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Titelblatt

IX. Heft.
Puppenspiele

Mit einem colorirten Titelkupfer.

Dritte Auflage.

Leipzig, 1845.

Verlag von Ignaz Jackowitz.

Puppenspiele

Puppenspiele.

 

Puppenspiele.

An mehreren Tagen der Woche sieht man in Berlin vor diesem oder jenem Hause einen viereckigen Kasten, auf welchem transparent das anspruchlose Wort: »Figuren-Theater« zu lesen ist. Ich habe mich immer gewundert, warum Dichter und Kritiker diese Institute so wenig beachtet haben; sie greifen augenscheinlich in das Volksleben, und würden tief in dasselbe greifen, ließen sich die vornehmen Musensöhne herab, für sie zu dichten und ihre Leistungen zu besprechen. Üeberall, auffallend aber stellt es sich in Berlin heraus, wie schade es ist, daß das Volksleben so wenig geachtet, daß keine Poesie seine Elemente benutzt, daß seine geistigen Eigenthümlichkeiten nicht cultivirt werden. Aus einem Volke läßt sich viel machen, z. B. ein Volk, und daß selbst der Pöbel geadelt werden kann, hat die Geschichte vielfach bewiesen. Auf der andern Seite fehlt es auch nicht an Beweisen, daß durch Vernachlässigung der Adel zum Pöbel geworden.

Erst seit kurzer Zeit ist das Berliner Volksleben in Deutschland gewürdigt; erst seit kurzer Zeit ist den Berlinern klar geworden, daß sie ein solches haben, daß ihr Pöbel witzig ist, und, wie Hegel sagt, abstract denkt. Und schon jetzt zeigen sich deutlich die Folgen der geringen Cultivirung dieses Elementes; in die Eckensteher, Holzhauer, Hökerinnen u. s. w. ist, man möchte sagen, ein wenig Stolz gefahren; sie wissen, wie merksam man auf ihr Thun und Treiben geworden, sie fühlen sich eigentlich zum ersten Male Menschen, sie fangen an zu denken und cultiviren selber ihre Gaben. Es ist aber nicht genug, daß wir den Witz unseres Pöbels erkannt haben, wir müssen auch seine Rohheit erkennen, und diese Seite seines Characters durch eine Volkspoesie mildern und abzuschleifen suchen; wir müssen, geht es nicht anders, einen poetischen Schnaps destilliren, damit die niedrigsten Klassen unsrer Mitbürger empfänglicher, menschlicher werden.

Aber wie traurig sieht es noch damit aus! Unsere ganze Volkspoesie besteht in dem Beobachter an der Spree und in den Zirngibl'schen, in diesem Jahre gedruckten Liedern; in den Theatern und Puppenspielen findet man keine Spur davon. Lächelt nicht, ihr Thoren; haltet keine Sache für gering, die wichtig werden kann! Wäre es nicht besser gewesen, wenn Angely, statt die Gemeinheit auf unsere Bühne zu bringen, für die Puppenspiele geschrieben, und unser niedrigstes Volk um eine Stufe höher gebracht hätte? Wäre es nicht besser, manche unserer politischen Zeitungen enthielten statt ihrer Politik Berichte über Puppenspiele, populäre Abhandlungen über den Werth des Menschen, statt ihrer liebewarmen Correspondenzen aus kalten Gegenden? Wäre es nicht besser, wenn unsere Referendarien, statt Dichterschulen zu bilden und ihre unglückliche Liebe zu besingen, Lieder für das Volk dichteten? Wäre es endlich nicht besser, wenn unsere literarischen Judenjungen, statt jedem fremden und einheimischen Künstler, sobald er vom Postwagen gestiegen, ihre täglichen und kläglichen Wische aufzudringen, die voll ungewaschenen, rezensirenden Zeuges über unsere Bühnen und voll bezahlten Lobsalms sind, über die Leistungen der Puppen urtheilten? Wahrhaftig! und ich will gern zugeben, daß die Bezeichneten in dieser Sphäre sogar Bedeutung erlangen könnten. Dazu kommt, daß die Figuren-Theater in vieler Hinsicht den Menschentheatern vorzuziehen sind, auf welchen letzteren fast ohne Ausnahme Kabale und Liebe, Arroganz und Schachergeist die besten Früchte im Keim ersticken, die schönsten Talente untergraben und die mittelmäßigen ihrer Waden wegen in die Höhe bringen. In den Figurentheatern dagegen haben die Directoren immer Energie, Klugheit und Bindfaden (auf berlinisch: Strippe) genug, ihre Mitglieder in Ruhe und Ordnung zu erhalten; Herr Kaspar, der Komiker, hat sowohl im Lustspiele, wie in der Tragödie die ersten Parthieen, Niemand beschwert sich darüber und wirst neidische Blicke, wenn das Publikum seinen Liebling vergöttert. Auch bleiben hier die engagirten Damen immer jung, in den Menschentheatern dagegen sind viele Beweise vorgekommen, daß die weiblichen Mitglieder alt werden.

