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Eine geheimnisvolle Sitzung

In einem Londoner Gasthaus zweiten Ranges saß eine überelegante junge Dame beim Essen. Sie fiel weniger durch ihr hübsches Gesicht und ihre schlanke Gestalt auf als durch die Erscheinung ihres Begleiters, eines riesigen und wohlgebauten Mannes Mitte der Zwanziger, der einen so üppigen Bart trug, daß es aussah, als ob er dahinter im Hinterhalt liege.

Die beiden war tief im Gespräch, und man merkte, daß die Unterhaltung gelegentlich zu erhitzten Auseinandersetzungen führte.

Ich sage dir, erklärte der Mann, ich sehe nicht ein, wozu wir die anderen brauchen. Warum sollen sie einen Anteil haben – weshalb in sechs Teile gehen lassen, was du und ich allein haben können?

Es gehört Geld dazu, um den Plan durchzuführen, erwiderte sie, und du hast so wenig wie ich. Sie haben es aber und werden uns damit den Rücken decken – mir für das, was ich weiß, dir für deine Erscheinung und deine Kräfte. Zwei Jahre lang haben sie nach dir gesucht, Esteban, und nun sie dich endlich gefunden haben, möchte ich nicht in deinen Stiefeln stehen, wenn du sie sitzen lässest. Jetzt, wo du alle Einzelheiten des Planes kennst, würden sie dir heute noch die Gurgel durchschneiden, wenn sie dächten, sie brauchten dich nicht mehr. Aber wenn du den Versuch machen willst, sie um ihren Gewinn zu bringen – sie machte eine Pause und schloß dann achselzuckend: Nein, mein Lieber, mein Leben ist mir zu lieb, als daß ich mich mit dir auf so etwas einließe!

Aber Flora, du lieferst alle Angaben und ich nehme alle Wagnisse auf mich – warum sollen wir nicht mehr als ein Sechstel davontragen.

Rede doch selbst mit ihnen darüber, sagte das Mädchen achselzuckend, aber wenn du auf meinen Rat hören willst, dann sei zufrieden mit dem, was dir angeboten ist. Ich habe für meinen Teil nicht nur die Angaben, ohne die sie nichts unternehmen können, ich habe noch obendrein dich gefunden, und doch verlange ich nicht mehr – ich muß mit meinem Sechstel ganz zufrieden sein. Aber du kannst mir glauben, wenn du die Sache nicht vermasselst, dann würde nur ein Sechstel von dem, was du herausholst, für uns alle zusammen schon bis an unser Lebensende genug sein, selbst wenn wir alle eines natürlichen Todes sterben.

Der Mann schien keineswegs überzeugt zu sein, und das junge Weib hatte das Gefühl, daß bei ihm Vorsicht am Platze war. Sie kannte eigentlich recht wenig von ihm und hatte ihn persönlich erst ein paarmal gesehen, seit sie ihn etwa zwei Monate vorher zum ersten Male auf der Leinwand eines Londoner Lichtspielhauses entdeckt hatte, als sein Konterfei die Rolle eines römischen Soldaten in der Garde der Prätorianer spielte.

Bei dieser Gelegenheit gaben ihm lediglich seine heldenhafte Größe und sein vollendeter Wuchs ein Anrecht auf Beachtung, denn seine Rolle war nur klein, und zweifellos war von all den Tausenden, die ihn auf der silbernschimmernden Fläche sahen, Flora Hawkes die einzige, die ein mehr als vorübergehendes Interesse an ihm nahm, und auch ihre Aufmerksamkeit wurde nicht durch seine schauspielerischen Fähigkeiten, sondern dadurch erweckt, daß sie mit ihren Spießgesellen seit zwei Jahren nach gerade dem Typus suchte, den Esteban Miranda so wunderbar genau verkörperte. Ihn dann wirklich in Person aufzufinden, schien immer noch schwer genug zu fallen, aber nach einem Monat scheinbar zwecklosen Suchens entdeckte sie ihn schließlich unter einem Dutzend müßiger Komparsen im Atelier einer kleineren Londoner Filmgesellschaft. Sie bedurfte weiter keines Mittels als ihres guten Aussehens, um seine Bekanntschaft zu machen, und während sie diese zur Vertraulichkeit reifen ließ, sagte sie ihm mit keinem Worte, was sie mit ihm zusammenbrachte.

