla zu Pferde begleitet, die Dienerschaft zu Fuße an beyden Seiten ebenfalls in Galla.

Unmittelbar vor dem Kaiser ritten Se. k. k. Hoheit der Großherzog von Würzburg, dann Se. k. k. Hoheit der Kronprinz in der Uniform seines Cavallerie-Regiments. Se. k. k. Majestät ritten in Feldmarschalls-Campagne-Uniform, zur Seite der Ober-Lieutenant der k. k. Trabanten-Leibgarde zu Fuße, am Pferde der Oberbereiter in Galla.

Auf beyden Seiten begleitete Se. Majestät und die k. k. Prinzen die Trabanten-Leibgarde in Galla. Mehrere k. k. österreichische Generale und andere hohe Stabs-Officiere hatten auch von Sr. Majestät die Erlaubniß erhalten, diesen Zug zu begleiten.

Hierauf folgten die k. k. obersten Hofämter, die Garde-Capitäns und der General-Adjutant des Kaisers, die Arcieren-Garde und die königlich-ungarische adelige Leibgarde, alle in Galla zu Pferde; den Schluß aber machte eine Abtheilung königlich-böhmischer adeliger Feldgarde, endlich die zweyte Hälfte der bürgerlichen Cavallerie Division.

Gleich beym Auszuge aus der k. k. Ritter-Academie wurden Se. Majestät bey dem daneben liegenden Hause des k. k. Taubstummen-Instituts von den Zöglingen desselben bewillkommet.

Dieselben waren längs des Instituts-Gebäudes in Reihen aufgestellt, an ihrer Spitze befand sich der sehr verdienstvolle Director, Herr Joseph May, mit seinem Lehr-Personale.

Die innigsten Gefühle der Liebe und Dankbarkeit wurden Sr. Majestät von diesen Zöglingen durch Geberdezeichen zu erkennen gegeben, und nie fühlten diese Unglücklichen mehr den Abgang des Gehörs und der Sprache, als jetzt, da es ihnen nicht möglich war, ihrem alleinigen Ernährer, Beschützer und Wohlthäter mündlich danken zu können.

Zwey taubstumme Mädchen, mit Blumen und Kränzen geschmückt, überreichten Sr. Majestät ein Gedicht.

In decorativer Hinsicht am Imposantesten war des Monarchen Empfang beym Kärnthnerthore.

»Der Zug ging über die Wiedener Hauptstraße, welche vom Thore der k. k. Ritter-Academie bis zum Kärnthner-Thore durch die Grundgerichts-Beysitzer mit Bäumen besetzt, und mit Gras und Blumen bis an die daselbst von dem löblichen Magistrate in antikem Style nach der Zeichnung und Lesung des k. k. Rathes, Hof-Architecten und Directors der k. k. Academie, von Hohenberg, errichtete Triumph-Pforte bestreuet war.

Das in der Mitte angebrachte große Thor hatte 13 Schuh in der Weite, und war von 16 Säulen, jede 2 Schuh dick, umgeben, welche das Hauptgesims und das obere Staffelwerk unterstützten. Oben stand die Statue des triumphirenden Kaisers zu Pferde, mehr als in Lebensgröße, mit zwey symbolischen Figuren, die Bürgertreue und Austria, welche den Zügel des Pferdes hielt, vorstellend. In den Zwischen-Colonnen waren besondere Bogen und Cabinette für die Musik angebracht. Über diesen Bogen prangten Trophäen, über den Thoren aber Genien mit Lorbeer und Palmzweigen. Das Weitere war mit Lorber-Festons verziert.

Der Untersatz dieser Säulen war eine Rustik, die sich bis auf fünf Klafter vom Triumph-Bogen weg in die Weite ausbreitete, worauf vorn auf Piedestalen zwey Obelisken auf goldenen Kugeln standen, mit Kaiseradlern an der Spitze, welche Friedenszweige in den Schnäbeln hielten. Die Kuppel des Salons im Triumph-Bogen war mit Rosen, die Wände aber waren mit Adlern, Kronen und ihren Attributen und mit Bändern verziert. Alles war nach Art des inländischen Marmors colorirt, die Ornamente und Statuen aber alle in Bronce. Die Nebenseiten zierten mehrere Reihen Tannenbäume, dann eine bis an das innere Kärnthner-Thor führende, auf beyden Seiten erbaute Gallerie oder Tribune, die mit der städtischen Wappenfarbe bemahlt war, und auf welcher sich eine Allee von Oliven-, Lorbeer-, Orangen- und Citronen-Bäumen aus der Orangerie des Fürsten Joseph zu Schwarzenberg präsentirte. Über dem Thore auf der Vorderseite gegen das Glacis stand die Inschrift:

Er kehrt aus fernem Land,
Des Friedens goldnen Zweig
In segenreicher Hand.

An der Seite gegen die Stadt:

Mit nie gebeugtem Muth
Schritt Er zum hohen Ziel.
Heil Ihm! Er hat's erreicht.

