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Erster Teil.
Häusliche Wirtschaft

I. Das Wohnhaus

Die Beschaffenheit der Wohnungen, in denen sich das Leben einer Familie abspielt, ist von so vielen Umständen abhängig, daß es unmöglich ist, an dieser Stelle ein allen Ansprüchen gerecht werdendes Bild davon zu geben. – Während die besonders in der Großstadt teuren Wohnungsverhältnisse eine gewisse Beschränkung in den Räumen auferlegen, steht den Bewohnern von Landhäusern in den weitaus meisten Fällen bedeutend mehr Raum zur Verfügung. –

Mögen die Wohnräume noch so bescheiden sein, so steht es doch vielfach in der Macht der Hausfrau, ein behagliches und gesundes Leben in ihnen zu ermöglichen. Vor allem sorge sie in ihrem Reich für größte Ordnung und Sauberkeit und lasse nie vermissen, daß sie es nach bestem Können und Vermögen auszustatten versucht hat. – Bei Wahl einer Wohnung achte man zunächst darauf, daß den gesundheitlichen Anforderungen Rechnung getragen werde. Die Räume seien trocken, leicht heizbar und besonders für Licht und Luft zugänglich. Im nachstehenden seien Ratschläge über das Bewohnen eines einfacheren Landhauses erteilt, die auch in vieler Beziehung auf städtische Haushalte Anwendung finden dürften.

1. Die Vorhalle oder der Hausflur mache zu jeder Tageszeit einen sauberen, ordentlichen, zum Empfang von Besuch bereiten Eindruck. Es dürfen darin nicht fehlen: Kleiderrechen, Spiegel mit Tischchen, Schirmständer und Bürsten; auch ist für ausreichende, schnell in Tätigkeit zu setzende Beleuchtung zu sorgen. Wo es der Raum zuläßt, schaffe man Sitzgelegenheiten und statte die Vorhalle möglichst wohnlich aus (Anbringung von Waffen, Jagdgeräten und -trophäen).

2. Das Herrenzimmer wird man so legen, daß es unmittelbar von der Vorhalle aus erreicht werden kann, ohne als Durchgang nach anderen Räumen zu dienen, damit der Hausherr jederzeit nur ihm geltenden Besuch empfangen und ungestört Besprechungen abhalten kann. In Gutshäusern wähle man außerdem die Lage so, daß der Wirtschaftshof von dort aus möglichst vollständig überblickt werden kann. Die Ausstattung setzt sich meist aus starken, kräftigen Möbeln (Ledersofa und Sesseln, Diplomatenschreibtisch etc.) zusammen.

3. Das Wohnzimmer ist täglich der Sammelplatz der Familie; man wähle daher praktische, bequeme Möbel und sorge für Behaglichkeit, die durch das Arbeitsplätzchen der Hausfrau, Blumentisch etc. erhöht werden kann. Das Instrument findet hier am besten seinen Platz, auch die Familienbilder passen in diesen Raum. Man hüte sich jedoch, das Wohnzimmer mit Zierrat und Nippes zu überladen. Die Gefahr, etwas zu zerbrechen, stört die Behaglichkeit. Überhaupt ist es kein Zeichen von gutem Geschmack, seine Räume mit allerhand billigem Kram auszuschmücken; wenige, aber gute Sachen werden viel besser die gewünschte Wirkung hervorrufen.

4. Dem Eßzimmer gebe man eine kühle Lage, wenn möglich nach Norden, und wähle dazu einen auch zur Aufnahme von Gästen genügend großen, von der Küche aus leicht zu erreichenden Raum. Die Ausstattung (meist Eichenholz) besteht im wesentlichen aus einem Ausziehtisch, geradlehnigen, kräftigen Stühlen, Büffet, Anrichte und einigen kleineren Tischen zum Abstellen von Geschirr. Ein leicht zu reinigender dauerhafter Teppich (Linoleum oder Bungalowmatte empfehlenswert) und eine über dem Tisch hängende große Lampe bezw. Krone gehören zur Einrichtung, die durch mit Trinkgefäßen, Tassen etc. geschmückte Borde, Wandteller und Stillleben noch vervollständigt werden kann.

