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Titelblatt

IV. Heft.
Köchinnen

Mit einem colorirten Titelkupfer.

Sechste durchaus veränderte und vermehrte Auflage.

Leipzig, 1845

Verlag von Ignaz Jackowitz

Berliner Köchinnen (Am Sonntag)

Berliner Köchinnen (Am Sonntag)

 

Berliner Köchinnen.

Die Berliner Köchinnen oder Dienstmädchen, in den Zeitungen »Mädchen für Alles« genannt, sind in den bürgerlichen Familien zu sehr mit Arbeit überhäuft, um sich immer sauber halten zu können. Sie müssen kochen, die Küche rein erhalten, die Zimmer ausfegen und scheuern, Gänge besorgen, Kinder warten und wenn ihnen gar Abends eine Stunde übrig bleibt, Strümpfe stopfen. Alle vierzehn Tage aber haben sie ihren Sonntag, und wenn sie dann Nachmittags mit dem Aufscheuern fertig geworden, dann werfen sie sich in ihre prachtvollsten Kleider, legen alle ihre Kostbarkeiten an, nehmen den reichlich mit erübrigten Materialien gefüllten Pompadour unter den Arm, und wandern am Arme des Geliebten vom Militair nach Moabit oder einem anderen Lustorte, wo gespielt, getanzt und Alles unternommen wird, was man zu den Erholungen rechnen darf.

Ach, und der Erholung bedürfen sie! Abgesehen von aller Arbeit genießen sie selten eine freundliche Behandlung von der Herrin des Hauses. Denn die Hausfrauen glauben nur dann recht tüchtig ihre Pflicht zu üben und ihren wichtigen Beruf zu erfüllen, wenn sie mit böser Miene umhergehen, immer tadeln, immer treiben, immer Das laut werden lassen, was in der Stille eben so gut und besser abzumachen wäre. Wird das Dienstmädchen nicht ihrer Faulheit und Unehrlichkeit wegen ausgezankt, so behandelt sie die Kinder schlecht, vernachlässigt sie, ist nicht reinlich, legt zu viel Holz an, nimmt zu viel Kaffee, bleibt zu lange aus, wenn sie fortgeschickt wurde, klatscht mit den anderen Köchinnen des Hauses, »hat jewiß wieder mit ihren Soldaten uf'n Flur jestanden!« kurz: Etwas findet sich immer, das der waltenden Hausfrau Stoff zur Unzufriedenheit und zum Zank bietet.

Es kann und darf nicht behauptet werden, daß die Fehler der Mädchen für Alles fehlten, daß sie nur in den Augen ihrer Herrschaft existicten. Aber schon der Name » Mädchen für Alles« der nicht naiv, sondern charakteristisch entstanden, und der so viel unverdiente Schmach und unverdientes Elend documentirt, sollte die Damen doch zu humanerer Behandlung ihrer Sklavinnen und zur Nachsicht mit ihren Schwächen bewegen. Wie viel gerechter wird die Forderung allgemeiner Freiheit, wenn wir, von Institutionen aller Art Gedrückten, unsern Untergebenen ihr Unglück nicht noch durch rohe, tyrannische Behandlung verdoppeln, sondern ihnen dasselbe durch Nachsicht und Freundlichkeit so viel wie möglich vergessen machen!

Nachdem ich noch eingeräumt, daß die Berliner Dienstmädchen 1) gern ihren Colleginnen die Geheimnisse ihrer Herrschaft mittheilen, 2) für ihren Soldaten zuweilen einige Materialien zu erübrigen suchen, 3) mit demselben sehr gern Abends auf dem Hausflure kosen, 4) wenn es möglich, gediegene Räuberromane lesen und 5) sich zu lange im Materialladen bei dem syrupsüßen und candiszarten Diener aufhalten, laß ich sie selbst mit ihren Tugenden, Leidenschaften und Eigenthümlichkeiten auftreten.

 

Unterhaltung zwischen Rike und Vike.

Rike. Na nu, Herrjees, treff' ick Dir endlich mal wieder! Des dhut mir leid, deß ich keene Zeit habe, denn ick hätte Dir 'ne Masse Neuigkeiten zu erzählen. Ick muß aber Medezin vor meine Madam holen, die is krank un da wird jleich jedahlt als ob se uf't letzte Loch pfiffe. Wenn ick krank bin, da wird nich jleich zum Docter Kaltmacher jeschickt, da heeßt et: habe Dir man nich so, det wird 'n Schnuppen sind! Det weeß der Kukkuk: mir kann fehlen wat mir will, ick habe immer den Schnuppen. Ick jloobe, wenn ick mal dodt bin, denn sagt meine Madam zu mir: na habe Dir man nich so, det is weiter nischt als en Schnuppen! – Na wat jibbt et'n Neues, Vike?

Vike. Neues? Ach lieber Jott, Neues jibbt et jenug, aber ick habe kerne Zeit nich; ick soll en viertel Pfund rohen Schinken 'ne halbe Meile weit holen, weil er bei unsern Schlächter zu stark jeräuchert is. Na ick sage, wat mir meine trietzt, davon haste keenen Bejriff, Rike.

