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Neuntes Kapitel.
Auf der Heimstätte

Es hatte Saubert nur einen Tag in Anspruch genommen, seine Heimstätte in Edson eintragen zu lassen und die für den Anfang unentbehrlichen Dinge einzukaufen. Am zweiten Tage morgens befand er sich mit seiner Frau schon unterwegs nach dem Stück Land, das von nun an seine Heimat und das Stammgut der künftigen Familie Saubert mit Kindern und Kindeskindern sein sollte. Er machte wieder den kleinen Umweg über die Farm von Finsterbusch und lud dort das Zelt auf, das dieser sich bereit erklärt hatte ihm auf einige Zeit zu leihen.

Im allgemeinen hielt er sich auf dem Wege, den sie das erstemal gewählt hatten, und der für die ersten dreißig Meilen aus gut angelegten und viel von Autos befahrenen Straßen bestand. Da er aber eine schwere Ladung hatte, wollte er den Pferden einen weiteren Weg nicht zumuten, und als sie am Abend an einer großen Farm vorüberkamen, die mit einem modernen, geräumigen Wohnhaus, Ställen, Autoschuppen und sonstigen Gebäuden Zeugnis von dem Wohlstand des Besitzers ablegte, lenkte er hinein und fragte, ob sie hier übernachten könnten.

Eine zusagende Antwort war selbstverständlich. Der Besitzer erwies sich als ein Canadier von deutscher Abstammung, der vor acht Jahren hier eine Sektion Land erworben und später noch eine halbe Sektion hinzugekauft hatte. Alles war hier auf Großbetrieb eingestellt, und der Mann schien eine gewisse Neigung zu haben, alle Arbeit, soweit angängig, durch Maschinen tun zu lassen. Das erstreckte sich sogar auf Kleinigkeiten, die man ebensogut und vielleicht noch besser hätte mit der Hand verrichten können. Er mußte ein gutes Objekt für die Reisenden sein, die ihm die »neuesten Erfindungen« für den Farmbetrieb vorführten. Das war wenigstens der erste Eindruck, den Saubert hatte. Aber er hielt nicht lange vor. Alles war hier zu klar ausgedacht, um nur einer Marotte zu dienen. Hier herrschte ganz der moderne Farmbetrieb, auf erprobte geschäftliche Methoden gestellt, der nichts mehr mit der rein handwerksmäßigen Kleinbauernarbeit zu tun hat, aber meist auch nur im Großbetrieb anwendbar ist.

Während im Hause das Abendessen bereitet wurde, zeigte er Saubert und seiner Frau einen Gasoline-Traktor von vierzig Pferdekräften, der auf neugebrochener Prärie stand.

»Die Maschine zieht acht Pflüge,« sagte er, »und ich breche in vierundzwanzig Stunden fünfunddreißig Acker Prärie. Ein Mann mit acht Pferden leistet ein gutes Stück Arbeit, wenn er zwei Acker den Tag bricht.«

Er sprach nur ein sehr gebrochenes Deutsch, aber Saubert hatte keine Mühe, ihn zu verstehen.

»Das ist die Art und Weise, wie man in Canada Geld macht,« bemerkte Saubert zu seiner Frau. »Wer erst soweit ist, macht Tausende von Dollars in jedem Jahre.«

»Ein Farmer muß drei Grundsätze beachten,« erklärte der Mann weiter. »Ich meine damit, er muß seine Farm bewirtschaften, wie ein Kaufmann sein Geschäft betreibt. Dazu gehört die Herabsetzung der Herstellungskosten auf das niedrigste Maß, die Erzeugung bester Qualitäten und der größten Menge der Produkte und vorteilhafte Marktmethoden. Um die letzteren brauche ich mich, wenigstens soweit unser Hauptprodukt, der Weizen, in Frage kommt, nicht mehr zu kümmern. Ich gehöre dem Weizen-Pool an. Das ist eine Organisation der Farmer zum Verkaufe ihres Weizens. Es ist jetzt nicht mehr nötig, daß Sie Ihren Weizen verkaufen, auch wenn die Marktlage schlecht und der Preis niedrig ist, nur weil Sie Geld brauchen. Sie liefern ihn einfach an den Pool ab, der fast überall seine Elevatoren hat, und bekommen ihn bis auf eine kleine Marktpreisdifferenz bevorschußt. Der Pool hält den Weizen dann, bis er nach der Marktlage den Augenblick für den Verkauf gekommen glaubt, und zahlt Ihnen den Rest nach Abzug der Spesen aus, die nicht hoch sind, denn der Pool arbeitet nur im Interesse der Farmer, und niemand verdient daran. – Und zur Niedrighaltung der Herstellungskosten dienen mir meine Maschinen und Einrichtungen für Arbeitsersparnis. Es gibt Leute hier, die mich für verrückt halten, oder wenigstens für halbverrückt. Aber es sind immer diejenigen, die nicht genug Verstand haben, um einzusehen, daß man mit einem handwerksmäßigen Betriebe auch auf einer Farm nicht mehr zurechtkommt. Die anderen sehen sich meine Einrichtungen an und machen sie mir nach, soweit ihnen das möglich ist. Den dritten Grundsatz haben Sie ganz unter Ihrer Kontrolle. Es ist ja wahr, daß die Natur alles schafft, aber Sie müssen sie unterstützen. Liederlichkeit, Gedankenlosigkeit und Schlendrian werden Ihnen niemals gute Ernten schaffen. Der gute Boden allein tut's nicht. Wenn er sein Bestes hergeben soll, müssen Sie ihn danach behandeln. Sie können immer auch einen guten Boden noch bereichern, indem Sie zum Beispiel Hülsenfrüchte darauf säen und unterpflügen, Kalk und andere chemische Düngemittel verwenden und vor allem Ihren natürlichen Dünger ausnützen.«

