Ernst Eckstein
Nero
Ernst Eckstein

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

Achtes Kapitel.

Das Festmahl in dem fackelerhellten Cavädium hatte sein Ende erreicht. Die Gesellschaft – Metella mit dem jungen Kaiserpaare voran – begab sich durch das weitgeöffnete Mittelgemach in den Park.

Auf dem forumartigen Freiplatz dicht hinter dem Hause brannten unzählige Kandelaber mit rötlichen Glasscheiben. Weiter am Hügel hinaus schimmerten die gewaltigen Baumgänge, von Bärenklau, Anemonen und Lorbeer umwuchert, in magischem Halblicht.

Einstweilen stand man noch in zwanglosen Gruppen, Freunde begrüßend, die man bis jetzt übersehen hatte, das glühende Angesicht der köstlichen Zugluft preisgebend, die in duftigen Wellen über die Beete strich. Man schien erfreut, vom Banne der Tafelordnung erlöst zu sein; man atmete auf und sammelte frische Empfänglichkeit für das, was da kommen sollte.

Poppäa Sabina, die schöne Gemahlin des Otho, lehnte den schwellenden Arm auf die Schulter ihrer phönicischen Gesellschafterin Hasdra und wandelte einige Schritte parkeinwärts.

»Es war Zeit, daß der Hausherr uns frei gab,« sagte sie aufseufzend. »Wie schön ist die Nacht!«

»Schön, wie ein Traum!« hauchte die leidenschaftliche Hasdra.

»Was fehlt dir, Kleine? Du zitterst?«

»Ich habe ihn wiedergesehn –«

»Wen? Deinen Prätorianer?«

»Meinen göttlichen Pharax! Während wir speisten, schritt er zweimal durch das Cavädium.«

Poppäa lachte. »So ist's denn wahr?« fragte sie erstaunt. »Meine zierliche Puppe, die schmiegsam-kleine Phönizierin, hat sich wirklich in einen Soldaten verliebt? Und dazu in einen solchen Koloß? Beim Eros, ich hätte dir einen besseren Geschmack zugetraut, Hasdra!«

»Und ich, Herrin, schwöre dir bei Melkarth, dem Gott meiner Väter, daß niemals ein Sterblicher diesem bezaubernden Pharax an Hoheit des Wesens glich!«

»Du bist verliebt, – und so wär' es ein Wahnsinn, deinen Pharao bekritteln zu wollen. Auch seh' ich vollkommen ein, daß du ihn heiraten würdest, und wär' er ein Sklave oder ein Henkersknecht. Was du dir einmal so in den Kopf gesetzt . . .«

»Ja, Herrin, so ist's. Ich bin ein tolles Geschöpf – und fast nimmt es mich wunder, daß du bei meinen Fehlern und Thorheiten immer wieder mit mir Geduld hast.«

»Pah! Ich trage schon Sorge, daß die kleine Barbarin mir nicht hinterrücks über den Kopf wächst. Im übrigen gefällt mir dein stürmisches Temperament, das bei Gelegenheit so in die Hülle der Sanftmut und Milde schlüpft. Ich weiß ja, du hast mich lieb – und wo die Not es verlangte, würde ich fest auf dich zählen können.«

»Bis in den Tod!« beteuerte Hasdra.

»Ich danke dir. Aber nun sag mal –: hast du Beweise, daß der göttliche Pharax deine Wohlgesinntheit erwidert?«

»Ja, Herrin! Neulich schon, da mich der Zufall mit ihm zusammenführte . . .«

»Da hat er dich angeschaut, wie ein Britannier das Kapitol. Das weiß ich bereits. Aber ich finde die Bürgschaft nicht ausreichend.«

»Ich auch nicht. Heute indes warf er mir Blicke zu . . .«

»Wie mindestens drei Britannier!« lachte Poppäa.

»Mehr noch. Er ließ mir durch einen der Tafeldiener ein Streifchen Papyrus zustecken . . .«

»Der Unverschämte!«

»Die wahre Liebe ist immer dreist,« sprach die Phönizierin. »Hier, vieledle Poppäa! Lies – und gib mir dein ehrliches Urteil ab!«

Poppäa nahm das Billet in Empfang. Im Dämmerlicht einer vorgeschobenen Girandole entzifferte sie, wie folgt:

»Pharax, der Prätorianer, grüßt in tiefster Ehrfurcht die Phönizierin Hasdra.

