Raoul Auernheimer
Metternich
Raoul Auernheimer

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Erstes Buch

Aufbau der Persönlichkeit

Ein junger Kavalier wächst auf • Das Erlebnis der Französischen Revolution • Auf nach Wien! • Die Lehrjahre des Alkibiades • Bel ami kommt nach Paris

Ein junger Kavalier wächst auf

Ein bedeutender Mensch läßt sich aus seiner Abstammung ebensowenig errechnen, wie sich aus roter und violetter Ölfarbe der Effekt errechnen läßt, den sie in einem Bilde von Tizian oder Tintoretto machen werden. Nicht einmal, wenn diese Farben von der eigenen Palette eines Tizian oder Tintoretto genommen wären, könnte diese Rechnung jemals stimmen. Denn was dazu kommt, ist alles. Trotzdem stellt man im Falle Metternich, der am 15. Mai 1773 zu Koblenz am Rhein im Metternich-Hof geboren wurde, dreierlei mit Befriedigung fest, weil diese Dreiheit in das zu malende Bild vorweg zu passen scheint: daß er am Rhein zur Welt kam, daß sein Vater ein adeliger deutscher Standesherr und seine Mutter sehr katholisch war. Diese drei Elemente: das Aristokratische, das Katholische und der Tropfen Burgunder, der jedem Rheinländer im Blute sitzt, sind in seinem Wesen durch Abstammung jedenfalls beglaubigt. Nur was er daraus gemacht hat, war seine eigene Sache.

Der Rhein bildete vor Zeiten die römische Grenze, die senkrechte nämlich, denn die waagrechte war der Main, der sich nicht ohne tieferen Grund auf den Rhein reimt, in den er sich 10 ergießt. In beiden Fällen wußten die Römer, Realpolitiker wie sie waren, was sie taten, als sie diese Grenze zogen und einhielten. Sie wußten so ungefähr und ohne daraus geradezu eine Lehre zu machen, daß man, nur so weit der Wein wächst, Deutschland politisch im europäischen Sinne trauen dürfe, und daß es nur so weit umgänglich blieb. Das wissen die Rheinländer auch als weintrinkende römische Katholiken. Der Wein im Meßkelch und der Wein im Becher beeinflußt sichtlich ihren Charakter, was sich an dem Elternpaare Metternichs mit der Unterscheidung feststellen läßt, daß wir das Bild des Vaters mehr dem Becher, das der frommen Mutter mehr dem Kelch geneigt sehen.

Dieser Vater, Franz Georg mit Vornamen, schrieb, ein Deutscher Standesherr, deutsch noch mit einem harten T, also »Teutsch«. Auch hielt er, dessen Familie eine Reihe geistlicher und weltlicher Würdenträger im Laufe der Jahrhunderte im deutschen Sprachbereich hervorgebracht hatte, gewissenhaft darauf, daß der Sohn, was wir seinem Erzeuger nicht übelnehmen wollen, mit der deutschen Sprache auf einem guten Fuße stehe. Was Metternich auch zeitlebens getan hat: er hat das schöne Deutsch der klassischen Epoche in zierlicher Kursivschrift geschrieben.

Die Mutter hingegen, Marie Beatrice, korrespondierte mit ihm bis an ihr weit hinausgerücktes Lebensende immer nur französisch. Eine Äußerlichkeit, wird man sagen. Aber ihre Folge war immerhin, daß der junge Metternich, früh dazu erzogen, sich französisch auszudrücken, dies auch später im Verlauf eines langen Lebens mit gleichbleibender Gewandtheit tat, so daß die Hälfte aller seiner unzähligen Briefe französisch aus seiner Feder floß. Ein guter »Teutscher« im nationalen Sinne aber war er nie. Allerdings entsteht die Frage, ob die nationalen Deutschen die guten sind. Man kann vielleicht sagen, daß er kein guter Deutscher war, aber ein besserer. 11

Jedenfalls geht aus dieser seiner ursprünglichen Stellungnahme schon hervor, daß Metternich, als Charakter und Persönlichkeit, mehr das Kind seiner Mutter als das seines Vaters war: ein Muttersohn, wenngleich kein Muttersöhnchen. Er war es ebenso wie sein ihm vom Schicksale zugewiesener großer Gegenspieler Napoleon. Was war der Vater Napoleons? Ein Winkeladvokat in Ajaccio. Die Mutter, Lätitia, war alles.

