Johann Joachim Winckelmann
Geschichte der Kunst des Altertums
Johann Joachim Winckelmann

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Das Zeitalter der römischen Kaiser

Augustus und seine nächsten Nachfolger

Augustus, welchen Livius den Erbauer und Wiederhersteller aller Tempel nennt, kaufte eine schöne Statue der Götter, welche er auf den Plätzen und sogar auf den Straßen in Rom setzen ließ, und er setzte 304 die Statuen aller großen Römer, die ihr Vaterland emporgebracht hatten, als Triumphierende vorgestellt, in dem Portico seines Fori, und welche schon vorhanden waren, wurden wieder ausgebessert: es war unter denselben auch die Statue des Äneas mitgerechnet. Es scheint aus einer Inschrift, welche sich in dem Grabmale der Livia gefunden, daß er über diese oder über andere Statuen einen Aufseher bestellt habe.

Die stehende Statue des Augustus im Campidoglio, welche ihn in seiner Jugend vorstellt, und mit einem Steuerruder zu den Füßen, als eine Deutung auf die Schlacht bei Actium, ist mittelmäßig. Eine vorgegebene sitzende Statue mit dem Kopfe desselben im Campidoglio hätte gar nicht sollen angeführt werden; die in Büchern gepriesene Livia oder wie andere wollen, Sabina, des Hadrian Gemahlin, in der Villa Mattei, ist als die tragische Muse Melpomene vorgestellt, wie der Cothurnus anzeigt. Maffei redet von einem Kopfe des Augustus mit einer Corona civica, oder von Eichenlaub, in dem Museo Bevilacqua zu Verona, und er zweifelt, daß sich anderwärts dergleichen Kopf desselben finde: er hätte können Nachricht haben von einem solchen Kopfe des Augustus in der Bibliothek zu St. Marco in Venedig. In der Villa Albani sind drei verschiedene Köpfe des Augustus mit einem Kranze von Eichenlaub und ein schöner kolossalischer Kopf der Livia.

Zwei liegende weibliche Statuen, eine im Belvedere, die andere in der Villa Medicis, führen den Namen der Kleopatra, weil man das Armband derselben für eine Schlange angesehen, und stellen etwa schlafende Nymphen oder die Venus vor, wie dieses schon ein Gelehrter der vorigen Zeit eingesehen. Folglich sind es keine Werke, aus welchen von der Kunst unter dem Augustus zu schließen wäre; unterdessen sagt man, es sei Kleopatra in einer ähnlichen Stellung tot gefunden worden. Der Kopf an der erstern hat nichts Besonderes, und er ist in der Tat etwas schief; der Kopf an der andern, aus welchem einige ein Wunder der Kunst machen und ihn mit einem der schönsten Köpfe im Altertum vergleichen, ist nicht allein ein sehr niedriges Ideal, sondern er ist unzweifelhaft neu. In dem Palaste Odescalchi war eine jenen ähnliche Figur, mehr als Lebensgröße, wie die vorigen Statuen, welche nebst den übrigen Statuen dieses Musei nach Spanien gegangen ist. 305


Akragas, Didrachmon (5. Jahrhundert v. u. Z.)
Vorderseite
 
Naxos, Tetradrachmon (5. Jahrhundert v. u. Z.)
Rückseite
 

Rom, Nero (54-68)
Vorderseite

Rom, Antoninus Pius (138 – 161)
Vorderseite

Von geschnittenen Steinen finden sich einige schön gearbeitete Stücke des Dioskorides, der die Köpfe des Augustus, mit welchen dieser zu siegeln pflegte, schnitt. Ein anderer berühmter Künstler im Steinschneiden war Solon, von welchem wir unter andern Steinen den vermeinten Kopf des Mäcenas, die berühmte Medusa, einen Diomedes und Cupido haben. Außer diesen bekanntgemachten Steinen ist in dem Stoschischen Museo einer der schönsten Köpfe des Herkules, die jemals in Stein geschnitten sind; und der Verfasser besitzt einen zerbrochenen schönen Carniol, welcher eine Victoria, die einen Ochsen opfert, vorstellte; die Victoria hat sich, nebst dem Namen CΟΛΩΝ, unbeschädigt erhalten. Das schöne kleine Brustbild des Augustus, aus einem Calcedon geschnitten, welches über sechs Zoll eines römischen Palms hoch ist und ehemals in dem Museo Carpagna war, ist jetzt in der Vatikanischen Bibliothek.

Allein wir haben vielleicht noch ein besseres Denkmal eines griechischen Meisters von Augustus Zeit: denn nach aller Wahrscheinlichkeit ist noch eine von den Karyatiden des Diogenes von Athen, welche im Pantheon standen, übrig; sie steht unerkannt in dem Hofe des Palastes Farnese. Es ist die Hälfte einer männlichen unbekleideten Figur, bis auf das Mittel, ohne Arme: sie trägt auf dem Kopfe eine Art eines Korbes, welcher nicht mit der Figur aus einem Stücke gearbeitet ist; an dem Korbe bemerkt man Spuren von etwas Hervorragendem, und allem Ansehen nach sind es vorgestellte Blätter gewesen, welche denselben bekleidet haben, auf eben die Art, wie ein solcher bewachsener Korb einem Callimachus das Bild zu einem korinthischen Kapitäl soll gegeben haben. Diese halbe Figur hat etwa acht römische Palme und der Korb drittehalb: es ist also eine Statue gewesen, die das wahre Verhältnis zu der attischen Ordnung im Pantheon hat, welche etwa neunzehn Palme hoch ist. Was einige Skribenten bisher für dergleichen Karyatiden angesehen haben, zeugt von ihrer großen Unwissenheit.

Von einem Werke in der Baukunst außer Rom von Augustus Zeiten kann man zwar nicht auf die damalige Baukunst überhaupt schließen; es verdient aber die Ausschweifung angemerkt zu werden. Es ist ein Tempel zu Melasso in Karien, dem Augustus und der Stadt Rom zu 306 Ehren gebaut, wie die Inschrift auf dem Gebälke anzeigt. Säulen von römischer Ordnung am Portale, ionische Säulen auf den Seiten und der Fuß derselben mit geschnitzten Blättern nach Art eines Kapitäls sind der Regel und dem guten Geschmack entgegen. Es fing derselbe unterdessen schon unter dem Augustus an, in der Schreibart zu fallen, und scheint sich sonderlich durch die Gefälligkeit gegen den Mäcenas, welcher das Gezierte, das Spielende und das Sanfte in der Schreibart liebte, eingeschlichen zu haben. Überhaupt sagt Tacitus, daß sich nach der Schlacht bei Actium keine großen Geister mehr hervorgetan haben. In gemalten Verzierungen war man damals schon auf einen üblen Geschmack gefallen, wie sich Vitruvius beklagt, daß man dem Endzwecke der Malerei entgegen, welches die Wahrheit oder Wahrscheinlichkeit sei, Dinge wider die Natur und gesunde Vernunft vorgestellt, und Paläste auf Stäbe von Rohr und auf Leuchter gebaut, die unförmlichen, langen und spillenmäßigen Säulen, wie der Stab oder der Schaft der Leuchter aus dem Altertume ist, dadurch vorzustellen. Einige Stücke von idealischen Gebäuden unter den herkulanischen Gemälden, welche vielleicht um eben die Zeit oder doch nicht lange hernach gemacht sind, können diesen verderbten Geschmack beweisen. Die Säulen an denselben haben das Doppelte ihrer gehörigen Länge, und einige sind schon damals wider den Grund einer tragenden Stütze gedreht: die Verzierungen an denselben sind ungereimt und barbarisch. Von einer ähnlichen ausschweifenden Art waren die Säulen einer gemalten Architektur auf einer Wand, vierzig Palme lang, in dem Palaste der Kaiser, in der Villa Farnese und in den Bädern des Titus.

