E. T. A. Hoffmann
Die Serapions-Brüder
E. T. A. Hoffmann

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

Leuchtend im Glanz der neuerlangten Herrschaft, sah andern Morgens der alte Falieri aus den hohen Bogenfenstern des Palastes herab auf das Volk, das sich unter ihm in allerlei Waffenübungen lustig tummelte. Da trat Bodoeri, seit den Jünglingsjahren in unwandelbarer Freundschaft mit dem Dogen fest verkettet, ins Gemach, und als nun dieser ganz versunken in sich und seine Würde ihn gar nicht zu bemerken schien, schlug er die Hände zusammen und rief laut lachend aus: »Ei Falieri, welche erhabene Gedanken mögen brüten und gedeihen in deinem Kopfe seit dem Augenblicke, daß die krumme Mütze darauf sitzt?« – Falieri, wie aus einem Traum erwachend, kam dem Alten mit erzwungener Freundlichkeit entgegen. Er fühlte, daß es doch eigentlich Bodoeri war, dem er die Mütze zu verdanken und jene Rede schien ihn daran zu mahnen. Da nun aber jede Verpflichtung sein stolzes herrschsüchtiges Gemüt wie eine Last drückte und er den ältesten Rat, den bewährten Freund nicht abfertigen konnte wie den armen Antonio, so zwang er sich einige Worte des Dankes ab und fing dann gleich an, von den Maßregeln zu sprechen die jetzt den überall sich regenden Feinden entgegengestellt werden müßten. »Das«, fiel ihm Bodoeri mit schlauem Lächeln in die Rede, »das und alles übrige, was sonst noch der Staat von dir fordert, wollen wir nach ein paar Stunden im versammelten großen Rat reiflich erwägen und überlegen. Nicht darum bin ich so früh gekommen, um mit dir die Mittel aufzufinden, wie man den kecken Doria schlägt oder wie man den ungarischen Ludwig, dem es wieder nach unsern dalmatischen Seestädten gelüstet, zur Vernunft bringt. Nein, Marino, nur an dich selbst hab ich gedacht und zwar, was du vielleicht nicht raten würdest, an deine Vermählung.« »Wie konntest du«, erwiderte der Doge, indem er ganz verdrießlich aufstand und dem Bodoeri den Rücken gewendet, hinausschaute durch das Fenster – »wie konntest du nur daran denken. Noch lange ist's hin bis zum Himmelfahrtstage. Dann, hoff ich, soll der Feind geschlagen, Sieg, Ehre, neuer Reichtum, glänzendere Macht dem meergebornen adriatischen Löwen erworben sein. Die keusche Braut soll den Bräutigam ihrer würdig finden.« »Ach«, fiel ihm Bodoeri ungeduldig in die Rede, »ach du sprichst von der seltsamen Feierlichkeit am Himmelfahrtstage, wenn du den goldnen Ring vom Bucentoro hinabschleudernd in die Wellen, dich zu vermählen gedenkst mit dem adriatischen Meer. Du Marino, du, dem Meer Verwandter, kennst du denn keine andere Braut, als das kalte, feuchte verräterische Element, dem du zu gebieten wähnst, und das erst gestern gar bedrohlich sich gegen dich auflehnte? – Ei wie magst du liegen wollen in den Armen einer solchen Braut, die ein eigensinnig tolles Ding, gleich, als du auf dem Bucentoro dahergleitend ihr nur die bläulich gefrornen Wangen streicheltest, zankte und tobte. Reicht denn ein ganzer Vesuv voll Glut dazu hin, den eisigen Busen eines falschen Weibes zu erwärmen, die in steter Treulosigkeit immer und immer sich neu vermählend die Ringe nicht empfängt als teures Liebespfand, sondern hinabreißt den Tribut der Sklaven? Nein Marino, ich gedachte, daß du dich vermählen solltest mit dem schönsten Erdenkinde, das nur zu finden.« »Du faselst«, murmelte Falieri, ohne sich vom Fenster wegzuwenden, »du faselst Alter. Ich, ein achtzigjähriger Greis, belastet mit Mühe und Arbeit, niemals verheiratet gewesen, kaum mehr fähig zu lieben.« – »Halt ein«, rief Bodoeri, »lästere dich nicht selbst. – Streckt nicht der Winter, so rauh und kalt als er auch sein mag, doch nicht zuletzt voll Sehnsucht die Arme aus nach der holden Göttin, die ihm entgegenzieht von lauen Westwinden getragen? – Und wenn er sie dann an den erstarrten Busen drückt, wenn sanfte Glut seine Adern durchrinnt, wo bleibt da Eis und Schnee! Du sagt, du seist an die achtzig Jahre alt, das ist wahr, aber berechnest du das Greistum denn bloß nach den Jahren? – Trägst du dein Haupt nicht so aufrecht, gehst du nicht mit solchem festen Schritt einher wie vor vierzig Sommern? – Oder fühlst du vielleicht doch daß deine Kraft abgenommen, daß du ein geringeres Schwert tragen mußt, daß du im raschen Gange ermattest, daß du die Treppen des herzoglichen Palastes heraufkeuchst.« – »Nein, beim Himmel!