»Ich hoffe, die Phönizierin Hasdra wird dem Leibsoldaten der Kaiserin-Mutter manches zu gute halten. Denn es bleibt immer doch eine große Ehre. Wir Prätorianer sind nicht wie die gemeinen Soldaten, die im narbonensischen Gallien oder in Asien stehn. Wir sind im Gegenteil etwas Erlesenes, und – so behauptet's auch der Oberbefehlshaber, unser Afranius Burrus. Wenn ich's daher unternehme, Dir, o reizende Hasdra, von meiner Liebe zu reden, so ist das nicht, als ob ein gemeiner Soldat um Dich würbe, sondern im Gegenteil. Ich liebe Dich sehr. Fünfmal habe ich Dich gesehen. Da Du so niedlich bist, wie ein Röschen, so genügte mir das. Ich vermelde noch, daß ich, ohne mir schmeicheln zu wollen, bei der Kaiserin Agrippina sehr in Gunst stehe. Ehvorgestern hat die Erlauchte mir angedeutet, wenn ich so fortführe, könnt' es nicht lange anstehn, daß ich Centurio würde. Ein Centurio ist aber fast schon ein Militärtribun. Ich mußte Dir meine Verehrung und Liebe heute noch mitteilen, um Dich zu fragen, ob ich Dir nicht zu schlecht bin. Das Herz der Mädchen ist oft so eigen. Antworte mir bald. Ich liebe Dich heiß und grüße Dich in der freudigsten Hoffnung.«

»Nun, was sagst du?« murmelte Hasdra.

»Ein Heiratsantrag,« sagte Poppäa gleichmütig.

»Meinst du, daß er es redlich meint?«

»Unzweifelhaft. – Wenn's dir genehm ist, brauchst du nur Ja zu sagen. Aber ich denke doch, Hasdra, die Zierliche, Hasdra, die Freundin Poppäas, wird sich besinnen, ehe sie einen solchen Plebejer zum Manne nimmt.«

»Nicht die Spur!« rief die Phönizierin, das Billet wieder einsteckend. »Lieber heute als morgen! Plebejer! Kümmert mich seine Herkunft, wenn er selbst mir das Herz bewegt?«

Die elementare Kraft ihres Wesens wirkte auf die kalte Natur Poppäas beunruhigend.

»Phantastische Närrin!« sagte sie spöttisch.

»Ich bin, wie ich bin,« gab ihr Hasdra zurück. »Auch verstehe ich nicht, wie Poppäa so reden mag, da sie selbst doch die Liebe kennt. Freilich . . .«

»Nun, vollende!«

»Ich fürchte, du zürnst mir . . .«

»Hast du mich jemals kleinlich gefunden? Rede!«

»Gut. Ich wollte sagen, daß ich, Hasdra, die Liebe anders verstehe, als Poppäa Sabina. Du liebst Otho, deinen Gemahl – aber du lässest dir schöne Dinge sagen von Tigellinus, von Cajus und Lucius, von Titus und Tatius . . . Siehst du, erlauchte Poppäa, das ginge mir wider das Herz. Ich kann nur einen lieben: – alle übrigen sind mir so gleichgültig wie die Pflöcke.«

»Du kannst nur einen lieben,« raunte Poppäa dumpf. »Hasdra, Kind, bei allen Göttern, ich weiß nicht, ob ich dich jetzt bemitleiden oder beneiden soll. Ich liebe keinen – keinen, selbst nicht den Cäsar, den ich erobern will . . .«

»Wie verstehe ich das?«

»Endlich mußt du's erfahren, denn ich werde dich nötig haben – früher vielleicht, als du denkst. Sieh, Hasdra, ich kenne nur ein Verlangen: die Herrschaft. Zunächst die unter den Weibern. Ich will die Schönste sein, die Begehrteste. Und ich bin's. Ganz Rom liegt mir zu Füßen. Ich scheue nicht Last und Mühe, den Reiz, mit dem die Natur mich ausgestattet, zu wahren und zu erhöhen . . .«

»Das weiß ich. Deine köstlichen Salben, die Teigmasken, deine Bäder in Milch . . . Und auch das weiß ich: daß du die Schönste bist unter den Schönen. Nur Octavia, die Kaiserin, könnte vielleicht in Betracht kommen, wenn sie nicht ewig blaß wäre, und so ernst und so schweigsam.«

»Octavia! Nenne mir nicht Octavia! Weißt du, warum ich den Salvius Otho geheiratet habe . . .? Aus Neigung? O du kindliche Unschuld! Durch Salvius Otho, dem er befreundet ist, hoffte ich dem Kaiser nahezukommen, sein Herz zu erobern, das blöde Gespenst Octavia auf die Seite zu schieben . . . Still! Da schlendert Sophonius Tigellinus mit Acerronia. Morgen erfährst du mehr. Höchste Verschwiegenheit brauch' ich der klugen Hasdra nicht ausdrücklich zur Pflicht zu machen.«

Sie wandten sich wie ermüdet dem Hause zu, während der Agrigentiner mit Acerronia abseits an ihnen vorüberkam.

