Francisco de Xerez
Geschichte der Entdeckung und Eroberung Perus
Francisco de Xerez

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5. Fortsetzung des Zugs an der Küste. Uebergang auf die Insel Puna. Kampf mit den Bewohnern.

Von diesem Orte Coaque aus schickte der Statthalter die drei Schiffe nach der Stadt Panama und nach Nicaragua, um mehr Mannschaft und Pferde herbeizuholen, damit man endlich die Eroberung und Colonisirung des Landes beginnen könne; er selbst blieb mit der Mannschaft daselbst zurück und hielt einige Tage Rast, bis zwei der Schiffe von Panama mit 26 Reitern und 30 Fußgängern zurückkamen. Nach der Landung derselben ging der Statthalter mit der ganzen Mannschaft zu Fuß und zu Pferd weiter und brachte auf seinem Zuge längs der Küste, welche sehr bevölkert war, alle Orte unter die Botmäßigkeit Sr. Majestät, denn die Herren dieser Orte kamen ihm wie durch einstimmige Übereinkunft auf dem Wege zu seinem Empfange entgegen, ohne sich zur Wehr zu setzen; er nahm deßhalb alle, ohne ihnen Verdruß oder ein Leid zuzufügen, sehr liebreich an und ließ ihnen durch einige Mönche, die er zu diesem Zwecke mit sich führte, passende Reden halten, um sie zur Erkenntniß unseres heiligen katholischen Glaubens zu bringen. So rückte der Statthalter mit der spanischen Mannschaft immer weiter, bis zu einer Insel, welche la PugnaPunà, im Meerbusen von Guayaquil. hieß und welcher die Christen, den Namen Santiago beilegten; sie ist zwei Meilen vom festen Lande entfernt, und da sie gut bevölkert, reich und mit Lebensmitteln wohl versehen war, so setzte er auf den beiden Schiffen und auf Balkenfiößen, die den Indianern gehörten und auf denen die Pferde fortgebracht wurden, nach ihr über. Der Statthalter wurde auf der Insel von dem Caziken, welchem sie gehörte, mit großer Freude und vieler Zuvorkommenheit empfangen; man versah ihn auf dem Wege mit Lebensmitteln und spielte auf verschiedenen musikalischen Instrumenten, deren sich die Eingeborenen zu ihrer Belustigung bedienten. Die Insel hat fünfzehn Meilen im Umkreise, ist fruchtbar, gut bevölkert und zählt viele Orte, welche sieben Caziken gehören, die wieder alle unter einem Herrn stehen. Dieser schenkte dem Statthalter aus freiem Willen viel Gold und Silber und da der Winter herbeigekommen war, so beschloß der Statthalter seiner Mannschaft auf dieser Insel zu rasten; denn hätte man zu dieser Zeit und bei dem beständig fallenden Regen weiter gehen wollen, so wäre es ohne großen Verlust an Leuten nicht möglich gewesen. Die wenigen Kranken, welche man hatte, genaßen während dieses Winteraufenthaltes. – Es liegt nun aber in dem Charakter der Indianer, daß sie einem andern Volke weder gehorchen noch dienen, wenn sie nicht mit Gewalt dazu gezwungen werden, und obschon der Cazike mit dem Statthalter in friedlichem Verhältnisse stand und sich als Vasall Sr. Majestät erklärt hatte, so wurde doch dem Statthalter durch seine Dolmetscher hinterbracht, daß der Cazike seine Kriegsleute versammle und daß man schon viele Tage hindurch ohne Unterlaß zu den Waffen, welche die Indianer bereits besaßen, noch neue verfertige, wovon man sich übrigens auch durch den Augenschein überzeugen konnte, denn in demselben Ort, wo die Spanier lagen und wo der Cazike seinen Sitz hatte, fand man in dessen Wohnung und in vielen andern Häusern zahlreiche völlig schlagfertige Mannschaft, welche, sobald sich alles Kriegsvolk der Insel versammelt haben würde, in der Nacht über die Christen herzufallen gedachte. Als der Statthalter sich insgeheim von der Wahrheit des Gesagten überzeugt hatte, befahl er sogleich den Caziken, seine drei Sohne und die andern vornehmsten Einwohner, die man lebendig erhaschen konnte, festzunehmen. Ueber das andere Volk fielen die Spanier insgesammt unvermuthet her und tödteten an demselben Abend noch mehrere Leute; alle übrigen ergriffen die Flucht und verließen den Ort. Das Haus des Caziken wurde nebst mehreren andern geplündert und man fand darin Gold, Silber und viele Zeuge. Während der Nacht war man im Lager der Christen sehr auf der Hut und die ganze Mannschaft, in allem 70 Reiter und 100 Fußgänger, stand gerüstet. Schon vor Anbruch hörte man das Geschrei der Kriegsleute, und in kurzer Zeit sah man eine große Menge Indianer, alle bewaffnet, mit ihren Trommeln und andern Instrumenten, die sie mit in den Kampf nehmen, herannahen. Sie hatten sich in mehrere Haufen getheilt und so das Lager in die Mitte genommen. Als es nun heller Tag geworden war und sie auf das Lager losstürzten, gab der Statthalter Befehl sie tapfer zu empfangen. Bei dem ersten Angriffe wurden mehrere unserer Leute und Pferde verwundet; da aber unser Herr und Gott die, welche in seinem Dienste handeln, in der Noth begünstigt und unterstützt, so wurden die Indianer geschlagen und ergriffen die Flucht. Die Reiterei verfolgte die Flüchtigen und hieb nieder und verwundete so viel sie konnte, so daß eine große Anzahl Feinde den Tod fanden. Darauf kehrte sie in das Lager zurück, weil die Pferde ermüdet waren, denn die Verfolgung hatte vom Morgen bis zum Mittag gedauert. Am folgenden Tage theilte der Statthalter seine Mannschaft in mehrere Haufen, um den Feind auf der ganzen Insel aufzusuchen und ihn zu bekriegen. Darüber vergingen zwanzig Tage und die Eingeborenen wurden derb gezüchtigt. Zehn der Vornehmsten wurden nebst dem Caziken gefangen, von denen der letztere aussagte, daß sie ihn zur Anzettelung des Aufstandes verleitet hätten, daß er selbst nur Theil daran genommen hätte, weil er sie von ihrem Vorhaben nicht habe abbringen können. Der Statthalter hielt Gericht über sie und ließ theils sie verbrennen, theils ihnen die Köpfe abschlagen. Wegen des Aufstandes und des Verrathes, welchen der Cazike und die Indianer der Insel Santiago sich hatten zu Schulden kommen lassen, wurde der Krieg so lange gegen sie fortgesetzt, bis sie sich gezwungen sahen die Insel zu verlassen und nach dem festen Lande überzugehen. Da aber die Insel sehr bevölkert, fruchtbar und reich war und sie der Statthalter nicht völlig verderben wollte, so entschloß er sich den Caziken in Freiheit zu setzen, um die zerstreuten Bewohner zu sammeln und sie zur Wiederbevölkerung der Insel zu vermögen. Der Cazike, welchem man in dem Gefängnisse alle mögliche Achtung bewiesen hatte, war sehr erfreut darüber und wollte für die Zukunft gern Sr. Majestät dienstbar seyn.


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