Ernst v. Wolzogen
Der Kraft-Mayr
Ernst v. Wolzogen

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Vierzehntes Kapitel.

Das Strafgericht.

Trotz der späten Nachtsitzung fand sich Florian am andern Morgen zur gewohnten Stunde bei seinem Meister ein. Freilich, so ganz frisch war er nicht – die haarsträubenden Ketzereien des großen Peter Gais hatten schlimmere Nachwirkungen als das bißchen Alkohol, das er genossen. Liszt war auch nicht besonders gut aufgelegt. Er war gleichfalls sehr spät zur Ruhe gegangen und überdies durch die Aufführung seiner Legende ein wenig aus dem seelischen Gleichgewicht gekommen. Er brummte noch ein wenig in Erinnerung an den gestrigen Abend.

»So etwas gehört nicht auf die Bühne,« schalt er. »Mit meinem Willen geschieht das nicht. Man soll sich nicht die heilige Elisabeth durchs Opernglas anschauen. Aber was richtet man aus gegen diese Theaterintendanten! Sie wollen mir ja eine Ehre damit erzeigen, pcha! Und hab' ich einmal Ihrem König Ludwig zu Gefallen nachgegeben, so kann ich's unsrem guten Großherzog auch nicht verweigern. Na, nun hat ja sein Intendant den Leuten wieder einmal bewiesen, daß der Liszt keine Oper schreiben kann.«

Florian gedachte den Meister auf andre Gedanken zu bringen, indem er ihm von der gestrigen Wortschlacht zwischen Peter Gais und dem Baron einen humoristisch gefärbten Bericht erstattete. Aber der Meister war nicht aufgelegt, darüber zu lachen. Er wurde im Gegenteil noch ernster und sagte, daß er sich des Peter Gais wohl erinnere. Er habe in seinen Erstlingswerken viel Kraft und Eigenart gefunden und sich Bedeutendes von ihm versprochen. Aber nun erscheine er ihm dem Größenwahn verfallen, dem traurigen Schicksal starker Künstlernaturen, denen es an Erfolg gefehlt hat. Einige wenige unbedingte Anbeter, die einen solchen Verkannten in seiner Selbstüberhebung bestärkten, wirkten oft noch schlimmer auf ihn ein als völlige Vereinsamung.

»Ich will dir etwas sagen, mein lieber Sankt Florian,« schloß er seine Rede, und ein wehmütiges Lächeln umspielte dabei seinen Mund. »Traurig und groß ist die Bestimmung des Künstlers! Es drängt ihn mit dämonischer Gewalt zur völligen Hingabe an die Außenwelt. Die seltsamen Käuze, die wie Zwerge der Unterwelt in saurem Schweiß Kleinodien schmieden und sie dann in Felsenspalten ängstlich vor dem Tage verstecken, das sind beileibe keine Künstlernaturen. Der Künstler muß hinaus mit seinem Werke in den hellen Tag, und wenn das Volk seine Gaben schnöde verschmäht, dann kommt eine so herbe Traurigkeit über ihn, wie sie wohl kein andres Menschenherz zu empfinden vermag. Sie ist mir auch nicht erspart geblieben. Man hat es mir gar sehr verargt, daß ich mich nicht damit bescheiden wollte, als glänzendster Virtuose meiner Zeit bewundert zu werden. Ich habe etwas Neues gebracht: die symphonische Dichtung. Aber ich wäre den Leuten lieber gewesen, wenn ich als rechter Schuster bei meinem Klavierleisten geblieben wäre. Daß ein Spezialist für die Nase nicht zu wissen brauche, was für Nerven im großen Zeh sitzen, das finden sie vollkommen in der Ordnung; aber daß ein Musikant ein Dichter ohne Worte sein will, das dünkt ihnen eine Anmaßung. Ich weiß sehr wohl, daß meine Werke immer nur mir und nicht dem Publikum zuliebe aufgeführt werden. Ja, ja – glaube mir, ich habe die Traurigkeit des Künstlerloses geschmeckt; aber ich habe wenigstens einen Trost, der mich davor bewahrt hat, der Weltverachtung der Verkannten zu verfallen: das ist das Bewußtsein, euch Jüngeren allen eine fruchtbare Anregung gegeben zu haben, und außerdem die Freude, daß ich den Sieg des Stärkeren erleben durfte. – Aber nun komm, wir vertrödeln unsre kostbare Zeit. Da hat mir gestern ein junger Mann ein Manuskript gebracht. Heut' um Neun will er sich mein Urteil holen, denn er hat keine Zeit, zu warten. Also müssen wir uns sputen, sonst ergeht es uns schlecht.«

Er lachte gutmütig ironisch und schlug eine fein in grünes Saffianleder eingebundene Partitur auf. Schon nachdem er kaum ein paar Seiten darin flüchtig überlesen, zog er unwillkürlich die buschigen Brauen zusammen. Dann trat er mit dem Heft an den Flügel, stellte es aufs Notenpult und rief Florian zu, er solle das spielen.

Florian setzte sich gehorsam auf den Klaviersessel und las zunächst die Ueberschrift: Finis Poloniae. Symphonische Dichtung von Antonin Prczewalsky. – »Ei, da schau her!« brummte Florian vor sich hin, verriet aber sonst mit keinem Worte seine Bekanntschaft mit dem Verfasser. Er blickte fest auf die Noten und hob die Hände, um in die Tasten zu greifen. Dann ließ er sie wieder sinken, beugte sich näher an die Noten heran und sagte endlich lachend: »Entschuldigen Sie, Meister, das ist mir zu hoch.«

»Mir auch!« lachte Liszt. »Hoho, der junge Mann darf sich etwas einbilden: er hat etwas geschrieben, was ich nicht spielen kann!«

Das Stück begann nämlich mit einer längeren Stelle für die Streicher allein, die sich in der allerhöchsten Lage zu bewegen hatten. Aber die hohen Noten waren nicht wie üblich in der tieferen Oktave gesetzt, sondern mit allen unzählbaren Strichen durch Kopf und Hals ausgeschrieben. Nun setzte sich Liszt selbst ans Klavier und spielte mit Auslassung des unleserlichen Anfangs mehr als die halbe Partitur durch. Das Werk erwies sich als ein gänzlich ungenießbarer weichlicher Tonbrei. Liszt klappte endlich das Buch zornig zu und erklärte, seine Zeit nicht an diesen talentlosen Burschen verschwenden zu wollen.

Pünktlich um Neun stellte sich Antonin Prczewalsky persönlich ein. Er hatte sorgfältigst Toilette gemacht und besonders Haupt- und Barthaar mit augenscheinlicher Liebe behandelt. Er entbot dem Meister seinen Gruß, und dann strich er seine Locken zurück und heftete einen hoheitsvoll unwilligen Blick auf Florian, welcher besagen sollte: Du bist hier überflüssig, Sklave. Entferne dich. – Hier wollen sich schaffende Geister in die Mysterien ihrer Kunst versenken.

