Autorenseite

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

Whitey hat einen Plan

Whitey traf Lambaire, wie verabredet, bei den Whistlers. Lambaire war als einziger in dem Spielzimmer anwesend, als der andere eintrat. Er saß im schwarzen Frack an einem der grün überzogenen Spieltische und Vertrieb sich die Zeit mit einem chinesischen Patiencespiel. Er blickte auf.

»Hallo, Whitey,« sagte er träge, »ziehst du dich nicht zu Tisch um?«

Whitey machte die Tür sorgfältig zu. »Es kann uns doch niemand hören?« fragte er kurz.

Lambai're runzelte die Stirn. »Was klappt denn nicht?« erwiderte er.

»Alles klappt nicht.« Whitey war ungewöhnlich heftig. »Ich habe Amber gesehen.«

»Und deshalb kann doch alles klappen, meine ich?« Es war für Lambaire charakteristisch, daß er auffuhr, wenn ihm ein Schrecken eingejagt wurde.

»Schweig, Lambaire,« sagte Whitey, »die Sache ist ernst. – Ich sage dir, Amber weiß es.«

»Was weiß er?«

»Daß wir die Mine nicht gefunden haben.«

Lambaire lachte verächtlich. »Das kann jeder Narr sagen – wie will er es aber beweisen?«

»Es gibt einen einzigen Beweis,« erwiderte Whitey grimmig, »und er hat ihn gefunden.«

»Nun?« fragte Lambaire, als sein Freund eine Pause machte.

»Er hat die wirkliche Mine festgestellt. Lambaire, ich weiß es. Höre!«

Er zog sich einen Stuhl an den Tisch heran.

»Du weißt, warum Amber fortging?«

»Mit dem Mädchen, nehme ich an,« sagte Lambaire.

»Nichts da, Mädchen –« sagte Whitey. »Er ging fort, weil die Regierung glaubte, die Mine läge auf portugiesischem Gebiet – dein infamer Kompaß hat sie irre gemacht, Lambaire; all deine verdammten Vorsichtsmaßregeln waren für nichts und wider nichts. Dein ganzes Trachten, in den Besitz des Planes zu gelangen, war Zeitverschwendung. Es war ein gefälschter Plan.«

»Gefälscht! Gefälscht! Gefälscht!«

Whitey schlug mit der Faust auf den Tisch. »Ich gebe mir auch keine Mühe, das zu erklären – ich weiß nicht, ob der alte Sutton ... es absichtlich tat, aber er tat es. Du gabst ihm den Kompaß, mit dem er den Rückweg nicht finden konnte, nachdem er die Mine festgestellt halte. Lambaire – er wußte, daß dieser Kompaß falsch war. Es war Wurst wider Wurst. Du gabst ihm einen falschen Kompaß, – er gab dir einen gefälschten Plan.«

Lambaire stand auf.

»Du bist verrückt,« sagte er grob, »und was liegt daran?«

»Liegt daran! Liegt daran!« sprudelte Whitey hervor.

»Du großer, alter Esel! Du blöder Tropf! Amber kann uns kaputt machen! Er braucht nur seinen Finger auf die Karte zu setzen und zu sagen: ›Unsere Mine ist hier‹, um unsere Gesellschaft zu ruinieren. Er wird morgen den ersten Schritt in der Sache tun. Das Kolonialamt wird uns dann auffordern, den Diamantenfluß auf der Karte zu zeigen – und wir müssen ihm innerhalb einer Woche Rede und Antwort stehen.«

Lambaire ließ sich in seinen Sessel fallen; er senkte den Kopf und überlegte. Er war langsam im Denken.

»Wir können alles Geld, was eingegangen ist, nehmen und ausreißen,« bemerkte er, und Whitey brach in ein schallendes Hohngelächter aus.

»Du bist der Napoleon der Finanzen, du,« pfiff er; »dein Verstand ist bankrott! Du hast Einfälle, die einen bei einem vierzehnjährigen Kinde anwiderten. Ausreißen! Warum nicht! Wenn du nur im geringsten merken ließest, daß du ausreißen wolltest, hättest du die Hälfte aller Detektive Londons auf den Fersen! Du bist –«

»Oh, sei still, Whitey,« knurrte der schwerfällige Mensch. »Ich bin müde von deinem Gerede!«

»Du wirst noch müderer werden,« sagte Whitey, und seine Aufregung entschuldigte das Sprachversehen.

