Ernst v. Wolzogen
Der Kraft-Mayr
Ernst v. Wolzogen

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Achtzehntes und letztes Kapitel.

Durchgerungen!

Sobald am nächsten Morgen der Arzt die glückliche Wendung der Krankheit festgestellt, hatte Ilonka ihre paar Sachen zusammengepackt und war nach ihrem Hotel gefahren, um sich zunächst einmal gründlichst auszuschlafen. Und als sie um die Mittagszeit neugestärkt und hungrig wie ein Wolf erwachte, da vermochte sie nur mit Schaudern an die dumpfe Krankenstubenluft und an all die lächerlich ekelhaften Pflichten zu denken, welche die Pflege eines langsam genesenden, vom Fieber bis zur Hilflosigkeit geschwächten Mannes ihr auferlegen würde. Teremtete – puh! Das war nichts für sie! Sie war die nächste dazu gewesen, dem hilflosen, verlassenen Freunde in seiner Todesnot beizustehen, sie hatte ihre Pflicht gethan und ihm über den Berg geholfen. Sie hatte es auch gern gethan, und der Himmel konnte ihr für ihr Liebeswerk wohl ein Schock kleiner Liebessünden vergeben; aber jetzt wollte sie wieder leben und vergnügt sein. Sie bedachte auch, daß es gefährlich wäre, die feurigen Kohlen allzuhoch auf Florians närrischen Schädel zu häufen; denn der Mensch war im stande, sie aus reiner Dankbarkeit zeitlebens mit seiner langweiligen Liebe oder gar mit Heiratsanträgen zu verfolgen. Ueberdies hatte sie jetzt auch keine Zeit mehr zu verlieren, denn sie sollte bereits übermorgen in einem Konzert in Dresden auftreten – und Geld brauchte sie auch.

Ihr Entschluß war bald gefaßt. Sie speiste gut und ausgiebig zu Mittag und dann schrieb sie zwei Briefchen: eins an den Baron von Ried, eins an Fräulein Thekla Burmester und dann nach kurzem Besinnen noch zwei Zeilen auf eine Visitenkarte an einen musikliebenden Gardeoffizier, den sie erst ganz kürzlich kennen gelernt hatte. Den Brief an Fräulein Burmester ließ sie durch einen Dienstmann besorgen, der ihr Antwort bringen sollte. Inzwischen streckte sie sich zu behaglicher Mittagsruhe auf dem Sofa aus.

Fräulein Burmester folgte dem Dienstmann, der ihr Kommen melden sollte, fast auf dem Fuße. »Ach wie lieb von Ihnen, daß Sie mir geschrieben haben: ich danke Ihnen tausendmal dafür!« rief sie Ilonka gleich bei ihrem Eintreten entgegen. »Ich habe ja wieder eine so schreckliche Zeit durchzumachen gehabt. Zu Hause haben sie alles gelesen, was über Herrn Mayr Abscheuliches in den Zeitungen stand. Sie können sich denken, wie Mama das benutzt hat, um mich zu kränken und zu verhöhnen! Aber Papa hat's auch geglaubt. Ich hatte mich schon so gefreut auf das Konzert. Nun mußte doch Herr Mayr über alle seine Feinde triumphieren, dachte ich, und mit einem Schlage ein berühmter Mann werden. Nicht wahr, Fräulein, es ist doch alles gelogen, was in den Zeitungen steht? Wenn ich bloß eine Ahnung davon gehabt hätte, daß der arme Herr Mayr so krank ist!«

Ilonka nötigte das aufgeregte Mädchen neben sich aufs Sofa und fragte lächelnd: »Nun, wos hätten gethon, wann Sie gewußt hätten, eh? Papatschi und Mamatschi hätten doch nicht erlaubt, doß Sie zu ihm gehen und ihn pflegen, schickt sich doch nicht für anständige Mädchen!«

»Ach, das wär mir ganz egal gewesen!« rief Thekla begeistert. »Es gibt höhere Pflichten, als Mama und Papa gehorsam zu sein, wenn sie etwas Dummes von einem verlangen!«

»Bravo!« sagte Ilonka, indem sie ihren Arm zärtlich um Theklas schlanke Taille legte. Und dann erzählte sie ihr von Liszts Brief, den sie natürlich gelesen hatte, und von der schlimmen Geldverlegenheit, in die Florian geraten war, so viel sie selbst davon wußte. Und endlich beschrieb sie ihr den Verlauf der Krankheit, und wie nötig dem Genesenden gerade jetzt, wo jede Aufregung einen todbringenden Rückfall verursachen konnte, eine sorgfältige Pflege sei. Sie log auch noch ein weniges, aber sehr wichtiges hinzu, indem sie behauptete, daß Florian in seinen Fieberphantasieen beständig nach seiner Thekla verlangt habe.

»Er hat nach mir verlangt?« flüsterte Thekla mit seligem Lächeln. »Er soll sich nicht in mir getäuscht haben: gleich gehe ich zu ihm und bleibe bei ihm, bis er mich nicht mehr braucht! Und ich frage niemand um Erlaubnis! Es trifft sich herrlich, daß Papa und Mama nicht zu Hause sind. Gleich fahre ich heim, packe das Nötigste zusammen, und dann müssen Sie mich zu ihm führen!«

»Ich? O fallt mir gor nicht ain!« versetzte Ilonka kopfschüttelnd. »Lossen Sie mich ganz aus! Wann är aufwocht, müssen Sie die ärste sein, die är sieht. Aer braucht gar nicht zu wissen, daß ich da war!«

Da fiel Thekla plötzlich Ilonka um den Hals und rief, kaum fähig, ihre Freudenthränen zurückzudrängen: »Ach, sind Sie gut – und ich bin so schlecht! Ich habe geglaubt, Sie . . .«

Ilonka verschloß ihr den Mund mit der Hand und lachte: »Waiß ich schon, Tschapperl, waiß ich – mocht nix: aifersichtig sind wir olle, wann wir lieben!«

Und dann nahmen die beiden Frauen zärtlichen Abschied voneinander und wünschten sich alles Gute. Ilonka gab Thekla noch die Adresse des Barons von Ried, als eines sicheren Vertrauensmannes, für den Fall, daß sie eines Rates bedürfe, und empfahl ihr, möglichst viel Geld mitzunehmen, da sich kein Pfennig mehr in Florians Besitz gefunden habe.

Zwischen fünf und sechs Uhr desselben Nachmittags langte Thekla mit ihrem Koffer am Louisenplatz an. Frau Stoltenhagen musterte sie mit unverhohlenem Mißtrauen, ließ sie aber schließlich doch ins Krankenzimmer eintreten, da sie erklärte, von Fräulein Badacs geschickt worden zu sein, um deren Stelle zu vertreten. Vorsichtigerweise nannte Thekla der Frau nicht ihren richtigen Namen, damit sie nicht etwa in Versuchung käme, ihre Eltern zu benachrichtigen.