5. Das Zimmer der Hausfrau soll derselben hauptsächlich dazu dienen, sich zurückziehen, ungestört ihre Wirtschaftsbücher ordnen und ihren brieflichen Verpflichtungen obliegen zu können. Hier werden daher unter anderem ihr Schreibtisch und ein bequemes Ruhebett Platz finden. Gleichzeitig eignet es sich auch zu einem Empfangszimmer für intimere Freunde und ist alsdann, diesem Zweck entsprechend, reichhaltiger auszustatten.

6. Das Besuchs- oder Empfangszimmer. Wer über ein solches verfügt, statte es vornehm, jedoch nur den Verhältnissen der Familie entsprechend aus. Nichts ist verkehrter als die Schaffung eines Prunkzimmers unter Vernachlässigung der übrigen Wohnräume. Auch darf es bei aller Vornehmheit keinen kalten, unbewohnten Eindruck hervorrufen. Man schaffe möglichst viele Sitzgelegenheiten, um eine größere Anzahl eintreffender Besucher ohne Schwierigkeit zum Sitzen auffordern zu können.

7. Das Schlafzimmer sei das gesundeste und hellste des Hauses. Man wähle dazu einen möglichst großen, nach Osten gelegenen, mit hellen Tapeten oder ebensolchem Anstrich versehenen Raum. Ein Belegen des Fußbodens mit Linoleum erhöht die Fußbodenwärme und erleichtert das Reinhalten, eine Hauptbedingung in Schlafräumen. Da man sich hier die längste Zeit des Tages, wenn auch schlafend, aufhält, so sorge man für reichliche Lüftung. – Wo es der Platz erlaubt, stelle man die Betten mit dem Kopfende gegen die Wand, so daß sie von beiden Seiten zugänglich sind. (Über ihre Einrichtung siehe S. 65.) Außer den Bettstellen gehören in das Schlafzimmer: Nachtschränkchen, Waschtische, beide wenn möglich mit heller Marmorplatte bezw. -aufsatz versehen, Schränke für Kleider und Wäsche, Spiegel und Frisiertisch für die Hausfrau.

Die Kinder schlafen in den ersten Lebensjahren unter Aufsicht der Mutter, am besten im Schlafzimmer der Eltern. Sollte das aus mancherlei Gründen nicht angängig sein, so lege man das Schlafzimmer der Kinder neben das der Eltern und statte es unter Berücksichtigung der gleichen gesundheitlichen Bedingungen aus.

8. Die Kinderstube. Auch für diese gelten die unter Nr. 7 für ein gesundes Wohnen gestellten Vorbedingungen. Man richte das Zimmer so ein, daß die Kleinen es als ihren liebsten Aufenthalt ansehen und sich darin nach Herzenslust tummeln können. Tische und Stühle sollen eine den Kindern bequeme Benutzung zulassen. Schränke, Schübe und Borde zum Aufbewahren der Spiel- und Schulsachen müssen vorhanden sein, um die Kinder frühzeitig an Ordnung zu gewöhnen. Der Ofen ist so einzurichten, daß sich die Kinder an ihm nicht verbrennen können. Als Beleuchtung diene eine Hängelampe, und an den Fenstern bringe man Schutzvorrichtungen an, welche ein Hinausfallen der Kinder bei geöffnetem Fenster verhüten. Durch künstlerisch ausgeführte, dem Auffassungsvermögen der Kinder angepaßte Bilder, wie sie jetzt in reicher Auswahl und preiswert zu haben sind, kann auf ihren Schönheitssinn schon in frühem Alter eingewirkt werden. Dasselbe gilt für die Auswahl der Spielsachen und Bilderbücher.

9. Das Gastzimmer soll stets zur Aufnahme von Gästen bereit sein. Mit wenig Mitteln kann auch hier Behaglichkeit erzielt werden. Dazu gehört, daß man das Zimmer, auch wenn es nicht bewohnt ist, des öfteren lüftet und dem Gast all die Bequemlichkeiten, die man selbst angenehm empfindet, nach Möglichkeit zuteil werden läßt.

10. Auch das Zimmer der Erzieherin, des Kinderfräuleins oder der Wirtschafterin kann durch die Güte der Hausfrau, selbst wenn es nur ein Giebelstübchen ist, einen gemütlichen Eindruck erlangen. Das bewirken z. B. weiße Gardinen und ein Nähtisch am Fenster, ein ansehnlicher Spiegel über der Kommode, ein nettes Bild an der Wand, ein Bettvorleger und dergl.

