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IV.
Das gemeinschaftliche Interesse von Arbeit und Kapital

Ansprache an Arbeiter.

Ein großer Philosoph hat uns gezeigt, daß der größte und hauptsächlichste Lohn, den wir in diesem Leben erwarten können, darin besteht, sich selbst genug zu tun. Solch eine Befriedigung – eine der größten, die ich jemals gehabt, empfinde auch ich: Es war mir vergönnt, einer Anzahl meiner Mitarbeiter darin beizustehen, sich selbst zu helfen. Diese Bücherei wird Ihnen die Gelegenheit geben, Ihr eigenes Selbst für Ihre Arbeitgeber wertvoller zu machen und für Sie ein geistiges Kapital schaffen, welches weder verschlechtert noch vermindert werden kann.

Es ist sehr zu beklagen, daß die unwiderstehliche Richtung unseres Zeitalters, welche das Fabrikwesen in ungeheure Betriebe zusammenfaßt, die das Werk tausender von Menschen erfordern, es den Arbeitgebern, selbst wenn sie in der Nähe ihrer Werke wohnen, unmöglich macht, eine gleich intime Bekanntschaft mit ihren Angestellten einzugehen, wie zur Zeit des alten Systems mit seinen sehr kleinen Betrieben. Die Beziehungen zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer waren früher zweifellos für beide um vieles angenehmer. So lange die Artikel in kleinen Läden von den Inhabern selbst unter Beistand von wenigen Gehilfen und Lehrjungen hergestellt werden konnten, hatte der Arbeitgeber volle Gelegenheit, jeden einzelnen – seine Vorzüge als Mensch und Arbeiter – gründlich kennen zu lernen; andererseits wußte auch der Arbeiter – wie es sich ganz von selbst versteht – mehr über das Geschäft seines Arbeitgebers, sowie über dessen Sorgen und Kummer und seine Bemühungen, darüber hinwegzukommen; was aber wichtiger als all das war: die Arbeiter wußten etwas über die Charaktereigenschaften ihres Meisters.

Das hat sich alles geändert; die Arbeiter wurden für ihre Meister mehr zu menschlichen Maschinen und der Arbeitgeber für seine Arbeiter mehr und mehr eine Mythe. Obgleich dieser Zustand, von welcher Seite man ihn auch immer betrachten mag, außerordentlich bedauernswert ist, sehe ich doch keine Abhilfe dafür. Das freie Spiel wirtschaftlicher Gesetze zwingt die Fabrikation allgemeiner Gebrauchsartikel immer weiter in die Gewalt weniger ungeheurer Betriebe, damit die Kosten für die Abnehmer geringer werden. Nicht mehr länger können solche Artikel in kleinen Massen erzeugt werden; ausgedehnte Werke und Maschinen, welche Millionen kosten, werden erforderlich und nötig. Die Höhe der Kosten, die man stehende Ausgaben nennt, sind deshalb ein so bedeutender Faktor des Ausgabenetats, weil der erfolgreiche Betrieb in vielen Fällen davon abhängt, ob diese stehenden Ausgaben, die tatsächlich in großen und kleinen Betrieben fast dieselben sind, auf tausend Tonnen oder fünfhundert Tonnen Tagesproduktion sich verteilen. Darin besteht die eigentliche Ursache für die dauernd wachsende Zunahme der Großbetriebe; diese Zunahme liegt keineswegs in den Wünschen des Fabrikanten, allein die Anstrengungen der Konkurrenz zwingen ihn zur Ausdehnung seines Betriebes, um so die stehenden Ausgaben per Tonne oder Meter dauernd zu verringern; hängt doch davon die Sicherheit seines Kapitals ab! So ist nun für den Arbeitgeber jede nähere persönliche Beziehung mit seinen Arbeitern unmöglich geworden; deshalb muß, wenn Arbeitgeber und Arbeitnehmer nicht jede Fühlung mit einander verlieren sollen, jener seinem Interesse eine andere Form geben und seine Fürsorge für das Wohlergehen seiner Angestellten, auf deren Arbeit sein eigener Erfolg beruht, dadurch zeigen, daß er einen Teil seines Verdienstes auf Wohlfahrtseinrichtungen für seine Angestellten verwendet. Solche Einrichtungen sind nun diese neue Bücherei und die Genossenschaftsläden, welche den unteren Stock unseres Gebäudes füllen, zur Versorgung unserer Arbeitergenossenschaften. Ich hoffe, unsere Arbeitnehmer werden durch den Gebrauch, welchen sie von unseren Wohlfahrtseinrichtungen machen, den Beweis liefern, daß sie die Fürsorge ihrer Arbeitgeber hier wie in jedem Falle zu schätzen wissen. Durch solche Mittel dürfen wir vielleicht hoffen, bis zu einem gewissen Grade das alte freundschaftliche Verhältnis, sowie das gegenseitige Vertrauen und die gegenseitige Wertschätzung wieder herzustellen, wie sie früher zwischen dem Arbeitgeber und seinen Leuten bestanden hat. Wir sind jünger als Europa, und haben in dieser Hinsicht noch manches von dem alten Weltteil zu lernen; immerhin freut es mich, zu bemerken, daß in vielen Arbeitgebern das Pflichtgefühl gegen ihre Arbeiter zu erwachen beginnt; ja – was nach meinem Dafürhalten noch viel wichtiger ist – es sind augenscheinliche Anzeichen vorhanden, daß unsere Arbeiter den Wunsch haben, zu Genossenschaften zusammenzutreten; etwas, was nur zu ihrem Wohlsein beitragen kann. Es ist ja recht schön, wenn einer dem anderen hilft; dennoch, das Höchste wird erst dann erreicht, wenn die Menschen fähig werden, sich selbst zu helfen.