Florian begriff vollkommen, daß seine Anwesenheit bei dem Strafgericht, das nun über den Sänger von Polens Ende hereinbrechen sollte, diesem peinlich sein müsse. So sehr ihm der Mensch zuwider war, die Demütigung wollte er ihm doch ersparen. Er bat, sich zurückziehen zu dürfen, aber der Meister erklärte, er solle nur bleiben, er habe später noch Arbeit für ihn. Liszts Antlitz verkündete nichts Gutes, als er den schönen Antonin ersuchte, ihm zuvor über den poetischen Gedanken der Komposition Aufklärung zu geben. Der arme Sünder geriet in große Verlegenheit. Er schnaufte arg durch die Nase und druckste einige unzusammenhängende, wenig klare Sätze heraus: »O, Gedanken habe ich eigentlich keeïne – nur Gefühle – Musik ist alles Gefühle – khn, also die Gefühle eines edlen Pollen iber den Untergang seines schönen Vaterlandes und so weiter, Sie verstehen; zuletzt ermahnt er Weeïb und Kind zur Treue – khn, khn – der nationale Gedanke u. s. w., Sie verstehen? – aber vor allen Dingen und überhaupt der tiefe Seelenschmerz!«

Liszt machte ein so böses Gesicht, wie es Florian nie an ihm gesehen hatte. Er zeigte befehlend nach dem Klavierstuhl und sagte: »Spielen Sie mir das, wo der edle Pole Weib und Kind ermahnt, pcha!«

Prczewalsky setzte sich vor den Flügel, betupfte sich die weiße Stirn mit seinem Taschentuch, wobei seine Hand sichtlich zitterte. Dann suchte er lange in seiner Partitur herum und spielte endlich einige Seiten daraus. Plötzlich trat Liszt hinter ihn, schlug mitten in seinem Spiel die erste Seite auf und herrschte ihn ungeduldig an: »So – ich danke. Jetzt spielen Sie mir das!«

Mit zitternden Händen vollführte Antonin ein sinnlos klingendes Geklimper in den allerhöchsten Diskanttönen.

Schon nach wenigen Takten gebot Liszt Halt und fragte, was das bedeute. Antonin hatte keine Antwort – er würgte und schnaufte und schaute so jammervoll darein, daß selbst Florian Mitleid mit ihm fühlte.

Liszt aber schnob ihn an: »Ich will Ihnen sagen, was das ist: das ist eine polnische Wirtschaft! Solche Noten schreibt man nicht – wissen Sie das nicht? Wenn man keine Musik empfindet, so macht man auch keine Musik.« Wieder schlug er die Handschrift an einer andern Stelle auf, deutete mit dem Finger auf eine Zeile und fragte: »Warum lassen Sie hier das Englischhorn mitgehen?«

Prczewalsky war gekränkt. Er wollte sich, zumal vor einem solchen Zeugen, nicht so behandeln lassen. Und so warf er den Kopf zurück und erwiderte so trotzig, als ihm das bei seiner waschlappigen Art überhaupt gelingen wollte: »O, ich bitte, bei einem solchen Werk – großes Orchester – Finis Poloniae khn – da muß doch auch das englische Horn zu thun haben.«

»Sie sind ein Unverschämter!« rief Liszt in hell ausbrechendem Zorn. Er riß die schmächtige Partitur vom Pult, und ehe der schöne Antonin sich dessen versah, kriegte er den grünen Saffianband – klatsch! klatsch! – einmal rechts und einmal links um die Ohren geschlagen.

Beide Hände zum Schutze gegen den Kopf haltend, flüchtete der tödlich Erschrockene bis an die Thür und rief, die geballte Rechte drohend gegen Florian schüttelnd, mit wuterstickter Stimme: »Schuft, du Schuft – das hab' ich dir zu verdanken! Oh, ich werrde, ich werrde . . .«

Da aber sowohl Liszt, als auch der so unschuldig verdächtigte Florian ein paar rasche Schritte gegen die Thür hin machten, ließ Antonin seine Drohung unvollendet und floh eiligst aus dem Zimmer.

Schwer atmend stand Liszt da und griff sich an den Kopf, das grüne Buch hielt er noch in der zitternden Rechten: »Was war das?« sagte er ganz traurig: »Ich habe ihn geschlagen! Pfui, pfui, ich habe mich vergriffen! Geh, Florian, lauf ihm nach, bring ihm sein Buch. Er soll mir verzeihen. Sag' ihm, ich will . . . Aber nein: es war eine Büberei! Finis Poloniae, hoho! Ja, freilich; wenn die Polen alle solche Musik machten – aber was kann er dafür, daß er kein Künstler ist? Sein Vater hätte ihn prügeln sollen, aber nicht ich! Ich habe unrecht gethan. Lauf, Florian, lauf, sag' ihm das!«

Florian nahm die Partitur und lief eilends damit hinaus. Im Vorzimmer hielt ihn der Sekretär Spiridion auf, der durch des Meisters Schelten aufmerksam geworden war und das Klatschen deutlich gehört hatte. Er hätte gern etwas Näheres über den unerhörten Vorfall erfahren, denn so lange er in Diensten Liszts gestanden, war es noch nicht vorgekommen, daß den gütigen Herrn ein solcher Zorn übermannt hatte. Spiridion hatte dem hinausgejagten Polen neugierig vom Fenster aus nachgeschaut und bemerkt, daß er nach einigem Zögere auf der Straße in den Park abgebogen war. Mit vier großen Sätzen sprang Florian die Treppe hinunter und lief um die Hofgärtnerei herum den nächsten Parkweg entlang. Am nächsten Kreuzweg schaute er sich um und entdeckte den armen Antonin keine hundert Schritte weit entfernt, in der Nähe des römischen Hauses, wie er taumelnden Schrittes dahinwankte.

Florian setzte sich in Trab. Als er Prczewalsky auf etwa zwanzig Schritte nahe gekommen war, wandte sich der um und hatte ihn nicht sobald erkannt, als er auch schon, so rasch ihn seine kurzen Beine zu tragen vermochten, den nächsten Pfad hinabstürmte, der an dem steilen Abhang nach dem unteren Parke hinunterführte. Es half nicht, daß Florian ihm nachschrie: »Sie, halten S' doch an, Sie haben ja Ihr Manuskript vergessen!« – Er hörte nicht und rannte weiter, bis er unten im Ilmthal angekommen war. Dort holte ihn Florian ein und kriegte ihn beim Rockzipfel zu packen.

»Sie laufen ja grad wie das böse Gewissen!« keuchte Florian außer Atem.

Und Antonin wandte sich um und hielt seinen Regenschirm wie zur Abwehr empor, mit ausgestrecktem Arm quer vor sich, schwer atmend schauten sich die beiden Feinde Aug in Auge. Wut mit Angst vermischt verzerrte Antonins schlaffe Züge. Florian streckte ihm den grünen Saffianband entgegen und lachte grad heraus. »No, Sie Held, wollen S' mich etwa gar schlagen, weil ich Ihnen Ihr' Sach' wieder bring'? Da, nehmen Sie's nur! Einen schönen Gruß vom Meister soll ich ausrichten, und es thät' ihm herzlich leid, daß er sich eigenhändig bemüht hätt'. Mir wär's auch lieber gewesen, er hätte die Exekution mir überlassen!«

Antonin riß die Partitur hastig an sich und entfernte sich damit ein paar Schritte. Plötzlich aber machte er wieder kehrt und stürzte mit hochgeschwungenem Regenschirm auf Florian los, indem er dabei mit wuterstickter Stimme schrie: »Sie Hundeblut gemeines! Das habe ich Ihnen zu danken – Sie haben gehetzt. – Ah psia krew! Und weit ausholend, führte er einen wütenden Hieb gegen Florians Kopf.

