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Karl Kollbach

Wanderlied

Auf der Straße geht der Bursche
Mit dem Stecken in der Hand,
Seinen Rucksack auf dem Rücken,
Wie ein König durch das Land.

Berg und Tal sind frisch geschmücket,
Schimmern rings in Glanz und Pracht.
Ihm zu lieb und – weil es Frühling,
Alles nun so freudig lacht.

Andre fahren in den Kutschen,
Und der Zug führt sie hinaus,
Sitzen keuchend auf den Rädern
Oder – bleiben gar zu Haus!

Er allein steigt auf die Berge,
Wo die Welt noch groß und schön,
Wo die blauen Fernen grüßen
Und die hohen Wolken geh'n.

All die Städte, Dörfer, Straßen
Liegen drunten, tief und klein,
Ihm zu Füßen ausgebreitet,
Ueberstrahlt vom Sonnenschein.

Und des Lebens Sorg' und Mühen
Dünken just so klein ihm nun,
Wie die Dinge drunten alle,
Die im Schoß der Tiefe ruh'n.

Ein Abend am Rhein

Es ist ein Abend am Rheine,
Erfüllet von jubelndem Klang;
Viel Menschen in frohem Vereine
Ziehn heimwärts mit hellem Gesang.

Ihr Rufen, ihr Lachen und Singen
Gibt's neckische Echo zurück,
Daß Berge und Felsen erklingen,
Als nähmen sie teil an dem Glück. –

So hat es seit alters geklungen
Im Laufe der flüchtigen Zeit; –
Viel tausende haben gesungen
Und hier sich des Lebens gefreut. –

Doch, wenn nun die Stunden entflogen,
Der Jubel im Tale verrauscht, –
Dann hört man das Klingen der Wogen,
Dem klopfenden Herzens man lauscht.

Die Lieder aus fernsten Zeiten
Sind alle zum Leben erwacht;
Geheimnisvoll hallen sie wieder
Im Rauschen des Stromes bei Nacht.

 


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