»Du wirst müderer werden in Wormwood Scrubbs, wenn du die ersten Jahre deiner Verurteilung absitzest – dort gibt's kein Ausreißen, keine Bank, nichts Derartiges kann uns retten, wir müssen sagen, wo die Mine ist.«

»Aber wie?«

»Irgend jemand weiß es, wo sie ist – das Mädchen weiß es, darauf will ich einen Eid schwören. Amber weiß es – es gibt noch jemand, der es weiß – aber? das Mädchen weiß es.«

Er beugte seinen Kopf herunter, bis seine Lippen nahe an Lambaires Ohr waren.

»Es ist noch eine Diamantenfluß-Gesellschaft gegründet worden,« flüsterte er, »und diesmal ist es der wirkliche Fluß. Lambaire, wenn du der Mann danach wärst, wir hätten das Ganze in der Hand.« Whitey fuhr langsam fort, und um dem, was er zu sagen hatte, Nachdruck zu verleihen, tupfte er mit dem Finger auf Lambaires schneeweißen Hemdausschnitt, der schließlich mit lauter kleinen grauen Schmutzflecken bedeckt war.

»Wenn wir auf das Kolonialamt gehen und sagen könnten: ›Da haben wir die Mine entdeckt‹, und es wäre zufällig dieselbe Stelle, wo Ambers Leute behaupten, sie gefunden zu haben, würden wir uns etablieren und Ambers Gesellschaft ruinieren.«

Der Gedanke fing an, in Lambaires Geist Gestalt zu gewinnen.

»Wir haben die Tatsache verkündigt, daß wir die Mine festgestellt haben,« fuhr Whitey fort. »Amber wird dieselbe Ankündigung machen. Wir kommen ihm zuvor – verstehst du?«

»Ich kann dir nicht ganz folgen,« antwortete Lambaire.

»Natürlich nicht,« fuhr ihn Whitey an. »Hör zu – wenn wir einen bestimmten Platz nennen, wo wir die Mine entdeckt haben, so wird das Kolonialamt Amber fragen, ob dort eine Diamantenmine ist, und Amber wird genötigt sein zu sagen: ›Ja – das ist die Stelle, wo meine Mine ist.‹ Aber welchen Vorteil hat Amber erlangt? Wir haben schon lange verkündigt, daß wir eine Mine gefunden haben, von Amber ist es ein Gedanke, der ihm in elfter Stunde kam; sein Work steht gegen das unsere – und wir haben die Mine zuerst angezeigt!«

Lambaire verstand jetzt; er begann langsam die Möglichkeiten des Planes abzuschätzen.

»Wie hast du das alles herausbekommen?« fragte er.

»Pah, Amber« – er ließ eine Bemerkung fallen – »packte den Stier bei den Hörnern und ging auf das Kolonialamt. Ich kenne dort einen jungen Mann – er gab mir den heimlichen Wink. Wir würden morgen einen Brief vom Kolonialamt bekommen, der uns auffordert, genau zu erklären, wo die Mine liegt. Anscheinend existiert ein blödsinniges Gesetz, wonach die Regierung jedes Minenvorkommen öffentlich bekanntgeben muß.«

»Ich vergaß das,« gab Lambaire zu.

»Du konntest es nicht vergessen haben, denn du wußtest es gar nicht,« sagte Whitey grob. »Zieh die Staatskleider, die du anhast, aus und such mich in etwa einer Stunde in meinem Hotel auf.«

»Ich tue alles; was vernünftig ist,« sagte Lambaire.

Eine Stunde später erschien er in dem kleinen Hotel, das Whitey als sein Londoner Hauptquartier benutzte. Es lag in einer engen Straße, die von dem Strand nach der Northumberland-Avenue lief – einer Straße, die mehr Hotels als irgendeine andere Verkehrsader Londons enthielt. Whiteys Zimmerflucht nahm den ganzen dritten Stock ein; er hatte drei kleine Zimmer. Lambaire war gekommen und hatte das Hotel wieder verlassen, nachdem zwei Stunden verstrichen waren. Die Konferenz mußte für beide Männer höchst befriedigend verlaufen sein.

