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Otto zur Linde

Fuchsia im Topfe

Fuchsia im Topfe –
Hängst die Köpfe rot und weiß:
Glocken, die im Sonntagsschlaf
Läuten, wenn die Sonne sinkt;
Kling, klang, Klöppel lang,
Der Küster sitzt beim Bier.

Fuchsia am Fenster –
Draußen geht mein Schatz vorbei,
Sieht und grüßt mich nicht.
Tänzerin ich armes Ding:
Hab ich mein kurz Röckchen an,
Weiß wie deins und eine rote Taille,
Tanz ich auf der Zehenspitz
Feenflug am dünnen Draht ...
Dann sieht mich mein Schatz.

Fuchsia in der Küche –
Töpfe dampfen auf dem Herd,
Und ich wasche Windeln.
Eia Kind im Henkelkorb,
Deine Mutter tanzt nicht mehr,
Fehlt ein weißes Röckchen.
Meine Hüfte ist nicht schlank,
Meine Beine sind ungelenk,
Aus der roten Taille
Mach ich dir ein Bündel schön:
Faitscherkind, Redoutenkind,
Wenn wir betteln gehn.

Christkind im Schnee

Weihnachtsglocken wandern über das Schneefeld –
Viel tausend Lichter hat der Sternbaum aufgesteckt.
Hört ihrs knistern in der Winternacht?

Einsam geht ein Wandrer übers Schneefeld –
Aufrauscht der Sternenbaum, ein Wald von Lichtern
Umblüht die Finsternis, der Schnee liegt weiß.

Ein Kind liegt heut in weißen Tüchern –
Geh suchs im Schnee, du einsamer Wandrer,
Daß uns nicht heut das Christuskind erfriert.

Was hör ich singen im Winterwind?
Der Sterne Lied ist süß, süßweh.
Hinter den Dünen wälzt ihr Leid die See. –

Weihnachtsglocken wandern weit übers Schneefeld,
Weihnachtsglocken wandern weit auf die See –
»Heut liegt ein Kind im Schnee, im Winterschnee.«

Aus Sternen tropft es glühend rot, die Tränen
Der Winternacht, nun blühts im Schnee –
Der Weihnacht Blumenwiese unterm Sternenbaum.
Ein Kirchlein liegt nah an den Dünen –
Ueber See gehn Schiffe nach Haus, über See –
Schiffer und Ackerleute singen in dem Kirchlein.

Sie singens aus den Büchern:
»Ein Kind liegt heut in weißen Tüchern«
Das liebe Lied; die Mütter weinen.

 


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