Rike. Na meine is ooch nich besser als Deine; ick habe alle Dage wat mit ihr vor. Aber wenn se 't mir zu arg macht, denn könnt' ick villeicht mal den Herrn wat merken lassen von wejen den kleenen quabblijen Jeheimsekeltair, der zufällig immer kommt, wenn der Herr nich zu Hause is. Na! Na, Vike, det is'n Hausfreund, verstehste? Der weeß och, wo Bartel Most holt; der hat et raus, un villeicht manchmal ooch nich! Ne pfui, ick würde mir schämen, wenn ick verheirath't wäre! Als Mächen natürlich muß man wat vor sein Herz haben, un wenn da ooch wirklich en Unjlück passirt wie Dir mal, als De Dir mit den Chambrejarnisten in en Techtelmechtel injelassen hattest, na: Liebe is keen Verbrechen un det is man dumm Zeug. Aber als Frau det so dreiben, det sich villeicht mein Mann mit fremden Leutens Kinder abjeben muß, ne! Aber, herrjees, ick muß sehen; meine Madam wart't uf de Medezin, Se soll abführcn. Jott, ick wünschte, der Drachen nähme so viel in, det jac nischt von ihr übrig bliebe, wenn se abführte! Herrjees, sage mal, Vike, die Karline is ja Knall un Fall von ihre Herrschaft weggekommen, wie mir jestern de Stekerlitzen erzählt hat! Wat is 'den da passirt?

Vike. Na! Na det muß ick Dir en ander Mal erzählen, wenn wir Zeit haben. Villeicht en Sonntag bei Wiedecks; da wirschte doch mit Deinen Füsellier hinkommen. Die Karline is janz jewiß ooch da; denn wenn se ooch Knall un Fall wechjekommen is, darum jetzt et ihr doch nich schlecht. Die versteht'n Rummel! Warum wird se'n wech sind? De Madam hat Lunte jerochen; die is dahinter jekommen!

Rike. Hinter was denn?

Vike. Hinter was denn? Na Du wirscht doch woll wissen, det sich ihr Herr mit ihr injelassen hat? Na un de Madam hat se mal attrapirt, un da, na det kannste Dir denken, da jab et Knuffe un da jing et heidi! Aber wat macht se'n sich daraus? Die Frau jloobt nu, se jeht rum un jeht betteln. Kuchen jeht se!

Rike. Hat se schonst wieder en Unterkommen?

Vike. Ja, en Unterkommen hat se, bei denselben Herrn, un se hat ooch ihr Auskommen, da kannste ankommen! Un se wird ooch bald ihr Niederkommen haben un denn wird se ihr Fortkommen finden! ihr Herr hat ihr 'ne Stube jemieth't, un nu hat se en janzen ausjeschlagenen Dag nischt zu dhun als en bisken Liebe dann un wann. Un det wird ooch nich zu ville sind, denn ihr Herr hat ooch schon den Jüngling ausjezogen, un hat etwas Mondschein. Aber ick muß fort, atje! Apopos, sage mal, wie is et'n mit Deinen Drechsleer, is det ganz alle?

Rike. Partu! Wird nischt mehr jedrechselt!

Der dumme Junge war schalu und jloobte immer, ick hielte 't mit meinen jetzjen Liebsten, mit den Füsselier Brummekerber, litt bet wurde mir doch mit de Zeit eeklich. Da lob' ick mir Brummekerbern, der is nich schalu! Bei den könnt' ick dhun, wat ick wollte, der sieht un hört nischt. Aber, herrjees, ick habe keene Zeit; meine Olle wart't uf de Medizin. Du hast doch noch Deinen Bombardier, Vike, wat?

Vike. I der hat ja ausjedient! Der is wieder uf't Land jejangen und sä't Jrütze statt bei mir uf Hausflur zu warten, bis ick ihm en Endeken Hammelbraten runterbringe, un mir Sonntags auszuführen, wo ick Bier un Schnaps un Allens bezahlen muß. Hör' mal, Rike, bet is richtig, wenn det Milletär nich vor unser schönes Jeschlecht so anzüglich wäre, weil se so bunt aussehen un so dralle un so wat Männliches an sich hätten: unverschämt sind se, un se ziehen en armes Mächen janz aus, un en Bürjerlicher is reptirlicher un hat ooch mehr Verstand, des is richtig. Denn meiner Seelen, mit die meesten von's Milletair kann man doch jradezu Dhüren inrennen. Herrjees, ne aber, wat halt' ick mir wieder uf! Na atje, atje! Also den Sonntag, hörste!

Rike. Ja 't bleibt dabei! Atje (umkehrend) Herrjees Vike! Vike!

Vike. Na wat denn?

Rike. Hab' ick Dir denn erzählt, det ick neulich in de Redoute war?

Vike. (erstaunt) Ne! Du?

Rike. Ja, denke Dir! Also ick kenne Dir da so eenen von's Chorpalais, der mir manchmal en Bisken de Cour macht, un bei mir hinten uf'n Hof Chambrejarnie wohnt, un Der sagt neulich zu mir: hörn Se mal, Rike, sagt er, wenn Sie mir erhören wollen, denn soll'n Se mal uf 'ne Redoute kommen; denn verschaff' ick Ihnen en Anzug, un zwee Billets hab' ick un denn soll'n Se mal sehen! Aber det heeßt...! Na 't is jut, sag' ick, aber wie soll ick loskommen? I, sagt' er, wir jehen hin, wenn de Herrschaft zu Bette is; ick hole Ihnen um halb Elwe aus Ihre Kammer ab. Also so bin ick in de Redoute jekommen. Ne hör' mal, Vike, so wat hast Du noch nich erlebt, det jetzt in's Weite! Ne Skandal is da vorjekommen! Na hör' mal, haben sich da die dummen Jungens, die jroßmäulijen Esels benommen! Jemeiner konnten se nich sind! Ick sage Dir, mit die Rotzjungens sollte keen anständjer Mensch mehr umjehen! So'ne Esels denken, se sind wat, un se sind doch man blos Maulaffen, die zum Abschrecken jeschaffen sind, damit en vernünftjer Mann weeß, wie er nich werden muß. Ick habe aber den Eenen abjeführt. Kommt Dir Eener an mir ran, legt seinen Arm um meine Hüfte un sagt: schönes bürjerliches Fleisch! Jott, Du, den hab' ick Dir jemöbelt! An so'nen adlijen Knochen is freilich nischt dran! sagt' ich, wenn man den den jemeensten Schlächterhund vor de Füße schmeißt, denn jenirt er sich noch, dran zu knabbern. Herrjees, da sieht meine Madam aus't Fenster! Js die ufjestanden! Atje, Vike!