Eine andere wichtige Tatsache ist der gute Arbeitslohn in Pittsburg. Im allgemeinen ist der Arbeiter hier so gut bezahlt, daß er, wenn er nur den Willen dazu hat, jeden Monat etwas beiseite legen kann. Nichts kommt an Wichtigkeit den Ersparnissen aus seinen Verdiensten gleich. Der Arbeiter, der seine Häuslichkeit besitzt, hat zugleich auch die erste Grundlage zu einer geeigneten Rente, sich auf seine alten Tage Komfort und Unabhängigkeit zu verschaffen. – Ich habe davon gesprochen, wie wünschenswert es wäre, ein Gefühl von Gegenseitigkeit und Gefährtschaft zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer hervorzurufen. Glauben Sie mir, die Interessen von Kapital und Arbeit sind durchaus die gleichen. Der ist ein Feind des Arbeiters, wer den Arbeiter gegen das Kapital aufzuhetzen sucht.

Ich habe das Verhältnis zwischen Kapital und Arbeit jahrelang studiert und will einige Sätze aus einem von mir vor einiger Zeit veröffentlichten Artikel anführen; der Artikel ist überschrieben: »Die Hauptursachen der Reibungen zwischen Kapital und Arbeit.« Dort heißt es: »Der Verdruß hat darin seine Ursache, daß die Arbeiter zu keiner Zeit der Konjunktur entsprechend bezahlt werden. Alle Großbetriebe sind mit Arbeit versorgt, sagen wir für sechs Monate im voraus; diese Aufträge werden ganz natürlich zu den zur Zeit vorherrschenden Preisen abgeschlossen. Gerade die Vorgänge des letzten Jahres 1888. bieten vielleicht den besten Beweis für die hier in Betracht kommende Schwierigkeit. Eisenschienen waren am Ende des vorigen Jahres bei Lieferungsverpflichtung für dieses Jahr 29 Dollar (112 Mark) per Tonne loco Werke. Die Fabriken übernahmen ohne weiteres Aufträge zu diesen Preisen und fuhren fort, sie zu übernehmen, bis die unerwartet eintretende Nachfrage den Preis auf 35 Dollars (140 Mark) per Tonne in die Höhe trieb. Infolgedessen sind die meisten Betriebe Amerikas gezwungen, für sechs Monate und auch länger zu einem niedrigeren Durchschnittspreise als 31 Dollars (124 Mark) die Tonne, an der Seeküste sowohl, wie um Pittsburg herum und – sagen wir, zum Preise von 34 Dollar (136 Mark) um Chicago herum zu liefern. Fracht und Eisensteine sind inzwischen merklich in die Höhe gegangen; die Werke müssen daher für den Hauptteil des Jahres mit sehr geringem Verdienst arbeiten. Die Arbeiter dagegen, welche durch die Zeitungen von der Preissteigerung erfahren, verlangen ganz natürlich ihren Anteil an der Steigerung der Preise und erhalten ihn auch bei den bestehenden ungesunden Beziehungen zwischen Kapital und Arbeit. Die Arbeitgeber hatten widerwillig nachzugeben, obgleich ihnen durchaus klar war, daß sie unter gesunden Verhältnissen gar nicht hätten darum angegangen werden können; so entstand eine Reibung zwischen beiden Teilen und eine noch jetzt bestehende Unzufriedenheit bei den Arbeitgebern. Und nun die Kehrseite des Bildes: Der Eisenschienenmarkt fällt wieder, und die Werke haben noch für sechs Monate Arbeit zu höheren als den üblichen Preisen; sie können ihren Leuten auch höhere Löhne zahlen, als der übliche Satz ist; doch da sie ihnen kurz vorher außerordentlich hohe Löhne zahlen mußten, die sie eigentlich nicht hätten zahlen dürfen, so versuchen sie jetzt, die Löhne im Verhältnis zu den niedrigen Preisen des Schienenmarktes herabzudrücken. Die Folge davon ist: Unzufriedenheit unter den Arbeitern, Unterhandlungen und endlich Arbeitseinstellung, welche den Jahresanfang kennzeichneten. Mit anderen Worten: wenn der Arbeitgeber heruntergeht, besteht der Arbeitnehmer darauf, in die Höhe zu gehen und so vice versa. Wir müssen daher nach einem Plan ausschauen, der es ermöglicht, den Arbeitern stets dann hohe Löhne zu bewilligen, wenn ihre Arbeitgeber hohe Preise für ihre Erzeugnisse und damit auch größeren Nutzen ernten; andrerseits, wenn die Arbeitgeber nur niedere Preise für ihre Erzeugnisse und damit auch nur einen kleinen oder gar keinen Gewinn ernten, werden die Arbeiter auch mit niedrigen Löhnen zufrieden sein müssen. Sobald diese Idee verwirklicht werden kann, haben Arbeitgeber und Arbeiter absolut das gleiche Interesse; sie erfreuen sich gemeinschaftlich guter Zeiten und halten tapfer zusammen aus in schlechten Zeiten. Wird das durchgeführt, dann fällt jeder Grund zu Streitigkeiten fort. Anstatt des Gefühls einer Gegnerschaft wird das der Teilhaberschaft zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber entstehen. Zur Erzielung dieses Zustandes gibt es ein einfaches Mittel, welches allgemein einzuführen, Arbeitgeber und Arbeitnehmer mit all ihrer Energie sich bestreben sollten. Die Löhne müßten Monat für Monat nach einer gleitenden Skala festgestellt werden, im Verhältnis zu den für das Produkt erzielten Nettopreisen. Die Arbeiter zu betrügen, ist unter der gleitenden Skala für den Kapitalisten nicht möglich.