Florian fing den Streich mit dem linken Arme auf und gleichzeitig fast sauste seine rechte Hand in kräftigem Schwunge auf Antonins Wange herab. »Was, Lump miserabler!« schrie er ihn dabei an. »Was hast d' g'sagt: ich hätt' den Meister gegen dich auf'bracht? Ah na, mei' Lieber, des braucht's net; des braucht's net, wenn ma a solche Saumusik schreibt wie Sie! Aber des freut mich doch, daß ich jetzt endlich a mal die Gelegenheit erwisch', Ihnen die Prügel zu verabfolgen. die ich Ihnen noch schuldig bin wegen dem gebrochenen Ehrenwort. Sie erinnern sich wohl freundlichst noch an den Schein, was? So jetzt kassier' ich einmal meine Forderung ein!«

Und gleichsam als Interpunktionszeichen für diese knappe und kräftige Standrede klatschten die Ohrfeigen und hagelten die Püffe auf den schönen Antonin herein. Bald fuhr seine Hand nach der brennenden Wange, bald krümmte er sich zusammen nach einem Stoß in den Bauch oder wand sich schreiend nach einem Faustschlag auf die Schulter. Zwischenhinein stieß und schlug er mit dem Regenschirm nach seinem Gegner oder suchte sich mit dem Arm gegen die Schläge zu decken. Schließlich riß ihm Florian den Schirm aus der Hand, zog ihm damit noch eins über den Rücken, fügte noch einen wohlgezielten Faustschlag gegen die edle Nase hinzu, daß sofort das Blut heraussprang – und dann hatte er genug. Er ließ von seinem Opfer ab und sah ungerührt zu, wie der unglückliche Antonin Schirm, Hut und die zerbleute Partitur von Finis Poloniae vom Boden auflas und, in wütendem Schmerz vor sich hinwimmernd und fluchend, das feine Taschentuch gegen die Nase drückte.

»So,« rief Florian munter, »Sie waren mir zehn Mark schuldig und ich Ihnen eine Tracht Prügel – jetzt sind wir zwei quitt!« Er sah Spaziergänger nahen und klomm mit elastischem Schritt denselben Steig wieder hinan, den er eben hinabgestürmt war.

Oben angekommen, verschnaufte er ein wenig. Ihm war ungeheuer wohl zu Mute – just, wie wenn er ein hervorragend gutes Werk verrichtet hätte. Er steckte die Hände in die Hosentaschen und pfiff sich eins im behaglichen Dahinschlendern. Er versuchte sich vorzustellen, welche Freude die Frau Schwiegermutter in spe beim Anblick ihres lieben Jungen haben und was für einen Bericht der wohl über sein schmerzhaftes Abenteuer erstatten werde. Thekla, daran zweifelte er keinen Augenblick, würde gewiß ein heißes Dankgebet zum Himmel schicken dafür, daß er ihren verhaßten Verfolger durch kundige Hand gezüchtigt hatte.

Florians Heiterkeit hielt aber nicht länger an, als bis er wieder vor der Thür der Hofgärtnerei stand; denn da fiel ihm auf einmal ein, daß er eigentlich den Auftrag des Meisters in höchst eigentümlicher Weise zur Ausführung gebracht habe. Da schritt der liebe alte Herr nun gewiß noch immer aufgeregt im Zimmer einher, sich bittere Vorwürfe über seinen Mangel an Selbstbeherrschung machend und des Boten harrend, der ihm die Beruhigung bringen sollte, daß der Beleidigte, wenn auch nicht selbst verziehen. so doch seine Bitte um Verzeihung empfangen habe. Und da sollte er ihm nun berichten, daß er den Geohrfeigten obendrein auch noch windelweich gedroschen habe? Nein, das ging entschieden nicht an. Da hätte er sich nicht wundern dürfen, wenn er als Botenlohn selber ein paar hinter die Ohren gekriegt hätte. Es überkam ihn plötzlich eine ganz kindische Angst, und er schlich von Liszts Thür wieder weg wie ein böser Bube, der im Bewußtsein einer verübten Missethat nicht vor das Angesicht des Lehrers zu treten wagt. Er ging heim, warf sich auf sein Sofa und überlegte.

Eine kleine Stunde mochte vergangen sein, ohne daß er zu einem Entschluß gekommen wäre. Da pochte es an seiner Thür, und auf sein »herein« trat die rundliche kleine Gestalt des Konsuls Burmester über die Schwelle. Florian schnellte vom Sofa empor und rief mit dem Ausdruck äußersten Erstaunens: »Der Herr Konsul!«

Der kleine Herr trat verlegen lächelnd näher und sagte, indem er sich mit seinem rotseidenen Tuche den Schweiß von der Glatze tupfte: »Ja, es ist allerdings . . . es wird Ihnen vielleicht sonderbar erscheinen, daß ich mir erlaube, bei Ihnen vorzusprechen, Herr Mayr, aber . . .«

»Ja, wissen Sie denn schon?« rief Florian verblüfft.

»Ja aber gewiß!« versetzte Herr Burmester, »ich habe Sie doch auf dem Bahnhof und gestern im Theater gesehen. Der Oberkellner hat Ihre Adresse für mich ermittelt. Ich – ich wollte nämlich – das heißt: meine Frau meinte . . . Ich habe ja eigentlich nie etwas gegen Sie gehabt, Herr Mayr – mein Gott, die kleine – wie soll ich sagen? – Verirrung meiner Tochter gegenüber, das – das war ja überhaupt gar nicht so schlimm, hehe! Meine Frau allerdings – nun Sie werden begreifen: als Mutter . . .«

Florian unterbrach das peinliche Gestotter des Konsuls dadurch, daß er ihn nötigte, an seiner Stelle auf dem Sofa Platz zu nehmen, während er selbst sich ihm gegenüber auf einen Stuhl setzte und sich voll Eifer, zu vernehmen, was den kleinen Herrn eigentlich herführte, weit über den Tisch beugte. »Sie wissen also wirklich noch nichts?« fragte er nochmals scharf betonend.

»Was soll ich wissen?« versetzte der Konsul. »Ah so, Sie meinen vielleicht das Unglück mit dem Herrn Prczewalsky? Denken Sie, der Arme wollte heute früh Liszt seine Aufwartung machen, um für uns alle eine Einladung zu seiner heutigen Soiree zu erbitten – da stolpert er im Hinausgehen und fällt die ganze Treppe herunter; denken Sie sich! Ganz schrecklich hat er sich zugerichtet! Er mußte sich gleich zu Bette legen. Sie haben gewiß gehört von dem Unglücksfall? – Ja – und da nun meiner Frau doch sehr viel an dieser Soiree liegt, so möchte ich bitten, ob Sie nicht vielleicht die große Freundlichkeit haben möchten, uns Einladungen zu besorgen.«

»Ja, verehrter Herr Konsul,« versetzte Florian äußerst belustigt, »da werde ich wohl auch nichts ausrichten können. Diese Angelegenheit besorgen meistens die Damen für den Meister; aber ich will mein Heil versuchen, wenn Sie mir versprechen können, daß Sie Fräulein Thekla mitbringen und Herrn Prczewalsky zu Haus lassen wollen.«

Der Konsul versprach das mit großer Bereitwilligkeit, und darauf nahm ihn Florian sofort mit sich nach der Hofgärtnerei. Er ließ ihn im Vorzimmer warten, während er zum Meister hineinging, um seine Bitte vorzutragen.

