Ludwig Tieck
Die sieben Weiber des Blaubart
Ludwig Tieck

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Neunzehntes Kapitel.

Bernards Monolog.

Aber die Weiber haben nicht Unrecht, sagte Caroline, als sie allein war. Mein Mann handelt nicht so gegen mich, wie es seine Pflicht wäre, er vernachlässigt mich, er verachtet mich. Warum hat er Geheimnisse vor mir? Und warum gebietet er mir so strenge, wie einer Sclavin? Er hätte mich bitten sollen, so hätte ich ihm gehorcht, aber jetzt sehe ich keine Nothwendigkeit dazu. Der Tyrannei muß ein freies Gemüth nie gehorchen.

Aus Verdruß gegen ihren Mann eröffnete sie das Zimmer, und erstaunte nicht wenig, als sie den Schlüssel hernach in eine eherne Schlange verwandelt sah.

Ueber ihren Tod lassen wir, um den Leser zu schonen, wieder den Vorhang fallen.

Bernard wußte sogleich diesen ganzen Vorfall.

198 Ist es nicht eine Schande? rief er aus; nein, es ist nichts mit ihm anzufangen, und er bessert sich auch nicht. Was soll ich mit einem Solchen beginnen? Kein Streben nach der Größe, nach dem Edelmuthe, nach dem Idealischen liegt in ihm; alle meine Mühe ist vergebens, er erlebt nichts, und ich erlebe keine Freude an ihm. Ich wette, daß seine einfältige Geschichte noch einmal ein altes Weibermährchen wird; daß man seinen Namen gebraucht, um unruhige Kinder in den Schlaf zu bringen. Noch einen Versuch will ich machen, gelingt der nicht, so ziehe ich meine Hand von ihm ab.



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