Vike. Atje, atje! Na Sonntag!

 

Briefe.


I.
An den Bombardier Krause.

(Genau copirter Brief.)

Deuerster freund sie währten es mier Nicht Uewel nähmen, daß ich mich die freiheit nähme an ihnen zu Schreiwen da ich mir genöththtiegt sähe an ihnen zu schreiben. ich hätte mir zwar die Mühe nicht sollen nähm aber ich habe es mit den jrößten verjnüjen gethan lieber Freund unbekannterweise ich als aufrichtes Mäthgen ich währte wohl jeter Zeit wieder so einen finden wie sie sein. will aber nicht hoffen daß er noch solcher Lieger und schwindlerischer mensch sein wie sie denn vor so einen mach mier der Himmel bewahren denn sie sein ja nicht die Dinte noch daß Schöne Babbier währth. Lieber Freund unbekannterweise denn wir können uns nicht meehr weill sie untreie gewesen sein hätte ich daß gewust daß sie so währen hätte ich mir lieber Gott weis waß als das –. ich wollte lieber daß meine Augen ihnen nichtgesähn hätten denn so ein mensch ist mier in meine Augen nichts wenn sie zu mich wollen Treu zuhrückkehren ist es guth aber sie müssen nur nicht glaubenn daß ich Trauehre nun athge mein Schatz indessen ich thue Deiner bald vergessen nun athge so lähwe wohl weil du von mir scheiten solst mit vergnügen geschehn. Aber noch eins bitte ich mir von ihnen aus daß sie mir das urband von Perrellen gleich schicken was sie Von mier haben weil mein name drauf ist und sie mir nicht auf ihre Brust tragen sohlen weil sie mir nicht mehr drein haben in die Brust.

Lähwen sie wohl

ich verbleibe ihre treue freuden
Marrie Antonette Knausewitz Kroppsteht.

und 1 Grus an ihre Miene die sie Jezz Stadt meiner haben daß sie ein Dreier haben möchte wünsche ich ihr denn ich hätte mehr zutrauen in ihnen gesucht.

An
Bombather Krause
abzugehben.

logiert in die Kaserne.
4 bein Kupfergraben.


II.
Liebe Ulrike in Oranjenburch!

Seit ick von Oranjenburch fort bin, hat sich villes mit mir verändert; denke Dir, ick habe mir verliebt! Ulrike, Du weeßt vermuthlich noch nich was Liebe is, un ick kann's Dir ooch nich beschreiben, dazu haben de Worte keine Sprache nich. Det Herz un de Brust werden immer so gedrückt, un man kann gar keenen Athen holen; un wenn man nu gar den Lohgerber sieht, den ick liebe, so wird eenen wohl un weh in den ganzen Körper. Det Abens, wenn ick mit det Ufschauern fertich bin, steht er schonstwien Proppen vor de Dhüre, un haart uf mir. Ach, denn sollteste sehen, wenn mir mein Lohgerber zu sehen kriecht, wie er sich hat un freut, und wie verrückt is. Allens wat von meine Herrschaft übrich bleibt, det bring' ick ihn jedesmal runter, un denn setzt er sich uf de Treppe un nimmt mir uffen Schoß, und eßt die Fänder meiner Liebe uf. Erscht, wenn er Allens runter hat, fängt er an zu lieben, un küßt mir gradezu int Gesichte und hätschelt und tätschelt mir. Det ick mir dabei streibe, kannst de Dir wohl denken, aberscht et hilft nich, er läßt nich locker. In einer einsamen Stunde, wenn ick meine Herrschaft die Hackens wieder in de Strümfe stoppen muß, überleg ick manchmal, ob ick ihm auch wohl wirklich liebe, oder ob es blos die Gewohnheit is, aberscht nein! Des ich ihm wirklich liebe, hab' ick erst neulich recht deitlich gemerkt, wo er ne Pike uf mir hatte; die ganze Nacht hab' ick nich schlafen können, so hab ick mir gegrämt, det er bese war, und sein Gänseschmalz is ganz sauer geworden, womit ich ihm besenftigen wollte. Und wodrummer war er bese? bloß weil ick mit den Hanlungsdiener bei Nünnekens gedanzt habe, der immer mit mir zusammen in de Mohrenschtraße Wasser holt.

Aberscht ick merke, ich annegire Dir mit meine Liebe, aberscht ick weiß wirklich nischt anders zu schreiben, weil mir immer nischt anders infällt als mein Lohgerber, der ein sehr spaßhafter Mensch is und sein hinreichliches Brot hat.

Deine beklückte Freindin
Johanna Triesel
beim Braueichen Herr Butrel, Kronenschtraße
No. 113. vorne raus.