Liszt war nicht gerade erbaut über die Störung, hörte nur flüchtig auf das, was Florian ihm von seiner Schülerin und deren Eltern, den begeisterten Berliner Musikfreunden, erzählte, und gab ohne weiteres seine Unterschrift zu einer in Blanko ausgestellten Einladung. Florian wollte sich schon wieder entfernen, als ihn Liszt noch einmal mit der Frage stellte – was denn der Verfasser von Finis Poloniae zu seiner Botschaft gesagt habe.

»Ach, Meister,« versetzte Florian kleinlaut, »ausgericht' hab' ich's schon, aber da hat er gesagt; ich hätt' ihm die Watsch'n einbrockt und hat mich gehaut – bei Gott, er hat mich zuerst gehaut. Na, da hab' ich ihn dermaßen gewichst und windelweich gewalkt, daß Sie selber daran Ihre Freud' gehabt hätten!«

»Was?« machte Liszt, die Brauen zusammenziehend; aber dann mußte er doch lachen. Er zupfte den langen Burschen scherzend am Ohr und sagte: »Ei, ei, Florian, Sankt Florian – wann wird er denn einmal gescheidt werden? Furor teutonicus, haha! Wenn man alle schlechten Musikanten mit Prügeln kurieren könnte, müßte man dich zum salvator ernennen.« – Und er entließ ihn mit einem freundlichen Lächeln.

Freudestrahlend betrat Florian das Vorzimmer, füllte die Namen auf der Einladungskarte aus und begleitete dann den Konsul nach seinem Hotel zurück. Unterwegs fragte er so ganz nebenbei, ob denn der Konsul das Papier noch besitze, das ihm Fräulein Thekla in seinem Auftrag auf der Soiree der Gräfin Tockenburg übergeben habe.

Herr Burmester erinnerte sich und fragte, was es damit für eine Bewandtnis habe. Und da erzählte ihm Florian, unter welchen Umständen Prczewalsky jenen Revers ausgestellt habe, in dem er sich ehrenwortlich verpflichtete, dem Fräulein Thekla keine Klavierstunden zu geben.

»Wissen S',« schloß Florian, »es war noch eine mündliche Abmachung dabei für den Fall, daß der schöne Herr sein Ehrenwort nicht halten sollte: dann sollte ich ihn nämlich einen gemeinen Lumpen heißen und ihm eine Tracht Prügel verabreichen dürfen. No, und heut' früh sind wir quitt geworden. Begreifen Sie jetzt die Geschicht' von der Treppe? Ja, ja, hinc illae lacrimae!«

Der Konsul blieb stehen und schaute mit ehrlicher Bewunderung an dem hageren Gesellen hinauf. »Sie haben meinen – hm, Schwiegersohn geprügelt? Das ist ja – großartig! Ach, was denn! – ich meine . . . das heißt, Ihnen kann ich's ja sagen, ganz im Vertrauen: mir ist der Kerl in den Tod zuwider. Mein lieber Herr Mayr, was sind Sie für ein – merkwürdiger Mensch! Sie prügeln meine Tochter – und seitdem schwärmt sie für Sie; Sie prügeln meinen Schwiegersohn – und ich möchte Sie dafür umarmen! Am Ende prügeln Sie mich selber auch noch, hahaha!«

»Kann schon kommen, Herr Konsul, kann schon kommen!« drohte Florian gemütlich. »Wenn Sie wirklich Ihre Tochter dem Lapp da geben, dann steh' ich für nichts.«

»Ich will ja auch gar nicht!« rief der kleine Herr eifrig, indem er seinen Arm unter den Florians schob. »Wenn ich nicht wäre, hätten sie am Ende gar schon Hochzeit gemacht. Wissen Sie, meine Frau –« und er dämpfte seine Stimme zum Flüstern herab – »meine Frau will durchaus einen Künstler in der Familie haben, und von dem Kerl verspricht sie sich merkwürdigerweise ganz Besonderes, weil er sich in die vornehmsten Familien einzuschleichen weiß. Und dann kommt noch eins hinzu: die Thekla hat durchaus ein Musikgenie werden sollen, und da daraus so gar nichts geworden ist, mag meine Frau das arme Ding gar nicht mehr leiden und möchte sie so schnell als möglich loswerden. Sie ist ja schließlich auch nicht ihre rechte Mutter – ich bin ja auch nicht der Vater: wir haben sie ja bloß adoptiert!«

»Ach!« rief Florian ganz erstaunt.

»Aber das Kind ist doch so gut, und ich hab' es so lieb, als wenn es mein eigenes wäre!«

»Gelt, und Sie geben's dem Trottel nicht?« rief Florian laut.

»Scht!« machte der Konsul ängstlich, »Sie sind nicht verheiratet, junger Freund – Sie wissen nicht, zu was für Opfern ein Mann sich herbeilassen kann, um sich Ruh' und Frieden im Hause zu sichern!«

»Wissen S', Herr Konsul,« rief Florian, »ich an Ihrer Stelle wüßt' schon, wie ich mir Ruh' verschaffet', wenn meine Frau in solcher Art meinen Frieden stören thät'!« Und er machte eine sehr bezeichnende Gebärde.

Sie waren in der Nähe des »Russischen Hofes« angelangt. Der Konsul schaute nach allen Seiten um und zu den Fenstern seines Hotels hinauf. Er hatte offenbar Furcht, daß seine Gattin Anstoß daran nehmen könnte, ihn mit Herrn Mayr in so vertrautem Gespräch zu sehen. Er nahm auffallend hastig Abschied und bedankte sich nochmals für die Einladung.

Florian schüttelte ihm kräftig die Hand und sagte: »Bitt' schön, grüßen S' das Fräulein Thekla recht schön von mir – und ich thät' mich furchtbar drauf freuen, sie heut' abend wiederzusehen. Im übrigen, Herr Konsul – wenn ich Ihnen irgendwie dienlich sein kann . . . es braucht net grad gehauen zu sein – mein bißl Verstand steht auch zu Ihrer Verfügung, wenn's zu Fräulein Theklas Bestem dienen soll!« Und damit schwenkte er fröhlich seinen Hut und trollte sich zufrieden heim.

Er freute sich wie ein Kind auf den Abend. Was Frau Burmester wohl dazu sagen würde, wenn sie erfuhr, wem ihr erwählter Schwiegersohn seine geschwollene Nase und seine blauen Flecke zu verdanken habe? Wenn der Konsul nicht den Mut fand, es ihr zu verraten, so sollte sie es heute abend aus seinem Munde erfahren. Erst sollte sie sich schön bedanken für die Einladung, und dann wollte er ihr erzählen, wie er den schönen Antonin abgestraft. O, er wollte sich weiden an ihrer Wut! Und wie eine Klette wollte er sich an Thekla hängen. Sie sollten nur anstellen, was sie wollten, er würde sich durch nichts irre machen lassen.