« unterbrach Falieri den Freund, indem er mit rascher heftiger Bewegung vom Fenster weg und auf ihn zutrat, »nein, beim Himmel! von dem allem spüre ich nichts.« – »Nun dann«, fuhr Bodoeri fort, »so genieße als Greis mit allen Zügen alles Erdenglück, was dir noch zugedacht. Erhebe das Weib, das ich für dich wählte, zur Dogaressa, und die Frauen von Venedig werden, was Schönheit und Tugend betrifft, so gut in ihr die Erste anerkennen müssen, als die Venezianer in dir ihr Oberhaupt an Tapferkeit, Geist und Kraft.« Bodoeri fing nun an das Bild eines Weibes zu entwerfen und wußte die Farben so geschickt zu mischen und so lebendig aufzutragen, daß des alten Falieri Augen blitzten, daß er im ganzen Gesicht röter und röter wurde, daß die Lippen sich spitzten und schmatzten als genösse er ein Gläslein feurigen Syrakuser nach dem andern. »Ei«, sprach er endlich schmunzelnd, »ei was ist denn das für ein Ausbund von Liebreiz, von dem du sprichst?« – »Kein anderes Weib«, erwiderte Bodoeri, »kein anderes Weib meine ich, als mein liebes Nichtchen.« »Was«, fiel ihm Falieri in die Rede, »deine Nichte? Die wurde ja, als ich Podesta von Treviso war, an Bertuccio Nenolo verheiratet?« »Ei«, sprach Bodoeri weiter, »du denkst an meine Nichte Franzeska und deren Töchterlein ist es, die ich dir zugedacht. Du weißt, daß den wilden barschen Nenolo der Krieg ins Meer verlockte. Franzeska voller Gram und Schmerz begrub sich in ein römisches Kloster, so ließ ich die kleine Annunziata erziehen in tiefer Einsamkeit auf meiner Villa in Treviso.« – »Was«, unterbrach Falieri den Alten voller Ungeduld aufs neue, »was, die Tochter deiner Nichte soll ich zu meiner Gemahlin erheben? – Wie lange ist's, daß Nenolo sich vermählte? – Annunziata muß ein Kind sein von höchstens zehn Jahren. Als ich Podesta von Treviso wurde, war an Nenolos Vermählung noch nicht zu denken und das sind« – »25 Jahre her«, fiel Bodoeri ihm lachend in die Rede, »ei! wie magst du dich so verrechnen in der Zeit, die dir schnell vergangen. Annunziata ist ein Mädchen von 19 Jahren, schön wie die Sonne, sittsam, demütig, in der Liebe unerfahren, denn sie sah kaum einen Mann. Sie wird dir anhängen mit kindlicher Liebe und anspruchloser Ergebenheit.« »Ich will sie sehen, ich will sie sehen«, rief der Doge, dem das Bild, das Bodoeri von der schönen Annunziata entworfen, wieder vor Augen kam. Sein Wunsch wurde selbigen Tages erfüllt, denn kaum als er aus dem großen Rat in seine Gemächer zurückgekehrt war führte ihm der schlaue Bodoeri, der mancherlei Ursachen haben mochte seine Nichte als Dogaressa an Falieris Seite zu sehen, die holde Annunziata ganz heimlich zu. Als nun der alte Falieri das Engelskind erblickte, war er ganz bestürzt über das Wunder von Schönheit und vermochte kaum, unverständliche Worte stammelnd, um sie zu werben. Annunziata, wohl von Bodoeri schon unterrichtet, sank, hohe Röte auf den Wangen, nieder vor dem fürstlichen Greise. Sie ergriff seine Hand, die sie an die Lippen drückte und lispelte leise: »O Herr, wollt Ihr mich denn würdigen Euch zur Seite den fürstlichen Thron zu besteigen? – Nun so will ich Euch aus dem Grunde meiner Seele verehren und Eure treue Magd sein bis zum letzten Atemzuge.« Der alte Falieri war außer sich vor Wonne und Entzücken. Als Annunziata seine Hand ergriff, fühlt' er es durch alle Glieder zucken und dann begann er dermaßen mit dem Kopfe, mit dem ganzen Leibe zu wackeln und zu zittern, daß er nur ganz geschwinde sich in den großen Lehnstuhl setzen mußte. Es schien als solle Bodoeris gute Meinung von dem kräftigen Alter der Achtziger Jahre widerlegt werden. Der konnte freilich ein seltsames Lächeln, das um seine Lippen zuckte, nicht unterdrücken, die unschuldige unbefangene Annunziata bemerkte nichts und sonst war zum Glück niemand zugegen. – Mocht es sein, daß der alte Falieri, dacht er daran sich dem Volke als Bräutigam eines neunzehnjährigen Mädchens zu zeigen, das Unbequeme dieser Lage fühlte, daß sogar eine Ahnung in ihm sich regte, daß man die zum Spott geneigten Venezianer dazu eben nicht aufreizen dürfe und daß es besser sei, den kritischen Zeitpunkt des Bräutigamsstandes ganz zu verschweigen, genug mit Bodoeris Übereinstimmung wurde beschlossen, daß die Trauung in der größten Heimlichkeit vollzogen und dann einige Tage darauf die Dogaressa als mit Falieri längst vermählt und als sei sie eben aus Treviso angekommen, wo sie sich während Falieris Sendung nach Avignon aufgehalten, der Signorie und dem Volk vorgestellt werden sollte.

