E. T. A. Hoffmann
Die Serapions-Brüder
E. T. A. Hoffmann

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Achter Abschnitt

Die Serapions-Brüder hatten sich wiederum versammelt.

»Sehr irren«, sprach Lothar, »sehr irren müßt ich und überhaupt gar nicht der geübte, geniale Physiognomiker sein, der ich wirklich bin, wenn ich nicht aus jedem von unsern Gesichtern, das meinige, das ich soeben magisch schimmernd im Spiegel erblickt, nicht ausgenommen, mit Leichtigkeit herausbuchstabieren sollte, daß wir alle vieles im Sinn tragen und jeder nur auf das Kommandowort harret, um sogleich loszufeuern. Ich fürchte daß vielleicht auch heute dieser, jener in diesem, jenem verschlossene exzentrische Sprühteufel aufsteigen, knisternd und knallend umherfahren und dann erst zu spät sich durchs Fenster davonmachen könnte, wenn er uns alle bereits erklecklich angesengt; ich fürchte sogar einen Nachtrag zum neulichen Gespräch, den der heilige Serapion von uns abwenden möge! Damit wir aber keinesfalls sogleich in wilde stürmende Wogen hineingeraten, sondern unsere serapiontische Sitzung fein ruhigen Geistes beginnen mögen, schlage ich vor, daß Sylvester uns sogleich die Erzählung vorlese, zu deren Mitteilung neulich die Zeit nicht mehr hinreichen wollte.«

Die Freunde waren mit Lothars Vorschlag einverstanden.

»Mein Gespinst«, sprach Sylvester indem er einige Blätter hervorzog, »mein Gespinst besteht diesmal aus mancherlei Faden von gar verschiedener Farbe und es wird darauf ankommen, ob ihr dennoch dem Ganzen Ton und Haltung zugestehen wollt. Einem ursprünglich, wie ich zugestehen will, etwas magern Stoff glaubte ich dadurch mehr Fleisch und Blut zuzuwenden, daß ich aus einer großen verhängnisvollen Zeit Gebilde herbeiholte, deren Rahmen das nun eigentlich nur ist, was als sich in dem Augenblick begebend dargestellt wird.«

Sylvester las:


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