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IV. Der Küchenherd

Was verlangt man von einem guten Küchenherd?

1. Das Brennmaterial muß darin vollständig verbrennen. Hierbei kommt nun allerdings viel auf den Brennstoff an; unter allen Umständen aber muß dafür gesorgt werden, daß die äußere Luft genügend Zutritt zum Feuerloch hat.

2. Das Feuerloch darf nicht zu tief liegen, sonst hat die Flamme nicht genügend Kraft, sich auszudehnen, und es kocht dann nur an einer Stelle.

3. Die Züge im Kochofen müssen so angelegt werden, daß die Hitze überall den Ofen erwärmen kann.

4. Um an Feuerungsmaterial zu sparen, müssen einzelne Teile des Ofens durch Ventile von der Hitze abgeschlossen werden können.

5. Eine große und gute Kochmaschine muß alles vereinigen, mit einem Feuerloch kochen, backen, braten, das Wasser in der Blase erhitzen, ein Wärmrohr speisen und auch Raum zum Trocknen des Holzes bieten.

6. Die Kochmaschine muß sich ohne fremde Hilfe leicht reinigen lassen.

In neuster Zeit haben sich eiserne Kochherde Eingang verschafft, und zwar mit gutem Erfolg, soweit sie sachgemäß gebaut und aus bestem Material hergestellt worden sind. Hervorragende Fabrikate liefert die Firma A. Senking, Hildesheim (Fig. 205). Diese Herde lassen sich rasch erhitzen, ohne viel Material zu verbrauchen, und können mit einer Einfeuerung viel leisten. Da sie von Eisenblech sind, strömen sie allerdings im Sommer reichlich Hitze aus, während sie im Winter bald erkalten. Das ist der einzige Übelstand, der sich vornehmlich dann fühlbar macht, wenn die Küche an Winterabenden der Sammelplatz des Dienstpersonals ist und warm sein muß. Da ist eine Kochmaschine aus Kacheln mehr am Platze. Der Herd, aus welchem Material er aber auch sei, ist stets mit besonderer Achtsamkeit zu speisen. Eine sorgsame Köchin kann viel Feuerung sparen, wenn sie für eine gleichmäßige Unterhaltung des Feuers sorgt. Sauber gereinigt und geputzt, muß der Herd ein Schmuck der Küche und ein Stolz der Köchin sein.

Fig. 205. Hildesheimer Sparherd.

Wenn an dieser Stelle auch des Gaskochherdes Erwähnung getan wird, so ist zwar vorläufig kaum anzunehmen, daß die ländliche Hausfrau die Annehmlichkeiten dieses industriellen Fortschrittes bald kennen lernen wird, die »Stütze« jedoch erfreut sich auch unter den städtischen Hausfrauen mancher Gunst und Anerkennung und darf darum nicht stillschweigend an demselben vorübergehen. Die Vorzüge des Gaskochherdes sind:

1. Reinlichkeit: keine Asche, kein Ruß, kein Rauch.

2. Bequemlichkeit: ein Streichholz entzündet die Flamme und der Herd ist im Betrieb.

3. Regulierbarkeit und Ausnützung der Wärme: das Feuer brennt, je nachdem man die Flamme hoch oder niedrig schraubt, immer gleichmäßig.

4. Raumausnützung: jeder Einzelapparat beschränkt sich auf das kleinste Maß, Kohlenraum und -Behälter fallen fort.

Allerdings gibt ein Gasherd ebensowenig andauernde Wärme wie der Hildesheimer Sparherd ab, weshalb es bei beiden von großem Vorteil ist, wenn noch ein irischer oder auch Gasofen zur Erwärmung des Küchenraumes vorhanden ist, falls das Personal sich darin aufhalten muß. – Welche große Annehmlichkeit es für die Hausfrau ist, neben dem Küchenherd noch einen kleineren, schnell in Gang zu setzenden Kochapparat zur Verfügung zu haben, bedarf wohl kaum der Erwähnung. In städtischen Haushaltungen leistet darin ein Gaskocher vorzügliche Dienste, auf dem Lande aber, wo – wie schon oben gesagt – kein Gas, wohl aber häufig selbst fabrizierter Spiritus zur Verfügung steht, ist ein Spirituskocher (siehe Fig. 206) sehr angebracht und warm zu empfehlen. Die Zentrale für Spiritusverwertung, Berlin, Friedrichstr. 96, liefert derartige Kochapparate in allen Größen und Ausführungen. Nicht zu unterschätzen sind auch Selbstkochapparate, besonders die sogen. Kochkiste. Die Speisen, wie Fleisch, Gemüse, Kartoffeln etc., werden in passenden Gefäßen bis zum Sieden erhitzt und dann in einen fest verschlossenen Behälter gestellt, wo sie ohne Feuerung weiter kochen und gar werden. Die neueste Konstruktion ermöglicht sogar das Braten des Fleisches zwischen erhitzten Asbeststeinen. Die Kochkiste ist in allen größeren Küchengeschäften zu haben (nach Fig. 207 bei P. Raddatz & Co. in Berlin, Leipzigerstr. 123), doch kann man sie sich auch selbst herstellen, indem man eine Holzkiste inwendig gut auspolstert und die Töpfe mit den angekochten Speisen in Watte oder Heu fest darin verpackt.

Fig. 206. Spirituskochherd.

Fig. 207. Kochkiste.


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