Richten wir unsern Blick auf jenen sauber gekleideten bildschönen Jüngling, der, den Beutel mit Zechinen in der Hand, den Rialto auf und ab geht, mit Juden, Türken, Armeniern, Griechen spricht, die verdüsterte Stirn wieder abwendet, weiterschreitet, stehenbleibt, wieder umkehrt und endlich sich nach dem Marcusplatz gondeln läßt, wo er mit ungewissem zaudernden Schritt, die Arme übereinandergeschlagen, den Blick zur Erde gesenkt, auf und ab wandelt und nicht bemerkt, nicht ahnt, daß manches Flüstern, manches Räuspern aus diesem, jenem Fenster, von diesem, jenem reich behängten Balkon herab, Liebeszeichen sind, die ihm gelten. Wer würde in diesem Jünglinge so leicht den Antonio erkennen, der noch vor wenigen Tagen zerlumpt, arm und elend auf dem Marmorpflaster vor der Dogana lag! »Söhnlein, mein goldnes Söhnlein Antonio, guten Tag! – guten Tag!« So rief ihm das alte Bettelweib entgegen, die auf den Stufen der Marcuskirche saß und bei der er vorüberschreiten wollte ohne sie zu sehen. Sowie er, sich rasch umwendend, die Alte erblickte, griff er in den Beutel und holte eine Handvoll Zechinen heraus, die er ihr zuwerfen wollte. »O laß doch dein Gold stecken«, kicherte und lachte die Alte, »was soll ich denn mit deinem Golde anfangen, bin ich denn nicht reich genug? – Aber wenn du mir Gutes tun willst, so laß mir eine neue Kapuze machen, denn die, die ich trage, will nicht mehr halten gegen Wind und Wetter! – Ja das tue, mein Söhnlein, mein goldnes Söhnlein – aber bleib weg vom Fontego – vom Fontego –« Antonio starrte der Alten ins bleichgelbe Antlitz, in dem die tiefen Furchen auf seltsame greuliche Weise zuckten, und als sie nun die dürren Knochenhände klappernd zusammenschlug und mit heulender Stimme und widrigem Kichern immer fortplapperte: »Bleib weg vom Fontego!« da rief Antonio: »Kannst du denn niemals dein tolles wahnsinniges Treiben lassen, du – Hexenweib!« Sowie Antonio dies Wort aussprach, kugelte die Alte, wie vom Blitz getroffen, die hohen Marmorstufen herab. Antonio sprang hinzu, faßte die Alte mit beiden Händen und verhinderte den schweren Fall. »O mein Söhnlein«, sprach jetzt die Alte mit leiser kläglicher Stimme, »o mein Söhnlein, was für ein entsetzliches Wort sprachst du aus! O töte mich lieber, als daß du dieses Wort noch einmal wiederholst. – Ach du weißt nicht, wie schwer du mich verletzt hast, mich, die dich ja so getreulich im Herzen trägt – ach du weißt nicht.« – Die Alte brach plötzlich ab, verhüllte ihr Haupt mit dem dunkelbraunen Tuchlappen, der ihr wie ein kurzes Mäntelchen um die Schultern hing und seufzte und wimmerte wie in tausend Schmerzen. Antonio fühlte sich im Innersten auf seltsame Weise bewegt, er faßte die Alte und trug sie hinauf bis in das Portal der Marcuskirche, wo er sie auf eine Marmorbank, die dort befindlich, hinsetzte. »Du hast mir Gutes getan, Alte«, fing er dann an, nachdem er des Weibes Haupt befreit hatte von dem häßlichen Tuchlappen, »du hast mir Gutes getan, dir hab ich eigentlich meinen ganzen Wohlstand zu verdanken, denn standest du mir nicht bei in der Todesnot, so läge ich längst im Meeresgrunde, ich rettete nicht den alten Dogen, ich erhielt nicht die wackern Zechinen. Aber selbst, hättest du das auch nicht getan, so fühle ich, daß ich doch mit ganz besonderer Neigung dir anhängen müßte mein Lebenlang, unerachtet du mir wieder mit deinem wahnsinnigen Treiben, wenn du so widerlich kicherst und lachst, oft inneres Grauen genug erregst. In der Tat, Alte, als ich noch mit Lasttragen und Rudern mühsam mein Leben fristete, da war mir es ja immer, als müsse ich schärfer arbeiten, nur um dir ein paar Quattrinos abgeben zu können.« »O mein Herzenssöhnlein, mein goldner Tonino«, rief die Alte, indem sie die verschrumpften Arme hoch emporhob, so daß ihr Stab klappernd auf den Marmor niederfiel und weit fortrollte, »o mein Tonino! ich weiß es ja, ich weiß es ja, daß du mir, stellst du dich auch an wie du nur magst, mit ganzer Seele anhängen mußt, denn – doch still – still – still.