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Schlachten bei Fontenoy und Hohenfriedberg.

Frankreich führte den Krieg gegen Oesterreich fort, und zwar auf niederländischem Boden. Es hatte alle Triebfedern in Bewegung gesetzt, um Marien Theresiens Wunsch: die Erhebung Franz Stephan's auf den deutschen Kaiserthron, zu vereiteln. Wie es Maximilian Joseph von Bayern gegen Oesterreich zu reizen versucht, so unterließ es auch nichts, um die Eitelkeit des Kurfürsten von Sachsen zu spornen, ohne jedoch auch hier einen besseren Erfolg zu gewinnen. Eben so vergeblich hatte es Rußland gegen Oesterreich einzunehmen versucht; und wenn Friedrich II. auch allerdings den Anschein behauptete, als wäre er im Einverständniß mit Frankreich, so wollte er doch nichts weniger als einen durchgreifenden Einfluß dieser Macht auf die deutschen Angelegenheiten fördern, sondern wünschte sich lieber, durch Englands Vermittlung, mit Marien Theresien auszusöhnen, indem er zugleich Alles aufbot, um ihr im Felde zu imponiren. Somit war denn Frankreich im Grunde von allen seinen Bundesgenossen, bis auf Spanien, verlassen und wußte wohl, daß England in der Sache Marien Theresiens eigentlich auch seine eigene gegen es ausfechten wollte. Es sendete zur Unterstützung der Spanier in Italien eine Flotte ins mittelländische Meer und in den Niederlanden belagerte König Ludwig XV. in eigener Person Turnay (im Mai 1745). Zum Entsatze nahte ein englisch-österreichisch-holländisches Heer unter dem Herzog Cumberland und dem Feldmarschall Königseck, welches jedoch in der blutigen Schlacht bei Fontenoy (11. Mai) den Franzosen unter dem Marschall von Sachsen den Sieg lassen mußte; da glaubte Niemand, daß der kranke Held den Ausgang des Tages erleben würde, dennoch bestieg er während des Kampfes sein Roß, und der Geist, frisch und gesund, gewann. Die nächste Folge dieses Sieges war, daß die Franzosen alsobald Fontenoy, Tournay, Gent, Oudenaarde, Brügge, Dendermonde, Nieuwpoort und Ath einnahmen. Der Prinz von Cumberland mußte zur selben Zeit mit einem Theil des Heeres den Kriegsschauplatz verlassen und sich nach England zurückbegeben, wo Frankreich dem Hause Hannover durch die Landung des Kronprätendenten Karl Eduard Stuart in Schottland und durch die Insurrektion der Schottländer zu schaffen zu machen suchte; erst im darauf folgenden Jahre wurde dieser Bürgerkrieg durch die für Stuart unheilvolle Schlacht bei Culloden (27. April 1746) beendigt.

Während der Krieg, wie wir oben gesehen, zum Vortheile Frankreichs geführt wurde, dauerten die Feindseligkeiten zwischen Oesterreichern und Preußen auf dem alten Schauplatze Schlesien mit abwechselndem Erfolge fort. Nachdem Leopold von Dessau die Oesterreicher aus Oberschlesien und der Grafschaft Glaz nach Böhmen und Mähren zurückgedrängt hatte, begannen die Ersteren, mit sächsischen Truppen im Verein, unter den Feldmarschall-Lieutenants Nadasdy und Caroly zu Anfang Aprils Angriffe auf Schlesien; die Croaten besetzten Hirschberg, Landshut und Schmiedeberg; am 27. Mai ward Kosel genommen, und nun zog die österreichisch-sächsische Hauptmacht unter Prinz Karl und dem Herzog von Sachsen-Weissenfels aus Böhmen nach Niederschlesien. Friedrich II. gab sich den Anschein, als wolle er zurückweichen, und lagerte, der Aufmerksamkeit der Feinde verborgen, am 1. Juni zwischen Schweidnitz und Striegau, bis die Oesterreicher am 3. Juni auf der von Jauer nach Landshut führenden Straße heranzogen und am 4. des Morgens vor Striegau die Preußen in Schlachtordnung erblickten. Um vier Uhr begann der Kampf; schon um neun Uhr war er zu Gunsten der tapfern Preußen auf's Glänzendste entschieden. Die Folge dieses Sieges zu Hohenfriedberg und Striegau war, daß sich die Oesterreicher nach Böhmen zurückzogen, wohin ihnen die Sieger folgten. Prinz Karl lagerte bei Königingräz, die Preußen anfänglich bei Chlum, später bei Jaromirz. Hiemit waren vorderhand die Kriegsoperationen im Großen beschlossen, wenn auch beide Theile im kleinen Kriege nicht stille standen, wobei die Preußen den Feind aus Oberschlesien vertrieben und sich (6. September) Kosels wieder bemächtigten. Friedrich II. dachte damals neuerdings an einen Friedensvertrag mit Maria Theresia, um so mehr, da er die Gesinnungen des Königs von England kannte, welcher einerseits ohnehin schon durch Frankreich gehörig beschäftigt. war, und anderseits auch der Subsidiengelder überhoben zu sein wünschte. Somit verband sich Friedrich II. mit Georg II. am 26. August zu Hannover zu dem Ende, daß der Letztere sich von dem Bündniß gegen Preußen lossagen, Marien Theresien zum Frieden mit Friedrich II. bewegen und diesem die Garantie der übrigen Mächte für Schlesiens Besitz verschaffen, sollte.

Darauf wollte nun Maria Theresia jetzt freilich ebenso wenig als jemals eingehen. Mit leidenschaftlicher Heftigkeit wies sie jede derartige Anmuthung zurück, und wollte lieber ihre Sache neuerdings auf den Erfolg einer entscheidenden Schlacht stellen.

Und so geschah es bald genug; aber der Ausschlag sollte nicht zu ihren Gunsten werden. Bevor wir indessen diesen Ausgang des zweiten schlesischen Krieges betrachten, wenden wir unsere Aufmerksamkeit einem andern Gegenstande zu, welcher Marien Theresiens Herz in Anspruch nahm, nämlich der

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