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Siebentes Kapitel.

 

Hört, wie sie schimpfen, schrei'n, wie wechselsweis
Man wild einander droht in diesem Kreis;
Wie Schuß und Hieb theilt man einander hier
Sich Flüche, Schwüre zu. Dem wilden Thier
Gleicht jeder Räuber hier, laßt sie jedoch
Nur streiten. Dann vielleicht schafft der Zwist Gutes noch.

Die Gefangenschaft.

 

Als Cleveland, von seinen Gefährten im Triumph davongetragen, abermals am Bord des Seeräuberschiffes erschien, ward er von einem Theile des Schiffsvolkes mit lautem freudigem Zurufe empfangen. Man kam herbei, ihm zu seiner Rückkehr Glück zu wünschen, und schüttelte ihm zutraulich die Hand; denn die Stelle eines Buccanier-Capitains stellte ihn auf eine nicht viel höhere Stufe, als die niedrigsten von der Schiffsmannschaft, die bei allem gesellschaftlichen Verkehr sich als seines Gleichen ansahen.

Als seine Partei – denn so möchte man diese tobenden Freunde wohl nennen – Cleveland hinlänglich begrüßt hatte, schleppte sie ihn nach dem Hintertheile des Schiffs, wo Goffe, ihr gegenwärtiger Befehlshaber, finster und mißvergnügt über das Freudengeschrei, welches Clevelands Ankunft verkündigte, auf einer Kanone saß. Es war ein Mann von vierzig bis fünfzig Jahren, unter mittlerer Statur, aber von so starkem Körperbaue, daß das Schiffsvolk ihn gewöhnlich mit einem abgetakelten vierundsechzig Kanonenschiffe zu vergleichen pflegte. Mit schwarzem Haar, einem Stierhalse, buschigen Augenbrauen, bildeten seine plumpe Stärke und seine finstern Züge einen auffallenden Gegensatz gegen die männliche Gestalt und das offene Gesicht Clevelands, in welchem selbst die Ausübung seines schrecklichen Gewerbes die natürliche Anmuth der Bewegung und die Großartigkeit des Ausdrucks nicht ganz hatte vertilgen können. Die beiden Seeräuber-Capitaine blickten einander eine Zeitlang schweigend an, während ihre Anhänger sich um sie herstellten. Der ältere Theil des Schiffsvolkes bildete vorzüglich den Anhang Goffe's, während die jungen Leute, unter denen Jack Bunce als Führer und Haupttriebfeder oben anstand, Cleveland mehr zugethan waren.

Endlich brach Goffe das Stillschweigen: »Ihr seid willkommen an Bord, Capitain Cleveland. – Aber, hol' der Teufel meinen Hackebord, ich glaube gar, Ihr haltet Euch noch für einen Commodore! Aber das war aus, bei Gott, als Ihr Euer Schiff verloret, und seid verdammt!«

Wir müssen hier ein- für allemal bemerken, daß es die angenehme Sitte des Befehlshabers war, seine Worte in gleichem Verhältniß mit Flüchen zu mischen, was er das Geschoß seines Gespräches nannte. Da wir indeß dergleichen Artilleriesalven nicht besonders lieben, so wollen wir es immer durch einen Strich – andeuten, wo dergleichen Ausfüllungsworte vorkommen, und so, wenn uns der Leser einen sehr armseligen Witz erlauben will, Capitain Goffe's scharfe Patronen in blinde Schüsse verwandeln. Auf seine Andeutung, daß Cleveland an Bord gekommen sei, den Oberbefehl zu übernehmen, antwortete dieser, daß er eine solche Beförderung weder wünsche, noch annehmen würde, sondern Capitain Goffe nur bitte, daß er das Boot aussetzen lasse, um ihn auf einer der andern Inseln an das Land zu setzen, da er weder den Befehl über Goffe führen, noch unter dem seinigen stehen möchte.

»Und warum nicht, Bruder?« fragte Goffe sehr stolz. – – »Dünkt Ihr Euch zu gut dazu – mit Eurem Käsemesser und Eurem Bugsprietsegel da – – unter meinem Befehle zu dienen, unter dem so viele wackere Leute stehen, die ältere und bessere Seemänner sind, als Ihr?«

»Ich möchte doch wohl wissen, wer von diesen trefflichen Seemännern es war,« sagte Cleveland kalt, »der das Schiff hier, in der Schußlinie jener Batterie von sechs Kanonen vor Anker gehen ließ, die es, wenn sie will, zusammenschießen kann, ehe Ihr die Ankertaue zu kappen, oder in See zu gehen im Stande seid? Aeltere und bessere Matrosen mögen immerhin unter einem solchen Grobian dienen, für mich danke ich dafür, Capitain – das ist Alles, was ich Euch zu sagen habe.«