« – Die Alte bückte sich mühsam herab nach ihrem Stabe; Antonio hob ihn auf und reichte ihn ihr hin. Das spitze Kinn auf den Stab gestützt, den starren Blick auf den Boden gerichtet, sprach die Alte nun mit zurückgehaltener dumpfer Stimme: »Sage mir, mein Kind! magst du dich denn gar nicht der früheren Zeit erinnern, wie es ging, wie es war mit dir, ehe du hier, ein armer elender Mensch, kaum dein Leben fristen konntest?« Antonio seufzte tief auf, er nahm Platz neben der Alten und fing dann an: »Ach, Mutter, nur zu gut weiß ich, daß ich von Eltern geboren wurde, die in dem blühendsten Wohlstande lebten, aber, wer sie waren, wie ich von ihnen kam, nicht die leiseste Ahnung davon blieb und konnte davon in meiner Seele bleiben. Ich erinnere mich sehr gut eines großen schönen Mannes, der mich oft auf den Arm nahm, mich abherzte und mir Zuckerwerk in den Mund steckte. Ebenso gedenke ich einer freundlichen hübschen Frau, die mich aus- und anzog, mich jeden Abend in ein weiches Bettchen legte und mir überhaupt Gutes tat auf jede Weise. Beide sprachen mit mir in einer fremden volltönenden Sprache und ich selbst lallte manches Wort in dieser Sprache ihnen nach. Als ich noch ruderte, pflegten meine feindlichen Kameraden immer zu sagen, ich müsse meiner Haare, meiner Augen, meines ganzen Körperbaues halber, deutscher Abkunft sein. Das glaub ich auch, jene Sprache meiner Pfleger (der Mann war gewiß mein Vater) war deutsch. Die lebhafteste Erinnerung jener Zeit ist das Schreckbild einer Nacht, in der ich durch ein entsetzliches Jammergeschrei aus tiefem Schlaf geweckt wurde. Man rannte im Hause umher, Türen wurden auf- und zugeschlagen, mir wurde unbeschreiblich bange, laut fing ich an zu weinen. Da stürzte die Frau, die mich pflegte hinein, riß mich aus dem Bette, verstopfte mir den Mund, wickelte mich ein in Tücher und rannte mit mir von dannen. Seit diesem Augenblick schweigt meine Erinnerung. Ich finde mich wieder in einem prächtigen Hause, das in der anmutigsten Gegend lag. Das Bild eines Mannes tritt hervor, den ich ›Vater‹ nannte, und der ein stattlicher Herr war von edlem und dabei gutmütigem Ansehen. Er, so wie alle im Hause sprachen italienisch. Mehrere Wochen hatte ich den Vater nicht gesehen, da kamen eines Tages fremde Leute von häßlichem Ansehen, die machten vielen Lärm im Hause und stöberten alles durch. Als sie mich erblickten, fragten sie, wer ich denn sei und was ich hier im Hause mache? – ›Ich bin ja Antonio, der Sohn vom Hause‹; als ich das erwiderte, lachten sie mir ins Gesicht, rissen mir die guten Kleider vom Leibe und stießen mich zum Hause hinaus, mit der Drohung, daß ich, wage ich es mich wieder zu zeigen, fortgeprügelt werden solle. Laut jammernd lief ich von dannen. Kaum hundert Schritte vom Hause, trat mir ein alter Mann entgegen, in dem ich einen Diener meines Pflegevaters erkannte. ›Komm Antonio‹, rief er, indem er mich bei der Hand faßte; ›komm Antonio, armer Junge! für uns beide ist das Haus dort auf immer verschlossen. Wir müssen nun beide zusehen, wo wir ein Stück Brot finden.‹ Der Alte nahm mich mit hierher. Er war nicht so arm als er seiner schlechten Kleidung nach zu sein schien. Kaum angekommen, sah ich wie er die Zechinen aus dem zertrennten Wams hervorholte und den ganzen Tag sich auf dem Rialto umhertreibend bald den Unterhändler, bald den Handelsmann selbst machte. Ich mußte immer hinter ihm her sein, und er pflegte, hatte er den Handel gemacht, noch immer um eine Kleinigkeit für den figliuolo zu bitten. Jeder dem ich recht dreist in die Augen sah, rückte noch gern einige Quattrinos heraus, die er mit vieler Behaglichkeit einsteckte, indem er, mir die Wangen streichelnd versicherte, er sammle das alles für mich zum neuen Wams. Ich befand mich wohl bei dem Alten, den die Leute, ich weiß nicht warum, Väterchen Blaunas nannten. Doch das dauerte nicht lange. Du erinnerst dich, Alte, jener Schreckenzeit, als eines