Er führte sie jetzt nach dem Kuhstall, der peinlich sauber gehalten war.

»In meinem Kuhstall wende ich Superphosphat an,« erzählte er weiter, denn es bereitete ihm offenbar Vergnügen, jemand seine Methoden auseinanderzusetzen. »Das hält den Stickstoff fest und erhöht den Phosphorgehalt des Düngers. Das sind Mühen und Ausgaben, werden Sie sagen, wie viele andere auch. Sie haben recht, soweit es sich um die Mühe handelt. In bezug auf die Ausgabe bin ich aber anderer Meinung, ich sehe die Ausgabe als eine Einnahme an. Und meine Ernten geben mir recht. Seit vier Jahren erziele ich vierhundert Bushel Kartoffeln vom Acker, und ich habe zwanzig Acker damit bepflanzt. Mit Alfalfa ist es dasselbe; ich habe von fünfzehn Ackern neunzig Tonnen Heu erzielt, und an Weizen bringt mir der Acker fünfundvierzig und fünfzig Bushel. Sehen Sie sich diesen Stall an. Das Heu und das andere Futter wird über den Kühen aufbewahrt und fällt von selbst durch die eigene Schwere in die Krippen. Ebenso wird der Stallmist auf Schuten nach dem Hause dort unten durch ihre eigene Schwere abgefahren und gleich auf die Verteiler geladen, die der Traktor dann auf das Feld schleppt.«

»Wieviel Kühe haben Sie?« fragte Saubert.

»Zweiundzwanzig, außer einer Anzahl Jungvieh. Sie werden elektrisch gemolken. Und es sind welche darunter, die im Jahre über tausend Pfund Butter liefern. Ich kann nur immer den Kopf schütteln, wenn die Leute von den ungebildeten Farmern sprechen. Jeden Morgen finden Sie hier die Straße voll von Autos, die die Kinder nach den Schulen bringen, selbst bis nach Edson. Und wie viele von den größeren Kindern sitzen in Edmonton oder Vancouver und studieren Journalismus, Redekunst, Literatur und Gesundheitslehre, um dann wieder auf die Farm zurückzukehren und das, was sie gelernt haben, als Kinder ihrer Zeit anzuwenden. Gelegenheit haben sie dazu genug. Alle meine Nachbarn nehmen verständigen Anteil an Politik, lokaler sowohl wie nationaler, und es braucht niemand aus der Stadt zu kommen und uns darüber zu belehren. Wir wissen von den meisten Dingen soviel oder sowenig wie sie selbst. Warum hält sich der Städter immer für so viel klüger als der Farmer? In einer Fabrik zu stehen, ein Loch in eine Eisenstange zu bohren und eine Schraube hineinzudrehen, dazu brauchen Sie nicht mehr Verstand, als Sie in der Spitze eines Zahnstochers finden. Aber es gehört viel dazu, ein Stück Land zu bewirtschaften und gute Ernten zu erzielen. Auch mit der Einsamkeit ist es nicht mehr so schlimm. Eine wirkliche canadische Wildnis gibt's eigentlich nur noch dort, wo der Farmer in der Regel nicht hinkommt, denn er setzt sich doch immer dorthin, wo er den Märkten am nächsten ist. Ich habe mein Telephon, und mein Radio berichtet mir immer die neuesten Tagesereignisse. Und unsere ländlichen Vergnügungen, wie Fahren, Reiten, Baden im Bach, Fischen im See und Wanderungen durch den Wald, sind noch niemand zum Überdruß geworden und tausendmal besser, als in einem muffigen Lichtspieltheater zu sitzen und eine dreimal geschiedene Frau durch eine Liebesszene mit einem Cowboy gehen zu sehen, der in seinem Leben noch keine Kuh zu Gesicht bekommen hat. Auch mit der Arbeit ist das sehr viel Gerede. Die Leute in der Stadt müssen ebensoviel arbeiten, und wir haben während des ganzen Winters nicht einmal so viel zu tun, daß wir uns Appetit anarbeiten können.«