III.
Allerliebstes Carlinchen!

Aus Deinen Brief habe ich ersehen, daß Du an mir geschrieben hast; es freut mir, daß es Dich gut geht und das Du Dein Auskommen hast, und daß Dir zu Weihnachten Deine Herrschaft gut presentirt hat, und daß Du Dir bald verheurathen wirst, wozu ich Dir Glück wünsche. Was mir betrifft, ich war Dich recht krank; ich hatte mich den Magen mit einen Dardanellen-Sallat ganz und gar verdorben, und unser französischer Refermater meente, des wäre eine malizgöse Melodie, weil ick sonne ochsige Kolike kriegte. Gott sei's Dank, ich bin nu wieder volluff! Unser Balbiergeselle hat mich die Megazine die mir der Abdeker in das Leib gegagt wieder raus gepumpt. Liebe Seele, Dein Liebster kommt also bald von de Wanderschaft retur? der wird sich recht uff Dir freuen! Mir gehts nich so gut mit meine, Ich habe viel Maleer mit Sie gehat. Der Letzte hatte noch bei Schicklörs Contor Confekt in de Kasse gemacht, und da haben sie ihm das Wenige was er hatte abgeschnitten, um zu ekzestiren, und nun mochte ich ihm auch nich! Und habe mich einen neuen präparirt! Dieses ist ein wunderscheener Mensche der gestern einen Rehsultan von das Krimel-Apartement kriegte, daß er ein Jahr in Spandau sitzen muß, weil er seinen Herrn beleidigt hat und etwas genommen. Ich habe ihn noch ein hübsches baptisten Schmisset genäht, und werde ihm vielleicht auch seine Begnadigung verschaffen, weil ich einen Exkuter kenne der mir wohl will. Jetzt hab' ich keene Zeit mehr, drum lebe wohl und spute Dir an mir zu schreiben ehr mir uns mündlich sehen.

Deine Freindin
Charlotte Knippel.


IV.
Einzich steh Kuh ne junde!

Berlin den 30sten Julü 1833.

Ne watt Dich alleweile jetzt vorne Hitze bei uns is da kannste Dir keen Begriff von machen. Ick möchte mir ja nich wie mein Herrn sein Hund in den Sonnenschein hinlegen. und wenn mich Eener 8 Groschen geben wollte. Nein Du hast keine Fantasi nich von de Hitze. Bei den Petipgeeren untern Linden steht et uf Bluthitze un der Perjamotter steicht alle Augenblicke ein Zoll und bei den andern Meschanikus ebenso. un uffen Schlosplatz wo der dicke Kurfürscht steht seind zwee Vögel von Himmel runter uf die Erde gefallen. Da soll nu eener bei arbeiten. Un wenn ick denn nu jearbeet habe. un ick denke ick soll vor Hitze umkommen un meine Beene sollen mir ausfallen. denn licht mich Abends mein Jardekohr uffen Halse. det ick ihn was geben soll, wat von de Herrschaft abfällt, was ick erübriche. aberscht den ranz ick an. Höre sacht ich neulich zu ihn wie er wieder drum Rum ging un schmunzelte, höre Boomstengel, Boomstengel heeßt er nämlich. wenn de weiter nischt weißt als wat von mir zu ziehen denn pack in mit Deine Liebe und prehstire Dein Gewehr uf den Exirplatz und laß mir zufrieden. Druf gab er mir zur Antwort, wat denn auch mich Widder beruhigte. I kleener Deibel sei doch nich wunderlich seh mal Du dumme Ganz dhu ick Dir denn nich Allens zu Liebe wat nur ein Vieh dhun kann? Hol ick Dir nich frischet Wasser ruf von Brunnen zum Ufschauern un hau ick Dich nich, Holz. Un wat verlange ick denn von Dir höchstens det wat Du langst!

Bei diesen Ausdruck drückte ich ihm eine Gesunde uf die Backe un er küßte mir un nu war Allens wider gut. Un denn spielten wir Beede in de kleene eenfensterge Küche Zeck un er kriechte mir alle Ogenblicke übergens is meine Mutter dot un mein Vetter hat sich in den Schaafgraben versöft. Des wunderte mir denn er war nie Liebhaber von Wasser. Na et schat ooch nischt daß er aus der Welt is. Denn er war wie ich, Dir oft schrieb ein sehr großer Schaafskopp.

Deine Freindin in de Kreizgasse
bein Schneider Lehmriech neben de
Matregalhantlung.

Fridrike Purzel.

 

Verhör-Scene auf dem Criminalgericht.

Referendarius. Sie heißen Luise Paker, nicht wahr?

Dienstmädchen. Ja, Herr Refendar!

Ref. Sie haben also die Hemden nicht gestohlen?

Dienstm. I Jott bewahre, Herr Refendar! Wer des sagt, der lügt es.

Ref. Aber die zwei Hemden Ihrer Madame haben doch in Ihrem Koffer gelegen, als Sie ziehen wollten!

Dienstm. Ja davor kann ick nich! Ick habe keine Hemden jenommen! Wat soll ick denn ooch mit meine Madame ihre! ick habe meine eich'ne! Ick habe drei Stück, Herr Refendar: alle 8 Dage brauch' ick eins, un alle 14 Dage wird jewaschen, also is eins sogar noch überflüssig!

Ref. Hatten Sie denn Ihren Koffer in der Kammer immer offen stehen, oder.....

Dienstm. Nee, den verschloß ick, det is richtig. Denn jeder Mensch hat etwas, was nich Jeder sehn soll, un meine Madam hatte so immer die Jewohnheit, überall rumzuschnuppern.

Ref. Wenn Sie also Ihren Koffer immer verschlossen hielten, so konnte Ihnen doch kein Anderer die fremden Hemden hineinlegen?

Dienstm. Nee!

Ref. Na, also müssen Sie sie doch selbst hineingelegt haben?

Dienstm. Des is meeglich, Herr Refendar, aber ich will Ihnen ....

Ref. Warten Sie noch! (er sieht in die Acten) Sie haben doch die Hemden Ihrer Madame oft gewaschen?

Dienstm. Ja!

Ref. Also kennen Sie auch das Zeichen derselben?

Dienstm. Ja, die Hemden waren mit A. A. gezeichent.

Ref. Richtig; das Criminalgericht hat sie aufgehoben. Sie wissen also, daß die beiden Hemden in Ihrem Koffer Ihrer Madame gehörten?

Dienstm. Ja, A. A. war drin.

