Autorenseite

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

Illustration: Alonzo Kimball

V.

Mrs. Westmore blieb gerade lange genug, um den Erinnerungsstrom ihrer Freundin nicht zu jäh zu unterbrechen und zugleich die entzückten Augen von Mrs. Amherst als Verkörperung von Takt und Anmut zu beeindrucken – sie schaute sich wohlwollend in dem kleinen Raum um, der mit seinen Büchern, seinen Gipsfiguren, seinen Erinnerungsfotos im Grunde keine unpassende Kulisse für ihre Reize schien; so hatte er, als sie zum Weggehen aufstand und Amherst ihre Hand reichend sagte, »Heute abend müssen Sie mir dann alles über diese armen Dillons erzählen,« das Gefühl, so weit in ihr Vertrauen vorgedrungen zu sein, dass ein neues Westmore unvermeidlich das Ergebnis ihres nächsten Treffens sein müsse.

»Sag 'mal, John – der Boss is' aber 'n echter Hingucker,« merkte Duplain über den Esstisch in der groben Umgangssprache an, derer er sich bisweilen gerne befleißigte; aber Amherst überließ es seiner Mutter, ihm einen Blick stillen Tadels zuzuwerfen, da er sich selbst solchen Ansprachen zu fern fühlte, um sie übel zu nehmen.

Er musste sich mit einiger Anstrengung selbst zur Aufmerksamkeit rufen, um die nächste Feststellung des Aufsehers zu registrieren. »Da war noch eine Dame heute morgen im Büro,« fuhr nämlich Duplain fort, während die beiden Männer ihre Zigarren auf der Veranda anzündeten. »Hat nach dir gefragt – versuchte mich dazu zu kriegen, sie durch die Fabrik zu führen, als ich sagte, du wärst beschäftigt.«

»Nach mir gefragt? Wie sah sie aus?«

»Also ihr Gesicht war irgendwie weiß und schmal, mit 'ner mordsmäßigen Menge schwarzem Haar d'rum herum. Sagte, sie käm' vom Hope Hospital.«

Amherst schaute auf. »Hast du sie herumgeführt?« fragte er mit plötzlichem Interesse.

Duplain lachte ungeniert. »Was? Ich? Und Truscomb kommt dahinter und schmeißt mich 'raus? Woher sollt' ich wissen, dass sie keine Sensationsreporterin war?«

Amherst stieß einen ungeduldigen Ausruf aus. »Ich wünschte mir wirklich, dass ein Sensationsreporter durch diese Fabrik gehen und sie allen in meterhohen Schlagzeilen vorführen würde!«

Er bedauerte, die Krankenschwester nicht wiedergesehen zu haben: er hatte das sichere Gefühl, dass sie an der Arbeit der Fabrik Interesse gehabt und rasch die Zeichen von Entmutigung und schlechter Gesundheit in den Gesichtern der Arbeiter erfasst hätte; aber einen Augenblick später war sein Bedauern verdrängt vom Gedanken an seinen Besuch bei Mrs. Westmore. Die Nachmittagsstunden schleppten sich im Büro dahin, wo er in Truscombs Abwesenheit an seinen Schreibtisch gefesselt war; doch endlich ertönte das Feierabendsignal, die Angestellten draußen schnappten sich ihre Hüte von der Ablage, Duplain machte sich mit dem Tagesbericht vorstellig, und die beiden Männer konnten nach Hause gehen.

Zwei Stunden später erklomm Amherst Mrs. Westmores Treppe; und während seine Hand noch auf der Klingel lag, öffnete sich die Tür und Dr. Disbrow kam heraus. Der Arzt fuhr zurück, als sei er überrascht und etwas befremdet; aber sein Lächeln tilgte umgehend alle Zeichen von Verwirrung, und er streckte freundlich seine Hand aus.

»Ein schöner Abend, Mr. Amherst. Erfreulicher Weise war ich in der Lage, Mrs. Westmore einen ausgezeichneten Bericht über die beiden Patienten zu überbringen – Mr. Truscomb meine ich und den armen Dillon. Dieses milde Wetter tut beiden sehr gut, und ich hoffe, mein Schwager wird in ein paar Tagen wieder auf dem Damm sein.«

Amherst wurde wiederum in die Bibliothek geführt, wo er heute morgen Mrs. Westmore vorgefunden hatte; aber diesmal war es Mr. Tredegar, der sich erhob, ihn zu begrüßen, und ihm mit knappem Wink einen Sitz in respektvoller Distanz zu seinem eigenen anwies. Amherst spürte sofort einen Klimawandel, und es war leicht zu erraten, dass die Abkühlung der Temperatur Dr. Disbrows kürzlichem Besuch geschuldet war. Dieser Gedanke weckte die kämpferischen Instinkte des jungen Mannes und veranlasste ihn, da Mr. Tredegar ihn weiter schweigend aus der Tiefe seines geräumigen Lehnsessels musterte, zu sagen: »Ich habe Mrs. Westmore so verstanden, dass sie mich diesen Abend zu sehen wünsche.«

Es war der falsche Ton, und er wusste es; er hatte es nicht vermocht, sein Gefühl einer in der Luft liegenden Strömung des Widerstands zu verhehlen.

