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4.

Ein Genie.

Niemals ist jemand fester überzeugt gewesen, ein Genie von Sohn zu haben, als Konrad Kurt. Gar nicht davon zu reden, daß der Knabe ein vollendeter Botaniker und in alle Geheimnisse der Gärtnerei eingeweiht war – keine Hantierung gab es auf dem Hof, vom Stall bis zur Küche, womit er nicht bald Bescheid wußte. Man sah es ihm an, er war unter Gärtnern, Küchen- und Hofgesinde aufgewachsen, zugleich aber auch, daß er was Tüchtiges gelernt hatte.

Jetzt mußte er auch hinaus auf die Schiffe und in die Boote, um auch damit umgehen zu können; bisher war er nie in einem Hafen gewesen.

Und wie er Norwegisch lernte! In ein paar Wochen! Zunächst Fluchen. Der Vater lachte sich halb krank über all die Flüche, deren der Knabe sich mit komischer Betonung bediente. Und wie er erzählen konnte! Noch bevor er mit der Sprache sich zurechtfand, flößte er den Arbeitern ein Interesse für seine Geschichten ein, das in der Tat erstaunlich war. Darum konnt' er sich auch alle möglichen Streiche herausnehmen; es war gar zu lustig. Und als er endlich mit der Sprache sich etwas leichter zurechtfand – was konnte er den Leuten alles vorreden!

Der Vater kannte keine größere Lust, als sich um eine der großen Hecken herumzuschleichen und ihm zuzuhören. Der Knabe erzählte den Arbeitern, wie es am königlichen Hof in England zuging, wo er Page gewesen. Er und einige andere Kameraden waren beständig der schönen jungen Königin vorausgeschritten; hinter ihr gingen all die großen Perücken. Vermutlich hatte er so etwas in einem Theater oder auf einem Bilde gesehen. Und die furchtbaren Kriegstaten, an denen er in Indien teilgenommen, als er sich dort auf einem Ausfluge befand in Gesellschaft der Königin von England!

Von jetzt an trank der Vater keinen Whisky mehr: er berauschte sich an den Abenteuern des Sohnes. Welch ein Genie! Oh, welch ein Genie! ...

Eine besondere Plage im Garten waren die Katzen, welche von der nahen Stadt heraufkamen auf die Vogeljagd. Eines Tages hatte John – so hieß der jüngste Herr Kurt – einen der ärgsten Vogelfänger erwischt, und er beschloß, den Mörder lebendig zu kreuzigen. Da selbst von den jüngsten Arbeitern niemand mittun wollte, sperrte er vorläufig die Katze ein und gab ihr gut zu fressen, während er selbst hinunter zum Hafen ging, um sich von dort ein paar Schelme von Knaben zu holen.

Der Vater vernahm bald einen so ungewöhnlichen Jubel, daß er nachsehen mußte, was los sei, namentlich als sich Töne der Verzweiflung in den Jubel mischten. Und da sah er die Kreuziger vor der Gekreuzigten, einer armen, an einer Stalltür blutenden Katze einen Indianertanz aufführen. Im Übermaß der Freude bemerkte der Sohn seinen Vater nicht. Dessen erster Gedanke war diesmal gerade nicht, daß sein Sohn John ein Genie sei. Und doch – wenn er später daran dachte, mußte er trotzdem zugeben, daß es ein merkwürdiger Einfall war. Und verwünscht kunstgerecht war er auch ausgeführt. An und für sich ist's gar nicht so leicht, eine lebendige Katze zu kreuzigen.

Aber eines Tages hatte der Vater dem Knaben verboten, hinunter zum Hafen zu gehen – das Wetter war gar zu gefahrvoll. Zur Entschädigung für diese Freiheitsbeschränkung begab sich John zu des Vaters feinstem Apfelbaum – einem jungen Schößling, der zum erstenmal Früchte trug – sägte dessen Wurzeln durch, eine nach der andern, und belegte sie wieder mit Erde. Diesmal geriet der Vater nicht in Entzücken über die Kunstgerechtigkeit der Arbeit, geschweige denn über den Einfall selbst. Auch vergaß er, daß der Knabe ein Genie war, – vergaß es so sehr, daß er ihn in seinem Zimmer mit einer frisch abgeschnittenen und wohlgewundenen Birkenrute in der Hand erwartete.