11. Die Zimmer der Beamten und Lehrlinge sind meist in Nebengebäuden und werden darum nicht selten gewissermaßen zu Stiefkindern der Hausfrau; diese muß daher die mit dem Reinigen der Räume betraute Person des öfteren überwachen und dafür sorgen, daß auch hier Ordnung und Sauberkeit herrscht. Fühlen die jungen Leute, daß für sie in rechter Weise gesorgt wird, dann halten sie auch selbst darauf, daß Bett, Sofa und Decken möglichst geschont werden. Jedenfalls aber müssen die Möbel mehr widerstandsfähig und praktisch, als schön sein.

12. Auch die Schlafräume des Gesindes behalte die fürsorgliche Hausfrau im Auge und ordne ein ausgiebiges Lüften, tägliches Säubern und ordentliches Machen der Betten an. Durch zweckmäßige Waschvorrichtungen gebe man dem Dienstpersonal Gelegenheit, sich jederzeit ordentlich waschen zu können, und sorge dafür, daß von Zeit zu Zeit durch ein Bad ein Reinigen des ganzen Körpers vorgenommen werden kann.

13. Das Badezimmer. Die längst Gemeingut gewordene Erfahrung, daß ein, wenn nicht tägliches, so doch wenigstens wöchentliches Baden für die Gesundheit des Menschen von großer Bedeutung ist, läßt das Bedürfnis eines Baderaumes in der eignen Wohnung zu einem immer dringenderen werden. Die neuen städtischen Wohnungen tragen demselben meist Rechnung, aber auf dem Lande ist aus Mangel an Wasserleitung etc. das Einrichten eines Baderaumes oft mit Schwierigkeiten verknüpft. Doch auch dort läßt es sich ermöglichen, da die Technik, was Badeeinrichtungen anbelangt, die verschiedensten, allen Verhältnissen sich anpassenden Arten geschaffen hat. Natürlich ist auch hier Sauberkeit Hauptbedingung. Jede Wanne ist sofort nach dem Bade zu reinigen. Zinkwannen scheuert man mit Soda-Seifenlauge und Sand aus.

Mit dem Badezimmer ist sehr oft das Klosett verbunden. Sollte die Einrichtung eines Wasserspülklosetts nicht angängig sein, so sorge man wenigstens für möglichste Geruchlosigkeit des Trockenklosetts, die man durch Anbringung einer Torfstreueinrichtung immerhin mit gutem Erfolge erzielen kann. Klosettbürste und Wischtuch, sowie Klosettpapier dürfen auf keinem Abort fehlen.

14. Als Vorratskammer wähle man einen trocknen, gut zu lüftenden, möglichst nach Norden liegenden Raum, damit die darin aufbewahrten Vorräte nicht stocken. Im Sommer ersetze man die Glasfenster durch Drahtgazefenster, um das Eindringen von Insekten zu verhindern. Die Kammer stehe unter Aufsicht der Herrin, damit diese genau über die Bestände unterrichtet ist und Neuanschaffungen zur rechten Zeit vornehmen kann. Das in großen Kästen aufzubewahrende Mehl muß ausgetrocknet und öfter gerührt werden, damit die Mehlmotte, der Mehlwurm und die Milbe nicht Eingang finden. Das getrocknete Obst verwahre man sortenweise in Kisten mit Fächern. Für den Vorrat an Erbsen, Bohnen, Grütze etc. lassen sich saubere Kisten, in denen Ware gesandt wurde, verwerten.

An Regalen darf es nicht fehlen. Es gibt so vieles, was man hier gern aus der Hand setzt: leere Töpfe, Einmachgläser, Gerätschaften, die im Jahre nur ein- oder zweimal gebraucht werden, und dergl. mehr. Soviel es geht, bringe man Riegel mit Haken an, um Säckchen und Düten (aber nie ohne » Inhaltszettel«) daran aufzuhängen. Ein Kolonialwarenspind mit Schubfächern verschiedener Größe ist sehr zu empfehlen. Zum Überhängen leerer Vorratssäcke bringe man eine Stange und zum Aufhängen von Räucherware Haken an. Um eingelegte Früchte, Kuchenvorräte, Sülzen, Pasteten etc. vor Mäusen zu schützen, stelle man sie auf eine Schwebe (eine mit Seilen an der Decke befestigte Holzplatte).

