Aristoteles
Nikomachische Ethik
Aristoteles

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Zweites Kapitel.

Die Enthaltsamkeit also wie die Abgehärtetheit scheint zu den trefflichen und lobenswerten Dingen, die Unenthaltsamkeit und Weichlichkeit dagegen zu den schlechten und tadelnswerten zu gehören. Ebenso scheint Enthaltsamkeit soviel als Beharren bei dem einmal gefällten Urteil der Vernunft und Unenthaltsamkeit soviel als Abfall von demselben zu sein. Endlich weiß der Unenthaltsame, daß das, was er tut, verkehrt ist, und tut es aus Leidenschaft doch; der Enthaltsame aber weiß, daß seine Begierden böse sind, und gibt ihnen aus Vernunft nicht nach.

Auch sagt man, der Mäßige sei enthaltsam und starkmütig; umgekehrt aber meint man teils, jeder, der die beiden letzten Eigenschaften habe, sei mäßig, teils bestreitet man es. Ebenso gilt den einen der Zuchtlose unterschiedslos für unenthaltsam und der Unenthaltsame für zuchtlos, während die anderen zwischen beiden einen Unterschied machen. – Von dem Klugen aber bestreitet man bald, daß er unenthaltsam sein könne, bald behauptet man, daß Einige zwar klug und geschickt, aber doch unenthaltsam sind. Endlich spricht man von Unenthaltsamen nach seiten des Zornes, der Ehre und des Gewinnes. Dies also sind die gangbaren Ansichten.


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