Der Knabe ahnte nicht und konnte nicht ahnen, daß der Vater ihn schlagen wollte. Als das vollständig Undenkbare und Unmögliche dennoch geschah, – da war er mit einem Ausdruck wahnsinnigen Schreckens auf dem Gesicht blitzschnell an der Tür. Aber wie ein funkelnder Leopard sprang der Vater auf ihn zu. Er schlug den Knaben zu Boden; er prügelte ihn mit wahrhaft wilder Lust. Der Knabe schrie, bat, flehte, bettelte; er warf sich auf die Knie, krümmte und wand sich, sprang auf und warf sich wieder hin. Die Augen standen ihm aus dem Kopf; das Schreien verwandelte sich in ein einförmiges Hervorstoßen dumpfer, sinnloser Töne; das Gesicht war ganz blau.

Sämtliche Dienstmädchen und Knechte und Arbeiter kamen herbeigestürzt und rissen die Türen auf. Der Vater ward rasend über diese Störung, rannte zu der nächsten Tür und schlug nach denen, die auf der Schwelle standen; dann zu einer anderen und schlug wild um sich – er war ebenso wahnsinnig wie der Knabe. Aber dieser hatte sich inzwischen gerettet ...

Eine Stunde später war er draußen bei den Gärtnern. Und da gab es keinen freundlicheren, geschickteren und fröhlicheren Knaben als den John Kurt. Bald half er dem einen, bald dem andern unter einschmeichelnden, gewinnenden Worten. Und dann begann er zu erzählen von all den Affen auf der äußersten Spitze von Gibraltar; oh, dort wimmelt es förmlich von Affen; sie stehen auf dem äußersten Felsenriff und gaffen hinüber nach Afrika. Und er ahmte ihre Manieren nach, fletschte die Zähne und zischte; war neugierig, übermütig, furchtsam, frech, widerwärtig – ganz wie die Affen. Daß er Affen gesehen, lag auf der Hand, wenn auch nicht gerade auf Gibraltar.

Der Vater war ihm nachgegangen, und als er merkte, welche Heiterkeit der Knabe erregte, versteckte er sich wie gewöhnlich. Da stand er, duckte sich und guckte – guckte und duckte sich.

Am Abend hatten sie eine Unterredung miteinander, Vater und Sohn; in demselben Zimmer, in dem alten Zimmer der Kurts. Da weinten die beiden letzten Kurts, der eine in den Armen des andern. Der Sohn gelobte ganz, ganz artig zu sein, und der Vater versprach, ihn niemals wieder zu schlagen. Niemals! ...

Einige Zeit später hatte ein Knabe, der Botengänge auf dem Gute besorgte, eine neue feine Sonntagsjacke bekommen. Ein Bruder des Knaben war Steuermann und hatte die Jacke in einem englischen Hafen fast umsonst von einer Frau auf der Straße gekauft. Der Knabe hatte gehört, daß niemand in der ganzen Stadt eine so feine Jacke besitze; und darin, meinten die Leute, hatte er recht. Nun – als er sie am nächsten Sonntag anziehen wollte, war sie zerschnitten, in feiner, aber kunstgerechter Weise; derart nämlich, daß sie dahing, als wäre sie noch heil; aber es waren nur noch unbrauchbare Lumpen.

Natürlich dachten sofort alle an John. Er war gerade unten im Hafen und ruderte. Da der Vater ihn das letztemal so arg mißhandelt und alle John so gern hatten, trug man Bedenken, dies zu erzählen. Aber der Gärtnerjunge – Andreas Berg hieß er – hatte nur diese Jacke; die war seine ganze Glückseligkeit; und darum konnte er die Tränen nicht verwinden, und so merkte es schließlich der alte Kurt. Da mußte die Wahrheit ans Licht.

