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André Gide

August

Die Herde stockt und hält, zerstreut und atemlos …
nicht mehr in diesem Lenz, in dieses Sommers Jahr
entbreitet Liebe sich aus unserer Scholle Schoß,
wir sehn die Berge nicht und nicht mehr Städte groß
und unsere Seele steigt nicht herrschend hoch und klar.

Der Frühling ging vorbei; nicht mehr in diesem Jahr
wird unserer Wünsche Schar, die längs der Ufer sang,
der heiße Durst gestillt; und unsere Liebe war
getäuscht, nachdem April ihr lächelnd gab Empfang.
Der Sommer, welcher kam, ward uns nicht wunderbar,
da uns die Frühlingszeit von schönern Freuden sang.

Ich weiß, das Korn ist reif; die Flur ist düfteschwer;
es wird des Hügels Flor vom Azur überlacht,
doch übers welke Gras führt uns der Abend her
nach allzu langem Tag nur schwüle dumpfe Nacht.

Der Sonne Feuerblick hält an und starrt ins Feld,
daß jede Hoffnung bald in heißem Duft verfliegt;
das Vieh ist müde und die reife Frucht zerfällt
wo unser Warten sich der Nacht entgegenschmiegt.

Die Stunde kommt, wo matt die Kinder in den Teich,
in grasbewachsne Bäche die Körper gleiten lassen –
und unsre Seele harrt hinsiechend trüb und bleich
auf ihren Herbst und ist erstaunt noch Glück zu fassen.


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