»Willst du nun endlich mit der Sprache heraus?« fragte die Hofdame der Kaiserin-Mutter ziemlich ungemut. »Was? Hier in die Ulmenallee soll ich dir folgen? Nicht um alle Schätze des Lydiers! Agrippina wird sich ohnehin wundern . . .«

»Agrippina redet eifrig mit Seneca. Wen der aber einmal zwischen den philosophischen Klauen hat . . .«

»Besser philosophische Klauen als räuberische. Du bist ein Geier, Sophonius. Ich trau' dir nicht über den Weg. Gesteh mir's nur: das wunderbare Geheimnis, das du mir beichten wolltest, war ein plattes Geflunker!«

»Höre und urteile! Pallas, dein ehemaliger Pallas . . .«

» Mein Pallas? Ich rate dir, solche Redensarten für Leute zu sparen, die mehr Geschmack daran finden; zum Beispiel für Poppäa Sabina . . .«

»Aha! Du bist eifersüchtig.«

»Ich? Nun soll doch Jupiter seine Donnerkeile auf dein albernes Haupt schleudern! Ich eifersüchtig! Etwa auf dich, du Allerweltsnarr, der keine Stola in Frieden läßt? Ich finde dich tölpelhaft wie den Makkus der Atellanenspiele! Also was ist's mit dem Pallas, der mich so wenig angeht wie dich . . .«

»So? Pallas geht die rosenlockige Acerronia nichts an? Du kindliche Seele! Als ob nicht ganz Italien mit Einschluß der Inseln wüßte, daß ihr heimlich verlobt wart.«

»Das ist schamlose Lüge! Wer behauptet das? Nenne mir den Verleumder, damit ich ihn vors Gericht schleppe!«

»Aber du wirst nicht in Abrede stellen . . .«

»Nenn' mir den Buben!« wiederholte sie wütend.

»Er selber . . .«

»Was? Er selber?« fiel sie ihm in die Rede.

Aufgeregt, wie sie war, hatte sie ganz übersehen, daß sie dem schlauen Agrigentiner – auch ohne die Schätze des Lydiers empfangen zu haben – langsam in die dunkle Allee gefolgt war.

»Er selber,« fuhr Tigellinus fort, indem er sie plötzlich mit unwiderstehlicher Kraft an sich zog, »er selber hat zwar noch nicht in Erfahrung gebracht, wie die Lippen der roten Pantherkatze sich küssen: dein vortrefflicher Freund Tigellinus aber möchte sich endlich einmal aus erster Hand unterrichten . . . Sträube dich nicht, süßes Kind! Ich weiß ja doch, daß Acerronia sterblich in mich verliebt ist.«

»So tritt doch wenigstens hier ins Gebüsch,« sagte sie fügsam. »Das also war der kurze Sinn deiner Rede! Und die Geschichte mit Pallas . . .?«

»Ein erbärmlicher Vorwand,« flüsterte Tigellinus. »Komm, – und stillgehalten! Küsse mich wieder, mein Täubchen! Gibt's denn was Reizenderes, als so ein süßes Geschnäbel? So! So ist's recht! Und nun auf die Schulter! Ich danke dir, wonnesames Geschöpf! Jetzt aber sage mir auch, daß du mein eigen sein willst . . . ganz ohne Rückhalt – ach, und wär' es auch nur einen flüchtigen, glückseligen Tag lang. – Ein Kuß verhält sich zum wirklichen Liebesglück, wie die Meertulpe und die lucrinische Auster zum Festgelage . . . Sprich, reizende Pantherkatze! Soll dem Vorgerichte ein köstliches Mahl folgen! Ich liebe dich grenzenlos!«

»Ja,« stammelte Acerronia, »es soll etwas nachfolgen . . .«

»Wie machst du mich glücklich!« jauchzte der Agrigentiner.

Er nahm ihr hocherglühendes Haupt brünstig in beide Hände. Von neuem beugte er sich mit der banalen Zärtlichkeit des Verführers zu ihr hernieder. In demselben Augenblicke jedoch empfing er die schönste Ohrfeige, die jemals einem unverschämten Mädchenjäger in das Gesicht klatschte. Acerronia hatte sich losgemacht und lief jetzt, behend wie ein Wiesel, dem erleuchteten Teile des Parkes zu.

»Die kleine Bestie!« lachte der Agrigentiner. »Eine Fingersprache, so deutlich wie diese, hätte der armen Lucretia vielleicht den Selbstmord erspart. Ganz infam! Seitdem ich die Schule verließ, hab' ich eine ähnliche Maulschelle nicht wieder zu kosten gekriegt. Aber gleichviel. Sie soll mich kennen lernen! Gerade jetzt reizt sie mich, – und ihre Küsse, wenn sie Verstellung waren, überraschten durch die Echtheit des Kolorits . . .«

Er trällerte ein hellenisches Weinlied und folgte langsam den Spuren seiner befremdlichen Partnerin.

Acerronia inzwischen war aufs Geratewohl zu einer Gruppe getreten, deren Mittelpunkt Anicetus, der Befehlshaber der misenischen Flotte, war.