Tages die Erde zu beben begann, als in den Grundfesten erschüttert Türme und Paläste wankten, als wie von unsichtbaren Riesenarmen gezogen die Glocken läuteten. Es sind ja kaum sieben Jahre darüber vergangen. – Glücklich rettete ich mich mit dem Alten aus dem Hause, das hinter uns zusammenstürzte. Alles Geschäft ruhte, auf dem Rialto lag alles in toter Betäubung. Aber mit diesem entsetzlichen Ereignis kündigte sich nur das herannahende Ungeheuer an, das bald seinen giftigen Atem aushauchte über Stadt und Land. Man wußte, daß die Pest aus der Levante zuerst nach Sizilien gedrungen, schon in Toskana wütete. Noch war Venedig davon befreit. Da handelte eines Tages mein Väterchen Blaunas auf dem Rialto mit einem Armenier. Sie wurden handelseinig, und schüttelten sich wacker die Hände. Mein Väterchen hatte einige gute Waren dem Armenier abgelassen um geringen Preis und forderte nun wie gewöhnlich die Kleinigkeit per il figliuolo. Der Armenier, ein großer starker Mann mit dickem krausem Bart (noch steht er vor mir) schaute mich an mit freundlichem Blick, dann küßte er mich und drückte mir ein paar Zechinen in die Hand, die ich hastig einsteckte. Wir gondelten nach San Marco. Unterweges forderte Väterchen mir die Zechinen ab und ich weiß selbst nicht, wie ich darauf kam zu behaupten, daß ich sie mir selbst verwahren müsse, da der Armenier es so gewollt. Der Alte wurde verdrießlich, aber indem er mit mir zankte, bemerkte ich, daß sein Gesicht sich mit einer widerlichen erdgelben Farbe überzog, und daß er allerlei tolles unzusammenhängendes Zeug in seine Reden mischte. Auf dem Platz angekommen, taumelte er hin und her wie ein Betrunkener bis er dicht vor dem herzoglichen Palast tot niederstürzte. Mit lautem Jammergeschrei warf ich mich auf den Leichnam. Das Volk rannte zusammen, aber sowie der fürchterliche Ruf: ›Die Pest – die Pest‹, erscholl, stäubte alles voll Entsetzen auseinander. In dem Augenblick ergriff mich eine dumpfe Betäubung, mir schwanden die Sinne. Als ich erwachte, fand ich mich in einem geräumigen Zimmer auf einer geringen Matratze mit einem wollenen Tuche bedeckt. Um mich herum lagen auf ähnlichen Matratzen wohl zwanzig bis dreißig elende bleiche Gestalten. So wie ich später erfuhr, hatten mich mitleidige Mönche, die gerade aus San Marco kamen, da sie Leben in mir verspürten, in eine Gondel bringen und nach der Giudecca in das Kloster San Giorgio Maggiore, wo die Benediktiner ein Hospital angelegt hatten, schaffen lassen. – Wie vermag ich dir denn, Alte, diesen Augenblick des Erwachens zu beschreiben! Die Wut der Krankheit hatte mir alle Erinnerung des Vergangenen gänzlich geraubt. Gleich als wäre in die todstarre Bildsäule plötzlich der Lebensfunken gefahren, gab es für mich nur augenblickliches Dasein, das sich an nichts knüpfte. Du kannst es dir denken, Alte! welchen Jammer, welche Trostlosigkeit dies Leben, nur ein im leeren Raum ohne Halt schwimmendes Bewußtsein zu nennen, über mich bringen mußte! – Die Mönche konnten mir nur sagen, daß man mich bei Väterchen Blaunas gefunden, für dessen Sohn ich allgemein gegolten. Nach und nach sammelten sich zwar meine Gedanken und ich besann mich auf mein früheres Leben, aber was ich dir erzählte Alte, das ist alles was ich davon weiß und das sind doch nur einzelne Bilder ohne Zusammenhang. Ach! dieses trostlose Alleinstehen in der Welt, das läßt mich zu keiner Fröhlichkeit kommen, so gut es mir nun auch gehen mag.« – »Tonino, mein lieber Tonino«, sprach die Alte, »begnüge dich mit dem, was dir die helle Gegenwart schenkt.