Als die siebente Stunde, zu welcher die Soiree bei Liszt beginnen sollte, herannahte, überfiel Florian eine fieberhafte Ungeduld. Schon um halb sieben Uhr stand er, sorgfältig rasiert und frisiert, in Frack und weißer Binde da und schaute von da an alle fünf Minuten auf die Uhr, ob es noch nicht bald Zeit sei, aufzubrechen. Zehn Minuten vor Sieben vermochte er seine Ungeduld nicht länger zu meistern und stürmte nach der Hofgärtnerei, als ob er schon zu spät zu kommen fürchtete. Natürlich war er der erste zur Stelle – es dauerte sogar noch über zwanzig Minuten, ehe die ersten Gäste eintraten. Er verabredete unterdessen mit Liszt, daß er eine seiner Rhapsodieen spiele wollte, und zwar an Stelle von Fräulein Ilonka Badacs, welche kurz zuvor erst abgesagt hatte.

»Sie wird wohl wieder eine dringende kleine Reise vorhaben,« fügte Liszt seiner Mitteilung hinzu, indem er Florian dabei lächelnd fixierte. Der wurde wohl ein wenig rot, aber vermochte doch ebenfalls zu lächeln, so daß der Meister ihm die Hand drücken und zufrieden ausrufen konnte: »Ah, ich sehe, du hast überwunden, mein Sohn – bravo!«

Gegen halb acht Uhr erschienen der Großherzog, der Erbgroßherzog mit seiner Gemahlin und die Prinzessin Elisabeth, samt einigen Herren und Damen des Hofstaates. Liszt stellte einige der fremden Ehrengäste, sowie auch einige Schüler und Schülerinnen den höchsten Herrschaften vor und zum Schluß auch seinen getreuen Sankt Florian, den er dem regierenden Herrn besonders warm empfahl. Der Großherzog richtete infolgedessen einige freundliche Worte an den jungen Bayreuther und sprach die Hoffnung aus, heute noch eine Probe seiner Kunst zu hören. Florian trat mit einem tiefen Bückling von dem hohen Herrn zurück und stand, als er sich umwandte, just dem Konsul Burmester und seiner Gattin gegenüber, die sich nahe herangedrängt hatten, um von den großherzoglichen Worten womöglich etwas zu erlauschen.

Ehe noch Florian den Mund zu einer Begrüßung öffnete, redete ihn Frau Burmester an, mit allerkühlster Höflichkeit und einem so spitzen, gezierten Lächeln: »Wir sind Ihnen zu großem Danke verbunden, Herr Mayr, für die Einladung zu diesem interessanten Abend. Es war ja allerdings eine Kleinigkeit für Sie – ich sehe, Sie stehen hier in großer Gunst.«

»Ich? O danke, es passiert!« versetzte Florian gleichgültig. »Aber bitt' schön, wo ist denn Fräulein Tochter? Ich sehe Fräulein Thekla nicht!«

Mit einem geradezu boshaften Lächeln antwortete Frau Burmester: »Ja, meine Tochter bedauert unendlich, auf das Wiedersehen mit ihrem gestrengen Meister verzichten zu müssen – aber sie sah sich wirklich außer stande, uns zu begleiten!«

»So, was is jetzt des?« rief Florian aufzuckend. Er maß den kleinen Herrn Konsul mit einem Blicke, der deutlich sagte: halten Sie so Ihre Versprechungen? Und da der arme Mann nur mit einer hilflosen, bedauernden Gebärde zu antworten vermochte, so wandte er sich wieder an Frau Olga und raunte ihr deutlich, aber leise zu: »Aha, versteh' schon, gnädige Frau: Fräulein Thekla muß wohl den lieben Herrn Antonin pflegen? Hat Ihnen der saubere Herr auch erzählt, wie der Meister ihm seine Ansicht über »Polens Ende« geäußert hat? Na, und meine Ansicht habe ich ihm ja in deutlicher Hand, oder vielmehr Faustschrift mit heimgegeben – schön braun und blau, und eine geschwollene Nas' als Ausrufzeichen am Schluß. Ich hab' ihm auch meine Firma – dabei hielt er seine Riesenhand mit ausgespreizten Fingern empor – auf beide Backen unter die Lisztschen Watschen gesetzt!«

Die Konsulin wurde unter ihrer Schminke blaß. Ihre Augen leuchteten grünlich auf wie die einer Katze im Dunkeln, und wütend zischte sie Florian an: »Sie haben unsern Schwiegersohn zu schlagen gewagt! Unerhört! Hätten wir das gewußt, so hätten wir uns natürlich niemals herbeigelassen, Sie für uns zu bemühen. Sie werden sich vor Gericht zu verantworten haben wegen dieses Attentats – mein Mann wird dafür sorgen! Und ich werde den Fall in die Zeitungen bringen. Komm' Willy, dieser Mensch ist fortan Luft für uns!« Damit ergriff sie den Arm ihres Gatten, der irgend etwas Unverständliches murmelte, und dirigierte ihn durch das Gewühl der Gäste nach einer andern Seite des Salons.

Florian stand noch eine ganze Weile auf derselben Stelle und schaute mit grimmigem Hohnlächeln dem Paare nach. Er sah und hörte nicht, was um ihn her vorging. Er dachte nach – und plötzlich hatte er einen Entschluß gefaßt. Die höchsten Herrschaften hatten Platz genommen und die übrigen Gäste folgten ihrem Beispiel, soweit Sitzgelegenheiten vorhanden waren. Es wurde ein Halbkreis um den Flügel herum gebildet. Man erwartete offenbar den Beginn des Konzerts.

Florian eilte auf den Meister zu, als dieser eben eine Dame aufforderte, sich an das Instrument zu setzen, und bat ihn aufgeregt, er möge ihn doch zuerst spielen lassen. Liszt maß ihn mit einem verwunderten Blick.

»Ja, was ist dir denn, mein Lieber? Du bist ja ganz echauffiert!«

»Ja, ich weiß 's selbst nicht – die Hitz' – mir ist net recht extra – ich werd' wohl bald heim müssen!«

»Hm, hm – etwas debauchiert gestern nacht – und die Emotion von heute morgen – pcha, ich begreife! Na, wie du willst! Du zitterst ja – oho, Lampenfieber, Florian?«

»Nein, Meister; jetzt wird's grad noch gehen, aber später . . .?«

Da geleitete ihn der Meister ans Klavier. Rasch trat allgemeine Stille ein, und Florian griff in die Tasten. Er entfaltete eine außerordentliche Kraft, und die zornige Erregung, die seine Nerven spannte, kam in seinem Spiel als stürmische Leidenschaft zum Ausbruch. Die zarteren Stellen gelangen freilich weniger gut, und ein paarmal griff er sogar gehörig daneben. Der Eindruck des ganzen Stückes war aber trotzdem ein hinreißender, und er erntete reichen Beifall. Einige enthusiastische Schmeichler verglichen sein Spiel mit dem Rubinsteins, und auch von seiten des Hofes ward ihm schmeichelhafteste Anerkennung zu teil. Liszt nahm ihn beiseite und flüsterte ihm scherzend zu: »Ei, ei, Sankt Florian, man hat sich heute schon öfters – vergriffen! Du hast wohl geglaubt, den polnischen Künstler mit dem schweren Namen vor dir zu haben – so unbarmherzig hast du drauf eingehauen! Aber trotzdem – bravo!« Damit gab er ihm einen leichten Schlag auf die Schulter und ließ ihn laufen.