Ein Vorteil dieser Bücherei (Carnegie-Bibliothek zu Braddok, Pensylvanien) ist, daß Sie alle Tageszeitungen und Handelsblätter darin finden; ich bitte Sie, alle diese Blätter aufmerksam zu lesen. Sie werden viele falsche Angaben und Irrtümer darin finden. Dergleichen ist vom Zeitungswesen unzertrennlich, da es in Hast zu arbeiten und bloße Gerüchte zu verzeichnen gezwungen ist. Dennoch kann aus dem Studium der vorzüglichsten Zeitungen ganz wohl die Richtung erkannt werden, welche die Geschäfte nehmen. Die Zeitungen werden Ihnen keinen durchaus richtigen Bericht über die Materialpreise geben. Fabrikanten sind immer geneigt, die Situation in blühenden Farben zu malen, sowie die höchsten Preise bekannt zu geben mit der Absicht, Leute zum Kauf zu veranlassen und dadurch neue Kunden heranzuziehen. Höchstwahrscheinlich werden sie nie darüber berichten, zu wie niedrigen Preisen sie zu verkaufen gezwungen waren, um der Konkurrenz zu begegnen und ihre Werke im Gange zu erhalten. Trotzdem wird ein sorgsames Studium der Zeitungen und Handelsblätter Sie in stand setzen, eine Vorstellung über die Richtung der Vorgänge in der Handelswelt zu gewinnen. Sie werden durch Zeitunglesen erfahren, daß von den 13 mit der Fabrikation von Eisenschienen beschäftigten amerikanischen Werken nur drei mit voller Kraft arbeiten. Nicht mehr als eine Fabrik im ganzen Westen macht Nägel (Nord Chicago), und ich fürchte sehr, daß auch diese eine Fabrik zu dauernder Arbeit nicht mehr lange imstande sein wird. –