Man sprach natürlich wiederum von dem Wettstreite zwischen dem Fulgur des Tigellinus und der prächtigen Vollblutstute des Seeoffiziers.

»Anicetus,« wollte die schneidige Acerronia in ihrem Zorne auf Tigellinus dem Flottenbefehlshaber zurufen, »ich habe den Göttern ein hohes Gelübde gethan, wenn sie den Streit zu Gunsten deiner herrlichen Flava entscheiden!« Aber die Worte erstarben ihr auf den Lippen. Nur den Namen stieß sie hervor, – und dann, als Anicetus forschend zu ihr herübersah, fügte sie tonlos hinzu: »Hat das Schiedsgericht schon gesprochen?«

Alles lächelte; selbst der Freigelassene Artemidorus, der an der Seite des Sklaven Milichus bescheidentlich zugehört hatte. Die Art und Weise der heftigen Rotgelockten wirkte zu komisch; man fühlte, daß sie die Redewendung noch im Herausschleudern jählings geändert hatte. Eine Sportfrage, wie der Streit zwischen dem Fulgur des Tigellinus und der Flava des Anicetus war dem geringsten Sklaven der Siebenhügelstadt so geläufig, und die fieberische Ungeduld wegen des Endurteils ging allenthalben so tief, daß die augenblitzende Acerronia sofort begriff, wie unerhört sie sich bloßgestellt hatte. Entweder hielt man sie für ›wenig urban‹, – eine beliebte Phrase des Tigellinus – oder man zog fatale Schlüsse auf die Ursache ihrer Verlegenheit . . .«

Niemand jedoch konnte nur ahnen, was in Wahrheit sie so plötzlich erschreckt hatte . . .

Es war ein sonderbarer, geradezu rätselhafter Ausdruck im Gesichte des Anicetus gewesen, begleitet von einer Sinnestäuschung, die im Herzen der sonst so mutigen Pantherkatze schauerliche Empfindungen weckte.

Der Flottenbefehlshaber lehnte am Standbild einer Pomona. Da Acerronia eben ›Anicetus!‹ gerufen, ward ihr zu Sinne, als seien die Augen des Seeoffiziers geschlossen, wie die eines Toten . . . Wasser floß ihm in grünlich schimmernden Strömen aus dem üppigen Haupthaar. Die breite Nase und der halbgeöffnete Mund schienen soeben im letzten Krampfe erstarrt zu sein. Die Pomona aber, die majestätisch hinter ihm aufragte, trug die Züge der Agrippina.

Acerronia trat eilends zurück. Eine halbe Minute später war der unheimlich-seltsame Spuk verschwunden. Wild erregend jedoch klang es im Busen des Mädchens nach, so daß sie beschloß, die Aegypterin Epicharis, die für gründlich bewandert in den Künsten der Wahrsagerei galt, schleunigst um ihren Rat zu fragen.

»Ich sehe nichts Schlimmes darin,« lächelte Epicharis. »Du wirst mit Agrippina, deiner kaiserlichen Gebieterin, im Lauf der Jahre eine besonders glänzende Meerfahrt unternehmen, bei welcher der Flottenbefehlshaber Anicetus die Rolle des Dreizackschwingers Poseidon spielt, euch schützt und schirmt und fröhlich zum Hafen geleitet. Die Flut wogt vielleicht, – aber du hast es ja selber gesehen: ihr Toben war unfähig, die stolze Pomona, die Kaiserin-Mutter, die uns alle mit ihren Früchten erquickt, in die Tiefe zu reißen.«

»Ich danke dir!« sagte die Hofdame Agrippinas mit einer artigen Handbewegung. »Dennoch verbleibt mir ein Rest von heimlichem Unbehagen. Dieser schreckliche Anicetus . . .«

»Ist ein höchst intelligenter Mann,« fiel Epicharis ihr in die Rede. »Wer weiß, Acerronia, wie das alles gekommen ist. Die Liebe ist eine seltsame Visionärin.«

»Die Liebe?«

»Ja doch! Daß er dich liebt, heiß, lodernd, – in dieser Minute noch wurde davon gesprochen; – und heutzutage pflegen die Männer erst dann zu lieben, wenn sie der Gegenliebe ziemlich versichert sind.«

»Nun steht mir bei, ihr sämtlichen Götter von Latium! Ich, ich . . . Nein, das ist unerhört! Da wär' ich ja eingekeilt zwischen zwei richtigen Ungeheuern! Hier Tigellinus, dort Anicetus! Der erste ein rasch getrösteter Witwer, der zweite ein Ehemann! Der erste frech wie ein Bettelbube am Cirkus, der zweite verschmitzt, heimtückisch, im Gesicht eine Breitnase wie ein Aethiopier! Ist das eure vornehme Welt, euer unvergleichliches Rom? Ei, so nähm' ich mir lieber einen Soldaten der Leibwache! Den zum Beispiel, der jetzt eben der unleidlichen Hasdra ein Bisellium herzuträgt . . .«

»Wirklich, den . . .?« fragte die Aegypterin lächelnd.