Saubert mußte an seine eigene Einschätzung des Farmerlebens denken, die nicht sehr verschieden war von derjenigen, gegen die der Mann hier zu Felde zog, die er sich aber doch schon genötigt gesehen hatte, in einer ganzen Anzahl von Punkten zu berichtigen. Er dachte an die geistige Verödung, der er, umgeben von Kleinbauern aus den osteuropäischen Ländern und Leuten, die an Stelle ihres Namens ein Kreuz unter jedes Schriftstück setzen müssen, ausgesetzt sein würde und gegen die er sich mit mehreren Bücherkisten gewappnet hatte. Die Bücher waren ja auch ganz gut und würden ihm stets die Brücke sein, die ihn mit dem geistigen Leben der Heimat verband, aber die canadische Farmerbevölkerung bestand aus allen Schichten, und auch das besser gebildete Element fehlte keineswegs.

Der Mann führte sie jetzt aus dem Stalle wieder heraus.

»Nächstes Jahr will ich Flachs säen,« fuhr er fort. »Wegen der Faser, nicht etwa wegen des Samens. Man darf nicht immer Weizen säen, denn damit nützt man das Land zu einseitig aus, wenn es auch im Anfange am schnellsten Geld bringt. Jeder Acker hier sollte zwei Tonnen feines Flachsstroh liefern, und das belgische und irische Produkt kostet heute über vierhundert Dollar die Tonne. Die meisten Farmer ziehen den Flachs nur wegen des Samens und verbrennen hier im Westen über eine Million Tonnen Stroh jedes Jahr, nur weil sie nicht wissen, was sie damit anfangen sollen, genau wie es mit dem Weizenstroh geschieht. Ich habe an das Landwirtschaftsamt in Edmonton geschrieben und um Aufklärung über die Courtay-Faser gebeten. Das ist die Sorte, die man für Klöppelspitze verwendet, und ein Pfund davon kostet einen Dollar. Sie schrieben mir, der Boden und das Klima hier seien für die feineren Arten sehr geeignet. Ich denke, der Versuch wird gut für mein Land sein, denn der Flachs löst gewisse Nährstoffe aus der Erde, die für den Weizen zuviel sind.« –

Am nächsten Morgen schlug Saubert einen anderen Weg ein, da die Kreuz- und Querfahrten der früheren Reise nach den hier und dort gelegenen Heimstätten wegfielen. Mit Hilfe der Karte fand er sich aber leicht zurecht, nur daß bebaute Straßen jetzt aufhörten und er seine Richtung durch Wald und offenes Gelände nur nach den allerdings reichlich vorhandenen Wagenspuren verfolgen konnte.

In den frühen Nachmittagsstunden langte er endlich auf seiner Heimstätte an. Es war ein sonderbares Gefühl, mit dem er, noch bevor er die Pferde abschirrte, eine Weile in dem wuchernden Grase stand und sie überschaute. Das war jetzt sein Land, seine Heimat! Es war nichts da als Wald und Wiese und der Bach. Aber er würde sich ein Besitztum hier aus der Erde stampfen – in harter Arbeit, jawohl, aber Arbeit für sich selbst, nicht für einen andern. Irgendwie, als er so hier stand und seine Blicke umherwandern ließ, fühlte er, daß es viel reizvoller war, hier in nichts Fertiges zu kommen. Es ist das Werden der Dinge, das uns mehr befriedigt, ihr Schaffen mit eigener Hand. Tag um Tag, jeder Tag ein Fortschritt in der Richtung der Vollendung, und doch niemals eine Vollendung, denn wenn ein Ding fertig ist, wartet das andere schon auf den Beginn.

Diesen Moment mußte er sich einprägen. Die ersten Augenblicke auf eigenem Grund und Boden. Eine Vision tauchte vor ihm auf. Er sah sich in einem großen Hause, umgeben von einer Schar Kinder, klein und groß, bequem in einem Lehnstuhl sitzend und seine Pfeife rauchend. Sein Haar war grau, sehr grau, und die Augen nicht mehr ganz klar. Und wie er da so saß und sann und über die Vergangenheit nachdachte, über alles das, was er in seinem langen Leben getan und geschaffen, da waren es gerade die jetzigen Augenblicke, die ihm wieder in die Erinnerung kamen.

Die jetzigen Augenblicke – – –

Seine Frau mußte wohl etwas Ähnliches empfinden, denn auch sie stand eine Weile still und unbeweglich da, als sie vom Wagen gestiegen war, und ihre Augen wanderten gedankenvoll über das Stück Land, das jetzt ihr eigen war.

Das währte aber nur eine Minute oder zwei, dann war der »historische Moment« vorüber, und was jetzt kam und von ihm verlangt wurde, war die Tat.

Er raffte sich zusammen und begann die Pferde abzuschirren. Die Geschirre warf er einstweilen auf den Wagen. Den Pferden legte er die Halftern an, an denen er Leinen befestigte. Dann führte er sie auf das Stück Weideland, wo er sie anpflockte.