Am betrübendsten in allen Streitigkeiten zwischen Kapital und Arbeit ist der Umstand, daß nur außerordentlich selten der Kapitalist die Arbeitspreise niederdrückt, sondern, daß es die Arbeit selbst ist, welche die Arbeit niederdrückt. Blicken Sie um sich: In einigen Betrieben arbeiten die Arbeiter um 10, 20, selbst um 30 Prozent billiger und in Johnstown und Harnsbury sogar für weniger als die Hälfte des hier in diesem Bezirk gezahlten Lohnes. Angesichts dieser Tatsachen können Sie das Kapital nicht anklagen, sondern müssen die Arbeitgeber, die selbst diesen Rückschlag bedauern und jahrelang für höhere Preise kämpfen, nur als die besten Freunde des Arbeiters ansehen, umsomehr, wenn Sie sich ehrlich und offen eingestehen, daß Ihre Arbeitgeber, nur um ihre Werke zu retten und ihren Leuten dauernde Beschäftigung zu geben, dazu gezwungen sind, diese aufzufordern, für denselben Lohn wie die im Wettbewerbe stehenden Arbeiter zu arbeiten. Derjenige Arbeitgeber, der zuerst die Arbeit einschränkt, ist der Arbeiter Feind, dagegen der Arbeitgeber, der die Arbeit zuletzt beschränkt, der Arbeiter bester Freund. Der Todfeind der Arbeiter ist also nicht der Kapitalist, sondern der Arbeiter selbst. Der größte Charakter im öffentlichen Leben Englands und der festeste Freund der Vereinigten Staaten in der Stunde der Not, John Bright, der Radikale, antwortete auf die einst an ihn gestellte Frage, was seine wertvollste Eigenschaft sei: »Der Geschmack am Lesen.« Ich kann offen und aus eigener Erfahrung sagen, daß ich mit diesem großen Mann übereinstimme. Möglichst bestrebt, Ihnen den in meiner Macht stehenden besten Rat zu geben, rate ich Ihnen, pflegen Sie den Geschmack am Lesen. Als halbwüchsiger Knabe hatte ich Zutritt zu der Bücherei eines Oberst Anderson, dessen Andenken mir immer verehrungswürdig bleiben wird. Er besaß einige hundert Bücher und machte öffentlich bekannt, daß er diese Bücher jeden Sonnabend an Knaben und junge Leute ausleihen würde. Sie können sich gar nicht vorstellen, mit welcher Spannung einige unter uns, die sich diese Gelegenheit, Kenntnisse zu erwerben, zu nutze machten, jedem Sonnabend Nachmittag entgegensahen, an dem wir unser Buch gegen ein anderes umtauschen konnten. Der hauptsächlichste Teilhaber in unseren Betrieben, Herr Phipps, hatte geradeso wie ich selbst Zugang zu den Schätzen des Wissens gefunden. Aus eigenster Erfahrung weiß ich, daß nichts so sehr zum Guten beiträgt, nichts so auf eine Gemeinschaft wirkt, als Einrichtungen, welche die in Büchern aufgestapelten Schätze in den Bereich aller bringen. Gelegentlich finden wir auch in unseren Tagen Spuren des alten Vorurteils, das sich früher allgemein gegen die Erziehung der Massen des Volkes wandte. Ich wundere mich nicht, daß desgleichen existiert, wenn ich bedenke, was bis jetzt als Erziehung galt. In dem Bestreben, Wissen zu erlangen durch das Studium einer unwissenden Vergangenheit, deren nützlichstes Ergebnis uns hauptsächlich lehrt, nicht, was des Aneignens wert, sondern was zu vermeiden ist, verloren die Menschen ihre besten Jahre. Männer ließen ihre Söhne Schulen besuchen, in denen die Kräfte mit dem Erlernen von Sprachen, wie griechisch und lateinisch, vergeudet werden also mit Dingen, die für junge Leute nicht mehr Nutzen haben, als Choctaw. Ich habe nur wenige akademisch gebildete Leute gefunden, die Shakespeare oder Milton näher gekannt hätten. Sie wußten Ihnen alles mögliche über Ulysses oder Agamemnon zu erzählen; doch was ist all das im Vergleich zu unseren eigenen Klassikern? Russel Lowell hat uns einen großen Dienst erwiesen, für den wir ihm zu höchstem Dank verpflichtet sind. Er erklärte nämlich ganz offen, daß in Shakespeare allein mehr Schätze zu finden seien, als in allen Klassikern des Altertums zusammengenommen. Junge Leute werden vollgestopft mit allen Einzelheiten unbedeutender und erbärmlicher Kämpfe zwischen Wilden; man hat sie gelehrt, eine Bande von Räubern als Helden zu verehren, und daraufhin nannte man diese jungen Leute gebildet. Sie sind erzogen, als sollten sie auf irgend einem andern Planeten und nicht auf unserer Erde leben! Irgend welche Belehrung im eigentlichen Sinne des Wortes ist ihnen nicht erteilt worden. Vielmehr hat gerade das, was man sie gelehrt hat, nur dazu beigetragen, ihnen falsche Anschauungen zu geben und Widerwillen gegen das praktische Leben zu erwecken. Ich wundere mich keineswegs, daß gegen eine solche Art von Bildung ein Vorurteil bestand und noch besteht. Nach meiner eigenen Erfahrung gibt es wenige junge Leute, die, für das Geschäft bestimmt, von ihrer akademischen Bildung keinen Schaden erfahren hätten. Würden sie die Jahre, die sie auf der Schule zubrachten, zu tüchtiger Arbeit angewandt haben, sie wären im eigentlichen Sinne des Wortes Leute von besserer Erziehung geworden. Feuer und Tatkraft ist in ihnen ausgestampft, und es wurde für sie zur Hauptfrage, wie man ein Leben voller Müßiggang, nicht aber voller Nützlichkeit lebe. Doch eine neue Art von Bildung bemächtigt sich jetzt unser!