Nun konnte es unbegreiflich scheinen, daß John sich nicht gedacht, wie es zugehen müsse; warum er sich nicht klargemacht, daß nach dem Streich mit der Katze und dem feinsten Apfelbaum alle sofort auf ihn raten würden. Oder meinte er vielleicht, dies gehe niemand was an als ihn und den kleinen Knaben? Oder daß sein Vater ihm ja gelobt, ihn nie wieder zu schlagen?

Munter und guter Dinge kam John vom Hafen herauf. Schon im Gartenpförtchen begann er mit den Taten zu prahlen, die er an diesem Tage vollbracht. Da rief der Vater nach ihm vom Fenster aus. Der Knabe antwortete mit einem hellen, weithin hörbaren Ja und war mit einem Satz die große Treppe hinauf.

Sowie er die Jacke auf dem Tisch und eine neue wohlgeflochtene Rute daneben erblickte, ward er augenblicklich so grauweiß wie der Kalk an der Wand und verlor alle Besinnung. Er drehte sich im Kreise herum und sagte mit heiserer Stimme, als hätte es ihm den Atem versetzt:

»Ich hab's nicht getan! Ich hab's nicht getan!«

Aber als er den Vater die Rute emporheben sah, rief er blitzschnell – doch diesmal mit seiner gewöhnlichen Stimme:

»Ja, ich hab's getan! Ich hab's getan! Ich hab's getan!«

»Wirst du um Verzeihung bitten?«

»Ja, ja, ja, ja, ja!«

Und er sank auf die Knie und rief mit kreuzweis über den Kopf gelegten Händen:

»Verzeihung! Verzeihung! Verzeihung! Verzeihung!«

»Und wirst du auch den Knaben um Verzeihung bitten?«

»Ja! Ja! Wo ist er? Wo ist er?« – Und sofort war er wieder auf den Beinen und an der Tür, immer voll Entsetzen den Vater anstarrend.

Dieser folgte ihm mit der Rute in der Hand; aber er wagte nicht zu schlagen.

Vor dem kleinen Knaben fiel John wieder auf die Knie, und dann riß er sich die eigene Jacke und die Weste vom Leibe und gab sie dem Knaben. Niemand hatte das von ihm verlangt. In der Westentasche hatte er eine englische Goldmünze und etwas norwegisches Silbergeld. Das fiel heraus. Auch dies Geld gab er sofort dem Knaben.

Da ward der Vater so gerührt, daß er fortgehen mußte ...

Als kurz darauf die Arbeiter am Mittagstisch saßen, spielte ihnen John wieder die Affen von Gibraltar vor. Und dann kam er vertrauensvoll zu seinem Vater und fragte, ob er den Arbeitern von alledem, was sie heut zurechtgemacht, nicht etwas mit nach Hause geben dürfte. Das erlaubte ihm der Vater, und John ging mit ihnen, um ihnen die Sachen tragen zu helfen. Der Vater stand am Fenster und blickte ihm nach.

Johns nächster Streich spielte auf dem Wasser. Vielleicht hatte er nun die Erfahrung gemacht, daß gewisse Dinge zu Lande gefährlich waren. Es galt also zu versuchen, ob nicht die See ein freies Revier war.

Er begab sich in ein Boot mit einem kleinen Knaben, den er ins Wasser werfen wollte, um ihn retten zu können. Vielleicht hatte er einmal etwas Ähnliches gelesen; vielleicht auch wollte er sehen, welche Angst der Knabe hätte. Und die bekam er denn auch zu sehen. Der Kleine nämlich konnte nicht schwimmen, und er glaubte, beim Anblick seines Schreckens würde der andere von seinem Vorhaben abstehen. Aber nein! Das Entsetzen des Knaben stieg; er schrie aus Leibeskräften, so daß auch John etwas von diesem Schrecken fühlen mußte. Trotzdem stand er nicht ab! Da klammerte der Kleine mit tausend Fingern sich an Johns Kleider. Er ward losgezerrt; er preßte sich fest ans Boot; er wurde losgerissen. Da packte er in seiner Verzweiflung das Ruder; aber er wurde hinausgestoßen. John sofort ihm nach. Und er packte ihn auch in dem Augenblick, als der Kleine sinken wollte und hielt ihn über Wasser. Aber es machte ihm große Mühe, ihn wieder ins Boot zu heben, denn der Kleine hatte die Krämpfe bekommen. Von allen Seiten kamen die Leute herbeigerudert; sie glaubten, hier geschehe ein Mord.