Von Künstlern, welche sich unter der Regierung der nächsten Nachfolger berühmt gemacht haben, findet sich kaum einige Meldung ihres Namens. Unter dem Tiberius, welcher wenig bauen ließ, würden die Künstler auch sehr schlecht gestanden sein, und da er in allen reichen Provinzen, also auch in Griechenland, bemittelte Personen unter allerhand Vorwand ihrer Güter verlustig erklärte, so wird niemand leicht auf Werke der Kunst etwas verwendet haben. Um in der Bibliothek des palatinischen Apollo eine Statue desselben zu setzen, ließ er eine von Temenos aus Sizilien holen. Es ist bekannt, daß er, ein unzüchtiges Gemälde des Parrhasius zu haben, eine beträchtliche Summe Geldes in 307 seiner Erbschaft, da ihm zwischen beiden die Wahl gelassen wurde, fahren ließ: die Liebe der Kunst aber scheint das geringste Anteil an der Achtung dieses Gemäldes gehabt zu haben. Statuen waren etwas Verächtliches, weil sie Belohnungen der Spione unter diesem Kaiser waren. Die Statue des Germanicus, welche ehemals in der Villa Montalto, jetzt Negroni, war und jetzt in dem Garten zu Versailles steht, verdient als eine schöne Arbeit von dieser Zeit angeführt zu werden: der Künstler derselben ist Kleomenes, ein Athenienser. Der Kopf des Germanicus ist einer von den schönsten kaiserlichen Köpfen im Campidoglio. Ehemals fand sich in Spanien eine Base von einer Statue, welche dem Germanicus von dem Aedilis Lucius Turpilius gesetzt war.

Caligula, auf dessen Befehl die Statuen berühmter Männer, die Augustus im Campo Marzo setzen ließ, niedergerissen und zerschlagen wurden, der von den schönsten Statuen der Götter die Köpfe abreißen und an deren Stelle sein Bildnis setzen ließ, ja, der den Homerus vertilgen und vernichten wollte, kann nicht als ein Beförderer der Künste angesehen werden.

Was Claudius für ein Kenner gewesen, zeigen die Köpfe des Augustus, welche er anstatt der ausgeschnittenen Köpfe Alexanders des Großen in zwei Gemälde setzen ließ. Er suchte ein Beschützer der Gelehrten zu heißen und erweiterte in dieser Absicht das Museum oder die Wohnung der Gelehrten zu Alexandria. Seine Ehrbegierde bestand in dem Ruhme, ein anderer Cadmus zu heißen, durch Erfindung neuer Buchstaben, und er brachte das umgekehrte F in Gebrauch. Das schöne Brustbild dieses Kaisers, welches alle Fratocchie gefunden wurde, kam durch den Kardinal Girolamo Colonna nach Spanien. Als Madrid von der österreichischen Partei eingenommen wurde, suchte Lord Galloway dasselbe, und er erfuhr, daß es im Escurial war, wo es als das größte Gewicht der Kirchenuhr angehängt gefunden wurde: er führte es also mit sich nach England.

 
Nero

Nero bezeugte gegen alles, was die schönen Künste angeht, eine ausgelassene Begierde; allein er war wie der Geiz, welcher nur zu 308 sammeln, nicht hervorzubringen sucht, und von seinem übeln Geschmacke kann eine Statue Alexanders des Großen, von der Hand des Lysippus zeugen, welche er vergolden ließ: von derselben wurde das Gold wiederum abgenommen, weil sie viel dadurch verloren hatte. Es gehören auch seine gereimten Verse hierher. Es scheint, daß die guten Künstler immer seltener geworden, weil Nero den Zenodorus aus Gallien, wo er eine Statue des Mercurius gemacht hatte, nach Rom kommen ließ, seine kolossalische Statue in Erz zu arbeiten. In Griechenland waren die Umstände für die Künste wenig vorteilhaft: denn obgleich Nero die Griechen, soviel ihm möglich war, ihre vorige Freiheit suchte genießen zu lassen, so wütete er gleichwohl wider die Werke der Kunst und ließ Statuen der Sieger in den großen Spielen umreißen und an unsaubere Orte werfen: bei allem Scheine der Freiheit wurden die besten Werke aus dem Lande geführt: Caligula machte den Anfang und besetzte alle seine Gärten und Lusthäuser mit diesem Raube, unter dem Vorwande, daß das Schönste an dem schönsten Orte sein müsse, und dieses sei Rom. Er nahm unter andern den Thespiern ihren berühmten Cupido von Praxiteles, welchen ihnen Claudius wiedergab und Nero von neuem nahm, und wollte den olympischen Jupiter des Phidias nach Rom bringen lassen, welches aber der Baumeister Memmius Regulus, ohne die Statue zu zerbrechen, sich nicht getraute.

Nero war vollends unersättlich und sandte in dieser Absicht den Acratus, einen frevelhaften Freigelassenen, und einen Halbgelehrten, den Secundus Carinas, nach Griechenland, welche alles, was ihnen gefiel, für den Kaiser aussuchten. Aus dem Tempel des Apollo zu Delphos allein wurden fünfhundert Statuen von Erz genommen, und schon vorher waren viele Statuen aus demselben weggeführt. Es ist glaublich, daß Apollo im Belvedere und der sogenannte Fechter von Agasias aus Ephesus in der Villa Borghese mit unter diesen Statuen gewesen. Denn sie sind beide zu Antium, jetzt Nettuno genannt, entdeckt, und dieses war der Ort, wo Nero geboren war, und auf dessen Auszierung er sehr viel wendete: man sieht noch jetzt daselbst weitläufige Trümmer längs dem Meere hin. Es war unter andern ein Porticus, welchen ein Maler, der ein Freigelassener des Kaisers war, mit Figuren von Fechtern in allen möglichen Stellungen bemalt hatte. 309