Treten wir jetzt hinein in die Halle der leblosen Künstler; der Leser wird mir erlauben, daß ich ihn freihalte. »Entrée 2 Silbergroschen, Kinder zahlen die Hälfte!« ruft eine alte Cassirerin.

Das ist sehr liebenswürdig von Ihnen. Hier sind 3 Silbergroschen für uns Beide; komm', mein lieber Leser!

Weh' mir, welch ein Tabaksgestank! Ich wittere Vaterländischen: Blätter aus der Uckermark für ungebildete Stände. Wir wollen uns durch diesen Saal drängen, und von der Gallerie herab das ganze Leben betrachten, ein Leben voll Lust und Wonne, Kümmel und Liebe, Unschuld und Verführung.

Zwei Seiten des langen Saales sind mit Bänken begränzt. Statt der Hinterwand sieht man einen Vorhang, bunt bemalt und mehr Reiz verhüllend als jene dicke Köchin, welche mit übergeschlagenen Beinen in der Ecke sitzt, ein kleines Kind auf dem Schooße beruhigt, und dazwischen mit einem frischen, kräftigen Dragoner liebelt, der sich seinen langen, schwarzen Schnauzbart streicht, und gewiß die reelsten Absichten hat. Ich bezweifle sogar nicht, daß er dieselben noch heute an den Abend legen wird, denn sie hat schon drei Mal aus dem großen Weißbierglase und einen tüchtigen Kümmel trinken müssen.

Im Vordergrunde ist die Schenke; hinter dem mit Schinkenstollen und Wurstsemmeln bedeckten Tische steht der Wirth dieses Hauses und das Weib dieses Wirthes, jener Weißbier, diese Schnaps schenkend.

Der größte Theil des Publikums besteht aus Kindern, die unsäglich viel schnattern, aber noch viel mehr schnattern und lachen würden, wenn sie nicht eine volle Stunde ängstlich nach dem Vorhänge sehen, und bis dahin in schrecklicher Ungewißheit bleiben müßten, ob sie, sobald die Bänke vor die Bühne geschoben werden, einen guten Platz bekommen. Zwischen ihnen wandeln dreißig bis vierzig Kriegsmänner herum, Cavaleristen und Infanteristen, sämmtlich in Uniform, und sämmtlich irgend einer Köchin oder einem soliden Kindermädchen die Kur schneidend, denen die Herrschaft heute Abend bewilligt hat, mit den Klienen nach dem Puppenspiele zu gehen. An Schuhmacher- und Schneidergesellen kann es unmöglich fehlen, denn sowohl in der dicken Brust des Pechbeflissenen wohnt Liebe, wie in dem Brüstchen des Nadelschwingenden, und wo könnten sie sich besser mit der Dörthe von Geheimsekretairs oder mit der Karline von Neumanns oder Wiesekens treffen?

Sobald die Initiative der Liebe vorüber sind, d. h. sobald man über verschiedene Punkte einig geworden, kommt man hinauf nach dieser dunklen Gallerie. Hier ist es ruhiger, gemüthlicher; man sitzt hier, den Augen der neugierigen und verläumdenden Welt weniger preisgegeben hinter der Brüstung, und wenn man seinen Kopf gleichgiltig an den Pfeiler lehnt, so können noch viele Dinge zwischen Himmel und Erde geschehen, von denen sich die Schulweisheit dort unten nichts träumen läßt.

Hier oben ist aber nicht blos das Asyl der Liebe, sondern auch das: jugendlicher Rohheit. Knaben zwischen zehn und vierzehn Jahren sitzen hier mit großen Pfeifen oder Cigarren, und trinken aus hohen Gläsern so viel Schnaps, daß sie kaum noch stehen können, bevor das eigentliche Fest seinen Anfang genommen.

Unten sind so eben die Musici gekommen. Sie setzen sich an einem Tische nieder, welcher in der Ecke, dicht am Figurentheater befindlich und bereits mit Schnaps und Weißbier besetzt ist. Zu einem Quartette findet man hier ohne Ausnahme fünf Männer, weil Einer von ihnen immer trinkt.

Es beginnt. Glaubt Ihr das Puppenspiel? Bewahre, das Tanzen! Der Schuster und der Grenadier stellen sich vor die Auserwählte und strecken ihren Arm aus. Die Ausgewählte setzt das Kind ihrer Herrschaft bei Seite, steht auf, legt sich in den Arm des Geliebten und, hast du nicht gesehen! walzt und galloppirt mit ihm durch die Reihen der harrenden Knaben und Mädchen.

Einer von den Musicis klingelt. Sogleich hört Schuster, Grenadier, Schneider und Dragoner auf, während des Tanzens mit ihren Stiefeln laut den Tact zu schlagen; sie drehen sich nur noch bis zu den Stühlen ihrer Herzallerliebsten, werfen diese nieder, greifen in die Westentaschen, holen einen Silbersechser heraus, und legen diesen auf jenen Tisch, um welchen fünf Musikanten ein Quartett spielen, in so fern Einer nämlich nur mit Kümmel oder Pomeranzen accompagnirt.