»Weshalb nicht? Er ist höchstens halb so verlogen wie ein vornehmer Durchschnittsrömer, und den tausendsten Teil nicht so fade.«

»Kennst du ihn?«

»Zufällig, ja. Er heißt Pharax und steht in augenscheinlicher Gunst bei der Kaiserin.«

»Bei Octavia?«

»Thorheit! Wenn ich von der Kaiserin spreche, meine ich immer nur Agrippina.«

Um die Lippen der vornehmen Epicharis spielte ein fein-ironisches Lächeln.

Jetzt erscholl ein helles Zinkengeschmetter, dem sich eine lustige sizilianische Tanzweise anschloß.

»Suchen wir unsre Plätze,« sprach die Aegypterin.

Sie näherte sich, von dem Staatsminister, der jetzt eben zu ihr herantrat, begleitet, dem sandbestreuten Oval der Arena.

Das Mahl im Peristyl hatte nicht allzulange gewährt. Das sogenannte Convivium, die Commissatio, das fröhliche Zechgelage, gewürzt durch die üblichen Unterhaltungen, sollte hier draußen in zwangloser, aber desto gewählterer Form stattfinden.

Für die kaiserliche Familie hatte Flavius Scevinus dicht am Stamme seines berühmten dritthalbhundertjährigen Ahornbaums eine eigene Tribüne errichten lassen, von deren Brüstung amethystfarbene indische Teppiche mit goldenen Schnüren und Quasten herniederhingen.

Rechts und links von dieser prächtigen Loge, die den Hochsitz des Imperators im Cirkus nachahmte, reihten sich in stattlichen Halbkreisen die polsterbedeckten Sitze für die übrigen Zuschauer. Aber auch jenseits dieser beinah geschlossenen Rotunde, mehr nach dem Mittelwege des Gartens hin, fanden sich Plätze für etwaige unruhige Geister, die das Wandeln durch die frühlingsduftigen Parkanlagen vorziehen und nur für Augenblicke bei einer besonders glänzenden Nummer sich ansiedeln möchten, – zierliche Bronzestühle mit brandroten Lederkissen, sigma-gestaltete Sofas und wohlige Ottomanen.

Vor jedem Sitze trug ein kostbares Monopodium mit elfenbeinernem Untergestell die goldgeränderten Trinkschalen, frische Kränze, und je ein Körbchen voll picentinischen Kuchens, sowie eine zierliche Spartgrasdecke mit ionischen Feigen und campanischen Mandeln.

Farbig gekleidete Sklaven huschten geräuschlos einher, um die Becher zu füllen oder sonstigen Wünschen der Eingeladenen mit unterwürfiger Hast zu entsprechen.

Eine Abteilung Prätorianer stand als Ehrenwache zu beiden Seiten der kaiserlichen Tribüne; darunter auch Pharax, dessen kluges Gesicht von den Alltagsköpfen seiner Genossen vorteilhaft abstach. Die übrigen Soldaten der Leibwache hatten sich scheinbar ohne Berechnung da und dort bescheidentlich aufgestellt, oder hielten sich noch im großen Triclinium des Hauses auf, wo ihnen Milichus, der Obersklave des Flavius Scevinus, nomentanischen Landwein kredenzte.

Es währte fünf oder sechs Minuten, bis die schöne Kitharaspielerin Chloris aus dem Zelt in der Nähe des Posticums heraus in den Kreis trat und mit vollem Griff in ihr Saitenspiel einen hellenischen Hymnus anstimmte.

Noch lauschten die Gäste mit halbem Ohre; der kleinste Teil erst des Publikums hatte sich niedergelassen; darunter freilich die Kaiserin-Mutter und die ernste Octavia.

Aber auch diese schienen zerstreut.

Die junge Kaiserin schaute forschend nach ihrem Gemahl aus, der mit dem Agrigentiner weit abseits am Stamm einer Pinie lehnte und nicht die mindeste Lust zeigte, den ihm gebührenden Platz zwischen Mutter und Gattin so frühe schon einzunehmen.

Auch der armen Octavia war aufgefallen, daß Nero seit einigen Tagen doppelt verstimmt, ja geradezu trübsinnig und von Kämpfen durchtobt schien . . .

Hätte er doch sein Herz ihr, die sie ihn liebte, rückhaltslos offenbart!

Aber er gönnte ihr nie auch nur den leisesten Einblick in seine Kümmernis, – und wenn sie ihn, ganz ohne Ahnung von dem, was ihn bewegte, fromm auf die Götter verwies, dann krauste sich die Stirne des Imperators in verdoppelter Schwermut, und die Lippen umzuckte es heimlich wie verzehrender Hohn, ja wie Haß und Vernichtungsgier.