»Ganz recht: Ich glaube, sie bat Sie zu kommen,« stimmte Mr. Tredegar zu, legte seine Hände senkrecht zusammen und musterte Amherst über den spitzen Winkel, den seine dürren Fingerspitzen formten. Als er sich – schmächtig, dürr, gebieterisch – in der selbstverständlichen Façon seines Abendanzuges und seines schmuckbesetzten Hemdes zurücklehnte, war seine Erscheinung das i-Tüpfelchen für Amhersts Verärgerung. Er empfand das Unpassende seiner groben Kleidung angesichts dieser Atmosphäre abendlicher Bequemlichkeit, den Schmutz an seinen Straßenschuhen, den ihm anhaftenden Baumwollstaub, der in jede Pore seiner Haut eingedrungen zu sein schien; und erneut verriet seine Stimme Verdruss.

»Vielleicht bin ich zu früh gekommen –« fing er an; Mr. Tredegar jedoch unterbrach ihn mit eisiger Jovialität: »Nein, ich glaube Sie sind ganz pünktlich; aber Mrs. Westmore ist unerwartet verhindert. Es verhält sich so, dass Mr. und Mrs. Halford Gaines mit ihr das Dinner einnehmen, und sie hat mich mit der Pflicht betraut anzuhören, was Sie zu sagen haben.«

Amherst zauderte. Er war versucht auszurufen: »Es gibt da keine Pflicht!«, aber ein rascher Gedanke verwies auf die Torheit, so das Handtuch zu werfen. Bei der Aussicht, dass Truscomb in ein bis zwei Tagen wieder auf den Beinen sein würde, war es gut möglich, dass dies seine letzte Chance war, Mrs. Westmores Ohr zu erreichen; und er musste seine Angelegenheit vorbringen, solange er konnte, ungeachtet persönlicher Gefühle. Seine Enttäuschung war allerdings zu heftig, um sich verleugnen zu lassen, und nach einer Weile sagte er: »Könnte ich später mit Mrs. Westmore sprechen?«

Mr. Tredegars kühles Mustern vertiefte sich zu einem Stirnrunzeln. Die Aufdringlichkeit dieses jungen Mannes war im Verhältnis zu dem, was er vorstellte, wirklich ohne Maß. »Mrs. Westmore hat mich gebeten, sie zu ersetzen,« sagte er, seine frühere Aussage präzisierend.

»Dann darf ich sie überhaupt nicht sehen?« rief Amherst; und der Rechtsanwalt antwortete gleichgültig: »Ich fürchte nein, da sie morgen abreist.«

Mr. Tredegar war in seinem Element, wenn er eine Gunst abschlagen konnte. Nicht dass er von Natur aus unfreundlich gewesen wäre; er war durchaus einer kalten Güte fähig; aber etwas, das in seiner Macht stand, zu versagen, war der geeignetste Weg, seine Autorität zu bekunden: jene Macht des Lösens und Bindens, auf Grund derer er sich für geradezu berufen hielt zu diesem Amt.

Da er nun diesem Prinzip Rechnung getragen hatte, besaß er die Freiheit, als überflüssiges Zugeständnis an die Höflichkeit hinzuzufügen: »Sie sind sich vielleicht nicht bewusst, dass ich Mrs. Westmores Anwalt bin und damit einer der Vollstrecker des Testaments ihres Ehemanns.«

Er ließ dies nachlässig fallen, obwohl er sich der Albernheit, einem Untergebenen seine Legitimation zu präsentieren, bewusst war; aber sein Verhalten erboste Amherst nicht länger: es verstärkte nur seinen Entschluss, jedes Gefühl von Beleidigung abprallen zu lassen in der vordringlichen Anstrengung, Gehör zu erhalten.

»Mit diesem ausgestopften Kanarienvogel als Ratgeber,« überlegte er, »gibt es keine Hoffnung für sie, wenn ich mich jetzt nicht durchsetze«; und der unbewusste Wortlaut dieses Gedankens brachte sein inneres Gefühl zum Ausdruck, dass Bessy Westmore mehr Hilfe benötigte als ihre Arbeiterschaft.

Noch zögerte er, weil er nicht wusste, wie er anfangen sollte. Für Mr. Tredegar war er nicht mehr als ein Handlanger, der keine Vollmacht besaß, in Abwesenheit seines Vorgesetzten zu sprechen; und das Fehlen einer offiziellen Berechtigung, das er bei seinen Ausführungen gegenüber Mrs. Westmore missachtet haben könnte, erschwerte es, einen brauchbaren Einstieg beim Ansprechen ihres Repräsentanten zu finden. Er erkannte auch an Mr. Tredegars in die Länge gezogenem Schweigen, dass letzterer auf die Wirkung dieser Peinlichkeit zählte und entschlossen war, sie nicht zu verringern, indem er ihm ein Stichwort gab; und dies bewirkte die Erhöhung seiner Vorsicht.

