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Die Landkarte auf dem Leopardenfell

Als Esteban und Owaza das Gold vergraben hatten, kehrten sie zu ihren fünf Leuten zurück und gingen mit ihnen bis zum Flusse weiter, an dessen Ufer sie für die Nacht ihr Lager aufschlugen. Hier beschlossen sie, es den anderen zu überlassen, wie sie am besten die Küste erreichten, während sie selbst zu einem anderen Küstenstrich wollten, um Träger anzuwerben und das Gold herauszubringen.

Warum wollen wir uns die Träger nicht aus den nächsten Dörfern besorgen? fragte Esteban.

Solche Leute würden nicht bis zur Küste mitkommen, meinte Owaza. Bestenfalls würden sie uns das Gold bis zum nächsten Dorfe tragen. Wir haben auch nichts, um unsere Träger zu bezahlen.

Der Spanier dachte schweigend nach. Ich habe es, rief er. Selbst wenn wir die Träger hätten, könnten wir jetzt doch nicht geradewegs nach der Küste, weil wir womöglich der Partei von Flora Hawkes begegnen würden – wir müssen sie erst aus Afrika fortgehen lassen, ehe wir das Gold an die Küste bringen. Zwei Monate Wartezeit wird nicht zuviel sein, denn sie werden eine verteufelte Zeit brauchen, bis sie mit ihrem Haufen meuterischer Träger an die Küste gelangen. Laß uns deshalb während des Wartens einen Goldbarren nach einer Stelle bringen, wo wir ihn am ersten gegen Handelswaren eintauschen können. Dann können wir zurückkehren und Träger mieten, die uns die Lasten von Dorf zu Dorf bringen.

Der Bwana spricht Worte der Weisheit, erwiderte Owaza. Es ist nicht so weit nach der nächsten Handelsstation wie nach der Küste und wir werden auf diese Art nicht nur Zeit, sondern auch viele lange, beschwerliche Märsche ersparen.

Am Morgen werden wir also zurückkehren und einen der Barren ausgraben, aber wir müssen sicher sein, daß keiner deiner Leute uns begleitet, denn keiner darf wissen, wo das Gold vergraben liegt.

So kam es denn, daß am nächsten Morgen der Spanier und Owaza zu dem vergrabenen Schatz zurückkehrten, wo sie einen einzelnen Barren wieder ausgruben.

Ehe sie den Fleck verließen, zeichnete sich der Spanier auf der Innenseite des Leopardenfells, das er über der Schulter trug, eine genaue Karte von der Lagerstätte des Schatzes, wobei er die Striche mit einem spitzen Stöckchen zog, den er in das Blut eines kleinen zu diesem Zweck getöteten Nagetiers tauchte. Von Owaza ließ er sich die Namen der Eingeborenen für den Fluß und für solche Landmarken geben, die von dem Versteckplatz des Schatzes aus sichtbar waren. Dazu schrieb er so gut als möglich Angaben, wie die Stelle von der Küste aus zu erreichen sei.

*

Als Jane Clayton die Küste erreicht hatte und Überfahrt nach London nehmen wollte, fand sie eine Kabelnachricht vor, die ihr sagte, ihr Vater sei gänzlich außer Gefahr und es bestehe für sie keinerlei Notwendigkeit, zu ihm zu kommen. Nach einigen Ruhetagen machte sie sich wieder auf den Rückweg. Als sie endlich wieder beim Bungalow eintraf, erfuhr sie zu ihrer Bestürzung, daß Tarzan von seinem Zuge nach der Stadt Opar und dem Golde der Schatzkammer noch nicht zurück war. Sie fand Korak offenbar sehr erregt, aber keineswegs geneigt, an der Fähigkeit seines Vaters, für sich selbst zu sorgen, zu zweifeln. Mit Bedauern hörte sie auch vom Entweichen des goldenen Löwen, denn sie wußten, wie Tarzan an dem edlen Tier hing.

Als dann zwei Tage später die Waziri von Tarzans Begleitung ohne ihn zurückkamen, machte sie sich doch Sorge um ihren Gatten. Sie fragte die Leute sorgfältig aus, und als sie erfuhr, daß Tarzan einen neuen sein Gedächtnis in Mitleidenschaft ziehenden Unfall erlitten habe, entschloß sie sich sofort, auf die Suche nach ihm zu gehen.