Florian schlief immer noch seinen tiefen Genesungsschlaf. Und als er gegen sieben Uhr endlich daraus erwachte und das schöne junge Mädchen im einfachen grauen Wollkleide auf dem Rande seines Bettes sitzen sah, da starrte er die liebliche Erscheinung lange wie traumverloren, aber ohne Unruhe an, bis endlich ein Lächeln des Erkennens um seine matten Züge spielte. »Thekla!« rief er leise, und seine Hände tasteten nach den ihrigen.

»Ja. ich bin bei dir,« gab sie zurück, »und jetzt wirst du bald ganz gesund werden!«

»Jetzt werd' ich bald ganz gesund werden!« sprach er ihr nach und schaute ihr unverwandt in die Augen. – –

Und Florian genas wirklich, aber nur äußerst langsam. Erst kurz vor Weihnachten war er im stande, das erste Mal, auf einen Stock und Theklas Arm gestützt, einen kleinen Spaziergang zu unternehmen. Von da an aber erholte er sich schnell.

Thekla hatte die ganze Zeit über mit ihm unter einem Dache gewohnt. Die ersten Wochen hatte sie in seinem Zimmer auf dem Sofa geschlafen, und später hatte ihr Frau Stoltenhagen im selben Hause ein Zimmerchen mieten müssen, und zwar, um der polizeilichen Meldepflicht zu entgehen, auf ihren eigenen Namen. Den schweren Pflichten der Krankenpflege hatte sie sich mit Ueberwindung aller falschen Scham und mit einer Hingebung und Umsicht unterzogen, welche dem behandelnden Arzte die vollste Hochachtung abnötigten und schließlich sogar Frau Stoltenhagens Feindseligkeit besiegten. Dieser braven Frau hatte es natürlich nicht lange verborgen bleiben können, daß das hübsche, feine Fräulein Florians erwählte Braut und demnach für ihre Nichte nunmehr endgültig nichts mehr zu hoffen sei. Die Frieda zog es nunmehr selbst vor, die Spekulation auf die Mietsherren der Tante aufzugeben, und wurde Verkäuferin in einem Butter- und Käsegeschäft in einer äußerst militärischen Stadtgegend, wo sich reichliche Gelegenheit zu nur feinen Herrenbekanntschaften bot.

Ihren Pflegeeltern ließ Thekla von Zeit zu Zeit auf Umwegen Nachricht zukommen, ohne ihnen jedoch ihren Aufenthaltsort, noch auch den wahren Zweck ihrer Entfernung zu verraten. Was Florians Genesung so lange hinzögerte, das war vor allen Dingen die nicht zu vermeidende Aufregung über seine Geldangelegenheiten. Der Gerichtsvollzieher sprach mindestens einmal jede Woche vor, um amtliche Zustellungen zu überbringen oder Pfändungen vorzunehmen. Das konnte natürlich dem Kranken, sobald er wieder bei Sinnen war, nicht verheimlicht werden. Den Bemühungen des Barons von Ried war es zwar gelungen, wenigstens für einige kleinere Schuldbeträge Deckung zu verschaffen, aber es blieben immer noch an tausend Mark übrig, für welche Florian Wechsel unterschreiben mußte, in der Hoffnung, sie im Laufe eines halben Jahres durch den Ertrag einer neuen Konzertreise einlösen zu können. Die Schuld an die Wirtin, die Kosten der Krankheit zahlte Thekla, aber ihre Mittel waren gegen Weihnachten auch nahezu gänzlich erschöpft, trotzdem sie beinahe alle ihre mitgebrachten Schmuckgegenstände versetzt hatte. So mußte zuletzt auch Florians Uhr, sein Frackanzug und was sonst irgend entbehrlich war, ins Leihhaus wandern. Das allerschlimmste aber war die Aussicht, daß Florian wahrscheinlich auf Monate hinaus an der Ausübung seines Berufes gehindert sein würde. An Klavierspielen war selbstverständlich nicht zu denken, bevor sich seine Nerven nicht vollkommen wieder gekräftigt hatten, und dann blieb es sehr wahrscheinlich, daß es einer sehr langen Uebungszeit bedürfen würde, bevor er seine alte technische Fertigkeit wieder erlangte. Dem reichen Konsul Burmester wäre es ja freilich ein Leichtes gewesen, seinem Kassenschranke zwei oder drei braune Scheine zu entnehmen und damit allen Sorgen ein Ende zu machen, aber Florians Stolz empörte sich dagegen, bei dem Manne betteln zu gehen, der ihn für den Verführer ansehen mußte, der seine geliebte Tochter auf unverzeihliche Abwege gelockt habe. Daß er Thekla heiraten werde, ob mit oder ohne den Segen der Burmesters, das stand für Florian fest. Aber er wollte aus eigener Kraft sich die Mittel dazu erringen. Er wollte kein Geld von den Burmesters annehmen, wenn sie es etwa der Tochter nur wie ein demütigendes Almosen nachwarfen. Nur Theklas fester Glaube an seine Zukunft, die ruhige Heiterkeit, die sie ihm gegenüber stets zeigte, hielten seinen Mut aufrecht und scheuchten das Gespenst der Sorge immer wieder von seinem Krankenlager.

Auch der Baron von Ried erwies sich als ein treuer Freund und sprach häufig vor, um mit Thekla die geschäftlichen Dinge zu beraten und ihr beizustehen in ihrem Bemühen, den Kranken aufzuheitern, wenn er wieder mutlos werden wollte. Später brachte er auch sein schwarzlockiges Mädchen, die Libussa Tomatschek, mit, und sogar der schöne Toby Tomatschek, der eine entsetzliche Furcht vor ansteckenden Krankheiten hatte, ließ sich in den letzten Wochen bereden, mit von der Gesellschaft zu sein, wenn sich die wenigen Freunde Florians zum Thee bei ihm einfanden. Der große Mann konnte dann sehr liebenswürdig und rücksichtsvoll sein. Er wußte heitere Anekdoten aus der Theater- und Virtuosenwelt sehr hübsch zu erzählen und spielte auch zuweilen auf seiner Geige etwas vor, auf der er wirklich ein Meister war. Herr Tomatschek war überhaupt viel menschlicher geworden, seitdem seine Tochter auf der Bühne einen hübschen Erfolg gehabt hatte und dadurch endlich von ihrer faulen Genialität, die sie zu keiner vernünftigen Thätigkeit kommen ließ, ein wenig kuriert war. Das Drama des Barons mit dem groben Titel »Der Lumpenhund« war zwar durchgefallen, die Libussa Tomatschek jedoch, welche die Hauptrolle darin geschaffen, war von der Kritik als entschiedenes Talent begrüßt worden. So war es den Bemühungen des Barons doch wenigstens gelungen, das Mädchen, dessen vertracktes Wesen ihm bald heiß, bald kalt machte, auf eine gerade Bahn zu bringen. Im übrigen aber war sie, wie der Baron sich poetisch ausdrückte, immer noch eine »pseudodämonische Hundeschnauze« und ein »Frosch mit Eichenlaub« geblieben. Ja sogar Jean d'Oettern, dem sie der Baron in edler Selbstlosigkeit zugeführt hatte, damit er die Erweckung ihrer Weiblichkeit an ihr vollziehen sollte, hatte in diesem schwierigen Falle gänzlich versagt.