Hinter den Coulissen ertönt eine Glocke, zwei feiste Männer treten in den Saal und wollen die Bänke vor die Bühne setzen, allein fast unbesiegbare Hindernisse stellen sich ihnen in den Weg. Die Buben und Mädchen prügeln, drängen und stoßen sich; keiner will weichen, Niemand zurückbleiben, Alles die ersten Platze einnehmen, die Hartnäckigsten weichen sogar nicht von den Bänken, und müssen auf ihnen fortgetragen werden. Wird der Scandal zu toll, so nahen ein paar handfeste Schuster, streifen sich die Aermel zurück und greifen schonungslos in die Reihen künftiger Mitbürger und Mitbürgerinnen, schieben sie mit kräftigen Stößen bei Seite und placiren ihre Liebsten auf das Beste.

Endlich ist die Ruhe wieder hergestellt, die Glocke hinter den Coulissen ertönt zum zweitenmale und der kleine Vorhang fliegt in die Höhe.

Nun beginnt das Schauspiel. Kaspar reißt göttliche Witze, mitunter auch liebliche Zoten, schallendes Gelächter und Bravos erzittern den Saal, dicker Tabaksqualm umhüllt die Gestalten der Dichtung, Weißbier und alle Sorten einfacher und doppelter Branntweine erfrischen die Kehlen der aufmerksamen Zuschauer, am Schlusse jedes Actes ertönt von der Bühne herab ein disharmonischer Gesang.

Und wenn der kleine Vorhang zum letztenmale gefallen, laufen die Kinder nach Hause, und wiederholen sich die Witze Kaspar's, um sie morgen in der Schule zu erzählen; die Schuster und Schneider, Dragoner und Grenadiere aber trinken und tanzen mit ihren geliebten Köchinnen und Kindermädchen bis in die späte Nacht hinein.

Auch die dunkele Gallerie wird hin und wieder von einzelnen Gruppen belebt.

 

Kaspar.

Um diese Figur dreht sich das ganze Schauspiel; seit der komischen Oper »das Donauweibchen,« welche vor vielen Jahren so entschieden Glück machte, ist sie in unsern Figuren-Theatern stereotyp geworden, und wird jedes Mal mit Jubel empfangen. Kaspar ist das beweglichste von allen Mitgliedern dieser Bühne. Der König und der Jude, die Prinzessin, der Ritter und der Pfaffe werden in die Scene geschleift, schütteln nur mit dem Kopfe und heben die rechte Hand auf; Kaspar aber verdreht die Augen, geht mit vorgestreckten Knieen, er ist im Gebrauche eines vollständigen Sitzorganes, er macht Bücklinge, bei welchen er mit dem Kopfe das Podium berührt, im Nothfalle ertheilt er sogar Maulschellen.

In der Tragödie hat Kaspar die Todten fortzuschaffen; bevor er sie aber mit den Händen bei den Haaren faßt und aus den Coulissen schleppt, trampelt er ein wenig auf ihnen herum und erwirbt auf diese Weise den Beifall des kunstliebenden Publikums. Der Intriguant des Schauspiels aber wird von ihm schonungslos behandelt; hier ist Kaspar dem bösen Prinzip geradezu gegenüber gestellt. Er schimpft ihn, er stößt ihn mit seinem Schädel gegen die Nase, und will Alles nichts fruchten, so zieht er ihn in die eine Ecke der Bühne, dreht ihn herum, setzt seinen Fuß auf einen Theil des Körpers, den wir zwar nicht gern aussprechen, der aber einem ewigen Naturgesetze zufolge von der größten Wichtigkeit ist, und fährt mit dem Intriguant durch die Luft zur Thüre hinaus.

Im feinen Lustspiele und in der Posse ist Kaspar die gestaltete Verschmitztheit, er foppt und führt Alle bei der Nase herum, sogar Diejenigen, mit denen er's gut meint, und ist es ihm möglich, Diesem oder Jenem ungesehen einen Rippenstoß beizubringen, oder einen Katzenkopf zu verabfolgen, so berechnet er durchaus niemals die schädlichen Folgen, welche solche Handlung ihm herbeiführen könnte.

 

Scenen.


I.

Das Stück ist betitelt: Der Mondkaiser. Ein Luftschiffer ist mit seinem Diener Kaspar nach dem Monde verschlagen worden.

Kaspar (die Augen verdrehend). Na, da haben wir die Bescheerung! Nu sind wir uf den Mond; det is 'ne schöne Jeschichte! Nu sollen Se mal sehen, jnädiger Herr, wie wir abnehmen. Ein Eckensteher würde hier verzweifeln, wenn det letzte Viertel kommt. (Er hebt einen Fuß hoch.)

Der Herr. Ich sehe dort in der Ferne Jebäude; ich vermuthe, daß hier Menschen wohnen. xxx

Kaspar. Nich die Spur von Menschen! Höchstens eine Colonie Mondkälber! Hier kann man ja seinen Augen nicht trauen; auf den Mond is Alles Schein.