»Das nächste ist, daß wir jetzt das Zelt aufschlagen. Wo das geschieht, ist ziemlich gleichgültig, da wir ja doch nur eine kurze Zeit darin wohnen werden. Bevor wir das aber tun, wollen wir uns einen Kaffee kochen und etwas zu essen machen, denn wir haben noch kein Mittag gehabt. Warte einen Augenblick, ich will zuerst den Herd vom Wagen nehmen und zusammensetzen. Dann hole ich trocknes Holz und mache dir ein Feuer.«

Sie hatten sich in Edson einen Kochofen gekauft, einen ganz billigen Blechofen, wie er sich für einen Heimstätter eignet, mit ein paar Yards Röhren, und es dauerte nur wenige Minuten, ihn aufzustellen. Dann begab sich Saubert in das Stück Wald, das zu seiner Heimstätte gehörte, und es gelang ihm in kurzer Zeit, einen Armvoll trocknes Holz vom Boden aufzulesen, mit dem er bald ein Feuer in dem Ofen in Gang gebracht hatte. Da er aber einmal bei der Arbeit war und weiteres Holz für den Abend und Morgen gebraucht wurde, so suchte er sich gleich einen Vorrat zusammen, den er neben dem Herde auf einen Haufen schichtete. An Holz würde kein Mangel sein, auch im Winter nicht, denn an seine Heimstätte grenzte ebenfalls Wald, der ihm, wenn nötig, den Bedarf liefern würde.

Als er mit dieser Arbeit fertig war, rief ihn seine Frau zum Essen. Es bestand aus Speck, Eiern, Brot und gekochten Bohnen, von denen er eine Anzahl Dosen in Edson gekauft hatte, und Kaffee, und man mußte es einstweilen auf dem Boden sitzend einnehmen.

»Ich muß sobald wie möglich einen Tisch und eine Bank oder zwei zimmern,« bemerkte Saubert. »Morgen werde ich nach der Sägemühle fahren und Bretter und Pfosten kaufen. Sie liegt achtzehn oder zwanzig Meilen von hier. Wir können nicht warten, bis ich sie selbst geschnitten habe. Das ist wahrscheinlich auch gar nicht so einfach, wie es aussieht, und muß gelernt werden wie alles andere. Wir brauchen die Bretter aber sofort. Nicht nur für die paar Möbelstücke, sondern auch für den Hühnerstall und die Ställe für das andere Geflügel, denn das müssen wir alles haben. Die Geschäfte in Edson dürfen für uns nur noch für Kaffee, Zucker, Salz und ein paar andere Dinge in Frage kommen, sonst müssen wir von der Farm leben.«

Nach dem Essen begab sich Frau Saubert an den Bach, um das gebrauchte Geschirr zu waschen, wobei ihr der klare Sand des Bachbettes gute Dienste leistete, während der Mann das Zelt auf einer ebenen Stelle ausbreitete, die er für die Aufstellung in Aussicht genommen hatte. Es bestand aus einem schrägen Dach und den Wänden. In der Mitte des Daches war eine starke Leine eingenäht, an Stelle der Stange, die es sonst hätte tragen müssen. Es war nur nötig, die Enden dieser Leine an zwei Bäumen zu befestigen, das Dach an den Endleinen auseinanderzuziehn und diese an Pflöcken im Boden straffzuspannen. Die Wände wurden dann in gleicher Weise am Boden befestigt.

Er fand auch bald zwei Bäume, an denen er das Zeltdach festbinden konnte, wenn es dadurch auch eine andere Richtung erhielt, als er ihm ursprünglich zu geben beabsichtigt hatte. Das war indessen nebensächlich.

In zwei Stunden war er mit der Arbeit zu Ende.

»Jetzt sind wir wenigstens nicht mehr obdachlos,« sagte er lächelnd zu seiner Frau. »Das hätte zwar hier nicht viel zu bedeuten, aber es hebt uns immerhin aus der Klasse der ganz Besitzlosen in die nächsthöhere derjenigen, die wenigstens ein Obdach besitzen. Nun will ich noch die Betten aufstellen. Ich fürchte freilich, sie werden einiges zu wünschen übriglassen, aber wir werden viel arbeiten und abends müde sein und daher von den ihnen fehlenden guten Eigenschaften nicht viel merken.«

Er hatte in Edson neben andern notwendigen Dingen auch zwei Kampbetten gekauft, die nur ein paar Dollar kosteten und deren Selbstanfertigung sich daher gar nicht gelohnt hätte.

