Ludwig Tieck
Die Geschichte von den Haimonskindern
Ludwig Tieck

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Zweites Bild

Krieg; endlich wird Friede geschlossen.

Der Graf Haimon verließ sogleich mit seinem Anhange die Stadt; er bot alle seine Freunde auf und überfiel das Land, um den Tod seines Vetters Hugo zu rächen. Da war groß Rauben und Morden allenthalben; da sah man verwüstete Dörfer und geplünderte Klöster, die Leichen der Erschlagenen lagen auf den Heerstraßen, denn Haimon war in gewaltiger Wut entbrannt. Karl stellte sich dem Feinde entgegen, aber sein Volk mußte immer der Tapferkeit des Grafen weichen.

Karl versammelte seinen Rat und verbannte den Grafen im zornigem Mute aus seinem Lande, so daß er aller seiner Güter und Titel verlustig war und gleich einem armen Flüchtlinge umherirrte. Dadurch wurden Haimon und seine Freunde nur noch mehr aufgebracht, sie verbrannten und verheerten das Land noch ärger als zuvor, sie raubten alles Gold und Silber das sie fanden, und streuten allenthalben das Elend des Krieges aus. Malegys, ein Vetter Haimons, tat besonders großen Schaden, denn er war in der schwarzen Kunst ein wohlerfahrner Mann. Dieser Krieg währte sieben Jahre, und die Einwohner des Landes kamen endlich demütig zum König Karl und baten ihn, daß er mit dem furchtbaren Haimon einen Frieden schließen möchte. Karl war anfangs über diese Vorstellung unwillig, schickte aber doch Gesandten mit freundlichem Anerbieten an seinen Feind, denn er sah selbst ein, daß ihm ein solcher Krieg sein Land verderbe. Haimon, der jetzt im Vorteile war, wollte von keinem Frieden hören, aber Karl schickte eine zweite Gesandtschaft, und ließ ihm sogar seine Schwester Aja zur Gemahlin anbieten, wenn er sich versöhnen wolle. Hierauf ging Haimon den Vertrag ein und der Friede ward geschlossen.


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