Der Herr. Ich bedauere es nicht, daß wir hierher verschlagen sind; die Wissenschaft kann dadurch bereichert werden.

Kaspar. Ach, de Wissenschaft is schon genuch beräuchert, deshalb wollen wir uns nich jrämen! Hier is blos de Hauptsache, deß wir was zu schnabeliren kriejen, denn ich verspüre einen Appetit, wie ich ihn niemals auf unserer Erde wahrjenommen habe, un wie ihn selbst unsre Kaiser un Könje nich besitzen. Anjenommen, wir fänden nu auch hier Menschen, als was wollen wir uns hier ausjeben, womit wollen wir auf dem Mond unser Brod verdienen? Det Eenzije, wat mir übrich bleibt, ick warte det letzte Viertel ab, und werde Viertel-Comzarius. Die überjen drei Viertel kann ick denn faulenzen. (Er verdreht die Augen.)

Der Herr. Du bist ein Narr. Ich werde jetzt auf Kundschaft ausgehen. Erwarte mir hier, Kaspar! (ab.)

Nach einem kurzen Monologe erscheint die Wittwe des vertriebenen Mondkaisers. Sie steht in der Luft, weil ihre Lenkerin eben die Bindfaden nicht genug herunter gelassen.

Kaspar (bei Seite, indem er die Augen verdreht). Potz Blitz! dieses Mondkalb is nich übel! (laut, unter Verbeugungen.) Um Verjebung, Madam, ich – ich hätte nich jejlaubt, daß wir heute eine Witterung haben!

Die Dame (mit durchaus origineller Betonung). Ihrer Kleidung nach scheinen Sie ein Fremdling zu sein. O edler Fremdling, was wollet ihr auf dem Monde? Hier ist keine Freude zu holen.

Kaspar. So? Na, was is denn zu holen?

Die Dame. Nur Kummer und Jram.

Kaspar. So? Na, da haben wir's! Ich hab's jleich zu meinem Herrn gesagt, daß es uns hier miserabel jehen wird. Aber, sehen Se, Madam, des kommt davon, mein Herr kann es nu mal nich lassen, er schifft immer in de Luft. Es ist nämlich ein Lustschiffer. Aber sagen Se mal, Madam, jiebts hier mehr so hübsche Frauenziefer?

Die Dame. O ja, edler Fremdling! Wenn ich auch eine der schönsten war, so hat mich doch der Kummer und der Jram sehr verändert.

Kaspar. Nu, da is es doch hier so übel nich! Da kann man ja mal Eene heirathen? ( Er verdreht die Augen.)

Die Dame ( indem ihr, au« Versehen, der Kopf hinten herumgedreht wird; nach Kaspar hin mit dem steifen Arm gestikulirend). Warum dieses nicht, mein edler Fremdling? Oo die Weiber wollen auch hier gern einen Mann; denn es ist ja ihre Bestimmung; ( plötzlich dreht sich ihr Kopf wieder Kaspar zu) Denn der Mann muß die Frau lenken; er ist der Herr der Schöpfung. Aber saget mir, mein edler Fremdling, wie sind denn bei Euch die Weiber?

Kaspar ( mit beiden Armen gestikulirend). Ja, sehen Se, Madam, des kann ich Ihnen so ejentlich jar nicht beschreiben, weil wir sie im bloßen Naturzustande nur sehr selten zu sehen bekommen. ( Er bleibt mit dem einen Fuße stehen und hebt den andern hoch in die Luft.) Ja, sehen Se, so is es, Madam.

Die Dame (schleift sich näher zu Kaspar und gestikulirt ihm mit dem steifen Arme unter der Nase). Ihr scheinet mir ein sehr heiterer Mann zu sein. Oo wenn Euch nur nicht das Loos trifft, Kaiser zu werden.

Kaspar. Kaiser? (Er verdreht die Augen und schlottert in der Luft mit beiden Füßen.) Nu, warum soll ich'n des nicht werden? Schauen Sie mich an, glauben Sie nicht, daß ich mich dazu qualinficire? (Er dreht sich fünf bis sechs Mal herum.) Ich würde vielleicht besser als mancher andere Kaiser sein, ich bin nicht jrausam und bin auch kein Schaafskopp. Da ich also milde und pfiffig bin, so kann ich auch Kaiser sein, det is klar wie die Brühe des Kloßes!

Die Dame (sinkt aus Versehen zusammen, so daß sie schräg gegen eine Coulisse zu liegen kommt.) Oo edler Fremdling, Niemand würde Euch um dieses Loos benei –

Eine Stimme (aus den Wolken, d. h. hinter den Coulissen). Na, wat machste denn, Karline? Zieh de Strippe an! De Kais'rin hängt ja schief!

(Eine Hand wird sichtbar, die Dame richtet sich auf und spricht weiter.) beneiden. Denn hier ist es kein Glück, der Regent dieses Volkes zu sein, weil ein Hoherpriester wie ein Schwerdt über dem Throne hängt.

