Autorenseite

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

Neunzehntes Kapitel

Wie Jakobli wichtig wird und Meyeli gerührt

Ängstlich hatten sie zu Gutmütigen Jakoblis geharrt. Schon als es zu schneien begann, munkelte eins hier, eins dort, wenn er nur dessen sich acht, bald gfergget sei, zeitlich sich auf den Weg mache, sonst gebe das eine strube Fuhr, und es wüß kei Mönsch, wenn er heichömm, und ob er dr Weg fing. Wenns so schney, su werd alles wyß, u dr Abgfymtist wüß nimme, wo dr Weg duregang. Schon früh stand Hansli hinten beim Brunnen, Sami drehte mit dem Miste, Meyeli putzte den leeren Säustall aus, und Mädi sagte, sie könnten lange luegen, der käme noch nicht, und es wisse kein Mensch, wie es ihm gehe. Es hätte gehört, wenn es so schney, so gäbs Wölf, u die fresse es ganzes Fuhrwerk mit allem, was druf u dra syg, un es gäbt ne minger z'tüe as am e King e Lebkuche. Aber es geschehe ihnen recht, a dem Jüdle u Händele u Rütere hätten sie z'große Freud gha, es heygs nadisch geng däicht, es ghey ne neuis uf dNase; wes ume nit das uschuldig Bübli breychti, de angere möchts es ume gönne.

Der Schnee häufte sich; die Sonne hatte nur einen Augenblick geschienen, zu zeigen, wie schwarz und wild das Gewölke sei, der Sturm begann von neuem, trieb den Schnee ums ganze Haus herum, in alle Gemächer hinein, hinter doppelten Fenstern flackerte das Licht. Es war ein ängstlich Warten, Sami versuchte, den Brunnenstock zu einer Art Leuchtturm zu machen, und hing die Laterne daran; aber erst füllte sie der Wind mit Schnee, dann warf er sie so herum, daß Sami sie retten mußte. Selbst Anne Bäbi nahm größern Teil an der Sache als bisher und meinte, wenn der nicht wiederkomme, so nehme es ihns doch wunder, ob es ihn auch solle getötet haben. Endlich, endlich hörte man ein Glöcklein, einen Geiselknall, in der weißen Masse erschien ein dunkler Punkt. «Es ist ne!» sagte Sami.

Es ist ein heikles Ding um das Wort, mit welchem man einen spät Kommenden empfängt. Sagt man nichts, so ists gefehlt, und gäb wie leicht etwas, so ists wieder gefehlt. «Du bist spät, scho lang hey mr blanget; mr hey jetz de i ds Bett welle, hets dr öppis gä? Mr hey afe Kummer gha», und noch viele andere Redensarten dieser Art können in Stimmungen darnach empfindliche Stiche sein oder gar brennende Lunten in ein Pulverfaß.

«E du arme Hudi, chumm gschwing, gschwing a dWärmi! Gäll, Sami, du luegst zum Roß, u de chumm de, mr wey de esse. Wart, gib dr Kaputt u dr Hut, ih will di e wenig abstäube; wie de doch drygsehst, es rechts Schneemannli! Aber Gottlob, daß de da bist, mr hey afe Kummer gha, bi selligem Wetter wärs ke Kunst, si z'verirre oder sust unglücklich z'werde», so empfing Meyeli seinen Jakobli. «Es weiß auch kein Mensch, wie es mir ergangen wäre», erzählte Jakobli, «wenn dMähre nit meh Vrstang gah hätt als ih. Scho lang han ih ke Weg meh gwüßt u hell nit gwüßt, won ih bi, u ke Mönsch chönne atreffe für z'frage. U dMähre ist geng ihre Weg furtgange unbsinnet, und wenns mi scho duecht het, ih sött a re reise hüst oder hott, si het si desse weni gachtet u het ihre Weg furtgmacht. Da, wos du gut gange ist, i ke Grabe u über kes Bort us, han ih denkt, ih well se la mache, an es Ort werde mr wohl cho, eh mr us dr Welt use syge, un si hets breycht. Aber zmitts i üsem Dorf sy mr gsi, ih ha no geng nit chönne wüsse, wo mr sy, u lang nit chönne glaube, daß mr daheim seye.»

