Francisco de Xerez
Geschichte der Entdeckung und Eroberung Perus
Francisco de Xerez

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3. Diego de Almagro sucht Pizarro auf. Ihre Vereinigung und neue Zurüstungen zur Fortsetzung ihres Unternehmens. Sie entdecken Locamez.

Einige Tage vor der Ankunft des Fahrzeuges in Panama war der Hauptmann Diego de Almagro, welcher sich ebenfalls bei dem Unternehmen betheiligt hatte, mit einem andern Schiffe und mit siebenzig Leuten abgereist, um dem Hauptmanne Pizarro zu folgen und ihn aufzusuchen. Er kam bis zu dem Orte, wo Pizarro eine Niederlage erlitten hatte, und bestand ebenfalls einen Kampf mit den Indiern, in welchem er den Kürzeren zog; obschon er aber dabei ein Auge verlor und viele Christen verwundet wurden, so gelang es doch die Indier aus dem Orte zu vertreiben und ihn in Brand zu stecken. Sie schifften sich darauf wieder ein und folgten der Küste bis zu einem großen Flusse, welchem sie den Namen San Juan beilegten, weil sie ihn am Tage dieses Heiligen (24 Junius) erreichten. Sie bekamen daselbst einige Stücke Gold; da aber keine Spur des Hauptmanns Pizarro zu finden war, segelte Almagro nach Chuchama, wo er ihn antraf. Sie kamen überein, daß Almagro nach Panama gehen, zur Fortsetzung ihres Unternehmens Schiffe ausrüsten, mehr Mannschaft anwerben und zu diesen Zwecken den Rest ihres Vermögens verwenden solle, denn bereits schuldeten sie über zehntausend Castellanos.Der Werth dieser alten spanischen Goldmünze belief sich zur Zeit Francisco's de Xerez auf 4 fl. 47 kr. Zu Panama fanden sie von Seiten des Pedrarias und anderer großen Widerspruch, indem diese bemerkten, man solle eine Reise, von der die kaiserliche Majestät keinen Vortheil habe, nicht fortsetzen. Der Hauptmann Almagro, mit der Vollmacht seines Gefährten versehen, bewies indessen große Beharrlichkeit in dem, was sie beide einmal begonnen hatten, und bedeutete dem Statthalter Pedrarias, er mögt ihnen keine Hindernisse in den Weg legen, denn sie hofften, daß mit Gottes Hülfe Se. Majestät allerdings Vortheil von dieser Reise ziehen werde. Pedrarias war dadurch gezwungen seine Einwilligung zur Anwerbung von Mannschaft zu geben. Almagro verließ Panama mit 110 Mann und landete an dem Orte, wo sich Pizarro mit den andern fünfzig befand, die von den 110 die mit ihm abgesegelt, und den siebenzig welche Almagro, um ihn aufzusuchen, mitgenommen hatte, noch übrig waren. Der Tod hatte also bereits 130 hinweggerafft. Die beiden Hauptleute segelten nun mit ihren beiden Schiffen und 160 Mann wieder ab und folgten stets der Küste. Wo sie Wohnungen vermutheten, gingen sie mit drei Canots, die mit sechzig Ruderern bemannt waren, ans Land und versahen sich so mit Lebensmitteln. Auf diese Weise fuhren sie drei Jahre und erduldeten große Mühseligkeiten, Hunger und Kälte; der größte Theil von ihnen starb vor Hunger und nur fünfzig blieben am Leben; dabei hatten sie am Ende der drei Jahre noch kein gutes Land entdeckt, alles war Sumpf und unbewohnbarer, der Überschwemmung ausgesetzter Schlammboden. Das erste gute Land, welches sie entdeckten, lag jenseits des Flusses San Juan. Pizarro blieb hier mit dem geringen Reste der Mannschaft und schickte einen Hauptmann mit dem kleinsten Schiffe ab, um weiterhin an der Küste ein gutes Land aufzusuchen, Diego de Almagro aber sendete er mit dem andern Schiffe nach Panama, um frische Mannschaft zu holen, denn mit den wenigen Leuten, von denen fortwährend noch viele starben, konnten sie auf den beiden Schiffen zugleich nicht auf weitere Entdeckungen ausgehen. Das auf Entdeckungen ausgelaufene Fahrzeug kam nach siebenzig Tagen zum Flusse San Juan, wo sich Pizarro mit seinen Leuten aushielt, zurück und stattete Bericht ab über das was es ausgerichtet hatte. Es war bis zu dem Orte Cancebi, der an jener Küste liegt, vorgerückt, und die Schiffsmannschaft hatte schon, ehe sie diesen Ort erreichte, andere an Gold und Silber reiche Dörfer gefunden, deren Bewohner mehr Lebensart besaßen als alle übrigen Indianer, die ihr bis jetzt vorgekommen waren. Sie brachten sechs Leute mit, um sie die spanische Sprache erlernen zu lassen, so wie auch Gold, Silber und Zeuge. Der Hauptmann und seine Gefährten empfanden darüber so große Freude, daß sie alle erduldeten Mühseligkeiten und die Verluste, welche sie erlitten hatten, vergaßen und schon in dem Lande, welches so viel von sich versprach, zu seyn wünschten. Als Almagro mit dem mit Kriegsvolk und Pferden befrachteten Schiffe zurückkam, verließen beide Fahrzeuge mit den Hauptleuten und der ganzen Mannschaft den Fluß San Juan, um nach dem neuentdeckten Lande zu gehen. Da die Fahrt an jener Küste sehr mühevoll war, so verging darüber so viel Zeit, daß der Mundvorrath nicht ausreichte und man sich gezwungen sah die Mannschaft ans Land gehen zu lassen. Hier setzten sie ihren Weg fort und verschafften sich Lebensmittel, wo sie deren habhaft werden konnten. Die Schiffe gingen in der Bai San Mateo, bei einem Orte, den die Spanier Santiago nannten, und bei den Oertern von Tacamez, welche alle weiterhin an der Küste liegen, vor Anker. Die Christen bemerkten, daß diese Wohnplätze groß und von zahlreichen, kriegerischen Leuten bevölkert waren, und als neunzig Spanier eine Meile von einem derselben landeten, brachen sogleich mehr als zehntausend indische Krieger auf, um sie zu empfangen. Als die Indianer aber sahen, daß die Christen ihnen kein Leid zufügen oder an ihrem Eigenthum kränken wollten, sondern mit vieler Freundlichkeit den Frieden anboten, dachten sie nicht mehr daran sie zu bekämpfen, was anfänglich ihre Absicht gewesen war. In diesem Lande gab es eine Menge Lebensmittel und die Bevölkerung zeigte eine ziemlich gute Gesittung; die Oerter hatten ihre Straßen und Plätze; einer derselben zählte mehr als dreitausend Häuser, andere waren kleiner.


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