Kaspar (verdreht die Augen). Ein Hoherpriester? Brr! Ick kann schon die niedrijen Priester nich leiden, vielweniger die hohen. Aber – (bei Seite) ich esse jebratene Stiebelknechte mit Pantoffelsauce, wenn ich nicht bald zur Tafel komme – sagen Se mal, schöne Madam, was haben Sie'n heute zu Mittag?

Die Dame. Elephantenbraten und Löwentorte. (Sie schüttelt mit dem Kopfe.)

Kaspar. So? (indem er, mit vorgestreckten Knieen klappernd, abgeht.) Na, haben Se de Jüte und setzen Se mir en paar Elephanten in de Röhre, ich komme bei Ihnen zu Tische. (ab.)

Die Dame (die Hand hochhebend). Ein sonderbarer Mensch, dieser Fremdling; wenn er nur nicht –

Kaspar (wiederkommend). Hören Se mal, Madam, in de Torte können Sie en paar Löwen hacken, aber ganz junge!


II.

Prinz und Prinzessin.

Prinz. Prinzessin, wo seid Ihr hergekommen?

Prinzessin. Prinz, ich bin über's Meer geschwommen.

Prinz. Prinzessin, liebt ihr mir?

Prinzessin. Ja, Prinz, ich liebe Dir!

Prinz. So führet mir zur Tafel!

Prinzessin. Des bin ich nicht cumpafel!

Prinz. So fahrt mit mich in die Kulesche!

Prinzessin. Das jeht nich, ich habe heute die Wäsche.

Prinz (zieht den Dolch). So empfange den tödtlichen Streich durch meiner Hand, du imfamigte Kurnalje!


III.

Kaspar vor Gericht.

Richter. Wie nennst Du Dich?

Kaspar. Du.

Richter. Wie ist Dein Name?

Kaspar. Ich heiße schlechtweg: Kaspar. Eigentlich bin ick aber von Adel, denn meine Mutter war' en Raubritter.

Richter. Wie ist dieses möglich?

Kaspar. Ja, sehen Se, Herr Trichter, erst ritt mein Vater Raub, und wie der starb, setzte meine Mutter des Jeschäft fort.

Richter. Wo bist Du jeboren?

Kaspar. Wo Sie jeboren find: im Mutterleibe.

Richter. Ich meine, in welcher Stadt, in welchem Dorfe?

Kaspar. In keene Stadt, in keen Dorf. In en Flecken bin ick jeboren. Deshalb war ick als Junge ooch immer so dreckig. Ein Müncheberjer bin ick, denn mein Vater war aus Berlin und meine Mutter aus Frankfurt an de Oder.

Richter. Wie alt bist Du?

Kaspar. Ja, des müssen Se rathen, Herr Trichter! Wie meine Mutter starb, ging se in't eenundreißigste, un wie mein Vater starb, ging er in't achtunvierzigste. Wenn Sie nu meine Mutter zwee Mal von meinen Vater abziehen, denn komm' ick raus.

Richter (schreibt). Also 34 Jahr.

Kaspar. Machen Se aber en Jedankenstrich hinter de 34!

Richter. Warum?

Kaspar. Weil ick 35 bin!

Richter. Was hast Du gelernt?

Kaspar. Unterthan!

Richter. Was ist das für dummes Zeug.

Kaspar. Sie, Herr Trichter, nehmen Sie sich in Acht, det man Ihnen nich in de Hundelöcher schickt, des heeßt in unsre Jefängnisse! Wie können Sie sich unterstehen, einen Unterthan für dummes Zeug zu halten? He? wie heißen Sie, wo sind Sie jeboren?

Richter. Halt Er das Maul! Was will Er mit dem Unterthan?

Kaspar. Ick will nischt mit'n Unterthan; ick handle nich mit Menschen! Aber ick bleibe dabei, daß ick Unterthan jelernt habe! Seien Sie meinetwegen was Sie wollen, Sie sind doch immer en Unterthan, wenn Sie nich König jelernt haben.

Richter. Das sind jeojraphische Bemerkungen, die hier nicht herjehören. Welches Handwerk, welche Kunst erlerntest Du?

Kaspar. Ich will Ihnen sajen, Herr Trichter, ich war in meiner Jugend so krank, daß ich nischt lernen konnte. Ich hatte nämlich den Schwindel, un noch jetzt leid' ich an Schwindeleien. Nu loof ick so durch die Welt un nähre mich von Unterthan sein! Mal hier, mal da! Jute Beene, Hiebe Patria! Heute bin ick Bediente, morjen Herr; der eenzige Herr, der mit mir zufrieden is, bin ick! Weil ick en juten Kopp habe, un feine Sitten, so daß ick schnell begreife, un mir jut nehme, war ick mal bei de Achsziehse anjestellt, die hab' ick aber jetzt in'n Majen!

Richter. Lästere Er hier nicht den Staat!