Am nächsten Tage führte er seinen Entschluß, Bretter und Pfosten in der Sägemühle zu kaufen, aus und brachte am Abend auch eine Milchkuh mit. Sie war hinten am Wagen angebunden. Er hatte sie von einem Farmer für fünfundsiebzig Dollar erhandelt und sich dabei völlig auf die Versicherungen des Farmers in bezug auf ihre guten Eigenschaften und besonders auch ihr Temperament verlassen müssen. Der Mann hatte ihn auch das Melken an drei Kühen üben lassen, eine Arbeit, von der er seine Hände noch bei seiner Rückkehr ganz lahm fühlte. Immerhin kannte er jetzt die Handgriffe und würde sie seiner Frau beibringen. Ihre feinen Punkte mußte sie die Zeit lehren. Ein Butterfaß für den Handbetrieb besaßen sie, und so waren sie nun auch in bezug auf ihren Butter- und Käsebedarf unabhängig.

Die Kuh mußte natürlich mit den Pferden im Freien bleiben. Als er sie an diesem Abend noch einmal melkte, hatte er eine sehr interessierte Zuschauerin an seiner Frau, die die Sache am liebsten gleich selbst probiert hätte. Davon riet ihr der Mann aber mit Rücksicht auf die Kuh ab. Es war besser, ihr erst einmal Zeit zu lassen, sich von seiner Arbeit zu erholen.

Der Entschluß, jeden Morgen eine oder zwei Stunden in einem guten Buche zu lesen, bevor man an die Arbeit ging, erwies sich als undurchführbar. Es gab zuviel Arbeit, und die meiste davon am Morgen. Man kam also überein, das auf die Abende zu verschieben und auch erst damit zu beginnen, wenn man das Haus gebaut und bezogen und damit in eine gewisse Regelmäßigkeit des Tagewerks eingetreten war.

Der Bau des Hühnerhauses und die Herstellung der Verschläge für die Gänse und Enten, die man nicht sofort frei herumlaufen lassen konnte, nahmen den ganzen folgenden Tag in Anspruch. Für das Hühnerhaus benutzte er einen Plan, den er einem Buche über Hühnerzucht verdankte, das von dem Landwirtschaftsamt in Ottawa mit einer ganzen Menge anderer Bücher über landwirtschaftliche Betriebszweige unentgeltlich abgegeben wird. Es enthielt Pläne für die einfachsten und kleinsten, wie auch für mittlere und Großbetriebe.

Der nächste Tag wurde dazu benutzt, benachbarte Farmer zu besuchen, um das nötige Geflügel einzukaufen. Da diese Besuche gleichzeitig dazu dienen sollten, sich mit den Nachbarn bekannt zu machen, nahm auch Frau Saubert an der Fahrt teil.

Einer der Nachbarn, ein Mr. Williams, riet ihm, sofort einen oder zwei Acker seines freien Landes zu brechen, um Kartoffeln zu stecken und Gemüse zu pflanzen, damit sie für den Winter versorgt seien. Es sei zwar schon reichlich spät dafür, aber in Canada mit den vielen Stunden Sonnenschein täglich reife alles schnell. Den Brechpflug und die Scheibenegge, um die ausgegrabenen Schollen durchzuschneiden, und zwei Pferde könne er ihm leihen; auch sei er bereit, selbst für zwei Tage zu ihm zu kommen, um ihm die Arbeit zu zeigen. Er habe zwar schon eine ganze Menge Leute gekannt, die vorher nie etwas mit Landwirtschaft zu tun gehabt hätten, aber die wären alle erst bei anderen Farmern in Arbeit gegangen, um sich die nötigen Erfahrungen anzueignen. Saubert habe es viel schwerer, da er alle Arbeit erst lernen müsse, aber er wolle ihm gern helfen, soviel er könne. Später solle Saubert zwei Tage zu ihm kommen und auf seiner Wiese Gras schneiden, dann könne er die Grasmähmaschine mit sich nehmen und seine eigene Wiese abernten.

Diesen Vorschlag nahm Saubert mit Dank an, und als sie am Abend wieder auf ihrem Lande anlangten, brachten sie ein Dutzend Hühner, drei Gänse und vier Enten mit. Die Besuche waren alle zu ihrer größten Zufriedenheit ausgefallen. Die Nachbarn hatten ihnen viel Freundlichkeit gezeigt und sich so hilfsbereit erwiesen, wie es Saubert kaum erwartet hatte.

Über den Platz, auf dem er sein Haus errichten wollte, hatte er sich inzwischen mit seiner Frau verständigt. Eine Anzahl Bäume, die dort standen, sollten stehenbleiben. Sie würden dem Hause im Sommer Schatten geben und es im Winter gegen die Blizzards schützen. Nur in der Mitte wollte er einen Platz für das Haus frei machen. Aber diese Arbeit mußte warten.