War er denn wirklich ein Feind der Götter? Oder hatte nur sie das Unglück, mit jeder noch so gütig gemeinten Silbe sein Mißfallen zu wecken? War sie im Ernste das Bleigewicht, das den jugendkräftigen Adler am Aufschwung in die reine Höhe des Selbstgenügens verhinderte?

Die Thränen traten ihr in die Augen. Mit dem eigenen Verhängnis beschäftigt, nahm sie nicht wahr, daß Agrippina noch immer totenbleich das Haupt in die Hand stützte und leise die Lippen bewegte. Der Trinkspruch des Flavius Scevinus wühlte in diesem ehrgeizerfüllten Gemüt wie ein rasendgewordener Skorpion. Aber schon hatte die tödlich beleidigte Fürstin auf Rache gesonnen. Das Lächeln, das von Zeit zu Zeit ihre Nasenflügel vibrieren machte, trug halb schon den Stempel eines widerlichen Triumphgefühls.

Jetzt trat Burrus zu ihr heran und die Züge der Kaiserin-Mutter hellten sich plötzlich auf. Sie war eine Meisterin der Komödie. Burrus, der Oberst der Prätorianer, durfte nicht ahnen, was sie beschäftigte.

»Du hast recht, Burrus,« sagte sie huldvoll. »Dieses Mädchen ist ein starkes Talent. Ich war ganz versunken in die Flut ihrer Töne . . . Da – nun ist der Hymnus zu Ende.«

Man klatschte der schönen Kitharaspielerin Beifall. Sie verneigte sich artig, ohne indes nach dem Zelte zurückzukehren.

Die Sitzreihen füllten sich jetzt; nur noch einige vierzig Personen schritten allein oder paarweise durch die Laubgänge, oder verharrten abseits von dem festlichen Zirkel aus den Bronzestühlen und Sigmas, eifrig in ihre Gespräche vertieft.

Zu diesen letzteren gehörte auch Otho, der seine Gattin Poppäa halb zärtlich, halb eifersüchtig bei den Händen gefaßt hielt und ihr Vorwürfe machte, daß sie dem übelberufenen Sophonius Tigellinus gar zu huldvoll entgegenkomme.

»Du weißt, ich vertraue dir, obgleich dies Vertrauen vielleicht eine Thorheit ist: denn ein Frauenherz gleicht dem Gewölk bei Südostwind; jeder Augenblick kann es umgestalten. Du aber, süße Poppäa, hast einen Blick, so sanft, so bethörend, daß man rein den Verstand verliert, und so begeh' ich die Absurdität, dich für unerschütterlich treu zu halten

»Das nennt mein angebeteter Otho eine Absurdität?« sagte sie schalkhaft.

Aus ihren funkelnden Augen fuhr ein so verzückender Strahl zu ihm auf, daß er kaum noch der Lockung, sie in die Arme zu schließen, Widerstand leistete.

»Du süße, du üppige Rose,« flüsterte er, von heißester Liebe entbrannt, »sind wir nicht wahnsinnig, daß wir den herrlichen Abend so im Getümmel der Menschen verbringen, anstatt uns daheim in der wonnigen Stille unsres Cubiculums nach Herzenslust zu genießen? Ach, Poppäa, dein lächelnder Mund, dein schlanker, schneeiger Leib, –: so oft ich dich ansehe, gedenk' ich an Helena, die überall, wo sie sich zeigte, Stürme der Sehnsucht entfesselte . . .«

»Ein übler Vergleich! Helena war ein loses Geschöpf . . .«

»Du hast recht. Es war ein täppischer Mißgriff. Ich hätte sagen sollen: Du bist reizend wie Helena und treu wie Penelope. Aber ebendeshalb, mein Liebchen, meide doch auch den Schein! Ich kann's nicht ertragen, wenn du einen so übelbeleumdeten Menschen, wie den Agrigentiner, so verständnisvoll anblickst. Ich weiß, er ist liebenswürdig, er versteht es, zu schmeicheln und doch wieder eine Ehrfurcht zu zeigen, die ein Frauengemüt stolz macht. Um so leichter wird man vermuten, daß du gefesselt seist. Nicht wahr, du thust mir die Liebe an und vermeidest diesen Weiberverführer? Laß deine Anmut doch lieber auf Nero, den Imperator, wirken!«

»Meinst du?« fragte Poppäa verblüfft.

»In vollem Ernste. Suche ihn aufzuheitern! Bring' ihm Freude am leichten Getändel bei! Stich den Staatsminister, den schrecklichen Seneca, aus! Das wäre noch ein Verdienst!«

Die junge Frau schüttelte, heftig erglühend, den Kopf. Dann senkte sie ihr lichtgraues Auge gedankenvoll auf den Busen. »Poppäa drängt sich nicht auf,« sagte sie traumverloren. »Wenn es dem Cäsar beifiele, an meiner Gesellschaft nur halb so viel Vergnügen zu finden als an der deinigen, weshalb sollte ich nicht diese Auszeichnung hochschätzen? So aber – ihn umschwärmen wie die Motte das Licht? Nein, vielteurer Otho, dazu bin ich zu stolz und . . . zu gleichgültig.«

»Du vergissest, daß ich von jeher zu seinen Freunden gezählt, daß ich als Knabe ihn schon gekannt habe . . .«

Horch! Da erscholl die silberhelle Kithara der schlanken Chloris aufs neue!