«Das duecht mi nüt angers», sagte Mädi, es hätte scho lang gwüßt, daß son e Mähre meh Vrstang heyg als Mänge, wo mein was er syg, ja, es gäb mänge Gmeinrat, wo me nit sövli Vrstang fing als i ihrer Mähre Gring. «Won ih no z'bifehle gha ha u du mi no z'förchte gha hest, wärist sövli spät nit heycho», sagte Anne Bäbi, «aber son es jungs Fraueli, wo geng alles mit dr Liebi mache will, ästimiert me i Gottsname nüt; es wird ihm o no angers cho vor em letzte Burdlefmärit.» «Mutter», sagte Jakobli, «balget nit, aber es wär mr allbets gange wie hüt, wenn mr ds glyche bigegnet wär, denket auch!»

Nun erzählte er, wie er den Doktor angetroffen, wie er mit ihm gefahren, wo er ihn abgestellt, und in welchem Zustand er gewesen sei. Das beelendete alle sehr, selbst Anne Bäbi sagte, um den wäre es schade, wenns schon e Herr syg u no e Dokter. Der hätts greut, es wüßt Eine, um den wäre es ihm gleich gewesen, aber sellig breychs nie, geng die, wos am meiste schad syg drum. Das syg ihm afe e Ornig! «Aber daß es sich grad so het müsse breyche, daß du dazugekommen bist u ke Angere, das duecht mi afe!» Das war doch der Grundtext jeder Rede und jedes Gedankenganges, das war etwas für das ganze Haus, etwas, das auf Kind und Kindeskinder übergehen mußte, der Großätti heyg einist im Schnee e Dokter funge, und wenn er nit gsi wär, er wär gwüß vrlore gange, er syg scho ganz ygschneyt gsi, ume wenig vom ene Schuh heyg me no gseh, u dr Großätti heygs doch gseh, wenn er scho ume eys Aug gha heyg.

Und es war niemand im Hause, der sich nicht an dem Gedanken erlabte, wenn er das nächstemal zKilche oder zMärit gehe, so würden die Leute einander müpfen und sagen: «Luegit, luegit, das ist o eys vo dene, wo dr Dokter us em Schnee zoge hey, ihre Bub nämlig, und wenn dä nit gsi wär, so wär er nimme»; und de werde me müsse Bricht gä punktum, wie alles gange syg. Was der Doktor ihm wegen Meyeli gesagt, das mischte er nicht in die allgemeine Erzählung, er hatte unterwegs gedacht, die Mutter und Mädi könnten das an Meyeli zürnen und meinen, es hätte ihnen den Lärm gemacht, sie seien wüst gegen ihns, und wenn sie einmal etwas in den Köpfen hätten, so sei es drin, und alles Versprechen helfe nichts mehr. Auch sei es nicht nötig, daß sie es wüßten; wenn Meyeli besser zu sich sehe, so hätten sie ja sicher nichts darwider.

«Aber denk ume auch», hatte er schon am Abend, als er aus Dankbarkeit der Mähre noch ein Stück Brot brachte, das sie grusam gern nahm, im Stall dem Sami gesagt, «denk ume o, wie dr Dokter eine ist! Wo er am übliste zweg gsi ist u si gha het, daß es mr übel angst worde ist un am ene Angere dGidanke vrgange wäre, het er no a üs gsinnet und mr öppis gseit, er het fast nit chönne rede u geng müsse absetze, aber nit tusig Pfund nähm ih, daß ers nit gseit hätt, Herr Jeses, wie übel hätts chönne gah! Denk, er het gseit, Meyeli syg übel zweg u syg dr Uszehrig zuche a, u we me nit lueg, su sygs fertig.»