 
Die Statue des Apollo

Die Statue des Apollo ist das höchste Ideal der Kunst unter allen Werken des Altertums, welche der Zerstörung derselben entgangen sind. Der Künstler derselben hat dieses Werk gänzlich auf das Ideal gebaut, und er hat nur ebenso viel von der Materie dazu genommen, als nötig war, seine Absicht auszuführen und sichtbar zu machen. Dieser Apollo übertrifft alle andern Bilder desselben so weit, als der Apollo des Homerus den, welchen die folgenden Dichter malen. Über die Menschheit erhaben ist sein Gewächs, und sein Stand zeugt von der ihn erfüllenden Größe. Ein ewiger Frühling, wie in dem glücklichen Elysien, bekleidet die reizende Männlichkeit vollkommener Jahre mit gefälliger Jugend und spielt mit sanften Zärtlichkeiten auf dem stolzen Gebäude seiner Glieder. Gehe mit deinem Geiste in das Reich unkörperlicher Schönheiten und versuche ein Schöpfer einer himmlischen Natur zu werden, um den Geist mit Schönheiten, die sich über die Natur erheben, zu erfüllen: denn hier ist nichts Sterbliches, noch was die menschliche Dürftigkeit erfordert. Keine Adern noch Sehnen erhitzen und regen diesen Körper, sondern ein himmlischer Geist, der sich wie ein sanfter Strom ergossen, hat gleichsam die ganze Umschreibung dieser Figur erfüllt. Er hat den Python, wider welchen er zuerst seinen Bogen gebraucht, verfolgt, und sein mächtiger Schritt hat ihn erreicht und erlegt. Von der Höhe seiner Genugsamkeit geht sein erhabener Blick, wie ins Unendliche, weit über seinen Sieg hinaus: Verachtung sitzt auf seinen Lippen, und der Unmut, welchen er in sich zieht, bläht sich in den Nüstern seiner Nase und tritt bis in die stolze Stirn hinauf. Aber der Friede, welcher in einer seligen Stille auf derselben schwebt, bleibt ungestört, und sein Auge ist voll Süßigkeit, wie unter den Musen, die ihn zu umarmen suchen. In allen uns übrigen Bildern des Vaters der Götter, welche die Kunst verehrt, nähert er sich nicht der Größe, in welcher er sich dem Verstande des göttlichen Dichters offenbarte, wie hier in dem Gesichte des Sohnes, und die einzelnen Schönheiten der übrigen Götter treten hier wie bei der Pandora in Gemeinschaft zusammen. Eine Stirn des Jupiter, die mit der Göttin der Weisheit schwanger ist, und Augenbrauen, die durch ihr Winken ihren Willen erklären: 310 Augen der Königin der Göttinnen mit Großheit gewölbt und ein Mund welcher denjenigen bildet, der dem geliebten Branchus die Wollüste eingeflößt. Sein weiches Haar spielt, wie die zarten und flüssigen Schlingen edler Weinreben, gleichsam von einer sanften Luft bewegt um dieses göttliche Haupt: es scheint gesalbt mit dem Öl der Götter und von den Grazien mit holder Pracht auf seinem Scheitel gebunden. Ich vergesse alles andere über dem Anblicke dieses Wunderwerks der Kunst, und ich nehme selbst einen erhabenen Stand an, um mit Würdigkeit anzuschauen. Mit Verehrung scheint sich meine Brust zu erweitern und zu erheben wie diejenige, die ich wie vom Geiste der Weissagung aufgeschwellt sehe, und ich fühle mich weggerückt nach Delos und in die lycischen Haine, Orte, welche Apollo mit seiner Gegenwart beehrte: denn mein Bild scheint Leben und Bewegung zu bekommen, wie des Pygmalion Schönheit. Wie ist es möglich, es zu malen und zu beschreiben. Die Kunst selbst müßte mir raten und die Hand leiten, die ersten Züge, welche ich hier entworfen habe, künftig auszuführen. Ich lege den Begriff, welchen ich von diesem Bilde gegeben habe, zu dessen Füßen, wie die Kränze derjenigen, die das Haupt der Gottheiten, welche sie krönen wollten, nicht erreichen konnten. Der Begriff eines Apollo auf der Jagd, welchen Herr Spence in dieser Statue finden will, reimt sich nicht mit dem Ausdrucke des Gesichts.

 
Der borghesische Fechter

Der borghesische sogenannte Fechter, welcher, wie ich angezeigt habe, mit dem Apollo an einem Orte gefunden worden, scheint nach der Form der Buchstaben die älteste von den gegenwärtigen Statuen in Rom zu sein, auf welchen sich der Meister derselben angegeben hat. Wir haben keine Nachricht von Agasias, dem Meister derselben, aber dessen Werk verkündigt seine Verdienste. So wie im Apollo und im Torso ein hohes Ideal allein, und im Laokoon die Natur mit dem Ideal und mit dem Ausdrucke erhöht und verschönert worden, so ist in dieser Statue eine Sammlung der Schönheiten der Natur in vollkommenen Jahren, ohne Zusatz der Einbildung. Jene Figuren sind wie ein erhabenes Heldengedicht von der Wahrscheinlichkeit über die 311 Wahrheit hinaus, bis zum Wunderbaren geführt: diese aber ist wie die Geschichte, in welcher die Wahrheit, aber in den ausgesuchtesten Gedanken und Worten, vorgetragen wird. Das Gesicht zeigt augenscheinlich, daß dessen Bildung nach der Wahrheit der Natur genommen ist: denn es stellt einen Menschen vor, welcher nicht mehr in der Blüte seiner Jahre steht, sondern das männliche Alter erreicht hat, und es entdecken sich in demselben die Spuren von einem Leben, welches beständig beschäftigt gewesen und durch Arbeit abgehärtet worden.

 
Weitere Werke

Alle anderen Statuen, welche Nero aus Griechenland führen ließ, dienten dessen sogenannten goldenen Palast auszuzieren. In dem großen Brande von Rom, vor Aufführung dieses Gebäudes, in welchem von vierzehn Vierteilen der Stadt nur vier unbeschädigt blieben, gingen zugleich unendlich viel Werke der Kunst zugrunde; und da sich sehr viele Spuren von alten Ergänzungen finden, so könnten viele von den beschädigten und verstümmelten Werken damals gelitten haben. An dem berühmten Torso im Belvedere sieht man das Gesäß hinten rauh behauen, wie bei Ergänzungen geschehen muß, und auch die Eisen, den angesetzten Teil an das Alte zu befestigen. Es ist besonders, daß unter dem Nero zuerst auf Leinwand gemalt worden, bei Gelegenheit seiner Figur von 120 Fuß hoch, und daß dieser Prinz, welcher närrisch verliebt war in alles, was Griechisch hieß, seinen Palast durch einen römischen Künstler Amulius ausmalen ließ.

Von dem Stile der Künstler, die unter diesem Kaiser geblüht haben, können wir aus ihren Werken nicht urteilen: denn es sind wenige oder gar keine übrig. Die wahren Köpfe des Nero sind sehr selten, und an dem im Campidoglio ist nur das Unterteil des Gesichts alt: in dem erhabenen Kinn hat man geglaubt, das Bild desselben zu finden, und aus diesem Grunde ist der obere und größte Teil des Kopfs ergänzt worden. Die vermeinte sitzende Agrippina daselbst kommt einer ähnlichen und berühmten Figur derselben in der Villa Farnese nicht bei; eine dritte von solchen Statuen ist in der Villa Albani. Ein ähnlicher Stand ist der Grund zur Benennung der Figur mit 312 zusammengeschlagenen Händen auf einem geschnittenen Steine: denn in Poussins Zeichnung desselben in groß, in der Bibliothek Albani, finde ich keine Ähnlichkeit mit der Agrippina. Der Verfall der Kunst muß damals sehr merklich gewesen sein, weil Plinius berichtet, daß man unter dem Nero nicht mehr verstanden, in Erz zu gießen, sowie sich jetzt in Rom die Kunst, Buchstaben zu gießen, in gewissem Maße verloren hat, und er beruft sich auf die kolossalische Statue dieses Kaisers von oben erwähntem Zenodorus, dem es bei aller seiner Kunst in dieser Arbeit nicht [hat] gelingen wollen. Es ist aber hieraus, wie Donati und Nardini wollen, nicht zu schließen, daß diese Statue von Marmor gewesen. In den vitellischen Unruhen verteidigte sich Julius Sabinus im Kapitol durch Statuen, mit welchen er sich verschanzte. Es macht jemand, welcher Gelegenheit gehabt, die alten Münzen zu vergleichen, die Anmerkung, daß die Köpfe der Kaiser auf griechischen Münzen den Köpfen derselben auf römischen Münzen nicht zu vergleichen sind, welches wahrscheinlich macht, daß, was von guten griechischen Künstlern gewesen, nach Rom gegangen. Ich entsinne mich, unter andern die seltene griechische Münze mit Köpfen des Claudius und der Pompeja gesehen zu haben, welche ein fast barbarisches Gepräge hat.