Hier wurden Se. Majestät von dem Bürgermeister von Wien, Stephan Edlen von Wohlleben, Ritter des königlich-ungarischen St. Stephans-Ordens und k. k. niederösterreichischen Regierungsrathe, dann den Herren Magistrats Räthen, Egger von Mohrenburg, Uhareck, Piuck, Wildgans, Gulielmo, Götzl, Bitermann, Füger, von Jeckel, Zimmer, Kienast, Weeber, Beck, Pekareck, Rumolth, Gruber, Stegner, Beraneck, von Pilgram und von Mildenhoff ehrfurchtsvoll empfangen, und der Herr Bürgermeister hielt folgende Anrede:

»Eure Majestät!

Als Eure Majestät im verflossenen Jahre diese Haupt- und Residenz-Stadt verließen, hatten Allerhöchst Dieselben den erhabenen, heiligen Zweck, Europa und der Welt den so sehnlich gewünschten Frieden zu verschaffen.«

Heil Eurer Majestät! Dieser Zweck ist erreicht.

Eure Majestät kehren mit unvergänglichem Lorbeer als Sieger und Retter in Allerhöchst Ihre Hauptstadt zurück, unter dem lauten Jubel und den heißen Segnungen der freudetrunkenen Bürger und Bewohner, deren Äußerungen des innigsten, unbegränzten Dankgefühles, der höchsten Bewunderung und tiefsten Ehrfurcht ich das Glück habe, Eurer Majestät zu Füßen zu legen, und den Magistrat, so wie die Bürger und Bewohner dieser Hauptstadt Allerhöchst Dero Gnade, mit der heiligsten Versicherung einer stets unverbrüchlichen Treue und eines kindlichen Gehorsams allerunterthänigst anzuempfehlen.«

Diese ehrfurchtsvolle Bewillkommung wurde von Sr. Majestät huldvoll aufgenommen, und durch Folgendes beantwortet:

»Meine lieben Wiener haben mir zu allen Zeiten, im Unglücke wie im Glücke, Beweise ihrer Liebe und Treue gegeben. Immer war ich froh, in derselben Schooß zurück zu kommen; am meisten erfreut es mich heute, nachdem ich einen Frieden geschlossen habe, der mir die gerechte Hoffnung gewährt, wie ich immer gewünscht habe, den Wohlstand meiner getreuen Völker und meiner lieben Hauptstadt dauerhaft zu befestigen. Ich rechne dabey auf den wirksamen Beystand des Magistrats, und trage Ihnen, Herr Bürgermeister, auf, die Bürger und Einwohner von Wien meiner Liebe zu versichern.«

Der hiesige Bürger und Schneidermeister Joh. Wolfg. Kugler, hatte 547 Kinder, theils Knaben, theils Mädchen, auf der Gallerie angestellt, und zwar vor der Triumph-Pforte an jeder Seite 50 Knaben, alle übrigen aber hinter derselben bis zum Kärnthner-Thore, welche, insbesondere die Mädchen, den Weg mit Blumen bestreuten. Die Knaben waren in weißen Atlaß gekleidet mit rothen Achselquasten, hatten ein weiß und roth gestreiftes Band um den Leib, eine Haube in der Gestalt eines Herzoghutes von rother, weißer und blauer Farbe, und einen Lorbeerkranz und Ölzweig in den Händen. Die Mädchen waren ebenfalls ganz weiß, kurz gekleidet, mit Beinkleidern, einem rothen Leibchen von Atlaß mit goldenen Franzen, einem roth und weiß gestreiften Bande um den Kopf, und einer weißen Feder, dann hatten sie eine Blumen-Guirlande von der rechten Schulter zur linken Seite, rothe Schuhe, und hielten ein Körbchen mit Blumen in der Hand. Auch waren vier Knaben und vier Mädchen unter diesen roth gekleidet.

Nun ging der Zug durch das alte Kärnthner-Thor, durch die Kärnthner-Straße, in die Singer- und Riemerstraße, Wollzeil, über den Lichtensteg, hohen Markt, durch die Wipplingerstraße, Fütterergasse über den Judenplatz, Hof, die Freyung, durch die Herrengasse, über den Kohlmarkt und Graben zu der Stephans-Kirche, woselbst Ihre Majestät die Kaiserinn mit der kaiserlichen Familie anwesend war, und Se. Majestät am Riesenthore von dem versammelten Hofstaate, von dem Fürst-Erzbischofe, Grafen von Hohenwart, der Curgeistlichkeit, von dem Consistorium der Universität und dem Stadt-Magistrate empfangen, und zum Ambrosianischen Lobgesange begleitet wurden. Während desselben wurde durch ein auf dem hohen Markte aufgestelltes Grenadier-Bataillon eine dreymahlige Gewehr-Salve gegeben, wozu das auf den Wällen aufgestellte Geschütz mit einstimmte.

Als ein wahres Curiosum setzen wir hier noch bey, was nach der Einnahme von Paris zu Waydhofen an der Ybbs in 3 Fenstern des Buchbinders Fidelis Koller zu lesen war.

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N ostrum
un, und
O rbem
esterreich
A rma
llen
F ranciscum
rohlocket
V niversum
oll
N apoleon
ationen

Die großen Buchstaben, unter denen sich die fünf Vocale in der Mitte auszeichnen, waren gelb, und sind Anfangsbuchstaben der deutschen und lateinischen Schrift. Beyde Schriften sind von oben herab zu lesen. Die lateinische Schrift war roth, die deutsche grün.


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