Wir beginnen einzusehen, daß die Kenntnis z. B. der Chemie mehr wert ist als die Kenntnis aller toten Sprachen zusammengenommen, welche jemals auf der Erde gesprochen wurden; und daß die Kenntnis der Mechanik nützlicher ist als alle klassische Bildung, die sich in einen jungen Mann hineinpfropfen läßt. Was kann der junge Mann, der griechisch gelernt hat, leisten, beispielsweise einem anderen gegenüber, der Stenographie, Telegraphie, Buchhaltung, Chemie oder die Gesetze der Mechanik in unseren Tagen versteht? Nicht, daß irgend eine Kenntnis hier unterschätzt werden soll; jede Kenntnis ist in gewissem Sinne nützlich. Nur möchte ich betonen: Die heutigen Tages in unseren höheren Schulen gegebene Bildung ist – wenn wir von den wenigen Leuten absehen, welche Altertumsforscher werden wollen und in der Entzifferung einer staubigen Vergangenheit ihr Lebenswerk suchen, sowie von den wenigen welche die Beamtenlaufbahn betreten – durchaus und direkt von Nachteil.

Der Mangel an richtiger Bildung hat mehr als alles andere dazu beigetragen, die allgemeine Anerkennung der Arbeit als solche zu verhindern. Ich erinnere mich, daß der große Präsident Edgar Thomson, der größte aller Eisenbahndirektoren, nach welchem diese Werke alle benannt sind, mir einmal den Antrag stellte, von Pittsburg fort zu gehen und Maschinenmeister der Pensylvania-Eisenbahn zu werden. Gewiß, Sie mögen darüber lächeln; ich selbst sagte zu Thomson: »Sie setzen mich in Erstaunen, Herr Thomson. Ich verstehe ja nichts vom Maschinenwesen.« Eben deshalb will ich – so lautete seine Antwort – daß sie die Oberaufsicht übernehmen, denn ich habe noch niemals einen Mechaniker mit richtigem Urteil und gesundem Menschenverstand gefunden. Das war noch vor Hauptmann Jones Zeit. Er konnte also damit den Hauptmann nicht meinen. Die Ursache dieses Mangels an richtigem Urteil ist der Mangel an allgemeiner Bildung bei den Mechanikern. Ich meine die Kenntnis von Sachen und Dingen, von denen wir umgeben sind und mit denen wir tagtäglich zu tun haben. Der beispiellose Aufschwung, den die Entwickelung der Bessemer Werke in diesem Lande genommen, hat darin seine vorzüglichste Ursache, daß – ungleich der übrigen Eisenindustrie – diese Werke in die Hände von Männern von großer wissenschaftlicher Bildung kamen. Die von diesen Männern geleisteten Dienste sind von der ganzen Welt anerkannt worden; ihnen wurde dafür ein Lohn zuteil, der vor wenigen Jahren noch als ungeheuerlich erschienen wäre; sie haben die mechanische Arbeit wieder gehoben und so dazu beigetragen, daß diese in den Augen der Welt wieder gewürdigt wurde. »Mechaniker, mechanische Ingenieure, Leiter von Stahlwerken«, diese Worte gelten jetzt als Ehrentitel. Wenn Sie Arbeit zu dem machen wollen, was sie sein sollte, dann bilden Sie sich weiter fort durch Erwerbung nützlicher Kenntnisse. Das ist die Lehre, die ich nachdrücklichst betonen möchte. Streben Sie nach Kenntnissen, damit Sie erfahren, was die Welt getan hat und tut, und was der Gang der Dinge ist.

Der Wert der Bildung, die junge Leute heute erlangen, darf nicht überschätzt werden; ganz besonders möchte ich auf die in den technischen Schulen erlangte Bildung hinweisen. Es gab eine Zeit, in der die menschliche Wissenschaft so gering war, daß es einem jungen Manne leicht wurde, alles zu umfassen. Die Lehrkurse unserer akademischen Schulen geben einen gründlichen Beweis für diese Tatsache. Heutzutage ist die Wissenschaft so verzweigt, so ausgedehnt und so genau, daß es für den einzelnen unmöglich geworden, mehr als ein kleines Gebiet zu kennen. Unser Zeitalter ist das Zeitalter der Spezialisten; deshalb sollten Sie, die in dieser Welt Ihren Lebensunterhalt erwerben müssen, zunächst das Fach oder die Kunst gründlich kennen lernen, welche Sie ernährt; Sie sollten danach streben, Ihr eigenes Geschäft so gut zu kennen, daß Sie in Ihrer Spezialität zum Sachverständigen werden. Wenn Sie Mechaniker sind, dann studieren Sie alle Werke, die über Mechanik handeln; als Chemiker jedes Werk, welches auf Chemie Bezug hat; sind Sie an den Schmelzöfen beschäftigt, jedes Werk über Schmelzöfen; in den Bergwerken, jedes Werk über Bergwerke. Gestatten Sie niemandem, über Ihre eigene Spezialität mehr zu wissen, als Sie selbst wissen. Das sollte Ihr Ideal sein. Ferner ist es notwendig – wenn auch weniger wichtig – eine gewisse Frische in Ihr Leben zu bringen: alles durcheinander und etwas über alles zu lesen, soweit es Ihre Zeit erlaubt. Gerade wie der Ackerbauer zuerst nach seinem Korn, seinem Weizen und seinen Kartoffeln sieht, von denen er seine Einnahmen zieht, seine Mußestunden aber zur Pflege von Blumen rings um sein Haus verwendet, gerade so sei für Sie das eine ein Feld der Arbeit, und das andere ein Feld der Erholung.