 
Vespasianus, Titus, Domitianus

Nach so schändlichen Menschen, die den Thron besessen hatten, kam endlich Vespasianus, dessen Regierung bei aller seiner Sparsamkeit für die Künste vorteilhafter gewesen zu sein scheint als die ungeheure Verschwendung vor ihm. Er war nicht allein der erste, welcher den Lehrern der römischen und griechischen Beredsamkeit ein ansehnliches Gehalt ausmachte, sondern er zog Dichter und Künstler durch Belohnungen zu sich. In dem von ihm erbauten Tempel des Friedens wurden die Gemälde der berühmtesten Künstler aller Zeiten aufgehängt, und hier war, wie man jetzt reden würde, die größte öffentliche Galerie von Gemälden: es scheint aber, daß dieselben nicht in dem Tempel selbst, sondern über demselben in den oberen Sälen gewesen, zu welchen man durch eine Wendeltreppe geht, welche sich noch jetzt erhalten hat. Es waren auch in Griechenland Tempel, welche Pinacothecae, 313 das ist Galerien der Gemälde waren. An dem Titus, seinem Mitregenten und Nachfolger, fanden die Künste gleichfalls einen großen Freund und Verehrer. Dessen kolossalischer schöner Kopf befindet sich in der Villa Albani. Zwei römische Maler, Cornelius Pinus und Accius Priscus, waren unter dem Vespasianus berühmt, die den Tempel der Ehre und der Tugend ausmalten.

Mit Griechenland kam es endlich unter dem Vespasianus so weit, daß es zu einer römischen Provinz erklärt wurde, und die Athenienser verloren sogar ihr kleines, bisher erhaltenes Vorrecht, Münzen ohne Bildnis des Kaisers schlagen zu dürfen. Unter dem Domitianus scheinen die Griechen gnädiger angesehen worden zu sein: denn da sich unter dem Vespasianus und Titus keine Münzen von Korinth finden, so ist hingegen von dieser Stadt unter dem Domitianus eine große Anzahl auch von der größeren Form übrig. Es ist merkwürdig, was Plutarchus berichtet, daß die Säulen vom pentelischen Marmor, welche Domitianus für den römischen Tempel des olympischen Jupiter zu Athen arbeiten lassen, da diese nach Rom gebracht und überarbeitet oder poliert worden, ihre schöne Form verloren.

Von Werken der Kunst unter diesem Kaiser hat sich noch der größte Teil des Portals von dem Tempel der Pallas erhalten: die zum Teil über ihre Hälfte erhabene Figuren der Friese sind nach Santes Bartoli Zeichnung gestochen. Die Pallas, ebenfalls erhaben gearbeitet, welche in der Mitte über dem Gebälke der Säulen steht, verliert durch die Nähe, in welcher man sie jetzt sieht, da das Pflaster bis an die Hälfte der Säulen erhöht ist, und sie sieht gegen die gehäuften Zieraten des Gebälks nur wie entworfen aus. Im Campidoglio ist ein schöner Kopf von Domitianus, was aber Montfaucon von dessen Statue im Palaste Giustiniani sagt, ist falsch: er behauptet, es habe dieselbe nicht den geringsten Schaden gelitten, und es sei die einzige von den Statuen dieses Kaisers, die der Rache des römischen Rats, welcher alle Bildnisse desselben zu vertilgen beschlossen, entgangen sei. Es scheint, man halte die Giustinianische Statue für diejenige, welche auf Bitten dessen Gemahlin ihr zugestanden worden: diese aber war von Erz und stand noch auf dem Kapitol zu Procopius Zeiten, und jene ist von Marmor. Hiernach ist es falsch, daß diese nicht gelitten: denn sie ist unter der Brust 314 entzwei gebrochen gewesen, und die Arme sind neu; es ist auch zweifelhaft, ob der Kopf zur Statue gehört. Montfaucon hat Lust, etwas zu reden über die Figuren auf dem Harnische derselben, allein aus dem unrichtigen Kupfer, welches er vor Augen hatte, konnte er nichts Sicheres beibringen. Dasjenige, was Maffei für eine Sirene hält mit einem Fischschwanze, und was jenem anders scheint, ist dergleichen; aber man hätte sie eine Nereide nennen sollen; denn die Sirenen haben Vögelfüße. Die mittelste Figur, welche mit einer in die Höhe gehobenen Hand vorgestellt ist, hält mit beiden Händen vor dem Unterleibe Früchte. Aus dem Tiere, auf welchem ein Kind reitet, weiß der Erklärer nicht, was er machen soll; auf dem Kupfer ist ein Ochse: wenn man sich die Mühe nimmt, die Statue in der Nähe zu betrachten, so findet man, daß es die Liebe ist, welche auf einem Löwen reitet.

Im Frühlinge des Jahres 1758 wurde eine ungezweifelte Statue des Domitianus gefunden, an einem Orte, welcher alla Colonna heißt und zwischen Frascati und Palestrina liegt und eben da, wo kurz zuvor eine Venus entdeckt wurde. Der Leib bis auf die Knie und ohne Arme hatte nicht tief unter der Erde gelegen und war daher sehr zerfressen, und man sah an demselben offenbare Zeichen verübter Gewaltsamkeiten, Hiebe im Kreuze und tiefe Stöße, woraus zu mutmaßen ist, daß auch diese Statue in der Wut wider das Andenken des Domitianus umgeworfen und zerschlagen worden: denn es wurde sogar dessen Name, wo sich derselbe auf Inschriften befand, ausgehauen und vertilgt. Der abgelöste Kopf wurde viel tiefer gefunden, und er hat daher weniger gelitten. Die Statue ist unbekleidet und von großer Schönheit. Um den Kopf ging eine Krone von Erz, von welcher man die Stifte sieht, an welchen sie befestigt war. Der Herr Kardinal Alexander Albani hat dieselbe ergänzen lassen, und sie steht nebst andern kaiserlichen Statuen unter dem größern Portico des Palastes in dessen Villa. Der seltene Kopf des Nerva im Campidoglio ist nicht neu und von Algardi gearbeitet, wie der Erklärer dieses Musei vorgibt; dieser Künstler hat keinen andern Anteil an demselben, als die Spitze der Nase ergänzt zu haben. Der Herr Kardinal Alexander Albani erhielt denselben von dem Bruder des letzt verstorbenen Prinzen Pamfili, . . . in dessen Villa dieses Brustbild stand. 315

