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VIII. Das Bett

92. Die Bettstellen. Die Holzbettstellen mit Sprungfedermatratze, die bei Anschaffung auf ihre Spannkraft und Elastizität wohl zu prüfen ist, bleiben noch immer beliebt. Zwar erfreuen sich jetzt die eisernen Patentbettstellen, die solid gearbeitet, von einfachster bis elegantester Ausführung in allen Größen zu haben sind, großer Verbreitung, doch haben sie gegenüber den Holzbettstellen den Nachteil mangelnder Wärme. Um letzteren abzuhelfen, empfiehlt es sich, die Sprungfedermatratze, ehe man die Roßhaarmatratze darüber breitet, mit dichtem Läuferstoff zu belegen; er wird, um nicht zu verrutschen, an allen 4 Ecken angebunden.

93. Wie soll das Bett beschaffen sein? Im Gebrauch stehen:

a) Reformbetten,

b) die von altersher bekannten Federbetten.

a) Dem Reformbett geben viele aus gesundheitlichen Rücksichten den Vorzug. Es besteht aus: Sprungfedermatratze mit Roßhaarmatratze überdeckt, Feder- oder dünnem Roßhaarkissen als Kopfunterlage, einer Schlafdecke und einem kurzen Oberbett (Plumeau) für die Füße. Die Schlafdecken sind in den verschiedensten Stoffen, Fries, Flanell, Barchent oder wattiert in Wolle, Seide, Cretonne etc. von einfachster bis reichster Ausstattung käuflich; das sogenannte Kuvert tritt hier an Stelle des Bettbezuges. Auch die Daunendecken finden vielfach Anwendung; sie sind schmiegsam, warm und leicht und daher sehr zu empfehlen. Zu ihrer Herstellung wählt man den feinsten Eiderdaunensatin, der mit 1 kg Daunen gefüllt wird. Zum Plumeau braucht man 4 m Stoff und ½-1 kg Daunen oder beste Federn. Die Bezüge werden je nach Geschmack mit reicher Stickerei ausgestattet.

b) Das Federbett besteht aus: Sprungfedermatratze mit darüber gebreiteter Roßhaarmatratze oder Feder-Unterbett, zwei Kopfkissen, bezw. einem Kopfkissen und Pfühl, und einem Deckbett. Für Unterbett und Pfühl wählt man als Inlettstoff feinsten Bettdrell, für Kopfkissen und Deckbett feinsten Federköper, beides am besten in rot, der Farbenechtheit wegen.

Zur Füllung eines Unterbettes gehören 4 kg, zum Pfühl ungefähr 1½ kg Schleißfedern; zum Kopfkissen 1-1½ kg beste Federn, untermischt mit Daunen, von letzteren bis zu ½ kg (das eine Kopfkissen stopft man gewöhnlich etwas voller, als das andere); zum Deckbett 2 kg Füllung, zusammengesetzt aus ? Daunen und ? bester Federn.

Die Leute- und Handwerkerbetten werden bedeutend derber als die herrschaftlichen Betten gestopft. Hierzu lassen sich die Federn der Hühner, Tauben und Puten verwenden, nur müssen sie vorher des Ungeziefers wegen gut ausgetrocknet oder besser noch gewaschen werden. Strohsack, Unterbett, zwei Kissen und ein Deckbett oder eine Decke geben ein vollständiges Leutebett ab. Der Strohsack, auf einem mit Gurtband bespanntem Holzrahmen ruhend, behauptet auf dem Lande als Lagerstätte des Gesindes noch vielfach seinen Platz.