Bei ihren bescheidenen heiteren Theeabenden spielte Thekla in ganz reizender Weise die Hausfrau. Alle schwärmten für sie, Libussa mit dem düsteren Blick nicht ausgenommen. »Süße Frau Thekla« wurde sie von allen genannt, und der Baron erklärte sich eines Abends sogar tief gerührt bereit, in ihre kleine Hand alle seine ketzerischen Gedanken wider den heiligen Ehestand abzuschwören. Ihr Verhältnis zu dem kranken Geliebten wurde eben von dem kleinen Freundeskreis wie eine wirkliche Ehe in Ehren geachtet.

Einige Tage vor Weihnachten verließ Thekla ihren Florian, der nun keine Pflege mehr nötig hatte, um zu ihren Eltern zurückzukehren. Er hätte nur ein Wort zu sagen brauchen, und sie wäre bei ihm geblieben als seine Gattin, auch ohne den Segen ihrer Eltern und deshalb ohne gesetzliche Anerkennung. Sie hatte in den fünf bis sechs Wochen, die sie als barmherzige Schwester bei ihm weilte, die Armut kennen gelernt mit ihren niederdrückenden Sorgen und Aengsten vor dem kommenden Tag; sie hatte es erfahren, was Krankheit des Ernährers für eine mittellose Familie bedeutet, und was ein Künstlerdasein, was dieses Sichdahinschleppen von Enttäuschung zu Enttäuschung, von Verzicht zu Verzicht für Anforderungen an Charakterstärke und Lebensmut stellt – und dennoch wäre sie bereit gewesen, auf einen Wink des Geliebten ihrem inhaltlosen Wohlleben auf immer zu entsagen und sein unsicheres Los dafür einzutauschen. Alle ihre guten Eigenschaften hatten sich in dieser Prüfungszeit aufs glücklichste entwickelt. Der waghalsige Sprung, den sie, einem Zimmervögelchen gleich, das nie fliegen gelernt hat, aus ihrem goldenen Käfig in die gefahrvolle Freiheit hinausgethan hatte, war ihr wunderbarerweise geglückt. Das wohlbehütete junge Mädchen ohne Daseinszweck hatte sich zu einem lebensreifen jungen Weibe entwickelt, das seine Geistes- und Gemütskräfte zweckbewußt zu gebrauchen verstand. Aber Florian wollte ihr kein Opfer mehr zumuten. Es war ja doch möglich, daß die Burmesters, oder doch zum wenigsten der Konsul, ihren schönen Mut anerkannten und sich dadurch bewegen ließen, die Wahl ihres Herzens, wenn auch mit Seufzen, zu billigen. In diesem Falle war anzunehmen, daß sie ihr von ihrem Ueberschuß doch so viel mitgeben würden, daß sie ihr Leben lang wenigstens vor Not beschützt blieb. So viel wollte auch Florian annehmen, sobald er sich wieder so weit hinaufgearbeitet hatte, um ihren Pflegeeltern als ein Mann entgegentreten zu können, der eine anständige Lebensstellung und sein leidliches Auskommen besaß. Wenn aber Thekla jetzt noch weiter ging und allem Hohn sprach, was ihren Pflegeeltern Anstand und gute Sitte dünkte, so war als sicher anzunehmen, daß sie sie gänzlich verstoßen und ohne jede Unterstützung ihrem Schicksal preisgeben würden. Darum redete er ihr selbst zu, vorerst zu den Burmesters zurückzukehren und sich ihrem Willen zu fügen, bis er sich berechtigt fühlte, sie für immer an sich zu fesseln. Sie sollte sich auch durch kein Wort binden: solange sie ihn liebte, würde sie auf ihn warten, das verstand sich von selbst. Daß sie sich nicht mehr zwingen ließe, deß war er nun gewiß. Wenn sie einem andern folgte, dann wußte er, daß sie ihn nicht mehr liebe. Er bat sie auch dringend, ihn ja nicht etwa durch heimliche Geldunterstützungen zu demütigen. Es werde ihm schon irgendwie gelingen, sich ehrlich durchzuschlagen, bis er wieder im stande war, seine Kunst in würdiger Art zu Gelde zu machen.

Tiefbewegt nahmen die Brautleute voneinander Abschied in ihrer Wohnung am Luisenplatz, und dann trug Florian ihr den Koffer bis zur Markgrafenstraße, denn sie besaßen beide zusammen nicht mehr so viel Geld, um eine Droschke zahlen zu können. Noch ein stummer Händedruck, dann zog sie die Klingel an dem prunkvollen Thor des palastähnlichen Hauses, in dem sie groß geworden war, und er machte sich mit großen Schritten davon, ohne sich noch einmal umzuschauen.

Der Konsul war ausgegangen. Frau Olga empfing die Heimkehrende allein. Mit eisiger Kälte begrüßte sie sie. Und nachdem ihr Thekla mit fester Stimme die einfache Wahrheit berichtet hatte, ließ die Konsulin alle Selbstbeherrschung fahren und überhäufte das arme Mädchen mit wütenden Drohungen und schmählichen Schimpfworten. »Ich hab's gewußt,« schloß sie ihren leidenschaftlichen Ausbruch, »ich hab's gewußt, daß es so mit dir enden würde, von dem Tage an, wo ich den Schundroman von der Hintertreppe unter deinem Kopfkissen fand. Bei deiner Abstammung kann's ja gar nicht anders sein, als daß du dich zum Gemeinen hingezogen fühlst. Zwischen uns ist's aus – ich mag dich nicht mehr Tochter nennen! Aber glaube ja nicht etwa, daß wir dir jetzt die Mittel geben werden, um mit dem Menschen weiterleben zu können. Sieh zu, wie du ohne uns fortkommst! Du kannst ja Diakonissin werden, wenn du so eine Passion für die Krankenpflege hast!«

Der Konsul empfing seinen Liebling ganz anders. Er schloß Thekla wortlos in die Arme, nachdem sie ihm ihr Herz ausgeschüttet hatte, ließ sie an seiner Brust sich ausweinen und weinte sogar mit ihr. Aber dennoch konnte er sich nicht entschließen, das Verhältnis zu Florian gutzuheißen und an seine Unschuld und Seelengröße, die Thekla so begeistert pries. zu glauben. Er war und blieb für ihn ein öffentlich Gebrandmarkter, und er war überzeugt, daß an dem, was die Zeitungen ihm nachgesagt, doch wohl etwas Wahres sein müsse. Noch an diesem Abend fand eine heftige Auseinandersetzung zwischen dem Konsul und seiner Gattin statt, und als deren Ergebnis wurde Thekla angekündigt, daß sie nach den Feiertagen von ihrem Vater in ein Pensionat für junge Damen in Lausanne gebracht werden würde. Während der Feiertage zeigte sich Frau Burmester absichtlich mehrmals in Konzerten und Gesellschaften mit Thekla und that außerordentlich freundlich zu ihr, um den Klatsch niederzuschlagen, der sich mit dem rätselhaften Verschwinden des jungen Mädchens natürlich schon beschäftigt hatte, und Thekla mußte ihr den Gefallen thun, ihre Lügen durch Schweigen zu bestätigen. Zu Hause sprachen sie kein Wort miteinander. – – –