»Bei Gott, ich glaube, ihr seid Beide verrückt!« sagte Hawkins, der Bootsmann; »sich mit Säbel und Pistolen einander gegenüber zu stellen, mag ein recht guter Zeitvertreib sein, wenn man keinen bessern hat; aber wer zum Teufel, der gesunden Verstand hat, würde unter Leuten, die in einer Lage sind, wie die, in welcher wir uns befinden, jetzt einen Zank anfangen, damit die entenflügligen, schwimmfüßigen Kerle von der Insel da unterdessen uns Allen bequem die Hirnschädel einschlagen können!«

»Wohl gesprochen, alter Hawkins!« sagte Derrick, der Quartiermeister, ein Offizier von besonderem Gewicht unter diesen Seeräubern; »ich sage, wenn die beiden Capitaine sich nicht mit einander vertragen können, und nicht Kopf und Herz zusammenthun wollen, das Schiff zu vertheidigen, so laßt uns zum Teufel, Beide absetzen, und einen Andern an ihrer Stelle wählen!«

»Das heißt, Euch selbst, Herr Quartiermeister!« sagte Bunce, »aber, damit bleibt nur zu Hause. Wer über ordentliche Leute den Befehl führen will, muß selbst ein Ehrenmann sein, mein' ich, und ich gebe Capitain Cleveland meine Stimme, einem so muthigen, wackern Ehrenmanne, wie je einer die Welt bei Seite schob, und ihr vorbeizugehen gebot!«

»Was, Ihr nennt Euch einen Ehrenmann, glaub' ich!« entgegnete Derrick. »Hol Euch der Henker! Ein Schneider würde aus dem schlechtesten Lumpenpack in Eurer Schauspielergarderobe einen bessern zusammengeflickt haben. – Es ist eine Schande für wackere Leute, eine solche Stutzer-Vogelscheuche am Bord zu haben!«

Jack Bunce war über diese niedrigen Vergleiche so erbittert, daß er die Hand an den Säbel legte. Allein der Zimmermann und der Bootsmann legten sich in's Mittel; der Erstere schwang seine breite Axt, und schwur, daß er den Schädel dessen, der ausschlüge, in solchen Zustand versetzen wollte, daß kein Flicken mehr haften sollte, und der Letztere erinnerte daran, daß nach ihren Gesetzen aller Zank, Schläge und besonders Fechten an Bord streng verboten sei, und daß, wenn Einer mit dem Andern etwas hätte, sie an das Land gehen, und dort in Gegenwart von zweien ihrer Kameraden die Sache mit Säbel oder Pistolen ausmachen sollten.

»Ich habe mit Niemanden Streit!« – sagte Goffe finster. »Capitain Cleveland hat sich hier auf den Inseln herumgetrieben und sich lustig gemacht – und wir haben Zeit und Geld damit verloren, auf ihn zu warten, während wir unsere Kasse mit zwanzig oder dreißig tausend Dollars hätten vermehren können. Indessen, wenn es den übrigen Herren Abenteurern gefällig ist, so habe ich nichts dawider!« –

»Ich schlage vor,« sagte Hawkins, »nach unseren Gesetzen einen allgemeinen Rath in der großen Kajüte zusammen zu berufen, um zu überlegen, was in dieser Sache zu thun ist.«

Dieser Vorschlag des Bootmanns erhielt allgemeinen Beifall, denn Alle fanden bei dem großen Rathe, in welchem Jeder von den Räubern eine freie Stimme hatte, ihre Rechnung. Der größere Theil der Mannschaft schätzte indessen diese Freiheit nur deßwegen, weil bei allen solchen feierlichen Gelegenheiten eine unbeschränkte Vertheilung von geistigen Getränken stattfand – ein Recht, dessen sie sich zur Unterstützung bei ihren Berathungen in der größten Ausdehnung zu bedienen, nicht unterließen. Einige Abenteurer, welche neben der Verwegenheit und Verderbtheit, der Folge ihres Gewerbes, noch einige Ueberlegung besaßen, pflegten sich bei solchen Gelegenheiten innerhalb der Gränzen einer verhältnißmäßigen Nüchternheit zu erhalten, und sie waren es, welche unter der anscheinenden Gestalt eines Beschlusses des allgemeinen Raths, alle Dinge von Bedeutung entschieden, welche sich auf die Fahrt und die Unternehmungen der Seeräuber bezogen. Die Uebrigen ließen sich dann, wenn sie von ihrem Rausche wieder zu sich kamen, sehr leicht überreden, daß der angenommene Beschluß die gesetzmäßige Willenserklärung der vereinigten Weisheit des ganzen Senats gewesen sei.

Bei dieser Gelegenheit war das Gelag so weit gegangen, bis der größere Theil des Schiffsvolkes, wie gewöhnlich, die Wirkungen der Trunkenheit in ihrer thierischesten und niedrigsten Gestalt verrieth – leere, unverständige Flüche brüllte – die schrecklichsten Verwünschungen in reiner Herzensfröhlichkeit ausstieß, und Lieder sang, deren Unsittlichkeit nur von ihrer Ruchlosigkeit übertroffen wurde. Aus dieser irdischen Hölle hatten sich die beiden Capitaine, mit einem oder zweien ihrer Haupt-Anhänger, so wie dem Zimmermann und Bootsmann, die bei solchen Gelegenheiten allmal eine Hauptstimme hatten, zu einem Pandämonium oder geheimen Rath versammelt, um zu erwägen, was geschehen solle, denn wie der Bootsmann bildlich sagte, wären sie in einem engen Canale und müßten das Fahrwasser lootsen.