 
Trajanus und Hadrianus

Unter dem Trajanus bekam Rom und das ganze Reich ein neues Leben, und er fing an, nach so viel Unruhen durch die großen Werke, welche er unternahm, die Künstler aufzumuntern. Die Ehre einer Statue, welche er sich nicht allein, mit Ausschließung anderer, anmaßte, sondern mit wohlverdienten Männern teilte, kann der Kunst sehr förderlich gewesen sein; ja wir finden, daß jungen Leuten von großer Hoffnung Statuen nach ihrem Tode gesetzt wurden. Es scheint, daß eine sitzende senatorische Statue in der Villa Ludovisi von einem Zeno, des Attis Sohn, aus Aphrodisium, gemacht, von dieser Zeit sei, und man könnte glauben, daß sich damals eine Schule der Kunst an besagtem Orte in Karien (wenn man den bekanntesten unter vielen anderen gleichen Namens nimmt), aufgetan, wegen verschiedener Namen aphrodisischer Künstler, welche sich erhalten haben. Ein anderer Zeno aus Staphis in Asien, der das Bild seines Sohnes gleichen Namens, in Form einer halbbekleideten Herme, auf dessen Grabmal gesetzt, wie aus der Inschrift derselben aus neunzehn Zeilen erhellt, wird nicht viel später gelebt haben: der fremde Kopf, welcher auf diese Herme gesetzt ist, erlaubt nicht, mit mehr Wahrscheinlichkeit auf die Zeit derselben zu schließen. Dieses Denkmal befindet sich in der Villa Negroni. Wohin ich aber einen Antiochus von Athen setzen soll, von welchem eine Pallas von zweimal Lebensgröße in der Villa Ludovisi steht, weiß ich nicht; die Statue ist schlecht und plump, und die Schrift scheint älter als von dieser Zeit. Die beiden Zentauren des Kardinals Furietti, von schwärzlichem, sehr hartem Marmor, welchen man Bigio heißt, von Aristeas und Papias, gleichfalls aus Aphrodisium, gearbeitet, sind als Kopien von dem borghesischen Zentaur anzusehen und in der Villa Hadriani gefunden worden. Der Oberleib von einem Zentaur gleicher Größe und aus eben dem Marmor befindet sich in der Villa Altieri, und an demselben ist dieses besonders, daß die Augen und die Zähne von weißem Marmor eingesetzt sind.

Das größte Werk von Trajanus Zeiten ist dessen Säule, welche mitten auf dem Platze stand, den er durch den Apollodorus von Athen 316 bauen ließ. Hat jemand Gelegenheit, die Figuren auf derselben in Gips geformt zu betrachten, so wird er erstaunen über die unendliche Verschiedenheit in soviel tausend Köpfen an derselben. Im sechzehnten Jahrhundert war noch der Kopf übrig von der kolossalischen Statue dieses Kaisers, welche auf der Säule stand: von demselben findet sich weiter keine Nachricht. Der edle venetianische Abt Farsetti, welcher mit königlichen Kosten die besten alten Statuen in Rom hat abformen lassen und sich durch eine Malerakademie, welche er zu Venedig stiften wollte, um sein Vaterland verdient zu machen gedachte, hatte auch den Anschlag gemacht, diese ganze Säule von neuem formen zu lassen: man hatte sich schon um neuntausend Scudi verglichen; die Kosten des Gerüstes hatte Herr Farsetti getragen.

Die sogenannten Trophäen oder Siegeszeichen des Marius auf dem Campidoglio scheinen mit dem Basamente der Säule in einerlei Stil gearbeitet zu sein und sind vermutlich Siegeszeichen des Trajanus. Ein neuer Skribent glaubt, daß dieselben nach der Schlacht bei Actium gesetzt worden sind, aus keinem andern Grunde, als weil er in der wellenförmig ausgefressenen Base derselben eine Vorstellung des Wassers zu finden vermeint. Ich kann nicht umhin, einer sehr seltenen Münze in Gold zu gedenken, welche auf der einen Seite den Kopf der Plotina, des Trajanus Gemahlin, hat, und auf der andern Seite den Kopf der Matidia, des Trajanus Schwester: es wird dieselbe mit mehr als hundert Scudi bezahlt und befindet sich in dem Museo des Collegii St. Ignatii zu Rom.

In Absicht der Baukunst verdient der Bogen des Trajanus zu Ancona mit angeführt zu werden: denn man wird an keinem alten Gebäude so erstaunend große Blöcke Marmor angebracht finden. Das Basament des Bogens bis an den Fuß der Säule ist aus einem einzigen Stücke: in der Länge hält es sechsundzwanzig römische Palme und ein Drittel; die Breite ist von siebzehn und einem halben, und die Höhe von dreizehn Palmen. Die Pfeiler der Brücke des Trajanus über die Donau dienten, nachdem die Brücke abgeworfen war, wie Dion sagt, bloß dazu, die äußerste Stärke der menschlichen Kräfte zu zeigen.

Endlich nahm sich Hadrian vor, Griechenland in die ehemalige Freiheit zu setzen, erklärte es für ein freies Land und fing nicht allein an, zu Athen so stark als Perikles, sondern fast an allen berühmten Orten 317 daselbst zu bauen. Er vollendete den Tempel des olympischen Jupiter zu Athen, nachdem derselbe an siebenhundert Jahre, von Pisistratus an, gelegen hatte, und es wurde ein Werk, welches viele Stadien im Umkreise hatte. In demselben ließ er, wie Pausanias berichtet, unter anderen Statuen von Gold und Elfenbein, eine solche kolossalische Statue des Jupiter setzen. Der Tempel, welchen er zu Cyzikum aufführen ließ, wurde unter die sieben Wunder der Welt gezählt. Eine jede Stadt ließ diesem Kaiser eine Statue in dem Tempel des olympischen Jupiter zu Athen setzen.

Hadrian war nicht allein ein Kenner, sondern auch ein Künstler und hat wirklich mit eigener Hand Statuen gearbeitet. Aber Victor gibt uns ein Lob unverschämter Schmeichler, wenn er sagt, daß er neben dem Polycletus und Euphranor stehen könne. Er trat den Parthen ein großes Land ab, um, wie es scheint, zugleich zu diesen seinen großen Absichten Ruhe zu haben.

Im sechsten Jahre seiner Regierung trat er seine großen Reisen fast in alle römischen Provinzen an, und es finden sich Münzen von siebzehn Ländern, welche er durchreist ist. Er ging sogar nach Arabien und Ägypten, welches Land er, wie er selbst zu sagen pflegte, völlig ausstudiert hatte, und nachdem er vier Jahre vor seinem Tode nach Rom zurückkam, baute er die erstaunenden Gebäude unweit Tivoli, seine Villa, in welcher er die berühmtesten Gegenden und Gebäude von Griechenland vorstellen ließ, auch sogar die Orte, die unter dem Namen Elysäische Felder und deren Eingang bekannt waren. Diese Villa zierte er aus mit Werken der Kunst, die er aus allen Ländern mit sich geführt hatte. Der Umkreis der Trümmer dieser Gebäude ist über zehn italienische Meilen, und es stehen unter andern noch verschiedene runde Tempel, an welchen nur die Vorderseite fehlt. An einem und dem andern Ende dieser Villa waren zwei Theater, aus deren Überbleibsel man sich noch einigen Begriff machen kann. Unter andern Gebäuden sind die sogenannten hundert Kammern berühmt und sehenswürdig, in welchen die Kaiserliche Garde lag, welches Wohnungen waren, die keine Gemeinschaft eine mit der andern hatten, sondern vermöge eines hölzernen Ganges von außen, welcher durch eine Wache konnte besetzt und geschlossen werden. Es sind zwei Reihen Gewölbe übereinander, welche 318 in dem Winkel, welchen sie machen, ein rundes Kastell haben, wo man sich das Corpo di Guardia vorstellt. In jedem Gewölbe waren, vermöge eines bretternen Bodens, welcher auf hervorspringenden Steinen ruhte, die man noch sieht, zwei Wohnungen, und es findet sich noch in einem derselben der abgekürzte Namen eines Soldaten mit schwarzer Farbe, wie mit einem Finger geschrieben. Die Pracht dieser Gebäude war so verschwenderisch, daß ein großer Teich, in welchem, wie man glaubt, Gefechte zu Schiffe gehalten werden konnten, ganz und gar mit Giallo antico ausgefüttert war. In demselben fand sich eine große Menge Köpfe von Marmor und von andern härteren Steinen, von welchen viele mit der Hacke zerschlagen waren; die besten von denselben behielt der Kardinal Polignac. Es waren lange Gänge zum Spazieren mit Musaico belegt, von welchen man noch große Stücke sieht: die Böden der Zimmer waren von eben dieser Arbeit, aber von kleineren Steinen zusammengesetzt. Unzählig viele Tische von Musaico, teils in Rom, teils anderwärts, sind alle unter dem Schutte dieser Trümmer gefunden worden; alle Statuen, welche in der Villa Este zu Tivoli standen und jetzt im Campidoglio sind, viele andere Statuen eben daselbst und in andern Palästen und Villen zu Rom, sind von daher geholt, und es wird noch jetzt beständig gegraben und gefunden.