Kaspar. Ach, Herr Trichter, sein Se nich so dumm un so jrob in Ihrem Amte, sonst werden Se ausgezeichnet und kriejen Zulage! Warum soll ick denn nich sagen, det ick de Achsziehse in'n Magen habe? Will der Staat etwa, det ick verhungern soll, wie't manchmal den Anschein hat? Ne! Na, un kann ick etwa en Stück Brod oder Fleesch ohne Achsziehse runterschlucken? Jiebt nich Mehl un en Ochse Achsziehse? Sind Sie etwa frei, Herr Trichter? Also krieg ick doch de Achsziehse in'n Magen, nich?

Richter. Wenn Du es so verstanden, so mag's gut sein. Man hat Ihn gefänglich eingezogen, weil Er ein Räuber sein soll. Hier ist die Anklage. Kann Er sie umstoßen?

Kaspar. O ja! (er hebt den einen Fuß auf und stößt an den Tisch, daß dieser sammt dem Richter auf die Erde fallen.) Jerichtsdiener, sagt den Präsenten, daß ich Alles ad acta jelegt habe! (er klappert mit vorgestreckten Knieen ab.)


IV.

Der König und der Prinz.

(Aus einem alten Trauerspiele.)

Der König (den Arm hochhebend). Mein Sohn und Prinz, wo kommst Du her?

Der Prinz (ebenso). Mein Vater und König, ich fuhr über's Meer!

Der K. Willst Du auf meinen Thron Dir setzen?

Der Pr. Das würde mir jar sehr erjötzen.

Der K. Doch hast Du Muth für Feindesmacht?

Der Pr. Ich werde von meine Soldaten bewacht.

Der K. Was hast Du noch außer den Menschenverstand?

Der Pr. Eine große Tasche un eine Hand!

Der K. Erlerntest Du die Regierungskunst?

Der Pr. Mein Vater, des is man blauer Dunst!

Der K. Willst Du Deine Völker jlücklich machen?

Der Pr. Se sollen sich nich zu Tode lachen.

Der K. Umschlingst Du sie mit das Liebesband?

Der Pr. Mein Vater, mir sind man Stricke bekannt!

Der K. Mein Sohn, willst Du den Schmeichler meiden?

Der Pr. Wer mir beschimpft, den kann ick nich leiden!

Der K. Willst Du jerecht und jnädich sein?

Der Pr. Jejen mir und meine Weiber allein!

Der K. (schüttelt den Kopf). Mein Sohn, mein Sohn, mit Dir ist't nischt!

Der Pr. Ich habe Jhn'n de Wahrheit aufgetischt!

Der K. Du wartest wohl schon auf meinen Tod?

Der Pr. Die Freude färbt mir die Wangen roth!

Der K. Scheusal, mein Sohn, ich ermorde Dir!

Der Pr. Mein König, den Spaß verbitt ick mir!

Der K. (zieht den Dolch und stößt ihn). Mein letztes Wort sei dieser Stich!

Der Pr. (liegt an der Erde und zappelt mit den Beinen). Mein Vater, mein Vater, ick sterbe noch nich!

Der K. Junge, wenn De nich stirbst, so prügl' ick Dir!

Der Pr. (röchelnd). Mein letzter Röchel ein Fluch von Dir!

Die Königin (schleift sich herein und kreischt). Mein Jott, mein Jott, was seh' ich hier!

Der König (im tiefsten Basse). Jeh' runter, un jrüße des Volk von mir!


Gespräche im Publikum.

I.
Zwei Soldaten. Der Wirth.

T. Du, ick kann Dir was im Vertrauen mittheilen, Berme, aber Du mußt et nich überall rumklatschen, denn der Unteroffzier hat mir jesagt, ick sollt' et nich jeden Schaafskopp uf de Nase binden. Wir kriejen Krieg!

B. Du, unser Unt'roffzier hat Dir gewiß wieder was weiß jemacht! Gegen wen sollten wir denn jetzt? De Franzosen haben't Herz jetzt in de Hosen, und denn kann man die Nation ooch nich hassen, weil sie sich nich Allens jefallen lassen, verstehste? Wat sollte uns Preußen woll jetzt jejen de Franzosen bejeistern? (er trinkt und ruft) Vor'n Jroschen Kümmel, Herr Wirth! Un seh' mal, mit de Oestreicher is et jetzt ooch nischt, denn in diesen Jahre sind de Hühner jut gerathen. Na, un von Polen is nischt mehr zu holen, denn det weeßt De ja, de Russen oder wie se se nennen, de Reußen, die möchten wir ja

Der Wirth (setzt ein großes Glas hin). Einen Kümmel!

B. Hier is en Jroschen! (zu T.) vor Liebe und Freundschaft umarmen. Det weeßt De ja, Töpke, det wir de Russen lieben? Weeßt De det nich mehr? Herrjees, wat hast Du vor'n schwachet Jedächtniß!