Als sie ihre Betrachtungen begonnen hatten, bemerkten Goffe's Freunde zu ihrem großen Mißvergnügen bald, daß er die nützliche Regel, auf welche wir uns so eben bezogen, nicht beachtet, sondern seinen Aerger über die plötzliche Erscheinung Clevelands und dessen Empfang von Seiten des Schiffsvolks, zu ertränken gesucht, und seine Vernunft zugleich mit überschwemmt habe. Seine natürliche Schweigsamkeit hatte dieß nicht bemerken lassen, bis die Versammlung ihre Erörterungen anfing, und wo er es nicht mehr zu verbergen vermochte.

Der Erste, welcher sprach, war Cleveland. Er sagte, daß er, weit entfernt, den Oberbefehl des Schiffes zu begehren, sich nur die Gunst erbitte, daß man ihn auf einer Insel oder Holm in einiger Entfernung von Kirkwall aussetzen und ihn dann für sich selbst sorgen lassen möge.

Der Bootsmann machte gegen diesen Entschluß große Einwendungen. Die Bursche, sagte er, kennten Cleveland alle sehr gut, und wüßten, daß sie sich auf seinen Muth so wie auf seine Steuermannskunst verlassen könnten; überdieß ließe er den Grog nie die Oberhand gewinnen, und sei immer in gehörigem Stande, entweder das Schiff zu vertheidigen, oder zu lenken, so daß es also immer Jemand gäbe, der den Cours halten könne, wenn er an Bord sei. – »Was nun den edlen Capitain Goffe betrifft,« fuhr der Vermittler fort, »so hat wohl noch nie ein unverzagteres Herz Zwieback gebrochen, und das will ich gegen Jeden behaupten; aber – wenn er seinen Grog am Bord hat – ich sage es ihm hier in's Gesicht – so hat er so verwünschte Kniffe und Schnurren im Kopfe, daß kein Auskommen mit ihm ist. Ihr werdet euch Alle erinnern, wie er das Schiff zum Spaß beinahe hätte auf das verdammte Pferd von Cozinscha, wie man es nennt, auflaufen lassen; und dann wißt ihr, wie er einmal sein Pistol unter dem Tische abfeuerte, als wir im großen Rathe saßen, und den armen Jack Jenkins in's Bein schoß, ein Spaß, der dem armen Teufel sein Bein kostete.«

»Jack Jenkins war deßwegen nicht um einen Spahn schlechter daran;« sagte der Zimmermann; »ich nahm ihm das Bein mit meiner Säge so gut ab, als irgend so ein Schlucker auf dem Lande es gethan haben könnte – machte meine Axt glühend, und brannte den Stumpf – ja, bei –![Flüche sind durch "–" ersetzt - adelheidis ] und machte ihm ein hölzernes Bein, mit dem er eben so gut umherhinkt, wie sonst, denn Jack konnte doch nie schnell segeln.«

»Du bist ein kluger Kerl, Zimmermann!« erwiderte Hawkins, der Bootsmann, »ein verwünscht kluger Kerl! Aber ich will denn doch deine Säge und deine rothglühende Axt lieber an den Schiffskniehölzern, als an meinen arbeiten sehen, der Henker bohr mich in den Grund! – Aber davon ist hier nicht die Rede – die Frage ist die: ob wir Capitain Cleveland sollen gehen lassen, der ein Mann von Ueberlegung und Entschlossenheit ist, was meines Bedünkens den Lootsen über Bord werfen hieße, wenn der Wind von der Seeküste weht. Ich muß aber auch sagen, daß es einem ehrlichen Herzen nicht zusteht, seine Kameraden so zu verlassen, nachdem sie so lange auf ihn gewartet haben, bis sie nicht mehr wenden können. Unser Wasser ist beinahe all, und wir haben so lange geschmaust, daß die Lebensmittel ebenfalls knapp geworden sind. Wir können ohne Lebensmittel nicht segeln, und wir können diese nicht ohne den guten Willen der Leute von Kirkwall erhalten. Wenn wir noch länger hier bleiben, so kommt uns der Halcyon, die Fregatte, über den Hals – man hat sie schon vor zwei Tagen auf der Höhe von Peter Head gesehen – und dann hängen sie uns in die Raa-Nocke, bis uns die Sonne ausgetrocknet hat. Capitain Cleveland kann uns aus dieser Klemme helfen, wenn irgend Jemand es kann. Er kann gegen die Leute von Kirkwall den artigen Mann spielen, und weiß, wie er im Bösen und im Guten mit ihnen umzugehen hat.«