«Das wär mr!» sagte Sami, «de wäre mr wieder schön zweg; da muß gluegt sy enangerenah. Aber lätz ists u blybts geng, daß, wenn doch öppere sterbe muß us eme Hus, me nüt drzu z'säge het u nit cha dargä, wem ein am mingste reuti. Aber üse Herrgott het dGwalt u brucht se; u wer anäh cha, nimmt nie ds Schlechtiste, sondern ds Kunträri. Het er o gseit, was me mache soll?» «Nüt aparti weder Sorg ha u borge mit Spys u Schaffe u Ruh ha soviel mügli, so werds scho gut cho.» «Wes ume das ist», sagte Sami, «su wey mr scho luege u Mädi, die Täsche, nachechlepfe. Das hets grad wie die nütnutzige, fule Roß: sobald das merkt, daß öpper anger zieht, su lyt es hingere u lat si wohl sy u hät Freud, si z'mäste. Es meint, je feißer es werd, dest hübscher sygs, u hätt Mut, dy Frau usezsteche; es düderlet scho jetzt allbeeinisch, so wege dr Hübschi heyg ihm de im Hus bal niemere nüt meh fürzha. Aber selb ist wahr, dä muß sy Sach gut i de Gidanke ha, un a de Lüte muß ihm o öppis glege sy, nit ume am Geld und öppe am ene gute Schoppe. Drum hey dLüt o dr Glaube an e, u we si all so wäre, su chönnt me se o dest meh ästimiere.»

Sobald Jakobli mit Meyeli alleine war, berührte er das gleiche Thema, aber er begann es mit einem andern Ton. Er ward wehmütig und sagte: «Ich hätte doch geglaubt, ich wäre dir lieber als so, und du hättest größeres Zutrauen zu mir.» «Eh aber Mannli, was chunnt dir zSinn», sagte Meyeli, «und was hest für e Floh hinterm Ohr? Weißt du denn nicht, daß du mir alle Tage lieber bist unds mi alli Tag meh glustet, di z'fresse vor luter Liebi? Was ist, was hest, wer het dr öppis Dumms gstürmt?» «Dr Dokter», sagte Jakobli. Da ward Meyeli rot. Es hatte es so ungern gehabt, daß der Dokter jüngst so lange alleine bei ihm war; es wußte, wie die Leute sind, und meinte, Jakobli hätte etwas vernommen und sei eifersüchtig, und antwortete: «Dr Dokter wird öppe wenig gha ha über mi z'säge, u wenn er scho dagsi ist, su hey mr öppe nüt Bös mitenangere gredt, un öppis wird er dr o nit gloge ha, sövli übel zweg, als er gsi ist.» «Ich wollte, er hätte gelogen», sagte Jakobli, «es het mi öppe gmüht genug, und doch gebte ich nicht tausend Pfund, daß ers nicht gesagt, so weiß man doch, woran man mit dir ist, du wüsti Frau.» «Hör», sagte Meyeli, «red use u martere mi nit! Öppis Schlechts han ih nit gmacht, un öppis Schlechts het dr Dokter nit vo mr gseit.» «Nein, Schlechts nicht», sagte Jakobli, «aber ists nit wüst von dir, sövli lieb, daß wir dich haben, und wo du ja Meister bist über alles, daß du tust, als gönne man dir nichts, daß du mehr arbeitest, als du magst, und nicht issest, was dir gut ist, wo du doch über alles chast u ke Mönsch dir nahgugget?»

«Wer sagt das? Han ih am e Mönsch klagt, han ih mit emene Wörtli euch vrbrüllet? Das wäre ja schlechts vo mir!» «Nein», sagte Jakobli, «klagt aparti hest niemere, aber eben das ist wüst von dir. Hättischs gseit, wies dr wär, ume e Düt ta, su hätt me zu dr gluegt wie zum ene klyne King; we d mr sturbist, ih hätt ke fröhligi Stung meh, u wies mr wär, weiß Gott, u dr Ätti gstiengs o nit us, es wär ja, wie we ke Sunne meh wurd schyne, u das chast du doch wohl gseh, u de geyhst is das ga mache!» «Aber wer geyht dir selligs ga säge, won ih mit kem Mönsch öppis dä Wäg gredt ha?» «Hest nit ghört, dr Dokter het mrs gseit.» «Was het er dr gseit? Bricht mrs recht!» Jakobli sagte: «Meyeli, wir wollen nicht höhn werden. Wenn man höhn wird, kann man einander nichts auslegen, so wenig als eine verhürschete Strange abwinden.»

