Francisco de Xerez
Geschichte der Entdeckung und Eroberung Perus
Francisco de Xerez

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39. Verschwörung gegen Pizarro und dessen Ermordung.

Als Hernando Pizarro den Präsidenten Don Diego de Almagro zu Cuzco hinrichten ließ, sendete man einen Sohn, den er mit einer Indianerin hatte und den man gleichfalls Don Diego de Almagro nannte, nach der Stadt Los Reyes, in welcher Francisco Pizarro wohnte. Dieser junge Mann hatte eine schöne Gestalt, besaß großen Muth und Gewandtheit, und verstand es mit Anmuth zu Pferde zu sitzen und zu reiten; zugleich war er im Lesen und Schreiben besser erfahren als sein Stand es zu verlangen schien. Juan de Herrada, ein Spanier und Feind Pizarro's, war ihm von seinem Vater zum Hofmeister beigegeben worden, und er folgte ihm nach Los Reyes. Hier wohnten sie in demselben Hause, das einigen Freunden und Anhängern Almagro's, die im Lande herumirrten, zum Versammlungsorte diente; Niemand wollte diese Flüchtigen aufnehmen oder mit ihnen in Verkehr treten. Als Juan de Herrada erfuhr, daß Hernando Pizarro nach Spanien abgesegelt und Gonzalo nach dem Lande Canela gezogen war, glaubte er der günstige Zeitpunkt sey jetzt gekommen den Tod Almagro's an Francisco Pizarro rächen zu können. Francisco hatte die Unklugheit begangen ihn nebst dem jungen Almagro aus dem Gefängnisse frei zu lassen. Sie und die übrigen Feinde Pizarro's sammelten Waffen und sannen auf einen Plan wie sie ihn am besten ermorden könnten. Pizarro hatte alle Mittel angewendet, um durch Milde und gute Behandlung ihre feindselige Gesinnung gegen ihn zu beschwichtigen, doch gelang ihm dieß nie in dem Grade wie er es wünschte. Er sah sich deßhalb gezwungen von Almagro die Indianer, welche als Anhänger seines Vaters galten, zu entfernen, weil er fürchtete sie möchten sich zu seinem Nachtheile an seine Person schmiegen und sich mit ihm verbinden. Diese und andere Maaßregeln fruchteten nichts, denn die Anhänger Almagro's hielten so fest zusammen, daß all' ihre Güter gleichsam ein Gemeingut bildeten und sie sich auf alle Weise, so viel es in ihren Kräften stand, unterstützten, so zwar, daß sie alles was sie im Spiel oder auf anderm Wege erwarben in die Hände Herrada's niederlegten, um ihre gemeinschaftlichen Ausgaben damit zu bestreiten. Ihre Zahl wuchs von Tag zu Tag, und sie versäumten nichts was zur Ausführung ihres Mordanschlags dienlich erschien. Pizarro wurde von mehreren Leuten von ihrem Vorhaben benachrichtigt, doch er war zu vertrauensvoll und lebte in zu großer Sicherheit. Weil er ein Mann von Ehre, gutem Glauben und freiem Gewissen war, so beurtheilte er andere nach sich und erwiederte auf die an ihn ergehenden Warnungen, man müsse jene Unglücklichen in Ruhe lassen, sie seyen durch die Schmach ihrer Niederlage, durch den öffentlichen Haß und das sie verfolgende Elend genug gestraft. – Almagro und die übrigen Verschwornen, durch die Nachsicht und die Milde Pizarro's ermuthigt, wurden täglich kühner, so daß oft die Hauptanführer dieser Partei, die man die Partei von Chili nannte, an ihm vorübergingen ohne ihn zu grüßen oder ihm sonst durch ein Zeichen die Achtung zu beweisen. Ja sie hatten sogar die Frechheit an dem vor der Wohnung Pizarro's stehenden Galgen drei Stränge zu befestigen, von denen der eine bis an dessen Haus, der andere bis an das Haus seines Lieutenants Juan Velasquez ging, und der dritte bis zur Wohnung seines Secretärs Antonio Picado reichte. Auch diesen Hohn entschuldigte Pizarro als einen Ausbruch des Kummers, den sie über ihre traurige Lage empfänden. Jetzt wurden die Verschwornen immer kühner, so daß sie fast öffentlich sich versammelten und einige ihrer Anhänger, die flüchtig im Lande umherirrten, aus einer Entfernung