T. Ja, de Russen lieben wer, det lesen wer ja immer in de Zeitung, un des muß wahr sind; auswendig sehen se zwar barsch aus, aber inwendig haben se doch ihren – (er trinkt aus Berme's Glase) ihren Werth.

B. Na, also, siehste woll, kriejen wer keenen Krieg!

Der Wirth. Ja, hören Se mal, Herr Berme, Krieg vermuth ick! (er macht ein wichtiges Gesicht.)

T. Siehste woll, Berme! – Nu erklären Se uns mal, Herr Wirth!

Der Wirth. I sehen Se mal, ick werde zwar immer aus de Zeitungen nich recht kluch, weil det immer so jelehrt jestellt is, aber so viel hab' ick in de letzte Zeit doch raus jekriecht: mit des junge Deutschland scheint et mir nich recht richtich! Ick jloobe immer, mit des junge Deutschland un Preußen wird et woll losjehen!

B. Sollte't wirklich? Jemunkelt hab' ick ooch schon von't junge Deutschland hören. Sajen Se mal, Herr Wirth, wo liejt denn det eejentlich?

Der Wirth (leiser). Ja, sehn Se mal, jenau weeß ick det ooch nich, aber ick jloobe, da so in de Jejend von Frankfurt am Main muß et liejen. Es muß überjens noch en janz uncolorirter Staat sind, denn z. B. von Ehe wissen se da nischt, un von Jott ooch nich. Der Könich, jloob ick, heeßt Jutzkow der Erste.

T. Ob er ville Soldaten hat?

Der Wirth. I nu, vielleicht mehr, als in de Zeitungen stehen. Wie jesagt, recht kluch bin ick aus die janze Jeschichte nich jewordcn! (er trinkt.) – Ihr Wohlsein, meine Herrn! – aber so viel kann ick Ihnen sajen, een junges Deutschland jiebt es jetzt, un ick jloobe, ick jloobe, det alte Deutschland is schon zu alt! (Es klingelt.) Aha, det Puppenspiel jeht los! Passen Se uf, meine Herren!

B. Wat wird denn heute ejentlich jejeben!

Der Wirth. Die Zeit jeht ihren Jang, ein Lustspiel mit traurigen Einlagen.

II.

(Ein Schuhmacher sieht ein Dienstmädchen, das sein Herz bewegt. Er stellt sich vor sie und streckt seinen Arm aus. Sie legt sich hinein und sie tanzen. Nachdem der Walzer geendet und der Mann des Peches einen Sechser bezahlt, setzt er sich neben die Auserwählte und will seinen Gefühlen Luft machen.)

Schuster. Sie sind ein sehr hübsches Mädchen, Mamsell!

Dienstmädchen. O ich bitte, Sie sind sehr gütig.

Schuster. Ne jewiß! Wo dienen Sie'n?

Dienstm. In de Kannenierstraße Nummer 87, eene Treppe hoch, vorne raus.

Schuster. Haben Se diesen Sonntach Ihren Sonntach?

Dienstm. Zufällig, ja! Wie so meenen Sie'n das?

Schuster. Ick möchte woll mit Ihnen jerne nach Moabit fahren, wenn Se mir nich verschmähen.

Dienstm. I des nich, aber ich kenne Ihnen ja nich.

Schuster. Sie können sich auf mir verlassen. Ick bin Schuhmacher un arbeete jetzt bei Helfrichen in de Jruselämmerstraße. Wenn meine Mutter sterbt, erb ick über vierzich Thaler. Denn kann ick mir etabliren. Is Ihnen mal Weißbier jefällig zu drinken.

Dienstm. Sie sind sehr gütig.

Schuster (geht zur Schenke, kommt mit einem Glase Weißbier zurück und präsentirt dasselbe dem angenehm bewegten Dienstmädchen). Drinken Se so viel wie Se wollen. Jeben Se den Kleenen ooch mal.

Dienstm. (trinkt). Justav, drinke mal un bedanke Dir bei den Herrn.

Schuster. Lassen Se man jut sind, Mamsell. Na wie is es? Kann ick Ihnen anstehn, oder haben Sie schonst ein Verhältniß?

Dienstm. Ne, ein Verhältniß hab' ich woll noch jerade nich, objleich ich, ufrichtig jesagt, mehr Neijung vor den Ziehviel, als zum Milletheer habe.

Schuster. I, des is aber sonderbar! Sonst setzt ihre Art weibliches Jeschlecht des Milletheer über Allens.

Dienstm. Wie jesagt, mir kann es keinen Jeschmack abjewinnen. Denn seh'n Se, Herr – wie heeßen Se doch?

Schuster. Prusich! Aber nennen Se mir lieber: Stephan.

Dienstm. Lieber Stephan, wenn se det bisken Mondirung aushaben, sind se doch ooch bloße Männer wie alle andern. Un denn sind se mir ooch zu intressant, so'n Mensch will immer blos von eenen ziehen; wenn man keen Schmalz oder keen Stück Fleesch mehr hat, so is et Essig mit ihre Liebe. Heerjees, et jeht an, besorjen Se mir en juten Platz!

