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Alexandre Mercereau

Der alte Park

Romantisch war und rein und glatt
der schöne ruhevolle Park.
O alten Jahres Trauersäume –
o aller Schwärmer Heimwehträume!

So glatt und reinlich war der Park
mit seinem blauen großen Teich,
mit seinen Schwänen, Sèvres gleich;
sie ruhn im blauen Silberteich:
bewegte Regungslosigkeit.
Mit seiner Schwäne Porzellan
und ihrem Hals, so weich und bleich,
mit ihrer Augen Azurschein,
der nachts den Mond, taucht er hinein,
läßt träumen überm großen Teich,
dem blauen Teich im blauen Park.

Das welke Laub läßt Frühlingsernten
perlmutterfarbnen Flors verbleichen,
und wenn die Erstlingsblüten streichen
vorbei an den erstarrten Schwänen
in stiller Unbeweglichkeit,
erwarten sie, daß Rosenhände
mit Nägeln klar wie Morgentöne
sie pflücken, wie es tat die Schöne,
die Herrin tat zur Frühlingswende.
Das Laub, das rosig grün jetzt leuchtet,
von nächtigem Mondesstrahl gefeuchtet,
flüsterte und hüllte sacht
Stimmen, die der Wind entfacht.

Und dort steht auch die alte Bank,
wo der Verliebte niedersank,
wo er dem ewigen Liebe-Schwur
mit seinem Knie grub tiefe Spur.
Ja, dort steht auch die alte Bank
inmitten Hyssop und Verbenen,
wo die Verliebte saß in Tränen,
wenn fern die Eule heulend sang,
die Künderin der finstern Späte, –
und wenn, o traurig, traurig doch!
die Trauer des Verliebten flehte,
wie oft ach? mit gerechtem Grame
um die Seele
seiner Dame.

Und überm schönen, blauen Teich,
so weiß und bleich,
reglos die Schwäne.
Beglückt ward er, beglückt ward sie
nach Träumen und Sehnsucht und Wunde, –
und lagen sich beide am Munde. – –

Sie waren blau und schneeig reinst:
Weiße der Haut am Anzug-Samt;
sein Wams ein Gold durchwirkt Gespinn,
ihr Kleid vom lichten Licht durchflammt. – –
Er ist dahin, sie ist dahin,
o süße Liebende des Einst! –

Dahinter aber klang der Wald
traurig, traurig, trüb und bang:
Waldeshorn und Jagdrufklang.

Dort hat sicher die Verliebte
die verbotne Frucht verschenkt
und der henkenswerte Page
wurde beinah dort gehenkt.

Sicher sah man dort mit Scheue
fern des Schlosses Schreckenswucht
und es ward die Ungetreue
und der Räuber weit gesucht.

Und in dem großen Teich im großen blauen Park
zogen still die Schwäne
ihre stolze Schöne.

O der wehmutsvolle Glanz
jenes alten blauen Parkes! –

Vernimm den Wind an Pforten schlagen

Vernimm den Wind an Pforten schlagen
gleich einem Armen ohne Dach,
man denkt an der Geliebten Klagen,
man hört des Elends schweres Ach.

Es kreischen in den Schlössern Winde:
ein Schrei vom ewigen Gericht;
man fühlt, daß Leben sich vergeblich
an Mauern starrer Furcht zerbricht.

In Lüften, wo die Schrecken schnellen,
hört man Raubvögel gellend schrein,
schwarzeiserne Wasserrinnen bellen
in Gassen ihren Lärm hinein.

Da winden Bäume sich in Schmerzen
und weinen durch die ganze Nacht
im fahlen Regen alter Blätter,
die das Entsetzen müde macht.

Es heult der Wind vor meinem Fenster,
daß jede alte Scheibe klirrt;
im Sturme eilender Gespenster
flieht mein Gedanke mit und irrt. – –

(Les thuribulums affaissés)


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