von mehr als 200 Meilen nach Los Reyes kamen. Obgleich ihr Plan, Pizarro zu ermorden, fest stand, so beschlossen sie doch ihn nicht eher auszuführen, bis sie Nachricht erhalten hätten, welches Urtheil man in Spanien gegen Hernando Pizarro, der daselbst nach seiner Ankunft wegen der Hinrichtung Almagro's ins Gefängniß geworfen worden war, fällen würde. Es war nämlich der Hauptmann Diego de Alvarado, eigens nach Spanien gegangen um ihn anzuklagen, und auf sein Betreiben war er eingekerkert worden. Als sie später hörten, daß der König von Spanien Vaca de Castro nach Peru geschickt habe um sich genaue Kenntniß von allen Vorgängen zu verschaffen, und sie fürchteten dieser möge die Hinrichtung Almagro's nicht mit der Strenge wie sie es wünschten verfolgen, so schoben sie die Ausführung ihres Vorhabens nicht länger auf. Die Häupter der Verschwörung kamen deßhalb in Los Reyes zusammen, nämlich Juan de Sayavedra, Alonso de Montemayor, Juan de Guzman, Manuel de Espinar, Diego Nañez de Mercado, Christoval Ponce de Leon, Juan de Herrada, Pero Lopez de Ayala und einige andere. – Alonso de Montemayor erhielt den Auftrag Vaca de Castro entgegenzugehen und ihn günstig für ihre, Partei zu stimmen. Er reiste im April 1541 ab, richtete seinen Auftrag bei Vaca de Castro aus und war noch nicht zu den Mitverschwornen zurückgekehrt, als der Schlag bereits geschehen war.

Das Gerücht von der Verschwörung gegen das Leben Pizarro's wurde endlich so laut, daß ihn aufs neue einige Leute warnten. Er gab zur Antwort, die Köpfe der andern schützten den seinen, und sagte zu denen die ihm riethen sich von seiner Wache begleiten zu lassen, er wolle nicht daß man irgend einen Vorwand zum Verdacht gegen ihn habe ober daß man ihn anklagen solle, er ergriffe Vorsichtsmaaßregeln gegen die Richter, welche der König gesendet habe. – Eines Tages war Herrada sogar so verwegen bei Pizarro sich zu beklagen, es gehe das Gerücht, er wolle ihn und seine Freunde alle umbringen lassen. Pizarro versicherte ihn, daß er niemals eine solche Absicht gehabt habe, und als Herrada bei seiner Klage beharrte und sagte, die von Pizarro aufgehäuften Waffen deuteten auf ihre Vernichtung hin, so suchte dieser ihn mit liebevollen Worten zu beruhigen, indem er ihm bemerkte, die Waffen seyen nicht zum Gebrauche gegen sie angekauft worden. Er begleitete diese Versicherungen mit einem Geschenk, indem er selbst einige Orangen pflückte und sie Herrada gab; diese waren damals noch eine Seltenheit in Peru. Dann sagte er ihm leise ins Ohr, wenn er irgend etwas bedürfe, so möge er sich nur an ihn wenden, er würde gewiß seinen Wünschen willfahren. Herrada küßte ihm ehrerbietig die Hand und dankte ihm, dann empfahl er sich entzückt, daß Pizarro so sicher war und nicht den geringsten Argwohn zu haben schien. Sogleich eilte er in seine Wohnung, in welcher die übrigen Verschwornen versammelt waren, und sie beschlossen einstimmig Pizarro am nächstfolgenden Sonntag zu ermorden. Den Tag vorher am Samstag entdeckte einer der Verschwornen in der Beichte die ganze Sache dem Pfarrer der Hauptkirche; dieser ging noch den nämlichen Abend zu Pizarro's Secretär, Antonio Picado, und bat ihn, er möge seinem Herrn diese Entdeckung mittheilen. Der Secretär führte den Pfarrer in die Wohnung des Francisco Martin Pizarro, eines Bruders des Statthalters, bei welchem der letztere mit seinen Kindern an jenem verhängnißvollen Abend zu Nacht speiste. Als man ihm das Bekenntniß, welches der Pfarrer erhalten hatte, mittheilte, erhob er sich von der Tafel, um den genauen Bericht über die ganze Verschwörung von ihm zu vernehmen. Pizarro gerieth anfänglich in einige Unruhe, doch einen Augenblick später setzte er sich schon wieder zu Tische, indem er seinem Secretär bemerkte, er