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Der Tod schleicht hinterdrein

Am gleichen Nachmittage, an dem Tarzan das Lager der Verschworenen entdeckte, sah der Wächter auf dem verfallenden Außenwall der Ruinenstadt Opar eine Abteilung Männer vom jenseitigen Höhenzug ins Tal herunterziehen. Außer Tarzan, Jane Clayton und deren Waziri hatten die Bewohner von Opar niemals Fremde erblickt. Doch war seit urdenklichen Zeiten eine ständige Wache auf der Zinne der Außenmauer. Ein einziges verkrüppeltes, kaum menschenähnliches Wesen war alles, was noch an die zahlreichen, hochgewachsenen Krieger der verlorenen Atlantis erinnerte. Im Laufe der Jahrtausende war die Rasse mehr und mehr gesunken, bis schließlich durch gelegentliche Vermischung mit den Riesenaffen die Männer zu den tiergleichen Geschöpfen des nunmehrigen Opar geworden waren. Aber die Entartung dieses Volkes hatte sich auf die Männer beschränkt, während den Frauen die wohlgeformte Gestalt und freundliche, selbst schöne Gesichtszüge geblieben waren.

Der einsame Wächter auf der äußeren Stadtmauer von Opar war ein kurzer, stämmiger Bursche mit filzigem Haar und Bart. Kleine, eng zusammenstehende Augen und wie Fänge aussehende Zähne bezeugten seine Abstammung von einer Ahnenreihe aus Affen so entschieden wie seine kurzen krummen Beine und die affenartig langen, muskulösen Arme, die wie sein ganzer Körper mit spärlichen Haaren bedeckt waren.

Die Fremden waren noch zu weit entfernt, um als Menschen erkennbar zu sein, und ihre Anzahl ließ sich bei oberflächlicher Schätzung auf etwa zwei bis drei Dutzend annehmen. Aber sobald der Wächter über diese zwei Umstände sicher war, stieg er von der Zinne herab, setzte sich auf der breiten Straße jenseits der Mauer in munteren Trab und verschwand hinter den verfallenden Tempelbauten.

Cadsch, der Hohepriester von Opar, hockte unter dem Schatten eines der riesigen Bäume, die den Garten des alten Tempels überdachten. Bei ihm saßen ein Dutzend Mitglieder der niederen Priesterschaft, die jetzt das plötzliche Hereinstürzen eines untergeordneten Angehörigen des Stammes von Opar höchlich überraschte. Der Bursche hastete atemlos zu Cadsch.

Cadsch, rief er, fremde Männer kommen nach Opar herunter. Vom Nordwesten aus über die absperrenden Höhenzüge hinweg haben sie das Tal betreten – es sind wenigstens fünfzig. Ich sah sie, als ich auf der Zinne der Außenmauer Wache hielt. Seit der große Tarmangani zu uns kam, sind keine Fremden mehr in Opar gewesen.

Es ist viele Monde her, seit der große Tarmangani, der sich Tarzan nannte, unter uns weilte, sagte Cadsch. Er versprach uns, noch vor der Regenzeit zurückzukehren, um zu sehen, ob La kein Leid geschehen sei, aber er kam nicht. La hat stets behauptet, daß er tot sei. Hast du einem anderen etwas von dem erzählt, was du gesehen hast? fragte er sich dann plötzlich wieder an den Boten wendend.

Nein, entgegnete dieser.

Gut, rief Cadsch. Kommt, wir wollen nach der Außenmauer gehen und sehen, wer es wagt, Opar zu betreten. Keiner von euch spreche ein Wort über das, was Blagh uns gemeldet hat. Der Hohepriester ging mit seinem Gefolge vom Garten nach der Außenmauer. Von dort aus beobachteten sie das Vorrücken des fremden Trupps, der sich nunmehr in voller Sicht befand. Die Aufpasser unterhielten sich in den leisen Kehltönen der Riesenaffen, zwischen die sie ab und zu andere Worte und Redensarten mischten, die zweifellos verstümmelte Formen der alten ererbten Sprache der Atlantis darstellten.