Sobald das nächste Musikstück begann, zog sich Florian ins Vorzimmer zurück und schlüpfte, als er sich während des Spieles unbeobachtet sah, hinaus. Er sprang die Treppe hinunter, als ob Verfolger hinter ihm her wären, und lief mehr, als er ging, zum »Russischen Hof«. Er ließ sich vom Portier die Zimmernummer der Familie Burmester nennen, erfuhr, daß das Fräulein zu Hause sei, und stieg hochklopfenden Herzens die Treppe hinauf. Oben angekommen, wartete er, bis ihm ein Zimmermädchen zu Gesicht kam. Das nahm er heimlich beiseite, drückte ihm einen Thaler in die Hand und hieß es auskundschaften, ob das Fräulein vielleicht allein auf seinem Zimmer oder in Gesellschaft des Herrn Prczewalsky sei.

Das Mädchen nickte verständnisvoll und betrat zunächst, nachdem auf sein Klopfen kein »Herein« erfolgt war, das Wohnzimmer der Burmesters. Nach ein paar Sekunden kam sie kichernd wieder heraus und berichtete ihrem Auftraggeber, der polnische Herr sei an der Thür zum Schlafzimmer des gnädigen Fräuleins gestanden, habe durchs Schlüsselloch zu schauen versucht und ganz jammervoll gebeten, es möge ihm doch aufsperren oder wieder zu ihm hereinkommen. In seiner Aufregung habe er gar nicht gemerkt, daß er beobachtet werde. Florian hieß nun das Mädchen bei Thekla anklopfen.

»Wer ist da?« rief deren Stimme von innen.

»Das Zimmermädchen.«

Ein paar eilige Schritte, und dann wurde der Riegel von innen zurückgeschoben. Nun trat Florian rasch herzu, schob das Mädchen beiseite und schritt auf den Zehen über die Schwelle hinweg.

Da stand er nun in Theklas Zimmer, nahm seinen Hut ab und breitete mit einem ganz leisen »Grüß' Sie Gott, Fräulein!« ihr die Arme entgegen. Mit einem ganz leichten Aufschrei prallte sie zurück, griff sich mit den beiden Händen an den Kopf und sah in lieblicher Verwirrung zu ihm auf.

»Ach, Herr Mayr!« hauchte sie mit einem so unzweifelhaften Tone freudigster Ueberraschung, daß Florian plötzlich das Herz bis in den Hals hinaufschlug. Er trat noch einen Schritt näher – und da auf einmal lag ihr dunkles Köpfchen an seiner Schulter, und ein mühsam unterdrücktes Schluchzen zuckte in einzelnen Stößen durch ihren Körper.

Er bog ihr den Kopf mit beiden Händen sanft zurück, sah ihr liebreich in die Augen und flüsterte: »Bitt' schön. Jetzt nicht weinen, liebes Fräulein: ich will Ihnen ja helfen!«

Da stürzten ihr die Thränen aus den Augen, und sie schluchzte laut auf: »Ach, ich bin ja so unglücklich!«

Florian wollte ihr eben wieder tröstend zureden, als sich hinter der Thür zum Nebenzimmer ein starkes Schnaufen und Schnobern bemerkbar machte. Und dann rief Prczewalsky in einem seltsam gequetschten Tone, der offenbar aus einer geschwollenen Nase kam: »Theklachen, mein süßes Herzchen, warum weinst du denn? Barmherziger Gott, so komm doch nur herein! Ich will ja auch so gut sein!«

Da machte sich Thekla aus Florians Armen los, stampfte heftig mit dem Fuß auf und flüsterte ganz leise: »Kommen Sie schnell fort: ich weiß, was ich thue!«

»Ich weiß auch, was wir thun!« gab Florian ebenso leise zurück. »Ziehen Sie sich Ihr schönstes Gesellschaftskleid an, ich warte unten – und dann führe ich Sie im Triumph zu Liszt. Jessas, des wird eine Gaudi! Die Frau Konsulin wird schauen! Die Folgen nehm' ich auf mich – es darf Ihnen nichts geschehen!«

»Nein, nein, das geht nicht!« versetzte Thekla, heftig den Kopf schüttelnd. »Was soll das helfen? Ich geh' davon – ich komme nie wieder! Da, mein Köfferchen ist schon gepackt.« Sie ergriff einen kleinen, bereits verschlossenen Handkoffer, gab ihn Florian in die Hand und sagte, indem sie ihn der Thür zudrängte: »Gehen Sie, bitte – nehmen Sie das für mich mit; erwarten Sie mich auf dem Bahnhof: ich komme sofort nach!«

Er wollte Einwendungen machen, Fragen stellen, aber sie winkte immer nur heftig mit der Hand nach der Thür, so daß ihm nichts übrig blieb, als ihr den Willen zu thun und so geräuschlos wie möglich mit dem Köfferchen davonzuschleichen.

Im Dunkel der Bäume gegenüber dem Hotel wartete er; und es währte kaum fünf Minuten, da sah er auch schon Thekla aus dem Hause treten. Er ließ sie einen kleinen Vorsprung gewinnen, dann holte er sie mit seinen großen Schritten rasch ein. Sie erschrak und wollte erst nicht dulden, daß er neben ihr ginge. Doch wußte er sie dadurch zu beruhigen, daß er ihr vorstellte, daß sie ja hier kaum irgend welche Bekanntschaften besitze und die seinigen heute fast vollzählig bei Liszt versammelt seien. Er versuchte sie unterwegs noch zu überreden, seinem Plane den Vorzug zu geben und plötzlich an seinem Arme in der Soiree bei Liszt aufzutauchen. Er hatte sich den verblüffenden Eindruck eines solchen Geniestreichs auf die Frau Konsul so schön ausgemalt, daß es ihm schwer fiel, auf die Ausführung zu verzichten. Aber Thekla wandte ganz richtig ein, daß die Folgen eines solchen Streiches für sie nur verhängnisvoll sein könnten. Ihre Mutter würde sie danach nur noch viel strenger behandeln, und ob die Schmach, die er, Florian, ihrem Bräutigam zugefügt habe, die Verlobung aufzuheben im stande sein werde – das sei mindestens sehr fraglich – obwohl allerdings sogar ihre Mutter in letzter Zeit angefangen habe, mit Prczewalsky unzufrieden zu sein.

»Ja, seid ihr denn wirklich und öffentlich miteinander verlobt?« fragte Florian ungläubig.