Ref. Gut! Nun erzählen Sie, wie Sie glauben, daß sie in Ihren Koffer gekommen sind.

Dienstm. Sehn Se, Herr Refendar, Sie wissen doch, daß mein Herr ein Schauspieler auf's Theater war, der alle die jroßen Rollen verspielte. Wenn er nu des Morjens probirte, so stand er in de Wohnstube vor den jroßen Spiejel, un seine Frau saß uf't Sopha un sah zu. Wenn er nu det eene Been nich recht hielt, oder den Arm oder den Kopf, so sagte sie ihn immer: en Bisken rechts, oder en Bisken links, des sieht noch hübscher aus! Manchmal stritt er mit ihr, manchmal sagte er ooch: Du hast recht, liebe Amalje. Denn sagte sie wieder: »Ueberhaupt mußte immer Deine schöne Hand zu zeijen suchen, lieber Jerrick, denn Jerrick nannte sie ihm immer, ick weeß zwarscht nich, was des heeßen soll, weil er jar nich Jerrick, sondern Thor hieß, aberscht sie nannte ihm so. Wenn er nu det Abends zu spielen hatte, so jab er immer mir un den Bedienten zwee Billets zu't Amfibientheater un sagte uns: nu paßt uf, wenn ich vorkomme, un denn klatscht, wat't Zeich hält. Wenn's nu aus war, so musst ick schnell zu Hause, weil mir sonst de Madam en Zopp machte. Sehn Se, Herr Refendar, nu kommt es. Nu stand in de Wohnstube eine Kummode, wo de Madam ihre Hemden drin hatte, und in dieselbe Kummode lag ein jrüner Lorbeerkranz. So wie er nun um neune oder halb zehne ankam, un hatte seine Rolle runterjespielt, un trat in de Dhüre, so setzte sie ihm rejelmäßig jeden Abend den Lorbeerkranz uffen Kopp. Un damit aß er nu Abendbrodt un Allens, bis er zu Bette jung.

Ref. Zur Sache, zur Sache!

Dienstm. Nu kommt et jleich. Sehen Se, Herr Refendar, nu jloobt ick erscht immer, mein Herr wäre sehr jeitzich, weil wir kaum satt zu essen krichten, aber wie ick länger da war, sah' ick denn wol in, det er jar zu viele Ausjaben hatte. Sehn Se, da kamen alle Morjen vier sonne Wischer, ick jloobe se heeßen Schurnale, davor mußte er alle Vierteljahre blechen. Aber des war noch nich jenuch! Alle Dage kamen sonne Rezenten, die davor schreiben, un die frühstückten immer bei uns, und denn lobten se meinen Herrn bis in Himmel rin, un pumpten ihm an. Besondersch war da son Jude, en jewisser Dokter Reißdir mit rothe Backen un kohlschwarze Haare, en kleener dicker Pussel. Ick konnte ihm nich leiden, so ufdringlich war er, un so kriechend, un fraß sich alle Dage bei uns satt, un der Herr mußte ihm alle Dage Jeld jeben un Billets. Also eenes Dages, wie de Madam krank war, sagt mein Herr zu den Juden: »Doktor bleiben Se heite bei mir zum Jlas Wein und leisten Se mir Jesellschaft!« Darauf bleibt der Jude da. Wie se un so det Abens sitzen un alle andern Schauspieler schlecht machen, so stöhnt meine Madam aus't Bette (die Stimmen nachahmend): »Lieber Jerrick hör mal!« Darauf sagt mein Herr: »Was willst Du denn Amalje?« »Ach,« stöhnt se weiter, »sitz doch nich so in den bloßen Kopp da. Laß Dir doch den Lorbeerkranz ufsetzen! Du verdienst ja zehn solche dumme Lorbeerkränze!« Darauf antwort er: »Nu, Du bist ein narrisches Weib; was meinen Sie, Doktor?« »Man dürfte behaupten,« sagt der Jude nu, Herr Refendar, »man dürfte behaupten, daß Sie diesen Schmuck nich nur in diesen Maaße verdienen möchten, sondern in einen bei weiten großem. Die Lorbeerblätter müßten nich alleene us Ihnen, sondern Sie uf de Lorbeerblätter sitzen..... « Da unterbrach ihm mein Herr un rief mir, die ick janz ruhig in de Ecke saß und Strümpfe stoppte, zu: »Lowise, setz' mir den Lorbeerkranz auf!« Sehn Se, Herr Refendar, nu war dieser Kranz injewickelt, un det müssen woll die beeden Hemden mit A. A. jezeichent jewesen sind, die ich nachher in de Zerstreuung in meinen Koffer jepackt habe.«

Ref. Jetzt weiß ich genug!

 

Sonntags-Scene.

(Ein öffentlicher Garten vor dem Thore.

Dörthe. I seh mal, Carline! wo führt Dir denn der Deibel hierher?

Caroline. Ick bin mit meinen Liebsten hier!

Dörthe. Ach ja! ick habe ja gehört, det de Dir verheirathen willst. Wat is denn Deiner vor Eener?

Car. I, et is en recht spaßhafter Mensch, un hat sein hinreichendes Brod.

Dörthe. En Schneider?

Car. Na hör' wal, wat denksten? Et is en Schuhmacher in Condezjon!

Dörthe. Wenn eh'r wollt Ihr denn loslejen?

Car. Nu, er denkt zu Neujahr; eh'r wird er woll nich können. Denn er will jleich Bürjer und Meester werden, damit man wat is. Des kannste jlooben, nich vor zwee Dhaler ließe er sich als Jeselle ufbieten! Nee, er weeß, wat er is, – un hat seinen Stolz und Rehschpektazjon.

Dörthe. Aber wie is et denn mit de Knöppe?