Daß er ein Spanier aus augenscheinlich gutem Hause war, merkte sie. Daß er gewissenlos war, ließ sich aus der Raschheit schließen, mit der er sich bereit erklärte, an dem etwas dunklen Unternehmen teilzunehmen, dessen Grundzüge Floras Hirn entworfen hatte, während die Einzelheiten später von ihr und ihren vier Helfershelfern zusammen ausgesonnen worden waren.

Da sie wußte, daß er gewissenlos war, war sie sich auch darüber klar, daß er daran verhindert werden mußte, aus verfrühter Kenntnis ihres Planes Vorteil zu ziehen, obgleich er dessen Einzelheiten eines Tages doch erfahren mußte. Den Schlüssel zum Ganzen hatte sie bis zum gegenwärtigen Augenblick noch vollkommen für sich behalten, und keinem ihrer vier Genossen anvertraut.

Einige Zeitlang saßen sie schweigend da und spielten mit den leeren Gläsern, aus denen sie getrunken hatten. Als sie plötzlich aufsah, fand sie seinen Blick auf sich gerichtet und bemerkte einen Ausdruck in seinen Augen, dessen Bedeutung auch eine weniger raffinierte Frau als Flora Hawkes leicht hätte deuten können.

Du kannst mich zu allem bringen, was du willst, Flora, sagte er, denn wenn ich mit dir zusammen bin, dann vergesse ich das Geld und denke nur noch an jene andere Belohnung, die du mir stets verweigerst, die ich mir aber eines Tages doch gewinnen werde.

Liebe und Geschäft passen schlecht zusammen, erwiderte das Mädchen. Warte bis wir in unserem Vorhaben Erfolg gehabt haben, Esteban, dann können wir von Liebe reden.

Du liebst mich nicht, flüsterte er heiser. Ich weiß es – ich habe es gesehen – daß dich jeder der anderen liebt. Das ist der Grund, weshalb ich sie alle hassen könnte. Aber wenn ich denken müßte, daß du einen von ihnen wieder liebst, dann würde ich ihm das Herz aus dem Leibe reißen. Manchmal dachte ich schon, du liebtest einen davon – bald den, bald einen anderen. Du bist viel zu intim mit ihnen, Flora. Ich habe zugesehen, wie dir John Peebles die Hände gedrückt hat, als er glaubte, es bemerke keiner, und wenn Dick Throck mit dir tanzt, dann drückt er dich viel zu eng an sich, und ihr tanzt Wange an Wange. Ich sage dir, Flora, ich schätze das nicht, und eines schönen Tages vergesse ich alles von dem Golde und denke nur noch an dich, und dann geschieht ein Unglück und es sind nicht mehr so viele, um die Goldbarren, die ich aus Afrika holen muß, zu teilen. Und was Bluber und Kraski betrifft, so sind sie beinahe ebenso schlimm. Vielleicht ist sogar Kraski der Schlimmste von allen, denn der Kerl sieht gut aus und mir paßt die Art nicht, mit der du ihn verliebt anguckst.

Ist das etwa Ihre Sache, Sennor Miranda, wen ich mir zum Freunde wähle, oder wie ich meine Freunde behandle oder wie sie mich behandeln? Ich möchte Ihnen denn doch klarmachen, daß ich diese Herren seit Jahren kenne, während ich mit Ihnen erst seit ein paar Wochen bekannt bin, und wenn irgend jemand ein Recht dazu hätte, mir mein Benehmen vorzuschreiben, was, Gott sei Dank, nicht der Fall ist, dann wäre es eher einer von ihnen als Sie!

Seine Augen blitzten grimmig.

Es ist, wie ich es mir gedacht habe! rief er. Du liebst einen von ihnen. Er erhob sich halb und lehnte sich drohend über den Tisch zu ihr hinüber. Laß mich nur herausfinden, wer es ist, dann reiße ich ihn in Stücke!

Er fuhr sich mit den Fingern durch das lange schwarze Haar. Ein Licht flammte in seinen Augen, das dem Mädchen einen kalten Schauder im Herz verursachte. Er sah aus wie ein zeitweilig seiner Vernunft Beraubter.

Komm, komm, Esteban, flüsterte sie weich, es ist kein Grund vorhanden, daß du dich wegen nichts in eine solch tobsüchtige Wut hineinarbeiten solltest. Ich habe ja gar nicht gesagt, daß ich einen von ihnen liebe, und ebensowenig habe ich gesagt, daß ich dich nicht liebe, aber ich bin an diese Art Werbung nicht gewöhnt. Vielleicht lieben eure spanischen Sennoritas das, aber ich bin ein englisches Mädchen, und wenn du mich wirklich liebst, dann behandle mich so, wie mich ein englischer Anbeter behandeln würde.