Und jetzt gesellte sich dem Klange der Saiten auch der schwellende Ton ihrer Stimme.

Alles Gemurmel verstummte.

Sie sang märchenhaft schön, diese Griechin im krokusfarbenen Gewande, die rhodische Nachtigall, wie die goldene Jugend der Zweimillionenstadt sie benannt hatte.

Und wie edel sie dastand, in der Rechten das Plektrum, in der Linken, vom blaßgelben Bande gehalten, das neunsaitige Instrument, blaßgelbe Rosen im nachtschwarzen, lieblichgewellten Haar, eine Gestalt aus den Tagen Homers!

Es war, im Gegensatze zu der schmetternden Hymne, mit der sie begonnen hatte, ein melancholischer Klagegesang, was ihr jetzt von den Lippen erscholl, eine Weise der Sehnsucht, die Verlorenes beweint und ihre Thränen gleichsam in Töne verwandelt.

Wunderbar, wie die Herrlichkeit des rein gestimmten Gesangs in diese Gesellschaft einschlug, die zur größeren Hälfte von der Verderbnis des Zeitalters völlig zersetzt war, die noch eben so übermütig gelacht, so verstohlen getändelt, so schnöde gescherzt und gefaselt hatte.

Jener trunkene Senator mit dem widerwärtigen Faungesicht, der zwar im Kreise der hohen Versammlung auf dem kapitolinischen Hügel fast bei jeder Gelegenheit zur Scheu vor den unsterblichen Göttern mahnte, aber jetzt eben seiner vierzehnjährigen Nichte, deren Vormund er war, den frechsten Antrag ins Ohr geflüstert; der mit dem klassischen Vorbild aller Beredsamkeit unaufhörlich »O Sitten!« rief, aber das Kind seiner Schwester seit Jahren bereits mit ekelhaften Küssen verfolgte und ihre blühenden Lippen mit seiner dicken, belegten Zunge viehisch entweiht hatte: – er verstummte jetzt inmitten seiner lüsternen Phrase und sank stöhnend zurück, als höre er ein erschütterndes Mahnwort aus den Höhen des Olympus.

Hier die rotgemalte Kokette, die heute bereits das vierte Stelldichein verabredet hatte, wehrte sich nur mit erkünstelter Gleichgültigkeit gegen die Wirkung dieser weichen und doch so vollschwellenden Stimme, wie sie in lockenden Modulationen von dem Tiefsten und Heiligsten sang, was eine menschliche Brust durchzittert.

Dort die frechen, blasierten Jünglinge, die bei den Dirnen des tullischen Walles besser Bescheid wußten als im eigenen Familienkreise; die den Hallen der Rechtsprechung fern blieben, aber niemals eine Pantomimenaufführung oder die Orgien vornehm ausgestatteter Halbweltsdamen versäumten: sie legten ihre Stutzerphysiognomien unwillkürlich in weniger impertinente Falten und ließen ab von ihrem Geflüster, mit dem sie anfangs die Erscheinung der jungen Rhodierin dreist analysiert hatten.

Kurz, der Triumph der Künstlerin war ein vollständiger. So ergreifend, so herrlich hatte sie noch niemals gesungen, seit sie den Boden Italias betreten; und als nun der Freigelassene Artemidorus im Auftrage seines Gebieters Flavius Scevinus ihr am Schluß des bestrickenden Zauberliedes knieend einen goldenen Kranz überreichte, da konnte sich der Enthusiasmus der Zuhörer in Händeklatschen und Beifallrufen kaum noch genug thun.

»Süße Chloris,« flüsterte Artemidorus, nur für das hold errötende Mädchen vernehmlich, »nimm und rede: was ist dir lieber? Dieser kostbare Kranz oder mein stürmisch pochendes Herz?«

»Dein Herz, das weißt du!« hauchte die Sängerin.

Und da sie die prächtige Gabe ihm abnahm, drückte sie dem freudebebenden Artemidorus heimlich die Hand.