Er sah auf und schaute dem Rechtsanwalt in die Augen. »Mrs. Westmore,« begann er, »bat mich, sie ein wenig über die Lage der Leute in der Fabrik zu informieren – –«

Mr. Tredegar hob seine Hand. »Entschuldigen Sie,« sagte er, »ich habe Mrs. Westmore so verstanden, dass Sie sie um ihre Erlaubnis gebeten haben, heute abend vorbei zu kommen und gewisse Beschwerden eines Teils der Arbeiterschaft vorzulegen.«

Amherst verfärbte sich. »Ich bat sie darum – ja. Aber ich repräsentiere in keiner Weise die Arbeiter. Ich wollte einfach ein gutes Wort für sie einlegen.«

Mr. Tredegar faltete wieder seine Hände, schlug das eine magere Bein über das andere und brachte in seine Sichtlinie die glänzende Spitze seines Lacklederschuhs, die er einen Moment lang schweigend studierte.

»Weiß Mr. Truscomb von Ihrem Vorhaben?« fragte er dann.

»Nein, Sir,« antwortete Amherst energisch; er war froh, den Anwalt aus seiner passiven Taktik herausgelockt zu haben. »Ich bin hier aus eigener Verantwortung – und in direktem Gegensatz zu meinen eigenen Interessen,« fuhr er mit schwachem Lächeln fort. »Ich weiß, dass mein Vorgehen nicht ganz in Ordnung ist und ich persönlich alles dabei verlieren und in einem weiteren Sinn wahrscheinlich sehr wenig gewinnen kann; aber ich glaubte, dass Mrs. Westmore auf gewisse Bedingungen in der Fabrik aufmerksam gemacht werden sollte, und niemand sonst schien davon sprechen zu wollen.«

»Darf ich fragen, warum Sie annehmen, dass Mr. Truscomb es nicht tun wird, wenn er die Gelegenheit hat?«

Amherst konnte ein Lächeln nicht unterdrücken. »Weil diese Bedingungen ihre Existenz Mr. Truscomb verdanken.«

»Das wirkliche Anliegen Ihres Besuch ist damit,« sagte Mr. Tredegar bedächtig, »ist – äh – ein heimtückischer Anschlag auf die Methoden Ihres Geschäftsführers?«

Amhersts Gesicht verfinsterte sich, aber er zügelte sein Temperament. »Ich kann in meinem Vorgehen keine besondere Heimtücke erkennen – –«

»Außer,« warf der andere spöttisch ein, »dass Sie mit dem Sprechen gewartet haben, bis Mr. Truscomb nicht in der Lage war, sich selbst zu verteidigen.«

»Ich hatte vorher keine Gelegenheit. Es war Mrs. Westmores eigener Vorschlag, sie durch die Fabrik zu führen, und ich hätte es als Feigheit empfunden, wenn ich mich vor der Verantwortung gedrückt hätte, ihr bei dieser Gelegenheit die Zustände dort aufzuzeigen.«

Mr. Tredegar dachte nach, während seine Augen weiterhin seinen sanft schwingenden Fuß fixierten. Immer wenn genügend äußerer Druck den Schleier der Selbstgefälligkeit teilte, in dem er sich bewegte, vermochte er Menschen und ihre Motive durchaus scharfsinnig zu betrachten; und möglicherweise hatte der energische Klang von Amhersts Antwort diese momentane Klärung der Atmosphäre bewirkt.

Zumindest wurden seine nächsten Worte in einem zugänglicheren Ton gesprochen. »Auf welche Zustände beziehen Sie sich?«

»Auf die Bedingungen, unter denen die Werktätigen arbeiten und leben – eigentlich auf die gesamte Führung der Fabrik im Hinblick auf die beschäftigten Leute.«

»Das ist ein weites Feld. Verzeihen Sie meine eventuelle Unkenntnis –« Mr. Tredegar hielt inne, um sicher zu gehen, dass sein Zuhörer die Ironie dabei vollständig erfasste – »aber gewiss gibt es in diesem Land Haftungs- und Kontrollgesetze zum Schutz der Arbeiter?«

»Natürlich gibt es solche Gesetze – aber die meisten von ihnen sind entweder tote Buchstaben oder so leicht zu umgehen, dass kein Arbeitgeber daran denkt, sich nach ihnen zu richten.«

»Kein Arbeitgeber? Dann sind Ihre speziellen Anschuldigungen gegenüber der Westmore-Fabrik Teil einer allgemeinen Anklage gegen alle Arbeitgeber?«

»Keinesfalls, Sir. Ich war nur der Meinung, dass die gute Behandlung der Arbeiter sich eher dem persönlichen Wohlwollen des Arbeitgebers als irgend einer Furcht vor Gesetzen verdanken sollte.«