15. Die Obstkammer. Die Temperatur derselben darf nicht unter Null sinken, darum lehne man sie an eine warme Wand oder einen Schornstein an (siehe Aufbewahrung des Obstes).

16. Die Federkammer ist zum Schütten, Sortieren und Aufbewahren der Federn und Betten ein recht nötiger Raum auf dem Lande. An verschiedenen Haken hängen die numerierten Federsäcke; ein Federsieb, erforderlich zum Reinigen der Federn (siehe S. 66), fehle nicht. Zur Aufbewahrung des Bettvorrates finde hier ein Bettspind seinen Platz.

17. Eine Gerümpelkammer sollte die Hausfrau nicht aufkommen lassen. Man hebt oft Kram auf, der niemals mehr Verwendung findet, vollständig wertlos wird und nur Platz raubt, wie: alte Bücher, Koffer, Stöße von Zeitungen, zerbrochene Sachen etc. Dagegen können, falls noch eine Kammer vorhanden, in dieser feste Holzkasten zur Aufbewahrung der Wintersachen und von Dingen, die selten gebraucht werden, untergebracht werden.

18. Eine Wäschekammer ist zur Aufbewahrung der schmutzigen Wäsche sehr zu empfehlen. Die Wäsche hängt hier über Stangen, dunstet dadurch schneller aus, und der Staub setzt sich in dem Gewebe nicht so fest, als wenn das Leinenzeug in Kisten oder Körbe gepackt wird. Die Reinigung wird infolgedessen eine leichtere.

19. Auf dem Trockenboden muß Zugluft leicht zu ermöglichen sein. Über Spannen der Leinen siehe »Trocknen der Wäsche« (S. 47). Eine verschließbare Tür ist selbstverständlich.

Die Wirtschaftsräume

Sie liegen meistens im Erd-, bezw. Kellergeschoß des Hauses und haben einen besonderen Eingang, der, da gewöhnlich nicht geschlossen, mit einem Windfang zu versehen ist.

20. Den meist dunklen Korridor, in welchen die Wirtschaftsräume münden, suche man durch Einsetzen von Glasscheiben in die Türfüllungen zu erhellen. Ist ein Fenster vorhanden, so läßt sich vor demselben ein geeigneter Platz zum Putzen von Lampen und Schuhen anbringen. Eine Treppe, die nach den oberen Räumen führt, muß durch eine Tür abgeschlossen sein. Lärm, Kälte, Kochdunst und Fliegen dürfen nicht nach oben dringen. Elektrische Klingeln haben hier ihren Meldeapparat.

21. Zur Küche eignet sich ein großer, heller, womöglich gewölbter Raum mit guter Lüftung (Glasjalousien in den Fenstern). Ein allen Ansprüchen genügender Herd mit gut ziehendem, von Witterungsverhältnissen nicht beeinflußtem Schornsteine ist Haupterfordernis. (Näheres siehe im dritten Teil.) Eine Lampe erhelle am Abend von der Decke aus die ganze Küche und eine zweite besonders den Herd und den Anrichtetisch; eine dritte, falls nicht Gas- oder elektrische Beleuchtung vorhanden, diene für das Hin- und Hergehen. In der Nähe des Herdes müssen die am meisten gebrauchten Gegenstände (Kelle, Löffel, Suppensieb, Salz- und Mehlbehälter, sowie Topflappen) ihren Platz finden.

Ein größeres Regal nimmt das Blechgeschirr auf. Borte, die, mit Spitzen bekleidet, an der Wand entlang laufen, tragen blankes Kupfer- und Nickelgeschirr und werden durch bunte, an Messinghaken hängende Töpfchen geschmückt. Für das Eisengeschirr ist ein festeres Regal notwendig. Ein großer Küchenschrank enthalte genügend Raum für das in täglichem Gebrauch stehende Porzellan und das braune Tongeschirr etc. Ein massiver Anrichtetisch mit starker, stets sauber zu haltender Buchenholzplatte sei von allen Seiten zugänglich. Schiebladen im Anrichtetisch nehmen Messer und Gabeln auf, und ein Bodenbrett unterhalb desselben dient zum Absetzen des Geschirres. Ein dreibeiniger Fleischhackklotz mit Deckel fehle nicht, ebenso das zum Zerhacken der Knochen notwendige Beil. Ferner ist eine richtiggehende Uhr dringend erforderlich.