Florian erlebte ein trübseliges Weihnachtsfest. Seine Eltern hatten ihm fünfzig Mark geschickt, und zwar auf Betreiben des Barons – mehr konnten sie beim besten Willen nicht entbehren. Florian wollte ihnen auch nicht zur Last fallen; weder ihnen, noch seinen andern wenigen Freunden, die ihn in seiner Not unterstützt hatten. Er wollte alle diese Zuwendungen als Darlehen betrachten und sich keinen guten Tag gönnen, bis er alles samt seiner Wechselschuld bei Heller und Pfennig zurückgezahlt hätte. Seine Freunde rieten ihm, Liszt um eine Unterstützung anzugehen, der ja als der eigentliche Urheber seiner ganzen Notlage der Nächste dazu sei. Aber auch davon wollte er nichts wissen. Liszts Kasse werde von so vielen Unwürdigen in Anspruch genommen, die sich seine Schüler nennten und ihm die Rechnungen ihrer Schuster, Schneider und Wirte zusendeten zum Dank für die Gutmütigkeit, sie so lange um sich zu dulden. Er wollte nicht mit diesem Gelichter auf eine Stufe gestellt werden.

Florian versuchte zunächst, als musikalischer Berichterstatter sein Unterkommen zu finden; aber sobald er auf einer Redaktion seinen Namen nannte, erinnerte man sich der Christusaufführung und wollte nichts mit ihm zu thun haben. Es wäre ihm ja ein Leichtes gewesen, das Schreiben Liszts vorzulegen, um seine Unschuld zu beweisen, aber dann hätten sich die Zeitungen der Sache abermals bemächtigt und sicherlich nicht verfehlt, die Lauge ihres Spottes über den frommen Abbé auszugießen, der die Feinde des Papstes nicht für würdig hielt, seine Musik zu genießen, und Florian wollte weder den verehrten Meister zum Gespött gemacht, noch sich selbst in den Verdacht einer unedeln Rache gesetzt sehen. Die Stelle, die er früher an dem Musikinstitute eingenommen hatte, war inzwischen natürlich längst anderweitig besetzt worden, und auch an andern Schulen hatte man keine Verwendung für ihn. In den vornehmen Häusern, in denen er ehemals Unterricht für zehn Mark die Stunde erteilt hatte, konnte er sich nicht wieder sehen lassen, denn das Gift der Verleumdung, das Prczewalsky ausgespritzt, hatte in Verbindung mit seiner Brandmarkung durch die Zeitungen in diesen Kreisen seine Wirkung gethan. Ueberdies pflegte man in solchen reichen Häusern zu verlangen, daß der Klaviermeister der Töchter sich gelegentlich in Gesellschaften als Virtuose produziere – und Florian hatte sich bei einem ersten Versuche, den er gegen des Arztes strenges Verbot wagte, zu seinem Schrecken überzeugen müssen, daß er gar nicht mehr klavierspielen konnte. Seine Finger zitterten dermaßen, daß er nicht mehr eine ordentliche C-dur-Tonleiter zu stande brachte. Mit jener Naivetät, die das Geschlecht der Aerzte auszuzeichnen pflegt, hatte ihm sein guter Doktor anbefohlen, sich jeder geistigen Thätigkeit zu enthalten und sich bei ausgiebiger Ernährung viel im Freien zu bewegen!

Nun, zu letzterem sollte wenigstens Rat werden. Eine ganze Woche lang war Florian allmorgendlich unter der bunten Schar der Arbeitslosen zu finden, welche die Expedition des »Intelligenzblatts« und der »Vossischen Zeitung« belagern, um die ersten feuchten Morgennummern zu erwischen und mit zitternder Hast die Rubrik »Arbeitsmarkt« zu durchfliegen. Dann lief er den ganzen Tag über von einer Adresse zur andern, bot sich als Schreiber, als Ausgeher, Markthelfer, Anstreichergehilfe und sonst noch alles mögliche und unmögliche an, ohne jemals Erfolg zu haben. Das einzige, was er ergatterte, waren einige Klavierstunden bei kleinen Leuten – zu fünfzig Pfennig! Er war froh, sie zu kriegen. Seine Empfehlungen von Liszt und Wagner zeigte er freilich bei diesen Brotgebern nicht vor. Um seine viele freie Zeit doch noch irgendwie auszufüllen, bewarb er sich bei der »Vossischen« um den ausgeschriebenen Posten eines Zeitungsausträgers. Zu seiner Freude erhielt er ihn und bekam als seinen Bezirk einen Teil der Straße unter den Linden und der Wilhelmsstraße zugewiesen. Auf diese Weise hatte er nun freilich reichliche Bewegung in frischer Luft und außerdem Zutritt zu den feinsten Häusern. Am 1. Januar trat er sein neues Amt an, und eins der ersten Häuser, in dem er seine »Tante Voß« ablieferte, war das Palais der Gräfin Tockenburg! Es war ein Glück zu nennen, daß er in seinem vornehmen Viertel nicht allzuviele Treppen zu steigen brauchte, denn dazu wäre er noch nicht im stande gewesen. Er hatte das für seine Verhältnisse zu teuere Zimmer bei der Witwe Stoltenhagen aufgegeben und ein mehr als bescheidenes Kämmerchen in einem Hinterhause der neuen Roßstraße bezogen. Todmüde kehrte er anfangs von seinen Gängen heim und war dann zu jeder andern Beschäftigung auf Stunden hinaus unfähig. Er verdiente nur gerade so viel, daß er sich in der Volksküche satt essen und am Ende des Monats seine Miete bezahlen konnte.

Er dachte wohl daran, diesem schrecklichen Berlin den Rücken zu kehren, um in irgend einer andern Musikstadt, wo man ihn und sein Mißgeschick nicht kannte, sein Heil zu versuchen; aber das hieß den Spatzen aus der Hand entwischen lassen, um der Taube auf dem Dache nachzujagen. Es blieb immer noch das sicherste, geduldig auszuharren, bis er seine volle Gesundheit wieder erlangt hatte und seine Kunst wieder auszuüben im stande war. Auch seinen Eltern mochte er nicht zur Last fallen, abgesehen davon, daß er sich das Reisegeld ja doch hätte borgen müssen. Sein Stolz war an seinem Elend nur erstarkt – er steifte ihm den Nacken und ließ ihm sozusagen Haare auf den Zähnen wachsen. Ganz allein wollte er sich durchbeißen. Selbst dem Baron und seinen wenigen andern Freunden verheimlichte er seinen Aufenthaltsort, nur Thekla, mit der er, seit sie in Lausanne war, in regem Briefwechsel stand, wußte seine Adresse.

Der Monat Januar und die erste Hälfte des Februar hatten glücklicherweise meist trockene, klare Kälte gebracht, und die hatte Florians Nerven so gut gethan, daß auch die Unbilden der Witterung im weiteren Verlaufe des Februar und März seiner Gesundheit nichts anzuhaben vermochten. Er hatte sich inzwischen ein Pianino gemietet und regelrecht zu üben begonnen. In etwa sechs Wochen kam er so weit, daß seine Finger ihm wieder willig gehorchten. Aber noch fehlte viel dazu, um etwa eine Konzertreise unternehmen zu können. Vor allen Dingen gebrach es ihm an Zeit, um seine Studien so intensiv betreiben zu können, wie das für einen Virtuosen, der ein größeres Repertoire auswendig beherrschen will, nötig ist. So kündigte er denn zum 1. April seine Stellung bei der »Vossischen Zeitung« auf, sowie auch seine sämtlichen Fünfzigpfennigstunden.