Aber während Cadsch und seine Begleiter nach den Fremden spähten, die sich mühsam im Scheine der untergehenden Äquatorsonne durch das felsige, zerklüftete Tal ihren Weg bahnten, erblickte sie auch ein kleiner Affe auf einem der Riesenbäume, die sich gewaltsam ihren Raum durch das Pflaster der alten Allee gebrochen hatten. Das feierlich dreinsehende Äffchen mit trübseligem Gesichtsausdruck war wie alle seiner Art von solcher Neugierde erfüllt, daß es seine Scheu vor den wilden Männern von Opar größtenteils überwand und sich zuletzt geschmeidig vom Baume herab auf das Pflaster schwang. Dann machte es sich durch das Tor der Innenmauer auf die Zinne der Außenmauer und suchte hinter einem der massiven Granitblöcke der verfallenden Wälle einen Posten, von dem aus es die Unterhaltung der Oparier belauschen konnte.

Der Abend neigte sich bereits, ehe die langsam vorrückende Abteilung nahe genug war, um einzelne Personen erkennen zu können. Jetzt rief einer der jüngeren Priester erregt:

Er ist es, Cadsch. Es ist der große Tarmangani, der sich Affentarzan nennt. Ich kann ihn deutlich erkennen. Die übrigen sind lauter Schwarze. Er treibt sie an, indem er sie mit dem Speer sticht. Sie stellen sich an, als ob sie voller Furcht und ganz erschöpft wären, aber er zwingt sie, vorwärts zu gehen.

Bist du sicher, fragte Cadsch, bis du ganz sicher, daß es Affentarzan ist?

Ich bin dessen sicher, erwiderte der Sprecher und ein weiterer der Priester bestätigte die Wahrnehmungen seines Genossen. Endlich waren die Fremden so nahe, daß selbst Cadsch, dessen Augen nicht mehr so gut waren wie die seiner jüngeren Begleiter, erkannte, es sei Affentarzan.

Tarzan darf Opar nicht betreten, rief jetzt Cadsch. Eilt und holt hundert Kriegsleute. Wir wollen ihnen entgegentreten, wenn sie durch die Tore der Außenmauer rücken, und sie einen nach dem andern erschlagen.

Aber was wird La sagen, rief einer. Ich weiß, daß La dem Affentarzan die Freundschaft Opars versprochen hat, als er sie vor nunmehr vielen Monden vor den Stoßzähnen des tollgewordenen Tantor rettete.

Still, grollte Cadsch, er darf nicht hereinkommen. Wir müssen sie alle töten, aber wir brauchen ihre Persönlichkeit nicht eher zu erkennen, als bis es zu spät ist. Versteht ihr wohl? Und merkt euch dazu, daß jeder, der meine Absichten zu durchkreuzen sucht, stirbt – und sollte er nicht als Opfer sterben, dann stirbt er von meinen Händen, aber er stirbt! Hörst du? Damit deutete er mit seinem Finger auf den zitternden Priester.

Manu, das lauschende Äffchen, war in höchster Erregung. Er kannte Affentarzan und wußte, daß er an ihm einen Freund und Beschützer hatte. Aber die Männer von Opar waren für ihn grausame Geschöpfe, die seinesgleichen aßen. Groß war daher seine Erregung über das Komplott gegen den großen Tarmangani. Er kratzte sich auf dem kleinen grauen Kopf, an der Schwanzwurzel und auf dem Bauche, suchte im Geiste das Gehörte zu verdauen, und legte sich in den Windungen seines kleinen Gehirns einen Plan zurecht, wie er den Priester anführen und Affentarzan retten könne. Er schnitt dem ahnungslosen Cadsch und seinen Begleitern groteske Grimassen, die aber völlig wirkungslos blieben, weil ein ungeheurer Granitblock den kleinen Affen vor ihnen verbarg. Von allen Vorfällen im Leben Manus war dieser der wichtigste. Am liebsten wäre er in die Höhe gesprungen, hätte getanzt, gekreischt und geschnattert, um die verhaßten Oparier zu beschimpfen und zu bedrohen, aber irgend etwas sagte ihm, daß ihn die Priester dann höchstens mit Steinen werfen würden. Nun ist Manu zwar kein tiefer Denker, aber bei dieser Gelegenheit bekam er es doch fertig, seine Gedanken auf den vorliegenden Gegenstand gesammelt zu halten, statt sich durch jedes raschelnde Blatt oder summende Insekt davon abbringen zu lassen.

