Francisco de Xerez
Geschichte der Entdeckung und Eroberung Perus
Francisco de Xerez

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24. Bemerkungen über den Götzen und seine Verehrung.

»Der Herr von Pachalcami und seine Häuptlinge empfingen die Spanier sehr freundlich und zeigten viel guten Willen. Der Hauptmann lagerte sich sogleich mit seiner Mannschaft in einigen großen Gebäuden auf der einen Seite des Ortes und verkündete alsbald, daß er im Auftrag des Herrn Statthalters komme, um das Gold der Moschee, welches der Cazike dem Herrn Statthalter versprochen habe, abzuholen; sie möchten es also unverzüglich zusammenbringen und ihm geben, oder es selbst an den Ort schaffen, wo sich der Herr Statthalter befinde. Die Häuptlinge des Ortes und die Diener des Götzen unterredeten sich nun miteinander und versprachen es abzuliefern. Sie gingen aber mit Lügen um und wollten nur Zeit gewinnen. Endlich brachten sie etwas weniges und sagten, es finde sich nicht mehr vor. Der Hauptmann verstellte sich eben so wie sie und äußerte, er wünsche ihren Götzen zu sehen, und man möge ihn zu ihm führen, was denn auch geschah. Man führte ihn in ein wohlgebautes und schön bemaltes Haus; in diesem hatten sie in einem wohl verschlossenen, dunkeln und stinkenden Saale einen aus Holz gefertigten sehr schmutzigen Götzen. Diesen nannten sie ihren Gott, der alle erschaffen habe und erhalte, und der auch alle Lebensmittel hervorbringe. Zu seinen Füßen lagen einige aus Gold bestehende Gaben, die man ihm geopfert hatte. Sie hegen eine so hohe Ehrfurcht vor ihm, daß ihn nur seine Priester und Leute, die er, wie sie sagen, sich selbst wähle, bedienen dürfen; kein anderer wagt zu ihm einzutreten und kein anderer hält sich für würdig auch nur mit der Hand die Wände seiner Wohnung zu bewähren. Es unterliegt keinem Zweifel, daß der Teufel in diesem Götzen steckt, mit diesen seinen Spießgesellen spricht und ihnen teuflische Dinge sagt, die sie im ganzen Lande verbreiten. Alle halten ihn für ihren Gott und bringen ihm viele Opfer. 300 Meilen weit pilgern sie zu diesem Teufel mit Gold, Silber und Stoffen; die Ankommenden begeben sich zu dem Pförtner und eröffnen ihm die Gnade um die sie bitten; er geht nun hinein, spricht mit dem Götzen und verkündet dann, daß dieser sie ihnen gewähre. Bevor einer seiner Diener zu ihm eintritt, muß er wie sie sagen viele Tage fasten und darf mit keinem Weibe Gemeinschaft haben. In allen Straßen, an den Hauptthoren der Stadt und in der ganzen Umgegend des Tempels sieht man viele hölzerne Götzen, welche die Indianer nach derselben Weise wie ihren Hauptteufel anbeten. Man hat von vielen Herren des Landes die Versicherung erhalten, daß die ganze Bevölkerung der Küste von der Stadt Catamez an, mit welcher diese Statthalterschaft beginnt, dieser Moschee Gold und Silber opfere und jedes Jahr einen bestimmten Tribut bezahle. Es gab hier eigene Gebäude, worin von eigenen Hausmeistern der Tribut gesammelt wurde. Man fand darin einiges Gold und Anzeichen, daß man noch weit mehr fortgeschleppt hatte, wie denn auch viele Indianer aussagten, es sey auf Befehl des Teufels fortgebracht worden. Man könnte noch viele Dinge von der Abgötterei, welche sie mit diesem Götzen treiben, erzählen, ich will sie aber um nicht zu weitläufig zu werden übergehen und nur noch bemerken, daß unter den Indianern die Sage verbreitet ist, dieser Götze habe ihnen zu verstehen gegeben, daß er ihr Gott sey, daß er sie verderben könne, wenn sie ihn erzürnten und ihm nicht gut dienten und daß er alle Dinge der Welt in seiner Gewalt habe. Auch war wirklich die ganze Einwohnerschaft schon allein darüber, daß der Hauptmann zu dem Götzen hineingegangen war um ihn zu betrachten, in Bestürzung und Furcht, und glaubte fest, die Christen würden bei ihrem Abzüge unfehlbar alle vernichtet werden. Die Christen suchten den Indianern begreiflich zu machen in welchem großen Irrthume sie sich befanden und daß das was aus dem Götzen spreche, der Teufel sey welcher sie betrüge. Sie ermahnten sie, diesem ferner nicht zu glauben und nicht zu thun was er ihnen rathe, auch sprachen sie mit ihnen noch viel anderes über ihre Abgötterei. Der Hauptmann ließ den Saal, worin der Götze stand, niederreißen und diesen vor den Augen aller Indianer zertrümmern, unterrichtete diese in vielen Dingen unseres heiligen katholischen Glaubens und lehrte sie das Zeichen des Kreuzes als die beste Waffe um sich gegen den Teufel zu schützen.«