« – »Schweig, Alte«, unterbrach sie Antonio, »Schweig, noch etwas ist es, was mir mein Leben verkümmert, mich restlos verfolgt, was mich über kurz oder lang rettungslos verderben wird. Ein unaussprechliches Verlangen, eine mein Innerstes verzehrende Sehnsucht nach einem Etwas, das ich nicht zu nennen, nicht zu denken vermag, hat, seitdem ich im Spital zum Leben erwachte, mein ganzes Wesen erfaßt. Wenn ich als ein Armer, Elender, ermüdet, zerschlagen von der mühseligen Arbeit nachts auf dem harten Lager ruhte, dann kam der Traum und goß, mir in lindem Säuseln die heiße Stirn fächelnd, alle Seligkeit irgendeines glücklichen Moments, in dem mir die ewige Macht die Wonne des Himmels ahnen ließ und dessen Bewußtsein tief in meiner Seele ruht, in mein Inneres. Jetzt ruhe ich auf weichen Kissen und keine harte Arbeit verzehrt meine Kraft, aber erwache ich aus dem Traum oder kommt mir wachend das Bewußtsein jenes Moments in den Sinn, so fühle ich, daß mein armes verlassenes Dasein mir ja ebenso wie damals eine drückende Bürde ist, die abzuwerfen ich trachten möchte. Alles Sinnen, alles Forschen ist vergebens, ich kann es nicht ergründen, was mir früher im Leben so Hochherrliches geschah, dessen dunkler, ach mir unverständlicher Nachklang mich mit solcher Seligkeit erfüllt, aber wird diese Seligkeit nicht zum brennendsten Schmerz, der mich zu Tode foltert, wenn ich erkennen muß, daß alle Hoffnung verloren ist, jenes unbekannte Eden wiederzufinden, ja es nur zu suchen? Gibt es denn Spuren des spurlos Verschwundenen?« Antonio hielt inne, indem er aus tiefer Brust schwer aufseufzte. Die Alte hatte sich während seiner Erzählung gebärdet wie einer, der ganz hingerissen von dem Leid des andern alles selbst fühlt, und jede Bewegung, die diesem der Schmerz abnötigt, wie ein Spiegel zurückgibt. »Tonino«, fing sie jetzt mit weinerlicher Stimme an, »mein lieber Tonino, darum willst du verzagen, weil dir im Leben etwas Hochherrliches begegnet ist, dessen Erinnerung dir erloschen? – Törichtes Kind, törichtes Kind – merk auf – hi hi hi.« – Die Alte begann nach ihrer gewöhnlichen Weise widerlich zu kichern und zu lachen und auf dem Marmorboden herumzuhüpfen. – Leute kamen, die Alte kauerte nieder, man warf ihr Almosen zu. – »Antonio – Antonio, bring mich fort – fort ans Meer!« So kreischte sie auf, Antonio wußte nicht, wie ihm geschah, beinahe willkürlos faßte er die Alte und führte sie über den Marcusplatz langsam fort. Während sie gingen, murmelte die Alte leise und feierlich: »Antonio – siehst du wohl die dunklen Blutflecken hier auf dem Boden? – ja Blut – viel Blut, überall viel Blut! – aber hi – hi – hi! – aus dem Blut entsprießen Rosen, schöne rote Rosen zum Kranze für dich – für dein Liebchen. – O du Herr des Lebens, welcher holde Engel des Lichts ist es denn – der dort so anmutig, so sternenklar lächelnd auf dich zuschreitet? – Die lilienweißen Arme breiten sich aus um dich zu umarmen. O Antonio, hochbeglücktes Kind – halte dich wacker – halte dich wacker! – Und Myrten kannst du pflücken im süßen Abendrot, Myrten für die Braut, für die jungfräuliche Witwe – hi – hi – hi – Myrten, im Abendrot gepflückt, aber sie blühen erst um Mitternacht – hörst du wohl das Geflüster des Nachtwindes – das sehnsüchtig klagende Sausen des Meeres? – Rudere wacker zu, mein kühner Schiffer, rudere wacker zu« – Antonio fühlte sich von tiefem Grauen erfaßt bei den wunderlichen Reden der Alten, die sie mit ganz seltsamer fremder Stimme unter beständigem Kichern hermurmelte. Sie waren an die Säule gekommen, die den adriatischen Löwen trägt. Die Alte wollte immer weiter fortmurmelnd vorüberschreiten, Antonio, von der Alten Betragen gepeinigt, von den Vorübergehenden ob seiner Dame verwunderlich angegafft, blieb aber stehen und sprach mit barschem Ton: »Hier – auf diese Stufen setz dich hin, Alte, und halt ein mit deinen Reden, die mich toll machen könnten. Es ist wahr, du hast meine Zechinen in den Flammengebilden der Wolken gesehen, aber eben deshalb – was schwatzest du von Engeln des Lichts – von Braut – jungfräulicher Witwe – von Rosen und Myrten? – willst du mich betören, entsetzliches Weib, daß irgendein wahnsinniges Streben mich in den Abgrund schleudert? Eine neue Kapuze sollst du haben, Brot – Zechinen – alles, was du willst, aber laß ab von mir.