Mr. Williams traf, wie verabredet, an einem der nächsten Tage ein, und da das Land frei von Stumpen und Wurzeln war, so konnten die vier Pferde den Pflug leicht ziehen. Nachdem er selbst ein paar Streifen gebrochen, überließ er Saubert die Arbeit und ging nur als Lehrmeister neben dem Pfluge her. Die Arbeit erwies sich als viel schwieriger, als Saubert es sich vorgestellt hatte. Es kostete ihm zunächst schon Mühe, sich auf dem Pfluge im Sitz zu halten und dabei vier Pferde zu regieren und die Furchen in gerader Linie zu ziehen. Ein Glück war es für ihn, daß er es mit verständigen Pferden zu tun hatte, die die Arbeit besser kannten als er. Sie waren sich fremd gewesen, hatten sich aber schnell ineinander eingearbeitet und setzten ihre Kräfte gleichmäßig ein. Keines zeigte irgendwelche Neigung, sich die Sache auf Kosten der andern leicht zu machen.

Am Abend hatten sie auch wirklich zwei Acker gebrochen, die sie am andern Tage mit der Scheibenegge bearbeiten wollten. Sie mußten mit dieser wenigstens zweimal über das von dem Pfluge ausgehobene Land gehen, und auch dann würde die Arbeit nur ein Notbehelf für den augenblicklichen Gebrauch sein. Es war aber alles, was sie unter den gegebenen Umständen tun konnten.

Drei weitere Tage brauchte Saubert dann, um mit seiner Frau Kartoffeln und Gemüse zu pflanzen. Als sich diese in der Erde befanden, fuhr Saubert zu Mr. Williams, um ihm bei der Heuernte zu helfen.

Es verging eine ganze Woche, bevor er damit beginnen konnte, das Gras auf seiner eigenen Wiese zu schneiden.

Die Kuh zeigte sich nicht ganz so duldsam beim Melken, wie der vorige Besitzer es ihm versichert hatte. Das mochte an dem Melken liegen, das Frau Saubert jetzt selbst vornahm. Als sie aber eines Abends ihren Mann aufsuchte, um ihm halb lachend, halb weinend zu erzählen, daß die Kuh sie von dem Baumklotz, der ihr als Melkschemel diente, in das Gras geworfen und den halbvollen Milcheimer ihr nachgeworfen habe, mußte er Maßregeln dagegen ergreifen. Sie bestanden darin, daß er der Kuh das rechte Hinterbein hochband, so daß sie gezwungen war, auf drei Beinen zu stehen. Das half, und nachdem es mehrere Male geschehen war, hielt sie es für klüger, nachzugeben und fernere Ungezogenheiten zu unterlassen. Inzwischen hatte sie sich auch mit ihrer neuen Herrin angefreundet, und die Tatsache, daß sie immer eine Handvoll Salz erhielt, wenn die Plage vorüber war, hatte ihren Eindruck auf sie nicht verfehlt.

Als Saubert mit dem Grasschneiden fertig war und das Heu zum Trocknen auf der Wiese lag, kamen nach einer vorherigen Verabredung drei Farmer ihm für seinen Hausbau zu Hilfe. Zuerst hatte er die Bäume dazu selbst fällen wollen, da aber die Leute alle mit Axt und Säge besser umzugehen verstanden als er, fand er es doch vorteilhafter, sich ihrer Hilfe zu bedienen. Die bestgewachsenen Bäume, von möglichst gleichmäßigem Durchmesser, wurden niedergeschlagen, von den Ästen befreit, in richtige Längen geschnitten und an den Enden eingekerbt, so daß sie an den Ecken des Hauses ineinandergefügt werden konnten. Dann wurden sie mit Sauberts Gespann nach dem Bauplatz geschleppt und nach vier Seiten übereinandergelegt. Die Fugen würden später mit Lehm ausgeschmiert werden, der sich um Sauberts Heimstätte herum in Menge fand. Die Wände waren bald aufgerichtet, Türen und Fenster eingeschnitten und mit Doppeltüren und Doppelfenstern versehen, die Saubert fertig, zusammen mit einer Ladung von Balken, Brettern und Schindeln für Fußboden und Dach, schon vor Beginn des Baues von der Sägemühle herangefahren hatte.

Das Haus, das nur aus einem Wohnraum und einer Küche bestand, war in wenigen Tagen fertig. Die Errichtung des Stalles für die Pferde und die Kuh mußte er einstweilen noch verschieben.

Inzwischen hatte ihm auch ein Nachbar die Post von Edson mitgebracht. Es war indessen nur ein Brief, in dem ihm der Stationsvorsteher anzeigte, daß mehrere Kisten aus Deutschland für ihn angekommen seien. Es waren die Sachen, die er als Reisegepäck nicht hatte mit sich nehmen können, die ihm aber jetzt bei der Einrichtung des Hauses sehr zustatten kommen würden.

Er spannte deshalb auch schon am nächsten Tage seine Pferde ein und begab sich auf den Weg nach Edson.