In diesen Zeiten des Überganges, des Kampfes zwischen Arbeit und Kapital dürften Sie einige Ihrer Mußestunden kaum besser anwenden, als zum Studium volkswirtschaftlicher Fragen. Es gibt gewisse unumgänglich große Gesetze: Das Gesetz von Angebot und Nachfrage; das Gesetz der Wettbewerbe, sowie das Gesetz der Löhne und des Gewinnes; all das werden Sie in den Büchern finden; und halten Sie es fest im Gedächtnis. Es ist ebenso unmöglich, die Wirkung dieser Gesetze zu nichte zu machen, wie die Gesetze der Natur einzuschränken, welche die Feuchtigkeit der Luft oder die Drehung der Erde um ihre Axe bestimmen. Das ernste Studium der wissenschaftlichen Werke sollte das gleich wichtige Studium der Werke der Literatur nicht ausschließen, und vor allem nicht die Lektüre von Dichtungen. Nach meiner Ansicht ist die Meinung, welche an vielen Stellen gegen die schöne Literatur besteht, ein Vorurteil. Ich weiß, daß einige, ja, sogar die meisten hervorragenden Männer, in einer guten Dichtung das beste Mittel für Genuß und Rast fanden. An Geist und Körper – und vor allem durch geistige Arbeit – erschöpft, ist nichts so erfrischend als die Lektüre eines guten Romans. Es zeugt durchaus von keinem Mißbrauch der öffentlichen Bibliotheken, wenn die Werke der schönen Literatur am meisten gelesen werden. Gerade im Gegenteil, es fragt sich, ob überhaupt eine andere Literaturgattung so gut dem wichtigen Zwecke dienen würde, hart Arbeitende aus dem prosaischen und trockenen Pflichtenkreise des Alltagslebens emporzuheben. Die Werke Walter Scotts, George Eliot's, Thackeray's, Dickens und anderer von gleicher Bedeutung haben für Arbeiter ebensoviel Wert, wie die jedes anderen Literaturzweiges.

Sie alle wissen, wieviel das industrielle Wissen jenen Verbesserungen und Erfindungen schuldet, die ihre erste Veranlassung den Arbeitern selbst verdanken. Merken Sie nur vor allem: die Verbesserungen und Erfindungen kommen stets von dem gebildeten – »gebildet« im wahrsten Sinne des Wortes – und niemals von dem unwissenden Arbeiter. Sie müssen von Männern stammen und stammen auch wirklich von Männern, die auf ihrem besonderen Gebiete mehr Wissen besitzen als ihre Kameraden. Wenn sie auch nichts gelesen haben, dann haben sie eben beobachtet, und das ist die beste Art, sich zu bilden. Die Hauptsache besteht eben darin, daß sie überhaupt Wissen besitzen; wie sie zu ihrem Wissen gekommen sind, bleibt gleichgültig. Ihre Fähigkeit, über ein Problem mehr zu wissen als ihre Kameraden, eine Abhilfe oder eine Verbesserung vorzuschlagen, ist allein für sie selbst und für ihre Arbeitgeber von Wert. Nichts bringt dem Arbeiter so sicher eine Vormannschaft, Direktorenstellung, Teilhaberschaft ein, als das Wissen alles dessen, was geleistet worden ist und was heutzutage geleistet wird auf dem besonderen Gebiete, auf dem er arbeitet. Vom Niedrigsten bis zum Höchsten hinauf vermag der intelligente Mann besseres zu leisten als der Unwissende. Seine Kenntnisse sind ihm immer förderlich, und ob er sie in der Stellung eines leitenden Direktors oder bloß als ein Mann, der nur die Schaufel handhabt, besitzt – er wird in jedem Falle ein wertvollerer Arbeiter sein, vorausgesetzt, daß alles andere gleichwertig ist. Aus meiner Praxis als Fabrikant weiß ich, daß unsere Firma mancherlei Mißgriffe gemacht hat, einzig durch Vernachlässigung der Regel, niemals etwas neues zu beginnen, bevor der Betriebsleiter Gelegenheit gehabt, alles zu prüfen, was in dem betreffenden Gebiete geleistet worden ist.