»So wollt ihr also den ehrlichen Capitain Goffe auf Grasung schicken?« sagte ein alter verwitterter Pirat mit einem Auge; »ja, wenn er auch seine Launen hat, und mir in seinen Gedanken und Schnurren mein Auge aus dem Kopfe geschmissen hat, so ist er nichtsdestoweniger ein ehrlicher Mann, als nur je Einer auf der Schanze umhergegangen ist! Und hol' mich der Teufel, wenn ich es nicht so lange mit ihm halte, als die andere Laterne noch brennt!«

»Aber ihr hört mich nicht aus,« sagte Hawkins; »man könnte eben so gut mit den Schwarzen reden. Ich sage euch, ich schlage nur vor, daß Capitain Cleveland von ein Uhr post meridiem bis fünf Uhr a. m. Capitain sein soll, während welcher Zeit Goffe immer betrunken ist.«

Der Capitain, dessen er zuletzt erwähnte, bestätigte seine Worte dadurch hinlänglich, daß er ein unarticulirtes Gebrumme ausstieß, und dem Vermittler Hawkins ein Pistol auf die Brust setzen wollte.

»Da seht ihr's nun!« sagte Derrick, »das ist die ganze Ueberlegung, die er hat, sich an einem Rathstage zu betrinken, wie einer von jenen armen Tröpfen!«

»Ja,« sagte Bunce, »trunken, wie des Teufels Sau, im Felde, beim Kampfe, bei der Berathung!«

»Nichtsdestoweniger,« fuhr Derrick fort, »wird nie etwas dabei herauskommen, zwei Capitaine an einem und demselben Tage zu haben. Ich denke, eine Woche um die andere würde besser sein – und laßt Cleveland die erste Woche haben.«

»Es gibt hier Mehrere, die noch eben so gut sind, als alle Beide,« sagte Hawkins; »indessen habe ich nichts gegen Capitain Cleveland einzuwenden, und denke, daß er uns eben so gut wie ein Anderer, in das Fahrwasser bringen wird.«

»Ja,« antwortete Bunce, »und wird dann doch diese Kirkwaller etwas besser zur Vernunft zu bringen wissen, als sein nüchterner Vorgänger! Also Capitain Cleveland für immer!«

»Halt, ihr Herren,« sagte Cleveland, der bisher still geschwiegen hatte, »ich hoffe doch nicht, daß ihr mich ohne meine Einwilligung zum Capitain erwählen werdet?«

»Ja allerdings, bei dem blauen Himmelsgewölbe,« sagte Bunce, »wenn es pro bono publico ist!«

»So hört mich wenigstens an!« sagte Cleveland. »Ich willige ein, den Oberbefehl des Schiffes zu übernehmen, da ihr es wünscht, und weil ich sehe, daß ihr ohne mich aus dieser Klemme nicht gut herauskommen würdet.«

»Nun dann, so sage ich noch einmal, Cleveland für immer!« rief Bunce freudig aus.

»Sei ruhig, lieber Bunce, ehrlicher Altamont!« sagte Cleveland; »ich unternehme das Geschäft unter der Bedingung, daß, wenn ich das Schiff zu seiner weitern Fahrt in gehörige Bereitschaft gesetzt, mit Lebensmitteln versehen habe u. s. w., Capitain Goffe, wie ich vorher sagte, den Oberbefehl wieder erhält, und ihr mich irgendwo an das Land setzt, und mich mir selbst überlaßt – Ihr seid dann sicher, daß ich euch nicht verrathe, weil ich bis auf den letzten Augenblick bei euch aushalte.«

»Und auch nach dem letzten Augenblick, bei dem blauen Himmelsgewölbe, oder ich müßte mich sehr irren!« brummte Bunce vor sich hin.

Es wurde nun abgestimmt, und das Schiffsvolk hatte ein so unbedingtes Vertrauen zu Clevelands größerer Gewandtheit und Einsicht, daß die einstweilige Absetzung Goffe's, selbst bei seinen eigenen Anhängern, nicht den geringsten Widerspruch fand, indem diese vernünftig genug bemerkten, daß er wenigstens hätte nüchtern bleiben sollen, um seinen eigenen Vortheil wahrzunehmen – nun möge er es aber selbst am nächsten Morgen in Richtigkeit bringen, wenn er wolle.

Als aber der nächste Morgen kam, sprach selbst der betrunkene Theil des Schiffsvolkes, als er von dem Ausgange der Berathschlagung der Versammlung unterrichtet worden war, zu welchem seine Beistimmung als gegeben angenommen wurde, seine Ueberzeugung von Clevelands Verdiensten so deutlich aus, daß Goffe, so mürrisch und unzufrieden er auch war, es für das Beste hielt, für jetzt seinen Unwillen zu unterdrücken, eine gelegnere Zeit abzuwarten, wo er ihm freien Lauf lassen könnte, und sich der Absetzung zu unterwerfen, welche bei der Mannschaft eines Piraten nichts Seltenes war.