Als er nach fünf Tagen – er hatte den Pferden einen Ruhetag in Edson gönnen müssen – zurückkehrte, berichtete er seiner Frau, daß er Arbeit angenommen habe. Zehn Meilen südlich sollte die Straße von Ost nach West um ein paar Meilen weiter ausgebaut werden, und er würde mit seinem Gespann daran arbeiten und fünf Dollar den Tag erhalten. Er hatte es bisher vermeiden können, Kredit in Anspruch zu nehmen, seine Mittel waren aber durch die vielen unvermeidlichen Ausgaben so zusammengeschrumpft, daß er kaum noch hundert Dollar besaß. Deshalb war ihm die Arbeit und der Verdienst, obwohl er nicht hoch war, sehr willkommen. Er hätte zwar reichliche und dringende Beschäftigung auf seiner Heimstätte gehabt, aber man muß die Arbeit nehmen, wenn sie sich gerade bietet. Diese sollte mit Beginn der neuen Woche ihren Anfang nehmen.

Er schuldete jetzt nur noch den Nachbarn, die ihm beim Hausbau geholfen, ein paar Arbeitstage. Das drängte aber nicht.

Frau Saubert war die Mitteilung nicht recht angenehm. Sie begriff natürlich die Notwendigkeit, daß ihr Mann auf Verdienst ausging, und hatte sich, wie sie glaubte, mit ihr abgefunden, aber es war doch schwer, so ganz allein hier in der Wildnis zu leben. Das war aber das Los einer Pioniersfrau. Freilich, sie war noch gar keine richtige Pioniersfrau, kam im Gegenteil aus der Großstadt mit ihrem Menschengewimmel und ihrer Wohnungsnot, und die Einsamkeit, die sie hier umgab und die sie nun, nachdem der Mann erst fünf Tage abwesend gewesen war, wieder ganz allein ertragen sollte, war ihr noch fremd. Sie mußte sich erst daran gewöhnen, und es ist nicht leicht, lebenslange Gewohnheiten zu ändern.

Die vergangenen fünf Tage hatten ihr einen Vorgeschmack davon gegeben. Es war ihr angenehm gewesen, so viel Arbeit zu haben, daß sie die Einsamkeit kaum empfand. Am Tage wenigstens. Am Abend aber, wenn sich die Dunkelheit über die Landschaft legte, wurde es anders. Am Tage, wo alles bestimmt und klar abgezeichnet sich aus dem Lichte abhebt, sehen die Dinge harmlos aus. Die Nächte aber sind unheimlich, und je reger der Geist ist, um so mehr. Jeder Ton, der durch die Finsternis dringt und aus ihr herausklingt, scheint eine Note der Bedrohung und Gefahr zu enthalten.

Sie hatte tüchtig gearbeitet und war todmüde. Die Tür war verrammelt, und die Lampe brannte. Das gab ihr aber kein Gefühl von Sicherheit, und sie wagte es lange nicht, zu Bett zu gehen.

Als sie es endlich doch tat, kleidete sie sich nur halb aus. um sofort bereit zu sein, sobald etwas Unerwartetes sich ereignete. Dann löschte sie die Lampe und streckte sich auf ihr Lager. Aber die Dunkelheit war noch unheimlicher. Irgendwoher aus dem Walde kam der gedämpfte Schrei eines Vogels, den sie nicht kannte. Vielleicht einer Eule. Er wiederholte sich noch zwei- oder dreimal. Mit ihm mischten sich andere Töne, leise und unbestimmt, oder auch laut und schrill. Dann kratzte irgendein Tier an der Wand der Hütte. Was mochte das sein? Eine Ratte? Ein Stachelschwein? Ein Skunk? Sie hatte gehört, daß Skunks viel an Tollwut leiden und ihr Biß immer gefährlich ist. Aber was immer es sein mochte, es konnte nicht hinein in die Hütte. Das beruhigte sie etwas. Sie war nicht übermäßig furchtsam und schreckhaft und würde am Tage wahrscheinlich ohne jedes Gefühl von Furcht Ungeziefer verscheucht haben. Es war nur das Unbekannte, Geheimnisvolle, das sie in jedem Ton, jedem Geräusch eine Gefahr ahnen ließ.

Merkwürdig, wie das Leben der Tiere in der Wildnis, dem man am Tage so wenig Aufmerksamkeit schenkt, in der nächtlichen Stille erwacht. Einmal hörte sie ein furchtsames Muhen der Kuh, die eine Gefahr witterte. Gleich darauf zerriß das langgezogene Geheul eines Wolfes, der sein Pack zur nächtlichen Streife zusammenrief, die Luft. Es wurde von mehreren Seiten beantwortet. Ein Strom kalter Furcht lief fühlbar durch ihren Körper. Ihr Mann hatte ihr freilich erzählt, daß Wölfe den Menschen nur selten angreifen und dann auch fast immer nur im Winter, wenn es schwierig ist, Nahrung zu finden. Wer aber wollte denn wissen, daß hier nicht einer dieser seltenen Fälle vorlag? Man soll sich niemals auf das verlassen, was über die Gewohnheiten der Tiere in den Büchern steht, denn man würde bald die Erfahrung machen, daß sie sich in dem besonderen Falle immer anders verhalten, als es dort geschrieben steht.