»Xachacama (Pachalcami) ist ein bedeutender Ort; neben der Moschee steht auch ein schön gebauter Tempel der Sonne auf einem Hügel der von fünf Ringmauern umgeben ist; auch sieht man hier Häuser mit Terrassen wie in Spanien. Der Ort scheint nach den zerfallenen Gebäuden, die man in ihm findet, alt zu seyn, auch liegt der größte Theil der Ringmauern in Trümmern. Der erste Häuptling des Ortes heißt Taurichumbi. Die Häuptlinge der umliegenden Orte fanden sich hier ein um den Hauptmann zu sehen und ihn mit den Erzeugnissen ihres Gebietes so wie mit Gold und Silber zu beschenken; sie wunderten sich sehr, daß er die Verwegenheit gehabt habe zu dem Götzen einzudringen und ihn zu zertrümmern. Der Häuptling von Malaque welcher Lincoto hieß kam um Sr. Majestät zu huldigen und brachte ein Geschenk an Gold und Silber; der Häuptling von Poar, welcher den Namen Alincai führt, that deßgleichen; der Häuptling von Gualco, Guarilli genannt, brachte ebenfalls Gold und Silber; dasselbe thaten der Gebieter von Chincha, welcher wie er sagte Tamriambea hieß nebst zehn seiner Häuptlinge, ferner der Häuptling von Goarua Guaxchapaicho genannt, der Häuptling Colixa, welcher den Namen Aci führte, der Häuptling von Fallicaimarca, welcher Yspilo hieß und andere Häuptlinge der Umgegend, und ihre Geschenke an Gold und Silber betrugen mit dem was man aus der Moschee genommen hatte 90.000 Pesos. Mit allen diesen Caziken sprach der Hauptmann sehr freundlich, zeigte sich sehr erfreut über ihren Besuch, ermahnte sie im Namen Sr. Majestät sich stets auf diese Weise zu benehmen und entließ sie sehr zufrieden.«

»Zu Xachacama erhielt Hernando Pizarro auch die Nachricht, daß Chilicuchima, der Feldherr Atabaliba's, noch vier Tagreisen weiter, stehe mit viel Kriegsvolk und dem Gold und daß er damit nicht weiter vorrücken wolle, sondern vielmehr sage, er wolle die Christen bekämpfen. Der Hauptmann schickte einen Boten an ihn um ihm Zutrauen einzuflößen und ihn zu mahnen mit dem Gold herbeizukommen, da er ja doch wisse, daß sein Gebieter gefangen sey und ihn schon viel Tage erwarte und daß auch der Herr Statthalter über sein Zögern ärgerlich werden würde: er ließ ihm auch noch vieles Andere sagen, um ihn zum Anrücken zu bewegen, denn er konnte ihm nicht entgegen gehen, weil der Weg für die Pferde zu schlecht war; er ließ ihn also bitten, einen Ort auf der Landstraße zur Zusammenkunft zu bestimmen, wo dann der welcher zuerst ankäme auf den andern warten solle. Chilicuchima ließ zurücksagen, daß er seinem Wunsche entsprechen und seinem Auftrage gemäß handeln wolle. Der Hauptmann brach also von dem Orte Xachacama auf, um sich mit Chilicuchima zu vereinigen und erreichte auf der ersten Tagreise den Ort Guarva, der in der Ebene dicht am Meere liegt; er verließ hier die Küste und nahm seinen Weg wieder nach dem Inneren des Landes.«


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