Cleveland beschloß seinerseits, die Schiffsmannschaft mit Nachdruck, und unverzüglich, aus ihrer gefährlichen Lage zu reißen. Zu diesem Ende ließ er das Boot aussetzen, um in eigener Person an das Land zu gehen, und nahm zwölf der stärksten und besten Leute mit, welche sehr gut angezogen waren (denn der gute Erfolg des schändlichen Gewerbes hatte die Piraten in den Stand gesetzt, sich beinahe eben so gut zu kleiden, als ihre Offiziere), und von denen vor Allem Jeder mit Säbel und Pistolen bewaffnet war, und Einige sogar noch Enterbeile und Dolche trugen. Cleveland selbst war sehr zierlich in einen blauen, mit hochrothem Seidenzeuge gefütterten und mit goldenen Tressen reich besetzten Rock, eine hochroth-damastene Weste und Beinkleider, eine reich gestickte Sammtmütze mit einer Feder, weiße seidene Strümpfe und Schuhe mit rothen Hacken gekleidet, die modernste Tracht unter den Weltleuten der damaligen Zeit. An einer goldenen Kette, die er mehreremale um den Hals geschlungen hatte, hing eine Pfeife von eben diesem Metall, das Zeichen seiner Würde. Vor Allem aber trug er einen Schmuck, welcher diesen kühnen Räubern eigenthümlich war, nämlich außer einem oder zwei Paar Pistolen, die sie gewöhnlich im Gürtel hatten, zwei andere Paare mit den schönsten Beschlägen und von ausgezeichneter Arbeit, welche in einer Art von hochrother Schärpe oder Band, über die Schulter hingen. Das Heft und der Beschlag von dem Degen des Capitains waren von ähnlichem Werth, wie seine übrige Ausrüstung, zu welcher sein natürlicher Anstand so gut paßte, daß er von der Schiffsmannschaft mit einem allgemeinen Freudengeschrei empfangen wurde, als er auf dem Verdeck erschien, denn diese Menschen urtheilen nach dem Auge, wie das gemeine Volk gewöhnlich.

Cleveland nahm mit den Andern auch seinen Vorgänger im Amte, Goffe, mit in das Boot; dieser war sehr reich gekleidet, aber da er nicht eben den Vortheil des Aeußern wie Cleveland besaß, nahm er sich wie ein Bauer im Kleide eines Hofmannes aus, oder vielmehr wie ein gemeiner Buschklepper in den geraubten Kleidern eines von ihm Ermordeten und dessen Ansprüche auf das Eigenthum seiner Kleider, in den Augen Aller die ihn sehen, durch das Gemisch von Plumpheit, Gewissensbissen, Grausamkeit und Unverschämtheit, welches sich in seinen Zügen ausspricht, doppelt verdächtig werden. Cleveland nahm Goffe wahrscheinlich deßwegen mit sich an's Land, um ihm jede Gelegenheit zu rauben, in seiner Abwesenheit das Schiffsvolk von ihm abwendig zu machen. So verließen sie das Schiff, und erreichten, unter Gesang und Rudern, und während das Wasser bei ihrem Chore höher aufschäumte, bald den Quai von Kirkwall.

Den Oberbefehl über das Schiff erhielt unterdessen Bunce, auf dessen Treue Cleveland, wie er wußte, sich vollkommen verlassen konnte, und dem er in einer ziemlich langen Unterredung noch einige Verhaltungsbefehle für den Fall der Noth gab.

Nachdem diese Anstalten getroffen worden waren, und Bunce wiederholte Weisungen erhalten hatte, gegen die Anhänger Goffe's und einen Angriff von der Küste aus gleich sehr auf seiner Hut zu sein, stieß das Boot ab. Als es sich dem Hafen näherte, ließ Cleveland eine weiße Flagge aufziehen, und konnte nun deutlich bemerken, daß die Erscheinung seiner Leute sehr viel Getümmel und Bewegung veranlasse. Man sah die Menschen hin und wieder laufen, und Einige schienen sich zu bewaffnen. Die Batterie wurde eilig besetzt und die englische Flagge aufgezogen. Dieß waren beunruhigende Zeichen, denn obgleich Cleveland sehr wohl wußte, daß keine Artilleristen in Kirkwall waren, so gab es doch dort mehrere Matrosen, welche mit der Behandlung des groben Geschützes umzugehen wußten, und diesen Dienst im Nothfall gern übernommen haben würden.

Wenn Cleveland diese Vorbereitungen auch mit wachsamen Augen beobachtete, so verrieth doch sein Gesicht keine Unentschlossenheit oder Furcht, und er ließ das Boot gerade auf den Quai zulaufen, auf welchem mehrere Leute theils mit Musketen, Büchsen und Vogelflinten, theils mit Halbpieken und Wallfischmessern bewaffnet, versammelt standen, als ob sie sich seiner Landung widersetzen wollten. Dem Anscheine nach waren sie jedoch nicht entschieden, welche Maßregeln sie ergreifen sollten; denn als das Boot an den Quai herankam, zogen sich die Vordersten zurück, und ließen Cleveland und seine Leute ungehindert an das Ufer springen. Diese stellten sich augenblicklich auf, Zweie ausgenommen, welche auf des Capitains Befehl im Boote blieben, mit welchem sie etwas zurückruderten, ein Manöver, welches das Boot (das einzige, das die Schaluppe hatte) außer Gefahr brachte, und zugleich ein gewisses sorgloses Vertrauen von Seiten Clevelands und seiner Leute andeutete, welches darauf berechnet war, ihren Gegnern Furcht einzuflößen.