An dem Abend kam John nicht nach Hause. Mehrere Tage suchte man nach ihm, erst die Leute auf dem Gut, dann auch die Polizei; darauf eine ganze Schar von Menschen in der Stadt, die Mitleid mit dem Vater hatten.

Endlich fanden sie den Knaben hoch auf einer Bergweide. Er warf sich platt auf die Erde und begann laut zu schreien; er wollte nicht eher wieder nach Hause, als bis man ihm hoch und heilig versprochen, daß niemand ihn schlagen würde ...

Diese letzte Tat machte ihn in der Stadt bekannt. Mochte es zu seinem Vorteil sein oder nicht, alle waren jetzt einig darüber, daß er nicht sei wie andere Kinder, namentlich aber nicht richtig im Kopf. Und so hatte man auch später in der Schule Nachsicht mit ihm, d. h. nicht seine Kameraden – die Jugend kennt kein Erbarmen! –, sondern die Lehrer. Er ließ sich so schreckliche Dinge zuschulden kommen, namentlich eine Unanständigkeit zu der Zeit, als er schon erwachsen war, daß sie hier nicht erzählt werden können.

Aber sein Vater kam nach der Schule und hielt für ihn an. Alle Lehrer hatten Mitleid mit dem Vater, der sich so ehrlich durchs Leben kämpfte, und darum sah man mit dem Knaben auch diesmal durch die Finger.

*

Er lernte sehr gut in der Schule. Dann bekam er Lust Kadett zu werden, wozu der Vater sofort seine Einwilligung gab; denn auf der Kriegsschule würde er Ordnung und Disziplin lernen. Aber Disziplin – wenn darunter Gehorsam gegen die Befehle zu verstehen war – brauchte er nicht zu lernen, und unordentlich war er nie gewesen. Bei ihm handelte es sich um andere Dinge, und mehr als einmal war er nahe daran, von der Kriegsschule fortgejagt zu werden.

Seinen Lehrern gegenüber war er stets einschmeichelnd; und das rettete ihn. Auch hier lernte er sehr gut und war eitel Begeisterung für seinen Beruf. Namentlich erwies er sich als einen vortrefflichen Exerziermeister. Da herrschte überall eine solche Lebendigkeit und Lust! Und wie ward alles mit Geschichten und Flüchen gewürzt! Namentlich das Fluchen war nach und nach seine Spezialität geworden. Sämtliche Offiziere bei der Brigade fluchten zusammen in einem Jahre nicht halb so viel, wie er in einer Woche. Und an Geschichten besaß er einen unerschöpflichen Vorrat. Sie wurden in einer so frischen, bilder- und farbenreichen Sprache vorgetragen, daß er alle damit entzückte; aber sie hatten sämtlich die Eigentümlichkeit, daß nicht alle daran glaubten.

John Kurt war groß, mager und knochig, aber geschmeidig wie eine Weidenrute. Er trug einen hellblonden Bart, der indes nicht recht zu gedeihen schien; es gab darin Stellen, wo nichts wachsen wollte. Das verlieh dem Gesicht etwas Zerrissenes. Und wenn seine wilden Augen aufflammten, sah er häßlich aus. Aber die Stirn war rein und eigentümlich weiß; es konnten förmlich Blitze darüber hinzucken, wenn er angeregt war; und dann war er auch nicht häßlich.