An kaltem und warmem Wasser darf es in der Küche nie fehlen. Wo keine Wasserleitung vorhanden, suche man durch eine Pumpenanlage die Wasserbeschaffung zu erleichtern. Die größte Reinlichkeit herrsche in und um den Ausguß. Ein mit Zink ausgeschlagener, dreiteiliger Aufwaschtisch, mit Wasserzu- und abfluß dient zum Abwaschen des Geschirrs. Um die Zinkeinsätze zu schonen, fülle man vor dem Eingießen des heißen Wassers so viel kaltes ein, daß der Boden fingerdick damit bedeckt ist. Massive Fußböden aus Fliesen, Terrazzo etc. erleichtern die Sauberkeit, die durch Fliesenbekleidung der Wände noch erhöht werden kann. Wo diese nicht angängig, empfiehlt sich ein heller Ölfarbenanstrich. (Das soeben gesagte gilt auch für das Badezimmer.)

Eine Köchin, die Sinn für Sauberkeit und Ordnung in ihrer Küche hat, ist nicht zu unterschätzen. Wo solcher nicht vorhanden, suche die Hausfrau ihn nach Möglichkeit zu wecken. Allerdings ist das Ordnunghalten einer Küche auf dem Lande des vielen Gesindeverkehrs wegen oft erschwert; daher suche man diesen durch Einrichten eines besonderen Warte- und Speiseraumes für das Gesinde und die auf dem Gute beschäftigten Handwerker möglichst abzulenken.

22. Die Speisekammer muß ihren Eingang vom Flur aus haben, um gegen Wärme und Küchendunst geschützt zu sein. Zur Erhaltung der Speisen ist gleichmäßige Temperatur und gute Lüftung nötig. Der Eisschrank muß darin die kühlste Ecke einnehmen. Auf ein langes Regal stelle man verschiedene Tönnchen in Porzellan oder Emaille für kleine Vorräte von Kolonialwaren, Flaschen und Fläschchen, wie sie sich in einem Haushalt so rasch ansammeln. Ein Fliegenspind diene zum Aufbewahren kleiner Fettreste, ein zweites für Speisereste. Ein Blechkasten enthalte das Brot, ein anderer sei für die Kuchenwaren bestimmt. Auf einem Tische am Fenster liege ein Ausschnittbrett und Messer zu raschem Gebrauch bereit. Die Anschaffung einer anschraubbaren, festen Brotmaschine, mit verstellbarem drehscheibenartigen Messer (Abb. siehe im dritten Teil) ist sehr zu empfehlen. Auch eine Wage fehle nicht; in einem großen Haushalt bedarf man deren sogar mehrere. Die Federwagen sind am leichtesten zu hantieren, zeigen aber nicht so genau das Gewicht an, wie die Balkenwagen (Fig. 1), es ist also ratsam, sich eine solche anzuschaffen. Zum Wiegen größerer Vorräte ist eine Dezimalwage erforderlich. Um ein Schwächen der Feder zu vermeiden, lasse man die Gewichte nach dem Gebrauch nicht auf der Wage stehen. Für Korken, Bindfadenreste und andere Kleinigkeiten eignet sich die Schublade eines Tisches. Darunter finde der Papierkorb seinen Platz. Hier und da läßt sich ein Nagel oder ein Riegel anbringen, um etwas aufhängen zu können. An der inneren Speisekammertür mögen der Reihe nach, mit Brettchen und Nummern versehen, Schlüssel der Türen, die in andere verschlossene Räume führen, hängen, ebenso eine Tafel zum Notieren anzuschaffender Vorräte etc. Für Kontobücher, etwas Geld, Papier nebst Tinte und Feder richte man ein verschlossenes Schubfach ein. Die Kochbücher müssen auf einem Bücherbrettchen geordnet stehen.

Fig.1. Balkenwage.

