Francisco de Xerez
Geschichte der Entdeckung und Eroberung Perus
Francisco de Xerez

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25. Hernando Pizarro sucht den indianischen Heerführer Chilicuchima auf.

»Am 3 März verließ der Hauptmann Hernando Pizarro den Ort Guarva, ging den ganzen Tag an einem Flusse, dessen Ufer stark beholzt waren, aufwärts und nahm sein Nachtlager in einem an diesem Flusse gelegenen Orte, welcher von dem eben genannten Guarva abhängig ist und Guaranga heißt. Am folgenden Tag brach der Hauptmann von diesem Orte auf und übernachtete in Aillon, einem andern am Gebirge liegenden kleinen Orte, welcher von einem größeren, der Aratambo heißt und einen bedeutenden Reichthum an Heerden und Maispflanzungen besitzt, abhängig ist. – Am folgenden Tag den 5 März nahm er sein Nachtlager in einem von Caxatambo abhängigen Orte, welcher Chincha heißt. Auf diesem Wege muß man durch einen sehr steilen Gebirgspaß, in welchem die Pferde bis an den Gurt in Schnee versanken. Der erwähnte Ort hat viele Heerden und der Hauptmann blieb hier zwei Tage. Samstag den 7 März setzte er seinen Weg fort und blieb zu Caxatambo über Nacht, einem großen Orte der in einem tiefen Thale liegt und sehr reich an Heerden ist, wie man denn überhaupt auf diesem ganzen Wege viele Schäfereien antrifft. Der Herr dieses Ortes hieß Sachao und leistete den Spaniern bereitwillig gute Dienste. Von diesem Orte aus schlug man die Richtung Nach der großen Straße ein, auf welcher der erwähnte Chilicuchima heranrücken sollte; die Entfernung bis dahin betrug drei Tagreisen. Hier erkundigte sich der Hauptmann, ob Chilicuchima schon vorüber sey, um sich seinem Versprechen gemäß mit ihm zu vereinigen. Die Indianer erwiederten insgesammt, daß er schon vorüber sey und alles Gold bei sich habe; später erfuhr man aber, daß die Leute angewiesen waren so zu sagen, wenn der Hauptmann anrücke und daß Chilicuchima noch in Xauxo (?) stand und nicht daran dachte näher zu kommen. Obschon man wohl wußte, daß diese Indianer selten die Wahrheit sagen, so entschloß sich der Hauptmann trotz der damit verbundenen großen Mühe und Gefahr doch auf die königliche Heerstraße zu gehen, auf welcher Chilicuchima herankommen sollte, um sich zu überzeugen, ob dieser wirklich vorüber sey. Im entgegengesetzten Falle wollte er ihn aufsuchen, wo er sich auch aufhalten möge, sowohl um das Gold in seine Gewalt zu bekommen als auch das bei ihm befindliche Heer zu zerstreuen und ihn zum Frieden zu stimmen oder ihn, wenn er nicht darauf eingehe, fest zu nehmen.«

»Der Hauptmann schlug also mit seiner Mannschaft den Weg nach einem großen Orte ein, welcher Pombo heißt und an der königlichen Heerstraße liegt. Am Montage den 9 März übernachtete er in Din,Andere Ausgaben so wie die alte italienische Uebersetzung haben Oyu. einem Orte mitten im Gebirge, dessen Cazike sich freundlich nahte und die Christen mit allen ihnen für diese Nacht nöthigen Bedürfnissen versah. – Am andern Morgen setzte der Hauptmann seinen Weg fort und übernachtete in einem kleinen Schäferdorfe an einem Süßwassersee, welcher drei Meilen im Umfange hat und in einer Ebene liegt, wo man eine Menge Schafe von mittlerer Größe wie die spanischen und mit sehr feiner Wolle antrifft. Um folgenden Mittwoch erreichte der Hauptmann mit seinen Leuten schon frühe den Ort Pombo, wo ihm die vornehmsten Einwohner und mehrere Häuptlinge Atabaliba's, die hier mit einigem Kriegsvolk standen, zu seinem Empfange entgegen kamen. Hier fand er in allem nur 150 Arroben Gold, welche Chilicuchima geschickt hatte. Dieser selbst war mit seiner Mannschaft in Xaura geblieben. Sobald der Hauptmann unter Obdach war, fragte er die Häuptlinge Atabaliba's, warum Chilicuchima das Gold geschickt habe und nicht wie er versprochen selbst komme. Sie erwiederten, er hege große Furcht vor den Christen und habe sich deßhalb nicht eingestellt; auch habe er noch viel Gold von Cuzco her erwartet und nicht gewagt mit so wenig zu kommen. Der Hauptmann schickte darauf von diesem Orte aus einen Boten zu Chilicuchima um ihn zu beruhigen und ihm sagen zu lassen, weil er nicht gekommen sey, so wolle er ihn aufsuchen, wo er sich befinde, er solle deßhalb aber keine Furcht haben. Man blieb nun noch einen Tag um die Pferde welche sehr ermüdet waren ausruhen zu lassen, damit sie im Nothfalle zum Kampfe tauglich seyen.«