Car. Ja, et is wenich, wat et hat, aber man muß sich behelfen. Du weeßt, ick habe mir wat jespart un er ooch. Na, wenn de Arbeet losjehen soll, so jebe ick det Meinije her, un er muß det Seinichte ooch dazudhun, sonst jeht et nich! Zu Möbeln wird uns freilich nich viel übrig bleiben, aber wenn man sich einschränkt und arbeet düchtig, so kann man sich schonst wat anschaffen.

Dörthe. Wo is er denn jetzt?

Car. Da steht er ja in de Kejelbahne! der den jrünen Kranz um'n Hut hat, mit de Hemdsärmeln un lankengne Hosen!

Dörthe. Du bist woll nich kluch? der jetzt eben den Andern en Katzenkopp jibt?

Car. Ja, der!

Dörthe. J, Du bist verrückt! der jetzt de Schnapspulle nimmt un draus drinkt?

Car. Ja doch! det is er, mein Fritze Plemper!

Dörthe. Na, det is ne scheene Jeschichte! (sieht ihre Freundin groß an). Det is ja Meiner?

Car. (erschrickt). Wat? Meiner Deiner?

Dörthe. Ja! (ruft) Fritze, Fritze! komm mal her!

Fritz (schreit von der Kegelbahn her). Na wat willste denn, olle Schachtel!

Dörthe. Komm mal jeschwinde her! Ick habe Dir wat zu sagen.

Fritz (dreht sich um und kommt näher; als er aber die beiden Königinnen seines Herzens gewahr wird, steht er plötzlich still und murmelt). Donnerwetter! det is Pech! (indem er sich wieder umdreht und nach der Kegelbahn zurückgeht). Uebrigens dadrum keene Feindschaft nich!

 

Anekdoten.


Das Bild.

Eine eitle junge Frau, die sich mit ihrer Köchin allein in der Stube befand, drehte sich, sich selbst bewundernd, vor dem Spiegel hin und her, und sagte dabei: »Seh' mich mal an, Charlote, wie nett ich gewachsen bin! Keine Ecke, Alles so rund und in einander geschlungen.«

»Ja,« antwortete das Mädchen, » wie' ne Pretzel


Schade!

Ein alter verliebter Geck ging eines Abends einer fein geputzten Dame nach, und wollte eben ihren Arm ergreifen. »Soll ick vielleicht leichten?« fragte höhnisch eine Köchin, die zufällig mit einer Laterne vorüber ging. »Nein!« antwortete der alte Herr, »das Licht ist immer in mir; ich brauche kein Licht!«

»Ach det is Schade,« versetzte die Erste, »det is ewich schade, det Se nich bei uns uffen Flur hängen


Noch weniger!

Eine für Alles Gemiethete, die nur ein Auge hatte, stieß, vom Markte kommend, mit ihrem Korbe an einen äußerst kleinen Herrn. »Na!« rief dieser entrüstet, indem er sich die Stoßende ansah, »was ist denn das für Dummheit? Ach so! Sie sehen wohl Alles nur halb?«

»I manchmal noch weniger!« antwortete die Gefragte, » Sie zum Exempel seh' ick gar nich


Unterschied.

Ein junges Bürschchen, das als Gast in einer schlechten Kneipe Berlin's sich befand, neckte die Köchin unaufhörlich, die eben die Stube ausfegte. »Hören Se,« sagte sie endlich im gerechten Zorne, »Sie sind hier einjekehrt, ich kehr' aber hier aus!« Mit diesen Worten warf sie ihn zur Thür hinaus.


Was nun?

Ein junges Mädchen, wie viele in Berlin, von unersättlicher Lesesucht befallen, hatte die üble Gewohnheit, des Abends im Bette noch zu lesen, aber – dabei immer einzuschlafen. Die Mutter, sich in den Willen der gebildeten Tochter fügend, hatte der neuen Köchin den Befehl gegeben, an jedem Abende bei der Mamsell nachzusehen, und das Licht zu löschen.

Eines Nachts, als Madame im tiefsten Schlafe liegt, wird sie von der schreienden Köchin geweckt: »Madam, Madam! wat soll ich nu machen?«

»»Mein Gott, was ist denn?««

»De Mamsell ...«

»»Nun, um Gotteswillen! sie ist doch nicht zu Schaden gekommen?««

»I nee, aber se hat det Licht heite alleene ausgemacht!«


Das hat nichts zu sagen.

Bei einem Hochzeitsschmause begoß eine ungeschickte Köchin das prachtvolle Kleid der Braut mit einem Teller voll Suppe, den sie ihr eben reichen wollte.

»Machen Se sich nischt draus, Mamsell!« tröstete bie Unvorsichtige, »draußen in de Küche is noch eene janze Terrine voll Suppe.«


Der Roman.

Ein Allesmachende las eines Abends einen Roman, als der junge Herr dazu kam und sie fragte: wer die Erzählung geschrieben hätte. »I Se woll'n mir woll foppen?« rief das Mädchen, »det sehen Se doch, det er jedruckt is!«


Das neue Stück.

Eine Dame schickte ihre Köchin auf die Straße, um nachzusehen, welche Stücke heute im Theater gespielt würden. Der Bescheid lautete: »Erst Engelsche Stiebelwichse in de Neumannsgasse un denn Nathan der Weiße.« – Dicht über dem Comödien-Zettel war die andere Ankündigung angeklebt.


Die künftige Beschäftigung.

Zwei Köchinnen klagten sich auf dem Hausflure ihre Noth, und die eine nannte ihre Herrin einen bösen Satan, der den ganzen Tag über tobe und schelte.

»Na,« rief die Andere aus, »so viel is jewiß, die kommt ooch nich in'n Himmel!«

»Die nich in'n Himmel?« erwiederte jene, »die kommt erscht recht hin! Die muß ja donnern helfen!«


Die beiden Tassen.