Die Kirkwaller verläugneten das alte nordische Blut nicht, benahmen sich mannhaft bei der Sache, und blieben auf dem Quai mit geschulterten Waffen, den Räubern gerade gegenüber, stehen, so daß sie ihnen den Eingang zu der Straße versperrten, welche in die Stadt führte. Cleveland war der Erste, welcher sprach, während die beiden Haufen sich so einander anblickten. »Was ist das, ihr Herren Bürger?« sagte er. »Seid ihr Orkney-Leute zu Hochländern geworden, daß ihr schon so früh am Morgen unter Waffen steht? Oder habt ihr den Quai besetzt, um mir die Ehre einer Begrüßung bei der Uebernahme von dem Oberbefehle meines Schiffes zu erweisen?«

Die Bürger sahen sich unter einander an, und Einer derselben antwortete Cleveland: »Wir wissen nicht, wer Ihr seid; jener andere Mann – auf Goffe zeigend – pflegte, wenn er an's Ufer kam, sich als Capitain zu benehmen.«

»Der andere Herr ist mein Lieutenant, und befehligte in meiner Abwesenheit,« sagte Cleveland; »aber wie gehört das hierher? Ich wünsche mit eurem Lord Mayor, oder wie ihr ihn sonst nennt, zu reden.«

»Der Provost sitzt mit den Rathsherren zu Rathe,« antwortete der Sprecher.

»Desto besser,« erwiderte Cleveland. »Wo pflegen die gestrengen Herren sich zu versammeln?«

»Auf dem Rathhause!« war die Antwort.

»So laßt uns durch, ihr Herren, wenn es euch gefällig ist, denn ich und meine Leute, wir wollen dahin gehen.«

Die Bürger fingen an, untereinander zu flüstern, mehrere aber waren noch unentschieden, ob sie sich in einen vielleicht unnöthigen Kampf mit solchen verzweifelten Leuten einlassen sollten, und die Entschlosseneren überlegten schnell, daß man sich der Fremden vielleicht in dem Hause oder in den engen Straßen, durch die sie gehen mußten, leichter bemeistern konnte, als wenn sie hier in Schlachtordnung aufgestellt blieben. Man ließ sie also unangetastet gehen, und durch Clevelands Vorsichtsmaßregeln, welche darin bestanden, sehr langsam zu marschiren, seine Leute sich dicht zusammenhalten, Niemanden seiner kleinen Abtheilung in die Flanke kommen, und vier Leute, welche seinen Nachtrab bildeten, von Zeit zu Zeit umkehren und nach hinten Fronte machen zu lassen – wurde es sehr gefährlich, einen Angriff auf den Haufen zu versuchen.

Auf diese Art kamen sie die enge Straße hinauf und erreichten das Rathhaus, wo die Rathsherren wirklich versammelt waren, wie der Bürger Cleveland gesagt hatte. Hier fingen die Einwohner an, näher zu kommen, um es zu versuchen, ob sie sich unter die Piraten mischen, das Gedränge an dem engen Eingange benutzen, und sich ihrer bemächtigen könnten, ehe sie Raum hätten, sich ihrer Waffen zu bedienen. Aber auch dieß hatte Cleveland vorausgesehen; er ließ daher, ehe er in den Rathssaal trat, den Eingang säubern und besetzen, und befahl vieren seiner Leute gegen die Straße hinunter Fronte zu machen, und eben so vielen, sich denen entgegen zu stellen, die sich von oben herunterdrängten. Die Bürger wichen vor den wilden, schwarzen, sonneverbrannten Gesichtern, so wie vor den angeschlagenen Gewehren dieser Verwegenen, und Cleveland trat mit den Uebrigen seines Haufens in den Rathssaal, wo die Rathsherren saßen, von wenigen Unterbedienten umgeben. Sie waren so von den Bürgern ganz abgeschnitten, welche von ihnen Verhaltungsbefehle erwarteten und vielleicht mehr in Clevelands Händen, als er mit seiner Handvoll Leute in denen der Menge war, die ihn umgab.