Es war ihm eine große Stimmungsmacht eigen, und die konnte er andern mitteilen. Das Herrlichste für einen wohlgewachsenen Mann war natürlich Offizier und Soldat zu sein. Und er blitzte und donnerte die Versicherung in die Welt hinaus, man sei nicht eher Mensch, als bis man eine militärische Schule durchgemacht.

Wie groß war daher das Erstaunen seiner Kameraden und Bekannten, namentlich aber seines Vaters, als eines schönen Tages bekannt wurde, der Premierleutnant John Kurt sei um seinen Abschied eingekommen und habe diesen auch in Gnaden erhalten!

Kurz darauf kam er selbst nach Hause. Wenn jemand ihn nach dem Grunde fragte, antwortete er: Das ganze Militärwesen sei die niederträchtigste Afferei; kein anständiger Mensch könne sich dazu hergeben. Die Offiziere seien nur ausgelernte Affen, und sie drillten frische, kräftige Burschen nur zu Affen, und die Generale wären die Großaffen und der König der Oberaffe!

Was er denn werden wolle? Stoppelhopser, Landwirt, Gärtner, – just wie sein Vater! Landwirtschaft – das sei die einzig solide und anständige Beschäftigung. Auch sei es die vornehmste Arbeit, die ein freier Mann übernehmen könne.

Und nun kleidete er sich wie ein Schmierfink, wühlte mit den Arbeitern oben im Garten und mühte sich während des ganzen Sommers, daß er allen andern zum Muster dienen konnte.

Doch nur während der Sommerzeit. Und noch war der Herbst nicht vorüber, als er auch der Gärtnerei überdrüssig geworden. Und nun zog er wieder von dannen und fuhr mit einem Schiff nach der Südsee. Mehrere Jahre konnte niemand erfahren, wo er sich aufhielt – als er endlich an einem schönen Frühlingstage wieder heimkehrte.

Nach seiner Versicherung war er in allen Ländern und auf allen Meeren gewesen. In seiner Gegenwart konnte kein Land, kein Volk, kein Meer, keine Merkwürdigkeit genannt werden, die er nicht gesehen und kein berühmter Mann erwähnt werden, mit dem er nicht auf Duzfuß stand oder doch wenigstens bekannt war.

Nicht alles war Erfindung und Dichtung. Denn er besaß viele Kenntnisse, und manche von solcher Art, daß sie nur an Ort und Stelle erworben sein konnten. Gar manche merkwürdige Bekanntschaft hatte er gemacht, das bewies sein Briefwechsel. Noch im Spätsommer suchte ein englischer Lord mit seinen Freunden ihn auf, um ihn mit auf die Bärenjagd zu nehmen.

Warum war er wieder heimgekehrt? Um seinem alten Vater die Augen zuzudrücken, behauptete er. Aber der Vater war noch bei bester Gesundheit, und an dem Tage, da er abreiste, fast ebenso fröhlich, wie an dem Tage, da er wieder heimkehrte. Doch der Sohn behauptete, er habe den Gedanken nicht länger ertragen können, der Vater möchte sich zum Sterben legen, während er in weiter Ferne schweife. Und seit seiner Rückkehr war er eitel Lieb' und Zärtlichkeit gegen den Vater. Dieser war alt geworden und ließ alles mit sich geschehen, was dem Sohn in den Sinn kam.

Das waren oft gar merkwürdige Dinge. So verlangte er z. B. plötzlich, der Vater solle keine Nahrung mehr zu sich nehmen. Ein andermal kam er plötzlich auf den Einfall, ihm ein warmes und dann ein kaltes Sturzbad zu geben. Wieder ein andermal ließ er den Vater, ohne daß dieser das geringste Bedürfnis dazu empfand, in ein großes Daunenbett legen, damit er schwitze.

Dieser betrachtete den Sohn oft mit einem eigentümlichen Seitenblick. Es war ein vielsagender Blick. Er drückte weder Besorgnis noch Vertrauen aus; noch weniger gute Laune. Es lag darin eine eigenartige kalte Neugier, als ob er sich fragte: Ist dies wirklich mein Sohn John?


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