Korak versuchte erst, es ihr auszureden, dann bestand er darauf, sie zu begleiten.

Wir können nicht alle gleichzeitig weg sein, sagte sie. Du mußt hierbleiben, mein Sohn. Wenn es mir fehlschlägt, komme ich zurück, und dann kannst du gehen.

Ich kann dich nicht allein gehen lassen, Mutter, entgegnete Korak.

Die Waziri gehen mit mir, ich bin nicht allein, erklärte sie lachend.

Ja, ja, das weiß ich, erwiderte er, aber ich möchte lieber, ich ginge selbst, oder Meriem wäre hier.

Ja, ich möchte auch gerne, daß Meriem hier wäre, antwortete Lady Greystoke. Aber mache dir keine Gedanken. Du weißt, wenn meine Dschungelkenntnis auch nicht an die von Tarzan oder von Korak heranreicht, so ist sie doch nicht zu verachten, und in Gesellschaft der treuen Waziri bin ich vollkommen sicher.

Trotz Koraks Einwänden zog Jane Clayton am nächsten Morgen mit fünfzig Wazirikriegern aus, um ihren Gatten zu suchen.

*

Als Esteban und Owaza nicht, wie sie versprochen hatten, zum Lager zurückkehrten, dachten die anderen zwar nicht an den Spanier, aber sie fürchteten, Owaza könnte etwas zugestoßen sein, so daß er sie nicht mehr sicher an die Küste führen könne. Denn er allein schien befähigt, die mürrischen und meuterischen Träger zu behandeln. Die Neger neigten mehr der Ansicht zu, daß er und Esteban sie vorsätzlich verlassen hatten. Luvini, der in Owazas Abwesenheit als Häuptling fungierte, hatte seine eigene Erklärung dafür.

Owaza und der Bwana sind allein zu den Elfenbeinjägern gegangen. Durch Schlauheit können sie ebensoviel erreichen, wie wir durch Gewalt, und sie brauchen das Elfenbein dann nur zu zweien unter sich zu teilen. Aber wieso können zwei Leute eine ganze Räuberbande überwältigen? fragte Flora zweifelnd.

Du kennst Owaza nicht, antwortete Luvini. Wenn er an die Ohren der Sklaven kommen kann, wird er sie für sich gewinnen, und wenn die Araber sehen, daß es Affentarzan ist, der Owaza begleitet und an der Spitze der sich empörenden Sklaven kämpft, dann werden sie voll Schrecken fliehen.

Ich glaube, er hat Recht, brummte Kraski, es sähe dem Spanier gerade ähnlich. Er wandte sich kurz an Luvini. Kannst du uns nach dem Lager der Räuber führen? fragte er.

Ja, entgegnete der Neger.

Gut, rief Kraski, und nun, Flora, was hältst du von folgendem Plane. Wir wollen einen Eilboten zu den Räubern senden und sie vor Owaza und dem Spanier warnen, wobei wir ihnen mitteilen, daß der letztere gar nicht Affentarzan, sondern ein Betrüger ist. Wir können sie bitten, die zwei festzunehmen und festzuhalten, bis wir kommen, und wenn wir dann dort sind, können wir unsere weiteren Pläne den Umständen anpassen. Wahrscheinlich können wir unseren ursprünglichen Plan noch durchführen, wenn wir ihr Lager als Freunde betreten haben.

Die Sache klingt nicht übel, erwiderte Flora, und schurkisch genug ist sie auch. Sie paßt zu dir.

Der Russe errötete. »Gleiche Brüder, gleiche Kappen«, zitierte er.

Das Mädchen zuckte gleichgültig die Achseln, aber Bluber, der mit Peebles und Throck stiller Zuhörer gewesen war, kam in Wärme.

Was meinen Sie vielleicht mit gleichen Brüdern? fragte er empört. Wer war ein Ganef? Ich sage Ihnen, Mister Carl Kraski, ich bin en ehrenhafter Mann, das ist e Ding, was soll nachsagen niemand Adolf Bluber, daß er is e Spitzbube.

Oh, halt die Klappe, fuhr ihn Kraski an. Diese Kerle haben das Elfenbein gestohlen und eine Menge Leute umgebracht. Außerdem haben sie dabei noch Sklaven gemacht, die wir befreien.