»Und in welcher Hinsicht sehen Sie die Westmore-Arbeiter ungerecht behandelt?«

Amherst hielt ein, um seine Worte zu abwägen. »Es ist, wie Sie sagen, ein weites Feld,« erwiderte er dann. »Es hat sein Wurzeln in der Art der Geschäftsorganisation – in der überkommenen Haltung der Firma gegenüber den Werktätigen. Ich hoffte, dass Mrs. Westmore noch einmal zur Fabrik kommen – vielleicht sogar manche der Leute in ihren Häusern besuchen würde. Die Wahrnehmung ihrer Lebensweise hätte sie vielleicht dazu gebracht, nach dem Grund dafür zu fragen – und eine Frage hätte zur nächsten geführt. Sie sprach heute morgen davon, dass sie Dillon im Krankenhaus besuchen wolle.«

»Sie ist zum Krankenhaus gegangen: ich begleitete sie. Aber da Dillon schlief und die Oberschwester uns mitteilte, dass es ihm viel besser gehe – eine Nachricht, die zu meiner Freude Dr. Disbrow soeben bestätigt hat – ging sie nicht hinauf zur Station.«

Amherst verharrte schweigend, und Mr. Tredegar fuhr fort: »Ich folgere aus Ihrem Hinweis auf Dillons Fall, dass Sie ihn aus irgend einem Grund für typisch halten hinsichtlich der Mängel in Mr. Truscombs Geschäftsleitung. Welches Unrecht wurde Ihrer Ansicht nach den Dillons angetan?«

Er drehte sich beim Sprechen, um der Schachtel neben seinem Ellbogen eine Zigarre zu entnehmen. »Darf ich Ihnen eine anbieten, Mr. Amherst? So können wir ungezwungener reden,« schlug er mit distanzierter Freundlichkeit vor; aber Amherst versenkte sich mit einer ablehnenden Geste in seine Erläuterung des Dillon-Falls. Er versuchte die Fakten bündig, in ihrer schieren Hässlichkeit und ohne gefühlige Draperie zu präsentieren; er verwies auf Dillons gute Bilanz in puncto Solidität und Geschicklichkeit, verweilte bei der Tatsache, dass die schlechte Gesundheit seiner Frau das Resultat vollständig behebbarer Zustände in den Arbeitsräumen sei, und legte seine Gründe dar, weshalb er glaube, dass der Unfall nicht durch Dillons Unachtsamkeit verursacht worden sei, sondern durch die Überfülltheit der Kämmerei. Mr. Tredegar hörte aufmerksam zu, obwohl der Zigarrenrauch zwischen ihm und Amherst letzterem dessen möglichen Wandel im Gesichtsausdruck verbarg. Als der Anwalt seine Zigarre zur Seite legte, wirkte sein Gesicht schmaler als je, als ob es vom Tabakrauch ausgetrocknet worden sei.

»Haben Sie jemals Mr. Gaines' Aufmerksamkeit auf diese Dinge gelenkt?«

»Nein: das wäre nutzlos gewesen. Er hat es immer abgelehnt, die Zustände in der Fabrik mit irgend einem außer dem Werkleiter zu besprechen.«

»Hm – das beweist anscheinend, dass Mr. Gaines, der ja hier lebt, eben soviel Vertrauen in Truscombs Urteil setzt, wie es Mr. Westmore tat, der an ihn aus der Ferne seine Vollmacht delegierte.«

Amherst griff dies nicht auf, und so fuhr Mr. Tredegar nach einer Weile fort: »Sie kennen natürlich die Antworten, die ich auf eine solche Beschuldigung erteilen könnte. Als Anwalt könnte ich Ihre Aufmerksamkeit auf die Freistellung des Unternehmers bei Risikofällen richten, auf den starken Anteil von Fahrlässigkeit dabei und so weiter; aber glücklicherweise sind in diesem Fall solche Argumente überflüssig. Sie wissen anscheinend nicht, dass Dillons Verletzung viel leichter ist, als sie Ihren Absichten dienlich sein könnte. Dr. Disbrow hat uns gerade mitgeteilt, dass er wahrscheinlich mit dem Verlust eines Fingers davonkommen wird; und ich brauche kaum zu sagen, dass, was auch immer Dillons eigener Anteil an der Verursachung des Unfalls sein möge – und dazu gibt es, wie Sie zugeben, unterschiedliche Meinungen – Mrs. Westmore alle Kosten seiner Pflege übernehmen wird, abgesehen von einem großzügigen Geschenk an seine Frau.« Mr. Tredegar legte seine Zigarre ab und zog eine silberbeschlagene Brieftasche hervor. »Hier ist sogar,« sprach er weiter, »ein Scheck, den sie Sie zu überbringen bittet, was, wobei Sie mir, wie ich denke, zustimmen werden, sowohl von Ihrer ebenso wie von Mrs. Dillons Seite jegliche Kritik an Mrs. Westmores Umgang mit den Arbeitern zum Schweigen bringen sollte.«

Das Blut stieg Amherst zu Kopf, und er konnte sich gerade noch zurückhalten, den Scheck, den Mr. Tredegar auf den Tisch zwischen ihnen hingelegt hatte, zurückzuschieben.