Nun erzählte Jakobli treulich, was der Doktor in seinen Schmerzen gesagt, und wie er ihn widerlegt, und wie der Doktor es ausgelegt, wie das komme, und wie er es doch fast nicht habe glauben können, weil es ja alles in Händen habe und es jedem ansehen könne, wie lieb man es habe und ihm alles gönne je mehr, dest lieber. Ganz verblüfft hörte Meyeli dem Bericht zu, und als am Ende Jakobli fragte: «Oder ists nit so?» so wußte es nichts zu sagen als: «Aber, aber, woher weiß er denn das? Oh, keim Mönsch han ih das gseit, nit emal am liebe Gott. Ja, ih has nit emal selber recht denkt, es ist mr nume mengist eso gsi, mi sött mr das oder äys agseh, das oder äys mi heiße, es sött neuere zSinn cho; aber es ist mr nume so gsi, däycht han ihs nit emal, es ist plötzlig vrbygsi, aber gseit han ihs niemere, woher weiß er de das?»

«Ja», sagte Jakobli, «son e Dokter chunnt wyt umenangere, u gar mengs u mengi Hushaltig chunnt ihm vor dAuge, und vo eyre chann er öppis vo de angere abnäh, u wenn er ja am Uswendige soll die inwendige Krankheite abnäh, kann er nit o grad öppis vo de Gidanke merke, wo bir Krankheit sy? Das ist mengist fast ganz ds glyche. Aber säg du mr jetz, hest du üs nüt lieb, daß du is selligs witt ga anemache? Däich doch o, das wär ja no viel grüsliger, als was es dr Mutter fast gar gä hätt.» «Vrzieh mrs!» sagte Meyeli, «ih ha nit däicht, daß es sövli bös chönnt usecho, u sövli gfährlig ists notti doch o nit; ih müßts doch o gspüre, u dihr hättet mrs doch de o müsse agseh und hättet doch de wohl öppe es Wörtli gseit, u de wär ja de scho alles gut gsi.»

Nun erhob sich ein sehr bedeutsames Gespräch über das Ansehen und Selbstsagen, über das Heißen und Selbstnehmen, inwiefern man das eine könne, das andere tun müsse, und sie handelten dieses Kapitel gründlich ab. Es ist aber auch eins der bedeutsamsten in einer Haushaltung, in einer Ehe besonders; denn dieses Ansehen und Selbstsagen ist selten im Gleichgewicht und recht vermittelt, nur zu oft wird gerade dieser Punkt zum Barometer der Liebe oder der Macht gemacht, Peinigungen aller Art entstehen, ein Gram, ein Groll wächst auf, der so schwer zu vertilgen ist als ein schwammicht Gewächs, das seine Wurzeln im ganzen Hautgeflecht verzweigt hat. Verstocktes Nichtsagen, übertriebene Anforderungen des Ansehens und wiederum rohe Rücksichtslosigkeit, ein starres Blindsein gegen die Zustände Anderer zerstören Leben und Glück so oft als die greulichsten Laster.

Da das Papier uns zu fehlen anfängt, so können wir nicht die ganze Erörterung hersetzen, wir wollen bloß das Resultat derselben zu Nutz und Frommen Vieler notieren. Dieses Resultat war, daß keine Regel festzusetzen sei, daß da Liebe und Klugheit vermitteln müssen. Es gibt Augen, denen die Wahrnehmungsgabe fehlt, denen ist nichts zuzumuten, es gibt Umstände im Leben, Berufs- und andere Angelegenheiten, die alle Aufmerksamkeit an sich ziehen; da kann man oft nicht sehen, was zunächst vor Augen liegt, es ist einem auch nicht zuzumuten. Was jedem fehlt, das fühlt er selbst zuerst und am besten, warum es nicht sagen? Nur kein Mißtrauen gehabt, nur nicht alle Tage neue Liebesproben erdacht, jedenfalls soll immer der Grundsatz gelten, daß, was Einer für sich fordert, er auch dem Andern zu leisten willig und bereit sein soll; denn da ist weder der Mann vornehmer noch die Frau, noch hat das eine oder das andere größere Pflichten in dieser Beziehung.