Oh, wie heißt, sagte Bluber, soweit ist die Sache edel und lobenswert, nu, schon recht, aber nicht wahr, Mister Kraski, vergessen Sie nicht, daß ich bin en anständiger Mann.

Verflucht nochmal! rief Throck. Wir sind alle die Anständigkeit selbst. Hab in meinem ganzen Leben noch kein solch sanftes Paketchen Pfaffen beisammen gesehen.

Klar, daß wir anständig sind, brüllte John Peebles. So sind wir und so ist es!

Das Mädchen lächelte etwas mühsam. Man findet überall nur anständige Leute, sagte sie. Aber wir müssen über Kraskis Vorschlag abstimmen. Wir sind unser fünf. Dafür oder nicht?

Werden uns die Leute begleiten? fragte Kraski, sich an Luvini wendend.

Wenn ihnen ein Anteil am Elfenbein versprochen wird, werden sie es tun, entgegnete der Schwarze.

Wieviele sind für Carls Plan? fragte Flora.

Eine halbe Stunde später wurde ein Läufer mit einem Briefe nach dem Räuberlager abgesandt. Bald danach schlug die Abteilung das Lager ab und nahm nach der gleichen Richtung den Marsch auf.

Als sie eine Woche später das Lager der Räuber erreichten, fanden sie, daß ihr Bote unbehindert dort angelangt war. Esteban und Owaza hatten sich nicht sehen lassen. Die Araber zeigten sich daher mißtrauisch, weil sie fürchteten, die ihnen gesandte Botschaft sei nur eine List gewesen, um einer beträchtlichen Anzahl Weißer und bewaffneter Schwarzer sicheren Eingang in ihre Verschanzung zu gestatten.

Jane Clayton und ihre Waziri zogen eilig vorwärts und nahmen an dem Lager, wo die Waziri das letztemal den falschen Affentarzan gesehen hatten, die Fährte der Safari von Flora Hawkes auf. Viel rascher als diese vordringend, schlug Jane mit den Waziri etwa eine Meile von den Räubern entfernt ihr Lager auf. Eine Woche schon war die Abteilung von Flora Hawkes eingetroffen, aber sie blieb immer noch, um auf das Kommen von Owaza und Esteban zu warten oder um einen günstigen Augenblick zum verräterischen Angriff auf die Araber zu erspähen. In der Zwischenzeit hatten Luvini und ein paar andere erfolgreich Empörungsgelüste unter den Sklaven der Araber erregt. Dabei schwieg sich Luvini gegenüber Flora Hawkes wohlweislich über das Gedeihen seines eigenen kleinen Sonderplanes aus, der, außer der Empörung der Sklaven und der Tötung der Araber, noch die Niedermachung aller Weißen im Lager außer Flora vorsah; diese wünschte Luvini selbst zu behalten oder an irgendeinen schwarzen Sultan im Norden zu verkaufen. Erst wollte er die Araber mit Hilfe der Weißen niedermachen, dann sollten diese selbst an die Reihe kommen, sobald ihnen ihre Leibdiener die Waffen gestohlen hatten.

Luvini hätte seinen Plan mit Leichtigkeit durchführen können, wäre nicht die Ergebenheit eines schwarzen Knaben gewesen, der Flora Hawkes zur persönlichen Bedienung zugeteilt war.

Obgleich die junge weiße Frau bei der Befriedigung ihrer Habsucht und Gier keine Grenzen kannte, war sie doch als Herrin gütig und nachsichtig. Die Güte, mit der sie den kleinen Schwarzen behandelt hatte, trug jetzt Zinsen.

Luvini hatte sie nachmittags benachrichtigt, daß alles bereit sei und daß die Meuterei der Sklaven und die Ermordung der Araber unmittelbar nach Eintritt der Dunkelheit vor sich gehen sollte. Die Habgier der Weißen war schon längst durch die reichen Elfenbeinvorräte erregt, so daß sie alle mehr als ungeduldig auf den letzten Schritt der Verschwörung warteten.

Eben vor der Abendmahlzeit kroch der kleine Negerjunge in Floras Zelt.

Was gibt es denn? fragte sie.

Sst! warnte er. Bringe mir dein Ohr nahe, damit ich dir leise sagen kann, was Luvini vorhat.