»Von einer Kritik an Mrs. Westmores Umgang mit ihren Arbeitern ist gar keine Rede – so weit ich weiß, hatte sie bis jetzt keinen,« versetzte er, unfähig seine Stimme genauso zu kontrollieren wie seine Hand. »Und der Beweis dafür ist die Ungestraftheit, mit der ihre Bevollmächtigten sie hintergehen – in diesem Fall etwa betreffs Dillons Verletzung. Dr. Disbrow, der als Mr. Truscombs Schwager von dessen Anschauungen beeinflusst ist, versichert Ihnen, dass der Mann mit dem Verlust eines Fingers davonkommen werde; aber jemand, der mit ebenso viel Kompetenz zu urteilen vermag, hat mir gestern abend mitgeteilt, dass er nicht nur seine Hand, sondern seinen ganzen Arm verlieren wird.«

Amhersts Stimme war zu einem tiefen Ton des Ärgers angeschwollen, und mit seinem aufgeworfenen Haar und den sich unter buschigen Brauen verdunkelnden Augen bot er ein Bild revolutionärer Gewalt, was die Verachtung in Mr. Tredegars Mundwinkeln vertiefte.

»Jemand mit ebenso kompetentem Urteilsvermögen? Wären Sie bereit, mir diese anonyme Autorität namentlich zu nennen?«

Amherst zögerte. »Nein – ich muss Sie bitten, mir das aufs Wort zu glauben.«

»Ah –« murmelte Mr. Tredegar, indem er dieser ausdrucksvollen Silbe ein Höchstmaß dezenten Jubels verlieh.

Amherst erzitterte unter diesem feinen Peitschenhieb und brach heraus: »Ist das alles, was Sie von Dr. Disbrow wünschten –« aber an dieser Stelle stand Mr. Tredegar auf.

»Mein lieber Herr, dass Sie Ihre Zuflucht zu solchen Argumenten nehmen, überzeugt mich, dass durch eine Verlängerung des Gesprächs nichts zu gewinnen ist. Ich werde auch nicht auf Ihre Andeutungen gegenüber zwei der angesehensten Männer der Gesellschaft eingehen – solche Beschuldigungen fallen nur auf die zurück, die sie aussprechen.«

Amherst, dessen flammender Ärger sich mit dem plötzlichen Gefühl von dessen Sinnlosigkeit gelegt hatte, nahm dies schweigend entgegen, und der Anwalt fuhr ermutigt mit einem Hauch von Herablassung fort: »Mein einziger konkreter Auftrag von Mrs. Westmore bestand darin, Ihnen diesen Scheck auszuhändigen; aber ungeachtet des Geschehenen nehme ich es ihretwegen auf mich hinzuzufügen, dass Ihr heutiges Benehmen nicht ins Gewicht fallen soll gegenüber Ihren Verdiensten innerhalb der Fabrik und dass die außergewöhnlichen Anschuldigungen, die Sie gegen Ihre Vorgesetzten zu erheben für angebracht hielten – falls sich dies nicht wiederholt – einfach übergangen werden.«


Als sich am nächsten Morgen Mrs. Eustace Ansell gegen zehn zu den beiden Herren begab, die noch bei einem zwanglosen Frühstück in Mrs. Westmores Esszimmer verweilten, antwortete sie auf deren Gruß mit geringerer Lebhaftigkeit, als man bei ihr gewohnt war.

Es war eine von Mrs. Ansells Kunstfertigkeiten, dem Frühstückstisch genau die richtige Portion Spritzigkeit einzuhauchen, eine von Diskretion gedämpfte Wärme, so wie das frühe Sonnenlicht von der noch verweilenden Nachtkühle gemäßigt wird. Sie war kurz gesagt ebenso frisch und gemäßigt wie die morgendliche Stunde, aber ohne die Kälte, die zu oft deren menschliches Klima kennzeichnet: vielmehr löste ihr weicher Glanz den Morgenfrost auf und öffnete verkniffene Gemüter für die Verheißung mittäglicher Wärme. Diesmal aber trübte ein Schleier von Ungewissheit ihr Lächeln und umhüllte ihren Blick, den sie auf den Inhalt der schweren Silberschüsseln warf, die sich ihrer Beachtung darboten. Als die Bediensteten sich beim Abschluss dieser Zeremonie zurückgezogen hatten, fuhr sie einen Augenblick fort, schweigend ihren Tee umzurühren, während ihr Blick von Mr. Tredegar, der in seine Morgenpost versunken war, zu Mr. Langhope wanderte, der sich, schicksalsergeben auf seinen Sessel zurückgesunken, mit dem ›Hanaford Banner‹ zu trösten versuchte, bis der Mittag ihm einen Blick auf die Zeitungen der Metropole gewähren würde.