Gerade bei Anbruch der Dunkelheit sah Cadsch in fünfzig Schritt Entfernung ein kleines graues Äffchen über die Mauer des Außenwalles verschwinden. Aber die Äffchen waren in den Ruinen Opars so zahlreich, daß der Vorfall ebenso rasch aus Cadschs Gedanken entschwand wie das Äffchen aus dem Gesichtskreis, und im hereinbrechenden Düster konnte er nicht beobachten, daß die kleine graue Gestalt von der Mauer aus über den Talgrund auf den Trupp der Eindringlinge zueilte, die am Fuße eines großen Kopjes haltmachten, das eine Meile von der Stadt entfernt im Tale allein stand.

Der kleine Manu fürchtete sich sehr, als er so allein draußen in der zunehmenden Dunkelheit war, und eilte mit hoch nach hinten gestrecktem Schwanze weiter. Alle Augenblicke warf er ängstliche Blicke nach rechts und links. Kaum hatte er das Kopje erreicht, als er so schnell er konnte, dessen Seite hinaufkletterte. Es war ein ungeheurer, jäher Granitfels mit fast lotrechten Wänden, die aber genug von der Witterung zerfressen waren, um Manu einen leichten Aufstieg zu ermöglichen. Auf dem Gipfel hielt er einen Augenblick an, um Atem zu schöpfen und das Klopfen seines kleinen Herzens sich beruhigen zu lassen. Dann nahm er seinen Weg rund herum nach einer Stelle, von der aus er auf den Trupp unten hinunterschauen konnte.

Wahrhaftig, da war der große Tarmangani Tarzan und bei ihm waren etwa fünfzig Gomangani, die eine Anzahl langer, gerader Stangen zusammenbanden, die sie in zwei parallelen Linien auf den Boden gelegt hatten. Quer über diese, in Abständen von einem Fuße oder mehr, banden sie kleine, etwa einen halben Meter lange, gerade Äste fest, bis das Ganze eine zwar rohe aber haltbare Leiter bildete. Was das alles sollte, konnte Manu natürlich nicht einsehen. Flora Hawkes reger Verstand hatte diese Sache als Mittel zur Ersteigung des steilen Kopje ausgedacht, dessen Gipfel den Eingang zu der Schatzkammer von Opar in sich barg. Manu konnte natürlich auch nicht wissen, daß der Trupp gar nicht die Absicht hatte, die Stadt Opar zu betreten, und daher auch nicht in Gefahr war, Opfer der verborgen liegenden Mörderbande Cadschs zu werden. Für ihn war Tarzan offenbar in Gefahr, also beeilte er sich, den Freund seines Volkes zu warnen.

Tarzan, schrie er in der Sprache, die ihnen beiden geläufig war.

Der Weiße und die Schwarzen sahen beim Klang seiner schnatternden Stimme auf.

Tarzan, fuhr das Äffchen fort, Manu warnt dich, nicht nach Opar zu gehen. Cadsch und seine Leute lauern hinter dem Außenwall, um euch zu töten.

Als die Schwarzen merkten, daß nur ein kleiner grauer Affe die Ursache der Störung war, machten sie sich wieder an ihre Arbeit, während der weiße Mann sich ebensowenig um seine Warnungsworte kümmerte. Manu war über diesen Mangel an Aufmerksamkeit bei den Schwarzen nicht überrascht, denn er wußte, daß diese seine Sprache nicht verstanden, aber daß Tarzan ihm keinerlei Aufmerksamkeit schenkte, ging über seine Begriffe. Wieder und wieder rief er ihn beim Namen. Wieder und wieder kreischte er dem Affenmenschen seine Warnung zu, ohne aus dem großen Tarmangani eine Antwort oder Mitteilung herauszulocken, daß er ihn gehört oder verstanden habe. Manu war wie vor den Kopf geschlagen. Was konnte Affentarzan gegen die Warnungen seines alten Freundes so gleichgültig gemacht haben?