Da mußte Jakobli im Fehler sich erkennen, daß er gewohnt sei, sich am Gesichte alles absehen zu lassen, und Andern nichts ansehe, während Meyeli das Hinterste errate. Es sei ein Unglück, sagte Jakobli, so hätte man ihn gewöhnt von Jugend auf. Sie hätten noch beifügen können, aber eben Ursache hatten sie nicht, daß, wenn Mann und Frau in diesem Punkte sich auch verständigt hätten und begriffen, gar oft Kinder, weichmütige Töchter, das Leben schwer machen, ja manchmal vierschrötige Köchinnen, denen man alles ansehen soll acht Tage vorher, wenn sie einen nicht verbrüllen sollen, bei denen aber man denn doch immer fehlt; fragt man sie nach ihrer Gesundheit, so fehlt man, man treibt nur das Gespött mit ihnen, begreift ihre zarte Organisation nicht; fragt man nicht, so fehlt man, man meint, sie seien nur so gleichsam eichene Brunnenstöcke, und ihrer Gattig Leute hätten weder Nerven noch sonst was Zartes im Leibe. Sami war eine kerngesunde Natur, die nicht wußte, was Vapeurs waren, und Mädi hatte andern Stoff zu kifeln und war so in die Hausübung eingeurbet, daß, wenn zur Seltene ihm etwas fehlte, es keine Umstände machte.

Nachdem Jakobli und Meyeli in freundlichen Gesprächen die Sache erörterten, doch in ganz andern Formeln, als oben die Resultate ausgedrückt sind, kamen sie beide zur Verwunderung zurück über den Doktor, der in solchem Zustande zwischen Leben und Tod, wie Jakobli sagte, Sinn gehabt und Gedanken für andere Menschen, und ihre Umstände schärfer bezeichnet als sie ihnen selbst bewußt waren. An solchen sollte man Exempel nehmen, sagte Jakobli; «da kann man sehen, wenn einer so recht mit dem Herz bei seiner Sache ist, so ist sie ihm immer z'vorderist, un er vergißt alles andere darob, u nit ume öppe dFlause, sondere sy eige Lyb u Lebe».

Meyeli sagte nicht viel dazu, aber eigen bewegte es der Gedanke, daß der Doktor seine innersten Gedanken erraten, daß er in solchen Umständen an ihns gesinnet, sein Fürsprech und Mittler geworden. Es möchte ihn doch noch einmal sehen und ihm danken, sagte es, wenn es schon schier nicht dürfe. Wenn er sterben sollte, ohne daß es ihn sehe, es könnte sich nicht trösten, er müß doch o wüsse, daß me selligs epfingi, und daß me nit öppe ganz hert ums Herz syg, wil me e Kittel aheyg. Die ganze Nacht träumte es schwer, sah den Jakobli im Schnee und den Doktor auf dem Stein; bald sollte es das Wägelein ziehen und vermochte es nicht, bald starb der Doktor, bald Jakobli, bald lag es selbst im Bette, und der Doktor kam und sagte: «Fraueli, schone müßt Ihr Euch, es wär schad um Ech, Ruh ha u mit dr Spys nachehelfe, u warum nit, es gönnt Echs ja alles un ist alle ds Rechte.» Dann ward der Doktor schneeweiß, er krümmte sich zusammen, und laut auf schrie Meyeli, daß Jakobli frug: «Herr Jemer, was hest?»

Am Morgen war das erste die Frage, wie es wohl dem Doktor gehe. Sie wurden rätig, es solle jemand ins Pfarrhaus gehen. Hätte es ihm böset, so werde man dorthin wohl Bescheid gemacht haben, und sei das nicht, so seien sie doch sicher froh, zu vernehmen, was es gegeben, um nachfragen lassen zu können. Darüber ward man bald einig; aber wer gehen sollte, das stellte lange den Rat. Es kamen alle in Vorschlag, und jegliches hatte gute Gründe, nicht zu gehen. Am wüstesten tat Mädi. Wenns öppe zMärit gang oder süst öppis uszryte syg, da sinn niemere a Mädi, aber wenn de e Dreck usztrappe syg, i ds Herrehus z'gah oder süst neuis Uflat, da sött de Mädi vora, da wärs de gut gnue. Es könne nicht reden, daß man es dort verstehe, und si la uszlache begehr es nit, u ds Pfarrers Tochter syg ihm de zun e Usführischi. Meyeli machte die meisten Stimmen und wehrte sich am wenigsten hert; es mußte sich zweg und auf den Weg machen.


 << zurück weiter >>