könne die Sache nicht glauben, weil Herrada erst vor wenigen Tagen ihn besucht und sich sehr demüthig in seinen Reden benommen habe; wahrscheinlich hätte der Mensch, der Nachricht von der Verschwörung gegeben, eine Bitte an ihn, deren Gewährung er auf diese Weise leichter zu erlangen hoffe. Trotzdem schickte er an seinen Lieutenant Juan Velasquez den Befehl, er möge sich zu ihm verfügen; doch dieser kam nicht weil er unwohl war. Pizarro begab sich deßhalb selbst in Begleitung seines Secretärs und einiger Diener, die eine Fackel als Leuchte trugen, am Abend zu Velasquez. Er fand ihn im Bette und erzählte ihm was vorginge. Auch er glaubte die Sache nicht und beruhigte Pizarro allmählich mit den Worten, er solle nichts fürchten, niemand würde solange er seinen Stab in den Händen hielte (dabei zeigte er auf seinen Commandostab) es wagen eine Empörung zu unternehmen. Und wirklich sollte seine Behauptung, jedoch in einem andern Sinne als er gedacht hatte, in Erfüllung gehen. All dieser Versicherungen ungeachtet fühlte sich Pizarro beunruhigt, so zwar daß er am Sonntag Morgen nicht auszugehen beschloß, um die Messe in der Kirche zu hören, sondern sie seiner Sicherheit wegen in seinem Hause lesen ließ. Velasquez und der Hauptmann Francisco de Chaves, die damals den ersten Rang nach Pizarro im Lande einnahmen, begaben sich mit mehreren andern aus der Kirche zu ihm und gingen dann nach abgestattetem Besuche größtentheils nach Hause. Nur Velasquez und Francisco de Chaves blieben zum Mittagessen. Sie hatten kaum die Tafel beendet als zwischen 1 und 2 Uhr, zu welcher Zeit die Stadt ganz still war und sich die Leute Pizarro's zum Essen begeben hatten, Herrada und zehn bis zwölf der Verschwornen aus seinem Hause, das über 300 Schritte von der Wohnung Pizarro's entfernt lag, hervorstürmten und mit bloßem Degen und dem Rufe: »Tod dem Tyrannen, der den von dem König gesendeten Richter ermorden ließ,« durch die Straßen eilten. Sie thaten das um die Bewohner der Stadt glauben zu machen, ihre Partei sey sehr bedeutend, da sie es wagten offen hervorzutreten; wirklich schüchterten sie auch die Bevölkerung durch diese List so sehr ein, daß niemand sich gegen sie erhob oder sich gegen sie zu erklären wagte. Ferner hatten sie berechnet, daß man selbst bei größter Eile nicht so schnell anlangen könne, um sie an der Ausführung ihres Vorhabens zu hindern und daß sie es vollbracht haben würden, wenn auch wirklich Hülfe ankäme. Als sie in die Wohnung Pizarro's eindrangen, blieb einer der Verschwornen mit entblößtem und blutigem Degen am Thore zurück und rief laut aus: »Der Tyrann ist todt, der Tyrann ist todt.« Dieser Ruf brachte die erwartete Wirkung hervor; denn als einige Einwohner, die Pizarro zu Hülfe eilten, diese Worte mit solcher Bestimmtheit aus dem Munde dieses Bösewichts vernahmen, zweifelten sie keinen Augenblick an deren Wahrheit und begaben sich in ihre Häuser zurück. – Indessen stürmte Herrada mit seinen Leuten eiligst die Treppe hinauf. Als Francisco Pizarro durch einige herbeieilende Indianer das Eindringen der Verschwornen vernommen, befahl er dem Francisco de Chaves schnell die Thüren des Vorsaales und des Saales zu schließen, während er forteilte um seine Waffen zu ergreifen. Chaves gerieth so sehr außer Fassung, daß er ohne die eine oder andere Thüre zu schließen nach der Treppe eilte und rief was der fürchterliche Lärm bedeute. Da versetzte ihm, ehe er sich's versah, einer der Verschwornen einen Hieb mit dem Degen. Als er fühlte daß er verwundet war, zog er erst selbst seinen Degen mit der Worten: »wie, man greift sogar seine Freunde an?