»Ach Gott, ja!« versetzte Thekla ganz kläglich. »Bitte, bitte, lieber Herr Mayr, denken Sie deswegen bloß nicht schlecht von mir! Ich kann ja natürlich den Menschen nicht ausstehen; aber die Mama hat mir ja keine Ruh' gelassen. Sie hat gesagt, ich sollte mir nicht einbilden, daß ich bei meiner Talentlosigkeit und meiner Herkunft auf einen Prinzen warten dürfte. Sie hat es mir so recht höhnisch vorgeworfen, daß ich die Tochter einer Zimmerkellnerin und eines reisenden Virtuosen wäre, und zum Dank für alles, was sie an mir Gutes gethan hätte, müßte sie wenigstens verlangen, daß ich ihr die Wahl eines passenden Gatten überließe. Bei meinem ererbten Hang zum Leichtsinn und bei meiner Vorliebe für untergeordnete Menschen könnte man sich ja sonst der allerdummsten Streiche von mir versehen. Ich bitte Sie, lieber Herr Mayr – Sie kennen mich doch auch – nicht wahr, ich bin doch nicht ein bißchen leichtsinnig?«

»Ach Gott, Sie armes Kindl!« sagte Florian nur.

Und Thekla, froh, ihr Herz endlich einmal ausschütten zu können, fuhr eifrig fort: »Papa war ja immer auf meiner Seite und wollte anfangs gar nichts von der Verlobung wissen, aber gegen Mama richtet auf die Dauer ja niemand etwas aus. Schließlich dachte ich mir, alles andre müßte immer noch besser sein, als dieser schreckliche Zustand in dem Hause, das gar nicht einmal mein richtiges Elternhaus ist. Ans Fortlaufen hab' ich freilich auch gedacht; aber wie hätte ich mich allein durchbringen sollen? Ich habe ja bei all den teuren Stunden nichts gelernt, womit ich mir mein Brot verdienen könnte, und daß ich von Hause keinen Pfennig bekommen würde, wenn ich nicht in allen Stücken Mamas Willen thäte, das hatte sie mir schon oft angedroht. Ich hab' auch, offen gestanden, nicht viel Mut – ich habe ja nie im Leben irgend etwas allein thun dürfen. Alles, wozu ich Lust hatte, war mir verboten, und alles, was ich treiben durfte, das geschah immer nach Vorschrift und unter Aufsicht. Da bleibt man natürlich so unselbständig wie ein Kind. Der Prczewalsky war ja auch soweit sehr nett gegen mich. Er versprach mir auf Ehre, daß ich als seine Frau thun und lassen könnte, was ich wollte. Ich brauchte gar nicht mehr Klavier zu spielen und sollte monatlich zweihundert Mark Taschengeld kriegen, wo mich niemand nach zu fragen hätte, wofür ich sie ausgebe. Die andern Mädchen fanden auch alle, er wäre so ein hübscher Mann und so sehr gefährlich für die Frauen – alle verliebten sich in ihn. Da dachte ich, ich verstünde am Ende doch nichts davon, und es würde vielleicht später bei mir auch noch kommen – – na, und da hab' ich denn endlich ja gesagt!«

»Jessas, jessas, unglaublich!« knirschte Florian und ballte eine Faust dabei. »Wissen Sie, was wir jetzt thun, Fräulein Thekla? Wir schicken eine Annonce an alle großen Zeitungen: Meine Verlobung mit Herrn Tonkünstler Antonin Prczewalsky erkläre ich hiermit für aufgehoben. Thekla Burmester. – Punktum, Streusand – aus is!«

»Aber nein, das geht doch gewiß nicht!«

»Aber ja, warum soll's denn net gehen?«

»Ach, Herr Mayr, das können Sie sich doch denken! Er hat mich – er hat mich doch schon geküßt!«

»O du heilige Einfalt!« lachte Florian ganz gerührt. »Und da meinen Sie jetzt, das war' so gut wie geleimt und versiegelt?«

Thekla guckte ihn neugierig von der Seite an. »Ja, man darf sich doch von keinem andern Manne, als von seinem Bräutigam küssen lassen?« sagte sie unsicher. »Wenn er nun nicht mehr mein Bräutigam wäre, da müßte ich mich ja so schämen!«

»Ach, Sie gutes Kind!« lachte Florian, »wenn's mit dem Müssen so was Schlimmes wär', wo sollten denn dann erst die Witwen hin, die sogar schon Kinder gehabt haben und sich doch noch immer auf einen zweiten spitzen, wann s' net grad schon in die Achtzigerjahr' sind? Gelt, Sie haben doch auch schon gehört, daß eine Witwe wieder geheirat' hat? Ich hab' auch schon sagen hören, es wär' viel g'scheiter, eine fesche Witwe zu nehmen als so ein junges Mädel, das sich noch gar net auskennt im Leben und von gar nix was weiß.«

»Ach, Sie müssen nicht denken, daß ich noch so dumm wär', Herr Mayr!« rief Thekla mit drolligem Eifer. »Bis ich verlobt war, wußte ich auch von gar nichts und machte mir so gräßlich dumme Vorstellungen, aber nachher hat mir unsre Marie, die Sie ja auch kennen, alles gesagt. Und von da an konnte ich mich von meinem Bräutigam gar nicht mehr anrühren lassen, ohne daß mir ordentlich schauderte. Es war mir immer schon so unangenehm gewesen, wenn er mir bloß die Hand gab – sie fühlte sich wie so ein toter, schlaffer Klumpen an – er konnte gar nicht fest zugreifen, wie ein gesunder, ehrlicher Mensch. Und wenn er mich küssen wollte, da machte er immer: ›khn, khn – gibst du mir wohl ein sißes Kißchen, mein Herzchen? – khn!‹ – Davon wurde mir auf die Dauer ganz übel, und ich mochte mich gar nicht mehr von ihm küssen lassen. Ich hab' doch schon so viel gehört und auch gelesen über die Liebe und so was, aber davon, daß die Männer beim Küssen immer ›khn, khn‹ machen, hab' ich noch nie etwas gehört! Ach, und wenn ich mir denke, daß ich mit dem Manne allein reisen sollte und – alles das – nein, nein! lieber geh' ich ins Wasser!«

Sie waren vor dem Bahnhof angekommen, und Florian, der ihren lieb kindischen Bekenntnissen gerne noch weit länger gelauscht hätte, sagte mit einem Seufzer: »So da wären wir jetzt am Bahnhof – was nun! Wo wollen S' denn hin? Wissen S' denn überhaupts, ob jetzt ein Zug geht?«

»Ach nein, ich hab' nicht nach den Zügen gesehen,« erwiderte Thekla kleinlaut, indem sie sich ängstlich überall umschaute und einer möglichst dunklen Ecke in der Vorhalle zustrebte. »Ich hab' mir gedacht, ich wollte zu meiner Freundin Erna von Goldammer – wir sind nämlich Schulfreundinnen und schreiben uns immer noch – die weiß alles und hat auch gesagt, ich soll mich nicht zwingen lassen. Sie lebt jetzt ganz allein als Malerin in München – das heißt: sie lernt noch malen, wissen Sie. Ich meine, die könnte mich noch am ersten bei sich aufnehmen und verstecken!«

