Johann Wolfgang von Goethe
Gedichte
Johann Wolfgang von Goethe

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Diné zu Coblenz

im Sommer 1774.

        Zwischen Lavater und Basedow
Saß ich bei Tisch, des Lebens froh.
Herr Helfer, der war gar nicht faul,
Setzt sich auf einen schwarzen Gaul,
Nahm einen Pfarrer hinter sich
Und auf die Offenbarung strich,
Die uns Johannes der Prophet
Mit Räthseln wohl versiegeln thät;
Eröffnet' die Siegel kurz und gut,
Wie man Theriaksbüchsen öffnen thut,
Und maß mit einem heiligen Rohr
Die Cubusstadt und das Perlenthor
Dem hocherstaunten Jünger vor.
Ich war indeß nicht weit gereis't,
Hatte ein Stück Salmen aufgespeis't.

Vater Basedow, unter dieser Zeit,
Packt einen Tanzmeister an seiner Seit',
Und zeigt ihm, was die Taufe klar
Bei Christ und seinen Jüngern war;
Und daß sich's gar nicht ziemet jetzt,
Daß man den Kindern die Köpfe netzt.
Drob ärgert sich der Andre sehr,
Und wollte gar nichts hören mehr
Und sagt': es wüßte ein jedes Kind,
Daß es in der Bibel anders stünd'.
Und ich behaglich unterdessen
Hatt' einen Hahnen aufgefressen.


Und wie nach Emmaus, weiter ging's
Mit Geist- und Feuerschritten,
Prophete rechts, Prophete links,
Das Weltkind in der Mitten.

 


 


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