Aber die Hütte war sicher, hier konnten sie nicht eindringen. Trotzdem fand sie es unmöglich, in der Dunkelheit weiter zu schlafen. Das Geheul der Wölfe hatte sie entnervt, obwohl sie es auch in den vorangegangenen Nächten gehört hatte. Nur war sie da nicht allein gewesen. Heute klang es ganz anders, jammervoll, wie der Klageruf einer verdammten Seele.

Sie stand auf, zündete die Lampe wieder an und legte sich dann von neuem nieder. Doch das Licht störte sie, verhinderte den Schlaf. Sie war nicht gewohnt, bei Licht zu schlafen, und lag noch eine ganze Weile wach. Die Wölfe schienen ihren nächtlichen Raubzug nach einer andern Richtung hin unternommen zu haben, denn sie hörte ihr Geheul nicht mehr.

Ihre umherwandernden Blicke fielen auf das Gewehr, das an einem Haken neben der Tür hing. Es war eine 303-Savage-Rifle, und sie hatte unter der Anleitung ihres Mannes auch schon einige Schüsse daraus abgegeben. Sie würde jetzt mehr schießen müssen; sich üben, denn schließlich nützt eine Rifle doch nur dem etwas, der damit umzugehen versteht.

Allmählich begann sich ihr Denken zu verwirren, die erschöpften, übermäßig gereizten Nerven gaben nach, und sie fiel in einen unruhigen Schlummer.

Es war schon spät am nächsten Morgen, als sie erwachte. Die Kuh brüllte mahnend und erinnerte an ihr volles Euter.

Als Frau Saubert aus der Hütte trat und sich umwandte, war der Spuk der Nacht verschwunden. Alles glitzerte und funkelte im Sonnenlicht, hatte bestimmte Form und Gestalt und konnte von keiner nächtlichen Phantasie verzerrt werden. Ihr Mut stieg beträchtlich, als sie sah, daß sie sich eigentlich um nichts geängstigt hatte.

Die folgende Nacht schlief sie etwas ruhiger, war aber noch immer ängstlich. Diese Nächte in der Einsamkeit der Wildnis waren doch unheimlich. Sie fragte sich, ob sie jemals würde ruhig schlafen können, wenn sie allein war.

Am nächsten Tage merkte sie, daß sie durch den Nichtgebrauch ihrer Sprache heiser wurde. Sie sprach deshalb zu der Kuh, den Hühnern und Gänsen, und als das noch nicht half, begann sie zu singen. Sie kannte eine Menge Lieder. Und warum sollte sie auch nicht singen? Sie war jung und gesund, und was vor ihr lag, war zwar ein Leben voll Arbeit, wie es den meisten Menschen beschieden ist, aber doch auch ein Leben mit einer sicheren Zukunft.

So hatte sie diese fünf Tage Alleinsein ertragen, aber sie sprach zu ihrem Manne nicht davon. Sie hätte sich geschämt, ihm ihre Schwäche und Furchtsamkeit einzugestehn. Es war auch nicht nötig, denn er hatte Verstand genug, einzusehen, daß eine junge Frau, die sich plötzlich aus der Großstadt in die Einsamkeit der Wildnis versetzt sieht, sich dort, wenn sie allein und ohne Schutz ist, nicht allzu sicher fühlen kann. Aus diesem Grunde hatte er mit den Kisten und einigen Einkäufen, die sich als notwendig erwiesen hatten, noch etwas anderes mitgebracht.

Dieses andere war ein junger deutscher Schäferhund, natürlich von canadischer Züchtung, den er für den ungewöhnlich billigen Preis von zwanzig Dollar von dem Leihstallbesitzer in Edson gekauft hatte. Welche Eigenschaften er im Heranwachsen – er war jetzt sechs Monate alt – entwickeln würde, war natürlich nicht vorauszusehn. Einstweilen hatte er nur verraten, daß er gut bellen konnte, denn als Frau Saubert sich ihm nähern wollte, wich er zurück, so weit ihm das die Leine, an der er ging, erlaubte, und erhob durch ein entsetzliches Gekläff Widerspruch gegen jede Familiarität.

Sein Name war Sport, und eine der ausgepackten Kisten, in deren vorgenagelten Deckel eine Öffnung gesägt war, mußte ihm einstweilen als Hütte dienen. Sie wurde gegen die Hauswand gestellt und er vor ihr an die Kette gelegt, bis er sich an sein neues Heim gewöhnt haben würde.

Die Gegenwart des Hundes stärkte den Mut der Frau erheblich. Irgendwelche Heldentaten waren von ihm wohl noch nicht zu erwarten, aber schon durch sein Bellen, das er vorzüglich verstand, würde er Raubzeug von der Heimstätte fernhalten, mit Einschluß von Bären und Wölfen, die Farmen mit wachsamen Hunden gern vermeiden.

Übrigens wollte Saubert versuchen, jeden Sonnabend heimzukommen und über den Sonntag zu bleiben.


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