»Ich nehme an, du weißt bereits,« sagte sie plötzlich, »dass Bessy an Cicely telegraphiert und Vereinbarungen getroffen hat, eine weitere Woche hier zu bleiben.«

Mr. Langhopes Stock glitt bei der plötzlichen Verlagerung seiner ganzen Person auf den Boden, und Mr. Tredegar setzte seine Schildpatt-Lesebrille ab, schob sie hastig ins Etui, als erkläre er sich für die unmittelbare Abreise.

»Meine liebe Maria –« japste Mr. Langhope, während sie aufstand und seinen Stock aufhob.

»Sie hält es also für ihre Pflicht zu warten und Truscomb zu empfangen?« fragte der Anwalt; und Mrs. Ansell, die wieder Platz genommen hatte, murmelte diskret: »Ja, so sieht sie das.«

»Meine liebe Maria –« wiederholte Langhope hilflos, legte seine Zeitung fort und zog sich zum Tisch hoch.

»Aber man könnte ganz einfach zurück kommen: es ist vollständig unnötig, hier auf seine Erholung zu warten,« sprach Mr. Tredegar weiter, als ob er eine Tatsache vortrage, die der begrenzteren Einsicht seiner Zuhörer bis dahin noch nicht präsent war.

Mr. Langhope stieß ein kurzes Lachen aus, und Mrs. Ansell antwortete leise: »Sie sagt, sie verabscheut die lange Reise.«

Mr. Tredegar stand auf und raffte mit verdrossener Gebärde seine Briefe zusammen. »In diesem Fall – hätte ich von dieser Entscheidung früher Kenntnis erhalten, dann hätte ich noch den Morgenzug erreichen können,« unterbrach er sich mit einem gereizten Blick auf seine Uhr.

»Oh, verlassen Sie uns nicht, Tredegar,« flehte Mr. Langhope. »Wir werden ihr gut zureden – wir werden sie überreden, mit dem Drei-Uhr-Vierzig-Zug zurückzufahren.«

Mrs. Ansell lächelte. »Sie telegraphierte um sieben. Cicely und die Gouvernante sind bereits auf dem Weg.«

»Um sieben? Aber, meine liebe Freundin, warum um Himmels Willen hat sie uns nichts gesagt?«

»Ich weiß es auch erst seit fünf Minuten. Bessy rief mich herein, als ich herunter kam.«

»Ah –« murmelte Mr. Langhope, für den Bruchteil einer Sekunde ihrem Auge begegnend. Bei diesem Treffen schien sie mehr mitzuteilen, als sie ausgesprochen hatte, denn als er sich bückte, um seine Zeitung aufzuheben, sagte er etwas lockerer: »Mein lieber Tredegar, nur weil wir eingesperrt sind, heißt das nicht, dass Sie auch in die Zelle müssen. Klingeln Sie nach Ropes, und wir werden nach einem Zug für Sie schauen.«

Mr. Tredegar schien von dieser prompten Einwilligung zu seiner angedrohten Abreise ziemlich aufgebracht. »Ich hätte natürlich, wenn ich im Voraus in Kenntnis gesetzt worden wäre, meine Verpflichtungen auf einen anderen Tag verlegen können; auf jeden Fall ist es ganz ausgeschlossen, in einer Woche zurück zu kommen – und ganz unnötig,« ergänzte er und schnappte seinen Mund zu, als ob er seinen letzten Koffer schlösse.

»Oh, ganz genau – ganz genau,« pflichtete Mr. Langhope bei. »Es besteht eigentlich nicht die geringste Notwendigkeit für einen von uns, jetzt hier zu bleiben oder zurück zu kehren. Truscomb könnte nach Long Island kommen, wenn er gesund ist, und jede Frage beantworten, die wir ihm stellen wollten; aber wenn Bessy das Kind her holt, müssen wir die Abreise natürlich verschieben – wenigstens ich muss es,« fügte er seufzend hinzu, »und obwohl ich weiß, dass es ausgeschlossen ist, von Ihnen ein solches Opfer zu verlangen, hege ich die leise Hoffnung, dass unsere erfreuliche Freundin hier, mit der Selbstlosigkeit ihres Geschlechts – –«

»Oh, ich freue mich darüber – meine Zofe packt schon aus,« bestätigte Mrs. Ansell fröhlich; und Mr. Tredegar zuckte die Schultern und sagte kurz angebunden: »In diesem Fall werde ich wegen des Fahrplans läuten.«

Als er sich mit diesem in die Abgeschiedenheit der Bibliothek zurückgezogen und Mrs. Ansell, die das Verlangen nach einer zweiten Tasse Tee überkam, sich niedergelassen hatte, um auf das Nachfüllen der Kanne zu warten, tauschte Mr. Langhope seinen Sessel mit einem Platz an ihrer Seite.

»Was in aller Welt soll das jetzt heißen?« fragte er und zündete sich auf ihr zustimmendes leichtes Nicken hin eine Zigarette an.