Eine Bürgerfrau hatte zu Weihnachtsgeschenken für ihre Töchter zwei schöne, vergoldete Tassen gekauft, und befahl ihrer Köchin: dieselben aus dem bezeichneten Laden zu holen. Die geschickte Ungeschickte ließ aber unterweges eine der porzellanenen Schaalen auf die Erde fallen, und stand eine kurze Zeit betrübt neben den Trümmern. Endlich ging sie nach Hause und überreichte, ohne etwas zu sagen, die eine Tasse.

»Das ist ja nur eine Tasse,« flüsterte die Frau »wo ist denn die andere?«

Verlegen stotterte das Mädchen: »die Andere? Det is ja die Andere!«


Revanche.

Eine aufgeputzte Dame, deren Stand man leicht errathen konnte, stieß auf der Straße eine vorübergehende Köchin etwas unsanft an. »Na,« revanchirte sich diese, »mach' Se sich man nich so breet, Sie jemeenet Mensch! Wat sie is, bin ick schonst lange jewesen.«


Façon de parler.

Eine für Alles, die von ihrer Herrschaft bei einer Lustfahrt über Land mitgenommen worden, und das Unglück erlebt hatte, daß der Wagen umwarf, erzählte diesen Vorfall ihrer Haus-Collegin und äußerte schließlich: »Ja, et is noch en wahres Jlück, det bei det Unglück jlücklicherweise keen Maleer passirt is.«


Richtige Bemerkung.

Zwei Köchinnen gingen durch das Portal des Schlosses, in welchem die Sänfte ausgestellt ist. »Du!« sagte die Eine, »worum mach denn woll hier die Portcheese immer stehen?« »Weil sich Keener dragen läßt!« war die Antwort.


Die Spaßenden.

Zwei Andere standen am Schauspielhause. »Sage mal,« fragte Charlotte, »worum mach' en der Platz da eijentlich Schandarmen-Marcht heeßen? Werden denn da welche verkooft?«

»Nee,« antwortete Karoline, »det is blos, damit sich keener traut zu sagen, die neue Kirche is 'ne alte.«


Das Glück.

Ein Maurer hatte das Unglück, von einem hohen Gerüste zu fallen und den Hals zu brechen. Als man ihn wegbringen wollte, entdeckte eine Köchin, welche dabei stand, daß er noch ein Messer in der Hand hatte. »Herrjees!« rief sie, »et is doch en wahres Jlück, des der Mensch nich uf det Messer gefallen is!«


Stichelei.

Auf dem Spittelmarkte ging neulich eine Allesmachende umher, und schien etwas mit den Augen auf der Erde zu suchen. »Wat suchste denn hier!« fragte sie ihre Freundin, »Du hast woll deine Schwenzelfenje verloren?«

»Ach nee!« antwortete die Erstere weiter suchend, »sag' mal, weeßt Du nich vielleicht Lowise, wo hier de Spittelkirche is?«


Kleiner Streit zwischen einer Hausfrau und ihrer Köchin.

Frau. Aber Friedrike, Du hast schon wieder den Braten anbrennen lassen!

Köchin. Nee, Madam, der is ganz alleene anjebrennt!

Frau. Was, Du willst mich noch zum Besten haben?

Köchin. Zum Besten? I davor behüte mir der Himmel! Nee, ick spaße ja man.

Frau (außer sich). Verdammtes Mensch, mach mir nich böse!

Köchin (ganz gleichgültig). Wozuden det noch. Sie scheinen mir schon etwas böse zu sind.

Frau. Du weeßt doch, daß de zum Ersten ziehst.

Köchin (die Hände faltend). Ach, wenn man schon der Zweete wäre!

Frau. Halt Sie's Maul, sag' ich!

Köchin. Wozuden? det is mir ja anjewachsen!

Frau (wüthend). Bist du nu ruhig Knochen! oder ich rufe meinen Mann!

Köchin (achselzuckend). Ja, denn jeht et mir schlecht; jejen zehne kann ick mir nich vertheidijen.

Frau(verschluckt die Galle und wird etwas milder).

Sag' mal, Friederike, hat Dich denn der Satan verführt, daß Du immer das letzte Wort haben mußt?

Köchin. Ja, ick habe't von ihnen jelernt!

Frau (indem sie fortgeht). Geh' zum Deibel!

Köchin (ihr höhnisch nachrufend). Also soll ick wieder bleiben, Madam?


Einer oder der Andere.

Ein Mädchen für Alles bot ihrem Geliebten, einem ehrenfesten Bombardier, Ueberbleibsel vom Mittagsessen mit den Worten an: »Neimann, wollen Sie den Kalbsknochen abknabbern? sonst thu ick noch en Bisken dazu un jeb et den Hund.«


Geduld.

Das Dienstmädchen einer Geheimeräthin saß auf dem Hofe, hielt das jüngste Kind ihrer Herrin im Arm und las in einem Romane, der sie außerordentlich spannte. Mitten in dieser angenehmen und bildenden Lectüre sing jedoch das Kind zu schreien an. Statt es zu beruhigen, gab sie ihm einen Schlag und rief ärgerlich: »Halt's Maul, Jeheimerathsjeere, un warte bis der Räuber dodt is!«


Naive Frage.

Auguste bekam von ihrer Herrschaft ein Billet zur Aufführung des Göthe'schen »Faust« geschenkt, welche durch die Meisterdarstellung Mephisto's durch den genialen Seydelmann zu einem Kassenstücke der Berliner Hofbühne geworden. Kurz darauf ging Jemand aus der Familie ebenfalls in den »Faust« und unterhielt sich darüber mit den Andern beim Abendtische.