Die Vernachlässigung dieser Regel kostete uns tausende von Dollars, und das hat uns vorsichtig gemacht. Demjenigen nun, der Ehrgeiz besitzt und vielleicht denkt, er habe eine Verbesserung im Kopfe, sage ich: Hier in den Räumen dieser Bücherei ist, oder wird, wie ich hoffe, bald die Erfahrung der ganzen Welt über eben diesen Gegenstand bis auf die jüngste Zeit hinunter sein. Für jede Frage der Chemie, für jede Frage der Schmelzöfen-Praxis finden Sie die Aufzeichnungen der ganzen Welt zu Ihrer Verfügung; wenn Sie auf dem falschen Wege sind, werden die Bücher es Ihnen sagen; befinden Sie sich auf dem rechten Wege, so werden die Bücher Ihnen Mut machen. Sie können in dem Patent-Amt zu Washington von einem Saale in den andern gehen: dort sehen sie tausende von Modellen für alle Gebiete menschlicher Thätigkeit. Aber 99 von jedem Hundert wären dort nicht aufgestellt worden, hätte der unwissende Erfinder die Gelegenheit gehabt, welche Ihnen diese Bücherei bietet. Ich hörte Arbeitgeber sagen, in der Bildung der Massen liege eine große Gefahr; der einfache Mann würde dann mit seinen nützlichen und notwendigen Beschäftigungen nicht mehr zufrieden sein. Ich habe mich wirklich selbst bezwingen müssen, solche Grundsätze mit Ruhe anzuhören. Sie sind ganz und gar falsch, und ich widerspreche ihnen auf das entschiedenste. Das Mißverständnis zwischen Kapital und Arbeit steht geradezu im direkten Verhältnis zur Unwissenheit der Arbeitgeber und zur Unwissenheit der Arbeitnehmer. Je intelligenter der Arbeitgeber, desto besser; je intelligenter der Arbeitnehmer, desto besser. Niemals hat Bildung, niemals haben Kenntnisse Zusammenstöße herbeigeführt; immer war Unwissenheit des einen oder beider Teile daran schuld.

Auf Grund einer nicht unbeträchtlichen Erfahrung stelle ich hier fest: der Kapitalist kennt die Rechte und Ansprüche des Arbeiters nicht, und der Arbeiter kennt die Nöte und Gefahren der Kapitalisten nicht. Darin liegt die wahre Ursache aller zwischen beiden aufkommenden Reibungen.

Eine intime Kenntnis der Kapitalisten von den guten Eigenschaften derer, die ihnen dienen, und einige Kenntnis von seiten der Arbeiter über die volkswirtschaftlichen Gesetze, welche die Kapitalisten in unbarmherzigem Zwang halten, würde vielen Mißhelligkeiten zwischen den beiden Teilen – da jeder dem andern unumgänglich nötig ist – vorbeugen. Ich hoffe, diejenigen, welche den unschätzbaren Vorzug der Neigung zum Lesen besitzen, werden einige der Grundgesetze, von denen es weder für das Kapital noch für die Arbeit ein Entrinnen gibt, sorgfältig studieren. Wenn diese Bücherei zu diesem Zwecke auch nur das leiseste beiträgt, wird sie schon dadurch ihre Existenz gerechtfertigt haben.

Auch, denke ich, dürften Sie bei all dem nicht vergessen, sich zu amüsieren. Man soll das Leben nicht allzu ernst nehmen. Der Glaube, daß der Mann, der nichts tut als arbeiten, den Preis gewinnt, enthält einen großen Irrtum. Haben Sie ruhig Ihr Vergnügen. Lernen Sie gut Whist, gut Dame oder auch gut Billard spielen, nehmen Sie Interesse an Fußball, Crikett, oder auch an Pferden; kurz an irgend etwas, das Ihnen eine unschuldige Freude macht und Sie von des Tages Mühen befreit. Nichts besseres als ein herzliches Lachen! Ich schreibe den größten Teil meiner Erfolge der Tatsache zu, daß – wie meine Partner oft sagen – Sorgen an meinem Rücken herunterfließen, wie Wasser an einer Ente. Shakespeare sagt, an einer hier wohlangebrachten Stelle: »Trage deine Sorgen, wie das, was du äußerlich an dir hast, gerade wie deine Kleider: unbekümmert.«