Die Rathsherren schienen die Größe der Gefahr einzusehen, denn sie blickten einander in einiger Bestürzung an, als Cleveland sie folgendermaßen anredete:

»Guten Morgen, ihr Herren; ich hoffe, es findet zwischen uns kein Groll Statt. Ich bin hierher gekommen, um mit euch wegen der Lebensmittel zu reden, die ich für mein Schiff haben möchte, welches dort auf der Rhede liegt. Wir können ohne sie nicht absegeln.«

»Euer Schiff?« sagte der Bürgermeister, ein Mann von Verstand und Entschlossenheit, »woran sollen wir erkennen, daß Ihr der Capitain desselben seid?«

»Seht mich an,« erwiderte Cleveland, »und ich glaube, Ihr werdet nicht noch einmal fragen.«

Der Bürgermeister sah ihn an, und hielt es nun für besser, diesen Theil der Untersuchung nicht weiter zu verfolgen, sondern fuhr fort: »Und wenn Ihr der Capitain des Schiffes seid, woher kommt es und wohin geht es? – Ihr seht zu sehr aus wie Jemand, der zu einem Kriegsschiffe gehört, um der Befehlshaber eines Kauffahrteischiffes zu sein, und wir wissen, daß Ihr nicht zur englischen Marine gehört.«

»Es gibt außer denen, die unter brittischer Flagge segeln, auch noch andere Kriegsschiffe,« erwiderte Cleveland, »aber angenommen, daß ich der Befehlshaber eines Kauffahrteischiffes wäre, und gesalzene Fische und Felle, gegen Taback, Franz- und Wachholderbranntwein und dergleichen eintauschen wollte, so werden die Kaufleute von Kirkwall doch nicht so hart gegen mich sein, mir gegen mein baares Geld Lebensmittel zu verweigern?«

»Seht einmal, Capitain,« sagte der Rathsschreiber, »wir sind so engherzig nicht, denn wenn Leute von Eurer Farbe hierher kommen, so ist es damit – wie ich schon dem Bürgermeister sagte – gerade so, wie es der Kohlenbrenner machte, als er dem Teufel begegnete; das heißt, daß wir ihnen nichts thun, wenn sie uns nichts thun. Da steht der Herr (indem er auf Goffe zeigte), der vor Euch Capitain war, und auch wohl noch einmal wieder Capitain sein kann (darin hat der Schuft ganz recht, murmelte Goffe); er wird es wissen, wie anständig wir ihn bewirtheten, bis er und seine Leute anfingen, wie höllische Teufel in der Stadt umher zu laufen.«

»Da steht Einer davon! Das ist derselbe Kerl, der mein Dienstmädchen auf der Straße anhielt, als sie auf dem Heimwege die Laterne vor mir hertrug, und der sie vor meinen Augen mißhandelte!«

»Wenn es Euer edlen Lordschaft Ehre und Ruhm beliebt,« sagte Derrick, der Kerl, auf den der Rathsschreiber deutete, »ich war es nicht, der den Leuchter beidrehte, der die Laterne auf dem Hintertheil führte – das war ein anderer Mann.«

»Nun, wer war es?« sagte der Bürgermeister.

»Ja! Euer Majestäts Gestrengen zu dienen,« sagte Derrick, indem er mehrere Matrosen-Bücklinge machte, und nun das Aeußere des würdigen Rathsmannes selbst so genau als möglich beschrieb: »es war so ein ältlicher Herr, von holländischer Bauart, rund am Vordertheil mit einer weißen Perücke, und rother Nase, sehr wie Ew. Majestät, wenn ich nicht irre, und« – fügte er hinzu, indem er sich an einen Kameraden wandte – »meinst du nicht, Jack, der Kerl, der das hübsche Mädchen mit der Laterne neulich Abend küssen wollte, sah Seiner Gestrengen sehr ähnlich?«

»Bei Gott, Tom Derrick,« sagte der Angeredete, »ich glaube, es ist derselbe Mann!«

»Das ist eine Unverschämtheit, die euch theuer zu stehen kommen dürfte, ihr Herren!« sagte der Bürgermeister, mit Recht über diese Frechheit erbittert. »Ihr habt hier in der Stadt gehauset, als ob ihr in einem indischen Dorfe auf Madagascar wäret. Ihr selbst, Capitain, wenn Ihr anders Capitain seid, waret nur gestern noch der Urheber eines neuen Lärms. Wir werden Euch nicht eher Lebensmittel geben, als bis wir genauer unterrichtet sind, wen wir damit versorgen. Und glaubt nicht, daß Ihr uns einschüchtern könnt – ich brauche nur mit diesem Schnupftuche zu diesem Fenster hinauszuwinken und Euer Schiff sinkt. Bedenkt, daß es in der Schußlinie von den Kanonen unserer Batterie liegt.«

»Und wie viele von diesen Kanonen mögen außer Stande sein?« sagte Cleveland. Er warf diese Frage so hin, sah aber sogleich an einer gewissen Verwirrung, die der Bürgermeister umsonst zu verbergen suchte, daß die Artillerie von Kirkwall sich nicht in der besten Ordnung befinden müsse. »Nun, Lord Mayor, sagte er, »einschüchtern wird bei uns so wenig helfen, als bei Euch. Eure Kanonen werden den armen alten Matrosen, die sie bedienen sollen, mehr Schaden thun, als unserer Schaluppe, und wenn wir der Stadt eine volle Lage geben, so wird Euer Weiberputz auch in einige Gefahr kommen. Und was das betrifft, daß unsere Matrosen zu Lande zuweilen etwas ausgelassen sind, wann sind Matrosen überhaupt je anders gewesen? Da sind die Grönlandfahrer, die zuweilen hier eine Teufelswirthschaft machen, und selbst die Holländer machen Bockssprünge in den Straßen von Kirkwall, wie die Meerschweine, ehe sich ein Sturm erhebt. Man hat mir gesagt, Ihr wäret ein Mann von Verstande, und ich bin gewiß, daß Ihr und ich die ganze Sache durch eine Unterredung von einigen Minuten abmachen könnten.«

