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Johann Wolfgang von Goethe
Gedichte
Inhalt

Inhalt

  • Johann Wolfgang von Goethe
  • Erster Teil
  • Lieder.
  • An die Günstigen
  • Der neue Amadis.
  • Stirbt der Fuchs, so gilt der Balg
  • Heidenröslein
  • Blinde Kuh.
  • Christel
  • Die Spröde
  • Die Bekehrte
  • Rettung
  • Der Musensohn
  • Gefunden
  • Wechsellied zum Tanze
  • Selbstbetrug.
  • Kriegserklärung
  • Liebhaber
  • Der Goldschmiedsgesell.
  • Lust und Qual
  • März
  • Antworten
  • Verschiedene Empfindungen an einem Platze.
  • Wer kauft Liebesgötter?
  • Der Misanthrop
  • Liebe wider Willen.
  • Wahrer Genuß.
  • Der Schäfer.
  • Der Abschied
  • Die schöne Nacht
  • Glück und Traum.
  • Lebendiges Andenken.
  • Glück der Entfernung.
  • An Luna
  • Brautnacht.
  • Schadenfreude.
  • Unschuld.
  • Scheintodt.
  • Nähe
  • Novemberlied
  • An die Erwählte
  • Erster Verlust
  • Nachgefühl
  • Nähe des Geliebten
  • Gegenwart
  • An die Entfernte
  • Am Flusse.
  • Wehmuth
  • Abschied
  • Wechsel
  • Beherzigung
  • Beherzigung.
  • Meeres Stille
  • Glückliche Fahrt
  • Muth.
  • Erinnerung
  • Willkommen und Abschied
  • Neue Liebe, neues Leben
  • An Belinden
  • Mailied
  • Mit einem gemalten Band
  • Mit einem goldnen Halskettchen.
  • An Lottchen
  • Auf dem See
  • Vom Berge
  • Blumengruß.
  • Im Sommer.
  • Mailied
  • Frühzeitiger Frühling
  • Herbstgefühl
  • Rastlose Liebe
  • Schäfers Klagelied
  • Trost in Tränen
  • Nachtgesang
  • Sehnsucht (1770)
  • Sehnsucht (1802)
  • An Mignon
  • Bergschloß
  • Geistes-Gruß
  • An ein goldnes Herz, das er am Halse trug
  • Wonne der Wehmut
  • Wandrers Nachtlied
  • Wandrers Nachtlied
  • Jägers Abendlied
  • Abendsonne
  • An den Mond
  • Einschränkung
  • Hoffnung
  • Sorge.
  • Eigentum
  • An Lina.
  • Gesellige Lieder.
  • Stiftungslied
  • Frühlingsorakel
  • Die glücklichen Gatten
  • Bundeslied
  • Dauer im Wechsel
  • Tischlied
  • Gewohnt, getan
  • Generalbeichte.
  • Cophtisches Lied
  • Cophtisches Lied
  • Vanitas! vanitatum vanitas!
  • Frech und froh.
  • Kriegsglück.
  • Offne Tafel
  • Rechenschaft.
  • Ergo bibamus
  • Musen und Grazien in der Mark.
  • Epiphanias-Fest
  • Die Lustigen von Weimar
  • Sicilianisches Lied.
  • Schweizerlied.
  • Finnisches Lied.
  • Zigeunerlied
  • Aus Wilhelm Meister.
  • Mignon
  • Mignon
  • Harfenspieler
  • Harfenspieler
  • Harfenspieler
  • Philine
  • Balladen.
  • Der Sänger
  • Ballade vom vertriebenen und zurückkehrenden Grafen
  • Das Veilchen
  • Der untreue Knabe
  • Erlkönig
  • Johanna Sebus
  • Der Fischer
  • Der König in Thule
  • Das Blümlein Wunderschön
  • Ritter Kurts Brautfahrt
  • Hochzeitlied
  • Der Schatzgräber
  • Der Rattenfänger
  • Die Spinnerin
  • Vor Gericht
  • Der Edelknabe und die Müllerin
  • Der Junggesell und der Mühlbach
  • Der Müllerin Verrat
  • Der Müllerin Reue
  • Wandrer und Pächterin.