Schuster (steht auf). Ich werde Ihnen eenen besorjen. (Beide setzen sich auf die erste Bank.) Sind Sie mit mir zufrieden, liebe Dörthe?

Dienstm. Sie jefallen mir sehr, lieber Stephan. (Pause.)

Schuster. Seh'n Se, jetzt jeht es an; nu passen Se uf uf die Witze. Sein Se überzeicht, daß ich ein redlicher Mann bin.

Dienstm. Na, aber Unsinn is es!

 

Anekdoten.


Teufel.

In einem Figurentheater wurde neulich »Faust« gegeben, ob der Göthe'sche, der Klingemann'sche etc. konnte man nicht recht erkennen. Welche Idee aber der ungebildete Berliner dem Teufel unterlegt, sprach sich hier auf komische Weise aus. Faust erscheint und bannt mehrere Teufel, läßt sie prügeln und Feuer unter ihnen machen. Die Teufel schreien im Chor: »Det rührt uns nich! Det rührt uns nich!«


Illusion.

Auf der Bühne einer Vorstadt sahen die Zuschauer einen weißen Hintergrund als Coulisse, auf welchem mit großen Buchstaben »Wald« geschrieben stand. Die erste Puppe, welche hervorgeschleift wurde, sagte: »Ich habe mir hier verirrt.« – Als nach Beendigung des Schauspiels ein Schneidergeselle ein ihn verschmähendes Dienstmädchen foppen wollte, sagte diese: »Sie dünner Hosenfabrikante, wenn Se ooch mal Figur spielen wollen, denn schreiben Se doch da unten an Ihre Beene: Wade!«

»Un wenn Sie mal Figur spielen wollen,« revangirte sich der Schneider, »denn geb' ick ooch höchstens zwee Silberjroschen!«

»Kinder zahlen die Hälfte!« bemerkte ein Kanonier.


Pfandleihe.

Ein Mädchen für Alles hatte sich mit ihrem Grenadier erzürnt, weil er während des Puppenspieles mit einer Andern charmirt hatte. Der Kriegsmann, welcher wahrscheinlich seine Officiere zum Muster nahm, leugnete den Bruch der Treue und sagte: »Ick verpfände Dir meine Ehre, daß es nich wahr is!«

»Du verpfändest mir Deine Ehre?« erwiederte höhnisch Karoline, »na, für Mottenfraß stehe ich nich!«


Die Gegend bei Leipzig.

Zwei Schneiderfrauen, die sich seit langen Jahren nicht gesehen hatten, trafen sich im Januar 1816 in einem Figurentheater. »I, Herrjees, Frau Jevattern!« sagte die Eine, »leben Sie ooch noch? Na, wie jeht's Ihnen denn?« »I ick danke, et jeht mir so so! Det mein Aeltester jeblieben is, wissen Se schon, nich wahr?«

»Ne, wat ick da höre! Is et möglich? Der Gottlieb ist todt? I, i! Wo is er denn jeblieben?«

»Jetzt erscht, bei Bellfaaljanks! Aber – irr ick mir nich, so is ja Ihr Lude ooch mit jejangen? Is denn der wiederjekommen?«

»I Jott bewahre, Frau Jevatter'n! Den hat eine Kugel von hinten jeradezu todtjeschossen. Ach Jott, mir kommen de Thränen in de Oojen, wenn ick daran denke.«

»Na, sein Se ruhig!« tröstete die Andere, »Sie müssen immer denken: Jott hat et so jewollt. Is er denn ooch bei Bellfaaljanks...?

»Ach ne, nich bei Bellfajanz, ne! Bei Leipzich is er jeblieben.«

»Also man bei Leipzich? So? Na, hören Se, Frau Jevalterin, trösten Se sich, Leipzich – des is überjens ooch ne schöne Jegend!«


Curioser Mensch.

»Ich bin immer en curioser Mensch jewesen!« sagte Kaspar in einem Lustspiele, »schon als Junge spart' ick mir immer mein Taschenjeld, un wenn ick etwas zusammen hatte, wissen Se, wat ick denn damit machte? Ick ließ mir'n Zahn ausziehen!«


Böse Beispiele.

Kurze Zeit darauf, als mehrere Scandale im Königsstadter und im Königlichen Theater gewesen waren, fiel, während einer Vorstellung im Figurentheater bei Nünnikke's, eine Puppe zur Erde, weil ihr Lenker oben die Bindfaden losgelassen hatte. Sogleich schrie ein Kerl mitten unter den Zuschauern mit furchtbarer Stimme: »Nünnikke, Abbitte, Abbitte!«


Wie so?

»Hast Du schon det Friseerschild in de Jäjerstraße jesehen?« fragte neulich im Figurentheater ein Barbier seinen Collegen, »det Schild, wo druf steht: »Ami de le tête?" – Det wundert mir, deß des unsere Pollezei leid't, det is doch so'n refolutionaires Schild, wie man was sind kann!«


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