Du hast ja wohl nicht gesagt, daß du einen von diesen anderen liebst – nein, aber andererseits hast du auch nicht erklärt, daß du keinen von ihnen liebst – sage mir, Flora, welcher von ihnen ist es, den du liebst?

Seine Augen glühten immer noch und seine riesige Gestalt zitterte vor unterdrückter Leidenschaft.

Ich liebe keinen von ihnen, Esteban, erwiderte sie, ebensowenig wie ich vorläufig dich liebe. Aber ich könnte es, Esteban, soviel kann ich dir sagen. Ich könnte dich lieben, Esteban, wie ich keinen anderen lieben könnte, aber ich lasse es nicht soweit kommen, ehe du nicht zurück bist und wir freie Bahn haben, zu leben, wo und wie wir wollen. Dann, vielleicht – aber selbst für diesen Fall gebe ich kein bindendes Versprechen.

Es wäre besser, du gäbst dieses Versprechen, sagte er immer noch mürrisch, obgleich augenscheinlich etwas besänftigt.

Still, warnte sie, da kommen sie gerade. Zeit wird es dazu, sie kommen eine volle halbe Stunde zu spät.

Der Mann folgte ihrem Blick mit den Augen und die beiden erwarteten die vier Männer, die eben das Speisehaus betraten. Zwei davon waren offenbar Engländer – dicke, vollfleischige Kerle aus dem unteren Mittelstand, denen man auf den ersten Blick den ehemaligen Preisboxer ansah. Der dritte, Adolph Bluber, war ein untersetzter, fetter Holländer, mit kugelrundem, rotem Gesicht und einem feisten Nacken. Der letzte, der Jüngste, sah am besten aus. Sein glattes Gesicht, die helle Farbe und die großen dunklen Augen hätten allein schon genügend Gründe für die Eifersucht Mirandas abgegeben, aber dazu kam noch ein Schopf lockigen, braunen Haares, die Gestalt eines griechischen Gottes und die Grazie eines russischen Tänzers, der Carl Kraski auch in der Tat war, wenn er nämlich Lust hatte, mehr zu sein als nur Spitzbube.

Bier, rief Peebles, der auf den Tisch schlug, um die Aufmerksamkeit des Kellners auf sich zu lenken. Bier her!

Zunächst sprachen sie über zufällige Nebendinge. Aber sobald sich der Kellner zurückgezogen hatte, tranken sie Flora zu, denn mit dieser Zeremonie begannen sie stets, zum Zeichen, daß es ernst wurde.

So, rief Peebles, und schlug mit seiner fleischigen Faust auf den Tisch, da sind wir also; so ist es. Alles haben wir, Flora – die Pläne, das Geld und » Sennor« Miranda – wir sind fix und fertig, mein Schätzchen, nun raus mit deinem Teil.

Wieviel Geld habt ihr? fragte Flora. Wenn ihr nicht genug für die Durchführung habt, brauchen wir gar nicht erst anzufangen.

Peebles wendete sich zu Bluber. Da, sagte er, mit einem Wurstfinger auf ihn deutend, da sitzt der geschätzte Schatzmeister. Der kann dir sagen, wieviel wir haben, der fette Holländer.

Bluber lächelte ölig und rieb seine fetten Hände. Na schön, Miß Flora, sagte er, wieviel denken Sie wohl, daß wir haben müssen?

Mindestens zweitausend Pfund, wenn wir sicher gehen wollen, erwiderte sie rasch.

Oh, oh, rief Bluber aus. Aber das ist ein Haufen Geld – zwei – tausend – Pfund! Oh! oh!

Das Mädchen machte eine mißvergnügte Gebärde. Ich habe euch von Anfang an gesagt, daß ich mit einer Rotte von Knickern nichts zu tun haben will. Ich sage euch, wenn ihr nicht Geld genug habt, um das Ding anständig durchzuführen, gebe ich euch weder die Karte noch die Angaben, und ohne die könnt ihr niemals die Gewölbe erreichen. Wenn nur die Hälfte von dem wahr ist, was ich habe erzählen hören, dann steckt genug Gold drin, um unsere ganze, hübsche, kleine Insel hier zu kaufen. Ihr könnt ruhig hingehen und euer Geld hinauswerfen, aber bei mir müßt ihr erst mal beweisen, daß ihr wenigstens zweitausend Pfund zum Ausgeben habt, ehe ich die Angaben herausrücke, die euch zu den reichsten Leuten der Welt machen.