Marie Beatrice Metternich, geborene Kageneck, war eine Dame mit scharfem Nasenrücken, einer scharfen Zunge und scharfem Verstand. All das hatte ihr Sohn Clemens von ihr. Auch körperlich waren sie einander sehr ähnlich und wurden es mit den Jahren immer mehr. Als alte Dame sieht Mama Metternich genau so aus, wie ihr Sohn fünfundzwanzig Jahre später auf einem seiner letzten Bilder, etwas gekränkt und verzichtend, aussehen wird. Woraus man umgekehrt den Schluß ziehen kann, daß die Mutter in ihrer Jugend sehr hübsch gewesen sein muß.

Diese schöne Mutter war auch eine gute Erzieherin ihres Lieblingssohnes, die als solche gewiß weniger mit Überlegung als intuitiv vorging, wenn sie die vorhandenen Antriebe seiner eigenen Natur durch Ermutigung zur Reife brachte. So schreibt sie etwa einmal an den halbwüchsigen Sprößling, der sich irgendwo auf deutschem Boden abfällig über die deutsche Musik im Vergleiche mit der französischen ausgesprochen hatte, weil er, gewiß ganz in ihrem Sinne, die französische anmutiger fand: man müsse, weist sie ihn mütterlich zurecht, immer die Musik des Landes loben, in dem man sich gerade aufhalte, in Deutschland die deutsche, in Frankreich die französische und so fort. Eine goldene Lehre, die das Geheimnis der späteren Liebenswürdigkeit des alten Rattenfängers im Keim enthält. Ein andermal benützt sie den siebzehnjährigen Studenten dazu, sich von ihm in Straßburg, wohin die Pariser Moden rascher dringen, einen zierlichen Aufputz, nehmen wir an, ein bebändertes 12 Häubchen, besorgen zu lassen. Clemens unterzieht sich dieser Mühe mit soviel Geschmack, daß sie nach Übernahme der Sendung lobend zurückschreibt, er wäre »le meilleur commissionaire que je connaisse«, der beste Kommissionär, den sie kenne.

Bestimmt die Mutter solcher Art mit ein paar damenhaften Handgriffen die Charaktergrundlage des künftigen Damenmannes, dessen Anpassungsfähigkeit – siehe Musik – und dessen Geschmack – siehe Häubchen – noch viele nach ihr loben werden, so wird der künftige Weltmann, zu dem der Straßburger Student jetzt geworden ist, doch auch von der unverblümteren Vaternatur kräftig mitbestimmt. Graf Franz Georg besteht nicht nur darauf, daß sein Söhnchen ein anständiges Deutsch rede, er rät ihm auch, weltklug, sich in jeder Gesellschaft an die alten Damen zu halten. Dieses nicht etwa aus Menschenliebe, und das andere keineswegs aus deutschem Patriotismus, welcher Begriff für den deutschen Standesherrn Franz Georg Metternich noch nicht vorhanden ist, so wenig wie er im Grunde für den Sohn jemals vorhanden sein wird. Papa Metternich, mit der derben Weinnase im vollblütigen Schlemmergesicht, ist alles, nur kein Gemütsmensch, so wenig, wie er ein Patriot ist. Doch als ein genauer Kenner der Familiengeschichte, die dem Aristokraten vielfach die Geschichte schlechthin ist, weiß er, daß die Grafen Metternich als deutsche Standesherren durch die Jahrhunderte hauptsächlich davon lebten, daß sie deutsche Standesherren waren, und zu diesem Zwecke muß man eben deutsch sein. Und er weiß auch, gleichfalls aus Familienerfahrung, daß die guten Pfründen meistens zwar um der jungen Frauen willen angestrebt, aber von den alten Damen verliehen oder doch vermittelt werden. Darum ist Papa Metternich dafür, daß man diesen Aufmerksamkeit erweise und sich vor ihnen neige. Seine Lebenskunst ist auf praktische Ziele gerichtet und von einem robusten Egoismus getragen. Und auch diesen wird der Sohn von ihm übernehmen: 13 mit dem einzigen Unterschied allenfalls, daß bei ihm die griffige Hand des Alten sich schlanker im Handschuh des Diplomaten anfühlt und geschmeidiger bewegt. Alles in allem kann man von Clemens Metternich sagen, daß der unedlere Charakterkomplex des Vaters die zu überwindende Hälfte in der Erbmasse des Sohnes darstellt. Kaiser Franz, der seine Leute kannte, nannte den Vater Metternich vertraulich den »Phlegmatikus«, und unter seinen Standesgenossen lief einer seiner Aussprüche, boshaft weitergegeben, flink von Mund zu Mund. Angesichts eines ihn verwirrenden Tatbestandes soll er sich einmal, den Akt beiseite legend, seelenruhig geäußert haben: »Diese Affäre wird wie jede Affäre einmal irgendwie ein Ende finden.« So dumm der Ausspruch ist, so mag doch auch das Quentchen stoischer Philosophie, das er enthält, etwas zur Charaktermischung des jungen Clemens beigetragen haben. Er blieb, so hören wir, immer gelassen, blieb immer ein Meister »des nächsten Schrittes«.