« – Antonio wollte rasch fort, allein die Alte ergriff ihn beim Mantel und rief mit schneidender Stimme: »Tonino – mein Tonino, sieh mich doch nur noch einmal recht an, sonst muß ich ja hin bis an den äußersten Rand des Platzes dort, und mich trostlos hinabstürzen in das Meer.« – Antonio, um nicht noch mehr Blicke auf sich zu ziehen als sich auf ihn zu richten begannen, blieb wirklich stehen. »Tonino«, fuhr die Alte fort, »setze dich her zu mir, es drückt mir das Herz ab, ich muß dir es sagen – o setze dich her zu mir.« Antonio ließ sich auf die Stufen so nieder, daß er der Alten den Rücken zuwandte und zog sein Rechnungsbuch hervor, dessen weiße Blätter von dem Eifer zeugten, mit dem er seine Handelsgeschäfte auf dem Rialto betrieb. »Tonino«, lispelte nun die Alte ganz leise, »Tonino, wenn du so in mein verschrumpftes Antlitz schaust, dämmert denn gar keine leise Ahnung in deinem Innern auf, daß du mich wohl in früher, früher Zeit gekannt haben könntest!« »Ich sagte dir schon«, erwiderte Antonio ebenso leise und ohne sich umzuwenden, »ich sagte dir schon, Alte, daß ich auf eine mir unerklärliche Weise mich zu dir hingeneigt fühle, aber daran ist dein häßliches, verschrumpftes Gesicht nicht schuld. Schaue ich vielmehr deine seltsamen schwarzen blitzenden Augen, deine spitze Nase, deine blauen Lippen, dein langes Kinn, dein struppiges eisgraues Haar an, hör ich dein widriges Kichern und Lachen – deine verworrenen Reden – ei so möcht ich mit Abscheu mich von dir abwenden und gar glauben, irgend verruchte Mittel stünden dir zu Gebote, mich an dich zu locken.« »O Herr des Himmels«, heulte die Alte, von unsäglichem Schmerz erfaßt, »o Herr des Himmels, welcher böse höllische Geist gab dir solche entsetzliche Gedanken ein! O Tonino, mein süßer Tonino, das Weib, das dich als Kind so zärtlich hegte und pflegte, das dich in jener Schreckensnacht rettete aus dringender Todesgefahr, das Weib war ich.« Im plötzlichen Schreck der Überraschung drehte sich Antonio rasch um, aber wie er nun der Alten in das abscheuliche Gesicht starrte, rief er zornig: »So gedenkst du mich zu betören, altes verruchtes wahnsinniges Weib? – Die wenigen Bilder, die aus meiner Kindheit mir geblieben, sind lebendig und frisch. Jene holde freundliche Frau, die mich pflegte, o ich sehe sie lebhaft vor Augen! – Sie hatte ein volles frisch gefärbtes Gesicht – mild blickende Augen – schönes dunkelbraunes Haupthaar – zierliche Hände – sie mochte kaum dreißig Jahre alt sein – und du? – ein neunzigjähriges Mütterchen –« »O all ihr Heiligen«, fiel die Alte ihm schluchzend in die Rede, »o all ihr Heiligen, wie beginn ich es denn, daß mein Tonino an mich, an seine treue Margaretha glaubt.« – »Margaretha?« – murmelte Antonio, »Margaretha? – Der Name fällt wie vor langer Zeit gehörte, längst vergessene Musik mir in die Ohren. – Aber es ist nicht möglich – es ist nicht möglich!« – »Wohl war«, fuhr die Alte ruhiger fort, indem sie gesenkten Blicks mit dem Stabe auf dem Boden hin und her kritzelte, »wohl war der große schöne Mann, der dich auf den Arm nahm, dich abherzte und dir Zuckerwerk in den Mund steckte, wohl war das dein Vater, Tonino! wohl war es das herrliche volltönende Deutsch was wir miteinander sprachen. Dein Vater war ein angesehener reicher Kaufmann in Augsburg. Sein schönes junges Weib starb ihm, als sie dich gebar. Da zog er, weil er sich selbst nicht dulden konnte an dem Ort, wo sein Liebstes begraben lag, hierher nach Venedig und nahm mich mit, mich deine Amme, deine Pflegerin. In jener Nacht erlag dein Vater einem grausenden Schicksal, das auch dich bedrohte. Es gelang mir dich zu retten. Ein edler Venezianer nahm dich auf. Aller Hülfsmittel beraubt mußt ich in Venedig bleiben. Von Kindheit auf machte mich mein Vater, ein Wundarzt, dem man nachsagte, er treibe nebenher verbotene Wissenschaften, bekannt mit den geheimen Heilkräften der Natur. Von ihm lernte ich, durch Wald und Flur streifend die Abzeichen manches heilbringenden Krauts, manches unscheinbaren Mooses, wenn es gepflückt, gelesen