Eins der seltensten Stücke, welche daselbst entdeckt sind, ist eine musaische Arbeit, welche eine Schale voll Wasser vorstellt, auf deren Rand vier Tauben sitzen, von denen die eine trinken will. Es ist dasselbe bisher für das allerschönste Werk in dieser Art geschätzt worden, und es ist vielleicht eben dasselbe Werk, welches sich zu Plinius Zeiten zu Pergamus befand und von Sosus gemacht war, von da es Hadrian wird weggenommen haben: der Kardinal Furietti, dessen Besitzer, hat diese Seltenheit besonders beschrieben. Es wurde mitten in dem Boden eines Zimmers eingesetzt gefunden, welcher ebenfalls völlig von der allerfeinsten Arbeit in dieser Art war. Von den Binden mit Laubwerk, welche ins Gevierte auf demselben umherliefen, hat der Herr Kardinal Alexander Albani ein Stück von einem Palm breit und von vier Palmen lang, in einem Tischblatte von orientalischem Alabaster einfassen lassen, und von demselben erhielt Seine Königliche Hoheit der Kurprinz von Sachsen ein ähnliches Tischblatt mit einer noch längern 319 von diesen Binden, von eben der Breite und von eben der Arbeit. Das vorzüglichste Werk nächst jenem ist nach meiner Ansicht die Sirene Parthenope, auf dem Palatino zu Rom gefunden, welche sich jetzt in der Königlichen Farnesischen Galerie zu Capo di Monte bei Neapel befindet: von diesem Stücke hat gedachter Skribent keine Nachricht gehabt. In der Feinheit der Arbeit aber wird dieses sowohl als jenes übertroffen von einem schätzbaren Werke, welches in der verschütteten Stadt Pompeji den 28. April dieses 1763. Jahres entdeckt worden. Es ward dasselbe in der Mitte des Fußbodens eines Zimmers gefunden und deutet auf die Pracht der Alten und des ehemaligen Gebäudes, in dem es gestanden hat, ist zwei römische Palme hoch und stellt vier Figuren vor, welche komische Masken vor dem Gesichte haben und auf Instrumenten spielen. Die erste Figur zur rechten Hand spielt das, was man in Italien den Tamburino nennt; die andere schlägt die Crotali oder kleine Becken aneinander, und diese beiden sind männliche Figuren. Die dritte ist weiblich, ins Profil gekehrt und bläst zwei Flöten; die vierte ist ein Kind, welches die Schalmei bläst. Die kleinen Steinchen zum Grunde dieses Gemäldes sind der Größe eines ganz zu oberst abgestutzten Federkiels und vermindern sich in den Figuren, bis sie dem bloßen Auge nicht mehr kenntlich sind; es sind sogar die behaarten Augenbrauen an den Masken ausgedrückt. Den Wert dieser unnachahmlichen Arbeit erhöht der Name des Künstlers mit schwarzen Buchstaben:

Διοσκουριδης Σαμιος ἐποιησεDioskorides von Samos [hat es] geschaffen..

Wäre es möglich gewesen, die Kunst zu ihrer vormaligen Herrlichkeit zu erheben, so war Hadrian der Mann, dem es hierzu weder an Kenntnis, noch an Bemühung fehlte: aber der Geist der Freiheit war aus der Welt gewichen, und die Quelle zum erhabenen Denken und zum wahren Ruhme war verschwunden. Es kann auch als eine Ursache der aufgeklärte Aberglauben und die christliche Lehre angegeben werden, welche sich eigentlich unter diesem Kaiser anfing auszubreiten. Die Gelehrsamkeit, welcher Hadrian aufhelfen wollte, verlor sich in unnützen Kleinigkeiten, 320 und die Beredsamkeit, welche durch bezahlte Redner gelehrt wurde, war meistens Sophisterei: dieser Kaiser selbst wollte den Homerus unterdrücken und an dessen Statt den Antimachus emporbringen und einführen. Außer dem Lucianus ist der Stil der griechischen Skribenten dieser Zeit teils ungleich, teils gesucht und gekünstelt, und wird dadurch dunkel, wovon Aristides ein Beispiel sein kann. Die Athenienser waren bei allen verliehenen Freiheiten in Umständen, daß sie einige Inseln, welche sie bisher behauptet hatten, verkaufen wollten.

Die Kunst konnte sich ebenso wenig wie die Wissenschaften erheben, und der Stil der Künstler dieser Zeit ist von dem alten merklich verschieden, wie man selbst damals, nach einigen oben angeführten Anzeigen der Skribenten dieser Zeit, eingesehen hat. Die Hilfe, welche Hadrian der Kunst gab, war wie die Speisen, welche die Ärzte den Kranken verordnen, die sie nicht sterben lassen, aber ihnen auch keine Nahrung geben.

Eins der größten Werke der Bildhauerei, welche dieser Kaiser [hat] machen lassen, würde dessen Statue auf einem Wagen mit vier Pferden gewesen sein, welche auf der Spitze seines Grabmals, jetzt Castel St. Angelo, soll gestanden haben, und wenn dem Skribenten, der es berichtet, zu glauben ist, so groß war, daß ein starker Mann zu den Löchern, welche die Augen an den Pferden machten, hineinkriechen konnte: man gibt sogar vor, dieses Werk sei aus einem einzigen Blocke Marmor gearbeitet gewesen. Es scheint aber eine griechische Lüge aus der Zeit des Skribenten, welche zu gleichem Paare geht mit dem Kopfe einer Statue der Juno zu Konstantinopel, welchen kaum vier Gespanne Ochsen ziehen können.