»Welch ein unermeßliches Glück, so geliebt zu werden!« sagte er leise, als er sich mit geschmeidigem Anstand wieder erhob. »Ehe ein Jahr verstreicht, ist sie mein! Und ich dachte schon, ich müßte fern von ihr sterben! Fern von ihr –: das wäre entsetzlicher als der Tod selber.«

»Ein köstlicher Junge, dieser Artemidorus,« raunte ein achtzehnjähriges Weib von senatorischem Range ihrer gleichalterigen Nachbarin zu. »Schade, daß er nicht von freier Geburt ist.«

»Weshalb schade?«

»Nun. das scheint mir doch nicht gerade rätselhaft . . .«

»Pah! Was mich betrifft, – wenn ich die Wahl hätte zwischen ihm und dem vielgerühmten Sophonius Tigellinus, ich würde den Artemidorus unbedingt vorziehen . . .«

»Meinst du?«

»Unbedingt! Das heißt: Du verstehst mich doch? Als Gemahl oder selbst als dauernder . . . Freund wäre Tigellinus mir lieber. Aber mal bei Gelegenheit, so als flüchtige Laune . . . Und ich bitte dich, frag' dich doch selber: Vorurteile sind nirgends läppischer, als beim Verliebtsein. Wenn uns der Ehegemahl schließlich ertappt, wird's auch ihm wohl wenig verschlagen, ob der Liebhaber über den Rittercensus verfügt oder nicht.«

Die beiden schamlosen Frauen lachten, – so ekelerregend, daß ihre hübschen jugendlichen Gesichter beinah verzerrt schienen.

Chloris aber, selig im Gefühl ihres künstlerischen Triumphes, seliger noch im Bewußtsein, von Artemidorus geliebt zu werden, neigte sich dreimal nach allen Richtungen, rief der Kaiserin-Mutter, die ihr mit großer Lebhaftigkeit applaudiert hatte, auf griechisch ein herzentquollenes »Zeus beschirme die Mutter des Vaterlandes!« zu und verschwand dann im Zelte, um einem stolzen Athletenpaar, das einen Ringkampf zum besten zu geben hatte, Platz zu machen.

Eh' noch die dröhnende Blechmusik einfiel, die den Ringkampf begleiten sollte, hatte sich Nero, den Tigellinus allein lassend, abseits gewandt.

Das Lied der Hellenin wühlte ihm tief in der grausam verwundeten Seele.

Zwei ihm befreundete Jünglinge, die ihm zu folgen gedachten, wies er durch eine trotzige Handbewegung zurück.

»Unglaublich!« sagte der eine zum andere »Auch hier, im festlich geschmückten Garten des Flavius scheint er zu grübeln. Bei der Epona, es wäre jetzt an der Zeit, daß man dem grämlichen Seneca endlich ein Bein stellte. Mit zwanzig Jahren klug und kalt wie ein Zeno – das geht nicht länger! Ueber welches metaphysische Rätsel mag der Träumer jetzt nachdenken, daß selbst wir, die gesetztesten seiner Freunde, ihm lästig sind?«

Ja, es war ein metaphysisches Rätsel, das den jungen Cäsar beschäftigte – allerdings nur praktisch beschäftigte, nicht theoretisch: das metaphysische Rätsel der echten, herzbewegenden Liebe, die dem Verstande nicht antworten könnte, wenn er sie fragte: ›Weshalb hängst du so mit allen Fasern des Wesens an der einen, kaum Geschauten und für immer Entschwundenen, während doch andre, ebenso Schöne oder noch Schönere rings um dich her blühen, wie Rosen, die auf den Gärtner warten? Weshalb klammert sich deine Sehnsucht an die ehemalige Sklavin, während Octavia, deren edles Profil sämtliche Bildner der Siebenhügelstadt für göttlich erklären, deine Genossin ist?‹

Selbst die Rhodierin Chloris, die ihm die Seele so von Grund aus erschüttert hatte, war, streng genommen, schöner als Acte.

Und dennoch hatte der Cäsar kein Auge für sie. Die magische Wunderkraft ihrer Kunst war für ihn nur der Hebel gewesen, der alle Einzelheiten der schmerzlich süßen Erinnerung mit verzehnfachter Klarheit ans Licht gehoben.

Nero konnte nicht anders. Er mußte den Glanz und den betäubenden Lärm dieser Geselligkeit fliehen; er mußte erst fertig werden mit diesem verzehrenden Sturm, der heute mit unaufhörlichem Anprall wider sein Herz tobte.

Alle Gäste hätten's ihm angesehen; sie hätten die Thränen geschaut, die ihm jetzt stumm über die zuckenden Wangen dahinperlten, – und das durfte nicht sein. Er war Cäsar; er mußte standhalten nicht nur wider die Parther oder die Chatten, sondern auch wider das eigene Ich und dessen heiße, bethörende Anwandlungen.

Leise rauschte der Wind durch die Baumwipfel. Das klang wie ein Wiegenlied. Da sollten sie bald wohl entschlummern, die schäumenden Wogen, die jetzt wie im tollen Gerase eines Orkans ihm den Busen durchtobten.

Komm, heilige, friedenspendende Nacht! Schlage den schattenden Mantel um das Weh deines Lieblings! Gib ihm den Frieden, wenn ihm das Glück denn verweigert ist!


 << zurück weiter >>