Der kleine Affe gab es endlich auf und sah sehnsüchtig nach den Bäumen innerhalb von Opars Wällen. Mittlerweile war es ganz finster geworden und er zitterte bei dem Gedanken, das Tal wieder durchqueren zu müssen, in dem er seine Feinde bei Nacht auf der Streife wußte. Er kratzte sich am Kopf und schlang die Arme um die Knie, dann saß er winselnd da, ein völlig verlassenes, kleines Häufchen von Unglücksaffe. Aber so unbehaglich es auch auf dem hohen Kopje sein mochte, er war dort sicher und entschloß sich, lieber über Nacht oben zu bleiben, als den schauerlichen Rückweg in der Dunkelheit anzutreten. So sah er es denn mit an, wie die Leiter fertiggestellt und an die Wand des Kopje gelehnt wurde. Als dann der Mond aufging und die Szene beleuchtete, sah er, wie Affentarzan seine Leute zwang, die Leiter zu besteigen. Er hatte Tarzan noch nie so roh und grausam mit seiner schwarzen Begleitung umgehen sehen.

Mit offenbarem Widerstreben bestiegen die Schwarzen einer nach dem anderen die Leiter, wobei sie der scharfe Speer des weißen Mannes dauernd zu größerer Eile antrieb. Als sie alle oben waren, folgte Tarzan als letzter, und Manu sah, wie alle im Herzen des großen Felsens verschwanden.

Kurz Zeit später tauchten sie wieder auf. Jeder trug zwei schwere Gegenstände, die sie an die Kante des Felsens brachten und auf den Talgrund hinunterwarfen. Als dann der letzte Schwarze sich seiner Last entledigt hatte, stiegen alle wieder einzeln die Leiter hinab. Aber diesmal kam Affentarzan zuerst. Dann nahmen sie die Leiter weg, legten sie nahe an den Fuß des Felsens, nahmen ihre Lasten auf und folgten dem die Spitze nehmenden Tarzan auf seinen Weg zurück nach dem Talrande.

*

Manu mußte geschlafen haben. Er dachte, er habe nur für einen Augenblick die Augen geschlossen, aber als er sie wieder öffnete, breitete sich bereits das rosige Licht des Morgens über das verlassene Tal. Im Nordwesten konnte er eben die letzten von Tarzans Trupp gerade über den Felsklüften verschwinden sehen, als sie den Abstieg auf der anderen Seite der Höhe begannen. Dann wandte sich Manu nach Opar und schickte sich an, das Kopje hinabzuklettern und sich wieder nach seinen sicheren Bäumen innerhalb der Mauern von Opar zu begeben. Aber erst wollte er sich umsehen – Sheeta, der Leopard, konnte noch unterwegs sein, deshalb kletterte er rund um den Rand des Kopje bis an eine Stelle, von der aus er den ganzen Talgrund zwischen sich und Opar übersehen konnte. Da sah er aus dem verfallenen Außentor Opars ein volles Hundert der wilden Männer von Opar herausstürzen.

Sie schienen nach dem Kopje zu rücken, und Manu blieb sitzen und beobachtete ihr Anrücken, wobei er beschloß, seine Rückkehr nach der Stadt aufzuschieben, bis der Weg von den verhaßten Opariern wieder frei war. Dabei fiel ihm ein, sie könnten vielleicht seinetwegen kommen. Der Eigendünkel der niederen Tiere ist nämlich ungewöhnlich stark. Da er ein Affe war, schien ihm ein solcher Gedanke keineswegs lächerlich, so barg er sich denn hinter einem zackigen Felsblock und wies dem Feinde nur eines seiner kleinen glänzenden Augen. Er sah, wie jene immer näher kamen und seine Erregung wuchs. Näher und näher kamen sie, aber sie machten gar nicht am Kopje halt. Da dämmerte es im winzigen Gehirn des Äffchens: Cadsch und seine Leute waren auf der Verfolgung Affentarzans.