»Wir werden ein bißchen vorsichtig sein müssen,« waren Lambaires Worte beim Weggehen.

Whitey schnupperte, sagte aber nichts.

»Ich werde mit dir gehen bis – welchen Weg nimmst du?« fragte er.

»Am Themsekai entlang nach Westminster,« bemerkte Lambaire.

Sie gingen nach der Northumberland-Avenue und kreuzten die breite Straße gegenüber dem National-Liberalen Klub. Die Turmuhr im Parlamentsgebäude von Westminster schlug elf, als sie den Themsekai erreichten. Von Zeit zu Zeit sauste ein Auto vorüber. Die Wagen der Straßenbahn waren hell erleuchtet und fuhren, mit Theaterbesuchern voll besetzt, in westlicher und östlicher Richtung. Sie teilten den Fußsteig mit ein paar torkelnden Nachtwandlern. Einer kam von der Seite auf sie zugewankt.

»... ein paar Pence ... für ein Nachtquartier, Herr, ... nichts im Magen ...!«

Sie hörten es, nahmen aber keine Notiz. Der Mann folgte ihnen und hielt mit ihnen Schritt. Er war Whitey am nächsten, und als sie bei einem elektrischen Lichtmast anlangten, drehte dieser sich plötzlich um und packte den Mann am Rock.

»Laß dich einmal betrachten,« sagte er.

Der Bettler zeigte für jemand, der vom Hunger entkräftet sein will, eine erstaunliche Kraft, als er sich loswand. Whitey erhaschte für einen Augenblick sein Gesicht, ein strenges, entschlossenes, unrasiertes Gesicht.

»Das ist nicht recht,« knurrte der Mann, »behalten Sie Ihre Hände fest in den Taschen.«

Whitey griff in seine Tasche und zog eine halbe Krone heraus. »Hier,« sagte er, »laß dir was zu trinken geben und ein Bett, mein Sohn.«

Mit gestammelten Dankesworten nahm der Bettler die Münze und drehte sich auf dem Absatz herum.

»Du hast dich erweichen lassen,« sagte Lambaire sarkastisch, als sie ihren Weg weiter verfolgten.

»Kann sein,« sagte der andere nachlässig, »daß ich freigebige Anwandlungen habe – Hast du seine Visage gesehen?«

»Nein.«

Whitey lachte.

»Nun?«

»Ein Detektiv,« sagte Whitey kurz, »das ist alles – ein Mann namens Mardock vom Scotland Yard.«

Lambaire wurde blaß.

»Was führt er im Schilde?« fragte er aufgeregt; »was soll das bedeuten, Whitey – es ist schändlich, zwei Männer von unserer Stellung zu beobachten!«

»Sei kein Schaf!« fuhr ihn Whitey an; »meinst du, Amber böte nicht alles auf, uns zu haschen, was? Ein Grund mehr, daß schnell etwas geschieht.«

In Westminster verließ er seinen Gefährten und ging den Weg, den er gekommen war, zurück. Ein langsam fahrendes Auto überholte ihn, und er rief es an. Niemand war in der Nähe, der seine Weisungen hätte hören können, aber er sah sich trotzdem vor.

»Fahren Sie mich nach der Viktoriastraße,« bestimmte er. »Halbwegs herunter die Straße,« rief er und streckte den Kopf aus dem Fenster.

»Nach Kennington zu,« ergänzte er und nannte eine Adresse. Er änderte seine Absicht jedoch noch einmal und stieg am Kennington-Tor aus. Von da aus nahm er eine Straßenbahn, die ihn am Ende der East-Lane-Straße absetzte, und von hier bis zu seinem Bestimmungsort war nur eine kurze Strecke.

Whitey suchte einen Mann namens Coals auf. Möglich, daß der Name in früheren Zeiten Cole gewesen war; ebenso wäre es möglich, daß der Name von dem Beruf herrührte, den der Träger desselben aber längst aufgegeben, dem eines Kohlenladers.

Coals hatte Whitey und Lambaire früher Dienste geleistet und würde sie ihnen wieder leisten, vorausgesetzt, daß ihn nicht eine von zwei Katastrophen ereilt hatte. Denn wäre er nicht tot oder im Gefängnis, so würde er in einer gewissen Animierkneipe zu finden sein, aus der ihn seine Freundinnen der Reihe nach holten, an fünf Tagen in der Woche um 12.30 vormittags und an Samstagen und Sonntagen um 12 Uhr nachts und 11 Uhr nachmittags.