  • Wirkung in der Ferne
  • Die wandelnde Glocke
  • Der getreue Eckart
  • Gutmann und Gutweib.
  • Der Totentanz
  • Der Zauberlehrling
  • Die Braut von Korinth
  • Der Gott und die Bajadere
  • Paria
  • Klaggesang
  • Antiker Form sich nähernd
  • Dem Ackermann.
  • Anakreon's Grab
  • Die Geschwister.
  • Zeitmaaß.
  • Warnung.
  • Süße Sorgen.
  • Einsamkeit.
  • Erkanntes Glück.
  • Ferne.
  • Erwählter Fels.
  • Ländliches Glück.
  • Philomele.
  • Geweihter Platz.
  • Der Park.
  • Die Lehrer.
  • Versuchung.
  • Ungleiche Heirat
  • Heilige Familie.
  • Entschuldigung.
  • Feldlager.
  • An die Knappschaft zu Tarnowitz.
  • Sakontala.
  • Der Chinese in Rom.
  • Physiognomische Reisen.
  • Spiegel der Muse
  • Phöbos und Hermes.
  • Der neue Amor.
  • Die neue Sirene.
  • Die Kränze.
  • Schweizeralpe
  • Elegien.
  • Der neue Pausias und sein Blumenmädchen.
  • Euphrosyne
  • Das Wiedersehn
  • Amyntas
  • Hermann und Dorothea
  • Episteln
  • Zweite Epistel.
  • Epigramme.
  • Weissagungen des Bakis.
  • Vier Jahreszeiten
  • Kunst
  • Der Wandrer
  • Künstlers Morgenlied.
  • Amor als Landschaftsmaler
  • Künstlers Abendlied
  • Kenner und Künstler.
  • Kenner und Enthusiast.
  • Monolog des Liebhabers
  • Guter Rat
  • Sendschreiben.
  • Künstlers Fug und Recht.
  • Groß ist die Diana der Epheser
  • Antike.
  • Begeisterung.
  • Studien.
  • Typus.
  • Unerläßlich.
  • Ideale.
  • Abwege.
  • Modernes.
  • Dilettant und Künstler.
  • Landschaft.
  • Künstlerlied.
  • Vermischte Gedichte
  • Gellert's Monument
  • Ilmenau
  • Drei Oden
  • Elysium.
  • Pilgers Morgenlied
  • Mahomets Gesang
  • Kapitel 226
  • Meine Göttin
  • Harzreise im Winter
  • An Schwager Kronos
  • Wanderers Sturmlied
  • Seefahrt
  • Adler und Taube
  • Prometheus
  • Ganymed
  • Grenzen der Menschheit
  • Das Göttliche
  • Königlich Gebet
  • Menschengefühl
  • Lilis Park
  • Liebebedürfnis
  • An seine Spröde
  • Anliegen
  • Die Musageten.
  • Morgenklagen
  • Der Besuch
  • Magisches Netz
  • Der Becher
  • Nachtgedanken
  • An Lida
  • Für ewig
  • Zwischen beiden Welten
  • Aus einem Stammbuch von 1604.
  • Dem aufgehenden Vollmonde
  • Der Bräutigam
  • Um Mitternacht
  • Bei Betrachtung von Schillers Schädel
  • Aus den Leiden des jungen Werther's.
  • Trilogie der Leidenschaft
  • Äolsharfen
  • Immer und überall
  • April.
  • Mai
  • Juni
  • Frühling übers Jahr
  • St. Nepomuks Vorabend
  • Im Vorübergehn
  • Pfingsten.
  • Gegenseitig
  • Freibeuter.
  • Der neue Copernicus.
  • So ist der Held, der mir gefällt.