« im nämlichen Augenblick wurde er von mehreren Stichen durchbohrt und stürzte sogleich todt nieder. – Nun drangen die Verschwornen mit Ungestüm in den Saal ein und 10 bis 12 Spanier die sich darin befanden, ergriffen eiligst die Flucht, indem sie durch die Fenster sprangen: Velasquez befand sich unter ihnen; er hielt seinen Commandostab mit dem Munde um sich seiner Hände beim Herabsteigen aus dem Fenster besser bedienen zu können, so daß seine Prophezeyung sich auf eine lächerliche Weise erfüllte. Der Statthalter, sein Bruder Martin, zwei andere Edelleute und zwei erwachsene Pagen hatten sich unterdessen bewaffnet. Als Pizarro seine Feinde so nahe sah, schnallte er nicht einmal seinen Panzer völlig zu sondern stürzte mit seinem Schwert und Schild bewaffnet gegen die Thüre, wo er sich mit denen, welche ihm ins Zimmer gefolgt waren, mit vielem Muthe eine ziemlich lange Zeit vertheidigte ohne daß die Verschwornen einzudringen vermochten. Pizarro rief während des Kampfes beständig: »Muth Bruder, die Verräther müssen vernichtet werde»!« Endlich gelang es den Verschwornen Martin Pizarro zu tödten, doch sogleich nahm einer der Pagen seine Stelle ein und das Gefecht entbrannte mit neuer Wuth. Als die Feinde sahen, daß sich Pizarro mit solcher Entschlossenheit wehrte, und fürchteten es könne Hülfe kommen und sie möchten dann von vorn und im Rücken her angegriffen werden, so beschlossen sie das Äußerste zu wagen. Sie schoben daher einen von ihnen, der am besten bewaffnet war, vor und dieser stürzte sich mit solchem Ungestüm in die Thüre, daß, während Pizarro um ihn zurückzudrängen alle Kraft aufbot, die andern Mittel fanden ins Zimmer einzudringen; sie stürzten nun alle mit solcher Wuth auf Pizarro los, daß er sich gegen die Anzahl der auf ihn fallenden Hiebe nicht zu schützen vermochte, indem er vom Kampfe ermattet kaum noch sein Schwert schwingen konnte. Endlich erreichten die Verschwornen ihr Ziel, einer von ihnen versetzte ihm einen Stoß in die Gurgel, so daß er sterbend zu Boden fiel; im Fallen verlangte er mit lauter Stimme die Beichte, und da er nichts mehr sprechen konnte, so machte er auf den Boden mit der Hand das Zeichen des Kreuzes und gab seinen Geist auf, wahrend er wiederholt dieses Kreuz küßte. Die beiden Pagen wurden ebenfalls ermordet, von den Verschwornen fielen vier und die übrigen waren alle mehr oder weniger verwundet.

Als sich die Nachricht von dem Tode Pizarro's in der Stadt verbreitete, erklärten sich mehr als 200 Mann, die auf den Ausgang der Sache gewartet hatten, laut zu Gunsten Diego's de Almagro, indem sie dieß früher wegen der Ungewißheit des Ausganges nicht gewagt hatten. Nun eilten sie kühn nach allen Seiten, und entwaffneten und verhafteten jeden der es mit der Partei Pizarro's zu halten schien. Als die Verschwornen aus dem Hause Pizarro's heraustraten, ließ Herrada den Diego de Almagro eiligst zu Pferde steigen und durch die Stadt reiten. Er erließ eine Proclamation, Almagro sey allein rechtmäßiger Statthalter, einziger König von Peru. Das Haus Pizarro's so wie die seines Bruders und seines Secretärs Picado wurden geplündert. Dann berief mau den Rath der Stadt und zwang ihn Don Diego de Almagro als Statthalter anzuerkennen. Außerdem tödteten die Verschwornen noch einige Diener und Anhänger Pizarro's. Der Anblick des Jammers und das Geheul der Weiber und Kinder derer welche man ermordet hatte, war herzzerreißend. Einige Elende schleiften den Leichnam Pizarro's zur Kirche, und niemand wagte es ihn zu begraben, bis Juan de Barbatan, der zu Truxillo seinen Wohnsitz hatte und früher in seinen Diensten gewesen war, von seiner Frau und seinem Bruder unterstützt ihn so gut er konnte beerdigte, nachdem er dazu die Erlaubniß von Diego de Almagro erhalten hatte. Dieser Mann und seine Frau beeilten sich so sehr dem Ermordeten die letzten Ehren zu erweisen, daß sie sich kaum Zeit nahmen ihm den Mantel