Er hat das Geld schon, sagte Peebles, komm endlich zur Sache.

Kann sein, daß er es hat, aber ich will es erst sehen, erwiderte das Mädchen.

Was Sie nicht denken, schrie Bluber. Schlepp' ich vielleicht all das Geld immer in meiner Tasche?

Kannst du nicht sein Ehrenwort dafür nehmen? brummte Throck.

Ihr seid nette Brüder, erwiderte sie. Ehrenwort! Mir so was zuzumuten! Aber meinetwegen, ich will Carl beim Wort nehmen. Wenn er mir versichert, daß ihr es habt, und daß es zur Deckung aller für unsere Unternehmung nötigen Unkosten gezahlt werden kann und wird, dann will ich ihm Glauben schenken.

Peebles und Throck machten finstere Gesichter und Mirandas Augen zogen sich zu zwei schmalen, boshaften Schlitzen zusammen, als er seinen Blick auf den Russen richtete. Bluber war ganz und gar nicht betroffen. Kraski dagegen lachte so selbstzufrieden, daß des Spaniers Blut in zornige Wallung geriet.

Bluber hat das Geld, Flora, sagte er. Jeder von uns hat seinen Anteil eingezahlt. Wir wollen Bluber zum Kassierer machen, weil wir wissen, daß er den armseligsten Pfennig ausquetscht, bis er schreit, ehe er ihn ausläßt. Wir haben die Sache jetzt so geplant, daß wir paarweise von London abreisen.

Er zog eine Karte aus der Tasche, die er entfaltete und vor sich auf den Tisch legte. Mit seinem Finger deutete er auf einen mit einem Kreuz bezeichneten Punkt. Hier wollen wir uns wieder treffen und unsere Ausrüstung zusammenstellen. Bluber und Miranda gehen zuerst, dann kommen Peebles und Throck. Um die Zeit, wenn du und ich ankommen, wird alles bereit sein, um unmittelbar nach dem Inneren zu ziehen, wo wir, abseits vom begangenen Weg und unserem Ziel so nahe als möglich, ein festes Lager aufschlagen. Miranda wird sich inzwischen mit seinem Backenbart die Zeit vertreiben, bis er soweit ist, um den letzten Akt dieses langen Stückes zu spielen. Soweit ich weiß, ist er ja gut auf seine Rolle eingespielt und kann den Betreffenden vollendet darstellen.

Soll das heißen, fragte Miranda, dessen zorniges Stirnrunzeln seine sanfte Stimme Lügen strafte, daß sie mit Miß Hawkes allein reisen?

Jawohl, erwiderte der Russe, wenn Sie nicht schwer von Begriff sind.

Der Spanier erhob sich hinter dem Tisch und lehnte sich drohend über ihn Kraski entgegen. Das Mädchen, das ihm zunächst stand, packte ihn am Rock.

Genug davon! sagte sie und zerrte ihn auf seinen Stuhl zurück. Wir haben schon zuviel davon zwischen euch gehabt. Wenn noch mehr vorfällt, lasse ich euch alle sitzen und suche mir passendere Gefährten für meine Unternehmung.

Jawohl, schließt sie aus; so sind wir! So ist es! rief Peebles kriegerisch.

John hat recht, sagte Throck in seinem rollenden Baß, und ich setze auf ihn. Flora hat auch recht, auf sie setze ich auch. Und wenn noch welche was wollen, verflucht, wenn ich nicht ein paar von euch geschniegelten Burschen verdresche. Dabei sah er erst Miranda und dann Kraski an.

Nu, besänftigte Bluber, wollen wir uns alle die Hand schütteln und gute Freunde sein.

Richtig, rief Peebles, das ist ein Wort. Gib ihm die Hand, Esteban. Komm, Carl, begrab das Kriegsbeil. Unsere Sache können wir nicht mit Zwist anfangen. So ist es!

Der Russe, der sich seiner Stellung bei Flora sicher war und deshalb großmütige Empfindungen hegte, streckte über den Tisch weg dem Spanier seine Hand entgegen. Esteban zögerte noch einen Augenblick.