Mrs. Ansells Blick verlor sich in den Tiefen des leeren Teekessels.

»Eine ganze Reihe von Dingen – oder irgend eines von ihnen,« sagte sie schließlich, während sie ihren Arm nach der Teedose ausstreckte.

»Zum Beispiel – ?« erwiderte er, unwillkürlich die Bewegungen ihrer langen schlanken Hände verfolgend.

Sie hob den Kopf und schaute ihm in die Augen. »Zum Beispiel könnte es bedeuten – nimm mir diesen Gedanken nicht übel – dass du und Mr. Tredegar nicht gut beraten wart, als ihr sie überredetet, Mr. Amherst gestern abend nicht zu empfangen.«

Mr. Langhope entfuhr ein Ausruf der Überraschung.

»Aber, meine liebe Maria – im Namen der Vernunft … warum sollte sie, nach dem Besuch des Doktors – nachdem er gestern abend auf Truscombs Anweisung gekommen war, um ihr die aktuellen Fakten zu unterbreiten – die ganze Angelegenheit mit diesem jungen Störenfried noch einmal durchgehen? Wie konnte sie sich überhaupt so verhalten,« ergänzte er, vergeblich auf ihre Antwort wartend, »und dabei Truscomb, die einzige zu einem Gespräch bevollmächtigte Person, förmlich brüskieren.«

Mrs. Ansell nahm seinen Ausbruch schweigend hin, und der Diener, der mit dem Kessel und frischem Toast zurückkehrte, verschaffte ihr die Gelegenheit, sich eine volle Minute Zeit zu lassen. Als die Tür sich hinter ihm geschlossen hatte, sagte sie: »Nach dem Urteil der Vernunft sind deine Argumente unwiderleglich; aber wenn es um Gefühle geht – –«

»Gefühle? Was für Gefühle? Du willst doch nicht etwa andeuten, dass Bessy – – ? Völlig absurd!«

Sie lächelte mit einer Geste des Widerspruchs. »Ich gebe zu, es ist bedauerlich, dass seine Mutter eine Dame ist und dass er – du musst das bemerkt haben? – so erstaunlich den Porträts des jungen Schiller gleicht. Aber ich hatte nur sagen wollen, dass Bessy ihre Meinung gefühlsmäßig bildet – und dass sie sehr berührt gewesen sein muss von der uns von Mr. Tredegar beschriebenen Szene.«

»Ach,« warf Mr. Langhope, auf ihre Parenthese eingehend, ein, »wie konnte eine Frau von deinem guten Geschmack auf die Idee verfallen, seine Mutter aufzuspüren –!« Aber Mrs. Ansell antwortete mit einer leichten Grimasse: »Mein lieber Henry, wenn du das Haus, in dem sie leben, gesehen hättest, würdest du glauben, die Vorsehung hätte mich hingeführt!« Und zum Hauptthema zurückkehrend fuhr er verdrießlich fort: »Aber warum sollte Bessy, nachdem sie die richtige Version der Fakten gehört hatte, noch immer von dieser spektakulären Szene beeinflusst sein? Auch wenn sie nicht, wie Tredegar vermutet, eigens dazu aufgeführt wurde, um sie hereinzulegen, muss Bessy begreifen, dass der Krankenhausarzt trotz alledem wahrscheinlich so gut wie sonst jemand weiß, wie der Unfall wirklich passierte und wie ernsthaft der Kerl verletzt ist.«

»Das ist der Punkt. Warum sollte Bessy Dr. Disbrow mehr glauben als Mr. Amherst?«

»Aus dem allerbesten Grund – weil Disbrow nichts zu gewinnen hat durch Fälschung der Fakten, während es diesen jungen Amherst, wie Tredegar ausführte, offensichtlich danach verlangt, Truscombs Namen in den Schmutz zu ziehen und sich selbst an seinen Platz zu drängen.«

Mrs. Ansell drehte nachdenklich die Ringe an ihren Fingern. »Aus dem, was ich von Amherst gesehen habe, bin ich geneigt zu glauben, dass er zu klug ist – falls er dies anstrebt – seine Absicht so bald merken zu lassen. Wenn du aber Recht hast, bestand dann nicht umso mehr Grund, dass man Bessy ihn empfangen und so rasch wie möglich herausfinden ließ, worauf er abzielt?«

»Sofern man bei ihr darauf zählen kann, es herauszufinden – aber du traust meinem armen Kind mehr Durchsetzungskraft zu, als ich je an ihr bemerkt habe.«

»Vielleicht hast du zum falschen Zeitpunkt danach geschaut – und bei den falschen Themen. Bessy besitzt die Durchsetzungskraft des Herzens.«

»Das Herz! Meins zuckt zusammen, wenn du solche Ausdrücke gebrauchst.«

»Oh, ich verwende diesen in einem allgemeinen Sinn. Aber ich will dir dabei helfen, dass er keine beschränktere Bedeutung annimmt.«

»Beschränkt – etwa auf den jungen Mann?«

Mrs. Ansells ausdrucksvolle Hände schienen die Frage dem Schicksal zu überantworten. »Ich bitte derzeit lediglich zu bedenken, dass Bessy ganz unausgefüllt und ausgesprochen gelangweilt ist.«

»Gelangweilt? Wieso? Sie hat auf dieser Welt alles, was sie sich wünschen kann!«

»Der ideale Zustand, Langeweile hervorzurufen – das einzige Klima, in dem sie wirklich gedeiht. Und außerdem – Widersprüche sind menschlich – gibt es etwas, das sie nicht hat.«

»Nun?« stöhnte Langhope und bewaffnete sich mit einer zweiten Zigarette.