des Ordens von St. Jago umzuhängen und die Sporen anzuschnallen, wie dieß beim Begräbnisse der Ritter jenes Ordens gebräuchlich, war, denn sie hatten erfahren, daß Pizarro's Feinde herbeieilten um seiner Leiche den Kopf abzuschlagen und ihn an den Galgen zu heften. Barbatan allein versah alle Leichenceremonien und bestritt auch die Kosten der Beerdigung. Dann suchte er die Kinder des Ermordeten, die sich aus Angst in der Stadt versteckt hielten, auf und brachte sie in Sicherheit. – Man erblickt in diesem Ereignisse, sagt Augustin de Zarate, ein schlagendes Beispiel der Eitelkeit, der Unsicherheit der Dinge dieser Welt, oder wie man sagt der Unbeständigkeit des Glückes. – In kurzer Zeit hatte ein einfacher Edelmann, der keinen Rang besaß, ein ungeheures Land entdeckt, war zum Statthalter mächtiger Reiche mit großer Gewalt gemacht worden, hatte unermeßliche Reichthümer besessen und mehreren Leuten Güter und Einkünfte, verliehen, wie man vielleicht in der ganzen Geschichte bei den reichsten und mächtigsten Fürsten der Welt kein Beispiel findet. Mit Einem Schlage ist alles dahin; – er stirbt ohne Zeit zur Beichte zu haben, ohne sich zum Tode vorbereiten oder irgendwie seine Angelegenheiten ordnen zu können; er wird am hellen Tage von wenigen Leuten mitten in einer Stadt, deren Bewohner seine Diener, Verwandte, Fremde oder seine Soldaten waren, ermordet; er hatte allen so viel gegeben, daß sie bequem, ja reichlich leben konnten, und niemand kommt, um ihm in seiner Noth beizustehen; seine Diener und Hausgenossen fliehen und überlassen ihn seinem Schicksal. Kaum wird er armselig begraben. Seine ganze Größe, alle seine Reichthümer sind verschwunden und man fand nicht so viel für ihn, daß man die Wachskerzen bei seinem Begräbnisse bezahlen konnte; was aber vorzüglich in Staunen setzt und die geheimen Wege der Vorsehung bewundern läßt, ist daß er trotz aller ihm gegebenen Warnungen und bei so vielen Gründen zum Argwohn keine Vorsichtsmaaßregeln ergriff, die sein Leben gegen die Angriffe seiner Feinde gesichert haben würden.« – Er fiel am 26 Jun. 1541.

Vaca de Castro, der wie schon erwähnt von dem König von Spanien nach Peru geschickt worden war, um die Ruhe wieder herzustellen, ergriff nach Pizarro's Tod, in dessen Würde er nach seinem mitgebrachten Patente sogleich eintrat, die strengsten Maßregeln und ließ Diego de Almagro und alle die an der Ermordung Pizarro's Theil genommen hatten, hinrichten ohne dadurch der Zwietracht ein Ende machen zu können. Die spanische Regierung fürchtete, wenn die Parteien sich noch länger bekämpften, den Verlust des eroberten Landes und schickte Blasco Nuñez Vela als Vicekönig nach Peru (1543). Dieser brachte es aber durch sein ebenso unkluges und hartes Benehmen dahin, daß die unzufriedenen Colonisten Gonzalo Pizarro, einen Bruder des ermordeten Statthalters, welcher über die schlechte Behandlung seiner Familie durch den spanischen Hof ärgerlich war, zu ihrem Herrn und Anführer ernannten. Es kam am 11 Januar 1546 bei Quito zu einer Schlacht, in welcher der Vicekönig besiegt und erschlagen wurde. Pizarro herrschte bereits über ganz Peru, als Pedro de la Gasca, der zum Präsidenten dieses Landes ernannt worden war, mit sehr ausgedehnten Vollmachten ankam. Er wußte sich durch Umsicht und Klugheit schnell einen so bedeutenden Anhang zu verschaffen, daß er Gonzalo Pizarro, der die Befehle der Regierung nicht achten wollte, offen gegenübertreten konnte. Dieser ward in dem entscheidenden Treffen bei Cuzco (9 April 1548) besiegt und gefangen. Nach seiner Hinrichtung, die Gasca zur Abschreckung anderer zur Empörung geneigter Abenteurer für nöthig hielt, trat allmählich in Peru ein ruhigerer Zustand ein.


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