Da er nun wieder den Leuten etwas vorspielen und auf seine glänzenden Empfehlungen pochen konnte, so war es ihm gelungen, in reichen musikalischen Häusern als musikalischer Zeitvertreiber und Begleiter, sowie als Korrepetitor bei Sängern und Sängerinnen gutbezahlte Beschäftigung zu finden. Er vermochte jetzt nicht nur seinen Lebensunterhalt zu bestreiten, sondern begann bereits für die Schuldentilgung zurückzulegen. Auch knüpfte er jetzt neue Verbindungen mit auswärtigen Konzertagenturen an, die ihm für den Sommer zahlreiche Engagements in Aussicht stellten. Und jetzt erst, da die Nacht des Elends dem Morgenlichte einer besseren Zukunft zu weichen begann, da sein trotziger Stolz über das widrigste Schicksal triumphiert hatte, jetzt erst setzte er sich hin, um Liszt von allem Vorgefallenen getreuen Bericht zu erstatten und ihn um seine Empfehlung zu bitten, falls irgendwo eine für ihn geeignete Stellung als Lehrer oder Dirigent frei werden sollte.

Umgehend traf die Antwort auf diesen Brief von Rom ein. Liszt hatte gar keine Ahnung gehabt, welches Unheil die Verweigerung der Aufführung damals über seinen armen Florian heraufbeschworen hatte. Er war von der anstrengenden Reise noch angegriffen und bereits wieder durch alle möglichen neuen Anforderungen, die in Rom sofort an ihn herantraten, dermaßen in Anspruch genommen gewesen, daß er an die Folgen seiner Ablehnung nicht gedacht hatte. Als er dann einige Wochen später, in der Verwunderung darüber, daß er von Florian gar nichts mehr hörte, sich den Fall noch einmal überlegte und mit seinen jungen Freunden darüber sprach, da war er denn freilich zu der Erkenntnis gekommen, daß er seinem eifrigen Vorkämpfer seine Begeisterung übel gelohnt habe. Er habe gemeint, schrieb er, daß Florian ihm deswegen grolle, und sich des längeren entschuldigt und sich erboten, für die Verluste aufzukommen, die Florian etwa persönlich erlitten. Dieser Brief sei jedoch als unbestellbar an ihn zurückgelangt. In den wärmsten Worten drückte er die wahrhaft väterliche Teilnahme aus, die ihm seines treuen Schülers Unglück einflößte, und er versprach ihm nicht allein Bezahlung seiner Schulden, sondern auch die glänzendste Genugtuung für die schwere Ehrenkränkung, die er hatte erleiden müssen. Anfang Mai wollte er vor seiner Uebersiedelung nach Weimar einige Tage in Berlin zubringen und bei dieser Gelegenheit Florian persönlich in einigen vornehmen Häusern, sowie bei den musikalischen Machthabern einführen. Eine passende Stellung für ihn habe er auch bereits in Aussicht, wolle aber nicht darüber reden, bevor die Sache ganz sicher sei.

Florian war natürlich überglücklich über dies Schreiben, und es kam eine solche Siegeszuversicht über ihn, ein so helles Frohgefühl, wie er es selbst in seinen glücklichsten Weimarer Tagen nicht gekannt hatte. Er studierte mit wahrem Feuereifer und machte ganz erstaunliche Fortschritte. Auch mietete er sich jetzt in einer besseren Stadtgegend ein größeres Zimmer, in welchem er einen Flügel unterbringen konnte. Seine Menschenscheu war auf einmal vergessen. Die Herrschaften, bei denen er musizierte und Unterricht gab, waren entzückt von seiner munteren Laune und witzigen bayerischen Derbheit, und wenn er nicht seine Zeit zu wichtigeren Dingen gebraucht hätte, so hätte er der Löwe der musikalischen Salons werden können. An Thekla schrieb er fast täglich, und wenn es nur ein paar scherzhafte Zeilen auf einer Postkarte waren. Von dem unerwartet hohen Honorar, das er von einem reichen Bankier für Mitwirkung in einem Hauskonzerte bekommen hatte, schenkte er seiner Liebsten einen prächtigen Ring, den er sie vorläufig als Verlobungsring zu betrachten bat. Sie sollte alle Hebel in Bewegung setzen, um die Erlaubnis zu erlangen, in den ersten Maitagen heimzukommen, um Zeugin seines Triumphes zu sein. Für den Fall, daß er wirklich die Stelle erhalten sollte, die Liszt für ihn in Aussicht hatte, gedachte er dann bei ihren Pflegeeltern um ihre Hand anzuhalten. –

Am Abend des dritten Mai fand im Palais Tockenburg eine große musikalische Abendunterhaltung statt, zu welcher die vornehmste Gesellschaft der Residenz geladen war. Auch der Kronprinz und seine Gemahlin, sowie mehrere Prinzen und Prinzessinnen des königlichen Hauses hatten mit Vergnügen die Einladungen angenommen, denn es stand für diesen Abend ein ganz besonderer Genuß in Aussicht: der greise Meister Franz Liszt hatte sein Erscheinen zugesagt. Von acht Uhr an hielt Equipage auf Equipage vor dem Thor des Palais, und zahlreiches Publikum harrte trotz des unfreundlichen Wetters geduldig auf der Straße aus, um die eleganten Damen in ihren kostbaren Toiletten, die glänzenden Würdenträger und Berühmtheiten der Kunst und Wissenschaft, die hohen und höchsten Herrschaften aussteigen zu sehen. Kurz nach ein halb neun hielt das Coupé der Gräfin Tockenburg vor dem Portal. Der Thürhüter des Hauses, der mit seinem breiten goldnen Bandelier, in dem ein krummer Türkensäbel hing, mit dem Federhut auf dem stolzen Haupte und dem wuchtigen Kugelstabe in der Hand, so ehrfurchtgebietend ausschaute, daß sicherlich die Einwohner jedweder fernen Oceaninsel, auf der er etwa gelandet wäre, sich platt vor ihm auf den Bauch geworfen hätten – dieser gewaltige Mann verschmähte es nicht, in höchsteigener Person die steinernen Stufen hinunterzueilen und den Wagenschlag aufzureißen; denn er wußte, daß die Frau Gräfin den Großmeister der Tonkunst in ihrem Coupé aus seinem Hotel hatte abholen lassen. Aber der hagere junge Mann in gänzlich undekoriertem Frack, der da so leichtfüßig aus dem Wagen sprang, daß ihm die langen braunen Haarsträhnen um die Ohren schlugen, das war doch nicht . . .? Der stattliche Thürhüter vergaß ganz seiner Würde und stand mit offenem Munde da. Nein, daß es solche lächerlichen Ähnlichkeiten geben konnte! Dieser junge Herr, der da eben dem greisen Ehrengaste seiner gnädigen Herrschaft aus dem Wagen half, war ein Doppelgänger von dem Dingsda, dem Zeitungsausträger Mayr, mit dem er so oft in der Portierloge ein Schwätzchen gehalten. Ja, was war denn das? Der junge Herr, der doch jedenfalls auch ein großer Künstler war, zog vor ihm, dem gräflichen Thürhüter, den Hut, wünschte ihm guten Abend und redete ihn mit Namen an: »Wie geht's, wie steht's – was macht die liebe Familie?« Der Pförtner vermochte vor Erstaunen nicht zu antworten. Und schau – da nickte ihm der berühmte Herr Franz Liszt gar selber freundlich zu und sagte: »Nun, die Herren kennen einander doch? Herr Mayr ist leider in Zukunft verhindert, Ihnen die Zeitung zu bringen, mein Lieber; denn er hat sich genötigt gesehen, eine Professur an der Hochschule für Musik in München anzunehmen!« Und herzlich lachend stieg der Greis am Arme seines jungen Freundes die Treppe hinauf.