werden mußte, die verschiedene Mischung der Säfte kennen. Aber dieser Wissenschaft gesellte sich eine besondere Gabe bei, die der Himmel mir verlieh in unerforschlicher Absicht. – Wie in einem fernen dunklen Spiegel erschaue ich oft künftige Ereignisse und beinahe ohne eignen Willen, in mir oft selbst unverständlichen Redensarten das, was ich erschaut, auszusprechen, zwingt mich dann die unbekannte Macht, der ich nicht zu widerstehen vermag. – Als ich nun einsam, von aller Welt verlassen, zurückbleiben mußte, in Venedig, gedachte ich durch meine erprobte Kunst mein Leben zu fristen. Ich heilte die bedenklichsten Übel in kurzer Zeit. Kam nun noch hinzu, daß meine Erscheinung auf die Kranken wohltuend wirkte, daß oft das sanfte Bestreichen mit meiner Hand in wenigen Augenblicken die Krisis löste, so konnt es nicht fehlen, daß mein Ruf bald die Stadt durchdrang und mir die Fülle des Geldes zufloß. Da erwachte der Neid der Ärzte, der Ciarlatani, die auf dem Marcusplatz, auf dem Rialto, auf der Zecca ihre Pillen, ihre Essenzen verkauften und die Kranken vergifteten statt sie zu heilen. Ich stehe mit dem leidigen Satan im Bündnis, das sprengten sie aus, und fanden Glauben bei dem abergläubischen Volk. Bald wurde ich verhaftet und vor das geistliche Gericht gestellt. O mein Tonino, mit welchen gräßlichen Martern suchte man mir das Geständnis des abscheulichsten Bündnisses zu erpressen. Ich blieb standhaft. Meine Haare verbleichten, mein Körper schrumpfte ein zur Mumie – Füße und Hände erlahmten. – Die entsetzlichste Folter, die sinnreichste Erfindung des höllischen Geistes war noch übrig, die entlockte mir ein Geständnis, vor dem ich noch jetzt zusammenschaudre. Ich sollte verbrannt werden, als aber das Erdbeben die Grundmauern der Paläste, des großen Gefängnisses erschütterte, sprangen die Türen des unterirdischen Kerkers, in dem ich gefangen saß, von selbst auf, ich wankte wie aus tiefem Grabe durch Schutt und Trümmer hervor. Ach Tonino, du nanntest mich ein neunzigjähriges Mütterchen, da ich kaum über fünfzig Jahre alt. Dieser knochendürre Leib, dieses abscheulich verzogene Gesicht, dieses eisige Haar – diese erlahmten Füße – nein, nicht Jahre, nur unsägliche Martern konnten das kräftige Weib in wenigen Monden umwandeln in ein Scheusal. – Und dieses widrige Kichern und Lachen – die letzte Folter, vor der sich noch meine Haare sträuben und mein ganzes Selbst erbrennt wie im glühenden Panzer eingeschlossen, hat mir das ausgepreßt, und seit der Zeit überfällt mich es wie ein steter unbezwingbarer Krampf. Entsetze dich nun nicht mehr vor mir, mein Tonino! – Ach, dein Herz hat es dir ja doch gesagt, daß du, ein kleiner Knabe, an meinem Busen lagst!« – »Weib«, sprach Antonio dumpf und in sich gekehrt, »Weib, es ist mir so, als wenn ich dir glauben müßte. Aber wer war mein Vater? wie hieß er? welchem grausigen Schicksal mußte er erliegen in jener Schreckensnacht? – Wer war es, der mich aufnahm? und – was geschah in meinem Leben, das noch jetzt wie ein mächtiger Zauber aus fremder unbekannter Welt mein ganzes Selbst unwiderstehlich beherrscht, so daß alle meine Gedanken sich verlaufen wie in ein düstres mächtiges Meer? – Das alles sollst du mir sagen, du rätselhaftes Weib, dann werde ich dir glauben!« – »Tonino«, erwiderte die Alte seufzend, »dir zum Heil muß ich schweigen, aber bald, bald wird es an der Zeit sein. – Der Fontego, der Fontego – bleib weg vom Fontego!« – »Oh«, rief Antonio erzürnt, »deiner dunklen Worte bedarf es nicht mehr, mich mit verruchter Kunst zu verlocken. – Mein Inneres ist zerrissen – du mußt sprechen oder –« »Halt ein«, unterbrach ihn die Alte, »keine Drohungen – bin ich nicht deine treue Amme, deine Pflegerin.« – Ohne abzuwarten, was die Alte weiter sprechen wollte, raffte sich Antonio auf und rannte schnell von dannen. Aus der Ferne rief er dem Weibe zu: »Die neue Kapuze sollst du doch haben, und Zechinen obendrein so viel du willst.« – –


 << zurück weiter >>