»Nun gut,« sagte der Bürgermeister, »so will ich hören, was Ihr zu sagen habt, wenn Ihr mit mir kommen wollt.«

Cleveland folgte ihm in ein kleines inneres Zimmer, und redete, als sie dort angekommen waren, den Bürgermeister mit den Worten an: »Ich will meine Pistolen ablegen, wenn Ihr Euch etwa davor furchtet ...«

»Hol' der Henker Eure Pistolen,« antwortete der Bürgermeister, »ich habe dem Könige gedient, und scheue mich vor dem Geruche des Pulvers so wenig, als Ihr.«

»Desto besser,« sagte Cleveland, »so werdet Ihr mich um so kälter anhören. Laßt uns also sein, was wir sind, und wofür Ihr uns haltet: was kann in des Himmels Namen, weiter daraus entstehen, daß Ihr uns hier aufhaltet, als Mord und Blutvergießen? Und darauf sind wir, wie Ihr mir glauben könnt, weit besser vorbereitet, als Ihr. Die Sache ist ganz einfach – Ihr wollt uns gern los sein – wir wollen gern gehen. Gebt uns die Mittel, abzusegeln, und wir verlassen Euch sogleich.«

»Hört, Capitain,« sagte der Bürgermeister, »ich dürste nach Niemandes Blut. Ihr seid ein netter Kerl, wie es deren, zu meiner Zeit, mehrere unter den Buccaniers gab – aber ich möchte Euch wohl ein besseres Gewerbe wünschen. Ihr solltet die Lebensmittel für Euer Geld recht gern haben, wenn Ihr Euch nur ganz aus diesen Meeren entfernen wolltet, aber da steckt der Knoten. Die Fregatte Halcyon wird jeden Augenblick hier erwartet; sobald sie hört, daß Ihr hier seid, wird sie auf Euch Jagd machen, denn nichts lieben die Weißklappen mehr, als einen Seeräuber – Ihr habt gewöhnlich eine Ladung Dollars an Bord. Nun, die Fregatte kommt also her, bringt Euch unter ihren Stern ...«

»Sprengt uns in die Luft, wenn's Euch so recht ist,« sagte Cleveland.

»Nein, wenn es Euch so recht ist, Capitain,« sagte der Bürgermeister, »aber was soll dann aus der guten Stadt Kirkwall werden, die mit des Königs Feinden im Complot und unter einer Decke zu stecken erscheint? Der Flecken muß eine schöne Summe Geldes als Strafe bezahlen, und der Bürgermeister kommt vielleicht nicht einmal so leicht weg.«

»Nun gut,« sagte Cleveland, »ich sehe schon, wo Ihr hinaus wollt. Gesetzt nun, ich segelte um Eure Insel herum, und liefe in den Hafen von Stromneß ein; dort könnten wir bekommen, was wir brauchen, ohne daß es den Anschein hätte, als ob Kirkwall oder der Bürgermeister darum wüßte, und wenn je davon die Rede sein sollte, nun, so dürfte Euer Mangel an Mitteln zur Gegenwehr, oder unsere Uebermacht, ein hinlänglicher Entschuldigungsgrund sein.«

»Das mag sein,« sagte der Bürgermeister, »aber wenn ich Euch erlaube, Eure gegenwärtige Stelle zu verlassen, und nach einem andern Orte zu gehen, so muß ich Sicherheit haben, daß Ihr dem Lande kein Leid zufüget.«

»Und wir,« sagte Cleveland, »müssen auf unserer Seite ebenfalls Sicherheit haben, daß Ihr uns nicht aufhaltet, indem Ihr die Sache hinzieht bis der Halcyon an der Küste ist. Ich selbst will als Geisel von unserer Seite am Lande bleiben, wenn Ihr mir Euer Wort geben wollt, mich nicht zu verrathen, und eine obrigkeitliche Person, oder sonst Jemand von Bedeutung, an Bord der Schaluppe zu senden, wo seine Sicherheit eine Bürgschaft für die meinige ist.«

Der Bürgermeister schüttelte den Kopf, und meinte, daß es schwer werden dürfte, Jemand zu finden, der sich unter so gefährlichen Umständen zur Geißel hergeben würde, sagte aber, er wolle die Uebereinkunft denen aus dem Rathe mittheilen, denen man eine Sache von solcher Wichtigkeit anvertrauen dürfe.


 


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