  • Ungeduld
  • Mit den Wanderjahren.
  • Wanderlied
  • Lied der Auswanderer.
  • Ach, wie sehn ich mich nach dir
  • Anbetung
  • An Cupido
  • An Lili
  • Wär nicht das Auge sonnenhaft
  • Der Autor
  • Sag ichs euch, geliebte Bäume
  • Ich kann mich nicht bereden lassen
  • Berg auf Berg ab
  • Bleibe, bleibe bei mir
  • Blick um Blick
  • Warum gabst du uns die tiefen Blicke
  • Nach dem Tod Christianens
  • Elfenlied
  • Entoptische Farben
  • Es fing ein Knab' ein Vögelein
  • Es war einmal ein König
  • Fels-Weihegesang
  • Laßt fahren hin das allzu Flüchtige
  • Erwache, Friederike
  • Früchte bringt das Leben
  • Nachts, wann gute Geister schweifen
  • Schwebender Genius über der Erdkugel
  • Gleich und Gleich.
  • Epilog zu Schillers Glocke
  • An Gotter
  • Zu Regenschauer und Hagelschlag
  • Ich besänftge mein Herz
  • Holde Lili, warst so lang
  • Mit einer Hyazinthe
  • Iphigenie
  • An den Herzog Karl August
  • An den Herzog Karl August
  • An Kestner
  • Ich komme bald, ihr goldnen Kinder
  • Klärchen
  • Ich war ein Knabe
  • Ein zärtlich jugendlicher Kummer
  • Brief aus Leipzig
  • Mit Pfeilen und Bogen
  • Ein grauer, trüber Morgen
  • Nicht am Morgen allein
  • Neologen.
  • Im neuen Jahre Glück und Heil
  • Ob ich dich liebe, weiß ich nicht
  • An Mademoiselle Oeser zu Leipzig
  • Das Opfer, das die Liebe bringt
  • Das Lied der Parzen
  • Offen zeigt sich die Pforte
  • Goldene Regel
  • Regenbogen
  • Zu des Rheins gestreckten Hügeln
  • Nun sitzt der Ritter an dem Ort
  • Der Segen wird gesprochen
  • Selbst erfinden ist schön
  • Spruchweisheit
  • An Charlotte von Stein
  • An Charlotte von Stein
  • An Charlotte von Stein
  • An Charlotte von Stein
  • An Charlotte von Stein
  • An Charlotte von Stein
  • An Charlotte von Stein
  • Kapitel 339
  • Stoßgebet
  • Symbolum
  • Das Tagebuch
  • Hab ich tausendmal geschworen
  • An die Großeltern Textor
  • Töne, Lied, aus weiter Ferne
  • Trauerloge
  • Wenn im Unendlichen dasselbe
  • Verschwiegenheit
  • Bin so in Lieb zu ihr versunken
  • Kapitel 350
  • Worte sind der Seele Bild
  • Zueignung
  • Zahme Xenien
  • Erklärung eines alten Holzschnittes vorstellend
  • Auf Miedings Tod
  • Poetische Gedanken über die Höllenfahrt Jesu Christi
  • Der Ewige Jude.
  • Die Geheimnisse
  • Parabolisch.
  • Katzenpastete.
  • Séance.
  • Legende.
  • Autoren.
  • Rezensent
  • Dilettant und Kritiker.
  • Krittler.
  • Kläffer
  • Celebrität.
  • Pfaffenspiel.
  • Die Freude
  • Gedichte sind gemalte Fensterscheiben
  • Die Poesie.
  • Amor und Psyche.
  • Ein Gleichniß.
  • Fliegentod
  • Am Flusse.
  • Fuchs und Kranich.
  • Fuchs und Jäger.
  • Beruf des Storches
  • Die Frösche
  • Die Hochzeit.
  • Begräbniß.
  • Drohende Zeichen.
  • Die Käufer.
  • Das Bergdorf.
  • Symbole.
  • Drei Palinodien.
  • Die Originalen.