»Eine Beschäftigung für jenes elementare kleine Organ, dessen Erwähnung deines zusammenzucken ließ.«

»Jetzt fängst du wieder damit an! Großer Gott, Maria, willst du sie ermutigen, sich zu verlieben?«

»Nicht in einen Mann zum jetzigen Zeitpunkt, aber in eine Betätigung, ein Interesse unbedingt. Andernfalls wird ein Mann zum Gegenstand dieses Interesses werden – es gibt ein Vakuum, das gefüllt werden muss, und die menschliche Natur verabscheut Vakuen.«

Mr. Langhope zuckte die Schultern. »Ich kann dir nicht folgen. Sie betete ihren Mann an.«

Das feine Lächeln seiner Freundin wirkte wie ein Vergrößerungsglas, das wortlos auf die grobe Dämlichkeit seiner Bemerkung angesetzt wurde. »Oh, ich will damit nicht sagen, dass es sich um große Leidenschaft handelte – aber sie kamen perfekt miteinander aus,« berichtigte er sich selbst.

»So perfekt, dass du bei ihr erwarten musst, dass sie einen kleinen Sturm und Spannungen zur Abwechselung braucht. Die bloße Tatsache, das du und Mr. Tredegar sie daran hinderten, Mr. Amherst gestern abend zu empfangen, hat den Widerstandsgeist in ihr geweckt. Vor einem Jahr besaß sie keinerlei Widerstandsgeist.«

»Es gab nichts, wogegen sie hätte Widerstand leisten können – der arme Dick hat ihr das Leben so lächerlich leicht gemacht.«

»Mein argloser Freund! Glauben du immer noch, dass das der Grund ist? In Wirklichkeit war Bessy damals noch gar nicht erwacht, sie war noch nicht einmal geboren … jetzt ist sie es, und du weißt, das erste, bewusst erlebte Vergnügen ist bei Kindern, etwas kaputt zu machen.«

»Es wird ein ziemlich teures Vergnügen, wenn die Fabrik das erste ist, was sie kaputt macht.«

»Oh, ich vermute, die Fabrik ist ziemlich unverwüstlich. Ich könnte, wie ich gestehen muss,« lächelte Mrs. Ansell, »keinen Anstoß daran nehmen, wenn sie sich an ihr festbeißt.«

»Was in Begriffen praktischen Verhaltens bedeutet – – ?«

»Dass ich dir rate, ihr Bleiben oder ihr Nachprüfen der Beschuldigungen des jungen Mannes nicht zu missbilligen. Du musst bedenken, dass eine andere Besonderheit des kindlichen Gemüts darin liegt, ein Spielzeug umso eher leid zu werden, als niemand es wegzunehmen versucht.«

»Que diable! Aber angenommen, Truscomb widersetzt sich dieser höchst ungewöhnlichen Form des Vorgehens? Vielleicht hast du gar keine Vorstellung, wie sehr er das Wohlergehen der Fabrik repräsentiert.«

»Dann gibt es um so mehr Veranlassung,« beharrte Mrs. Ansell und erhob sich beim Geräusch von Mr. Tredegars Kommen. »Siehst du denn nicht, mein armer verwirrter Freund, dass, wenn Truscomb sich widersetzt, was er zweifellos tun wird, das unvermeidliche Ergebnis in seiner Entlassung aus der Werksleitung bestehen wird – und dass danach voraussichtlich ›Friede in Warschau‹ Das Bild spielt an auf die Lage Polens, wie sie 1907, zum Zeitpunkt des Erscheinens des Romans, bestand: Polen war im 19. Jh. seit dem Wiener Kongress (1814/15) kein selbstständiges Königreich mehr, sondern wurde vom russischen Zaren in Personalunion regiert (Kongresspolen) und hatte unter zahlreichen Repressalien zu leiden, gegen die es immer wieder zu nationalen Aufständen kam, zuletzt im zwei Jahre währenden Warschauer Januaraufstand von 1863/64, der blutig niedergeschlagen wurde und zur endgültigen Einverleibung Polens ins russische Zarenreich führte. einzieht?«

»Ach, du göttlich schlimme Frau!« rief Mr. Langhope und erhaschte einen dankbaren Druck ihrer Hand, während der Rechtsanwalt wieder im Eingang erschien.


 


 << zurück weiter >>