Manu hatte Tarzans Gleichgültigkeit von der Nacht zuvor längst vergessen; jetzt geriet er wegen der Gefahr, die er dem Affenmenschen drohen sah, in ebenso große Erregung wie am vorhergehenden Abend. Erst dachte er daran, vorauszulaufen und Tarzan wieder zu warnen, aber er wollte sich nicht so weit von den Bäumen Opars wegwagen. Ein paar Minuten hockte er aufmerksam da und wartete, bis alle am Kopje vorbei waren, dann wurde es ihm ganz klar, daß sie genau nach der Stelle zogen, an der er den letzten von Tarzans Leuten hatte verschwinden sehen – es konnte kein Zweifel darüber bestehen, daß sie den Affenmenschen verfolgten.

Manu kletterte mit der Gewandtheit seiner Gattung die senkrechte Wand des Kopje hinab und sauste nach der Stadtmauer davon. La, die Hohepriesterin und Fürstin von Opar, badete in Gesellschaft mehrerer ihrer Priesterinnen im Teiche der Tempelgärten, als sich ein kreischendes Äffchen vom Zweige eines großen, den Teich überschattenden Baumes an seinem Schwanze herunterhängen ließ und wild hin- und herschwang.

La, La, kreischte es, sie sind fort um Tarzan zu töten! Sie sind fort um Tarzan zu töten!

Beim Klang dieses Namens zeigte La im Nu gespannteste Aufmerksamkeit. Gürteltief im Wasser stehend sah sie zu dem Äffchen auf. Was meinst du, Manu? fragte sie. Viele Monde ist es her, seit Tarzan in Opar war. Er ist auch jetzt nicht hier. Wovon redest du?

Ich sah ihn, kreischte Manu. Letzte Nacht sah ich ihn mit vielen Gomangani. Er kam zum großen Felsen, der im Tale vor Opar liegt. Mit allen seinen Leuten erklomm er dessen Gipfel; sie traten ins Innere des Berges und kamen mit Steinen zurück, die sie ins Tal hinabwarfen. Nachher stiegen sie vom Felsen herab, sammelten die Steine wieder auf und verließen das Tal – dorthin, und dabei deutete Manu mit einem seiner kleinen behaarten Finger in die Richtung.

Woher weißt du, daß es Affentarzan war? fragte La.

Sollte Manu seinen Vetter und Freund nicht kennen? fragte das Äffchen. Mit eigenen Augen sah ich ihn. Es war Affentarzan.

La von Opar zog gedankenvoll die Brauen zusammen. Tief in ihrem Herzen glomm das Feuer ihrer großen Liebe zu Tarzan. Dies Feuer war nach dem letzten Wiedersehen mit dem Affenmenschen ausgelöscht worden, als die Notwendigkeit sie zwang, Cadsch zum Gemahl zu nehmen. Denn nach den Gesetzen von Opar muß die Hohepriesterin des Feuergottes innerhalb einer gewissen Reihe von Jahren nach ihrer Weihe einen Gatten nehmen. Viele Monate lang hatte sich La danach gesehnt, Tarzan zu diesem Gatten zu machen. Aber der Affenmensch hatte ihre Liebe nicht erwidert und schließlich war sie sich darüber klar geworden, daß er sie nicht lieben könne. Da hatte sie sich in ihr schreckliches Geschick gefunden, das sie in Cadsch Arme führte.

Als Monat auf Monat verging, ohne daß Tarzan, wie er versprochen hatte, nach Opar zurückkehrte, um zu sehen, ob La kein Leid geschehen sei, glaubte auch sie wie Cadsch, daß der Affenmensch tot sei, und obgleich sie den abstoßenden Cadsch darum nicht weniger haßte, schwand doch ihre Liebe zu Tarzan bis auf eine kummervolle Erinnerung. Die Nachricht, er lebe und sei so nahe gewesen, riß die alten Wunden wieder auf. Anfangs begriff sie nur, daß Tarzan nahe bei Opar gewesen war, aber Manus Gekreisch machte ihr begreiflich, daß dem Affenmensch Gefahr drohe.

Wer ist fort, um Affentarzan zu töten? fragte sie dann plötzlich.

Cadsch, Cadsch, schrie Manu. Er ist fort mit vielen, vielen Männern und folgt Tarzans Spur.

La sprang hastig aus dem Teich, entriß der Dienerin ihren Gürtel und ihre Schmucksachen, legte sie in aller Eile an und lief durch den Garten nach dem Tempel.


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