  • Bildung.
  • Eins wies andre
  • Valet.
  • Ein Meister einer ländlichen Schule.
  • Legende vom Hufeisen
  • Epigrammatisch
  • Natur und Kunst.
  • Vorschlag zur Güte.
  • Vorschlag zur Güte.
  • Stoßseufzer
  • Erinnerung
  • Perfectibilität.
  • Geständniß.
  • Schneider-Courage
  • Catechisation.
  • Totalität.
  • Das garstige Gesicht
  • Diné zu Coblenz
  • Jahrmarkt zu Hünfeld
  • Versus memoriales.
  • Neue Heilige.
  • Warnung.
  • Mamsell N. N.
  • Hauspark.
  • Mädchenwünsche.
  • Verschiedene Drohung.
  • Beweggrund.
  • Unüberwindlich.
  • Gleich zu Gleich.
  • Vergeblich.
  • Frech und froh.
  • Soldatentrost.
  • Problem.
  • Genialisch Treiben
  • Hypochonder
  • Gesellschaft
  • Probatum est
  • Ursprüngliches.
  • Den Originalen
  • Den Zudringlichen.
  • Den Guten.
  • Den Besten.
  • Lähmung.
  • Spruch, Widerspruch
  • Demut
  • Keins von allen
  • Lebensart.
  • Vergebliche Mühe.
  • Bedingung
  • Das Beste
  • Meine Wahl
  • Memento
  • Memento
  • Breit wie lang.
  • Lebensregel
  • Frisches Ei, gutes Ei
  • Selbstgefühl.
  • Räthsel.
  • Die Jahre
  • Das Alter
  • Grabschrift.
  • Lauf der Welt.
  • Beispiel.
  • Umgekehrt.
  • Fürstenregel.
  • Lug oder Trug.
  • Égalité.
  • Wie du mir, so ich dir.
  • Zeit und Zeitung
  • Zeichen der Zeit.
  • Kommt Zeit, kommt Rat
  • Nationalversammlung.
  • Dem 31. Oktober 1817.
  • Dreifaltigkeit.
  • Kestner's Agape.
  • Nativität.
  • Das Parterre spricht.
  • Auf den Kauf.
  • Ins Einzelne (Die Romantiker)
  • In's Weite.
  • Kronos als Kunstrichter.
  • Grundbedingung.
  • Jahr aus, Jahr ein.
  • Nett und niedlich.
  • Für Sie.
  • Stets derselbe.
  • Den Absolutisten.
  • Räthsel.
  • Räthsel.
  • Feindseliger Blick.
  • Vielrath.
  • Sprache
  • Kein Vergleich.
  • Etymologie.
  • Kunst und Alterthum.
  • Museen.
  • Panacee.
  • Homer wieder Homer.
  • Zum Divan.
  • Angedenken.
  • Weltliteratur.
  • Gleichgewinn.
  • Lebensgenuß.
  • Heut und ewig
  • Schlußpoetik.
  • Der Narr epilogirt.
  • Politica.
  • Dem Fürsten Blücher von Wahlstadt
  • Gott und Welt
  • Weltseele
  • Eins und alles
  • Vermächtnis
  • Parabase
  • Die Metamorphose der Pflanzen
  • Epirrhema
  • Die Metamorphose der Tiere
  • Antepirrhema
  • Urworte, orphisch
  • Atmosphäre.
  • Howard's Ehrengedächtniß.
  • Stratus.
  • Wohl zu merken!
  • Was es gilt.
  • Herkömmlich.
  • Gesetz der Trübe.
  • Allerdings.
  • Ultimatum
  • Die Weisen und die Leute.
  • Chinesisch-Deutsche Jahres- und Tageszeiten.
  • Aus fremden Sprachen
  • Monolog aus Byron's Manfred.
  • Aus Byron's Manfred.
  • Der fünfte Mai.
  • Mode-Römerinnen.
  • Neugriechisch-Epirotische Heldenlieder.
