Edgar Wallace
Die gelbe Schlange
Edgar Wallace

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

35

»Hier ist noch eine Tür«, sagte Inspektor Willing plötzlich.

Er untersuchte die Wand der inneren Kabine mit Hilfe seiner Taschenlampe und zeigte auf eine viereckige Öffnung, die offenbar von der anderen Seite aus geschlossen war.

»Das ist ganz nutzlos für uns«, sagte Clifford Lynne nach kurzer Besichtigung. »Wir müssen warten, bis jemand hereinkommt, um das Bett zu richten. Wenn meine Vermutung richtig ist, wird die ›Umveli‹ in ein oder zwei Stunden den Fluß hinunterfahren. Ich habe gerade kurz vorher noch festgestellt, daß alle Lichter auf dem anderen Schiff gelöscht sind. Sie werden jetzt wohl gerade dabei sein, die Buchstaben zu ändern.«

»Auf was warten sie denn noch?« murrte Joe. »Ich dachte immer, sie brauchten Hochwasser, um auszufahren, und die Flut ist doch jetzt auf ihrem höchsten Punkt. Bei diesem Regen ist es doch wahrhaftig dunkel genug, um selbst einen Dreadnought zu verstecken!«

In der Tür, hinter der sie gefangen saßen, war eine Anzahl von Luftlöchern angebracht. Das gab Lynne die Möglichkeit, den größeren Raum zu beobachten. Die Leute hatten die Wandlichter brennen lassen. Durch eine schmale Türöffnung, die ihm an der entgegengesetzten Wand des großen Raumes gegenüberlag, konnte er undeutlich ein gerade nicht sehr helles Licht sehen, das sich hin und her bewegte und schließlich auf dem Wellendeck verschwand. Von unten her kam das Geräusch einer Dynamomaschine, und während sie lauschten, hörten sie das durchdringende Tuten der Schiffssirene.

»Die Kessel haben nun genügend Dampf«, sagte Willing. »Es sieht ganz so aus, als ob Ihre Theorie richtig ist, Lynne, und wir allerhand erleben werden.«

Auch aus anderen Anzeichen konnten sie merken, daß eine rege Tätigkeit an Bord herrschte. Über ihren Köpfen hörten sie ein beständiges Fußgetrappel und das taktmäßige Singen der Matrosen, die ein Boot einholten und nach innen schwangen.

Um viertel vor drei hörten sie das Geräusch der Ankerwinde, und fast gleichzeitig vernahm Lynne eine wohlbekannte Stimme. Die Tür der äußeren Kabine wurde geöffnet, und Fing-Su stieg majestätisch in das Zimmer. Er war in einen langen, pelzgefütterten Mantel gehüllt.

»Hier ist Ihr Zimmer, mein Fräulein, hier werden Sie wohnen. Wenn Sie Lärm oder sonstige Unruhe verursachen, oder wenn Sie sogar schreien sollten, werde ich eine besser möblierte Kabine für Sie ausfindig machen!«

Es bedurfte aller Energie, daß Clifford Lynne den Schrei unterdrückte, der sich auf seine Lippen drängte. Hinter Fing-Su kam ein bleiches Mädchen in die Kabine. Sie war ohne Hut und vom Regen durchnäßt, aber sie hielt den Kopf hoch, und Entschlossenheit lag in ihren Augen. Er stöhnte im Innersten seiner Seele, als er Joan Bray erkannte.

 


 << zurück weiter >>