Der Pförtner hatte, sobald das Coupé vorfuhr, einem bereitstehenden Lakaien einen Wink gegeben, seine Excellenz und die Frau Gräfin von der Ankunft ihres berühmten Gastes zu benachrichtigen, und so wurde denn der Altmeister schon oben an der Treppe von dem Grafen und der Gräfin Tockenburg begrüßt.

Sobald die ersten Bewillkommnungsredensarten gewechselt waren, sagte Liszt, indem er seinen Florian, der bescheiden einige Schritte hinter ihm wartete, an der Hand heranzog: »Votre Excellence et chère Comtesse – vous me permettrez de vous présenter mon jeune ami Florian Mayr, artiste de qualité superieure et de qui je fais grand cas, moi! Je vous demande pardon pour le sans façon de l'introduction, mais . . .«

»Mais cela va sans dire, cher maître,« zwitscherte Gräfin Fifi in ihren zartesten Vogeltönen: »Je suis enchanté – ah! Tiens! Mayr – sans e, avec y-grec – Florian Mayr? Mais je me souviens – mais certes!« Sie brachte ihr langstieliges Lorgnon vor ihre Augen, schaute Florian einen Augenblick prüfend an und zeigte, wie es ihre Art war, wenn sie besonders liebenswürdig lächelte, ihre kleinen weißen Oberzähne. Dann streckte sie ihm ihre Hand entgegen, die er mit einer recht artigen Verbeugung an seine Lippen führte, und sagte: »Sie sind doch der Christus-Mayr, nicht wahr? O, es hat mir so leid gethan, Sie damals nicht empfangen zu können. Ich habe mich so warm interessiert für Ihr großartiges Unternehmen und ich habe so bedauert, daß es nicht zu stande gekommen ist. Leider war ich den ganzen Winter über nicht recht au fait und dabei noch so beschäftigt. Sie begreifen . . .«

»Ja, lüg' du und der Deixl!« dachte sich Florian, während er mit einem nichtssagenden Lächeln zustimmend den Kopf neigte.

Dem Meister aber machte die Verlegenheit der Gräfin sichtlich Spaß. Er schmunzelte überaus behaglich, indem er die Gräfin aufs neue anredete: »Ce cher Florian, il est un – Pechvogel – ahaha! Das erste Mal war er nicht sehr glücklich bei Ihnen introduciert. Die Badacs – pcha – cette chère bête! Enfin – er hat immer malheur – ahahaha; aber das soll jetzt aufhören – ich will das nicht mehr dulden – pcha, denn ich liebe diesen jungen Mann und ich weiß, er wird mir Ehre machen.«

Noch einen überaus freundlichen Blick warf Liszt seinem glückstrahlenden Jünger zu, dann reichte er galant der Gräfin den Arm und betrat mit ihr den glänzend erleuchteten Saal, während Seine Excellenz der Botschafter es nicht verschmähte, mit Florian Mayr das zweite Paar zu bilden. Der Graf Tockenburg hatte keine Zeit, sich um musikalische Dinge zu bekümmern, und wußte daher auch nicht, daß er durch diese einfache Höflichkeitsbezeigung einem von der Presse als Schwindler Gebrandmarkten eine öffentliche Ehrenerklärung ausstellte.

Florian war froh, als der Herr Graf ihn schon bald nach dem Eintritt im Stiche lassen mußte, um wichtigeren Pflichten zu genügen. Er zog sich eiligst in eine Ecke zurück, von der aus er, dank seiner Länge, das bunte, blendende Gewühl gut überschauen konnte. Er hatte heute mittag erst ein Briefchen von Thekla empfangen. Sie war gestern nacht in Berlin angekommen. Der gute Konsul hatte es, wenn auch mit großer Schwierigkeit, durchgesetzt, daß seine Gattin die Erlaubnis zur Heimkehr erteilte. Für heute abend waren die Burmesters auch geladen, aber Thekla wußte nicht, ob man sie mitnehmen würde, denn es fehlte ihr an einem neuen Kleide, das für die Gesellschaft der Gräfin Tockenburg gut genug gewesen wäre. Hochklopfenden Herzens hielt Florian Umschau. Er wäre todunglücklich gewesen, wenn er die Geliebte an diesem seinem Ehrenabend hätte vermissen müssen. Der Meister hatte ihm versprochen, es durchzusetzen, daß er an diesem Abend zum Spielen aufgefordert würde. Er war wohl vorbereitet, aber wenn seine Thekla nicht unter seinen Zuhörern war, dann war es mit seiner freudigen Zuversicht aus. Er fühlte, daß er dann nicht ruhig sein könnte, und heute abend gerade mußte er gut spielen. Da bemerkte er endlich im dichtesten Gewühl inmitten des Saales eine hochgewachsene Dame in einem gelbseidenen ärmellosen Kleide und von einer so auffallenden Magerkeit, daß es nur Frau Olga Burmester sein konnte. Er drängte sich mit nichts weniger als würdevoller Hast durch die Schar der vornehmen Gäste in die Nähe jener mageren Dame – und wirklich, es war die Konsulin. Und nicht weit von ihr, im Gespräche mit einem allerliebsten jungen Husarenlieutenant, stand der kleine Konsul und hielt am Arm seine Thekla. Sie hatte dasselbe weiße Kleid an, das sie im Winter des vergangenen Jahres an dieser selben Stätte auch getragen hatte, aber aus dem schüchternen jungen Mädchen von damals war eine vollerblühte Schönheit geworden. Was der kleine Husar für Augen machte! Florian fühlte eine eifersüchtige Regung – aber da hatte ihn Thekla plötzlich erblickt, über ihr Gesicht huschte ein strahlendes Lächeln der Freude – sie ließ den Arm des Vaters los und schritt ihm mit ausgestreckter Hand entgegen.

Fest und lange drückte er diese kleine Hand und sagte nichts, als: »Da bist du ja!«

»Ja, da bin ich wieder!« gab sie flüsternd zurück. Und so standen sie Hand in Hand, mitten in der Lichtflut, von dem hundertstimmigen Geräusche der plaudernden Gesellschaft umwogt, Blick in Blick versenkt, traumverloren, glückberauscht – bis der Konsul mit einem recht zaghaften: »Ah, guten Abend, Herr Mayr,« zu ihnen trat.

