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Florian Parmentier

Ich liebe dich

Ein Elender steht unterm Brückenbogen,
seine Hände und Stimme wollen nicht ruhn,
und was er sagt ist durch die Nachtruh gezogen
wie ein schrecklich geheimnisvoller Harpun.

»Vater,« ruft er, »wo war das Muß,
wo war dein Recht, mich ins Leben zu stellen,
durftest du deinem brutalen Genuß
die Eitelkeit erblichen Fluches gesellen?

»Du wußtest doch wie ich leiden würde
und daß, eh der Tod mich berühren könnte,
einzig und ewig Erbitterung und Bürde
die Hostie wäre, die man mir gönnte.

»Lüge mir nicht, daß ein Vorschaun nicht wüßte
alle Qual, Schmerz und Ekel, die man mir zollt;
meine eigenen Frevel, du hast sie gewollt
in dem herrlichen Augenblick deiner wilden Gelüste.

»Mörder, du wußtest mein Leben zerrissen,
sahst es als Todqual, die niemals sich endet,
jetzt aber da sich mein Sterben vollendet,
wirst du sagen: ich konnt es nicht wissen.

»Mörder! Du bist es, der mich vertrieb!«
Er ruft es und denkt an das weiteste Wandern.
Da spürt er nahe das Sein von zwei Andern,
er lauscht und hört flüstern: Ich liebe dich, Lieb.

(Par les routes humaines)


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