Komm, Mann, nimm sie! knurrte Throck, oder du kannst wieder an dein Geschäft als Statist gehen, verflucht noch einmal, und wir suchen uns einen anderen für deine Arbeit und zum Kippe machen.

Plötzlich erhellte ein liebenswürdiges Lächeln das finstere Gesicht des Spaniers. Er streckte rasch seine Hand aus und faßte die Kraskis. Du mußt schon entschuldigen, sagte er, ich bin eben heißblütig, aber es hat nichts auf sich. Miß Hawkes hat recht, wir müssen alle gut Freund sein. Hier ist meine Hand darauf, Kraski.

Schon recht, sagte Kraski, und mir sollte es leid tun, wenn ich dich gekränkt hätte. Er vergaß aber, daß der andere ein Schauspieler war. Hätte er ihm recht ins Herz blicken können, dann würde ihm bange geworden sein.

Und nun, wo wir alle gute Freunde sind, sagte Bluber mit salbungsvollem Händereiben, warum sollen wir nicht alles gleich genau festlegen? Miß Flora, Sie geben mir die Karte und die Angaben, und wir fahren sofort ab.

Carl, gib mir einen Bleistift, sagte das Mädchen. Als ihr der Mann diesen gereicht hatte, suchte sie auf der Karte in einiger Entfernung landeinwärts von dem mit einem Kreuz bezeichneten Fleck eine Stelle, um die sie einen dünnen Kreis malte. So, da ist der Kreis, sagte sie. Wenn wir dort alle wieder zusammen sind, bekommt ihr die nötigen Angaben, aber nicht früher.

Bluber hob die Hände zum Himmel. Oho! Miß Flora, was denken Sie denn? Ich werde zweitausend Pfund ausgeben und die Katze im Sack kaufen? Oh, oh! Das können Sie nicht von uns verlangen. Wir müssen alles sehen, wir müssen alles wissen, ehe wir auch nur einen Pfennig ausgeben.

Jawohl, so sind wir und so ist es! brüllte John Peebles, mit der Faust auf den Tisch schlagend.

Das Mädchen erhob sich gemächlich. Oh, auch recht. Wenn ihr so denkt, können wir ebensogut die ganze Sache auf sich beruhen lassen.

Halt, halt, Miß Flora, rief Bluber, der eilig aufsprang. Sein se nicht gleich gekränkt. Sehen se nicht, wie es ist? Zweitausend Pfund is e Haufen Geld, und wir sind tüchtige Geschäftsleute. Wir können doch nicht alles das ausgeben, ohne was dafür zu haben.

Das verlange ich ja gar nicht, erwiderte das Mädchen schnippisch. Aber ihr müßt mir vertrauen. Denn wenn ich euch alle Angaben mache, rückt ihr aus und stellt mich kalt.

Aber, Miß Flora, wir sind doch keine Ganefs, beteuerte der Holländer. Nicht ne Minute denken wir daran, Sie zu täuschen.

Ihr seid alle keine Engel, weder du, Bluber, noch die anderen, entgegnete das Mädchen. Wenn ihr mit der Sache vorwärts kommen wollt, dann müßt ihr euch nach mir richten, und ich will beim Endlauf dabei sein, damit ich kriege, was mir zusteht. Bis heute habt ihr mein Wort dafür genommen, daß ich die Gelegenheit weiß, und nun müßt ihr es auch für den Rest des Weges ebenso halten oder ich ziehe alle Wetten wieder ab.

Nu, John, was denkst du, und Dick? fragte Bluber die zwei Ex-Preisboxer. Ich weiß ja, Carl denkt was Flora denkt. Nu? He?

Verflucht, sagte Throck. Ich war nie groß darin, einem zu trauen, wenn ich nicht mußte, aber diesmal sieht's aus, als ob wir Flora trauen müssen.

Geht mir gerade so, sagte John Peebles. Flora, wenn du uns ansetzest – – er machte mit seinen Fingern eine bezeichnende Bewegung nach seiner Kehle.

Ich verstehe, John, sagte das Mädchen mit einem Lächeln, du würdest es wegen zwei Pfund ebensogut tun als wegen zweitausend. Aber seid ihr alle einverstanden? Du auch, Carl?

Der Russe nickte. Was die anderen machen, mache ich mit, erklärte er.

Und nun berieten die ehrenwerten Genossen ihre Reisepläne.


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