Wortlos griff Florian nach der fleischigen Rechten des kleinen Herrn und schüttelte sie mit ausgiebiger Herzlichkeit.

Jetzt trat auch die Frau Burmester herzu. »Ah, Herr Mayr, Sie auch hier?« rief sie spitz und warf dabei einen streng prüfenden Blick auf ihre Tochter. »Nun, es scheint Ihnen ja gut zu gehen – Sie sehen außerordentlich erholt aus!«

»Ja, dank' schön, gnädige Frau, es geht mir ausgezeichnet!« versetzte Florian fröhlich. »Sie wundern sich wahrscheinlich, mich hier zu finden, nach dem, was voriges Jahr hier passiert ist? Aber diesmal hab' ich eine bessere Einführung, wissen S': Der Meister wünscht, daß ich heut' abend hier spielen soll!«

»Ach, wirklich?« erwiderte die Konsulin, mit einem ungläubigen Lächeln an ihm herabsehend. »Auf dem Programm habe ich Ihren Namen nicht gefunden.« Damit reichte sie ihm mit zwei Fingern ein fein ausgestattetes Blatt hin.

Natürlich konnte er nicht darauf stehen, das wußte er ganz gut – aber er las dennoch das Programm durch. Fast lauter gute, wohlbekannte Namen waren da als Mitwirkende aufgeführt und darunter – Antonin Prczewalsky! »Der auch?« rief Florian unwillkürlich laut. Dann reichte er mit einem Achselzucken der Konsulin das Blatt zurück und sagte: »Macht nix, der Meister wird des schon arrangieren!«

Und der Meister arrangierte es in der That auf sehr einfache Weise. Als ihm nämlich die Gräfin das Programm zur Durchsicht überreichte, stutzte er bei dem Namen Prczewalsky und rief mit einem Stirnrunzeln, bei dem sich die weißen Brauen sträubten: »Ah, der?! Kenn' ich! das ist Finis Poloniae! Nun, wenn er sehr schön spielt, werde ich ihn – vielleicht um Entschuldigung bitten, pcha! Ich habe ihm nämlich einmal ein wenig zu deutlich den Text – souffliert!«

Gräfin Fifi, die natürlich das Wortspiel nicht verstehen konnte, sagte in ernsthaft bedauerndem Tone: »Diese Nummer des Programms muß leider ausfallen. Ich kenne zwar die Leistungen des Herrn nicht persönlich, aber er ist mir von hohen Gönnern warm empfohlen worden. Er hat mir vor einer Stunde erst abgesagt. Vermutlich traut er sich doch nicht, vor Ihnen, lieber Meister, zu spielen.«

»Ohoho, bravo!« lachte Liszt sehr vergnügt. »Lassen Sie an seiner Stelle meinen Sankt Florian sein Paradepferd tummeln!«

Die Gräfin war mit Vergnügen dazu bereit, und als die Prczewalskysche Nummer herankam, betrat ein junger Adjutant das Podium und kündigte an, daß statt des leider erkrankten Polen auf Wunsch des Herrn Doktors Franz Liszt Herr Florian Mayr »Die Legende vom heiligen Franziskus auf dem Meere« vortragen werde. Florians Erfolg war ein vollkommener. Der Altmeister streichelte ihm vor aller Augen die Backen und die hohen und höchsten Herrschaften umdrängten ihn förmlich in der Pause, um ihm Liebenswürdigkeiten zu sagen, und beehrten ihn mit Einladungen zu ihren eigenen musikalischen Veranstaltungen.

Als das Fest zu Ende war und die königlichen und kaiserlichen Hoheiten sich bereits empfohlen hatten, machte sich Florian an Liszt heran und bat ihn, tief errötend, ihm seine Zukünftige vorstellen zu dürfen.

»Tiens!« rief der Meister lebhaft. »Ist das Fräulein hier? Sind die Schwierigkeiten schon beseitigt?«

»Ach nein,« versetzte Florian kleinlaut, »ich glaub', die Eltern wollen immer noch nix von mir wissen – an der Mutter wenigstens verzweifle ich!«

»Wart', mein Sohn, ich werde dir helfen!« versetzte Liszt mit seinem gütigen Lächeln und ließ sich durch das Gewühl der aufbrechenden Gäste den Burmesters zuführen.

»Ach, meine Herrschaften, ich freue mich, Sie wiederzusehen!« rief Liszt, indem er mit ausgestreckten Händen auf die Gruppe zutrat. »Sie waren so freundlich, mir in Weimar das Vergnügen zu machen – wie geht es Ihnen? Sie sind große Musikfreunde, nicht wahr?«

Die Konsulin war beinahe verwirrt über die Ehre dieser Ansprache und antwortete nur durch eine tiefe hofmäßige Verbeugung, während der kleine Konsul mit drolliger Verlegenheit zur Antwort gab: »O, ich – ich bin ganz Laie, ich – ich laufe nur so mit, aber meine Frau ist sehr musikalisch!«

»Ist das Ihr Fräulein Tochter?« fragte Liszt, auf Thekla deutend. Sie trat heran und machte einen tiefen Knicks. Da nahm Liszt ihr kleines Händchen zwischen seine allgewaltigen Klavierpranken und sagte, es zärtlich streichelnd: »Mein liebes Kind, ich kenne Sie ganz genau – ich habe so viel Schönes von Ihnen gehört! Sie haben meinem lieben Florian das Leben gerettet. Sie sind ein tapferes Mädchen – und so schön dazu! Ihre Eltern müssen stolz auf Sie sein – und dieser gute, dumme Florian ist doch kein Pechvogel, hahaha! In Weimar haben sie ihn den Kraft-Mayr genannt, aber jetzt soll er mir der Glücks-Mayr heißen. Enfin – bravo!« Und er zog die tief errötende Thekla sanft an sich heran und küßte sie väterlich auf die Stirn. Dann wandte er sich lächelnd an Florian und reichte ihm die Rechte, während er mit der Linken noch Theklas Hand festhielt, und rief so laut, daß es die große Schar der neugierigen Zuschauer ringsum hören konnte: »Mein lieber Professor, ich gratuliere dir von Herzen!« Und sich an Frau Burmester wendend, fügte er laut hinzu: »Wann werden Sie die Verlobung bekannt machen, gnädige Frau?«

Frau Olga starrte, vermutlich zum erstenmal in ihrem Leben, hilflos ihren Gatten an. Doch das währte nur wenige Sekunden. O, sie war nicht so leicht zu verblüffen! Ein flüchtiges Rot schoß ihr plötzlich in die Wangen, und ihre Augen blitzten auf. »O, ich dachte,« sagte sie aufgeregt, mit rasch gehendem Atem, »morgen abend im engsten Kreise . . . es würde uns eine große, große Ehre sein, wenn wir Sie, verehrter Meister, bei der kleinen Festlichkeit begrüßen dürften!«

Liszt lachte äußerst belustigt und sagte dann mit einer galanten Verbeugung: »Meine gnädige Frau, Sie haben mich gefangen! Ich wollte eigentlich morgen abend schon in Weimar sein – aber nein! Die Verlobungsfeier meines Florian – das ist ein événement, das darf ich mir nicht entgehen lassen! Auf Wiedersehen, meine Herrschaften!«

Den ganzen folgenden Tag über sprach Frau Burmester kein Wort mit Thekla. Sie hatte einfach keine Zeit dazu. Am frühen Morgen schon verfaßte sie mit ihrem Gatten zusammen über fünfzig Einladungsschreiben zur Verlobungsfeier ihrer Tochter mit dem königlich bayrischen Professor der Musik, Florian Mayr, in Anwesenheit des Herrn Abbé Dr. Franz Liszt. Ein ganzes Heer von Dienstmännern wurde aufgeboten, um diese Einladungen zu befördern, und dann fuhr die Konsulin aus, um bei einem der ersten Traiteure ein glänzendes Souper zu bestellen und die übrigen schwierigen Vorkehrungen zu treffen.