Die sonstige Erziehung des heranblühenden jungen Metternich war die in seinen Lebenskreisen zu Ende des achtzehnten Jahrhunderts allgemein gebräuchliche. Da er von katholischen Eltern abstammt, tut man den Knaben zunächst auf die Jesuitenschule, was völlig dazu stimmt, daß man seine Mutter im späteren Alter als »große Jesuitenfreundin« gekennzeichnet findet. Bei den Schülern Loyolas mag der junge Clemens frühzeitig gelernt haben, mit jedermann, jedem Stand, jedem Beruf und Geschlecht, stets in seiner Sprache zu reden, worin die Jesuiten Meister waren. Vielleicht hat er von ihnen auch gelernt, sich im Punkte Wahrheitsliebe an die von ihm höchst selbstherrlich aufgestellte Formel zu halten: Wenn mich jemand nach etwas fragt, wonach zu fragen er nicht berechtigt ist, darf ich lügen; eine bequeme Vereinfachung der Moral, die sich für blauäugige Diplomaten, wie Metternich einer war, besonders empfiehlt. Auch sehen wir ihn alsbald auf dem Wege zu diesem 14 seinem künftigen Beruf, nämlich in der Diplomatenschule in Straßburg, wo auch Talleyrand einige Jahre vor ihm studiert hatte. Hier lernt er, bei Koch, mit einer zierlichen Hand lange Noten schreiben, die den anderen Teil geschickt ins Unrecht setzen und sich rabulistisch auf ein Völkerrecht berufen, das der Machthaber ja doch je nach seinem Willen dreht und modelt. Er lernt aber auch von seinem Hofmeister, der den unaristokratischen Namen Simon führt, ohne Perücke auszugehen, was für einen Jüngling seines Standes damals fast eine revolutionäre Handlung bedeutete. Es war die einzige revolutionäre Handlung, deren sich Metternich jemals schuldig machte. Außerdem lernte er in Straßburg Schwimmen und Violinspielen; beides wichtig für den auch sportlich bewanderten Gesellschaftsmenschen und vielerprobten Schloßgast. Sein schönes »attisches« Äußere wird schon damals, wenn auch nicht mit diesen Worten, vom Hofmeister gerühmt. Schließlich ging man im weltlichen Straßburg auch hin und wieder ins Theater oder, wie man damals sagte, »in die Komödie«, für die der spätere Staatskanzler Zeit seines Lebens etwas übrig hatte.