Dieser Miniaturverbrecher ist ein Gewohnheitsmensch – ein glücklicher Umstand für die Polizei dieser Gegend.

Whitey hatte Glück, denn er fand den Mann ohne Schwierigkeit.

Er stand in seiner gewohnten Ecke in einer öffentlichen Stehbierhalle, merkwürdigerweise nicht betrunken, und folgte dem Jungen, der hineingeschickt worden war, ihn herauszurufen, unverzüglich.

Whitey wartete in einiger Entfernung von dem Wirtshaus, und Coals kam furchtsam auf ihn zu, denn vor Whitey hatte er einen unheimlichen Respekt.

»Dachte erst, Sie wären ein Detektiv, Herr,« sagte Coals, als Whitey sich zu erkennen gegeben hatte, »obgleich ich, soviel ich weiß, nichts angestellt habe.«

Er war ein großer, breitschulteriger Mann mit einem dicken, unförmigen Kopf und einem gemeinen, abstoßenden Gesicht. Er war für sein Vorleben und seine Herkunft ein außerordentlich redseliger Mensch.

»Wie gehen die Geschäfte bei Ihnen, Herr,« schwatzte er mit klangloser, eintöniger Stimme drauflos, ohne einmal eine Pause zu machen oder ein Wort hervorzuheben. »Es ist mir die ganze Zeit über schlecht gegangen. Keine Arbeit. Das Leben ist furchtbar hart, wenn die Arbeit so rar ist. Hab' niemals solche Armut in meinem Leben durchgemacht; soll mich wundern, wohinaus das führen soll, wenn nicht irgend etwas geschieht.«

Die allgemeine Arbeitsnot war ein Lieblingsthema von Coals; er gefiel sich in der Rolle, das Opfer von Sparsamkeitsmaßnahmen zu sein, die ihn außer Dienst stellten und zur Untätigkeit verdammten, damit er verroste und verkomme. Wenn man Coals fragte, wie es bei ihm mit der Arbeit stünde, so pflegte er ohne Zögern zu antworten:

»Arbeitslos,« und in seiner Stimme lag ein trauriger, klagender Ton, der andeuten sollte, daß hier ein Mann stand, der, wären die Zeiten nicht so trostlos und verfahren, ein aktiver Soldat im Heeresdienst der Arbeit sein könnte.

»Einige sagen, die Regierung ist schuld,« brummte Coals weiter, »andere wieder sagen, nein, die amerikanische Konkurrenz, aber meiner Meinung nach müßte etwas geschehen ... vom frühen Morgen bis in die Nacht hinein herumschnüffeln..

Whitey schnitt ihm das Wort ab. Sie waren die ganze Zeit über in der Richtung der alten Kent-Straße gegangen. Die Straße war leer, denn es war gleich halb eins, und schon standen die Gäste, die sich von ihrem Stammlokal nicht trennen konnten, in Gruppen vor den geschlossenen Türen.

»Coals,« sagte Whitey, »ich habe einen Auftrag für dich.«

Coals warf einen argwöhnischen Blick auf ihn.

»Ich danke Ihnen vielmals, Herr White, werter Herr White,« erwiderte er ganz außer Atem, »ich würde gern annehmen, wenn mein Bein besser wäre; aber was ich bei dem nassen Wetter für Schmerzen auszuhalten habe ...«

»Es ist eine Arbeit, die dir zusagen wird« meinte Whitey, »nicht viel Risiko und hundert Pfund.«

»Oh,« sagte Coals nachdenklich, »es wird mich doch nicht ins Zuchthaus bringen?«

»Das ist deine Sache.« Whitey war, wenn es darauf ankam, roh und unbarmherzig. »Du hast für weniger gesessen.«

»Das ist wahr,« gab der Mann zu. Whitey suchte in seinen Taschen und fand einen Sovereign.