Römisches Marmorrelief von der Ara pacis Augustae

 
Der Antinous im Belvedere

Der ohne Grund sogenannte Antinous im Belvedere wird insgemein als das schönste Denkmal der Kunst unter dem Hadrian angegeben, aus dem Irrtume, daß es die Statue seines Lieblings sei; es stellt dieselbe vielmehr einen Meleager oder einen andern jungen Helden vor. Sie wird unter die Statuen der ersten Klasse gesetzt, wie sie es verdient, mehr wegen der Schönheit einzelner Teile, als wegen der Vollkommenheit des Ganzen: denn die Beine und Füße nebst dem Unterleibe sind weit 321 geringer in der Form und in der Arbeit als das übrige der Figur. Der Kopf ist unstreitig einer der schönsten jugendlichen Köpfe aus dem Altertume. In dem Gesichte des Apollo herrscht die Majestät und der Stolz; hier aber ist ein Bild der Grazie holder Jugend und der Schönheit blühender Jahre, mit gefälliger Unschuld und sanfter Reizung gesellt, ohne Andeutung irgendeiner Leidenschaft, welche die Übereinstimmung der Teile und die jugendliche Stille der Seele, die sich hier bildet, stören könnte. In dieser Ruhe, und gleichsam in dem Genusse seiner selbst, mit gesammelten und von allen äußeren Vorwürfen zurückgerufenen Sinnen, ist der ganze Stand dieser edlen Figur gesetzt. Das Auge, welches, wie an der Göttin der Liebe, aber ohne Begierde, mäßig gewölbt ist, redet mit einnehmender Unschuld; der völlige Mund im kleinen Umfange häuft Regungen, ohne sie zu fühlen zu scheinen; die mit lieblicher Fülle genährten Wangen beschreiben, mit der gewölbten Rundung des sanft erhobenen Kinnes, den völligen und edlen Umriß des Haupts dieses edlen Jünglings. In der Stirn zeigt sich aber schon mehr als der Jüngling; sie kündigt den Held an in der erhabenen Pracht, mit welcher sie anwächst, wie die Stirn des Herkules. Die Brust ist mächtig erhaben, und die Schultern, Seiten und Hüften sind wunderbar schön. Aber die Beine haben nicht die schöne Form, die ein solcher Körper erfordert; die Füße sind grob gearbeitet, und der Nabel ist kaum angedeutet: bei dem allen ist der Stil verschieden von dem zu Hadrians Zeiten. Die schönsten Werke von Hadrians Zeiten sind das erhaben gearbeitete Brustbild des Antinous, welches ehemals dessen Figur, in mehr als Lebensgröße, war, in der Villa Albani, und dessen Brustbild, welches ehemals in der Sammlung der Königin Christine von Schweden war und jetzt zu St. Ildefonse in Spanien steht. Der Kopf derselben in der Villa Monte Dragone, oberhalb Frascati, ist dreimal so groß als die Natur und hat eingesetzte Augen. Eine kleine Statue zu Pferde, ein paar Fuß hoch, wie man vorgibt, von Hadrian, in der Villa Mattei, verdiente kaum erwähnt zu werden, geschweige denn mit Gelegenheit zu einer heftigen Schrift zu geben, zumal jemandem, der diese Figur selbst nicht sehen konnte, da er schrieb: es ist dieselbe außerdem diesem Kaiser im geringsten nicht ähnlich. Der schönste Kopf dieses Kaisers in Stein geschnitten ist ein Cameo in dem Kabinette des Prinzen von Oranien, dessen voriger Besitzer der Graf 322 von Thoms in Holland war: dieser Stein befand sich in dem Königlichen Farnesischen Museo zu Capo di Monte in Neapel und kam in gedachten Besitzers Hände; wie und auf was Art, überlasse ich dem Leser zu mutmaßen.

Ich finde hier noch anzumerken, daß die großen kaiserlichen Medaillons in Erz, welche echt sind, allererst unter dem Hadrian anfangen. Dieses vorausgesetzt, sind alle diejenigen, welche sich in dem kaiserlichen Museo zu Wien befinden, für unterschoben zu erklären. Einer der schönsten daselbst von gedachtem Kaiser ist inwendig hohl, und ein Mauleseltreiber bei Rom hatte dieses seltene Stück viele Jahre, anstatt einer Schelle, an seinem Tiere hängen.

 
Die Antoniner

Die Antoniner schätzten die Künste, und Marcus Aurelius verstand die Zeichnung, in welcher ihn Diognetus, ein weiser Mann, unterrichtete; dieser war zugleich sein Lehrer in der Weltweisheit; aber die guten Künstler fingen an selten zu werden, und die vormalige allgemeine Achtung für dieselben verlor sich, wie man aus den Begriffen dieser Zeit schließen kann. Die Sophisten, welche jetzt gleichsam auf den Thron erhoben wurden, und denen die Antoniner öffentliche Lehrstühle bauen und ein großes Gehalt auf ihre Lunge und Stimmen zahlen ließen, Menschen ohne eigene Vernunft und Geschmack, schrien wider alles, was nicht gelehrt war, und ein geschickter Künstler war in ihren Augen wie ein Handwerker. Ihr Urteil von der Kunst war dasjenige, welches Lucianus der Gelehrsamkeit in seinem Traume in den Mund legt, ja es wurde an jungen Leuten als eine Niederträchtigkeit ausgelegt, nur zu wünschen, ein Phidias zu werden. Daher es fast zu verwundern ist, daß Arrianus, ein Skribent dieser Zeit, es für ein Unglück hält, den Jupiter des Phidias nicht gesehen zu haben.

Die Zeit der Antoniner ist in der Kunst, wie die scheinbare Besserung gefährlicher Kranker kurz vor ihrem Ende, in welchen das Leben bis auf einen dünnen Faden des Hauchs gebracht, dem Lichte einer Lampe ähnlich ist, welches, ehe es gänzlich verlöscht, alle Nahrung sammelt, in eine helle Flamme auffährt und plötzlich verlöscht. Es lebten noch die Künstler, welche sich unter dem Hadrian gebildet hatten, und die großen 323 Werke, noch mehr aber der übrige gute Geschmack und die Einsicht besagter Kaiser und ihres Hofes gaben ihnen Gelegenheit, sich zu zeigen; aber nach ihrer Zeit fiel die Kunst mit einem Male. Antoninus Pius baute seine prächtige Villa bei Lavinium, deren Trümmer von ihrer Größe zeugen. Von der Pracht derselben gibt ein silberner Hahn einen Beweis, aus welchem das Wasser in den Bädern dieser Villa lief; es wurde derselbe vor etwa vierzig Jahren an gedachtem Orte ausgegraben und hielt dreißig bis vierzig Pfund an Gewicht, mit der Inschrift: FAVSTINAE NOSTRAE. In den Bädern des Claudius lief auch das Wasser in silbernen Röhren. In den Trümmern jener Villa wurde die schöne Thetis des Herrn Kardinal Alexander Albani im Jahre 1714 entdeckt, aber ohne Kopf: es ist dieselbe bis auf die Schenkel unbekleidet und hält ein Ruder, welches auf einem Meertiere ruht: die Base, nebst dem einen Fuße auf derselben, hat sich erhalten, und an derselben sieht man ein Rostrum eines Schiffes. Diese Statue aber ist vermutlich aus einer höhern Zeit der Kunst, sowie es zwei unbekleidete Statuen mit Köpfen des Lucius Verus in der Villa Mattei und Farnese scheinen, unter welchen diese eine der vollkommensten männlichen Figuren aus dem Altertume ist. Marcus Aurelius ließ auf dem Foro Trajani allen tapfern Männern, die in dem deutschen Kriege geblieben waren, Statuen aufrichten.

