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Der Ritter von Beaujeu.

– 1671. –

Der Malteserritter Beaujeu, der sich durch seine zahlreichen und glücklichen Kämpfe gegen die Türken den Ruf eines der ersten Seehelden seiner Zeit erworben hatte, war im Januar 1660 durch den Sturm gezwungen worden, in einem schlechten Hafen des Archipels einzulaufen, wo er von dreißig Galeeren von Rhodus, die der Pascha Mazamet selbst befehligte, angegriffen wurde. Er hielt deren Feuer einen Tag lang aus und unterwarf sich erst, nachdem seine ganze Munition verschossen und er dreiviertel seiner Mannschaft verloren hatte. Mit Ketten belastet, führte man ihn im Triumphe fort, als ein neuer, viel heftigerer Sturm wie der vorangegangene, losbrach und die siegreiche Flotte in solche Gefahr brachte, daß Mazamet es über sich gewann, die Hilfe seines Gefangenen anzurufen. Dies war auch nicht vergeblich gewesen, denn Beaujeu rettete durch seine geschickten Manöver das Schiff. Der Pascha wurde dadurch so von Hochachtung und Dankbarkeit für ihn ergriffen, daß er, um ihn seinerseits zu retten, seinen Rang als Ritter verschwieg und ihn mit einem geringen Sklaven vertauschte. Der Großvezier mochte aber schon Nachricht haben, denn er verlangte die Gefangenen zu sehen und erkannte Beaujeu an seinem kriegerischen Aussehen oder nach den Beschreibungen, die man ihm von dem Helden gemacht hatte. Man brachte ihn nun nach dem Schloß der Sieben Türme, wo er ohne Aussicht auf Loskauf oder Austausch gefangen gehalten wurde. Die Pforte wies alle Vorschläge, die ihr, selbst im Namen des Königs, gemacht wurden, zurück, und die Venetianer suchten mit ebensowenig Erfolg ihn in den Vertrag von Candia einzuschließen. –

Einer seiner Neffen, ein junger Mann von 22 Jahren, faßte nun den Entschluß, ihn zu befreien, und führte ihn auch aus. Er reiste mit dem französischen Gesandten nach Konstantinopel und erlangte dort die Erlaubnis, seinen Onkel zu besuchen, die man an einem so sicheren Orte niemand verweigerte. Man beschränkte sich darauf, die Personen, welche sich zum Besuche meldeten, auf der Wache zu durchsuchen und ihnen alle Waffen bis zum einfachsten Messer, und selbst Schlüssel, wegzunehmen.

Er mußte sich deshalb in das Meer stürzen. (Beaujeu.)

Der Ritter von Beaujeu war anfangs über den ihm mitgeteilten kühnen Plan erschrocken, da er die traurigsten Folgen haben konnte. Aber seine Lust zu gefahrvollen Unternehmungen, die er trotz elfjähriger Gefangenschaft bewahrte, und das Vertrauen, das ihm der Mut des jungen Mannes einflößte, ließen ihn nicht lange schwanken. Sein Neffe brachte ihm nun bei jedem Besuche ein Quantum Stricke mit, die er sich vorher um den Körper wickelte. Als sie eine genügende Menge im Gefängnis zu haben glaubten, verständigten sie sich über Tag, Stunde und Zeichen und so stieg auf das gegebene Zeichen der Ritter eines Nachts hinab. Jedoch der Strick erwies sich um fünf Klafter zu kurz, und er mußte sich deshalb ins Meer, das den Fuß des Schlosses bespülte, stürzen. Das Geräusch des auf das Wasser schlagenden Körpers wurde von einem in der Nähe vorbeisegelnden türkischen Fahrzeug gehört, das schnell nach der Stelle hinsteuerte. Der Neffe Beaujeu's kam ihm aber in einem gut bewaffneten Ruderboot zuvor, nahm seinen Onkel auf und führte ihn an Bord eines französischen Schiffes, das sein Freund, der Graf Apremont befehligte ... So gelangte der Ritter glücklich wieder nach Frankreich zurück, wo er noch viele Jahre im Kreise seiner Familie lebte, nachdem ihm sofort nach seiner Rückkehr vom Großmeister das Amt eines Kommandanten von Bordeaux übertragen worden war.

Dem Kaiman aber, dem Kommandanten des Schlosses der Sieben Türme, kostete die Flucht des Ritters das Leben.

(Roze, Rede des Bischofs von Castres.)

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