  • Neugriechische Liebe-Skolien.
  • Das Sträußchen.
  • Klaggesang.
  • Hochländisch.
  • An die Cicade.
Johann Wolfgang von Goethe

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Elegien.

Bilder so wie Leidenschaften
Mögen gern am Liede haften.

Alexis und Dora

                  Ach! unaufhaltsam strebet das Schiff mit jedem Momente
    Durch die schäumende Flut weiter und weiter hinaus!
Langhin furcht sich die Gleise des Kiels, worin die Delphine
    Springend folgen, als flöh' ihnen die Beute davon.
Alles deutet auf glückliche Fahrt: der ruhige Bootsmann
    Ruckt am Segel gelind, das sich für alle bemüht;
Vorwärts dringt der Schiffenden Geist, wie Flaggen und Wimpel;
    Einer nur steht rückwärts traurig gewendet am Mast,
Sieht die Berge schon blau, die scheidenden, sieht in das Meer sie
    Niedersinken, es sinkt jegliche Freude vor ihm.
Auch dir ist es verschwunden, das Schiff, das deinen Alexis,
    Dir, o Dora, den Freund, ach! dir den Bräutigam raubt.
Auch du blickest vergebens nach mir. Noch schlagen die Herzen
    Für einander, doch, ach! nun aneinander nicht mehr.
Einziger Augenblick, in welchem ich lebte, du wiegest
    Alle Tage, die sonst kalt mir verschwinden, auf.
Ach! nur im Augenblick, im letzten, stieg mir ein Leben
    Unvermutet in dir, wie von den Göttern, herab.
Nur umsonst verklärst du mit deinem Lichte den Äther;
    Dein alleuchtender Tag, Phöbus, mir ist er verhaßt.
In mich selber kehr' ich zurück; da will ich im stillen
    Wiederholen die Zeit, als sie mir täglich erschien.
War es möglich, die Schönheit zu sehn und nicht zu empfinden?
    Wirkte der himmlische Reiz nicht auf dein stumpfes Gemüt?
Klage dich, Armer, nicht an! – So legt der Dichter ein Rätsel,
    Künstlich mit Worten verschränkt, oft der Versammlung ins Ohr;
Jeden freuet die seltne, der zierlichen Bilder Verknüpfung,
    Aber noch fehlet das Wort, das die Bedeutung verwahrt.
Ist es endlich entdeckt, dann heitert sich jedes Gemüt auf
    Und erblickt im Gedicht doppelt erfreulichen Sinn.
Ach, warum so spät, o Amor, nahmst du die Binde,
    Die ums Aug' mir geknüpft, nahmst sie zu spät mir hinweg!
Lange schon harrte befrachtet das Schiff auf günstige Lüfte;
    Endlich strebte der Wind glücklich vom Ufer ins Meer.
Leere Zeiten der Jugend! und leere Träume der Zukunft!
    Ihr verschwindet, es bleibt einzig die Stunde mir nur.
Ja, sie bleibt, es bleibt mir das Glück! ich halte dich, Dora,
    Und die Hoffnung zeigt, Dora, dein Bild mir allein.
Öfter sah ich zum Tempel dich gehn, geschmückt und gesittet,
    Und das Mütterchen ging feierlich neben dir her.
Eilig warst du und frisch, zu Markte die Früchte zu tragen;
    Und vom Brunnen, wie kühn! wiegte dein Haupt das Gefäß.
Da erschien dein Hals, erschien dein Nacken vor allen,
    Und vor allen erschien deiner Bewegungen Maß.
Oftmals hab' ich gesorgt, es möchte der Krug dir entstürzen;
    Doch er hielt sich stet auf dem geringelten Tuch.
Schöne Nachbarin, ja, so war ich gewohnt, dich zu sehen,
    Wie man die Sterne sieht, wie man den Mond sich beschaut,
Sich an ihnen erfreut und innen im ruhigen Busen
    Nicht der entfernteste Wunsch, sie zu besitzen, sich regt.