Eins der schönsten Werke dieser Zeit ist ein kolossalischer Kopf von Marmor, wie es scheint der jüngern Faustina; ich sage, wie es scheint: denn die Ähnlichkeit, sonderlich jugendlicher und weiblicher Köpfe, wird etwas unkenntlich in kolossalischen Köpfen; von dem Kinne an bis an die Haare auf der Stirn hält derselbe zwei Spannen. Dieser Kopf war, wie man sieht, nach der von mir angezeigten Art, in dessen Statue eingefügt. Es muß dieselbe von Erz oder von Marmor gewesen sein: denn einer von den Füßen, welcher sich erhalten hat, war ebenfalls eingefügt, so daß die äußern Teile von Marmor waren; auch von den Armen sind Stücke übrig. Dieser schöne Kopf, welcher nicht im geringsten gelitten hat, wurde zu Porcigliano, unweit von Ostia, wie man glaubt, in den Trümmern der Villa des Plinius, Laurentum genannt, entdeckt. An eben dem Orte fanden sich verschiedene sehr schöne modellierte Figuren von gebrannter Erde; unter andern ein Sturz einer Venus und 324 eine bekleidete Figur von etwa drei Palmen hoch, desgleichen zwei Füße mit angelegten Sohlen, die dem Fuße von gedachter Statue vollkommen ähnlich sind und vermutlich die Modelle zu jenen waren: diese Stücke befinden sich zu Rom in dem Hause des Barons del Nero, eines florentinischen Patritius.

Man sieht, daß man damals anfing, sich mehr als vorher auf Porträts zu legen und Köpfe anstatt Figuren zu machen, welches durch wiederholte Befehle des Rats zu Rom, daß jedermann dieses oder jenes Kaisers Bildnis im Hause haben sollte, befördert wurde. Es finden sich einige etwa von dieser Zeit, welche Wunder der Kunst in Absicht der Ausarbeitung können genannt werden. Drei außerordentlich schöne Brustbilder des Lucius Verus und ebenso viel von Marcus Aurelius, sonderlich aber eins von jeden, größer als die Natur, in der Villa Borghese, wurden vor dreißig Jahren, mit großen Ziegeln bedeckt, vier Milien von Rom, auf der Straße nach Florenz, an einem Orte, welcher Acqua Traversa heißt, gefunden.

Die Statue des Marcus Aurelius zu Pferde ist zu bekannt, als daß ich viel davon rede. Lächerlich ist, was man unter dem Kupfer einer Figur zu Pferde in der Galerie des Grafen Pembroke zu Wilton in England gesetzt hat: »Die erste Statue des Marcus Aurelius zu Pferde, welche verursachte, daß der Meister derselben gebraucht wurde, die große Statue dieses Kaisers, an welcher das Pferd von dem unsrigen verschieden ist, zu machen«. Die Unterschrift eines halb bekleideten Hermes eben daselbst ist wegen ähnlicher Unverschämtheiten des Vorgebens zu merken: »Einer von den Gefangenen, welche die Architrave an dem Tore des Palastes von dem Vizekönig in Ägypten tragen, nachdem Kambyses dieses Reich erobert hatte«. Die Statue des Marcus Aurelius zu Pferde stand auf dem Platze vor der Kirche von St. Johann Lateran, weil in dieser Gegend das Haus war, wo dieser Kaiser geboren war; die Figur des Kaisers aber muß in der mittlern Zeit verschüttet gelegen haben. Denn in dem Leben des berühmten Cola von Rienzo wird nur von dem Pferde allein geredet, und man nannte es das Pferd des Constantin. Bei Gelegenheit eines großen Festes, zur Zeit, da die Päpste ihren Sitz zu Avignon hatten, lief für das Volk aus dem Kopfe des Pferdes, und zwar aus dem rechten Nasenloche, roter 325 Wein und aus dem linken Wasser: in Rom war damals kein anderes Wasser als aus der Tiber, da die Wasserleitungen eingegangen waren, und an entlegenen Orten von dem Flusse wurde es verkauft, wie jetzt auf den Gassen zu Paris.

Die Statue des Rhetors Aristides in der Vatikanischen Bibliothek ist aus der Zeit, von welcher wir reden, und unter den sitzenden bekleideten Figuren nicht die schlechteste. Nach der Beschreibung einer bewaffneten Venus, welche der berühmte Redner Herodes, mit dem Zunamen Atticus, hat machen lassen, die nicht das Süße und Verliebte, sondern etwas Männliches und eine Freude, wie nach erhaltenem Siege, zeigte, kann man schließen, daß sich die Kenntnis des Schönen und des Stils der Alten nicht gänzlich aus der Welt verloren gehabt. Ehenso fanden sich noch Kenner der edlen Einfalt und der ungeschminkten Natur in der Schreibart und Beredsamkeit, und Plinius, welcher uns berichtet, daß diejenigen Stellen in seiner Lobrede, die ihm am wenigsten Mühe gekostet, bei einigen mehr, als die ausstudierten, Beifall gefunden, faßte daher Hoffnung zur Wiederherstellung des guten Geschmacks. Aber nichtsdestoweniger blieb er selbst bei dem gekünstelten Stil, welchen in seiner Rede die Wahrheit und das Lob eines würdigen Mannes gefällig macht. Vorher gedachter Herodes ließ einigen von seinen Freigelassenen, die er liebte, Statuen setzen. Von den großen Denkmalen, die dieser Mann in Rom sowohl als zu Athen und in andern griechischen Städten hat bauen lassen, sind noch zwei Säulen seines Grabmals übrig, von einer Art Marmor, den man Cipolino nennt, von drei Palmen im Durchmesser. Die Inschrift auf denselben hat dieselben berühmt gemacht, und Salmasius hat sie erklärt. Ein französischer Skribent muß geträumt haben, welcher uns lehren will, die Inschrift sei nicht in griechischen, sondern in lateinischen Buchstaben abgefaßt. Es wurden diese Säulen im Monate September 1761 von Rom nach Neapel abgeführt und liegen in dem Hofe des Herkulanischen Musei zu Portici. Die Inschriften seiner berühmten Villa Triopäa, welche jetzt in der Villa Borghese stehen, hat Spon bekanntgemacht.

Damals wurden auch denen, die im Circo in den Wettläufen auf Wagen den Preis erhielten, Statuen aufgerichtet, von welchen man sich einen Begriff machen kann aus einigen Stücken musaischer Arbeit im 326 Hause Massimi mit dem Namen der Personen, noch deutlicher aber von einem solchen Sieger, fast in Lebensgröße, auf einem Wagen mit vier Pferden, in erhobener Arbeit, von einer großen ovalen Begräbnisurne in der Villa Albani, und sonderlich aus einer wirklichen Statue in der Villa Negroni. Aus dieser Figur ist in der Ergänzung derselben ein Gärtner gemacht worden, wegen eines krummen Messers im Gürtel, auf eben die Art, wie an jener Urne, und es ist ihr daher eine Hacke in die Hand gegeben worden. Diese Personen waren mehrenteils vom Pöbel, deren Brust bis an den Unterleib mit einem Gürtel vielmehr umwunden und geschnürt war. Lucius Verus ließ sogar das Bildnis seines Pferdes, Volucris genannt, von Gold im Circo setzen. Bei den Werken, unter dem Marcus Aurelius gemacht, fällt mir mehrenteils dieses Prinzen eigene Schrift ein, in welcher, außer einer gesunden Moral, die Gedanken sowohl als die Schreibart gemein und eines Prinzen, welcher sich mit Schreiben abgibt, nicht würdig genug sind.

 


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