»Morgen oder übermorgen,« sagte er, »werde ich nach dir schicken – du kannst doch lesen, ja?«

»Ja, Herr, Gott sei Dank,« entgegnete Coals etwas lebhafter, ich bin doch in die Schule gegangen und habe gut aufgepaßt; ich habe mich drinnen immer gut geführt und habe immer ein gutes Zeugnis gehabt.«

»In der Tat,« sagte Whitey gleichgültig. Er liebte es nicht, wenn Leute sich ihrer guten Führung im Gefängnis rühmten.

Sie trennten sich am Ende der Straße, und Whitey benutzte die Straßenbahn bis zum Themsekai. Er ging in sein Hotel, aber nur zu dem Zweck, seinen Überzieher zu holen, denn die Nacht war frostig. In einigen Minuten war er wieder auf dem Themsekai und ging in östlicher Richtung weiter. Er hoffte, in der Borough-Gegend etwas zu erfahren.

Beinahe am Ende der Straße, in der Peter wohnte, war ein Kaffeeausschank. Das Leben der Leute, die in Red Cow Court wohnten, spielte sich nicht regelmäßig ab; sie standen auf, wann es ihnen beliebte, und suchten den Schlaf, wo und wann sie ihn nötig hatten. In Red Cow Court ging man auch nicht regelmäßig zu Tisch; aber eine Gewohnheit hatten die Bewohner der Gegend, und diese gab ihnen den Anschein einer regelmäßigen Lebensweise. Ziemlich am Ende von Red Cow Court befand sich ein Kaffeeausschank, der um zwölf Uhr Mitternacht seinen Betrieb eröffnete und ihn um sieben Uhr vormittags einstellte. In dieser Schenke konnte man gegen ein Uhr Nachts die meisten Müßiggänger und Nachtschwärmer der Gegend antreffen. Whitey – er wußte in London überraschend gut Bescheid, denn die Umstände drängten ihm oft die Kenntnisse auf – kam voller Hoffnung in die Schenke, und er wurde nicht enttäuscht.

Seinen Rock knöpfte er bis unters Kinn zu und bestellte bescheiden eine Tasse Kaffee; er stellte sich mitten unter die Leute, die in respektvoller Entfernung von dem Kohlenbecken, in dem glühender Koks brannte, standen. Er belauschte ihre Klatschereien; es war ein ganz harmloses Geplauder, denn obgleich mancher darunter war, der sehr gut wußte, wie Seiner Majestät Gefängnisse inwendig aussehen, redeten sie nicht vom »Geschäft«.

Für die ärmeren Verbrecher war typisch, daß sie ihre Verbrechen zufällig begingen; solche Leute brachten es niemals so weit, an planmäßig überlegten Schurkereien beteiligt zu sein. Sie begingen ihre Delikte, weil die Gelegenheit günstig war, eine Gelegenheit, die außerdem ein geringes Risiko in sich barg.

So sprachen sie davon, was der Soundso tun müsse, um seine Erkältung los zu werden, und wie man es anstellen könnte, um es mit der und der nicht zu verderben.

»Der alte Jim hat Arbeit bekommen.«

»Unmöglich.«

»Unglaublich, aber doch wahr – er arbeitet ...«

»Heute abend die Feuerwehr gesehen?«

»Nein – wo?«

»Fuhr die High Street hinauf, zwei Spritzen.«

»Wohin?«

»New Cut – wahrscheinlich.«

»Um wieviel Uhr?«

»Um – wann war es, Charley?«

»Ich weiß nicht. Der alte Herr Musk ging gerade fort.«

»Er ist fortgegangen?«

»Vierräderig – Tom hat er einen Schilling gegeben, der hat ihm seine Vögel getragen.«

»Herrje! Der alte Musk fort – in einem Wagen – ich hätte gewettet, daß er ein alter Geizkragen sei.«

»Ich auch ... alles zu ... er ist nicht für immer fortgegangen.«

»Wohin ist er gegangen?«

Whitey, der seinen Kaffee schlürfte, rückte näher an den Sprecher heran.

»Nach einem Ort in der Grafschaft Kent – nach Maidstone ist er gefahren – wo es so viel Hopfen gibt.«

(O, Peter, wie unbesonnen! Du konntest es nicht für dich behalten!)

»Nein, es ist nicht Maidstone – der Ort heißt Were.«

»Nun, das ist Maidstone – Maidstone heißt die Station.«

Whitey trank seinen Kaffee aus und ging heim schlafen.


 << zurück weiter >>