Koch und Simon: Koch war ein Systematiker, bei dem der junge Metternich sich gewöhnte, seine Ideen für den Gebrauch pedantisch zu ordnen und kein Schriftstück ohne vorangegangene Disposition aufzubauen. Simon aber, der kühne Perückenfeind, entpuppte sich später, als die hochgehenden Wellen der Französischen Revolution bis nach Straßburg hinüberschlugen und das Stadthaus gestürmt wurde, unversehens als Revolutionär. (Heute müßte man sagen: es stellte sich heraus, daß er schon früher illegal gewesen war, wie die Nazi in Deutschland und später in Österreich vor der Machtergreifung.) Jedenfalls ging er von da an links und Metternich entschlossen rechts; denn seinem Erzeuger, dem auf ererbte Privilegien pochenden, weinseligen rheinischen Standesherrn, wollte der Sturm auf das Straßburger Stadthaus gar nicht gefallen. Er ordnete die 15 sofortige Übersiedlung des Sohnes nach Mainz an, der fürstbischöflichen Residenz, wo man im französischen Geschmack höfisch und galant weiterlebte, als ob nichts geschehen wäre. Den ehemaligen Hofmeister jedoch, der später Lehrbücher für den Schulgebrauch in Paris verfaßte, wies Metternich von seiner Türe, als er in alten Tagen verbettelt nach Wien kam. Mainz erwies sich auf die Dauer stärker als Straßburg.

Mainz war auch darum stärker im Leben Metternichs, weil es mit einer reizenden jungen Frau im Bunde stand. Hier lernte der kaum zwanzigjährige junge Graf die Liebe kennen und zwar, was seinem Liebesleben dauernd die Richtung wies, in Gestalt einer bereits verheirateten, wenngleich erst achtzehnjährigen Schönen, die auch anderen gefiel und ihm selbst noch dreißig Jahre später. Es war eine Madame Constance Caumont-La Force, deren Mann im französischen diplomatischen Dienste stand. Monsieur Caumont scheint in dieser seiner Verwendung den ganzen Tag zu tun gehabt zu haben, und Metternich hatte Zeit, sich der müßigen jungen Frau ausgiebig zu widmen. Er war als Student auf der Universität Mainz eingeschrieben und belegte hauptsächlich bei Constance. »Wir steckten den ganzen Tag beisammen«, schreibt er fünfundzwanzig Jahre später in einer Art Generalbeichte an die Fürstin Lieven, »und hatten doch nicht den Mut, dasjenige voneinander zu verlangen, was wir uns beide wünschten«. Wenn die selbstgefällige Bemerkung darin ihren tieferen Grund hat, daß Metternich wußte, was Constance sich wünschte, so läßt diese Wissenschaft immerhin auf eine sehr weitgehende Vertrautheit zurückschließen. Diese kommt auch darin zum Ausdruck, daß, wie der reife Staatskanzler es für die Freundin formuliert, die junge Frau auch in den Nächten, die auf solche Tage folgten, mehr an ihn als an ihren Mann gedacht haben möge . . . So beschaffen war Metternichs erste Liebe, die ein entzückter Zeitgenosse als das vollendete Modell einer Hebe oder Psyche beschreibt. Wichtig 16 ist, daß sie auch Psyche war, daß also dieser sinnlich-gesellschaftlichen Verbindung von Haus aus ein seelisches Element beigemischt war, das sie adelte. Die liebliche Constance spielte im Leben Metternichs ungefähr die Rolle wie im Leben Goethes die weltliche Lilly in dem Mainz so nah benachbarten Frankfurt. Nur die innigen Käthchen und Klärchen, die bei Goethe vorangegangen waren und folgten, vermißt man bei Metternich. Er fing sozusagen gleich mit der Frau von Stein an. Die Verbindung mit dem Volke mangelte ihm gänzlich, nicht nur im Konferenzsaal, auch im Alkoven. Das Gesellschaftliche war seine Stärke, wie es seine Schwäche war, sein Glück und seine Gefahr, sein Segen und sein Fluch. Er hat fast immer nur verheiratete Frauen geliebt – mit Ausnahme seiner eigenen; kein Mädchen, soweit sich dies nachweisen läßt, spielt in seinem Liebesleben eine Rolle. Und alle diese Frauen gehörten den, wie man damals sagte, höheren Ständen an. Alle zogen ihn damenhaft an, bevor sie ihn frauenhaft fesselten.