Jahre, so gingt ihr dahin! Nur zwanzig Schritte getrennet
    Waren die Häuser, und nie hab' ich die Schwelle berührt.
Und nun trennt uns die gräßliche Flut! Du lügst nur den Himmel,
    Welle! dein herrliches Blau ist mir die Farbe der Nacht.
Alles rührte sich schon; da kam ein Knabe gelaufen
    An mein väterlich Haus, rief mich zum Strande hinab:
Schon erhebt sich das Segel, es flattert im Winde, so sprach er,
    Und gelichtet, mit Kraft, trennt sich der Anker vom Sand;
Komm, Alexis, o komm! Da drückte der wackere Vater
    Würdig die segnende Hand mir auf das lockige Haupt;
Sorglich reichte die Mutter ein nachbereitetes Bündel:
    Glücklich kehre zurück! riefen sie, glücklich und reich!
Und so sprang ich hinweg, das Bündelchen unter dem Arme,
    An der Mauer hinab, fand an der Türe dich stehn
Deines Gartens. Du lächeltest mir und sagtest: Alexis,
    Sind die Lärmenden dort deine Gesellen der Fahrt?
Fremde Küsten besuchest du nun, und köstliche Waren
    Handelst du ein und Schmuck reichen Matronen der Stadt.
Aber bringe mir auch ein leichtes Kettchen; ich will es
    Dankbar zahlen: so oft hab' ich die Zierde gewünscht!
Stehen war ich geblieben und fragte, nach Weise des Kaufmanns,
    Erst nach Form und Gewicht deiner Bestellung genau.
Gar bescheiden erwogst du den Preis; da blickt' ich indessen
    Nach dem Halse, des Schmucks unserer Königin wert.
Heftiger tönte vom Schiff das Geschrei; da sagtest du freundlich:
    Nimm aus dem Garten noch einige Früchte mit dir!
Nimm die reifsten Orangen, die weißen Feigen; das Meer bringt
    Keine Früchte, sie bringt jegliches Land nicht hervor.
Und so trat ich herein. Du brachst nun die Früchte geschäftig,
    Und die goldene Last zog das geschürzte Gewand.
Öfters bat ich: es sei nun genug! und immer noch eine
    Schönere Frucht fiel dir, leise berührt, in die Hand.
Endlich kamst du zur Laube hinan; da fand sich ein Körbchen,
    Und die Myrte bog blühend sich über uns hin.
Schweigend begannst du nun geschickt die Früchte zu ordnen:
    Erst die Orange, die schwer ruht, als ein goldener Ball,
Dann die weichliche Feige, die jeder Druck schon entstellet;
    Und mit Myrte bedeckt ward und geziert das Geschenk.
Aber ich hob es nicht auf; ich stand. Wir sahen einander
    In die Augen, und mir ward vor dem Auge so trüb.
Deinen Busen fühlt' ich an meinem! Den herrlichen Nacken,
    Ihn umschlang nun mein Arm; tausendmal küßt' ich den Hals.
Mir sank über die Schulter dein Haupt; nun knüpften auch deine
    Lieblichen Arme das Band um den Beglückten herum.
Amors Hände fühlt' ich: er drückt' uns gewaltig zusammen,
    Und aus heiterer Luft donnert' es dreimal; da floß
Häufig die Träne vom Aug' mir herab, du weintest, ich weinte,
    Und vor Jammer und Glück schien uns die Welt zu vergehn.
Immer heftiger rief es am Strand; da wollten die Füße
    Mich nicht tragen, ich rief: Dora! und bist du nicht mein?
Ewig! sagtest du leise. Da schienen unsere Tränen,
    Wie durch göttliche Luft, leise vom Auge gehaucht.
Näher rief es: Alexis! Da blickte der suchende Knabe
    Durch die Türe herein. Wie er das Körbchen empfing!
