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Gabriel Mourey

Die Zärtlichkeiten des Mondes

Die ganze Nacht,
die ganze brennende leuchtende Nacht
im Vollmondschein
schliefest du sacht
und es hüllten dir Hals und Arme und Brust
die Zärtlichkeiten des Mondes ein;
schüchtern zuerst dann und wann
drangen sie in den Schatten des Nackens ein;
doch kühner dann,
nachdem sie eine Kette von Edelstein,
von rieselnden Perlen
ließen um die runden Schultern dir fallen,
flohen sie sacht
zur dunklen Furche der Lenden;
und andre ließen die leuchtende Saat
unzähliger Küsse verschwenden
hin auf die blühende Rosenpracht
deiner beiden Brüste.

Und andre liefen die Arme entlang
bis dort, wo sie münden in Busenküste,
und wo die Falten die süßen sind, – so süß den Lippen! –
Und andere voller fiebernder Lüste,
auch von dem holden Geheimnis zu nippen,
huschten zu deinen Augen und Lippen,
und hofften dort zu verenden. – – –

Der ganze Glanz vom Mondesfest
war um dich her;
bald warst du nichts mehr
in deiner Nacktheit klaren Milde
als wie ein wunderbar Gebilde
aus Licht geformt, – ach nur gefächelt –
aus blauem Licht und Edelstein; – – –
und wie die Schönheit keusch und rein
hast du aus Schlummers Saum gelächelt.

(Le miroir)


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