Francisco de Xerez
Geschichte der Entdeckung und Eroberung Perus
Francisco de Xerez

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26. Die Stadt Xauxa und der Feldherr Chilicuchima.

»Hernando Pizarro sprach noch lange mit ihm hin und her und blieb am Ende dabei, Chilicuchima solle während der Nacht die Sache überlegen und ihm am nächsten Morgen seinen Entschluß mittheilen. Der Hauptmann gab sich alle Mühe ihn durch gütliche Gründe zu überreden, um keinen Aufruhr in dem Lande zu erregen und die drei Spanier, welche nach der Stadt Cuzco gegangen waren, nicht in Gefahr zu bringen. Am andern Morgen erschien Chilicuchima in seiner Wohnung und erklärte, weil er einmal durchaus wünsche daß er mit ihm gehe, so könne er seinem Verlangen nicht widerstehen; er habe sich also entschlossen ihn zu begleiten und wolle einen anderen Heerführer mit dem Kriegsvolke, welches er befehlige, zurücklassen. – An diesem Tage bekam man an 30 Lasten geringhaltigen Goldes und beschloß in zwei Tagen abzureisen; während dieser Zeit kamen noch an 30 bis 40 Lasten Silber. Die Spanier waren unterdessen sehr auf ihrer Hut und die Pferde blieben Tag und Nacht gesattelt, denn der Heerführer Atabaliba's gebot über so zahlreiches Fußvolk, daß die Christen, wenn er während der Nacht über sie hergefallen wäre, sicher großen Verlust erlitten hätten.«

»Der Ort Xauxa ist sehr groß und liegt in einem schönen Thal unter einem sehr gemäßigten Himmelsstriche; nahe dabei strömt ein starker Fluß. Die Umgegend ist fruchtbar und der Ort selbst nach spanischer Weise gebaut mit regelmäßigen Straßen; mehrere andere Orte in der Nähe sind von ihm abhängig. Die Bevölkerung des Ortes und der Umgegend war sehr zahlreich und obschon sich nach der Schätzung der Spanier jeden Tag an 100.000 Einwohner auf dem Hauptplatze versammelten, so waren doch die Märkte und Straßen so lebhaft, daß hier kein Mensch zu fehlen schien. Es gab hier Leute, welche das Amt hatten diese ganze Volksmasse zu zählen, um die zu bestimmen welche dem Heere Dienste leisten mußten, und andere waren beauftragt auf alles was in den Ort einging Acht zu haben. Chilicuchima hatte seine Geschäftsführer, welche das Kriegsvolk mit Lebensmitteln versehen mußten, viele Zimmerleute welche Holz bearbeiteten und gebärdete sich was die Bedienung und die Bewachung seiner Person betraf, sehr großartig. An seiner Wohnung standen drei bis vier Pförtner und er ahmte überhaupt in seiner Bedienung und in allem seinem Gebieter nach. Er war in der ganzen Gegend sehr gefürchtet, denn er war ein tapferer Mann und hatte auf Befehl seines Herrn eine Gebietstrecke von mehr als 600 Meilen erobert. Er hatte viele Schlachten auf offenem Felde und an gefährlichen Stellen geliefert und in allen den Sieg davongetragen, wie denn auch in diesem ganzen Lande nichts mehr zu erobern übrig war.«

»Freitag den 20 März brach der Hauptmann Hernando Pizarro von Xauxa, auf, um mit Chilicuchima nach Caxamalca zurückzukehren. An demselben Tage erreichte er noch den Ort Pompo, wo die königliche Heerstraße von Cuzco mündet und blieb hier den Tag seiner Ankunft und den folgenden. Am Mittwoch verließen sie den genannten Ort Pompo, kamen durch eine ebene Gegend, wo sich viele Schäfereien befanden und nahmen ihr Nachtlager in mehreren großen Gebäuden. An diesem Tage schneite es stark. Am folgenden Tage übernachteten sie in einem Orte, der im Gebirge liegt und Tambo heißt. Dabei strömt ein tiefer Fluß, über welchen eine Brücke führt. Zu dem Flusse muß man aber auf einer sehr steilen steinernen Treppe hinabsteigen, und wenn hier von oben herab Widerstand geleistet worden wäre, so hätte man bedeutenden Schaden leiden können. Der Hauptmann wurde hier von dem Herrn des Ortes mit allem versehen was ihm und seiner Mannschaft nöthig war. Die Einwohner veranstalteten überdieß große Festlichkeiten sowohl aus Rücksicht für den Hauptmann Hernando Pizarro selbst als auch des mit ihm angekommenen Chilicuchima wegen, den man überall festlich zu empfangen gewohnt war. Am folgenden Tage nahmen sie ihr Nachtlager in einem andern Orte, der Tombucancha heißt und dessen erster Häuptling den Namen Tillima führte. Sie fanden hier eine gute Aufnahme und viel Volk stand zur Dienstleistung bereit; der Ort selbst war klein, aber die Bewohner der Umgegend hatten sich hier eingefunden um die Christen zu empfangen und zu sehen. In diesem Ort sah man viele kleine Schafe mit sehr guter der spanischen ähnlichen Wolle. Am folgenden Tage übernachteten sie nach einem Wege von fünf Meilen in einem andern Orte, welcher Guaneso heißt. Der größte Theil der dahin führenden Straße ist gepflastert oder mit Steinen überschüttet und mit Canälen zum Abzug des Wassers versehen. Diese Arbeit sagten sie habe man des Schnees wegen gemacht, welcher zu einer gewissen Jahreszeit in diesem Lande falle. Der Ort Guaneso ist groß und liegt in einem von steilen Bergen umgebenen Thale, welches drei Meilen im Umfange hat und auf der einen Seite, wo man von Caxamalca herkommt, nur einen sehr hohen und steilen Zugang hat. Der Hauptmann und die Christen fanden hier eine gute Aufnahme und während der beiden Tage ihres Aufenthaltes wurden viele Feste veranstaltet. Von diesem Orte sind mehrere andere umliegende abhängig und die Gegend ist reich an Heerden.«


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