Was meinst du da? rief Flora mit gedämpfter Stimme. Sobald die Araber getötet sind, wird Luvini Befehl geben, alle weißen Männer zu töten und dich gefangen zu nehmen. Er will dich selbst behalten oder für eine große Summe Geld nach dem Norden verkaufen.

Aber woher weißt du das alles? fragte das Mädchen.

Alle Schwarzen im Lager wissen es, erwiderte der Knabe. Ich soll dein Gewehr und deine Pistole stehlen, genau wie jeder andere der Boys die Waffen seines weißen Masters zu stehlen hat.

Das Mädchen sprang auf die Füße. Dem Nigger will ich aber eine Lektion erteilen, rief sie, griff nach der Pistole und schritt auf die Lappen des Zelteingangs zu.

Der Knabe umklammerte ihre Knie und hielt sie fest. Nein, nein! schrie er. Sage nichts. Sie würden sonst die Weißen vorher töten und dich dennoch gefangennehmen. Jeder im Lager ist gegen euch. Luvini hat versprochen, daß das Elfenbein im Lager unter alle gleichmäßig verteilt werden soll. Sie sind schlagbereit, und wenn du Luvini bedrohst, werden sie sofort über euch herfallen.

Was soll ich denn dann tun? fragte sie ratlos.

Du mußt mit den Weißen in die Dschungel zu entkommen suchen. Nicht einmal ich kann dich begleiten.

Das Mädchen sah den Kleinen eine Zeitlang an. Endlich sagte sie: Gut, ich will tun, was du sagst. Du hast mein Leben gerettet, vielleicht kann ich dich nie dafür belohnen, vielleicht kommt noch einmal der Tag. Geh jetzt, ehe wir Argwohn erregen.

Der Schwarze kroch unter der Rückwand hinaus, damit ihn keiner seiner Genossen sah, da diese den Zelteingang genau sehen konnten. Flora ging danach wie zufällig über den Platz und begab sich zu dem Zelt, das der Russe und Bluber gemeinsam bewohnten. Sie fand die beiden vor und teilte ihnen flüsternd mit, was ihr der Schwarze gesagt hatte. Kraski rief Peebles und Throck, und sie beschlossen, sich keinen Argwohn merken zu lassen. Die Engländer wollten sich einfach auf die Schwarzen stürzen und sie niederschießen, aber Flora Hawkes redete es ihnen aus.

Bluber schlug vor, den Arabern Mitteilung zu machen, um dann mit vereinten Kräften eine möglichst starke Stellung im Lager zu suchen und das Feuer auf die Schwarzen zu beginnen, ohne erst deren Angriff abzuwarten.

Aber Flora Hawkes war wieder dagegen. Das hat keinen Zweck, sagte sie, die Araber sind innerlich ebensosehr unsere Feinde wie die Schwarzen. Wenn wir wirklich die Nigger mit Erfolg unterbekommen würden, dann erführen die Araber unseren Plan gegen sie, und von da ab würde unser Leben nicht soviel wert sein. Dabei schnappte sie mit den Fingern.

Flora hat Recht, wie gewöhnlich, grollte Peebles. Aber wie, zum Teufel, sollen wir uns in der Dschungel hier herumdrücken, wenn wir keine Nigger haben, die für uns jagen und kochen und die Sachen tragen und den Weg suchen? Das möcht' ich einmal wissen. So sind wir, so ist es!

Ich taxiere, es bleibt uns weiter nichts übrig, sagte Throck, aber verdammt will ich sein, wenn mir das gefällt, vor diesen Niggern davonzulaufen.

In diesem Augenblick ließ sich aus weiter Entfernung das rollende Brüllen eines Löwen hören.

Oh! Oh! jammerte Bluber. Wir sollen allein in die Dschungel hinaus? Gott der Gerechte! Ebensogut kann ich hier bleiben und mich gleich töten lassen.

Sie werden dich nicht so einfach sterben lassen, sagte Kraski. Sie werden dich langsam zu Tode schinden.

Bluber rang die Hände und der Angstschweiß lief ihm über sein fettes Gesicht. Oh, wozu hab ich das getan? Warum hab ich das gemacht? winselte er. Für was bin ich nicht geblieben zu Hause in London, wo ich hingehöre?