Wie er mich trieb! Wie ich dir die Hand noch drückte! Zu Schiffe
    Wie ich gekommen? Ich weiß, daß ich ein Trunkener schien.
Und so hielten mich auch die Gesellen, schonten den Kranken;
    Und schon deckte der Hauch trüber Entfernung die Stadt.
Ewig! Dora, lispeltest du; mir schallt es im Ohre
    Mit dem Donner des Zeus! Stand sie doch neben dem Thron,
Seine Tochter, die Göttin der Liebe; die Grazien standen
    Ihr zur Seiten! Er ist götterbekräftigt, der Bund!
Oh, so eile denn, Schiff, mit allen günstigen Winden!
    Strebe, mächtiger Kiel, trenne die schäumende Flut!
Bringe dem fremden Hafen mich zu, damit mir der Goldschmied
    In der Werkstatt gleich ordne das himmlische Pfand.
Wahrlich! zur Kette soll das Kettchen werden, o Dora!
    Neunmal umgebe sie dir, locker gewunden, den Hals.
Ferner schaff' ich noch Schmuck, den mannigfaltigsten; goldne
    Spangen sollen dir auch reichlich verzieren die Hand:
Da wetteifre Rubin und Smaragd, der liebliche Saphir
    Stelle dem Hyazinth sich gegenüber, und Gold
Halte das Edelgestein in schöner Verbindung zusammen.
    Oh, wie den Bräutigam freut, einzig zu schmücken die Braut!
Seh' ich Perlen, so denk' ich an dich; bei jeglichem Ringe
    Kommt mir der länglichen Hand schönes Gebild in den Sinn.
Tauschen will ich und kaufen; du sollst das schönste von allem
    Wählen; ich widmete gern alle die Ladung nur dir.
Doch nicht Schmuck und Juwelen allein verschafft dein Geliebter:
    Was ein häusliches Weib freuet, das bringt er dir auch.
Feine wollene Decken mit Purpursäumen, ein Lager
    Zu bereiten, das uns traulich und weichlich empfängt;
Köstlicher Leinwand Stücke. Du sitzest und nähest und kleidest
    Mich und dich und auch wohl noch ein drittes darein.
Bilder der Hoffnung, täuschet mein Herz! Oh, mäßiget, Götter,
    Diesen gewaltigen Brand, der mir den Busen durchtobt!
Aber auch sie verlang' ich zurück, die schmerzliche Freude,
    Wenn die Sorge sich kalt, gräßlich gelassen, mir naht.
Nicht der Erinnyen Fackel, das Bellen der höllischen Hunde
    Schreckt den Verbrecher so in der Verzweiflung Gefild,
Als das gelaßne Gespenst mich schreckt, das die Schöne von fern mir
    Zeiget: die Türe steht wirklich des Gartens noch auf!
Und ein anderer kommt! Für ihn auch fallen die Früchte!
    Und die Feige gewährt stärkenden Honig auch ihm!
Lockt sie auch ihn nach der Laube? und folgt er? Oh, macht mich, ihr Götter,
    Blind, verwischet das Bild jeder Erinnrung in mir!
Ja, ein Mädchen ist sie! und die sich geschwinde dem einen
    Gibt, sie kehret sich auch schnell zu dem andern herum.
Lache nicht diesmal, Zeus, der frech gebrochenen Schwüre!
    Donnere schrecklicher! Triff! – Halte die Blitze zurück!
Sende die schwankenden Wolken mir nach! Im nächtlichen Dunkel
    Treffe dein leuchtender Blitz diesen unglücklichen Mast!
Streue die Planken umher und gib der tobenden Welle
    Diese Waren, und mich gib den Delphinen zum Raub! –
Nun, ihr Musen, genug! Vergebens strebt ihr zu schildern,
    Wie sich Jammer und Glück wechseln in liebender Brust.
Heilen könnet die Wunden ihr nicht, die Amor geschlagen;
    Aber Linderung kommt einzig, ihr Guten, von euch.

 


 


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