»Freitag am 14 März brach der Hauptmann mit dem Fußvolk und der Reiterei von Pombo auf um nach Xaura zu gehen und übernachtete an diesem Tage in einem Orte, welcher Xacamalca hieß und sechs Meilen von dem Orte, den man verlassen hatte, in der Ebene lag. In dieser Ebene befindet sich auch ein Süßwassersee, welcher dicht an dem erwähnten Orte beginnt, acht bis zehn Meilen im Umfange hat und ringsum mit Wohnplätzen besetzt ist; man sieht an seinen Ufern viele Heerden, auch ist er reich an Wasservögeln mancherlei Art und an kleinen Fischen. Der Vater Atabaliba's und er selbst hatten zu ihrem Vergnügen viele Flöße von Tumbez aus auf diesen See bringen lassen. Aus dem See entspringt ein Fluß, der nach dem Orte Pombo hin und durch einen Theil desselben strömt und sehr klar und tief ist. Man kann auch bei einer Brücke dicht bei dem Orte aussteigen; wer darüber geht, bezahlt Brückengeld, wie in Spanien. Man gewahrte an dem Flusse überall viele Heerden und gab ihm den Namen Guadiana, weil er diesem sehr ähnlich war.«

»Samstag den 15 desselben Monats verließ der Hauptmann Xacamalca, befand sich um die Mittagszeit in einem drei Meilen weiter liegenden Gebäude, wo er gute Aufnahme und Speise fand, und übernachtete drei Meilen weiter in einem Orte, welcher Tarma heißt und auf dem Abhange eines Berges liegt. Hier gab man ihm ein gemaltes Haus, worin sich schöne Gemächer befanden, zur Wohnung; der Herr des Ortes behandelte ihn gut, reichte Lebensmittel und stellte Leute zum Fortbringen des Gepäcks. Am Sonntage verließ der Hauptmann diesen Ort schon sehr frühe, weil eine lange Tagreise vor ihm lag und ließ seine Mannschaft in guter Ordnung einherziehen, weil er fürchtete Chilicuchima, der ihm noch keinen Boten geschickt hatte, möge ihm einen Hinterhalt legen. Gegen Abend erreichte er einen Ort, der Yanaimalca hieß und dessen Einwohner ihm zum Empfange entgegenkamen. Hier erfuhr er, daß Chilicuchima sich nicht mehr in Xauxa befinde und schöpfte noch mehr Verdacht; weil er sich aber nur noch eine Meile von Xauxa befand, machte er sich sobald man abgespeist hatte, wieder auf den Weg. Als man im Angesichte der Stadt war, bemerkte man von einer Anhöhe herab viele Volkshaufen, konnte aber nicht unterscheiden, ob es Kriegsleute oder Einwohner des Ortes waren. Als der Hauptmann mit seiner Mannschaft auf dem großen Platze des genannten Ortes anlangte, sah man daß die Volkshaufen nur aus Bewohnern des Ortes bestanden, welche versammelt waren, um sich zu belustigen.«

»Der Hauptmann fragte sogleich nach seiner Ankunft noch ehe er absaß nach Chilicuchima und erfuhr, daß er sich nach einem andern Orte begeben habe und am folgenden Tage wiederkommen werde. Er hatte sich unter dem Vorwande gewisser Geschäfte so lange entfernt bis er sich bei den Indianern, welche den Hauptmann begleiteten, über die Absichten der Spanier unterrichten konnte. Er sah wohl ein, daß er Unrecht gethan hatte sein gegebenes Versprechen nicht zu erfüllen, da ihm der Hauptmann der verabredeten Zusammenkunft wegen 80 Meilen weit entgegengegangen war. Er vermuthete deßhalb, der Hauptmann komme um ihn festzunehmen und umzubringen, und er hatte sich also aus Furcht vor den Christen und besonders vor den Reitern fortgemacht. Der Hauptmann hatte einen Sohn des ältern Cuzco bei sich; als dieser erfuhr, daß sich Chilicuchima entfernt habe, erbot er sich diesen aufzusuchen, wo er sich auch aufhalte und machte sich sogleich in einer Sänfte auf den Weg. Während der ganzen Nacht blieben die Pferde gesattelt und gezäumt und man bemerkte den Häuptlingen des Ortes, daß sich ja kein Indianer auf den Platz wagen solle, denn die Pferde seyen unmuthig und würden jeden tödten. Am folgenden Tag kam der Sohn Cuzco's und mit ihm Chilicuchima, beide in Sänften und mit guter Begleitung. Als der letztere auf dem Platze anlangte, stieg er aus, ließ seine Leute zurück und begab sich mit wenigen Begleitern in die Wohnung des Hauptmanns Hernando Pizarro um ihn zu besuchen und sich zu entschuldigen, daß er nicht gekommen, wie er versprochen habe und daß er nicht zu seinem Empfange erschienen sey. Er behauptete durch wichtige Geschäfte abgehalten worden zu seyn. Da der Hauptmann ihn nochmals fragte, warum er sein Versprechen gegeben habe und doch nicht mit ihm zusammengekommen sey, erwiederte er, sein Gebieter Atabaliba habe ihm sagen lassen, daß er an Ort und Stelle bleiben solle. Der Hauptmann sagte ihm darauf: sein Aerger über ihn sey vergessen, er solle aber jetzt die nöthigen Vorkehrungen treffen um mit ihm an den Ort zu gehen, wo sich der Statthalter befinde, welcher seinen Gebieter Atabaliba in der Gefangenschaft halte und ihn nicht eher loslasse bis er das versprochene Gold liefere; er wisse ferner daß er viel Gold unter seiner Obhut habe; er solle es also herbeibringen, mit ihm gemeinschaftlich den Weg machen und einer guten Behandlung versichert seyn. Chilicuchima antwortete: sein Gebieter habe ihm sagen lassen, er solle solange ihm kein anderer Befehl zukäme an Ort und Stelle bleiben; er wage also nicht fortzugehen, denn dieses Land sey erst kürzlich erobert worden und könne, wenn er sich entferne, leicht in Aufruhr gerathen.«


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