23. Der Kartoffelkeller muß monatlich für den Hausbedarf mit einem bestimmten Quantum versehen werden und wird am leichtesten durch das Kellerfenster gefüllt. Hier kann auch der eingelegte Sauerkohl und das bald zu verbrauchende Wurzelwerk oder Grünzeug untergebracht werden.

24. Die Fleischkammer muß nach Norden liegen und sich gut lüften lassen (Drahtgazefenster). Man hängt das Fleisch mittels eiserner Haken frei an Stangen auf. Auch zum Aufbewahren des eingepökelten Fleisches, der Heringstonnen, Salzgurken, Bohnen, eingelegten Eier etc. ist dieser Raum bei angemessener Größe zu benutzen.

25. Als Weinkeller wähle man einen gegen das Tageslicht geschützten, trocknen, nach Norden liegenden Raum und sorge dafür, daß die Temperatur in ihm Sommer und Winter möglichst die gleiche bleibe. Wer den Wein selbst auf Flaschen zieht, muß für kräftigen Bock zum Lagern des Fasses, Hahn bezw. Schlauch, Pfropfmaschine und Lackpfanne Sorge tragen. Zum Aufbewahren des Weines eignen sich mit Ölanstrich versehene Holzregale an den Wänden, oder eiserne, verschließbare Flaschenspinde, in denen man auf kleinem Raum verhältnismäßig viel Flaschen unterbringen kann. Auch der Biervorrat kann hier untergebracht werden, wenn kein besonderer Raum dafür zur Verfügung steht.

26. Der Petroleumkeller sei möglichst abgeschieden; Eßwaren ziehen leicht den Geruch an. Der Raum sei kühl, damit das Faß nicht leck werde; ein feuchter Sack, im Sommer darüber gebreitet, schützt es davor. Eine Pumpe, in das volle Faß gesteckt, erleichtert das Ausfüllen in die Kanne. Eine Schüssel zum Unterstellen und Trichter dürfen nicht fehlen. Oftmals findet hier auch das Schmieröl seinen Platz. Auf Regalen bringe man Farbentöpfe, Lackkruken, Leimtiegel, Pinsel etc. unter. Der Keller sei immer verschlossen.

27. Die Waschküche oder das Waschhaus sei ein möglichst heller, großer Raum mit Vrasenabzug und, wenn möglich, Wasserleitung. Der massive Fußboden muß mit dem nötigen Gefälle versehen sein, damit das Wasser nach der Kanalisation, bezw. einer Sammelgrube ablaufen kann. Kupferne, entweder eingemauerte oder mit Eisenummantelung versehene Kessel dienen zum Bereiten des heißen Wassers und Kochen der Wäsche. Eine Waschwanne auf feststehendem Bock, so groß, daß 4-5 Wäscherinnen Platz daran finden, Waschbretter oder Waschmaschine (siehe S. 41), ein Brühfaß mit Deckel, ein Tisch zum Einseifen, Flecken und Aufschütteln der Wäsche, verschiedene große und kleine Gefäße, Brühsack und Brühtuch aus Barchent und Wäschekörbe in allen Größen sind notwendige Utensilien im Waschhaus. Die Waschgefäße sind in Holz oder Zink in Gebrauch; erstere streicht man der Haltbarkeit wegen von außen an.

28. Die Roll- und Plättstube suche man mit der Waschküche in unmittelbare Verbindung zu bringen.

Für größere Haushalte ist, wo es der Platz zuläßt, eine Kastenmangel das empfehlenswerteste. Es werden aber auch andere, billigere Drehrollen aus Eisen und Holz hergestellt, die für die meisten Haushaltungen genügen dürften und bedeutend weniger Platz beanspruchen. Die Plättbretter verwahre man hinter einem Vorhang, um sie gegen Staub zu schützen. Die Plätteisen bedürfen eines trockenen Standortes, um nicht zu rosten, und werden, wie die Brennscheren, vielfach in wollene Umhüllungen gesteckt. (Näheres siehe S. 50.)

29. Eine Wirtschaftslaube, d. h. ein Plätzchen im Freien, in der Nähe der Küchenräume, ist im Sommer ein angenehmer Zufluchtsort, wenn die Hitze in den Küchenräumen allzu drückend wird. Manche Vorbereitung zum Mittagbrot läßt sich hier vornehmen.


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