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Henri Franck

Freudenfeuer an einem Kreuzweg

I

Andere schufen Männer und Frauen,
sie lebten im All, das sie sich gemacht,
ich will nur der Welt herzählen, –
ich bin ein Freudenfeuer am Herzen eines Kreuzwegs.

Mein Licht will keine Bilder beschwören,
ich will nur die Schatten der anderen werfen,
ich bin der inbrünstige Freund, ich bin der lichte Weg,
ich bin die Flamme, die empfängt und wärmt.

Doch der große Kreuzweg ist im Herzen der Stadt,
und in ihm, in ihm enden die Wege.
Die Wege sind Wanderer und die Stadt ist bevölkert,
und manchmal weht dort ein großer Wind, –
größer als Stadt und Gebäude und Hafen sind.

II

Wenn junge Burschen aus Provinzen kommen
und setzen schüchtern in die Stadt die Füße,
erleuchte ich für sie, was fern zu schauen
in tätig lauter Stadt und regem Hafen.

Doch fühlen sie voll Trauer und ermüdet
die Hand der Stadt auf ihren Schultern lasten, –
wenn tief ertränkt in Nacht, – die Wagen schneiden
und die Laternenschein durchbricht, –
ihr Sehnen an die Heimat-Stille denkt,
an den verschloßnen Garten, an unberührte Nacht,
erinnere ich diese Knaben, daß die Freundschaft
der stillen Häuser das Exil zerstört.

III

Einstmals bei der Geburt eines Königs
schürte man Feuer auf Bergesgipfeln
und die Nachricht schwang sich einen Augenblick lang
rings um das Feuer, das sie entfachte
wie ein mächtiger Nachtfalter;
und nahm dann von neuem den Weg des Lichtes
zu anderen Feuern, anderen Gipfeln.

Die Dörfer, die unten im Tale sitzen
heben den Kopf dann, um besser den Flug
der herrlichen Neuigkeit zu betrachten,
die sich so Strahlenstationen schafft.

Auch ich bin solch Platz, wo Gott anhielt:
In der Zeit, da er rings um mein Licht schwingt,
in der ich Schritte und Stimmen vernehme,
in der mir zahlreiche Wanderer nahen,
muß man mich lieben, muß mich lieben wie Feuer,
wie bewegte Natur, wie ein tapferes Herz.


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