Halt den Mund! fuhr ihn Flora an. Uns bleibt nur ein Ausweg, wir müssen warten, bis der Angriff auf die Araber beginnt. Wir haben immer noch unsere Waffen, die sie uns erst nach der Niedermachung der Araber stehlen wollen. In der Verwirrung des Kampfes müssen wir in die Dschungel zu entkommen suchen, und dann –, ja, Gott weiß, was dann wird.

Einen Augenblick später kam Luvini. Bwanas, es ist alles bereit, sagte er. Sobald die Abendmahlzeit eingenommen ist, werdet ihr einen Schuß hören. Dann beginnt, auf die Araber zu feuern.

Gut, sagte Kraski, wir werden unsere Stellung am Tore nehmen, um etwaiges Entkommen zu verhindern.

Es ist gut, sagte Luvini, aber du mußt hier bleiben. Er sprach zu Flora. Es wäre nicht sicher für dich, wenn du dich in der Nähe des Kampfes befinden würdest. Bleibe hier in deinem Zelte.

Schon recht, sagte Flora, ich werde mich an einer geschützten Stelle aufhalten.

Der Schwarze ging befriedigt und bald darauf saß das Lager bei der Abendmahlzeit. Über dem ganzen Lager herrschte eine Atmosphäre der Spannung und der höchsten Nervenerregung, die selbst den Arabern auffallen mußte. Bluber konnte vor Angst nicht essen und sah sich bleich und zitternd im Lager erst nach den Schwarzen, dann nach den Arabern, schließlich nach dem Tore um, während er dasaß und auf den Schuß wartete, der das Zeichen zum Gemetzel gab, für ihn das Zeichen, daß er hinaus in die Dschungel mußte, wo er sicher die Beute eines Löwen zu werden meinte.

Peebles und Throck aßen ihr Mahl mit größter Ruhe, was Bluber besonders ärgerte. Kraski, dessen Veranlagung übernervös war, aß wenig, obgleich er kein Zeichen von Furcht von sich gab. Ebensowenig ließ Flora etwas merken, trotzdem sie sich über die Hoffnungslosigkeit ihrer Lage klar war.

Die Dunkelheit brach herein. Einige der Schwarzen und die Araber waren noch beim Essen, als die Stille plötzlich durch den scharfen Peitschenknall eines Gewehres unterbrochen wurde. Einer der Araber sank lautlos zu Boden. Kraski sprang auf und packte Flora am Arme. Komm! rief er.

Bluber, dessen Füßen die Angst Flügel lieh, voran, Peebles und Throck hinter ihnen her, so eilten sie nach dem Tor der Palisade.

Die Luft erfüllte sich mit dem heiseren Schrei der Kämpfenden und dem Geknatter der Gewehre. Die Araber, obgleich nur ein Dutzend an der Zahl, hielten sich nicht schlecht, so daß sich ein ordentliches Gefecht entspann, und da sie weit bessere Schützen als die Schwarzen waren, war der Ausgang des Kampfes noch unentschieden, als Kraski das Tor öffnete und mit den übrigen Weißen in die Dschungelnacht hinausfloh.

Der Ausgang des Kampfes im Lager konnte nicht gut anders sein, als er war, denn die Schwarzen waren den Arabern an Zahl so sehr überlegen, daß sie schließlich doch trotz ihres jämmerlichen Schießens, den letzten der Nomaden aus dem Norden durch einen Zufallstreffer niederstreckten. In diesem Augenblick entdeckte Luvini die Flucht der Weißen. Zwei Umstände waren ihm sofort klar. Erstlich, daß ihn jemand verraten haben mußte, und zweitens, daß die Weißen noch nicht weit gekommen sein konnten.

Er rief seine Krieger um sich und stellte ihnen vor, daß die Weißen, wenn man sie entkommen ließe, gelegentlich mit Verstärkung zur Bestrafung der Schwarzen zurückkommen würden. Damit überzeugte er seine Genossen, die nunmehr auf zweihundert Krieger angewachsen waren, von der Notwendigkeit, sich alsbald an die Verfolgung der Flüchtlinge zu machen und sie einzuholen, ehe sie ein Dorf erreichten, zumal das nächste nur einen Tagesmarsch entfernt war.


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