»Ach Herrjees, sagen Se mal,« fragte das Dienstmädchen neugierig, »is der Deibel ooch wieder vorjekommen?«

 

Mittheilungen aus dem Stammbuche einer Köchin.

1.

Ich lernte Dir kennen, Scharlotte, un liebte Dir. Das Leben ißt, wie ein großer Dichter sagt, eine weite Reise, wo man sich trennen muß un wider begegent. Wo du auch sein machst, mein Herz ist immer bei Dich wann auch nicht der Körper.

Dies zur Erinnerung an Deinem Freind.
        Steffhan Pekker, Drachoner.

2.

Friede sei mitt Dir!
       Dieß zun Andenken an Deinen
               Friede Niperdach, Kirasirer.

3.

Wat soll ich dir reinschreiben, liebe Freindinn, dein Apschiet hat mir tribe gemacht un Nu will et nicht recht von mir jehen. Das is Recht, schendlich Das, du Fortmust, denn wir habben viel Vergnichte stunden zusammengelebt. und du Biest iberzeicht, das ich dir Gans gut war. Vergeß nicht die vergnichte stunden mit unser beiden Gelübden beit Karoßell, wo wir schifften un sie uf de helzerne Ferde ritten un in den Rink staachen. Und vergeß nich die Danzerei un Wurschtpiknik bei Wiedecks, wo mein Liebster so nen langen Leibrock anhatte un wie wir noch so viel Aaßen, daß wier Rauß muhsten, weil wir uns nicht mit Achdung behandelten was ooch recht war, und was noch nachher wurde. Un ich habe zum Schlusse noch eine recht Jroße, Bitte an Dir, das Du mir schreibst, wenn ich dir schreibe. Vergiß mein nich!

Deine geliebte Freundinne
Rike Jrisepaß.


Ueb immer Drei und Röthlichkeit.


4.

Liebe Scharlote. Ich kann dier nich viel Kluches Schrei Ben, denn meine Er ziunk Iß nich da Nach gewesen zum Andenken

An deine liebens Würdiche Freintin
       Kechin Mattilte Spiritzki.


Seifzerr folgen dir!


5.

Bei Deiner Abreise muß ich einen Fersch machen, wie ich dir schon manchen gemacht habe. Ich habe mich 2 Dage besonnen.

Leb wohl Du theires Land das mir geboren,
Die Ehre ruft mir wieder fort von Dir!

Dies zur erinnerung
       an deinen ewigen Sperling, Dischler.

6.

Dummet Zeich mit det Inschreiben int Stammerbuch bei Trennungen! dadruf kommt et nich an det is alles übrich! wenn man eenen jut is! Un muß man einen jehen lassen so hilft et ooch nischt wenn man da noch lange kritzelt, darum muß er doch fort! Ick weeß nich wat ick schreiben soll un habe hier Schillersch Gedichte ufgeschlagen un en ersten besten genommen weil er mir uf mir un dir zu passen scheint.

Weinet um mich, die ihr nie gefallen,

Denen noch der Unschuld Lilien blühn,
Denen zu dem weichen Busenwallen,
Heldenstärke die Natur verliehn.

       Mit diesen Wunsche bleibe ich Symbohlus:

              Dein Grenadier Stürmsch. Wie so.

7.

Du kannst mir – un wirst mit auch nie verkennen!

       Zum Andenken an Deinen Anbeter
              Schumachergehilfe Adonis.

8.

Rosen heulen, Stürme welken,
Alles zeicht das Grab uns an,
Bald wird Schmerz die Liebe heilen,
Wenn wir's nicht verhüten kennen, daß die Scheidestunde
kommt an.

Du mußt mit dieses Gedicht vor lieb nehmen, denn mehr als er kann gibt nur ein Schurke.

Der ich bin Dein
       Tobias Parriser
              Kleidermachergeselle vormals Landwer?

9.

Kurz ist der Schmerz!

Dieß wünscht Dich liebe Kuhsine bei deinen
Apschiet der der dir des schreibt.

Dein fetter Joseph Pamuffel.

10.

Ach liebe Freintin, taß Tu auch scheiten mußest taß dhut mich W, tenn der Trennungsschtunde tas ist tas schmerzlichste im Löpen, ach was ist tas schlimm! Aper verdraue man auf tem himmel, ach! tas is ter Droost 4 leitente Seeeeelen, Taße sich jenseids wiederfinten. Eeeens von uns muuß freilich zueerscht ruff aper die Foorßeunk wirds Antere schon nachkomen lassen. ßiß freilich schlimm, wann sich zwee Stück Herzen haben kennen chelernt, Taße sich witter drennen sollen, aber waßen mal nicht zu Entern is, das is is nicht zu entern. Trum lep wohl und tenke an Teine Drennung pedrübde

Freintinn
Torotee Liper aus Meißen.

11.

Wo Freundschaft, Hiebe und Geduld
In frommer Eintracht wohnen, ist der Limmel

Joseph Petzke
zur Andenkung.

Symbolum.

Kannste mich nich noch 17 Silbergroschen pumpen liebe Scharlodte ehr de weggehst? Ick habe mir meine Stiebeln versohlen lassen un nu arrevirt mir bet Pech, det ick gestern als un in Schafkopp meine ganze Gasche verspülthabe, un nu ganz bloß dastehe un führt Versohlen nischt habe. Rück Du man also noch mal raus. Eene Liebe is de andere werth.

12.

Trennen uns gleich Thal und Higel Laß das Schicksal seinen Lauf; Denn die Freundschat hat ja Flüchtel Un die hälst, du Mensch nicht auf!

Dies zum Dranzu Denken an
Cadarinna Rikel.

Quäle nie ein Thier zum Schmerz.
Denn es fühlt wie Du den Scherz.


Druck von Bernh. Tauchnitz jun


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