Da von den Eingeladenen nur wenige abgesagt hatten, so fand Liszt am Abend einen »engsten Familienkreis« vor, der aus mindestens sechzig Personen bestand. Bis es zum Essen ging, war denn auch die Gesellschaft recht ungemütlich, aber das ausgezeichnete Souper und die vortrefflichen Weine erwärmten schließlich doch die Stimmung. Der Konsul Burmester verkündigte die Verlobung in kurzen, aber überaus herzlichen Worten, und dann brachte Liszt ein Hoch auf den Bräutigam aus, nachdem er im gemütlichsten Plaudertone in seiner witzigen, leicht ironischen Art eine Schilderung der vortrefflichen Eigenschaften Sankt Florians gegeben hatte, der, vom reinen Thoren ausgehend, durch ein grausliches Kraft-Mayrtum hindurch sich zum beneidenswertesten aller Professoren entwickelt habe. Liszt sprach das alles im Sitzen, als ob er mit seinen nächsten Nachbarn plauderte, aber natürlich lauschte die ganze Versammlung in tiefem Schweigen, um zum Schluß, als der Meister mit Florian anstieß, in laute Hochrufe auszubrechen. Beim Eis erhob sich Florian und toastete, von den vielen feurigen Weinen seltsam begeistert, auf die hochverehrten Eltern, welche »durch ihre liebende Sorgfalt und treue Obhut die schon bei ihrer Geburt verwaiste Knospe sich zur herrlichen Blüte hätten entfalten lassen«. Es war jener greuliche Unsinn, mit faustdicken Lügen gespickt, der bei allen feierlichen Gelegenheiten von begeisterten Rednern zum besten gegeben zu werden pflegt. Florian selbst hatte kaum eine Ahnung von dem, was er da in seinem seligen Wein- und Glücksrausch zusammenfaselte. Aber die Gesellschaft war sehr erbaut davon, und die Konsulin, die mit einem gar ängstlich gespannten Gesicht das Ende der Rede erwartet hatte, küßte ihn gar auf beide Backen und nannte ihn »du« von diesem feierlichen Augenblicke an.

Nach Tische setzte sich Liszt an den Flügel und improvisierte eine glänzende, kraftvoll heitere Phantasie über allerlei bekannte Liebesmotive und Hochzeitsmärsche. Florian und Thekla saßen Hand in Hand vor dem Flügel, und Thekla verwandte keinen Blick von des greisen Meisters Antlitz, in welchem die wechselnden Stimmungen seines wunderbaren Spieles sich mit unvergleichlicher mimischer Deutlichkeit ausprägten. »Ist das ein Zauberer!« sagte sie nachher zu Florian. »Ich glaube, es gibt keinen Menschen, und wenn er noch so unmusikalisch wäre, der nicht die schwerste Musik verstünde, wenn er sie von Liszt spielen sieht. Ich bin so glücklich, daß ich das erleben durfte!«

»Ja, da hast du's getroffen, lieber Schatz!« versetzte Florian. »Gelt, wir andern müssen uns eigentlich alle schämen, daß wir auch Klavier spielen!«

Die Gesellschaft war natürlich außer sich vor Entzücken, und die Konsulin sah beinahe hübsch aus, so strahlte sie vor Stolz: Liszt hatte auf ihrem Flügel phantasiert! – Nun gab es in ganz Berlin kein zweites musikalisches Haus, dessen Wettbewerb sie zu fürchten gehabt hätte! Und das alles verdankte sie diesem schrecklichen Herrn Mayr! Nein, er war doch ein entzückender Mensch – und Professor klang ja auch nicht übel!

Am nächsten Tage wurden die Verlobungsanzeigen versendet und flüchtige Postkarten an die nächsten Freunde geschrieben. Fräulein Ilonka Badacs aber erhielt ein Telegramm. Die Hochzeit wurde für Ende August angesetzt, wenn Florian seine sommerliche Konzertreise beendet haben würde. Der Baron von Ried sollte als Brautführer und Ilonka Badacs als Brautjungfer dabei thätig sein. Mit Enthusiasmus sagte die treue Freundin zu. Sie versprach, wenn es sein müßte, selbst aus New York oder aus Odessa zu dieser Feier nach Berlin zu eilen. Es traf sich aber zufällig, daß sie am Abend vor der Hochzeit in Leipzig konzertierte, so daß sie ihrer Freundschaft kein großes Opfer zuzumuten brauchte – und dennoch kam sie nicht. Am Hochzeitsmorgen erhielt Florian ein Schreiben, welches also lautete:

»Sähr lieber Freind!

Habe ich mich doch so sähr auf ihrige vestliche Gelägenheit gefreit, aber jetst zwingen mich umstende – force majeur, wie man sagt – das ich nicht kann komen. Erlich – ich drau mich nicht hin. Solche kristliche Familienveste mit masse furbar anstendige Leut machen mich nervios – wo man imer die Augen fromm auf dem Boden werfen muß oder man wird iber dem Axel angeschaut. Glauben Sie mir, sähr lieber Freind, ich laufe for meinem eigenem hochzeit dafon, wan der ungemein dumme Graf mich heiraten wird. Hab ich schon antrag von ihme bekomen in Pest, aber bin ich noch nicht endschlosen, weil er doch noch bedenkliche Spuhren von Intelligence hat gezeugt. Vorleiffiik werde ich morgen kleine erholungs Reise nach der Schwaitz andrehten mit meinem sähr lieben Freinde Jean d'Oettern. O Er ist ein sähr bedeitender Mensch – er hat Ihnen auch sähr lieb und last sich unbekant der Weise freilen Braut zu Füßchen legen. Wie sähr ich Dir Glick winsche das wisen Sie ja! – Liebe siße Freilein Tekla bitte Tausend mol fir mich zu Küßen – besonders auf dem Ohrlaperl – die sein das zukertste an ihr. Ich werde morgen mit Jean d'Oettern flaschchen Säkt trinken und Eljen Florian und Tekla rufen. Ewik

(Deine) Ihre hochachtunksfole

Ilonka Badacs.

P.S. Der Taifel hohle den Daitschen orthographie – ich werde ihm nie lärnen!«

 

Ende.


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