»Hm, ja, des wär' gar net so dumm,« pflichtete Florian bei, »aber wissen S' denn auch, ob das Fräulein jetzt daheim ist? Um diese Sommerszeit trifft man doch die Maler meistens am Land. Was wollten denn Sie ganz alleinig in München anfangen, wenn die Freundin nicht da wär'?«

»Ach Gott, ja, sie hat mir auch geschrieben, daß sie bald fortginge!«

»Und haben S' denn auch Geld genug?«

»Ach nein,« erwiderte sie kleinlaut, »Geld hab' ich nicht viel. So ungefähr dreißig Mark. Aber ich habe alle meine Schmucksachen mitgenommen.«

»Ich glaub', bis München kost' schon 's Fahrgeld über dreißig Mark, und auf ein goldenes Armband gibt Ihnen der Herr Billeteur nicht heraus. Wissen S', das g'scheitste wär', wir telegraphierten erst an das Fräulein Erna, ob 's daheim ist!«

»Aber, lieber Herr Mayr, ich kann doch nicht warten!« klagte Thekla, sich ängstlich an seinen Arm anklammernd. »Denken Sie doch, was aus mir werden soll, wenn man uns hier abfaßt! Prczewalsky muß es doch gleich merken, daß ich fort bin. Und wenn er dann die Leute fragt – man hat Sie doch mit dem Köfferchen fortgehen sehen und mich gleich hinterher – da suchen sie mich doch natürlich zuerst auf dem Bahnhof. Wer weiß, ob er nicht inzwischen schon Papa und Mama aus der Gesellschaft hat holen lassen! Wir sind auch gar so langsam gegangen. Nein, nein, wir müssen mit dem nächsten Zuge fort – ganz egal, wohin!«

»Wir?« rief Florian verblüfft. »Ich soll wirklich mit Ihnen durchgehen?«

»Ach, lieber, guter Herr Mayr, Sie werden mich doch nicht allein lassen wollen? Ich habe ja solche Angst, ich weiß mir ja gar nicht zu helfen!«

Florian stand unschlüssig und deutete auf seinen Gesellschaftsanzug: »Aber ich bitt' Sie, Fräulein Thekla, so kann ich doch net gut in die Welt 'nausfahren. Warten S' hier in der Nähe in irgend einem Restaurant, ich fahr' g'schwind heim, werf' mich in einen andern Anzug und pack' wenigstens ein bißl Nachtzeug zusammen. Denn über Nacht werden wir doch irgendwo bleiben müssen!«

»Ach, ich bitte Sie,« flehte Thekla, mit ihren schönen Augen voll Thränen zu ihm aufschauend, »wenn Sie mich ein bißchen lieb haben, so lassen Sie mich nicht allein; ich fürchte mich zu sehr! Wir brauchen ja gar nicht weit zu fahren – bloß irgendwo hin, wo wir Antwort aus München abwarten und morgen früh meine Wertsachen versetzen können. Warum wollen Sie nicht im Frack fahren? Sie sehen so nett im Frack aus – und Zahnpulver kann ich Ihnen ja borgen!«

Dieser letzte Grund war nun freilich ausschlaggebend. Florian war so entzückt von ihrer herzigen Naivetät und Vertrauensseligkeit, daß er sie trotz aller Zeugen um die Schultern nahm und an sich drückte. »Liebs Kindl, du,« flüsterte er, »also ja, ich komm' mit!«

Und dann schaute er sich den Fahrplan an und fand, daß in zehn Minuten ein Zug nach Jena, Saalfeld und weiter nach Bayern ginge. Er löste zwei Fahrkarten erster Klasse bis Jena und stieg alsbald mit seiner verweinten Gefährtin ein. Die zehn Minuten wurden ihnen beiden furchtbar lang. Thekla hatte nicht dulden wollen, daß er sich neben sie setzte. Sie hatte sich in die von ihm entfernteste Ecke gedrückt und den schwarzen Schleier, der um ihr flottes Filzhütchen geschlungen war, fest übers Gesicht gebunden. Sie zuckte zusammen, so oft sich draußen ein rascher Schritt nahte oder ein lautes Wort gerufen wurde. Sie zitterte am ganzen Körper vor Angst und preßte ihre gefalteten Hände fest in ihren Schoß, in dem Bestreben, sich zu beherrschen. Florian wurde von ihrer Nervosität angesteckt. Er mußte sich sagen, daß die Gefahr, die sie fürchtete, in der That vorhanden war. Sie reimte sich alles ganz richtig zusammen. Wenn Herr Prczewalsky kein gar zu großer Esel war, so blieb eigentlich kaum zu hoffen, daß sie unbehelligt davonkommen könnten. Und nun außerdem noch die süße Aussicht, mit diesem reizenden, lieben Geschöpfchen ganz allein in die sinkende Sommernacht hinauszufahren! Es war kein Wunder, daß auch Florian vor Aufregung zitterte, gerade so wie das hilflose kleine Mädchen ihm gegenüber.

Endlich war die Pein ausgestanden. Die Thüren wurden zugeschlagen, eilige Schritte knirschten über den Kies, und dann schrillte die Trillerpfeife des Zugführers. »Gott sei Dank!« rief Florian tief aufatmend.

Aber gerade in dem Augenblick, als die Lokomotive den ersten Ruck that, erhob sich auf dem Bahnsteig ein lautes Geschrei von mehreren Männerstimmen: »Halt, haalt, anhalten!«

Mit einem Aufschrei taumelte Thekla von ihrem Sitze empor und zu Florian hinüber: »Ach Gott, ach Gott, ach Gott – verlaß mich nicht, verlaß mich nicht!« stammelte sie und klammerte sich, halb ohnmächtig vor Angst, an ihn an.

Da tauchte vor der Fensterscheibe ein spähendes Augenpaar auf und die Thürklinke wurde herumgedreht. Florian kehrte rasch sein Gesicht ab, um nicht erkannt zu werden, und legte unwillkürlich seine beiden großen Tatzen um den zitternden Mädchenleib, der sich so fest an ihn schmiegte.

»Halt Sie, das ist erster Klasse!« erscholl draußen die Stimme des Schaffners. Der Kopf verschwand vom Fenster, nebenan wurde die Coupéthür laut zugeschlagen – und der Zug fuhr weiter.

Erst nach ein paar Minuten wagte Thekla den Kopf zu erheben und scheu um sich zu blicken. »Was war denn das?« flüsterte sie, immer noch ängstlich.

»Nix war's; ein paar, die sich verspätet hatten!« rief Florian lustig. »Der Prczewalsky ist doch ein Esel gewesen – hurra, sixt es, jetzt sind wir ihnen glücklich auskommen! Ach, Thekla, Schatzl, ist das Durchbrennen aber schön! Geh her, gib mir ein Bussl!«

Und das gute Kind bot ihm, ohne ein Wort zu sagen, seinen lieblichen Schnabel gehorsam dar. Und bis Jena thaten sie weiter nichts, als immer nur sich küssen und »du« sagen. Du, du, du – immerzu! Und das genügte diesen beiden klugen Leutchen vollkommen, um sich darüber klar zu werden, daß sie sich von Herzen gut waren, und daß sie nichts Gescheiteres thun könnten, als die natürlichen Folgerungen aus dieser überraschenden Entdeckung ziehen.


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