Man begegnet vielen im Leben, die, ihrer eigenen Überzeugung zufolge, groß und erfolgreich gewesen wären, hätte die Welt Ihnen den Wert zugestanden, welchen sie selbst für sich in Anspruch nehmen. Solche Leute sind das Opfer ihrer Einbildung. Niemand in der Welt wünscht wahre Fähigkeiten niederzuhalten. Jedermann streckt ihnen freudig die Hand entgegen. Jeder Arbeitgeber prüft die jungen Leute in seinem Wirkungskreise, stets außerordentlich begierig, um ausnehmende Fähigkeiten ausfindig zu machen. Nichts in der Welt ist so wünschenswert für ihn und nichts so gewinnbringend, wie Begabung. Jeder Abteilungsdirektor ist bereit, den Mann festzuhalten und zu verwerten, welcher etwas besonders Wertvolles zu leisten vermag. Jeder Vormann hat den Wunsch, Leute unter sich zu haben, auf die er sich verlassen kann und deren Verdienste zu seinem eignen Besten sprechen; denn den größten Beweis für seine Geschicklichkeit bringt er nicht so sehr durch seine eignen Leistungen, als durch die Leistungen derer, mit denen er sich zu umgeben versteht. Die Bücher in diesen Regalen werden Ihnen viele Geschichten erzählen von denen, die sich aus unserm Arbeiterstande emporgearbeitet haben. Nicht der Gebildete oder der sogenannte Gebildete oder der klassisch Gebildete, nicht der Adel und nicht die Fürsten sind es, welche die Geschichte der Welt bestimmt haben, weder im Feld noch im Rat, weder im Laboratorium noch in der Werkstatt. Die großen Erfindungen, die Verbesserungen in der Wissenschaft, die großen Werke der Literatur: sie alle sind das Werk solcher, die dem Stande der Armut entsprangen! Sie können kaum eine große Entdeckung, kaum den Namen eines großen Bildwerkes, kaum ein großes Lied oder eine große Erzählung, noch irgend etwas andres Großes nennen, das nicht von Männern geschaffen wäre, die damit begannen, ihren Lebensunterhalt durch ehrliche Arbeit zu verdienen. Und glauben Sie mir, der Arbeiter, den sein Vormann nicht anerkennt, und der Vormann, den sein Direktor nicht anerkennt, und der Direktor, den seine Firma nicht anerkennt, sollte die Ursache dafür nicht in der Firma, nicht in dem Direktor, nicht in seinem Vormann, sondern einzig und allein in sich selbst suchen. Er ist einfach nicht imstande, das zu leisten, was so außerordentlich bewertet und so eifrig gesucht wird. Es gibt niemanden, der nicht zur höchsten Stellung emporsteigen, niemanden, der nicht infolge des Mangels an den rechten Eigenschaften oder infolge ihres unrechten Gebrauches zur tiefsten Stufe herabsinken könnte. Angestellte haben jede Möglichkeit zu einer höheren Tätigkeit emporzukommen; sie können Oberaufseher, Partner und sogar Verwaltungsräte in unsern Diensten werden, sobald sie die nötigen Eigenschaften besitzen. Niemals sollen sie glauben, entbehrlich zu sein; gerade wir sind es, die fürchten, die Fähigkeiten solcher Männer könnten uns verloren gehen. Es ist eine große Genugtuung für uns, daß die tägliche Arbeitszeit in ganz Amerika herabgesetzt wurde. 8 Stunden Arbeit, 8 Stunden Muße und 8 Stunden Schlaf erscheint als die ideale Teilung. Ein gesetzlicher Zwang für alle Betriebe, welche Tag und Nacht arbeiten, wäre sehr wünschenswert. Sie wissen, daß wir das mit einer Aufopferung von einigen hunderttausend Dollars versucht, allein wir sahen uns zuguterletzt durch unsere Konkurrenten gezwungen, den Kampf aufzugeben; das beste dürfte sein, diese Tagesteilung nach und nach durch staatliche Gesetzgebung zu erreichen. Eine einzelne Firma kann wenig dafür tun; alle Konkurrenten müssen zu gleicher Zeit dazu gezwungen werden, denn in unsern Tagen sind die Verdienste dem Prozentsatz nach so gering, daß keine Firma ihre Werke in Tätigkeit halten kann, wenn nicht unter Bedingungen, die denen ähnlich, welche die Konkurrenz beherrschen. Daher ist es notwendig, daß alle gesetzlich gezwungen werden. Wir wären glücklich, solch ein Gesetz für die 8-Stundenarbeit unterstützen zu dürfen, aber selbst jetzt können Arbeiter, wenn sie die ihnen verfügbare freie Zeit gut benutzen, bald zu höheren Stellungen aufsteigen. Nicht auf lange hin brauchen sie 12 Stunden zu arbeiten; viele unter uns haben in ihrer Jugend länger als 12 Stunden gearbeitet.

Der Arbeiter hat heutzutage gar viele Vorteile gegen früher. Die gleitende Lohnskala stellt ihn als Mann und Bürger höher als den Arbeiter vergangener Tage. Der Teil des aus Arbeit und Kapital zusammengeernteten Gewinnes, welcher heute den Arbeitern zugute kommt, war niemals so groß und niemals so im Steigen begriffen; der aus dem Kapital gezogene Nutzen niemals so gering als gegenwärtig. Auch die Kosten für den Lebensunterhalt waren niemals geringer als zu unserer Zeit.

Ich hoffe, daß die Zukunft noch viele große Vorteile bringen wird, und daß der mühsame Marsch, welchen der Arbeiter auf dem Wege von der Sklaverei, in die unsre Vorväter zugleich mit Bergwerken und Fabriken gekauft und verkauft wurden, hinauf zu seiner gegenwärtigen Stellung machte, noch keineswegs sein Ende erreicht hat; sondern, daß dieser Marsch noch immer weiter fortgesetzt werden und zu anderen wichtigen Ergebnissen für das Wohlergehen und die Würde der Arbeit führen wird.


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