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Illu: J. Schlattmann

Einleitung

Das Interesse des zweiten Bandes des fesselnden Romans konzentriert sich auf eine der gelungensten Verne'schen Figuren, den Richter Jarriquez. Selbst Joam Dacosta alias Joam Garral, der unschuldig verurteilte wurde, der sich hier inmitten schwersten Leides zu heldenhafter Größe emporrichtet und ungebrochen dem Tode entgegengeht, macht dem spitzfindigen Grübler, dem Nußknacker comme il faut, wenn man so sagen darf, keine Konkurrenz. Dieser Richter, für den kein Rätsel zu schwer ist, kein Logogryph zu kompliziert, kein Rebus zu »knifflig«, keine Scharade zu sinnig – dieser Richter, für den eine geheimnisvolle Schrift mehr Interesse hat als der Charakter und das Leben eines Menschen, der über den Rätseln eines Kryptogramms Essen, Trinken und Schlafen vergißt, tritt würdig in die Reihe der besten Gestalten Verne'scher Phantasie à la Doktor Ox, Professor Lidenbrok, Phileas Fogg ect.

Die Landschaftsschilderung des Amazonenstroms verliert sich in diesem zweiten Teil gegenüber den Buchstaben- und Zahlenuntersuchungen des chiffrierten Schriftstücks, das die Unschuld des Fazendero von Iquitos beweist. Schon einmal hat Verne einer geheimnisvollen Schrift, die ihrer Entzifferung ebenfalls hartnäckig widersteht, eine wichtige Rolle in einem seiner Werke erteilt. Ich meine das Kryptogramm Arne Saknussems in der »Reise nach dem Mittelpunkt«. Zur Schrift in dem vorliegenden Bande verwertet der gewandte Autor ein anderes kryptographisches Prinzip, dessen Lösung sich unter noch schwierigeren Umständen vollzieht oder vielmehr ganz unmöglich gewesen sein würde, wenn nicht ein glücklicher Zufall geholfen hätte. Die Art, wie Verne den unermüdlichen Grübler sich den Kopf zerbrechen und all seine Versuche scheitern läßt, während für den Unschuldigen der Galgen errichtet und er zur Hinrichtung geführt wird, und wie schließlich der Schlüssel gefunden, und die Unschuld bewiesen wird, ist meisterhaft durchgeführt.

Zum Schlusse sei bemerkt, daß in dieser Ausgabe zum ersten Mal das Kryptogramm in deutscher Sprache wiedergegeben ist, und daß dadurch die Untersuchungen des Richters im Wortlaut wie in den Buchstaben und Zahlenangaben vom Original abweichen. Eine einfache Wiedergabe des Kryptogramms in französischer Sprache wäre völlig verfehlt und für den großen Leserkreis unverständlich gewesen, ganz abgesehen davon, daß das Interesse an der Handlung die Uebersetzung ins Deutsche zum Gebot macht.

W. H.


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