Auch die reizende Constance fesselte ihn frauenhaft, trotz der vorgespiegelten Unschuld des Verhältnisses, drei Jahre lang, und eine sehr gute Freundschaft, die von der Erinnerung an angenehme Erfahrungen lebt, setzte sich noch lange zwischen ihnen heiter fort. Einstweilen aber hatte der Student Metternich in Mainz noch ein anderes, ernsteres Erlebnis, das in seinem geistigen Werdegang ebenso Epoche machte, und das war seine Bekanntschaft mit Herrn Professor Vogt, »dem gediegenen Historiker im konservativen Sinne«, wie er ihn später benannte. Vogt ist der Erfinder des »Metternichschen Systems« und jenes Begriffes »Europa«, der allen nachmaligen Metternichschen Erfindungen zugrunde lag. In seinem Hauptwerk entwickelt Vogt die Grundzüge einer »europäischen Republik«, ohne Republikaner zu sein. Diese entsteht, wie der Gelehrte, ganz im Geiste seines Jahrhunderts, mechanistisch erläutert, aus Anziehung und Rückstoß, Liebe und Haß zweier 17 historisch-politischer Prinzipien: »Immer stoßen in Europa zwei Massen aufeinander. Die demokratische Partei strebt nach Freiheit und Gleichheit, und wenn sie ausartet . . . nach Unglauben und Anarchie; die monarchische geht nach Ordnung, und wenn sie ausartet, nach Despotismus und Aberglauben. Die aristokratische muß sich immer in der Mitte halten und auf Mäßigung und Erhaltung des Status quo bedacht sein.« In dieser komplizierten Zauberformel von den zwei Parteien, die eigentlich drei sind, denn die aristokratische tritt unversehens dazwischen, sehen wir bereits die ganze Metternichsche schwarze Kunst des späteren Hexenmeisters enthalten: aus zwei mach drei, aus drei mach eins – nämlich den Absolutismus, an den der gute Vogt zunächst nicht dachte, vielleicht weil er ihn als wohlerzogener deutscher Professor voraussetzte. Vogt war ein Schwärmer von jener akademischen Spielart, die mit ihren weltfremden Spekulationen den Gewalthabern ahnungslos unwirklich den Weg bereitet. Was ihm vorschwebte in seinen akademischen Träumen, war eine »christliche Republik« auf deutschem Boden, den er zwischendurch gewissenhaft mit Fußnoten pflügte und mit seinem Gelehrtenschweiß düngte. In seinem letzten Willen, der vermutlich sein erster war, traf Professor Vogt die Anordnung, sein Herz und Hirn, in ein Gefäß eingeschlossen, auf dem Grunde des Rheins romantisch zu versenken, wo sie noch heute ruhen mögen. Seinen Sarg aber ließ Metternich, der sich Vogts »dankbaren Schüler« nennt, an der Mauer seines Schlosses Johannisberg bestatten, das noch heute den Rheingrund herrisch überragt.

Der Schüler und werdende Mann Metternich lebte in Straßburg und Mainz als junger Kavalier, begleitet und umgeben von seinem Beichtvater und Hofmeister. Sein jüngerer Bruder Joseph, familiär Pepe genannt, teilte den kleinen Haushalt, der ein kleiner Hofstaat war. Aber im Gegensatz zu Pepe, der ein, wie man in aristokratischen Kreisen sagt: »schlichter 18 Denker« war und blieb, verabscheute der begabte Clemens nicht, gediegene Kenntnisse zu sammeln. Er packte seinen Schulsack gehörig auf und legte gleichzeitig den Grund zu seiner Weltanschauung. Dabei trat auch sein Charakter bereits in Erscheinung, wie aus einem Urteil seiner Mitschüler hervorgeht, die ihm den Steckbrief eines dreifachen FFF anhafteten: fin, faux, fanfaron fanden sie den eleganten Kollegen. Ein liebloser Jungenscherz, nichts weiter. Dennoch kam Metternich über diese ihm hinterrücks angehängten, zusammengenadelten drei F zeit seines Lebens nie ganz hinaus. Wie jeder heranwachsende Schüler erfuhr er die Welt in der Schule; aber die Welt, wer möchte es leugnen, erfuhr auch schon etwas über ihn. 19

 


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