94. Die Behandlung der Betten. Das Sonnen der Betten dient zur Erhaltung der Federn, schützt gegen Motten und geschieht gewöhnlich zweimal im Jahr. Zu dem Zweck ist eine sogenannte Bettsonne, aus Böcken mit in den Querbalken eingreifenden Leisten, die leicht abzunehmen sind, bestehend, zu empfehlen; sie kann auf dem Lande vom Stellmacher hergestellt werden. Wo das Sonnen auf dem Rasen geschieht, lege man die Betten erst hinaus, nachdem der Tau getrocknet ist; auch vor den Niederschlägen des Abends behüte man sie. Ein schattiger Platz ist der grellen Sonne, welche die Federn mürbe macht, vorzuziehen. Öfteres Ausklopfen und Wenden ist notwendig.

Der Bettvorrat wird in einer starken, langen Kiste aufgehoben. Noch besser ist ein Bettspind, dessen Inhalt man bei geöffneten Türen mit einem Blick übersehen kann.

Das Umschütteln der Betten wird vorgenommen, wenn die Inlette durch neue ersetzt oder gewaschen werden sollen. Man trenne das Bett so weit auf, als es oberhalb überstochen ist, und nähe die beiden Inlette so aneinander, daß sie durch eine Öffnung verbunden sind. Durch Schütteln und Drücken gehen in kurzer Zeit die Federn aus dem einen Inlett in das andere.

Das Reinigen der Federn geschieht, soll es gründlich bewirkt werden, durch Waschen. In einem Haushalt mit genügenden Wirtschaftsräumen kann man diese Arbeit selbst ausführen. Man legt die Federn eine Nacht in klares, kaltes Wasser, bringt sie alsdann mittels eines Federsiebes (Mehlsieb) in eine Seifenlauge, die stark, aber nicht bis zum Kochen, erwärmt wird und rührt sie dabei des öfteren. Darnach werden sie in klarem, kaltem Wasser, das so oft erneuert wird, bis alle Seifenteile entfernt sind, gespült und in einem warmen Raum, auf Lagen gebreitet, vollständig getrocknet; letzteres dauert gewöhnlich 2 Tage. – In einem kleinen Haushalt mit beschränkten Räumen dürfte man diese Arbeit besser einer Reinigungsanstalt übergeben. – Nach einer ansteckenden Krankheit ist eine solche Reinigung bezw. ein Desinfizieren durchaus notwendig.

95. Das Sammeln neuer Federn. Gänse und Enten müssen vor dem Schlachten rein ausbaden und dann in einem warmen, dicht mit Stroh ausgestreuten Stalle trocknen. Das Rupfen ist möglichst gleich nach dem Schlachten, so lange die Tiere noch warm sind, vorzunehmen; es geht alsdann am schnellsten von statten. Die verschiedenen Arten, wie Daunen, Schleiß-, Hals- und Flügelfedern, werden in Töpfe sortiert. Abgebissene und gelbe Federn, oder solche mit dicken, unreifen Kielen, werfe man fort, sie befördern das Eindringen der Motten. Neue Federn müssen mehrfach geklopft und gesonnt werden, um Staub und Ausdünstung zu beseitigen. Man verwahrt sie in Säckchen, deren Inhalt auf einer daran befestigten Papierfahne anzugeben ist.

96. Das Schleißen läßt sich an frischen Federn besser als an altgewordenen und gewaschenen vornehmen. Es hat den Zweck, die Mittelrippe nebst dem Kiel zu beseitigen. Man hält dazu die Federn an der oberen Spitze zwischen Daumen und Zeigefinger der linken Hand fest und zieht mit gleichen Fingern der rechten erst die eine, dann die andere Seite der Federfahne bis an den Kiel herunter.

Der Bedarf an Federn ist gegen früher geringer geworden, daher sind sie im Preise vielfach gesunken. Gute Ware behält aber immer ihren Preis, Schleißfedern 3 M., Daunen 5 M. Oft sind die in den Handel gebrachten Federn mit Kalkstaub vermischt, um sie schwerer zu machen. Der letztere zerreibt die Fahnen, die dadurch auseinanderfallen. Alte Federn sehen schmutzig-grau aus, haben gebrochene Spitzen und knoten sich zusammen, während neue Federn elastisch sind und beim Loslassen aufgehen.


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